Unterschätzter Dauerläufer – Das Uher CG 360
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Moin, moin,

heute darf ich Euch etwas vorstellen, was schon seit ein paar Tagen meine Laufwege blockiert. Ein Tapedeck aus München.

Ich hoffe auf Eure konstruktive Kritik. Wer mehr zum Thema Uher wissen will, der schaue auch in das Uher-Buch der Herren Flader / Remmers (s. Quellen), in dem der CG360 leider nur wenig Platz einnimmt..

Mein erster Uher CG 360 erreichte mich einstmals recht knopflos und in Folge einer Auktion, die ich damals für gewonnen hielt. „Gewonnen“ hatte ich, bei Lichte betrachtet, eigentlich nichts, zumal der Uher defekt, zudem, wie angedeutet, nicht ganz komplett war, und ich halt etwas dafür bezahlt hatte. Nicht ganz wenig, wie ich mit inzwischen etwas mehr Erfahrung weiß.
Die Suche nach Kassettengeräten in viel zu leicht erreichbaren Auktionsplattformen einzuschränken, hatte ich meine Jagd auf europäische und auf 3-Kopf-Decks beschränkt. (Wie die beiden Artikel über Nakamichi belegen.) Davon sollte es nicht so viele geben. Der konsequenten Logik der Askese folgend, machte ich mich also bis in die letzte Quellen-“Ecke“ auf die Suche nach Geräten, die diese Anforderungen erfüllen könnten. Eine Liste entstand. Und nicht erst nach dem Aufschrauben meines ersten Uher traf mich die Erkenntnis, daß man von den Veröffentlichungen im Internet eigentlich gar nichts glauben darf. Eben, der Uher ist kein 3-Kopf Deck.

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Ist man auf der Jagd, und erspäht gleich zwei Beutestücke gleichzeitig, dann kann man sich entweder auf eines beschränken und das andere ziehen lassen, gleichsam riskieren, beide zu verlieren. Oder man stellt genügend Fallen für alle auf.
Ich hatte also zwei Uher ersteigert. Natürlich beide mit nicht-drei-Köpfen und beide gleichsam umfangreich knopflos.

Der Sammler erkennt den wahren Trottel, wenn der von mühsam Erjagtem das Seltenere weg gibt. Da helfen auch keine abgerungenen Erklärungen. Mein zweiter Uher verfügte nämlich über eine eingebaute Endstufe. Kassettengeräte mit Endstufe sind kein „Deck“. Also verlor er seinen einzigen Knopf und verschwand wieder in der virtuellen Realität, aus der er entsprungen war.
Weniger unbeknopft, aber immer noch nicht vollständig, präsentierte sich weiterhin meine Erstlingsbeute. Und so machte ich mich also auf die Suche nach Ersatzteilen und wurde tatsächlich bei einem Hamburger Händler fündig. Doch hatte Uher ja verschiedene Knopfformen verbaut, der Händler aber nur eine am Lager, so daß ich weitersuchen mußte. Immerhin: Ein Knopf mehr, als vorher.

Eine weitere Auktion brachte ein paar Euro nach München und ein netter Münchner Ostsee-Urlauber einen Ersatzteilträger nach Hamburg.
Nun hatte ich also ausreichend Knöpfe und sozusagen wieder etwas „Uher“ obendrauf. Oder zwei unvollständige Uher.

Mit den Jahren bekommt man etwas Erfahrung, sucht nur noch „wichtige“ Dinge gezielt, kauft Anderes bestenfalls, wenn es einem zu angemessenen Preisen über den Weg läuft. Ein profilaktisches Ein-Euro-Gebot brachte mir den dritten Uher ins Haus.
Kaum war der da, fand ich bei einem 2nd-Hand-Laden ein als „Verstärker“ bezeichnetes schwarzes Etwas. Der Händler schwärmte, auf meine ungläubige Nachfrage, von dem tollen Klang des Verstärkers. Die Herausforderung nahm ich an, überzeugte ihn, das Fehlen der Lautsprecherbuchse am Heck beweise, der „Verstärker“ sei kaputt, und müsse daher billiger werden. Wurde er dann auch. Der vierte Uher war angekommen.
Übrigens: Nichts gegen den armen Händler: „ersatzteilblitz.de“ führt den Uher auch als Verstärker! Man müsste als „Blitz“ halt wissen, daß „CG“ „Cassetten Gerät“ bedeutet und Uher ein „Verstärker Gerät“ VG abkürzt. Interessierte mögen raten, was in der Münchner Nomenklatur wohl SG, LG und EG bedeuten mag.

Nun sollte also genug Material da sein, den einen oder anderen kompletten Uher zu generieren. Doch befürchte ich, werde ich am Ende neben den dann vollständigen Recordern nicht nur „etwas Uher“ überbehalten, sondern zudem das Problem, dieses „Etwas“ komplettieren zu müssen. Darin unterscheidet sich für mich Uher von Akai.


Das „Kleine Schwarze“ für jeden Abend.
In tiefem Schwarz sieht er mich an. Etwas unausgewogen ist seine Gestaltung, die linke Hälfte seiner Front wirkt schwerer, als die rechte Seite, auf der sich wenig abzuspielen scheint. Seine Abmessungen sind eher ungewöhnlich, zumindest aus heutiger Sicht eher schmal.

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Auf den ersten Blick mag der Uher dem Publikum wie ein Außerirdischer vorgekommen sein. Man beachte, Tapedecks waren damals Toplader, steckten mehrheitlich in Holzzargen und wirkten vielfach etwas grobschlächtig. Sofort identifizierbar wurden sie als Cassettengeräte durch ihr Kassettenfach mit mehr oder minder großem Fenster, das den Blick auf ihre Zweckbestimmung frei gab.
Der Uher hingegen besaß weder eine Klappe, noch, in seiner ersten Version, etwas was man als „Fenster“ hätte bezeichnen dürfen, das hätte erklären können, wozu der schwarze Reglerverschlag dienen sollte. So beschränkte sich der erste Eindruck auf die Vielzahl von Reglern, vornehmlich auf der linken Geräteseite, und die beiden großen Aussteuerungsinstrumente, die jedoch für die Mehrheit der Recorder-Besitzer, in Form und Ausmaß, ebenfalls nicht eben vertraut gewirkt haben dürften.

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Es fällt schwer, den Uher zeitlich einzuordnen. Schwarz mit Kunststoff-Front, das scheint in die zweite Hälfte der Siebziger zu passen. Schieberegeler waren schon vorher verbreitet. Doch fehlt jegliches Zierelement, jeglicher chromfarbener Streifen, was nicht eben auf die Siebziger, erst recht nicht auf die frühen Siebziger hinzudeuten scheint. Tipptasten mit Leuchtidikator, auch das ist nicht eben Zeichen der frühen Siebziger. Zumindest nicht in der Menge, wie hier verbaut.
Die Professionalität seines Auftritts rückt das Ambiente des Uher vielmehr in Richtung Dekadenwechsel. Oder?
Der Uher CG360 soll, so vintagecassette.com, im Jahre 1975 debütiert haben. Da irrt Wouter Heijke. Im Sommer 1974 stand das Gerät bereits auf dem Festival du Son in Paris, Ende 1974 debütierte das "highpriced piece of tape perfection" (The Grammophone 12/74) in London. Erstmals präsentiert worden war der Uher jedoch bereits im Vorjahr, wie die FUNKSCHAU in ihrem Funkausstellungsbericht: Magnetton in der Ausgabe 21 vom 12.10.73 berichtete. Damals noch mit schwarzer Front, jedoch mit weißem Korpus und weißen Knöpfen.

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DER SPIEGEL berichtete in einer Meldung in der Ausgabe 35 vom 26.08.74 über „... ein schwarz-elegantes Design ohne Kitsch und Schnörkel, wie aus den besten Tagen von Braun“.
Mit dem Rückzug eines Gros der deutschen Unterhaltungsindustrie aus dem HiFi-Segment, Anfang der Siebziger Jahre, hatte sich auch das Design der Heimgeräte verändert.
War die Gestaltung in der Aufbruchs-Phase von High Fidelity in Deutschland eher offensiv gewesen: eckige, silber strahlende Frontplatten, eingerahmt in eine Holzzarge, das Ganze in auffälligen Größenverhältnissen, so brachten die Siebziger mit der Beschränkung auf Kompaktanlagen und Receiver, die oft nicht einmal das Attribut „HiFi“ zur Schau gestellt hatten, auch einen neuen, dezenten Gestaltungstyp. „Softline“-Design war in. Mit den Herstellern von Schrankwänden hatte man sich in den späten Sechzigern auf Rastermaße für TV-Geräte geeinigt, die nun auch oftmals die Breite von Phono-Geräten vorgaben, dafür wurden die Geräte flacher, erhielten abgerundete Ecken und Kanten.
Von einem Luxusartikel wurde die Musikanlage zum Massenartikel, der auch in Größe und Gestaltung in jedes Wohnzimmer passen sollte.

Vor allem für jene „Tonjäger“ und „HiFi-Fans“, die sich aktiv mit Musik und ihrer Speicherung beschäftigten, begann die Industrie eine Abwandlung dieses Softline-Design einzuführen, das vorgab, sich an der Gestaltung von Studiogeräten zu orientieren.
,,,Höherwertiges erscheint im Profi-Styling (...), und die beherrschende Modefarbe der Designer ist Schwarz....“ berichtete DER SPIEGEL in der Ausgabe 37 vom 8.09.1975 von der Berliner Funkausstellung.
Eine Idee, die Uher bereits 1971 mit ersten schwarzen Frontplatten an Tonbandgeräten eingeführt hatte, stellte nun auch BASF, Grundig oder Graetz für Bandmaschinen, Steuergeräte und Kassettendecks vor. Zweifellos nicht, weil es darum ging, den Kunden mit professionellem Equipment zu versorgen, vielmehr als Reaktion auf eine Absatzflaute, die das zitierte Hamburger Nachrichtenmagazin auch zu dem Titel ihres Berichtes, „Resignation in Schwarz“, motiviert hatte.

DER SPIEGEL berichtet weiter, „Kassettengeräte und Radiorecorder“ seien „die Renner der Saison“. Vor allem mobile Kassettengeräte und Kombinationen fanden sich in den Katalogen der Fernsehgerätehersteller.
Im HiFi-Sektor war die Situation hingegen zwiespältig. Die Recorder-Branche litt unter Kinderkrankheiten und unter dem Joch oftmals schlechtem Bandmaterials. Die HIFI-STEROPHONIE fasste in ihrem HiFi-Jahrbuch 1975 die Erfahrungen von drei Jahren Recordertests zusammen: „Anfang 1973 begannen wir mit Messungen an Cassetten-Recordern, obwohl die Übertragungsdaten auch zu jenem Zeitpunkt noch als HiFi-untauglich angesehen wurden. (…). Mittlerweile gibt es zumindest einige wenige bessere Geräte, (…). ...gegenüber einfachen HiFi-Plattenspielern kann sich ein Cassetten-Recorder noch nicht behaupten, das Klangbild ist deutlich schlechter, dies insbesondere, da viele Hersteller von Musicassetten zu minderwertiges Bandmaterial verwenden. Weiterhin sind die Musicassettengehäuse oft von mangelhafter Qualität.
Auch ein Jahr später konnte erst ein Recorder die DIN-Norm in wirklich allen Punkten mehr als erfüllen, das Telefunken Magnetophon C3300; dies gelang jedoch nicht den TriTracer von Nakamichi, deren Topmodell 1000 für fast viertausend Mark Neupreis beinahe den Gegenwert eines Kleinwagens repräsentierte (Fiat 500 R, 1972-75, 4.390 Mark).

Doch auch ein Einstandspreis von jenseits von 1.600 Mark für ein Tapedeck war in der ersten Hälfte der Siebziger Jahre kein Sonderangebot. Ein VW Käfer 1302 kostete zu dieser Zeit in der Standardausführung 5.745 Mark (wiki). Der Uher repräsentierte also 1974 in seiner Grundausführung fast einen Drittel Käfer, zwei Jahre später immerhin noch 20% eines Golf I-Grundmodells (7.995 Mark). Wer gab so viel Geld für einen Kassettenrecorder aus, zumal eine Revox A77 kaum noch 2000 Mark kostete?

So war nicht nur Etsuro Nakamichis Versuch, das beste Kassettenlaufwerk der Welt zu bauen, keineswegs in deutschen Wohnzimmer überrepräsentiert.

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Als der Uher CG 360 im Prospekt „Audio-Zukunft Heute“, dem Uher-Gesamtprogramm 1973/74, debütierte, standen in den Wohnzimmern meist schmale Toplader im Kunststoff-Gehäuse oder als Teil einer Kompaktanlage, oder etwas breitere Toplader mit Metallgehäuse und Holzzarge.
Noch 1972 hatte neben Uhers mobilem Compact Report Stereo 124 nur ein einziger europäischer Hersteller ein Kassettengerät im HiFi-Jahrbuch Nr. 6 präsentiert. Diesem Tandberg TCD-300 stand Harman-Kardon, National (Matsushita), Otari, Pioneer, Sansui, Sony, Teac, Toshiba und JVC (Victor/Matsushita) gegenüber. Hersteller wie Philips, Körting, SEL oder Grundig hatten es wohl nicht für angebracht gehalten, ihre Geräte in einem HiFi-Jahrbuch zu präsentieren. Selbst im Neckermann-Katalog von 1971 konnte neben Körtings „HiFi-Tuner“ und „HiFi-Stereo-Verstärker nur ein „Stereo-Kassetten-Tonband-Deck“ mit einem Frequenzbereich von 50-10.000 Herz betrachtet werden.

Solch ein Körting von Neckermann war mein erstes nicht mobiles Kassettengerät, erreichte mich gebraucht, zusammen mit einem Körting Tuner und einem japanischen Neckermann Quadro-Verstärker, im Winter 1975/76 und ergänzte einen Bruns-Plattenspieler (RFT Ziphonia 523), der einen Winter zuvor ebenfalls dem Neckermann-Katalog entsprungen war.
Meine Erinnerung an die Kassettentechnik jener Tage hat viel mit „Leiern“ und „Bandsalat“ zu tun. Eine BASF-Cutterbox gehörte zur Grundausstattung, um die, gemessen am Taschengeld-Niveau, teuren Kassetten so lange wie möglich am Leben zu erhalten.

Wenn ich mich heute an den Körting erinnere, wenn ich heute auch zu dem Grundig CN-1000 hinüber schaue, der meinen Körting 1978 abgelöst hatte, dann scheint mir der Uher, mit dem ich momentan immer wieder spiele, wie ein kleines Wunder. Der funktioniert nämlich.
Ohne Kraftaufwand lassen sich die Tipptasten bedienen. Nur ein sanftes „Klick“ ertönt, und nur ein grünes Lämpchen über der eben berührten Taste signalisiert, daß etwas passiert. Kein erhöhtes Laufgeräusch stört bei Aufnahme oder Wiedergabe die Arbeit mit dem Uher. Und selbst das Ruhegeräusch des immerhin sicher fünfunddreißig Jahre alten Tonwellenmotors wirkt kaum störend und ist leiser, als das Betriebsgeräusch all jener Recorder, die ich sonst so staple. Soll heißen, ob ASC AS 3000, Revox B710 oder Nakamichi 682 ZX, der Uher bewegt sich leiser!
Aber nicht nur das Laufgeräusch, auch die Funktionsstabilität des Münchners ist beeindruckend. Hatte ich den Grundig Ende der Siebziger Jahre zwar heiß geliebt, muß ich doch konstatieren, daß mein „Montags-Gerät“ nicht immer das tat, was es sollte. In drei Jahren intensivstem Betrieb brach zweimal der Tonkopfträger ab – zugegebenermaßen das zweite mal nur, weil unsachgemäß verarbeitetes Pattex nicht der beste Kleber der Welt für mechanisch belasteten Kunststoff ist – und weigerte sich der Recorder mehrfach täglich und lautstark, auf „Pause“-Anforderung mit einem Anhalten zu reagieren. Die Grundig-Rauschunterdrückung erinnere ich eher als Instrument, einem Musikstück die Höhen vorzuenthalten. Anders beim Uher: Man drückt, er tut.
Und vermittelt bei dem, was er tut, den Eindruck solider Stabilität. Kein Vergleich mit den doch fühlbaren Toleranzen und dem notwendigen Kraftaufwand im Tastenspiel bei all den Recordern, die ich aus den Siebziger Jahren kannte und inzwischen kennengelernt habe. Und vermittelt bei dem was er tut, den Eindruck großer Souveränität und Zurückhaltung. Kein Vergleich mit den teils nahezu gewalttätigen Lautäußerungen so mancher Laufwerkssteuerung bei all den Recordern, die ich aus den Siebziger Jahren kannte und inzwischen kennengelernt habe.

Das durchschnittliche Bruttoarbeitsentgelt aller Rentenversicherten betrug gemäßt der Erhebung des Statistischen Bundesamtes im Jahre 1974 20.381 Mark, was monatlich etwa 1.698 Mark brutto bedeutet, wobei zu beachten ist, daß hier Urlaubs- und Weihnachtsgeld mit auf das Monatssalär verteilt, eingerechnet sind.
Je Haushalt – und der bestand statistisch gesehen oft aus mehreren „Verdienern“ und fast zwei Kindern – hatten 1974 20% der Bevölkerung zwischen 500 und 1.000 Mark, 21,6% zwischen 1.000 und 1.500 Mark, 17,9% zwischen 1.500 und 2.000 Mark, 20,1% zwischen 2.000 und 3.000, 9% zwischen 3.000 und 4.000, 5,2% zwischen 4.000 und 5.000, sowie 6,2% der Haushalte mehr als 5.000 Mark an monatlichem Nettoeinkommen zur Verfügung. Der Durchschnittshaushalt mit 1.500 bis 2.000 Mark Nettoeinkommen gab von seinem Einkommen im Schnitt 19,6% für Nahrungsmittel, 7,6% für Genußmittel, 9,5% für Bekleidung, 11% für Wohnungsmiete, 5% für Energie, 10,6% für die übrige Haushaltsführung, 8,9% für Verkehr und Nachrichten, 9% für Körper- und Gesundheitspflege, Bildung und Kultur, 12,5% für die Rücklagenbildung und noch 6,3%, also durchschnittlich 110 Mark im Monat, für die persönliche Ausstattung aus. (Quelle: Beiträge zur Strukturforschung, Heft 49 aus 1978 des Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, S. 71ff)
Mal eben in den Laden gehen und einen Uher kaufen? Von 110 Mark monatlich - lassen wir dem HiFi-Fan noch zehn Mark für den Rest der Familie - hätte er siebzehn Monate lang für einen Uher sparen dürfen. Wie vielen Durchschnittsverbrauchen war er das wohl wert gewesen? Wie viele Ehepartner hätten das wohl mitgemacht?
Ich jedenfalls hatte einen Körting bekommen, dessen Vorläufer im Katalog von 1971 für 299 Mark beworben worden war.
Als ich, Anfang der Achtziger Jahre, endlich den anvisierten Grundig CF 5500 hätte kaufen können, da lief die 100mm-Serie bei Grundig gerade aus. So ist das, wenn man auf HiFi sparen muß.

Macht man den Uher auf – hätte man das im Laden getan, wäre der Verkäufer wahrscheinlich ausgeflippt, so daß das Argument der „Verarbeitung“ nur selten zur Überzeugung von Frau und Kindern für einen Uher-Turbo-Sparplan hätte herhalten können – dann bemerkt man, nicht gleich, aber nach ausführlicher Betrachtung, daß da drinnen schon so einiges anders ist, als bei anderen Recordern.
Plastik sucht man beispielsweise vergeblich. Hier und da würde die Lebensabschnittsgefährtin auf der Suche nach einem „Stein in der Suppe“ - nein, kein „Salz“, weil, dann hätte sie den Uher ja ablecken müssen - erfreut aufschreien und mit ausgestrecktem Zeigefinder auf das eine oder andere Bauteil zeigen: „Plaste!!!“, doch hätte der HiFi-Fan sogleich kontern können: „Das ist doch nur eine Verkleidung“
Tatsächlich unterscheidet sich beispielsweise der Antrieb des Uher von anderen Recordern dadurch, daß kein Zahnrad und auch kein Kunststoff-Dämpfer sichtbar wird. Die gesamte Mechanik von Kassettenfach und Antrieb ist komplett aus Metall gefertigt. Kein Relais knallt den Kopfträger hin und her. Kein Reibrad schleift an einem Kunststoffkorpus eines Wickeldorns. Statt dessen verfügt der Münchner über ein 3-Motoren Laufwerk: Ein Hysterese-Synchronmotor, für den Antrieb der Tonwelle, und zwei Motore mit eisenlosem Läufer, für geringes Trägheitsmoment, für den Direkt-Antrieb der Wickeldorne.
Blech und Aluminium gibt es reichlich im Innern des Uher. Wandstärken von einem Millimeter sind üblich. Der ganze Recorder ist in jedem Aspekt seiner Konstruktion modular aufgebaut und logisch und einfach zu zerlegen. Elektrische Funktionselemente sind auf selbstständigen, steckbaren Platinen zusammengefaßt, Kabel natürlich ebenfalls mit Steckern verbunden. Uhers Service-Freundlichkeit geht so weit, daß einzelne Funktionselemente der Mechanik mit unterschiedlichen Schrauben befestigt sind, so daß man schon an der Größe und Art des Schraubenkopfes erkennt, was man lösen sollte und was man nicht anfassen braucht, um ein Bauteil auszubauen.
Wo andere Recorder seiner Zeit mit einem Motor und einem Relais auskamen, hat der Uher von beidem jeweils drei. Und intelligente Lösungen dazu: So wird der Tonkopfschlitten über ein Getriebe, das seine Kraft durch das Einschieben der Kassette in den Recorder erhält, also von Hand, in seine Betriebsposition angefahren. Da man die Kassette wohl eher nicht mit einem Hammer in das Gerät klopfen wird, vollzieht sich auch die Bewegung des Kopfträgerschlittens eher sanft.

Doch ob die Qualitäten der Konstruktion und Verarbeitung den Sohn, der gerne ein Fahrrad gehabt hätte, oder die Tochter, die schon immer Reitstunden hatte haben wollen, überzeugt hätten, mit dem Quengeln aufzuhören, weil nun auf einen Uher gespart werden müsse, darf bezweifelt werden.

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Ein außergewöhnliches Detail des Uher ist sein Kassettenschacht. Die Industrie, die sich mit Geräten für die Philips-Kassette beschäftigt hatte, schien mehrheitlich überein gekommen zu sein, Kassetten müssten liegend verarbeitet werden. Die meisten Recorder waren daher Toplader, nur wenige davon, Teac oder Körting beispielsweise, später Braun, hatten zumindest die Bedienelemente auf die Vorderseite verlegt. Einige wenige Hersteller bauten später Frontlader mit einem Kassettenschacht und liegendem Laufwerk. Uher war hier Vorreiter. Jedoch begnügten sich die Münchner nicht einfach damit, den Kassetteneinlegehelfer zu verdonnern, das Band in einen tiefen Schlund zu stecken und mit der Hand im Maul des Recorders die Kassette fest herunter zu drücken.

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Bei dem Uher ist rechts oben auf der Frontplatte ein schmaler Schlitz gelegen, in den die Kassette, A-Seite nach oben, Bandführung nach links, zur Geräte-Innenseite, hinein gesteckt werden sollte. Man soll sie vollständig, bis zum Anschlag, in den Schacht hinein stecken, wobei sie das letzte Drittel des Weges, gezogen von dem Uher, scheinbar selbstständig zurücklegt.
Als nächstes wird der unter dem Schacht gelegene Knopf nach unten gedrückt, der eine Mechanik betätigt, die die Kassette nach unten, auf die Wickeldorne des waagerecht liegenden Laufwerks bewegt und den Kopfträgerschlitten in die Betriebsposition fährt: Nahezu einmalig in der Recorderwelt. Selbst die Beltek M1130 und Beltek M1150 von 1974 konnte den spaßigen Lademechanismus nicht aufweisen, knallten stattdessen die Kassette selbstständig in die Betriebsposition, nachdem sie sein Besitzer mit viel Kraft gegen zwei massive Stangen in den Schacht hinein gedrückt hatte.

Die HiFi-STEREOPHONIE wußte am Uher zu kritteln, „schiebt man versehentlich noch eine zweite Cassette in das Gerät, muß diese nach Demontage des Gerätedeckels aus dem Innern herausgefischt werden.“ Ist das nicht ein hohes Lob, wenn Karl Breh so verzweifelt nach Kritikpunkten suchen musste?
Doch, ob die Einzigartigkeit des Uher die Familie motiviert hätte, auf den neuen Farbfernseher zu verzichten? Und das vielleicht vor der Fußball Weltmeisterschaft von 1974?!

Im Ergebnis dürfte der Uher eher selten in den Wohnzimmern zu sehen gewesen sein, zudem sich Uher schon zu Beginn der Bauzeit des Gerätes in schwerem Fahrwasser befand.
Was wäre wohl an Entwicklung am CG 360 möglich gewesen, hätte Uher keine wirtschaftlichen Probleme gehabt und der neue Eigentümer andere Schwerpunkte gesetzt?


Drehknopflos in beide Richtungen.
Bei der Recherche zum Eumig Metropolitan CCD las ich, an jenem Recorder sei als Besonderheit zu bemerken, er verzichte nahezu vollständig auf die sonst so verbreiteten Drehpotis und -schalter. Lediglich die Lautstärke des Kopfhörerausgangs wird am Wiener mit Hilfe eines Drehpotis den Wünschen des Kopfhörerbesitzers angeglichen.

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Bei dem Uher CG 360 drehten sich bereits vier Jahre vor dem Eumig nur noch die Motoren. Lediglich am Heck der jüngeren Generationen verstecken sich verschämt zwei hellgraue Drehpotis, die den Ausgangspegel justieren lassen. Das tut man einmal, dann vergißt man sie (so wie ich, bevor ich den Absatz angefangen hatte).
Auf der Frontplatte dominieren Schiebepotentiometer, Schiebeschalter und Druckknöpfe sowie Tipptasten. Sie ermöglichen, weil an der Front, den Uher, als einen der wenigen Recorder seiner Zeit, als Regalgerät zu betreiben.

Lediglich ein kleines, ab der Generation CG 361 ein etwas größeres, beleuchtetes Fenster an der Oberseite des Uher erlaubt so etwas wie den Blick auf den Bandvorrat.

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Als Highend-Recorder des dritten Drittels der Siebziger Jahre ist der Eumig mit einer Vielzahl an Justagemöglichkeiten ausgestattet.
Im zweiten Drittel hatte sich die Kassette noch nicht als Medium hochqualifizierter Musik-Aufzeichnung durchgesetzt. So bewarb der amerikanische Tabak-Konzern Benson & Hedges im Rahmens eines Preisausschreibens den CG 360 auch lediglich als „Cassette Player“, also als Wiedergabegerät, und verloste als Teil einer hochwertigen HiFi-Anlage als „Tape Recorder“, also als Aufnahmegerät, gleich noch eine Uher SG 560“ dazu.
Die Kassettentechnik wurde vielfach vor allem wegen der einfachen Bedienbarkeit angenommen, und Zeichen von Besonderheit war weniger ein ausufernder Frequenzgang oder die 3-Kopf-Auslegung als ein, vor allem in den USA beliebtes, Komfort-Ausstattungsdetail: Autoreverse.

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Bei Autoreverse handelt es sich um eine Funktion, die dafür sorgt, daß der Bandlauf an einer vorgesehenen Bandstelle umgekehrt wird. Dies zu ermöglichen verfügt der Uher über zwei gegenläufig drehende Capstan-Wellen.
Konnten Reverse-Punkte in späteren Generationen auch durch eine Memory-Funktion an beliebiger Stelle gesetzt werden, so schalteten in den Siebzigern Tonbandgeräte am Bandende in die umgekehrte Betriebsrichtung um. Indikatoren für die Umschaltung können Schaltfolien, Lichtschranken oder Sensoren für den Stillstand des Bandes sein. Der Uher reagiert auf den Zwangsstop durch Bandende.
Der CG360 und seine Nachfolger kennen drei Betriebsarten: Abspielen in eine manuell gewählte Bandrichtung. Abspielen der gesamten Kassette von einem Startpunkt an, daß heißt einmaliges Umschalten der Laufrichtung und Abspielen bis zum Bandende der zweiten Seite. Abspielen beider Seiten in wiederholter Folge bis zur manuellen Unterbrechung, oder bis dem Uher der Himmel auf den Kopf fällt (ersatzweise der Strom ausgeht, das Band reißt, der Kopf durchgescheuert ist, die Elkos kurzschließen... etc.).
Für die Vorwahl der Betriebsart wurde dem Uher ein Schalter mit drei Positionen, links neben dem Kassettenschacht, spendiert.
Zusätzlich lassen sich beide möglichen Laufrichtungen durch getrennte Wiedergabe-Tasten direkt anwählen.

Autoreverse gibt es theoretisch bei Wiedergabe und bei Aufnahme. Beim Umspulen macht sie hingegen wenig Sinn.
Der Uher kann Autoreverse bei Wiedergabe. Um die zweite Seite zu bespielen, muß man die Kassette umdrehen.
Nakamichi hatte in den Achtziger Jahren einmal einen automatischen Umdreh-Mechanismus für Kassetten präsentiert. Für ihren Mut, selbst die blödsinnigsten Ideen zu realisieren, muß man die Japaner lieben. Ich bin sicher, deutsche Manager hatten auch getrennte Tonköpfe für Aufnahme und Wiedergabe in Kassettengeräten als blöde Idee abgetan, bevor die TriTracer von Nakamichi auf den Markt kamen.
Hat man einen solchen Kassetten-Umdreh-Knecht nicht zur Verfügung, dann stellt man fest, beim Rückwärts-Laufen klingt alles „rückwärts“, die Rückspur hingegen bleibt ungehört. Deswegen halten sich die meisten Kassettendecks Menschen fürs Umdrehen der Kassette.

Auf einer Compact Cassette sind, nebeneinander liegend, vier Spuren definiert. Gemäß dem Stereo-Standard werden davon zwei gleichzeitig abgetastet, weswegen ein typischer Tonkopf zwei getrennte Magnetsysteme eingebaut hat, deren Breite jeweils knapp ein Viertel der Breite des Bandes ausmacht.
Egal, in welche Richtung man die Wickel dreht, ein Tonkopf tastet immer die gleichen Spuren ab. Die beiden Rückspuren erreicht man nach dem Standard, indem die Kassette umgedreht wird, und die Rückspuren physikalisch damit den Raum einnehmen, den vorher die Spuren der Vorderseite inne hatten. Also doch Mensch oder ein anderer Umdreh-Knecht?
Kann man die Kassette nicht umdrehen, müsste man den Tonkopf in der Höhe verschieben. Aus guten Gründen, die Lage von Band und Tonkopf zueinander ist hinsichtlich der zu erreichenden Ergebnisse recht kritisch, so daß sich eine vorsätzliche und sich immer wiederholende Veränderung der Lage des Tonkopfes eigentlich verbietet, sind die Tonköpfe in der Regel fest montiert. Ausnahmen bestätigen die Regel. Der Uher ist keine Ausnahme, so daß auch hier wieder der Mensch dem Recorder dienen, das Gerät aufschrauben und die Tonköpfe umbiegen müsste. Umständlich.
Bei Uher hatte man sich dafür entschieden, einen speziell (selbst?-) entwickelten Tonkopf mit vier parallel übereinander angeordneten Magnetsystemen im CG 360 einzusetzen. Diese wirken jeweils im Wiedergabebetrieb zur Abtastung, im Aufnahmebetrieb als Sprechsysteme. In einer Laufrichtung sind zwei davon aktiv, in der anderen Laufrichtung die beiden anderen.

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Als Teil von Philips Standard für die Compact Cassette ist ein extra Löschkopf vorgesehen, der sinnvollerweise, in Laufrichtung des Bandes, vor dem Aufnahmekopf angebracht sein sollte. Andersherum ginge das physikalisch zweifellos auch, würde aber wahrscheinlich zu Ergebnissen führen, die in Anbetracht des Niveaus mancher Aufnahme zwar sinnvoll sein könnten, sicherlich meist jedoch nicht erwünscht sind.
Besteht also das Risiko, in einem Recorder könne das Band in mehr als nur in einer Richtung am Aufnahmekopf vorbei ziehen, dann sollte in jeder der denkbaren Richtungen ein Löschkopf vor dem Aufnahmekopf eingebaut sein. Oder es sollte vermieden werden zu versuchen, in der Richtung, in der der Löschkopf hinter dem Aufnahmekopf gelegen ist, aufzunehmen. Diese zweite Konstruktionsidee hat Uher bevorzugt.
Zweifellos ging es den Konstrukteuren des Uher weniger darum, den zweiten Löschkopf einzusparen. Tatsächlich besitzt der Uher an beiden Stellen, die für die Platzierung eines Löschkopfes geeignet sind, jeweils eine keramische Bandführung, die gemeinsam dafür sorgen sollen, daß das Band an beiden Seiten des Kombikopfes in gleicher Höhe geführt wird. „Eine der Bandführungen ist gleichzeitig als Löschkopf ausgeführt“ (HiFi-Stereophonie). Das hätte man der zweiten Bandführung auch antun können. Das man das jedoch nicht getan hat, mag an der schon erwähnten Problematik des Lageverhältnisses zwischen Kopf und Band liegen.

Im Idealzustand ist die Lage von Band und Kopf optimal aufeinander abgestimmt. Das bedeutet, die beiden aktiven Systeme des Kopfes laufen exakt mittig in ihren Spuren, der Kopfspiegel ist in der Ebene des Bandes exakt parallel ausgerichtet, damit beide Spuren zeitgleich abgetastet werden, und der Kopfspalt steht exakt senkrecht zur Ebene des Bandes
Kombikopfsysteme, wie die des Uher, haben üblicherweise den Vorteil, das ihre Justage nach den genannten Kriterien einfacher zu optimieren ist, als die getrennter Aufnahme- und Wiedergabeköpfe.
Nun sorgen aber Toleranzen in der Bandführung, insbesondere der innerhalb des Kassettengehäuses, ebenso wie physikalische Eigenschaften des Bandes dafür, daß die Einstellung immer nur im Rahmen eines Näherungswertes optimal erreichbar ist. Um so breiter der Teil des Kopfspiegels, umso höher also die Zahl der Spuren, für die es gilt, gleichzeitig eine optimale Kalibrierung zu erreichen, desto höher die Toleranz, unter der die Einstellung überhaupt möglich ist.
Zwar ergibt es sich bei der Kombikopfauslegung, das eine Kalibrierung eines Stereo-Systems für Aufnahme und Wiedergabe immer gleich ist, jedoch sorgt ein Fehler bei der Justage des Kopfsystems dafür, daß seine Konsequenzen im Ergebnis verdoppelt werden, wenn das Band mit gleichem Fehler erst aufgenommen und die fehlerhafte Aufnahme dann abgetastet wird. Als Konsequenz wird versucht zu erreichen, für nur ein Spurenpaar eine wirklich optimale Kalibrierung zu erreichen, und in dieser Lage Aufnahme und Wiedergabe zuzulassen, dabei für das andere Spurenpaar eine höhere Toleranz zu akzeptieren und deshalb in Rückrichtung auf die Aufnahme zu verzichten.
Wer optimale Wiedergabe-Ergebnisse erzielen will, der hält sich auch als Reverse-Recorder einen Menschen zum Kassetten-Umdrehen. Das empfahl, wenn auch nicht so direkt, auch die HiFi-STEREOPHONIE, die im Test des Uher CG 360 bemerkte: „Der Wiedergabefrequenzgang kann bei richtig justierten Köpfen ausgezeichnet sein, das gilt aber nur für eine (!) Bandlaufrichtung.


Fingerkontakt.
Bedient wird der Uher mit Hilfe einer Reihe elektronischer Tipptasten unterhalb des Kassettenschachts.
Als der Uher auf den Markt kam, war es üblich, Befehle an das Laufwerk mit Hilfe einer Mechanik zu übermitteln: Eine mit Kraftaufwand zu bedienende Taste verschob über ein Schubstangen-Getriebe Riemen, Andruckrollen und Tonkopfträger, und löste auf diese Weise die gewünschte Funktion aus. Folge dieses Konzeptes war nicht nur ein notwendiger Platzbedarf, das Gestänge unterzubringen, ein relevanter Montagebedarf, bei Herstellung oder Reparatur, sondern auch eine Beschränkung der Funktionalität, sowie oftmals ein etwas „wabbeliges“ Gefühl beim Bedienen der Tastatur, wenn die Mechanik nicht in der Präzision ausgeführt war, wie es zweifellos möglich gewesen wäre.
Der Uher besitzt einerseits eine ausgefeilte und souverän wirkende Mechanik, andererseits eine moderne Elektronik, die anno 1973 als revolutionär gegolten haben dürfte – Uher selber bewarb den CG360 als „das erste HiFi-Cassettengerät … mit Computer-Steuerung“ -, und hatte alles in einer modernen Form verpackt, die die Bedienung des Laufwerks wirklich angenehm wirken läßt.

Die Tipptasten liegen in einer Reihe, haben alle die gleiche Größe und einen kurzen Hubweg; Hubweg und Druckpunkt sind deutlich definiert. Im Prinzip muß man die Tasten nur kurz berühren, damit sie einen Befehl übermitteln. Der wird unmittelbar mit Hilfe eines grünen Lämpchens über der benutzten Taste zurück gemeldet. Die Funktion im Innern des Uher wird dann elektronisch oder mit Hilfe eines von drei Relais initiiert.
Da der als Tonwellenmotor eingesetzte Hysterese-Synchronmotor bei gedrückter Netztaste, eingelegter und in Betriebsposition gefahrener Kassette, immer läuft und der Tonkopfschlitten durch das Einlegen der Kassette automatisch in Betriebsposition angefahren ist, erfolgt der Start des Vortriebs bei Aufnahme oder Wiedergabe-Anforderung sehr schnell. Die Elektronik muß lediglich einem Relais den Befehl zum Anfahren der für die gewählte Laufrichtung geeigneten Andruckrolle übermitteln, wodurch gleichzeitig mit Hilfe einer Schubstange der Wickelkern der Abwickelseite mechanisch ausgekuppelt wird. Bei „Stop“ und „Pause“ wird das Relais gelöst und die Andruckrolle wird durch Federspannung in ihre Ruheposition zurückgetrieben. Nur für das Umspulen, laut FONO FORUM geht das übrigens in rekordverdächtiger Geschwindigkeit, sorgt ein weiteres Relais dafür, daß auch der Tonkopfschlitten aus der Betriebsposition heraus in seine Ruheposition gefahren wird. Bei „Stop“ fährt er selbstständig wieder an.
Eine sogenannte Intermix-Funktion kennt die TTL-Steuerung des Uher nicht, die Tasten sind gegeneinander verriegelt. Vor dem Wechsel der Laufwerksfunktion will „Stop“ oder „Pause“ gedrückt werden. Wer aus dem Umspulen heraus „Pause“ anfordert, der sieht nicht nur die Signalisierung für „Pause“ leuchten, sondern gleichzeitig die für „Stop“. Soll anschließend eine Laufwerksfunktion initiiert, muß zuerst die „Pause“-Stellung durch erneutes Drücken der „Pause“-Taste entriegelt werden.

Die elektronische Befehlsübermittlung war auch 1973 nicht neu. Neu war für den Betrachter vor allem die Formgebung der Tastatur. Von Spulen-Bandmaschinen kannte man bis dato eher archaisch geformte, großvolumige Tasten und ein laut hörbares Relais-Knallen, das jede Signalisierung einer Funktion per Lämpchen überflüssig machte, war der Bedienbüttel nicht schon gänzlich taub. Des Uhers Dienstleister brauchte die Lämpchen um sicher zu sein, daß sich wirklich etwas tat.

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Die Besonderheit der Steuerung des CG 360 liegt nicht nur in der leichtgängigen und schnellen Bedienung, in den direkt wählbaren Laufrichtungen, sondern zudem in der Möglichkeit, alle Laufwerksfunktionen mit Hilfe einer Kabelfernbedienung fernzusteuern. Dabei wird die gewählte Funktion nicht nur am Recorder signalisiert, sondern auch am Fernbedienungshandstück mit Hilfe roter Lämpchen angezeigt.
Zumindest die sogenannte Schnellstop-Einrichtung, neudeutsch „Pause“, kann über ein entsprechend ausgerüstetes Mikrofon ausgelöst werden.
Eine Buchse „Access“ am Heck erlaubt zudem den Anschluß von Geräten, „die bei der Aufnahme und Wiedergabe von Steuerimpulsen Verwendung finden“ (BDA). Gemeint waren Schmalfilm- und automatische Diaprojektoren, beziehungsweise ihre Stuergeräte. An Kontakt 1 der sechs Pins liegt eine Versorgungsspannung von 9,5 Volt an. Über die Kontakte 6 und 3 (Masse) ist ein elektrisches System des „vierstöckigen Tonkopfes“ herausgeführt. Die Kontakte 4 und 2 (Masse) lösen aus Aufnahme und Wiedergabe (beide Richtungen) den Fernstop aus.

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Nicht nur tippen, sondern tatsächlich drücken, muß der Uher-Bediener, möchte er das Gerät einschalten, die Dolby-Rauschunterdrückung aktivieren oder die Eingangsempfindlichkeit umschalten.
Diese Schalter liegen auf einer Ebene mit denen der Laufwerksbedienung, rasten satt und sind deutlich von den Tipptasten abgesetzt. Die Betriebsposition aller drei Tasten wird zudem mit Hilfe eines grünen Lämpchens angezeigt.
Einziges Manko in der Bedienung des Uher ist für mich die Tatsache, das lediglich der Netzschalter unmittelbar rechts neben dem Tastenblock für die Laufwerksbedienung, unmittelbar neben der Aufnahmetaste, gelegen ist. Hier ist eine ärgerliche Fehlbedienung nicht ausgeschlossen. Die HiFi-STEREOPHONIE kritisierte in ihrem Test, „die große Anzahl der Tasten“ sei „weder strukturell noch optisch unterteilt … und zudem die Beschriftung durch die Hand abgedeckt...“, was dazu führe, daß man „sich recht leicht“ vertippt. Zudem seien die Tasten bei langen Fingernägeln ungünstig zu bedienen.
Mit dem Nachfolger, CG 361, wird mit einer der Tasten, anstatt der Rauschunterdrückung, die Umschaltung der ansonsten automatisch erkannten Bandsorte auf das neue Ferrochrom-Bandmaterial eingeleitet. Bei dem CG 362 läßt sich hier der Multiplex-Filter zu- oder abschalten.

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Als Rauschunterdrückung ist in den Uher CG 360 das Dolby B-System eingebaut. Aus heutiger Sicht ein kaum nachvollziehbarer Fortschritt an dem Gerät, war die erstmals verwendete, platzsparende IC-Version von Dolby B. Vorher mußte die Schaltung noch transparent, mit Hilfe einer ganzen Anzahl von Bauelementen ausgeführt werden, was natürlich auch Raum einnahm und die Signalwege verlängerte. Die IC-Version verbesserte daher auch das Ergebnis der Rauschunterdrückung.
Im CG 361 wird die Aktivierung der Rauschunterdrückung von einer Drucktaste auf einen waagerecht liegenden Kippschalter unter das Aussteuerungsinstrument verlegt. Zudem verfügt der Nachfolger über eine DNL-Schaltung, die einzeln oder parallel zu Dolby aktiviert werden kann.

Der Dynamic Noise Limiter war ein von Philips entwickelter selbstregelnder Höhenfilter, bei dem die hohen Frequenzen eines Signals, in Abhängigkeit von der Signalstärke, bedämpft werden. Umso leiser das Signal, desto stärker der Grad der Dämpfung.
Da DNL das Signal nicht codiert, kann es bei Aufnahme und Wiedergabe und in Kombination mit anderen Systemen zum Einsatz kommen. Allerdings beschneidet DNL, im Gegensatz zum Dolby-System, prinzipiell das Nutzsignal, so daß sein Einsatz bei der Aufnahme nicht wirklich empfehlenswert ist.

Das 19kHz-Filter für den UkW-Pilotton ist auch bei reinem Verstärkerbetrieb eingeschaltet, Frequenzen oberhalb 16kHz werden daher in allen Betriebsfällen steil abgesenkt; der Abfall von etwa 1 dB zwischen 10 und 16 kHz tritt bei Cassettenwiedergabe über den eingebauten Verstärker nur einmal auf, da das Filter Hinterband nicht eingeschaltet ist.“ (Fono Forum)
Erst das letzte Modell, der CG362, verfügt über eine Taste für das optionale Zu- oder Abschalten des Filters. Wohl ein Zugeständnis an das nun verbesserte Bandmaterial: Auch Compact Cassetten waren inzwischen in der Lage Frequenzbereiche oberhalb von 16kHz aufzuzeichnen.

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Verstärkung.
In der November-Ausgabe von 1973 bezeichnete die FONO FORUM, in ihrem HiFi-Report: Musik aus allen Ecken von der Funkausstellung, den Uher CG 360 nicht zufällig als „Cassetten-Compactanlage“: „Mit den eingebauten Endstufen (2x 10 Watt sinus) und Klangregelnetzwerk ist auch der reine HiFi-Verstärker-Betrieb möglich.“ Da der Uher den Tonwellenmotor abschaltet, wenn keine Kassette eingezogen ist, stört der Antrieb den Verstärkerbetrieb nicht, lediglich der HF-Oszillator streut ein und erzeugt am elkolosen Lautsprecherausgang, abhängig von der Aussteuerung des Verstärkers, einen Pegel von maximal 65/18 mV (l/r). Andersherum stört eine aktive Endstufe das Laufwerk anscheinend nicht, zumindest stellte die FONO FORUM in ihrem Test fest, die Bandgeschwindigkeit sei „nicht von der Aussteuerung der Endstufe unabhängig.“ Als Verstärker für den Uher eingesetzt, wirkt der Recorder allerdings elektrisch auf die Leistung des W319, dessen Fremdspannungsabstand (Rauschen) sich bei eingeschaltetem Dolby B um zwei Dezibel verschlechtere. Eine ganz neue Interpretation der Idee der „Rauschunterdrückung“: Man verlagert das Rauschen vom Band in den Verstärker!
Insgesamt erfülle die Endstufe nach Meinung der HiFi-STEREOPHONIE „die DIN-HiFi-Norm aber noch voll.“, klänge an guten Boxen im Vegleich zu anderen Geräten aber merklich rauher. Ein Problem seien zudem die Rauschabstände. In Kombination mit einem Paar Canton LE 250 und einem Umformer sei der Uher nach Meinung von Michael Wolff eine ideale, wenn auch teure Kombination für den Wohnwagen oder das Auto.

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Natürlich war die Endstufe nur dann eingebaut, wenn der Käufer sie bestellte, oder der Händler den CG360 „zufällig“ nicht anders im Regal stehen hatte. Der Preisunterschied lag bei etwa 200 Mark. Die Platine W319 konnte auch bei einem ohne Endstufe ausgelieferten Gerät recht einfach nachgerüstet werden. In die Nachfolgemodelle passt sie hingegen nicht hinein.
Um die Platine einzusetzen, sind zwei Rändelschrauben am Heck des Uher zu lösen und eine Metallplatte abzunehmen. Der Verstärker besteht aus einer einzelnen Platine, die mit einem durchscheinenden Kunststoff-Deckel versehen ist. An einer Seite befindet sich eine Steckerleiste, die in eine entsprechende Buchse auf der Hauptplatine des Recorders gesteckt wird, auf der gegenüberliegenden Seite ist die Platine an einem Kühlkörper befestigt, der mit Hilfe der beiden vorher abgedrehten Schrauben an der Rückwand des CG 360 befestigt wird.
Hat der Stecker Kontakt mit der Buchse auf der Hauptplatine, sind die vier Flachbahnregler für Lautstärke, Balance, Höhen- und Tiefenregelung in Funktion und wirken auf die beiden Lautsprecherbuchsen nach DIN-Norm, die unter dem Kühlkörper des Verstärkers von außen erreichbar sind.
Wird in die Würfelbuchse (2x 1,1W an 8 Ohm) an der Front ein Kopfhörer eingesteckt, bleiben etwaig angeschlossene Boxen abgeschaltet und die Regler wirken weiterhin nur auf den Kopfhörer. Verfügt der Erdungsmantel des Kopfhörer-Steckers allerdings über eine Aussparung, die beim Einstecken zur Geräte-Außenseite zeigt, bleiben die angeschlossenen Boxen aktiv. Parallel zur Kopfhörerbuchse am Gerät kann der Anschluß auch über das Fernbedienungskabel zum Fernbedienungshandstück F113 geleitet werden, an dem sich ebenfalls eine Kopfhörerbuchse und ein dem Lautstärkeregler im Recorder nachgeordneter Dämpfungsregler befindet. Der Ausgang sei, so die FONO FORUM, „ungewöhnlich aufwendig und leistungsstark“, erreiche mit „Hörern beliebiger Impedanz eine ausreichende Abhörlautstärke unverzerrt“.

Wie die FONO FORUM im Messebericht angedeutet hatte, besteht die Möglichkeit, am Uher angeschlossene Zuspielgeräte über den Verstärker abzuspielen.
In die Lautstärkeregelung ist zudem eine „physiologische Lautstärkekorrektur“ eingebaut die sich nicht abschalten läßt und für eine lautstärkeabhängige Bassanhebung sorgt. Dieses Konzept resultiert aus der Tatsache, daß unser Gehör zuerst auf höhere Frequenzen reagiert. Selbst bei gleichem Schalldruckpegel nimmt das Gehör verschiedene Frequenzbereiche unterschiedlich wahr. (http://www.sengpielaudio.com/Gehoerricht...gelung.pdf) Daher ist es notwendig, bei leisen Abhörlautstärken, die Verstärkerleistung in höherem Maße an die tiefen Frequenzen abzugeben, wobei bei steigender Abhörlautstärke die Bassanhebung reduziert werden muß.
Die gehörrichtige Lautstärkekorrektur und Klangregelung seien jeweils gut ausgelegt. Die FONO FORUM beschreibt die Kurve für die physiologische Lautstärkekorrektur mit Folgenden Werten: 0 dB bei Reglerstellung „8“ (maximum), -10 dB bei Reglerstellung „5,8“, -20 dB bei „4,5“, -30 dB bei „3,2“ und -40 dB bei Reglerstellung „2,3“. Durch ein Zurücknehmen der Klangregler lasse sich bei jeder Stellung des Lautstärkereglers eine Linearisierung des Frequenzganges ermöglichen, „im Baßbereich jedoch nur oberhalb „5,5“ und zwischen „3,5“ und „2,5“.

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Der Anschluß von Lautsprechern erfolgt mit Hilfe von DIN-Buchen, das Verstärkermodul ist durch eine elektronische Strombegrenzung und einen Übertemperaturschalter gesichert.


Selbstverewigung.
Hat Jener, welcher einem Uher Asyl gewährt, die meiste Zeit die Aufgabe, dem Gerät zu Diensten zu sein, zum Beispiel eine Kassette einzulegen oder zu wenden, die Tasten für Wiedergabe oder Umspulen zu drücken, so gewährt ihm das Gerät einzig mit seiner Aufnahmefunktion die Möglichkeit, den Uher CG 360 zum Werkzeug seiner Kreativität und somit Selbstverewigung zu instrumentalisieren. Zumindest in dem Maße, in dem er dazu fähig ist.

Der Uher Spitzen-Kassettengerät bietet mehr als einen Eingang, von denen sich ein Signal in Richtung Kassettenband einspielen läßt. Die den beiden logisch vorhandenen Eingängen zugeordneten Pegelregler ermöglichen es, zwei Programmquellen stufenlos zu mischen, damit eigene Kommentare, Ansagen oder Gesangseinlagen zur Musik einzuspielen, oder zum Beispiel weiche Übergänge zwischen zwei Musikstücken herzustellen.

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Tatsächlich besitzt der CG 360 am Heck zwei DIN-Buchsen, deren Bepfeilung darauf hindeutet, die eine wäre ein klassischer „Radio“-Anschluß, der sowohl als ein-, so wie auch als Ausgang beschaltet ist, die andere hingegen ein reiner Eingang. An seiner Front verfügt der Uher zudem über drei DIN-Buchsen. Neben dem Kopfhörerausgang sind dies Eingänge für Mikrofon (unten) und Überspielen (mitte). Die Ausgänge sind kurzschlußfest.
Die Buchse „Überspielen“ dient dem gelegentlichen Anschluß eines transportablen Hochpegelgeräts, zum Beispiel eines mobilen Recorders. Wird ein Stecker in diese Buchse eingesteckt, werden „Tonquellen, die an der Buchse Radio angeschlossen sind … automatisch abgeschaltet.“ (BDA). Im Test wurde eine hohe Empfindlichkeit, aber ein „mit 10kOhm viel zu niedriger Eingangswiderstand“, sowie ein zu geringer Rauschabstand kritisiert, dessen Werte zudem nicht mit den Werksangaben und auch nicht mit denen im Schaltplan übereinstimmten. Auf Rückfrage hätte Uher die gemessenen Werte bestätigt und gerechtfertigt, mit ihnen seien „Überspielungen zwischen Tonbandgeräten von Uher und anderen inländischen Herstellern möglich“.
Die 8polige Mikrofonbuchse ist für niederohmige (200 bis 500 Ohm) Stereo-Mikrofone vorgesehen. Über den zentralen Pin 0 wird eine Versorgungsspannung von 6,8V für Kondensator-Mikrofone abgeleitet. Über die Pins 4 und 7 (Masse) können Mikrofone mit einer entsprechenden Taste die Schnellstop- (Pause-) Funktion des Recorders auslösen, die so lange aktiviert bleibt, wie der Schalter gedrückt ist. Auch die Mikrofonbuchse schaltet den Eingang an der Radio-Buchse am Heck ab. Im Test wurden „außergewöhnlich hohe Übersteuerungsgrenzen ermittelt“ (Fono Forum), und mittlere Werte für die Rauschfreiheit. Eine „einwandfreie Kanalbalance würde bei maximal 200mV/90mV Eingangsspannung für Vollaussteuerung erreicht." Jedoch reiche der Regelbereich für die Kanalbalance nicht immer für befriedigende Aufnmahme-Ergebenisse mit Mikrofonen aus, so daß das Magazin den Einsatz eines externen Mischpultes empfahl.
Die Radiobuchse dient dem dauerhaften Anschluß des Recorders an einen Verstärker oder an ein Steuergerät mit Normanschlußbuchse nach DIN. Uher weist ausdrücklich darauf hin, daß mit Hilfe eines Adapters auch hier Geräte mit Cinch-Buchsen angeschlossen werden können. Die Buchse dient sowohl als Ein-, wie auch als Ausgang. Der Eingang ist mit den an der Front befindlichen Buchsen parallel geschaltet, wird jedoch abgeschaltet, sobald einer der vorderen Eingänge durch einen Stecker belegt wird. Der Eingangswiederstand ist mit 22kOhm recht hoch. „Zur Vermeidung von Verlusten im Bereich hoher Frequenzen bei der Aufnahme und Wiedergabe, darf das Kabel … nur bedingt, bei Geräten die über einen sehr niederohmigen Ausgang verfügen, … verlängert werden“ (BDA). Im Test der FONO FORUM wurde der Radio-Eingang als „sehr rauscharm“ gelobt. Bislang hatten nur Spulen-Tonbandgeräte von Revox und Tandberg bessere Werte erzielt.
Die Phono-Buchse an der Rückseite repräsentiert den zweiten Hochpegel-Eingang und ist für Plattenspieler mit Kristallsystem oder eingebautem Phono-Vorverstärker, für Bandgeräte, Mischpult oder auch für den Anschluß eines CD-Players geeignet. Besonders hochwertige Tuner mit extra Aufnahme-Ausgang können hier natürlich ebenfalls angeschlossen werden, solange darauf geachtet wird, daß keine Brummschleife und kein Rückkopplungseffekt entsteht, wenn der Tuner gleichzeitig über den Verstärker mit dem Uher verbunden ist. Der Anschluß würde „seperat verstärkt und sei „daher sehr rauscharm. Übersteuerungsfestigkeit und Eingangsimpedanz sind problemlos.“ Jedoch würde die Empfindlichkeit nicht für alle Anwendungen ausreichen, was auf eine Optimierung für Geräte mit Ausgängen nach der amerikanischen RCA-Norm hindeutet.
Am Uher CG 361 findet sich auf der Front die gleiche Bestückung, wie bei seinem Vorgänger wieder. Am Heck sind jedoch neben den DIN- auch Cinch-Buchsen vorhanden. Ein Paar dieser Buchsen bildet den Standard-Ausgang (max. 900mV) ab und ist parallel zu der kombinierten DIN-Buchse geschaltet; für beide Anschlüsse zusammen wirken zwei Ausgangspegel-Regler, einer für jeden Kanal. Ein weiteres Buchsenpaar bildet den sogenannten „Zusatzausgang / Aux. Output“ von maximal 3,5 Volt. Das dritte Buchsenpaar schließlich, bildet den „Eingang 2“ ab, der ebenfalls als DIN-Buchse vorliegt.

[Bild: CG36x_00k.jpg]

Beide Eingänge werden durch je einen Pegelregler an der Front des Uher CG 360 repräsentiert, mit dessen Hilfe das Quellsignal ausgesteuert werden kann. Im Test der FONO FORUM mußte leider der Gleichlauf der Regler kritisiert werden: „bei beiden Testgeräten war der Aufnahmepegel durchweg rechtslastig.“. Zudem ergab sich, daß die Abschaltdämpfung zu gering war, sich die Regler nicht in der Lage zeigten, laut anliegende Signale komplett auszublenden. Während für den Phono-Eingang selbst bei voll aufgezogenem Regler keine zusätzlichen Störgeräusche hörbar wurden, musste in Betriebsart Dolby und bei gedrückter Empfindlichkeitstaste, für den Eingang Überspielen und Radio ab Reglerstellung „5,5“, sowie für den Eingang Mikrofon ab Reglerstellung „3,5“ ein erhöhter Rauschpegel zur Kenntnis genommen werden.
Das Summensignal läßt sich mit Hilfe des Reglers „Aufn. Korrektur“ zwischen der linken und der rechten Spur des Bandes verteilen. Pan Pot (Panorama-Poti) nennt man das neudeutsch. „Aufnahme-Balance“ zumindest dann, wenn es gilt, eine fehlerhafte Überbetonung eines Kanals des Quellsignals auszugleichen.
Am CG 361 fehlt der Korrektur-Regler, dafür hat Uher ihm für jeden Eingang gleich ein Paar Flachbahnregler für die kanalgetrennte Aussteuerung spendiert. Ein ausgesprochener Vorteil, wenn zwei Signale unterschiedlicher Quellen in unterschiedlichem Umfang hinsichtlich der Kanalbalance korrigiert werden müssen.

Reicht das am Eingang 1 (Radio / Mikro / Überspielen) anliegende Quellsignal nicht für eine Vollaussteuerung aus, „so kann durch Drücken“ der Taste „Empfindlichkeit“ „eine zu geringe Ausgangsspannung der angeschlossenen Tonquelle zusätzlich verstärkt werden.“ (BDA). Ist die Verstärkung aktiv, wird dies mit Hilfe eines grünen Lämpchens an der Front angezeigt. Auf den zweiten Eingang wirkt der Verstärker nicht.
Die FONO FORUM beschreibt die Wirkung als „eine Spreizung des Regelbereichs … ohne Änderung der Eingangsimpedanzen“, die „eine feine Regelung innerhalb eines weiten Eingangsspannungsbereichs ermöglicht“.

[Bild: CG36x_15k.jpg]

Die Aussteuerung einer Aufnahme erfolgt Vorband mit Hilfe eines „vertikal angeordneten Doppelprofil-Instrument“, das einem Spitzenwert-Gleichrichter nachgeschaltet ist, und zumindest äußerlich ein hervorstechendes Charakteristikum des Uher repräsentiert, ihn quasi unverwechselbar macht. Denn im Gegensatz zu Recordern japanischer Herstellung, die hochkant stehende Instrumente verbaut hatten, von ITT oder Universum gab es beispielsweise solch ein Design, handelt es sich bei der Aussteuerungsanzeige des Uher nicht um ein Instrument mit einem klassischen Zeiger, der um einen Drehpunkt herum bewegt wird, sondern um eine Lösung mit waagerecht liegenden, im Ganzen hoch und runter springenden Zeigern.
Die Instrumente zeigen nahezu echte Spitzenwerte an“ (Fono Forum). Ihre Höhenanhebung beginnt bei 10 kHz bei +9 dB und reicht bis + 18 dB bei 16 kHz. Ihre Baßanhebung beginnt bei 40 Hz mit +9 dB, reicht über +12 dB bei 15 Hz bis +10 dB bei 5 Hz. Sie habe zur Folge, daß die Anzeige bei bassreichem Quellmaterial von den Tiefen dominiert werde, zum Beispiel bei Schallplatten mit Höhenschlag bereits Vollaussteuerung angezeigt werden, bevor das eigentliche Signal beginne. Zwischen den möglichen Bandmaterialien macht die Instrumentenentzerrung keinen Unterschied. „Die Höhenanhebung durch Dolby bei niedrigen Pegeln geht zusätzlich in die Anzeige ein“ (Fono Forum).
Die Ablesbarkeit des Instruments ist hervorragend. Insbesondere die Vergleichbarkeit der beiden Kanäle ist für ein analoges Aussteuerungsinstrument einmalig. Michael Wolff hält sie für die „bisher besten Aussteuerungsinstrumente bei Cassettenrecordern“. Die HiFi-STEREOPHONIE kritisierte allerdings die hohe Rücklaufzeit, die das Ausblenden nach Anzeige erschweren würde. Auch die FONO FORUM bestätigt: „Der Rücklauf ist stark bedämpft“. Zudem soll es im Hochtonbereich träger ansprechen, was die HiFi-STEREOPHONIE aus dem hohen Aussteuerungspegel für einen 2-kHz-Rechteckburst ableitete. „Deshalb wird bei Vollaussteuerung auch nur eine obere Eckfrequenz (-3 dB) von 5 kHz erreicht.

Wer aufnehmen will, der entscheide sich zunächst für eine geeignete Kassette. Chromdioxid- und Eisenoxidkassetten erkennen die Uher selbstständig, solange die Kassettengehäuse die entsprechenden Aussparungen aufweisen. Der CG 361 kennt zudem ein Programm für Ferrochrom-Kassetten, das mit Hilfe einer Drucktaste aktiviert werden kann.
Wer moderne Kassetten verwenden will, der sollte sie dem Uher nicht ohne vorherige Einmessung antun.

Die eigentliche Aufnahmevorbereitung erfolgt nach dem Druck, zuerst auf die „Pause“- und dann auf die „Aufnahme“-Taste. Ist „Aufnahme“ gedrückt, zeigt das Aussteuerungsinstrument den Vorband-Pegel an, nach dem die Aufnahme eingepegelt werden kann. Weder der CG 360 noch der CG 361 zeigt den Pegel einer Aufnahme bei Wiedergabe am Instrument an, so daß die Kontrolle der Aufnahme bezüglich der korrekten Aussteuerung ausschließlich per Gehör oder mit Hilfe eines extern angeschlossenen Gerätes mit abgeglichenen Aussteuerungsinstrumenten möglich ist. Beispielsweise ein Telefunken CN 750 könnte sich als nützlich erweisen (https://tonbandforum.de/showthread.php?tid=3943).
Die Aussteuerung erfolgt, wie üblich, bis zu einem Pegel von maximal 0 dB, wobei moderne Kassetten üblicherweise höher ausgesteuert werden können sollten, als zeitgenössische Exemplare.
Der Vortrieb wird durch gleichzeitiges Drücken der Tasten „Aufnahme“ und der Taste mit nach rechts gerichtetem Pfeil vorbereitet und mit Entriegeln der Pausenstellung durch Drücken der Taste „Pause“ begonnen. Natürlich kann eine Aufnahme auch ohne den Umweg über „Pause“ gestartet werden. Ein Schaltknacksen zum Aufnahmestart aus Stop oder Pause ist ausreichend leise, beim stoppen zu laut. Wird anstatt auf Stop zu drücken, einfach der Kassettenlift betätigt, wird kein Knacken aufgezeichnet. Der Start in Wiedergabe und Aufnahme erfolgt übrigens erfreulich jaulfrei.
Eine Aufnahme erfolgt dann, wenn – der heile Recorder – dies mit einer grünen Leuchtanzeige über der Pfeiltaste und gleichzeitig mit einer roten Leuchtanzeige über der Aufnahmetaste signalisiert. Glimmt ein Lämpchen nicht, dann nimmt der Recorder nicht auf, oder das Lämpchen ist kaputt.
Da die Uher nur in einer Richtung aufnehmen können, führt das gleichzeitige Drücken auf „Aufnahme“- und nach links gerichteter Pfeiltaste zu keinem produktiven Ergebnis.
Das Bandzählwerk läuft übrigens nur in Laufwerksfunktionen mit nach rechts gerichteter Pfeiltaste initiiertem Vortrieb mit. Wiedergabe in Rückrichtung interessiert das Zählwerk nicht. Das soll, so die Anleitung, dazu dienen, dem Uher-Bediener auf die aktuelle Laufrichtung hinzuweisen und daran zu erinnern, daß er, an die Wiedergabe anschließend, in dieser Richtung nicht aufnehmen kann.


Versionitis
Die Typen des Uher, die sich der Welt durch die abweichenden Einser-Zähler ihrer Bezeichnung unterscheidbar präsentieren, sind bekannt: CG 360, CG 361 und CG 362.

[Bild: CG36x_09k.jpg]

Das Basismodell der Reihe war das Tapedeck CG360, für das es die Option der Nachrüstung einer Platine W319 mit zwei Endstufen, mit einer Sinusleistung von jeweils 10 Watt (2x 15 Watt Musikleistung), gab. Dementsprechend zeigt der 360 einen Summen-Regler für die Lautstärke, einen Balance-Regler und je einen für Höhen und Tiefen auf seiner Front. Alle vier Regler wirken auch auf den Kopfhörer-Verstärker.

Die Modelle 361 und 362 bieten die Verstärker-Option nicht mehr. Bis 1977 soll der CG360 verfügbar gewesen sein, wurde in Deutschland zumindest noch im Uher HiFi-Programm von 1977 gezeigt, ist jedoch in der bei Wegavision hinterlegten Ausgabe für 1978/79 nicht mehr aufgeführt. Das Buch „Die Geschichte der Uher-Werke München nennt im Tabellenteil die Bauzeit von 1973 bis 1975 für das 360

[Bild: CG36x_08k.jpg]

Zum Teil parallel zum 360 scheint es den CG 361 gegeben zu haben, der zum Beispiel im HiFi Jahrbuch Nr.9 von 1978 vorgestellt wurde und im Uher-Prospket „HiFi-Totale“ vom März 1978 zu finden ist (Dank an Michael-Otto). Mit ihm wird der Uher Ferrochrom-tauglich und hat zudem die zusätzliche DNL-Rauschunterdrückung eingebaut. Anstatt der Regler für die Klangregelung und der Aufnahme-Korrektur sind beiden Eingängen nun ein Paar Kanal-Regler für die korrekte Aussteuerung zugeordnet. Gemäß eines internen Papiers des Uher-Entwicklungsleiters Rainer Liebrecht vom 16.05.1977 war zu diesem Zeitpunkt bereits die Entscheidung gefallen, „das CG 361 endgültig sterben zu lassen“. Im Uher-Buch ist das Gerät ausschließlich auf 1976 datiert.

[Bild: UherCG362_03k.jpg]

Technische Änderungen an der Version CG 362 sind mir noch nicht bekannt. Von außen sichtbar ist, die automatische Bandsortenerkennung ist einem dreistufigen Schiebeschalter gewichen. Dem ist die Balance-Einstellung für den Kopfhörer-Ausgang zum Opfer gefallen. Dort, wo bislang der Drucktaster für die FeCr-Umschaltung gelegen war, läßt sich nun der MPX-Filter abschalten. Dessen Funktion wird durch eine grüne Lampe signalisiert, wofür der DNL-Indikator verschwunden ist.
Mein Gerät ist aus England importiert; ob die engisch-sprachige Beschriftung und die Tatsache, das mein CG362 über ein fest installiertes Netzkabel, anstatt über die bekannte Kaltgeräte-Buchse verfügt, damit in Zusammenhang steht, oder nun Standard war, ist mir noch nicht bekannt. Klärt mich auf!
Gemäß einer Referenzliste der Boston Audio Society sei er noch im Mai 1978 im Test der kanadischen AUDIO SCENE vorgestellt worden. Vintagecassette.com datiert ihn allerdings auf 1976, TAC und das Uher-Buch nennen 1977.

Innerhalb der Modellreihe CG 360 nennt die Sekundär-Literatur einige Modellpflege-Maßnahmen, die Uher als Reaktion auf Kritik der Test-Redaktionen angekündigt hatte oder die ich aus den Berichten herauslesen zu dürfen hoffe.
So bemerkte Michael Wolff im Rahmen eines Kassetten-Tests für die März-Ausgabe der FONO FORUM im Jahre 1976, im Duchgang mit Philips-Kassetten mit der neuen ffs-Kassettenmechnik hätten sich gleich mehrere Kassetten festgelaufen. „Genauere Untersuchungen mit den Firmen Philips und Uher förderten als Ursache für das Festlaufen eine konstruktive Eigenart im Hubmechanismus der Wickeldorne des CG 360 zutage, die im Zusammenspiel mit dem zwangsläufig größer als üblichen Bewegungsspielraum der Wickelkerne im ffs-Gehäuse zu Fehlern führen kann.“ Uher versprach, Änderungen „umgehend“ in die Serie einfließen zu lassen.
Schon im Test der HiFi-STEREOPHONIE wurde darauf hingewiesen, „der ungünstige Fremdspannungsabstand würde bei neueren Geräten verbessert
In Test der FONO FORUM war wiederum aufgefallen, der „Überspiel“-Anschluß weiche in seinen Werten von den Werksangaben ab, besäße eine sehr niedrige Eingangsimpedanz und einen zu geringen Rauschabstand. Das Magazin veröffentlichte eine Auskunft Uhers auf eine diesbezügliche Rückfrage, „die Konzeption des Eingangs soll jedoch derzeit überarbeitet werden.
Die FONO FORUM thematisiert in ihren Test des CG 360 von 1975 zudem mehrfach die Baßentzerrung von „1590 µs“ und kritisiert, die sei „zwar DIN-gerecht, aber sehr umstritten“. „Üblich“ seien 3180µs. Das HiFi-JAHRBUCH Nr. 8 von 1976 nennt als Baßentzerrung „3180µs“ für den CG 360.

Ob das im Test der HiFi-STEREOPHONIE beobachtete Phänomen, in Folge von Störimpulsen würde die TTL-Electronic selbstständig die Laufwerksfunktionen wechseln, behoben wurde, vermag ich nicht zu sagen. Tatsache ist jedoch, daß sich die Konstruktion und Abschirmung von Teilen der Elektronik in der Serie CG 361 geändert zu haben scheint.

Fortsezung folgt...
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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[Kein Betreff] - von Matthias M - 07.06.2010, 20:39
[Kein Betreff] - von Matthias M - 07.06.2010, 20:40
[Kein Betreff] - von PSMS - 08.06.2010, 09:27
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[Kein Betreff] - von Matthias M - 03.12.2011, 14:36
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[Kein Betreff] - von timo - 10.01.2020, 19:35
[Kein Betreff] - von Radionicki - 17.01.2020, 19:19

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