Frequenzgang messen mit Rauschen und Audacity
#1
Noch ein Tipp für den Fall, daß man Probleme mit der Frequenzgang-Messung über alles hat.
Eine bequeme Möglichkeit ohne Probleme mit dem Zeit-Versatz zwischen Eingangs-Signal und Ausgangs-Signal besteht darin, ein geeignetes Rausch-Signal für einen Zeitraum von etlichen Minuten aufzunehmen und die Wiedergabe digital aufzuzeichnen. Diese Aufzeichnung muß nicht einmal "hinter Band" erfolgen, das kann man "irgendwann" später machen.
Geeignet wäre zum Beispiel ein Rausch-Spektrum, das bis ca. 200 Hz flach verläuft ("weiß") und darüber mit 1/Wurzel(f) abfällt (rosa Rauschen bzw 1/f-Rauschen). Das kann man mit Audacity erzeugen, in dem man so vorgeht (englische Version):
Die "Project Rate" sollte auf 48000 Hz eingestellt sein.
Tracks->Add New->Mono Track
Generate->Noise->White, Amplitude: 0.9, Duration: 3 m 38 s
Länger als 3:38 min lohnt nicht, weil Audacity mit "Analyze"->"Plot Spectrum" keine längeren Zeit-Intervalle analysiert.
Dieses Signal bearbeitet man nun mit
Effect->"Filter Curve" (Der Track muß dazu angewählt sein.)
Mit dem Tool kann man grafisch eine Filter-Kurve definieren.
Wenn das noch nie benutzt wurde, wird man da einen horizontalen Strich bei 0 dB sehen, andernfalls clickt man auf "Flatten".
1/f-Rauschen oberhalb 200 Hz erzeugt man nun, indem man bei 200 Hz einen ersten Punkt setzt, einen zweiten bei 24 kHz (Ende der horizontalen Skala bei 48 kHz Project Rate) und -20.8 dB. Man kann auch einen bei 20 kHz , -20 dB setzen und einen dritten am Ende ebenfalls bei -20 dB.
Mit Click auf Ok wird das ausgeführt. Die mittlere Amplitude sinkt dadurch. Mit
Effect->Amplify kann man den Pegel anheben. Sinnvoll wäre, im Feld "New Peak Amplitude" zB -0.5 dB einzutragen.
Mit Analyze->Plot Spectrum kann man kontrollieren, ob das Ergebnis ok ist.
Dieses Signal speichert man als 16Bit-wav- File oder erzeugt eine Stereo-Version mittels
Edit->Duplicate
clickt mit der Mouse in die oberste Zeile des oberen Tracks und wählt dort "Make Stereo Track".
und speichert das als wav-File.
Außerdem speichert man das gezeigte Spektrum mittels "Export" an einem geeigneten Ort.
Erzeugt wird ein Text-File mit den Frequenzen in der ersten Spalte und dem Pegel [dB] in der zweiten Spalte.
Darüber steht in der ersten Zeile "Frequency (Hz)  Level (dB)".
Den wav-File nimmt man mit dem Bandgerät auf.
Wenn man wieder Lust hat, gibt man die Aufnahme wieder und nimmt das zB mit Audacity auf (oder irgendeinem anderen Program).
Die Aufnahme lädt man in Audacity, schneidet überflüssiges vor und hinter der Rausch-Sequenz weg und läßt davon das Spektrum anzeigen mittels
Analyze->Plot Spectrum.
Das Ergebnis exportiert man ebenfalls.
Nun benötigt man ein (kleines) Programm, das die beiden Text-Files laden und die Differenz der beiden zweiten Spalten bilden kann, ohne sich an der ersten Zeile zu stören.
Die Differenz, dargestellt über der ersten Spalte (Frequenz) ist der (Mono)-Frequenzgang des untersuchten Gerätes, weil Audacity leider immer die Summe beider Kanäle analysiert.
Will man nur L(inks) und/oder R(echts) separat analysieren, muß man entsprechend aufnehmen oder ein anderes Programm benutzen.
Wegen der statistischen Natur des Eingangs-Signals hat das Ergebnis immer eine Varianz, die hier bei tiefen Frequenzen zunimmt.
Wenn die Varianz bei tiefen Frequenzen zu groß ist, muß man längere Rausch-Sequenzen aufnehmen und mit einem geeigneten Programm analysieren oder das Ganze mehrfach (mit unterschiedlichem Rauschen) mit Audacity durchführen und über die einzelnen Ergebnisse mitteln.

MfG Kai
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#2
man kann das file in audacity auch in einzelne teile ' spalten '
Das wahre Verbrechen verübt die volkstümliche Musik am Gehörgang der Menschheit.
( Benno Berghammer )
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#3
Sischer dat...
Spalten muß man auch nicht.
Man kann einen sehr viel längeren File als lauter 3:xy min lange Intervalle analysieren.
Analysiert wird immer der selektierte Bereich, sofern der nicht länger ist.
Schade, daß ocenaudio bislang keine Export-Möglichkeit für das FFT-Spektrum hat.
Das Program analysiert auf Wunsch L und R über den ganzen File.
Falls das Programm noch weiter entwickelt wird, sollte jemand das mal als Wunsch anmelden.

MfG Kai
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#4
Ich habe die in Beitrag #37 beschriebene Vorgehensweise mal in einem Beispiel simuliert, um zu sehen, wie "zappelig" das Ergebnis bei tiefen Frequenzen wird.
Bild 1 zeigt in rot das Spektrum des verwendeten Test-Signals.
Es wurde erzeugt durch Filterung von "weißem" Rauschen mit dem Filter_Curve Tool von Audacity durch Setzen eines Punktes bei 200 Hz, 0 dB und -20.8 dB bei 24 kHz. Da -20.8 dB nicht markiert sind, habe ich den Punkt nach vorläufigem Setzen mit gedrückter Mouse-Taste vertikal verschoben, bis die Kurve bei 20 kHz durch -20 dB ging.
Als Test-System habe ich ein (programmiertes) Filter verwendet, das einen Tonband-Frequenzgang modelliert mit einem 30 Hz Hochpass 2.Ordnung, Güte 0.85, einem MidShelf 1.Ordnung mit Verstärkungs-Abfall von +1 dB -> -1 dB um 800 Hz, eine Frequenzgang-Spitze bei 15 kHz mit Güte 1 und + 3dB Anhebung, sowie eine Obergrenze in Form eines Tiefpasses 2.Ordnung bei 18 kHz mit Q=0.85.
Das Ausgangs-Signal des Filters ergäbe das in blau gezeichnete Spektrum.
   

Der Frequenzgang des Filters ist in Bild 2 in rot geplottet.
Darüber gezeichnet ist in blau die Differenz der beiden Spektren (blau-rot) aus Bild 1, ein bischen vertikal verschoben, um die Kurven möglichst zur Deckung zu bringen.
   

Demnach scheint die in Audacity mögliche Analyse-Länge von 3:38 min ausreichend zu sein für brauchbare Plots auch bei tiefen Audio-Frequenzen.

MfG Kai
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#5
hallo kai,

ich muss hier mal etwas ot zwischenfragen, was haben deine rechenkünste mit der originalen fragestellung zu tun.

cu reginald
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( Benno Berghammer )
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#6
Der Fragesteller hatte Probleme, den Frequenzgang mit Audiotester und REW zu messen.
Deshalb stelle ich diese Methode vor, die unabhängig von Zeitversatz zwischen Aufnahme und Wiedergabe funktioniert.

MfG Kai
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#7
Hallo,

ich war auch schon versucht, Fragen zur vorgeschlagenen Methode zu diskutieren - hab dann aber davon abgesehen, weil es mir zu weit vom ursprünglichen Thread weggeführt hätte. Daher kopple ich die Diskussion mal aus - dann geht sie hier nicht unter, und wir brauchen uns nicht um off-topic zu sorgen. Kai, ich hoffe, Du siehst es mir nach Smile

Als Referenz - dies war der ursprüngliche Thread: Braun TG 1000 - Irgendwie dumpf...

Viele Grüße
Andreas
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#8
Kai,

(30.08.2022, 15:37)kaimex schrieb: Geeignet wäre zum Beispiel ein Rausch-Spektrum, das bis ca. 200 Hz flach verläuft ("weiß") und darüber mit 1/Wurzel(f) abfällt (rosa Rauschen bzw 1/f-Rauschen).

immer, wenn jemand einen Frequenzgang per Spektrum messen will, muss ich an diese Diskussion hier denken: HX Pro/ Dyn.Freq.Resp.Error, mit dem darin verlinkten Paper: Dynamic Bias Control with HX Professional. Darin wird im Wesentlichen beschrieben, dass hochfrequente Anteile im Audiosignal wie zusätzliche Vormagnetisierung wirken, und man deswegen einen falschen Frequenzgang erhält, wenn man damit misst.

Kai, ich vermute mal, das ist Dir durchaus präsent (von Dir war ja der Link) - ist das hier trotzdem unkritisch? Weil Du das Spektrum mit der Wurzel der Frequenz abfallen lässt?

Wenn ich wieder Zeit habe (vielleicht Sonntag...), will ich das auch mal ausprobieren.

Viele Grüße
Andreas
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#9
Radio Eriwan:
Gegenfragen:
1. Was ist da der Unterschied zur Messung mit 15, 18 , 20 kHz sinus ?
2. Kann die Messung mit einem Hochton-Rauschspektrum unzweckmäßig sein, wenn die Praxis-Anwendung die Aussteuerung mit einem Hochton-Spektrum von Musik ist ?
Selbst wenn es bei (1) einen belegbaren Unterschied gäbe, hätte (2) seine Berechtigung, weil Praxis-näher.
Vorschlag: Ausprobieren.
Muß man sowieso mit verschiedenen Pegeln tun, um rauszukriegen, wie hoch man aussteuern darf, ohne daß Kompression bei den Höhen eintritt.
Andererseits steht man dann vor dem Dilemma, nicht auseinander halten zu können, was Kompressions-Effekt und was Pseudo-Bias-Effekt ist.
Allerdings nur, wenn man sich völlig unnötig mit den Problemen veralteter Technik martern mag.

MfG Kai
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#10
(31.08.2022, 14:57)andreas42 schrieb: ... dass hochfrequente Anteile im Audiosignal wie zusätzliche Vormagnetisierung wirken, und man deswegen einen falschen Frequenzgang erhält, wenn man damit misst.

Kann man nicht einfach weißes Rauschen nehmen, das in Audacity durch einen Tiefpass mit 20 KHz Eckfrequenz schicken, als Wave speichern und abschließend dieses File bei -20dB unter Vollaussteuerung auf Band aufzeichnen?

Anschließend vom Band wiedergeben und in Audacity das Spektrum anschauen?

Ob Frequenzen unterhalb 20Khz bei diesem geringen Pegel bereits eine VM-Änderungen bewirken glaube ich nicht, zumindest wäre die Messung dann nicht mehr ganz praxisfremd.

Naja, vielleicht übersehe ich ja einiges.

Gruß Jan
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#11
Ich glaube, damit würdest Du das mutmaßliche Problem erst recht heraufbeschwören - und bei dem Vorschlag mit abfallendem Spektrum könnte es abgemildert sein. Versuch macht kluch - aber bei mir frühestens Sonntag, wenn nicht danach.

Viele Grüße
Andreas
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#12
o.k., dann werde ich mir alles noch mal durchlesen bis ich das Problem verstanden habe

Gruß Jan
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#13
bei dem Programm rauscht es auch, ist vielleicht nicht so kompliziert 


https://www.zeitnitz.eu/scope_de?mid=3.01


Angehängte Dateien Thumbnail(s)
   
Gruß Ulf

TF-Berlin
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#14
Hallo,
ich hätte da mal ne Verständnisfrage. Gibt es kein Rauschen, das alle Frequenzen gleich laut wiedergibt?
Wieso muß da ab xx Hz irgendwas leiser oder lauter sein?

Danke für die Aufklärung.
LG
Mike
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#15
Hi,



Ich finde die Idee ausgezeichnet, aus dem weißen Rauschen bei Audacity durch den graph. Equalizer ein rosa Rauschen zu erzeugen, welches erst ab 200 Hz rosa wird und vorher weiß ist.



Ich habe das Programm auch schon verwendet, meist bei der Analyse und Einstellung von Lautsprechern, da habe ich dann allerdings oft gleich rosa Rauschen verwendet,



Mir ist auch nicht ganz klar nicht gleich rosa Rauschen verwendet wird? Kann Audacity doch auch ohne Einstellarbeiten und Klimmzüge. Vielleicht will man unterhalb 200 Hz eine linearer Pegelverlauf sehen?



Ansonsten möchte ich noch anmerken, dass man Stereospuren schon einzeln analysieren kann - wenn man sie vorher in Mono umwandelt. 



Allerdings kann man auch dann immer nur einen Graph plotten - will man mehrere übereinanderlegen wie im Beispiel, man muss die Werte exportieren und einem externen Programm zuführen, z.B. Gnuplot.



   



Wenn man das entsprechende File zwei mal speichert/kopiert und mit zwei verschiedenen Instanzen von Audacity öffnet, kann man auch verschiedene Plots von der gleichen Quelle gleichzeitig darstellen. Das ist manchmal einfacher als der Weg über den Export und ein externes Programm,



Ich sehe gerade, dass sich bei meinem Beispiel die Plot-Fenster recht ungeschickt überlagern. Aber ich denke, ihr wisst, wie's gemeint ist ...



MfG



Binse
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#16
man kann auch die Wiedergabe eines DIN Bezugsbandes analysieren 



[Bild: screenshot238p8drn.png]
Gruß Ulf

TF-Berlin
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#17
Mir ist gerade aufgefallen, daß ich völlig vergessen habe, zu erwähnen,
daß die Messung mit Rauschen hervorragend geeignet ist, den Frequenzgang von Systemen mit automatischer Aussteuerung zu messen.
Bei Messung mit "Gleit-Sinus" oder Ton-Paketen unterschiedlicher Frequenz kommt meist was Falsches raus, weil Aufnahme-seitig Pegel-Unterschiede von der Automatik ausgeregelt werden.

MfG Kai
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#18
Eine andere nützliche Anwendung der Frequenzgang-Messung mit Rauschen sind Hall-Systeme.
Solche Systeme haben meist Frequenzgänge mit hoher und "schneller" Welligkeit, zu deren Erfassung eine Frequenzauflösung proportional zu 1/T erforderlich ist. T ist dabei eine typische Ein/Auschwingzeit einer Hall-Resonanz.
So wie Zeitfunktionen entsprechend ihrem hoch-frequenten Anteil hinreichend schnell abgetastet werden müssen, ist in diesem Fall die Frequenz-Achse hinreichend fein mit Test-Frequenzen "abzutasten".
Das läßt sich am Beispiel einer historischen Hall-Spirale demonstrieren.
Davon haben Jungs Mitte der 60er Jahre geträumt.
Sehen zB so aus:
   
Gabs bei K.C., der damals erst 29 Jahre alt war:

   
Man beachte die letzte Zeile von S.1 der Produkt-Beschreibung:
       
Nicht alles stimmt, was da steht.
Zur Ausgangs-Impedanz verkündet S.1 "ca. 30 Ohm", Seite 2 ist mehr für 30 kOhm.
Tatsächlich sind es knapp 10 kOhm bei 1 kHz, aber "links" und "rechts" davon sieht es sowieso schon wieder anders aus.

Das Teil befindet sich bei mir schon seit Jahrzehnten in einem Dornröschen-Schlaf bzw Elektronik-Rente,
woraus (aus dem Keller) ich es jetzt mal für ein paar Messungen hervor geholt habe.

Rechts im Bild ist ein kleiner Vorverstärker zu sehen, den ich mal dafür gebaut habe. Nach Inspektion und ein paar Löt-Arbeiten war das Teil wieder einsatzbereit. Er verstärkt das Signal der Empfangsspule (symmetrischer Eingang) etwa 30-fach und unterdrückt Gleichtakt-Signale um etwa 1/175.
Es gibt auch einen Strom-Treiber für die Eingangsspule, der aber nur zu 90% komplett ist und ungebräuchliche -24V sehen will. Deshalb habe ich den nicht verwendet, sondern die Spule über 166,7 Ohm an den Phones-Ausgang eines Xenyx502 (Ra~23,4 Ohm) angeschlossen. Dann wird die Spule von ~190 Ohm getrieben, was bis etwa 16 kHz mehr ist als deren Impedanz, also bis zu wenigen kHz auf Stromspeisung hinausläuft.

Orientierendes Be-Gucken des resonanten Frequenzgangs zeigte, daß deren Bandbreiten wohl in der 1Hz-Größen-Ordnung liegen und eigentlich entsprechend feine Abtastung der Frequenz-Achse mit dazu passenden "Settling-time"s erfordern.
Übliche (Breitband-) Frequenzgang-Mess-Systeme verwenden Test-Töne mit logarithmisch gestufter Frequenz-"Treppe" mit einigen hundert Tönen oder spezifizieren Töne[Steps]/Dekade.

Aus Bequemlichkeit wollte ich wieder mein PicoScope 2204A mit dem Programm FRA4PicoScope verwenden. Da hatte ich zuletzt bei ähnlichen Anwendugen 200 steps/decade benutzt (zb für Kleinlautsprecher). Das würde jedoch kaum reichen:
10^(1/200)=1.0116 , d.h. bei 1000 Hz betrüge die Schrittweite 11.6 Hz mit der Folge daß es zur Glücksache wird, auf eine Resonanz zu treffen.
Ein damit gemessener Frequenzgang sähe also ziemlich "erratisch" aus.

Ich habe deshalb den Frequenzgang von 26 Hz bis 20 kHz zunächst mal "klassisch" aber mit 1000 steps/decade gemessen:

   
Bei tiefen Frequenzen werden die Resonanzen gut aufgelöst.
Da 10^(1/1000)=1.0023 wird die Schrittweite aber ab etwa 500 Hz größer als 1 Hz und wird deshalb zunehmend Resonanzen nicht mehr fein genug treffen oder gar "verpassen".
Bei der Messung war die "settling time" auf 400 ms eingestellt, also uU zu knapp für Einschwingvorgaänge von ~1s.
Die Messung dauerte allerdings bereits ~3/4 h, bei 1 s settling-time hätte sie 2,5-mal länger gedauert.

Das in einem früheren Beitrag gezeigte gemischte weiss/rosa-Rauschen war mit einer Abtast-Rate von 48 kSps erzeugt worden.
Mit einer 8k-FFT bekommt man eine Frequenz-Auflösung von 5.9 Hz oder schlechter, je nach benutztem Window.
Bei 32k-FFT wären es ~1.5 Hz, bei 64k-FFT ~0.73 Hz.
Das Rauschen wurde mit einer Dauer von knapp 4 Minuten erzeugt, weil Audacity nicht mehr analysieren mag.
Hier das Ergebnis für die Analyse mit 64k-FFT (32k sieht schlechter aus):
   
Außerdem ist mit roten Sternchen markiert, was bei Messung mit den Test-Tönen eines Bezugsbandes für 9,5cm/s rauskam. Typische Frequenzgang-Programme würden die Punkte dann kubisch interpoliert mit glatten Kurven verbinden (gestrichelt).
Zwecks leichterem Vergleich habe ich die blaue Kurve mal über die rote geplottet:
   
Man sieht, daß bei tiefen Frequenzen die rote Messung mehr Detail enthält, bei hohen Frequenzen aber umgekehrt die blaue.
Dabei hat die blaue Messung aber nur die knapp 4 Minuten der Länge des Rausch-Files gedauert.
Wie man so sagt: Noch optimaler wäre es, wenn Audacity noch eine 128k-FFT eingebaut hätte.

Wenn ich die klassische Messung so gestalte, daß sie auch nicht länger dauert, muß ich auf 64 steps/decade runter (bei 400 ms settling-time).
Das Ergebnis sieht dann so aus:
   
Wahrlich vergleichsweise "erratisch".

Mache ich statt der 64k-FFT nur eine "alltägliche" 8k-FFT, kommt dies raus:
   
Man sieht, daß die FFT mit geringerer Auflösung "naturgemäß" den Frequenzgang über die breiteren Frequenzgang-"Behälter" mittelt.
Das zeigt zwar nicht die tatsächlichen Spitzen und "Löcher" im Frequenzgang, ist aber recht gut geeignet, um Asymptoten des mittleren Frequenzgangs zu erkennen und uU zum Entwurf eines Entzerrers heranzuziehen.

Zum Frequenzgang selbst:
Von 300 Hz bis 30 Hz fällt er um ~ 15 dB ab. Dagegen ist nichts einzuwenden.
Von 1 kHz zu 2 kHz fällt er um ~ 5 dB ab.
Von  2 kHz zu 3 kHz fällt er um ~ 10 dB ab.
Bei etwa 3,5 kHz ist Schluß. Das, was man darüber sieht, ist im Wesentlichen Übersprechen vom Eingang auf den Ausgang.

MfG Kai
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#19
Wenn veröffentlichte Kurven viel glatter aussehen, kann es daran liegen, daß die Darstellung über Terz-Bandbreiten gemittelt wurde oder gleich in Terzbandbreiten gemessen wurde.
Das könnte dann so aussehen:
   
Dieses Bild zeigt nochmal das Ergebnis der Rauschmessung analysiert mit 64k-FFT in blau,
umgerechnet in ein Terz-Spektrum mit Punkten im halben Terz-Abstand in rot,
sowie in hellgrün die Messung mit 1000 Tönen pro Oktave umgerechnet in ein Terz-Spektrum.

MfG Kai
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#20
Man kann auch mit dem Audio Tester messen. Dazu nicht den Gleitfrequenzgang sondern das erste Menu mit 2DFFT auswählen. Als Quelle Rosa Rauschen (Setup Button links oben) und bei der Darstellung die Option der Korrektur des Rosa Rauschens wählen. Dann kann man noch die Darstellung glätten. Wichtig ist, man muß sich mit der Anwendung wirklich beschäftigen, das Tool kann sehr viel. Sinnvoll ist noch der Weg über einen DA/AD-Converter wie z.B. Behringer UMC204, hier ist man nicht auf Auflösungen limitiert. Ich bevorzuge dabei 96kHz/24bit. Die Software kostet einmalig eine kleine Gebühr, den Behringer bekommt man unter 100€. Damit hat man einen "Meßpark in (Fast)Profiqualität" für kleines Geld. Damit sollte eine Bandeinmessung kein Problem mehr sein. Ganz genau kann man das dann noch mit einem Sweep machen.

   
A77 MkIII LPR35 19cm/s Halbspur

   

Bei hoher Auflösung sieht man dann auch kleinste Abweichungen. Hier der Sweep. Die Verzögerung zwischen AK/WK sollte auch noch eingestellt werden, damit die dargestellten Frequenzen stimmen. Gleiche Maschine/Band/Geschwindigkeit wie vor.

Auch Gleichlaufschwankungen sind anschaulich darstellbar. Gemessen mit Peters Messband. Die Andruckrolle ist schon älter, aber noch gut.

   
Gruß André
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#21
Hallo in die Runde,

von Peter Ruhrberg erhielt ich einen Hinweis auf diesen Faden.

Das Bild mit den Gleichlaufschwankungen hat mich sehr beeindruckt. Ich möchte so etwas auch können.
Ich benutze normalerweise Knoppix auf Linuxbasis und was das Programm nicht kann, kann ich auch nicht.

Der Audio Tester möchte aber gerne Windows sehen. Da hätte ich einen Rechner mit Version 8.3, die noch nie am Netz war und vermutlich deshalb immer noch ausgezeichnet funktioniert. Wenn ich mir den  Behringer UMC204 Adapter und das Programm Audi Tester kaufe, habe ich dann schon alle Voraussetzungen, um mit Probieren auf dem Windows-Rechner anzufangen?

Der Hintergrund meines Wunsches ist das Durchmessen von historischen C-Bändern aus den 1940er Jahren. Ich konnte davon einige kaufen und dabei waren sogar 10 Stück noch unversehrt original verpackt. Das ist insofern ein Glücksfall, weil zu besten Tonbandzeiten sogar bei BASF und Agfa keine solchen Bänder mehr für Messungen zur Verfügung standen und man keine elektroakustischen Daten veröffentlichen konnte. Man hätte es gern in einer für die AES vorbereiteten Veröffentlichung getan. Darin beginnen die Messungen an Studiobändern erst mit dem Agfa F-Band.
Da die alten Studiomöhren mein Hobby sind, ist es auch nur konsequent, mehr über die ganz alten Bänder zu erfahren.

Über Hinweise und Hilfe würde ich mich sehr freuen.

Mit den besten Grüßen
Manfred
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#22
Hallo Manfred,

ich kann zu Windows und Audiotester mangels eigener Erfahrung nichts nützliches sagen, und will Dir das Verlangen danach auch nicht ausreden.

Das Vermessen von Bandeigenschaften interessiert mich jedoch immer sehr - meine Übungen dazu sind alle unter Linux gemacht, mit ein paar Python-Skripten und Audacity als Hilfsmittel: Band-Kenndaten messen und Aufzeichnungsqualität messen - Testtonfolge und Auswertung.

Mangels Nachfrage und Zeit ist die Software (bessergesagt die Skript-Sammlung) bisher nur auf Bequemlichkeit für mich selbst ausgelegt. Wenn Du aber Interesse und Bedarf hast, helfe ich gerne weiter Smile

Viele Grüße
Andreas

Nachtrag: Software zum testen, brummen, piepen, messen ...
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#23
Als Linuxfan verwende ich fast kein Windows mehr, die Messungen wie Bilder habe ich alle mit Linux gemacht. WINE läßt fast alle Windows-Anwendungen laufen. Der Behringer muß in der Audioeinstellung des Linuxsystems dann ausgewählt werden. Ich verwende xubuntu.
Gruß André
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#24
Hallo Andreas, hallo André,

ich bin überwältigt von Eurer Hilfsbereitschaft mir gegenüber.

Nun bin ich zuversichtlich, daß ich die alten Bänder doch noch durchgemessen bekomme.

Ich habe zwar einen Malottki-Klirrfaktor-Meßplatz, aber Meßbrücke und Tongenerator haben inzwischen reparaturpflichtige Fehler.
Ich kann die Geräte nicht aus ihren Gestellplätzen zur Reparatur ausbauen, weil ich so schwer nicht (mehr) heben darf.
Und was sind Messungen an Tonbändern, ohne den Klirrfaktor zu kennen. Ich vermeide Bandsättigungen, wie der Teufel das Weihwasser.
Mit der db-Einstellung des Vormanetisierungsstroms habe ich vermutlich schon die Grenzen meiner Möglichkeiten erreicht.

Wenn ich mich gefühlsmäßig gefangen habe, schreibe ich Euch Briefe.

Mit den besten Grüßen
Manfred
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#25
Ich möchte nur anmerken, dass das Behringer USB Audiointerface nur einen maximalen Pegel von +4 dBm ausgeben kann. Frequenzgänge kann man damit messen, aber nicht den Klirrfaktor bei Vollaussteuerung einer Studiomaschine.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#26
(04.11.2022, 14:05)bitbrain2101 schrieb: nicht den Klirrfaktor bei Vollaussteuerung einer Studiomaschine.

Manche Studiomaschinen lassen sich auf geringere Eingangsspannungen einstellen oder jumpern, nur ob das für ein SM 900 ausreicht ...? Aber Manfred geht es ja um C-Bänder mit ihrer sehr geringen Aussteuerbarkeit.
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#27
Hallo Tobias, hallo Peter, hallo in die Runde,

ich hatte eine Anforderung meiner Admiralität als Chauffeur zum Einkaufen in der Landeshauptstadt, deshalb war ich hier für einige Zeit unaufmerksam.

Vielen Dank für Eure Hinweise.

Es besteht ja berechtigte Hoffnung,  daß ich mit so viel Unterstützung das Programm auf meinem Rechner zum Laufen bekomme, oder aber die Programme von Andreas benutzen kann. Im Notfall kann ich dann immer noch die Windows-Linie aktivieren.

Wegen der Ansteuerung der M15A mache ich mir keine Sorgen. Wie Peter schon schrieb, sind die alten Bänder schon in der Sättigung, bevor es richtig losgeht und die Höhenaussteurbarkeit ist auch kein Problem. Die gibt es fast gar nicht. Man brauchte damals ordentlich Dampf vom Band und hatte deshalb sehr dicke Magnetschichten aufgebracht.

Ich hätte in Unkenntnis der Fahigkeiten des Audio-Adapters meinen Transistor-Tongenerator genommen, der reichlich Pegel abgeben kann und wollte dann nur den Klirrfaktor mit dem Audio-Tester messen.

Mein Transistormillivoltmeter muß ich dann noch darauf prüfen, ob es die Vormagnetisierungsfrequenz hinreichend anzeigen kann. Dann könnte ich an einem Fußpunktwiderstand sehr komfortabel messen und hätte auch eine logarithmische Anzeige.

Schauenwermal….

Mit den besten Grüßen
Manfred
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#28
Servus,

ich habe jetzt aus Gaudi den vielgerühmten Audiotester mal auf einem Debian oldstable/i386/XFCE4 in WINE installiert und (fast) sofort benutzen können. Ein bißchen Bastelei kann das Konfigurieren der sound devices brauchen, aber prinzipiell sollte es da keine Probleme geben.

Michael
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#29
Hallo Michael,

Knoppix soll ja auch auf Debian beruhen. Dein Beitrag läßt mich also hoffen.
Leider stört mich die reale Scheinwelt altersbedingt erheblich, sodaß ich nicht immer das erledigen kann, was mir eigentlich wichtig ist.
Ich werde aber mit dem bei mir schon stark vorhandenen Altersstarrsinn am Ball bleiben.

Viele Grüße
Manfred
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#30
Vorsicht bei Wine unter Linux Mint und Audiotester. Bei mir stimmten die generierten Frequenzen nicht. Generell lasse ich immer einen Oszi mitlaufen um Artefakte in der Messung zu erkennen.
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