A77: erhöhte Ausgangs-Aussteuerbarkeit
#32

(13.01.2021, 12:53)Peter Ruhrberg schrieb: Bei allen Änderungsversuchen fand und finde ich es mit am wichtigsten und spannendsten, quasi in die Gedankengänge damaliger Entwicklungsingenieure einzusteigen und zu begreifen, weswegen der originale Schaltplan exakt so aufgebaut wurde wie er es ist -- Re-engineering ganz nach dem Geschmack von Altmeister Johannes Webers' (damals technischer Direktor der Bavaria) Leitspruch: "Wer die Probleme der Zukunft lösen will, muss sich mit den Gedankengängen der Altvorderen vertraut machen."
Friedrich Krones' Lackmustest - "Wer's nicht erklären kann, hat's nicht verstanden" - ist auch hier unerbittlich.

Grüße
Peter

Lieber Namensvetter,

neben (bzw. gegenüber) dem Altmeister durfte ich ja auch zu seinen Lebzeiten noch sitzen:
   
und habe inzwischen so manchen Lackmustest bestanden...

Wenn für Dich noch irgendein Gedankengang zur A-77 'offen geblieben ist', dann gib die Frage mit zur Samstagsfete in Zürich. Du hättest zwei / drei gute Adressen, wohin Du es schreiben könntest.

Oder sollen wir Dich per Videoschalte  Wink  einbinden?

Pit

PS: wer's nicht verstanden hat, dem erklär' ich's jetzt auch nicht...

der folgende Beitrag ist originalerweise datiert vom 27.02.2023, 09:51, siehe A700 Fragen...

So, moin moin in der letzen Februarwoche. Ein paar Anmerkungen zu den Gesprächen, die am Wochenende geführt wurden, im Umfeld der Besimo-Fete in Zürich.

Zunächst einmal ein Foto für den Indianer, das links Guido Besimo unter der B-77 mit den orangenen Spulen zeigt.


           




Das war kurz vor & nach der Laudatio (s.PPPPS) , die von HJR gehalten wurde und die vom Museumsinhaber mit als 'Meilenstein' seiner Gehversuche als Kulturbewahrer bezeichnet wurde. Am Ende war Guido B. zu Tränen gerührt... Danach & drumherum wurde kräftig gefeiert...

Auf konkrete Nachfragen hin gibt es nun Antworten bzw. 'Gewissheit' über so manche widersprüchliche Legende, die sich u.a. zu meiner Lieblings-ReVox so im Netz angesammelt haben. (Die Lieblings-STUDER spielte nur eine Nebenrolle: Die A-810)

Oft wird behauptet, die A-700 setze auf der Konstruktion der A/B-67 (©Walti Stutz) auf. Das ist definitiv falsch (s.a. ext. link zu Roses S&R-Forum...). Willi Studer 'wollte' nach der legendären A-77 eine neue Bandmaschinengeneration 'in die Welt setzen' und gab daher den Auftrag, die A-700 zu entwickeln. Es waren maßgeblich 3 federführende 'Verbrecher' (so hat es mir der erzählende STUDERaner kolportiert), die die Entwicklung der Maschine mitgestalteten/leiteten. Namen lasse ich hier weg. Eine TI (TI_52-75_D-E_A67_vs_A700.pdf) bestätigt diese Sicht der Dinge.

Sie war irgendwann 'fertig' und die HiFi-Enthusiasten hatten etwas, wo sie sich die Nasen an den Schaufenstern platt drücken konnten - mich eingeschlossen. Von 'Pievox' (ꝉ 2023), unserem <pausenprofi>, habe ich ähnliches in Erinnerung. Er wurde danach STUDER-Mitarbeiter. Daß die Maschine zum größten wirtschaftlichen Desaster in der Hochzeit der Firma STUDER-ReVox werden sollte war da noch nicht absehbar, denn am Anfang 'liefen' ja die meisten Kisten. Ich betone: die meisten...

Nicht zuletzt durch die anfallenden 'Nachbesserungen' wurden dann die Ingenieure dazu angeregt, dieses revolutionäre Konzept auch im Profibereich als 'Studer-Maschine' aufzugreifen, so wurden daraus A-67 & B-67. Die waren also NICHT zuerst da & mutierten dann zur A-700 sondern umgekehrt. Nicht allein deshalb ist z.B Enzo Di Benedetto ein überzeugter 'ReVoxianer' und kein 'STUDERaner'. Legende 1 kaputt.

Teile des ursprünglichen A-700 Konzeptes ('Apotheose') finden sich bis zur A-810 und darüber hinaus wieder. Wie genau nun die Detailverbesserungen von wem & warum umgesetzt und unter die Leute gebracht wurden, das werden vielleicht künftige Gespräche noch zutage fördern. Die drei Konstrukteure leben noch. Guido Besimo war der Projektleiter.

Zum kürzlichen Wiedergängerthema 'Lazarus' (A-77 Capstan-Steuerung mit Timer IC 555) konnte ich mit Marino Ludwig, dem Vater der B-77 (welche die unproblematische Variante dieser Tonmotorsteuerung beherbergt) ein paar detailliertere Erfahrungen zwischen BMF-Halbwissendem (sic!) und STUDER-Universalisten austauschen: wir werden das marginale A-77-Randthema per email-Austausch künftig abklären; er war hoch interessiert und kannte die Problematik nicht, hatte aber aus dem Stehgreif Ideen zu den beobachteten Phänomenen. So macht man das. Eine kleine Anekdote zu Werkssabotage wird  zu Ostern nachgereicht.

Es war aber eine Feier und kein technisches Kolloquium, daher genug zu diesen Themen an dieser Stelle.

Doch, einer geht noch: eine weitere Legende (an die ich bis dato auch immer 'geglaubt' hatte) bezieht sich auf die A-810. Es geht um die (vergleichsweise primitive) Betriebssoftware der Laufwerks- und Audiosteuerung, vulgo 'EPROMs'... Bislang ging ich davon aus, daß der Sourcecode verschollen & die Programmierer von der Erdoberfläche verschwunden sind bzw. in alle Winde zerstreut. Selbst Martin Berner und Enzo Di Benedetto (letzterer war aus familiären Gründen vorgestern nicht  mit dabei) konnten mir bislang nicht weiterhelfen, diese Ursprünge zu ergründen und dazu noch irgendetwas 'nachzudokumentieren'.

Nun gibt es einen neuen Ansatz: ich sah gestern Hexdumps von späteren E & Prom Programmen (zur B-77, TLS-Steuerung und anderen) mit eigenen Augen, (in ungescannter Papierform, grün-beiges Endlosdrucker-Computerpapier) mitsamt dem Hinweis, wer darüber 'Bescheid weiß' und darüber Auskunft geben kann. Obwohl von untergeordnetem Interesse (denn wir wissen, welche die letzte beste SW-Version für die A-810 ist [01/88]) bleibe ich am Ball, denn man will ja wieder irgendwann ruhig schlafen zu dem Thema. Legende 2 kaputt.

Und am Ende noch eine kurze Geschichte zur oft behaupteten Unfähigkeit von STUDER, digital geworden zu sein.
Es gab Prototypen & nie ausgelieferte, fertige Mischpulte zu sehen, da würden  England, Japan & USA sich kollektiv verschlucken, wenn sie begreifen würden, was da in Regensdorf so alles real existierte. Der Digitalmann Lagadec war zwar eingeladen, ist aber leider nicht erschienen - er hätte bestimmt mit dieser weit verbreiteten Legende aufräumen können, zumindest nivellieren. Man kennt ja seinen Werdegang zwischen Regensdorf und Tokio. Es war (da sind sich in den Gesprächen viele einig gewesen) nicht die technische Unfähigkeit, diesen Markt mitzubeherrschen, sondern völlig andere 'Hindergründe' waren die Ursache für STUDERs Unbedeutenheit in diesem fortlebenden Segment. Legende 3 angekratzt.

Dieser kurze Frontbericht am Rande der 90-er Jahrfeier sei mein vorerst letzter Beitrag hier im BMF, denn zu viele Nestbeschmutzer haben mir die Lust, hier weiterhin Glaubenskämpfe zu kämpfen & Halbwissen (sic!) zu verbreiten, genommen. Die Grabenkämpfe werde ich fürderhin auf anderem Territorium ausfechten, z.T. aber mit denselben Wegbegleitern, die auch Urgesteine hier im Forum waren & sind sowie den "wahren Bewahrern des Glaubens Wahrern des wahren Glaubens" und den verbliebenen 'Abstreitern', denn Klingeldraht ist - richtig eingesetzt - HighEnd tauglich! (Die Legende *nur weil man es nicht messen kann, kann man es trotzdem hören*, ist wie gesagt eine Legende.) Macht's gut!

Einen speziellen Gruß an meinen viertelwissenden Fan hier aus dem Faden und ein weiteres Foto der nun live inspizierten Burdon-Anlage von vorgestern:



   



[Bild: avatar_61.jpg]






Philosophisches zur Qualität

Der heutige Qualitätsbegriff bezieht sich schon lange nicht mehr nur auf die Produktequalität, sondern umfasst alle Bereiche einer Industriefirma oder eines Dierstleistungsbetriebes. Also auch eines Restaurants, in das wir heute abend gehen wollen.

Wir rufen an, um einen Tisch zu reservieren, und erhalten eine freundlliche Antwort. Wir kommen an, finden einer freien Parkplatz, werden freundlich begrüsst und an unseren Tisch begleitet, der vorbildlich gedeckt ist. Die Wirtin bringt mit ein paar freundlichen Worten die Speisekarte und empfiehlt uns einen Apero. Das Essen ist gut, die Teller sind vorgewärmt. der Wein passt, der Espresso hat sein "Schümli". Stimmung urd Zufriedenheit bleiben auch nach dem Bezahlen der Rechnung, selbst wenn wir wieder zu Hause sind, erhalten. In diesem Restaurant stimmt alles, auch hinter den Kulissen, wo der Koch und alle Mitarbeiter ihr Bestes geben. In diesem Restaurant lassen wir uns gerne wieder einmal verwöhnen.

Auch unser Ziel ist es, unsere Kunden mit dem Ergebnis unserer Arbeit zu verwöhnen. Wer aber sind unsere Kunden? So wie die Küchenmannschaft nicht direkt mit dem Gast als Kunden in Verbindung steht, sondern die Speisen an ihre Partner von der Bedienungsmanrschaft liefert, die den Kunden vertritt. so kann auch in unserer Betriebsgemeinschaft jeder von uns "Lieferant und Kunde" sein. Durch unsere Arbeit auf allen Stufen der Unternehmung schaffen wir über eine Vielzahl von Tätigkeiten in Entwicklung, Einkauf, Avor, Dispo, Produktion, Prüfung, Verkauf und Service Produkte und Leistungen, alle mit dem Ziel, unsere Partner und damit auch unsere Kunden zu verwöhnen.

Unseren Kolleginnen und Kollegen die Arbeit mit unserer Vorarbeit zu erleichtern, niemandem Steine in den Weg zu legen, das ist das, was wir alle dazu tun können und was uns schlussendlich stolz auf unsere Mitarbeit an unseren Produkten und Leistungen
macht.

Für das ZBQ-Team,
Guido Besimo

Textauszug aus SRPrint Nr.78 12/1991




Postskripta

PS 07.03.2023: @q-tip @R2R - hier ist im Forum z.B. der Grundstein für solche Fehlinformation nachlesbar... A-700 Legende & Korrekturversuch... schließlich gibt es sowas wie 'wissenschaftliche Hygiene'...

eine weitere 2007-er 'Versorgungslückenlegendenbildung': '[...] zu Versorgungs-Problemen, mit denen z.B. Besitzer einer Revox A700 und inzwischen auch so mancher Tandberg zu kämpfen haben [...]'; wir sind 17 Jahre später dabei und ReVox hat auch 2023 eines der letzten funktionierenden Servicenetze (offiziell & inoffiziell sowie kriminell  Wink ). Keine A-700 muß verschrottet werden. Noch sowas, gerade mal 2 Jahre alt: '[...] Auffällig ist die häufige Frage bei Revox-Anwärtern nach Verfügbarkeit von Ersatzteilen, sowie die Beteuerung, daß es davon noch reichlich gäbe und man bräuchte sich keine Sorgen machen. Neu oder gebraucht ? Da schweigt des Dichters Höflichkeit. [...]' Ein Bsp. für Legendenbildung selbst hier im selbigen thread... Ein anderer Legendenansatz & Widerlegungsbemühen CD-Laufwerk... zur Legende noch ein 'Mythos'... & ein 'MiniMax'-Erlebnis, das eigentlich hierher gehört hätte hätte Fahrradkette..... eine Reineisenlegende... Kai's Beinahelegende zur Relaislogik... die C404 Legende (→2.2.2018, sorry Ernst ꝉ 2023), aufgegriffen offenbar hier & Wirklichkeit (Ausgangspunkt zur Klärung war dort)... SC10429 Legende & Sammelbeitrag... SC10429 Fehleinschätzung (kein PROM, sondern ein LSI)...SC10429 Gelaber... SN76131N Gelaber... SC10429 Lösungen anno '22... SC10429 Sterbelegende [Zitat:'Du ärgerst dir ein Loch in den Bauch, wenn bei einer Revox A700 eines der raren ICs in der Laufwerksteuerung stirbt, nur weil einer der Tantalelkos, Wert 20 Cent, Schluss kriegt.']... 8035/3870 Geschnatter (Tandberg TCD3004)...

PPS: m.A. wirklich gefährliche Halbwissens- bzw. Falschwissensverbreitung, siehe post #3,#8,#13 (jeder darf selbst überlegen, was da wirklich los war... wurde das im Forum je nachhaltig korrigiert?)

eine kompetente Legendenbildungswarnung in anderer Angelegenheit... 'ich kenne diesen Olllafff nicht' - frei nach Matth. 26:72, aber ich bin 100% seiner dort geäußerten Meinung... (ev. korrigiert ein Admin die verwaisten links...) wohingegen ich mit dem '<ersten dritten>' (Erklärung hier) auch heute noch gelegentlich in Kontakt bin... das war 'damals' der Aufreger: Bierpullen & Rec.-Platinen... grausige Legendenbildung aus einem bekannten Nachbarforum... Aussteuerungslegenden (false flag by ReVox) & Legendäres zur Aussteuerung... auch Präzisions-Legenden wurden schon versucht, dabei steh's doch da... Kopfverschleißlegenden (gyrator & holgi haben's gerettet)... Tantalstatements... HX-Pro Legende zur A-810 (it's phase compensation only) & noch 'ne Diskussion dazu...

PPPS: damit's schön kompakt beieinander ist: bei 'hier' (#30) ein sehr guter A-700 Reparaturbericht intern/extern  Wink  sowie eine frühe BMF-Legende & gesammelte Werke von PhonoMax... der 'Geheimtip' (Ladezeit beachten, 400 MB!) von PeterR. bei WaltiS. ... ein/zwei Filmchen aus dem Museum-I (#3 beachten, Bruno Hochstrasser († 2020)) & natürlich die Dachorganisation......

PPPPS: die Laudatio & andere Eindrücke vom Fest (Danke Achim & Walti & Heiko!) sowie eine frühere Würdigung (hier wird u.a. auch die Gußchassis-Legende widerlegt) von H.-J.

Ein kleiner Seitenhieb von mir noch, meine Sicht ist spielerisch anders Wink:

(29.12.2017, 19:52)kaimex schrieb: hier und PeterR. ebenso dort


©<hannoholgi>

PPPPPS: Studer History einmal anders... & 'unsere' EMTEC Story... my 'absolute beginnings'... Forumswiderstände... und ein wenig nachgelegt...

©DK1TCP gestern: HB9/DK1TCP A810

Klasse CH-Parts, ultimative 810-MPU, nomen est omen und eine Klarstellung sowie meine Remanenzreferenz & was nWb/m sind... und zur Rezenz... 'günstige' B-67...
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Lackmustest & Urgesteine - von user-332 - 20.02.2023, 07:50

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