Sound Project 3780 - ein überraschender "was auch immer"
#1
Moin, moin,

[Bild: Erres3780_03k.JPG]

Dem einen oder anderen prangte diese Bezeichnung schon von einem Loewe der späten Siebziger oder frühen Achtziger entgegen. Auch dieser 3780 nennt sich so. Nur Loewe nennt er sich nicht, sondern Erres.

[Bild: Erres3780_02k.JPG]

Erres? Eine niederländische Marke. Schon seit etwa 1970 im Eigentum von Philips. Aha? Genau wie Aristona oder zum Beispiel Hornyphon, die z.T. auch durch den Aufdruck auf ihren Fronten als zum „Sound Project“ zugehörig enttarnt werden. Aha.
Auch wenn Loewe zumindest offiziell keine Philips-Tochter gewesen war, so scheint es doch, daß dieses HiFi Stereo Cassette Deck etwas mit Philips zu tun haben könnte. Aha!

[Bild: Erres3780_01k.JPG]

Auf den ersten Blick sieht der 3780, den ich schon als Erres, als Aristona und, wenn ich mich nicht irre, auch als Loewe gesehen habe, nicht eben wie ein Philips aus. Philips hatte Ende der Siebziger Jahre seine Frontlader mit einem Design-Schmankerl versehen: Tapedeck für Linkshänder könnte man denken. Jedenfalls führten die meisten Decks die Kassette den Tonköpfen auf der rechten Gehäuseseite zu. Grundig tat das in der Serie 5000 auch. Der Rest der Welt zog es vor, den Kassettenschacht auf die linke Gehäuseseite zu verbannen. Laufwerk und Tonköpfe übrigens auch. So auch bei diesem 3780.
Auch in den mit bekannten Philips-Katalogen taucht nichts auf, was diesem 3780 ähnlich sehen würde.

[Bild: Erres3780_07k.JPG]

Auch von Innen sieht der 3780 nicht wie ein typischer Philips aus: Schalter mit Alps-Logo und eine Menge Kondensatoren der amerikanischen Marke Elna. Viel „Zeugs“ ist unbezeichnet. Die Leiterplatten tragen lediglich kryptische Buchstaben-Ziffern Kombinationen keiner erkennbaren Sprache. Auf seine Enttarnung durch ein „Made in“ verzichtet der Erres. Übrigens auch die Loewe aus dem Sound Project, die ich bisher auf dem Tisch hatte. Den Philips-Flachmännern x80 wird ja eine amerikanische Herkunft angedichtet; zumindest was die Entwicklung angeht.
Vielleicht am deutlichsten enttarnen der verschachtelte Innere Aufbau und die Kabelverbindungen das Gerät als eher nicht-europäisch. Anstatt die Verbindungen zwischen den Platinen mit praktischen Steckschuhen zu realisieren, enden die bunten Kabel – und davon gibt es viele, weil die Platinen nicht gesteckt sind – in langen Litzen, die vielfach um die Anschlußstifte gewickelt sind. Japanische Unternehmen müssen in früheren Zeiten enorm viel Wickler beschäftigt haben: Wickler-Gesellen, Wickler-Lehrlinge und natürlich auch Wickler-Meister. Wahrscheinlich hatte jedes Unternehmen auch einen Wicklungs-Beauftragten. Und in Folge der neuen Recycling-Gesetze gibt es nun Entwicklungshilfe für die fachgerechte Zerlegung.

Der 3780 – so amerikanische Quellen – soll auf das Jahr 1980 datiert werden können. Er konkurrierte also mit Revox B710, Eumig FL-1000µP, Grundig CF-5500, Nakamichi 480 etc.
Tat er das? Er tat:
Zwei Motoren
Dual Capstan Antrieb, Logic Control, Riemen-Antrieb
Pitch-Feineinstellung
Drei Köpfe
Dreistelliges digitales Bandlängenzählwerk
Testtongenerator für zwei Sinustöne (400Hz und 10kHz)
kanalgetrennte Regelung für BIAS und Level
Fluorescent-Aussteuerungsinstrument, umschaltbar auf Peak- (mit Peak-Hold) und VU-Charakteristik
Manuelle Umschaltung für vier Bandsorten (Fe, CrO², FeCr, Me)
Dolby B, MPX- und RIF-Filter
Kanalgetrennte Vorpegelregler für Line und Mikrofon mit Masterregler, Rec.-Mute, Auto-Fade
Timer-Recording / Playback
Memory Play / Stop
regelbare Ausgangsleistung für Line bzw. Kopfhörer
Anschlüsse in Cinch/RCA bzw. Klinke

[Bild: Erres3780_04k.JPG]

[Bild: Erres3780_05k.JPG]

Das Gerät macht einen hochwertigen Eindruck. Vollmetallgehäuse, elektronische Tipptasten für die Laufwerkssteuerung mit (akustisch) kräftigem Magnet: „Klack!“ Massive Schalter und Regler. Große LED-Anzeige und gut ablesbares Aussteuerungsinstrument.. Aus das gedämpfte Kassettenfach kann man noch als „solide“ bezeichnen.
Für den Antrieb scheint es übrigens eine optische Kontrolle zu geben, jedenfalls glimmt es rot aus den Tiefen des Antriebs und es ist kein Feuer.

Zogen in die japanischen Kataloge bereits Geräte mit vielen Klappen oder großflächigen, flachen Tastern ein, wirkt dieser Erres fast schon etwas archaisch, doch hochwertig: Hallo, ich bin ein Klassiker! Grundig CF5500 oder Saba CD278 lassen grüßen.

[Bild: Erres3780_06k.JPG]

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#2
Moin, moin,

unter Vorbehalt noch eine kleine Ergänzung aus dem HiFi-Jahrbuch Nr. 10 von 1980.

Dort stehen in der Abteilung "Loewe" unter SR 3780 noch folgende Angaben zu lesen:

- DC-Wickelmotor, DC-Antriebsmotor
- Kopfbestückung: 2 Permalloy-, ein Ferrit-kopf
- Eingänge: Mikrofon (0,25 mV/33 kOhm), Line (100mV/40kOhm)
- Ausgänge: Line (0-1V regelbar), Kopfhörer: 8 bis 600 Ohm
- Gesamtfrequenzgang: 30-18.000 Hz (Fe), 20-19.000 Hz (CrO²), 20-20.000 Hz (Me)
- Höhenaussteuerbarkeit: 53 dB (Fe), 53 dB (CrO² und FeCr), 56 dB (Me)
- Übersprechdämpfung bei 1 kHz im Stereobetrieb: 40 dB
- Gleichlaufschwankungen: +/- 0,08%
- max. Abweichung von der mittleren Geschwindigkeit: +/- 0,06%
- Vormagnetisierungs- und Löschfrequenz: 100 kHz
- Maße 450 x 120 x 325 mm (BHT)

Könnte passen Smile

Dazu noch ein Paar Innerein für einen, der immer danach frägt:

Vier Schrauben vom zweigeteilten Unterboden geben den Blick auf 'ne Menge Kleinkram frei, an dem sich so einiges einstellen läßt:

[Bild: Erres3780I_01k.JPG]

Der Rest ist von oben zugänglich. Der recht massive Metalldeckel ist mit vier 'Schrauben befestigt und läßt sich nach hinten abziehen.
Neben dem Netzteil liegt hinter dem Laufwerk die Wahre Freude für den Löt-Anfänger

[Bild: Erres3780I_02k.JPG]

Im Motorraum gibt leider wenig Auskunft über die Herkunft seiner Bestückung

[Bild: Erres3780I_03k.JPG]

[Bild: Erres3780I_04k.JPG]

Hinter'm Display hängen dann noch ein paar Kleinigkeiten aus Japan

[Bild: Erres3780I_05k.JPG]

Unten die Unterseite von der Platine im Bild weit oben

Und mehr ist nicht drin.

Tschüß, Matthias


P.S.: Dieser Text samt Bilder in Posting 000 und 001 ist ausschließlich für die interne Verwendung durch Besucher des "Bandmaschinenforum" gedacht. Die durch Klammern heraugehobenen oder kursiv gesetzten Zitate unterliegen gegebenenfalls Urheberrechten Dritter. Eine, auch auszugsweise, private oder gewerbliche Nachverwertung ohne schriftliche Genehmigung ist ausdrücklich untersagt.
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#3
Hallo,
die Herkunft dieses Decks ist zumindest historisch leicht festzumachen. Es ist handelt sich im Prinzip um ein Eumig Fl-900. Dieses Deck scheint ja seine Spur durch die Kassetten HiFi-Geschichte zu ziehen, wie sonst kein anderes.
Es wurde bei Eumig konstruiert und bei Luxman in Japan gebaut (zumindest hat dies einst Stereoplay behauptet). Wahrscheinlicher scheint mir aber, daß es von Alpine gebaut wurde; nach der Eumiginsolvenz wurden die Konstruktionsunterlagen quasi als Konkursmasse Alpine überlassen, woraus dann das Alpage Al-300 wurde. Technisch sind die beiden Decks identisch, Unterschiede existieren nur in der Frontplatte. Wer einmal am Innenaufbau herumfummeln mußte, vergißt dieses Deck nicht wieder. Ich versteh bis heute nicht, wie man derartige Kabelverbindungen produktionstechnisch in den Griff kriegen konnte, wahrscheinlich ist Eumig daran in den Konkurs geschlittert Sad

Jedenfalls, wie die Konstrution dann zu Loewe bzw. Erres wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Vom Aufbau her, ist es aber ein klares Eumig Deck, das Laufwerk hat sogar die gleichen Teilenummern, wenn ich das mal aus den Bildern schließen kann.
Die Unterschiede beziehen sich lediglich auf die Aussteuerungsinstrumente und den Bandzähler und natürlich die Kosmetik. Die für die Fluoreszenzanzeige notwendige Zusatzplatine mußte offensichtlich nachträglich irgendwie eingepaßt werden, und genauso sieht die Konstruktion ja auch aus.

Mein Al-300 macht klanglich eigentlich keine schlechte Figur. Ich sollte vielleicht mal wieder ein Service durchführen, die Höhen scheinen mir ein bißchen schwach zu kommen.
Übrigens, die Relais zur Laufwerkssteuerung sind ziemlich brutal, der Kopfschlitten knallt gegen den Anschlag, daß es das Deck fast aushebt und das soll bei dem 9kg Gerät schon was heißen, die Kopfjustage ist damit immer bald im Eimer. Dieser Unart kann ein bißchen abgeholfen werden, indem man parallel zu den e-magneten je einen 3000µF Elko schaltet und nicht vergißt einen ausreichenden Widerstand davorzuschalten, sonst geht der Schalttransistor unter Abgabe von Rauchzeichen ins Land der ewigen Jagdgründe über.

Viel Spaß noch
Lukas
Viele Grüße
Lukas
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#4
Hallo Lukas,

danke für Deine Info. Ein interessanter Stammbaum; hätte ich nicht erwartet.

die Idee, der FL-900 sei bei Eumig entwickelt worden, verwundert mich doch sehr. Das würde nämlich bedeuten, daß er das Eumig-Laufwerk haben müsste, das für den Metropolitan entwickelt worden war und auch im FL-1000µP zum Einsatz gekommen ist.
Allerdings wäre das rote Glimmen im Laufwerk ein Indiz dafür. Wunder über Wunder.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#5
Hallo Matthias,
das Fl-900 wurde sicher bei Eumig entwickelt, wenn ich auch nicht sagen kann, ob nicht das Laufwerk einfach ein Zukauf war. Wäre naheliegend wenn man bei Alps produzieren läßt, daß man gleich deren Laufwerk verwendet. Das Metropolitan war doch schon eine Generation älter und es würde mich nicht wundern, wenn man hier ein anderes Laufwerk verwendet hätte, noch dazu wo es ja ein Toplader ist und das 900er ein Frontlader. Das Laufwerk aus dem Fl-1000 is wieder ein komplett eigenes Kapitel, das ja elektronisch geregelt ist und wohl dem teureren Spitzenmodell vorbehalten blieb, außerdem wurde dieses ja in Österreich produziert.
Da fällt mir doch noch was ein: War letztens auf der Suche nach Ersatzandruckrollen für mein AL-85 und K-03. Für beide habe ich keine rechten Quellen gefunden, aber ein Blick in mein TEAC 8030 zeigte mir, daß die Rollendimensionen identisch sind. Bin zu unserer TEAC Vertrerung und habe mal 2 Sätze bestellt. Und siehe da, die Andruckrollen des TEAC (und zwar die ganze Assembly mit dem Arm) sind identisch mit den aus dem AL-300 (=Fl900)und dem Al-85. Die Rollen selber passen zwar auch in das K-03, dafür müßte man sie aber aus dem Arm ausbauen und dann gibts günstigere Quellen. Jedenfalls deutliches Zeichen, daß das Eumiglaufwerk ein ALPS Laufwerk ist.
Viele Grüße
Lukas
Viele Grüße
Lukas
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#6
Hallo Lukas,

Eumig hat für den Metropolitan ein eigenes Laufwerk entwickelt. Dessen Besonderheit: "Die opto-elektronische Capstan-Kontrolle ersetzt die bei herkömmlichen Recordern übliche mechanische Schwungmasse" (Prospekt)
Das Herzstück der opto-elektronischen Capstan-Kontrolle ist eine Scheibe, auf der mit höchster Präzision 2.500 Teilstriche aufgezeichnet sind, die mit Hilfe zweier Fototransistoren abgetastet werden, und der Regelungselektronik Auskunft über die aktuelle Drehzahl des Capstan-Antriebes geben.

Hier habe ich mal was zum "Metro" geschrieben

Soweit mir bekannt ist, hat Eumig das (sicherlich angepaßte) Laufwerk auch für den FL-1000µP verwendet.
Ich müsste mal reinschauen und vergleichen. Zumindest steht im HiFi-Jahrbuch Nr.10 zum 1000er "opto-elektronische Capstan-Kontrolle" zu lesen.

Mal ganz blöd gesagt: Wenn ich Geräte-Hersteller wäre und ein eigenes Laufwerk produzieren würde, dann wäre ich ja mit dem Klammerbeutel gepudert, würde ich für ein ebenfalls nicht ganz billiges Modell eigener Konstruktion ein fremdes Laufwerk zukaufen...
Allerdings hatte Eumig wirtschaftliche Probleme, stand nach den Problemen mit dem Polaroid-Vertrag vor der Pleite. So ist es natürlich denkbar, daß man ein Gerät entwickelt hatte, aber die Herstellung selber nicht mehr wuppen konnte und daher die Fertigung nach Japan abgab. Und vielleicht ja nicht nur die Fertigung, sondern auch die Fertigstellung der Konstruktion. Doch warum hätte ein japanischer Hersteller Vorprodukte aus Österreich einbauen sollen. So dumm sind nur Gaijins (Rundaugen).
Aber das sind alles nur Vermutungen. Genauso, wie ich oben aufgrund der internen Beleuchtung des Erres-Laufwerks auf die optische Kontrolle des Gleichlaufs geschlossen hatte.

Die Frage ist also: Woher stammt die Info, der FL-900 sei von Eumig selbst entwickelt worden?

Tschüß, Matthias

Edit: Und wieso denn nun "Alps"? Hat Teac Alps verbaut?
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#7
Hallo Matthias,
die Info über das Fl-900 stammt großteils aus dem Gästebuch des virtuellen Eumig Museums, welches leider nicht mehr online ist. Dort hat vor einigen Jahren einmal ein ehemalige Eumigmitarbeiter die Fl-900 Geschichte hinterlegt. Wenn ich mich recht erinnere, war es sogar einer der Konstrukteure des Fl-900 (ohne Gewähr).
Zurück zum Laufwerk: Das Fl-900 hat besagte optoelektronische Kontrolle nicht, sondern ganz anständige Schwungmassen. Eine optoelektronische Regelung der Drehzal eignet sich, wie du sicher weißt, nicht für große Schwungmassen, weil die Reaktionszeiten viel zu lange sind und daher Drehzalabweichungen sich eher aufschaukeln würden als durch die Regelung minimiert zu werden. Das was du als rotes glimmen wahrnimmst, ist vermutlich die Abtastung für die das Bandzählwerk. Beim Fl-900 wurde das mittels Riemen vollmechanisch erledigt.

Ob das Laufwerk des Teac als ganzes von Alps stammt, weiß ich nicht. Auffällig ist jedenfalls, daß die Andruckrollen und der Kopfträger identisch mit den Teilen aus dem Al-85 sind. Das muß natürlich nicht heißen, daß der gesamte Laufwerksblock von Alps stammt, es können einfach auch nur die Einzelteile zugekauft worden sein und mit diesen wurde dann die eigene Suppe gekocht. Der Servicetechniker bei TEAC meinte jedenfalls, daß es kein Alps Laufwerk sei, aber diese Meinung begründete sich eher auf Firmenphilosophie denn auf nachvollziehbare Fakten. Mir war es jedenfalls recht, daß die Teile gepaßt haben.

Viele Grüße
Lukas
Viele Grüße
Lukas
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#8
Hallo Matthias,

Sorry to use the Englisch language.

What a very nice cassette deck you have :-)
Perhaps you might be interested to know:
In England the “Hifi Sound Project” was being sold with the name “Pye”, which was a Philips owned company. Below is an advertisement from the year 1978.

[Bild: pyesounda.jpg]
[Bild: pyesoundb.jpg]


I have a cassette deck that has the Pye name badge, but is part of the Hifi Sound Project. Model 3200.
It has some similarities to your tape deck, but much lower down the range.

[Bild: soundab.jpg]
[Bild: soundbb.jpg]
[Bild: soundcb.jpg]

Maybe there is a Pye model Hifi Sound Project 3780 somewhere?

Peter.
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#9
Hi Peter,

thanks for your pictures. Great to know.
It seems, Pye was Philips' brand for the "Sound Project" for the GB, Aristona for Austria, Erres for the Netherlands and Belgium. In Germany, the shown receiver was sold from Loewe, also the tapedeck as Loewe SR 3200. Only the brand name has changed! A cheap way to get a product line.

Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#10
Moin, moin,

ganz oben habe ich es ja bereits angedeutet: Den Erres gab es nicht nur als Erres!

Dienstag erreichte mich dies:

[Bild: ErresLoewe3780_01k.jpg]

Wenn man die beiden gegenüber, besser: aufeinander stellt, dann fällt es schwer, relevante Unterschiede zu entdecken. Ganz oben in der linken Ecke der Frontplatte vielleicht?

[Bild: ErresLoewe3780_02k.jpg]

Das HiFi-Jahrbuch Nr. 10 (8-69) von 1980 führt den Loewe SR 3780 mit folgenden Daten:
-Antriebsart: DC-Wickelmotor, DC-Antriebsmotor
-Köpfe: 2 Permalloy-, 1 Ferrit-Kopf
-Rauschunterdrückung: Dolby
-Bandsortenumschaltung: Fe, FeCr, Cr, Me
-Eingänge: Mikrofon: 0,25 mV/33 kOhm, Line: 100mV/40kOhm
-Ausgänge: Line: 0-1 V regelbar, Kopfhörer: 8 bis 600 Ohm
-Aussteuerungsanzeige: LCD, VU/Peak umschaltbar
-Gesamtfrequenzgang: Fe: 30-18k Hz, Cr: 20-19k Hz, Me: 20-20k Hz
-Höhenaussteuerbarkeit: Fe: 53 dB, Cr: 53 dB, FeCr: 53 dB, Me: 56 dB
-Übersprechungsdämpfung bei 1 kHz im Stereobetrieb: 40 dB
-Gleichlaufschwankungen: +/- 0,08%
-maximale Abweichung von der mittleren Geschwindigkeit: +/- 0,06%
-Vormagnetisierungs- und Löschfrequenz: 100 kHz
-Abmessung: 450 x 120 x 325mm
-Besonderheiten: Elektronische Tipptasten, BIAS-Kalibrierung über 1000-Hz-Test-Ozilator, Dolby-Kalibrierung über 400-Hz-Test-Oszillator, Zero-Counter mit Memory, programmierbar, Auto-Play, Auto-Rewiew, Master-Level, Line- und Mikro-Level getrennt, VU-Peak umschaltbar, Kopfhörerverstärker, Pitch-Kontrolle, MPX schaltbar, Monitor-Kontrolle, Timer- Anschluß

Auch wenn nicht alle Angaben unbedingt vertrauenswürding scheinen – hat er wirklich eine „LCD-Anzeige“? Auto-Review? 1000Hz-Test-Oszillator? - so dürften sie zumindest für alle Modelle des 3780 aus der HiFi Sound Project Serie (falsch) übereinstimmen.

Zum Aristona und Erres gibt vintagecassette.com folgende Informationen:
-Connectivity: 2 Mono Microphone Inputs, Headphones, RCA Input/Output Connectors
-Display: 3-Digit Digital Counter, Peak Hold, Digital Peak-Reading Meters, Meters Peak / VU Switchable
-Heads: 3 Head Design
-Tape: 4-Position Tape Selector, Chrome-, Ferro-Chrome-, Normal- and Metal Tape Capability
-Noise Reduction: Dolby-B Noise Reduction, MPX Filter, RIF Filter
-Transport: Dual-Capstan Transport, Belt Drive, Mechanical Tape Loading, Auto Shutoff (Full)
-Operation: Timer Recording/Playback, Auto-Fade, Memory Play, Memory Stop, Pitch Control, Real-Time Tape Monitoring, Record Mute, Full Logic Transport Control
-Preamplifier: Output-Level- and Headphone Volume Control, Individual Input Level Controls, Master Record Level Control, Microphone Level Adjust (Left/Right)
-Calibration: 10kHz Test Tone, 400Hz Test Tone, Manual Bias Calibration, Manual Level Calibration
-Indicators: Cassette Back Light
-Exterior: Front Loading, Orientation Left
-General: Stereo, HiFi, Fluorescent Peak Meter, Closed Loop Dual Capstan, 3 Head, 2 Motor Transport

Die Verwandtschaft zwischen den 3780 und dem Alpage AL-300 ist offensichtlich.

[Bild: AlpageAL300_04.jpg]

Wo der Eumig FL-900 bis auf das Design der Knöpfe, die Gehäusemaße und die fehlende integrierte Fernbedienung eine unbestreitbare Identität mit dem größten der Alpine-Recorder zur Schau trägt, unterscheiden sich die 3780 genau so weit von dem Grundgerät, daß man beginnen könnte zu fragen, ob die Änderungen – Fluorescenz-Anzeigen zur Aussteuerung anstatt Drehspulinstrumente, LED-Bandzählwerk mit erweiterten Memory-Funktionen anstatt mechanischem Zählwerk mit den Grundfunktionen „Auto Play“ und „Auto Rewind“ - auf Wunsch des OEM-Kunden oder als Modellpflege-Maßnahme des Herstellers zustande gekommen sind.

Sollte die These, der Erres und der Loewe seien ein Eumig und der wiederum ein Alpage AL-300, oder der Loewe und der Erres, natürlich auch der Aristona, seien ein Alpage und der eigentlich ein Eumig FL-900, stimmen, dann wäre er, beziehungsweise alle zusammen, jedenfalls ein (oder mehrere) anerkanntes „Spitzenklasse“-Tapedeck. Jedenfalls befand die Stereo den Alpage als ein solches.

Insbesondere die Möglichkeit der Einmessung auf jede Bandsorte hatte es Joachim Reinert von der Stereoplay, der dieses als „mustergültiges Detail“ des Loewe aus seiner Besprechung heraus hob, und genauso den Tester Michael Grünecker von Stereo in seinem Test des Alpage angetan: „Das Ergebnis dieser Anpassungsmaßnahme ist eine Belohnung für die etwas umständliche und zeitraubende Mühe: ein völlig unverfärbtes Klangbild bei einem ausgezeichneten Frequenzgang der Aufzeichnung und das für beide Kanäle.
Nachdem man den Recorder mittels Drehschalter auf einen Bandtyp voreingestellt hat, aktiviert man mit dem Schiebeschalter „Test OSC“ den eingebauten Tongenerator für den 400 Hz Testton, mit dessen Hilfe das Anzeigeinstrument vor- und hinter Band auf den selben Anzeigewert abgeglichen und somit die Aufsprechverstärkung für den eingelegten Bandtyp optimal eingestellt werden kann; der Abgleich geschieht kanalgetrennt durch die beiden Drehpotis „Dolby Cal.“. Danach wird der Schiebeschalter in die linke Position gestellt und der Tongenerator gibt einen 10 kHz-Ton ab, mit dessen Hilfe der BIAS-Pegel mit dem Anzeigeinstrument kanalgetrennt kalibriert wird. Dafür sind die beiden Regler „BIAS Fine“ zuständig. Lediglich bei Reineisen-Bändern reiche der Einstellbereich nicht aus, um bei weniger höhenempfindlichem Material die optimale Anpassung vornehmen zu können.
Hier tritt übrigens ein möglicher Unterschied zwischen dem Alpage und Eumig auf der einen und den 3780 auf der anderen Seite zu Tage: Die Frequenz des Tongenerators für die BIAS-Einstellung der Verwandten ist in der Beschriftung des Umschalters bei den 3780 mit „14k“, also 14.000 Herz gegenüber 10.000 Hz bei dem Stammvater angegeben! Wenn auch Loewe selbst zunächst 10kHz veröffentlichen ließ. Der Hinweis im HiFi-Jahrbuch Nr. 10, das Bild des Loewe habe bei Redaktionsschluß noch nicht vorgelegen, nehme ich als Indiz für die Möglichkeit, das Gerät selber sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig gewesen, Serienänderungen somit noch möglich. Das es die gegeben haben muß bestätigt auch die Stereoplay (2/81), die ebenso wie eine Vorstellung in der Klangbild vom September 1980 die 14kHz als Testsignal nennt.

Die Gleichlaufwerte des Dual Capstan-Antriebs des Alpage werden, wenn schon nicht als „absolute Spitzenwerte“, dann doch zumindest als „gut“ bewertet. +/- 0,018% nach DIN (+/- 0,16% linear) hat die Stereo tabellarisch veröffentlicht, dagegen +/- 0,08% (DIN) im Text benannt (Werksangabe für wow&flutter: 0,035%). Loewe teilte dem Verlag G.Braun +/- 0,08% für die Veröffentlichung im Jahrbuch mit. Wie auch immer: Grünecker empfiehlt ein „warmlaufen“ lassen, „damit die genannten Werte auch tatsächlich erreicht werden“. Der Schlupf des Alpage habe bei 0,1%, die Abweichung vom Sollwert bei +0,1% (Loewe: 0,06% Werksangabe) und die Hochlaufzeit aus der Pausenstellung bei 0,3 Sekunden gelegen. Ich nehme an den Antrieb wird Alpine für die OEM-Geräte nicht relevant verändert haben.
Die „Wiedergabe-Frequenzgänge für 70 und 120 µs“ seien „erfreulich glatt“. Die deutliche Basswelligkeit, die das Testgerät bei jeder Bandsorte im Frequenzschrieb gezeigt hätte, sei in der Praxis ohne Belang. In Bezug auf die Dynamik mit Ferro-, Ferrochrom- und Chromdioxid-Bändern war der Autor begeistert: Er befand die Leistung „überwältigend“, als „echte Spitzenklasse“. Der Wiedergabeverstärker sei „überaus rauscharm“ und die Stereo-Übersprechungsneigung hielte sich in einem „erfreulichen Rahmen
Negativ befand der Stereo-Test die etwas zum Rauschen neigenden Vorstufen, insbesondere bei Aufnahmen über Mikrofon und DIN. Zudem würde der verwendete Ferrit-Kopf „nach bisherigen Erfahrungen in seinem Sättigungsverhalten einem Metallband nicht gerecht“. In der Tiefenaussteuerbarkeit läge der Alpage um 5 dB hinter den besten Cassettenrecordern zurück.
Hier deutet sich ein zweiter Unterschied zwischen Alpage/Eumig und den 3780 an: Während das Datenblatt des Alpage Ferrite-Heads für Aufnahme und Wiedergabe (5µ und 1µ Kopfspalt) und einen Sendust (Fe-Si-Al-Legierung)-Löschkopf ausweist, nannte Loewe dem Braun-Verlag einen Ferrite-Löschkopf und zwei Permalloy (Fe-Ni-Legierung)-Köpfe für Aufnahme und Wiedergabe als Bestückung. Die Vormagnetisierungs- und Löschfrequenz scheint von 105 (Alpage) auf 100kHz bei den 3780 reduziert

Einen guten Klang, gute bis sehr gute Ausstattung und ein gutes bis sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis notierte Joachim Reinert als seine Bewertung des SR3780 für die Vorstellung in der Stereoplay. Er sei ein „herausragender Recorder“.

Hauptproblem des AL-300, und das scheint sowohl dem Eumig als auch den 3780 erhalten geblieben, ist nach Meinung Grüneckers wohl der durch zwei Hubmagnete sehr kräftig und deutlich hörbar bewegte Kopfschlitten: „Nicht sehr vorsichtig geht der Andruckmagnet mit dem massiven Gußblock um, auf dem der Tomkopf (…) zusammen mit dem Löschkopf montiert ist. Dem Gußstück selber wird das nichts ausmachen, jedoch ist zu befürchten, daß auf die Dauer der Tonkopf durch das harte Anschlagen des Kopfschlittens an die Cassette seine exakte Justierung einbüßt und eine Azimut-Nachregulierung erforderlich wird.“ Auf einer Web-Seite zu den Eumig-Recordern (http://www.pipetrap.de/eumig/) kann man nachlesen, daß dieses Problem auch dem FL-900-Besitzern nicht unbekannt ist und tatsächlich Bedarf an der Nachregulierung des Azimut zu bestehen scheint. Dort kann man auch lesen, der Eumig habe Defizite in der Mittenwiedergabe bei 2-Schicht-Chrombändern und störe durch deutliche Geräuschentwicklung der im Play-Betrieb immer unter Vollast laufenden Wickelmotore.
Die Kritik des Betreibers dieser Homepage am Eumig, die ich auch schon zum Alpage las, die dort verbauten Alps-Potis seien „so ziemlich das Wackeligste was ich jemals in nem Hifi-Gerät gesehn (gefühlt) habe“, mag ich an den 3780 nicht nachvollziehen. Vielleicht ein weiterer relevanter Unterschied zwischen den Generationen.
Von anderer Seite (Audioasylum) kann man erfahren, der Capstan-Antrieb des Alpage laufe immer, wenn der Recorder Strom erhält, also eingeschaltet ist. Nicht unüblich.

Alles in allem bleiben der Alpage und seine Ableger hochinteressante Geräte, die klassisches Recorder-Design mit auch aus heutiger Sicht alltagstauglichen Leistungen verbinden.
Wo sonst bekommt man einen Recorder, der im Wiedergabebetrieb seine Bandgeschwindigkeit stufenlos an die Aufnahme eines anderen Gerätes anpassen kann? Wo sonst bekommt man einen Recorder mit solch ausgefeilter Möglichkeit zur Kalibrierung des eben nicht voll- oder halbautomatischen Einmeß-Systems mit dem eigenem Testton-Generator – oder auf Wunsch auch gegen Zwischenfrequenzrauschen.

Das etwas verbaute Innere – Grünecker nennt das „gut durchwachsene Technik“ - war zweifellos zur Konstruktion in seinen Details bereits erprobt und stört den Benutzer mit seinen eher verwirrend wuchernden Kabelbäumen sowieso wenig. Bestenfalls den Techniker, der sich allerdings darüber freuen dürfte ein seltenes und mit wenig Vielbeinern ausgestattetes – also letzlich reparables Tapedeck auf den Tisch bekommen zu haben.

Und eine Besonderheit hat der 3780 zweifellos auch: Seine exotische Abstammung.
Natürlich haben weder Loewe noch Erres hier Hand angelegt, wahrscheinlich nicht einmal den Markennamen aufgedruckt.
Die Recorder stammen aus einer Reihe, die als „hifi sound project“ bekannt geworden ist. Initiator scheint Philips. Jedenfalls gab es diese Reihe mit identischen Geräten sowohl unter dem Markennamen Philips, als auch unter den Namen diverser in Europa national lokalisierter Marken der Philips Gruppe zu kaufen: PYE für Engand und das Empire, Dux für Schweden und Skandinavien, Erres für die Niederlande und Benelux, Aristona für Österreich etc. Auch unter der Philips-Marke gab es „Sound Project“-Geräte, zum Beispiel die Receiver TA6000 und TA8000, die auch als Loewe ihren Dienst taten. Selbst den im Philips-Katalog von 1978 ohne „Sound Project“-Schriftzug beworbene N2537 soll es auch mit dem Aufdruck der Reihe gegeben haben. Wem fällt auf, daß sich dieser Recorder von allen anderen im Philips-Prospekt unterscheidet, sein Kassettenfach auf der rechten Gehäuseseite trägt?
Ausser „Philips“ hatte Philips in den späteren Siebziger Jahren keine Deutsche Marke im eigenen Portfolio. Grundig gehörte den Niederländern erst zu einem kleinen Teil. Vielleicht machte es dieser Zustand möglich, daß mit Loewe-Opta ein unabhängiges Unternehmen mit 250 Millionen Mark Jahresumsatz (1977) und 2350 Beschäftigten, das im Jahre 1978 jedoch die eigene HiFi-Produktion mit 500 Beschäftigtern im Berliner Wer eingestellt hatte, ausgerechnet OEM-Ware aus dem Philips-Regal beziehen konnte.
Denn aus dem Philips-Regal schienen einige der „hifi sound project“-Geräte zu stammen. Es wird kolportiert, eines der japanische Philips-Tochterunternehmen hätte manche Geräte gebaut: Philips-Nihon (Audiokarma, HiFi-Forum). Es gibt zudem auch „hifi sound project“-Boxen „Made in Sweden“, die wohl von der Philps-Tochter Dux stammen und bekanntermaßen ebenso unter der österreichischen Philips-Marke Hornyphon verkauft worden sind.
Die Vermutung, die in der Stereoplay geäußert wurde, die „Loewe-Leute“ seien „mit einem dicken Pflichtenheft und genauen Vorstellungen von den zukünftigen Geräten nach Fernost“ gegangen scheint mir nicht ganz richtig, denn den Synthesizer-Tuner SX 6198 und den Verstärker SX 6396 von Loewe's Digital-Hi-Fi-Serie gab es eben auch bei Philips, PYE, Dux und anderen Philips-Töchtern. Man ist wohl eher nach Eindhoven gegangen um die „Digital“-Serie aus dem Philips-Prospekt zusammenzustellen.
Warum aber ausgerechnet ein Alpine über Philips zu Loewe vermakelt wurde ist mir bislang nicht klar. Denn Philips hatte anno 1980 eigene Tapedecks mit 3-Kopf-Ausstattung im Programm: N2552 oder N5748 hießen die Topmodelle, die allerdings weder die feine Einmeß-Vorrichtung des Alpine besaßen, noch einen Dual-Capstan-Antrieb.

Die Stereo vermerkt in ihrem Testbericht, der Alpage sei auf der Funkausstellung 1981 „auf dem deutschen HiFi-Markt“ erschienen. Tatsächlich war der Alpage bereits seit 1979 lieferbar, zumindest wenn man diversen Angaben im Internet glaubt. Der Neupreis hätte um 1200 Mark betragen, knapp 1500 Mark laut Stereo Cassettendeck-Handbuch von 1982.
Der Eumig wird im HiFi-Jahrbuch Nr. 10 von 1980 erwähnt (8-34), ebenso wie im HiFi-Jahrbuch der Zeitschrift „hobby“ von 1980, die ihn mit einem Neupreis von 1300 Mark angibt. Deutlich wird radiomuseum.org, das zum Eumig zu sagen weiss: „OEM-Fertigung von ALPINE, Tokyo Originaltype war auch unter ALPAGE AL-300 auf dem Markt“.
Ebenso im HiFi-Jahrbuch Nr. 10 erscheint der Loewe SR 3780, der zudem in der Marktübersicht des Stereo Cassettendeck-Handbuch genannt wird. Die Klangbild stellt den Recorder in der September-Ausgabe 1980 als Neuvorstellung für 1300 Mark von der HiFi'80 in Düsseldorf vor.
Die Varianten des 3780 von Aristona und Erres werden unter vintagecassette.com ebenfalls auf 1980 datiert.

Von der zeitlichen Abfolge her dürfte also der Alpage das älteste der Geschwister sein. Der Eumig entspricht ihm in den Bedienungselementen vollständig.
Die Unterschiede zu seinen Nachkommen liegen offensichtlich in der Form einiger Knöpfe und des Kassettenfachdeckels, zu den 3780 in der Art der Aussteuerungsanzeige und schließlich in dem Baustein für das Bandzählwerk und die davon abhängigen Programmierfunktionen.
Eine exaltierte Funktion des Alpage, den als Fernbedienung abnehmbaren Tastenblock der Laufwerkssteuerung, haben seine Neffen nicht spendiert bekommen.

Einige kleinere Unterschiede zeigen sich in den Technischen Daten, die für die Geräte veröffentlicht worden sind.
So in der Marktübersicht der Stereo für das Jahr 1982 (Alpine / Loewe) / bzw. Hobby 1980 (Eumig):
maximaler Gesamtfrequenzgang: 20-22k Hz / 20-20k Hz / 20-18k Hz (Cr)
Übersprechungsdämpfung bei 1kHz: 55 dB / 50 dB / -
Gleichlaufschwankungen: 0,035% / 0,08% / 0,03%
maximaler Fremdspannungsabstand: 68 dB / 66 dB / 66 dB (Cr mit Dolby)
Abmessungen: 435 x 120 x 300mm / 450 x 125 x 305 / 455 x 120 x 300mm
Diese Daten sagen aber sicherlich wenig über etwaige bauliche Unterschiede zwischen den Geräten aus.

Zusammenfassend glaube ich feststellen zu dürfen: Der 3780 ist ein modifizierter Alpine. An eine Entwicklung bei Eumig glaube ich nicht. Warum hätte Eumig zulassen sollen, daß ein Tapedeck, das man selber erst 1980 auf den Markt bringt bereits ein Jahr vorher bei der Konkurrenz und gleichzeitig bei weiteren Mitbewerbern erscheint.
Übrigens wird immer wieder kolportiert, der Lieferant Eumigs für die übrigen HiFi-Komponenten der Reihe 500 und 1000 sei Luxman gewesen. Wer hat noch gleich den Service für den Alpine AL-300 beispielsweise in Frankreich gemacht? Luxman. Wer hat Luxman im Jahre 1984 noch gleich aufgekauft? Alpine!

Falls jemand von Euch noch mehr Infos haben sollte: Her damit.

Und nun können die Decks weg.

[Bild: ErresLoewe3780_03k.jpg]

Tschüß, Matthias


Quellen:
HiFi Jahrbuch Nr. 10 (8-69, Marktübersicht: Loewe)
hobby HiFi-Jahrbuch 80 (Marktübersicht: Eumig)
Klangbild 9/80 (Messebericht: Loewe)
Stereoplay 2/81 (Kurztest: Loewe)
The Grammophone 9/81 (Alps AL-300)
Stereo HiFi-Einkaufsführer 2/82 Cassetten und Cassettendeck Handbuch (Test: Alpage, Marktübersicht: Loewe)
Audiokarma, Audioasylum, HiFi-Forum, Wiki, Audio 1/79 (Hintergrund)
http://www.vintagecassette.com/
http://www.niederbacher.de/fl900.html
http://www.pipetrap.de/eumig/
http://www.audioasylum.com/scripts/t.pl?...age&m=5157


P.S.: Dieser Text samt Bilder ist ausschließlich für die interne Verwendung durch Besucher des "Bandmaschinenforum" gedacht. Die durch Klammern heraugehobenen oder kursiv gesetzten Zitate unterliegen gegebenenfalls Urheberrechten Dritter. Eine, auch auszugsweise, private oder gewerbliche Nachverwertung ohne schriftliche Genehmigung ist ausdrücklich untersagt.
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#11
Moin, moin,

aus den Niederlanden erreichte mich am Wochenende ein Bild, das belegt, den 3780 gab es auch in einer Philips-Version.

[Bild: 3780_Philips.jpg]
Dank an Harry für die Erlaubnis, sein Bild hier zu posten.

Für mich besonders verwunderlich, da ja Philips eigene 3-Kopf Recorder baute und hiermit einen direkten Konkurrenten zugekauft hat, an den selbst der N5758 nicht heran gereicht hat.

Ob es den 3780 in noch weiteren Versionen, denn als Aristona, Erres, Loewe und Philips, sowie als Alpage und Eumig, gegeben hat?

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#12
Weil im Forum gerade wieder die Frage nach dem Al-300 aufgetaucht ist und ich den Eintrag im Eumig Museums Gästebuch endlich wieder gefunden habe, poste ich hier die Quelle, der ich entnahm, dass Eumig ursprünglich der Konstrukteur des Fl-900 war:

Am Freitag, den 24. August 2001 01:13 schrieb G. Röthy:
Hallo Michael! (zu Deinem Beitrag vom 11.1.01, bzw. Deiner eigenen Homepage, die hervorragend gelungen ist) Der A500-Verstärker, sowie auch der Tuner T500 und der HiFi-Recorder FL900 wurden nicht bei Alps (Alpage) gebaut, sondern nach meinen Entwürfen in einer ganz kleinen Fabrik mit nur 6 Beschäftigten in Shizuoka/Japan. Einzelne Bauteile können jedoch von Alps stammen. Das erklärt auch, warum die Potentiometer nicht unbedingt von Alps waren. Tuner, Vorverstärker und Endverstärker der 1000er-Baureihe ähnelten nicht nur den Luxman-Geräten, sondern wurden (im Gegensatz zum Cassettendeck FL 1000, das zur Gänze in Österreich entwickelt und produziert wurde) nach Eumig-Entwürfen tatsächlich bei Luxman produziert. Der massearme Capstan-Antrieb der Eumig-Cassettendecks war nicht Ersatz für schwere Doppelcapstan-Schwungmassen, sondern eine bewußt bessere Lösung, die aufgrund der besseren (schnelleren) Regelungsmöglichkeiten und der Vermeidung des notwendigen Bandschlupfs von Doppelcapstanantriebe zu den besten Gleichlaufwerten am Markt führten. Ansonsten herzlichen Glückwunsch für die ausgezeichnete Homepage über die Eumig-HiFi-Geräte! MfG Gerhard

nachzulesen bei http://www.fuchsberg.at/eumig/pandreas/m...ep2001.htm

Daher ist das Fl-900 wohl der Urahn aller dieser Nachfolger von Alpage, Loewe, Erres und was es da sonst noch gegeben haben mochte.


Viele Grüße
Lukas
Viele Grüße
Lukas
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#13
Zitat:lukas postete... Der A500-Verstärker, sowie auch der Tuner T500 und der HiFi-Recorder FL900 wurden nicht bei Alps (Alpage) gebaut, sondern nach meinen Entwürfen in einer ganz kleinen Fabrik mit nur 6 Beschäftigten in Shizuoka/Japan....
Hallo Lukas,

leider kann man Hern Röthy nicht mehr fragen, was er konkret entworfen hat, deswegen habe ich den Entwickler für die Eumig-Steuerungselektronik, Herrn Rollenitz, befragt und warte noch auf Antwort.
Leider ist mir die von Dir zitierte Information etwas zu dünn, als daß ich jetzt schon daran glauben möchte, der FL-900 sei im Grunde nicht doch ein Alps. Immerhin hatte Herr Röthy ja auch die in Wien gefertigten Eumig-Decks nicht allein entwickelt. Was meint er also mit "Entwürfen"?

Schaut man einmal in das Gerät hinein, dann erkennt man schnell, er hat weder etwas mit dem Metropolitan, noch mit dem FL-1000µP zu tun.
Als der FL-900 entwickelt worden sein muß, war Eumig eigentlich schon pleite. Glaube ich wirklich daran, der Entwickler Röthy, der für das Eumig-Laufwerk verantwortlich war, hat nur für den FL900 ein gänzlich neues Laufwerk entworfen?

Üblich war es zu jener Zeit, Geräte bei OEM-Herstellern zu ordern, wobei diese oftmals keine Entwicklungen machten, sondern Vorprodukte zusammenstellten.
Ein bekanntes Beispiel für dieses Verfahren waren die Tapedecks von Dual, die zum großen Teil in Japan gefertigt wurden, jedoch zum Beispiel Dual-Motoren enthielten.
Warum soll Eumig, wenn der FL-900 wirklich eine eigene Entwicklung gewesen war, nicht das eigene Laufwerk verbaut haben.

Das Konzept: "Entwicklung in Europa, Herstellung in Asien", gab es häufig. BASF, Siemens oder Blaupunkt waren Anfang der Achtziger Beispiele dafür. In Sachen eines Senator CT-2307 haben wir in einem extra Thread darüber philosophiert, wie es dazu kam, das Telefunken für den Service eines Quelle-Gerätes zuständig sein kann, das offensichtlich in Japan gebaut ist, aber in weiten Teilen einem für Telefunken in Japan gebautem Tapedeck ähnelt.

Als Antwort erklärt mir ein Forenmitglied immer wieder, OEM-Produktion habe in der Regel nicht grundsätzlich darin bestanden, eine Firma wie "Büngelhofer" ginge zu "Yamagutchi" und kaufe dort ein fertiges Gerät ein, lasse lediglich den eigenen Namen in die Frontplatte gravieren.
Vielmehr sei es üblich gewesen, ein Lastenheft zu erstellen und dafür am Weltmarkt die Vorprodukte einzukaufen: Hier das Laufwerk, dort die Rauschunterdrückung, von dritter Seite das Netzteil... Ein Beispiel ist der Grundig CF350, bei dem der Uhrenbaustein von Hitachi, das Laufwerk von Alps, das NR-System von Staar stammt, das ganze Gerät in Japan assembliert wurde.
Die "Entwicklungsarbeit" bei einem solchen Gerät bestünde darin, das Lastenheft zu konzipieren, die Vorprodukte zusammenzustellen und ggf. eigene Modifikationen zu entwerfen. Oder Teile dieser Arbeit zu beauftragen.

Insofern halte ich es für absolut denkbar, das Herr Röthy an der Entwicklung des Eumig FL900 beteiligt gewesen ist. Ob man aber behaupten kann, der Alps sei in Wirklichkeit ein Eumig, halte ich ohne eine weitere Bestätigung eines "Eingeweihten" für zu weit gegriffen.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#14
Zitat:Matthias M postete

Vielmehr sei es üblich gewesen, ein Lastenheft zu erstellen und dafür am Weltmarkt die Vorprodukte einzukaufen: Hier das Laufwerk, dort die Rauschunterdrückung, von dritter Seite das Netzteil...

...Ob man aber behaupten kann, der Alps sei in Wirklichkeit ein Eumig, halte ich ohne eine weitere Bestätigung eines "Eingeweihten" für zu weit gegriffen.

Tschüß, Matthias
Hallo Matthias,

so in etwa habe ich mir das im Prinzip auch vorgestellt, mal sehen , ob du noch Antwort von eingeweihter Seite erhältst, ich bin jedenfalls gespannt.

Viele Grüße
Lukas
Viele Grüße
Lukas
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#15
Zitat:lukas postete
...mal sehen , ob du noch Antwort von eingeweihter Seite erhältst, ich bin jedenfalls gespannt....
Hallo Lukas,

heute habe ich Antwort erhalten.

Herr Rollenitz, damals Entwicklungsingenieur bei Eumig, zuständig für die Elektronik - von ihm stammt die Steuerung der Eumig-Recorder -, danach bei der Steyr-Daimler-Puch AG und ihren Nachfolgern, schreibt, nach seinem Wissensstand stamme der FL-900 von Alpine. Hinsichtlich des Produktionsstandorts innerhalb Japans habe er jedoch keine Informationen.

"Herr Röthy war sicher mit Herrn Bauhofer (einer der Führenden im Vertrieb und Hauptbeitreiber der ganzen HiFi-Sparte) in Japan - vielleicht sogar mehrmals.
Die Entwürfe des FL900 können sich nur auf Frontdesign, Bedienungselemente und evtl. Aus- und Eingänge bezogen haben. Schaltungstechnisch stammt sicher nichts von EUMIG, das müsste ich wissen - Herrn Röthy's Abteilung hatte keine Elektroniker. Aber auch am mechanischen Konzept wurde sicher nichts verändert - ich weiß um die aufwändigen Entwicklungen zum FL1000 bzw. dem Vorgänger Metropolitan in Bezug auf Bandlauf, Köpfe etc.
"

Aus meinem Artikel oben wird ja deutlich, daß auch der Eumig sich in Details von dem Alpage unterscheidet. So wie es, in anderen Details, der 3780 tut.
Möglich, Alpine hatte tatsächlich einen "Baukasten" in Angebot, aus dem OEM-Kunden sich das heraus "entwickeln" und sogar bei Fertigern ihrer Wahl hatten zusammenbauen lassen können, was sie wollten!?

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#16
Hallo Matthias,

na so langsam hebt sich der Nebel der Vergangenheit und wir sehen klarer, danke jedenfalls für deine Bemühungen

Viele Grüße

Lukas
Viele Grüße
Lukas
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#17
Hallo ihr Magnetofonfreaks,

Jetzt muß ich auch meinem Senf dazugeben weil ich seinerzeit mit großem Aufwand ein Wrack des FL900 restauriert habe mit dem angeblich bei Eumig Fall- und Verpackungstests durchgeführt wurden. Dieses Teil unterscheidet sich in mehreren Details z.B Schrauben, Löschkopf, Trafo, Kleinteile von allen mir bekannten Alpage AL 300 und auch von den späteren FL 900. Die Reieisentauglichkeit dieses Gerätes ist etwas eingeschränkt.
Was ich glaube ist daß tatsächlich das Eumig Gerät das erste in Eumig Auftrag in Japan entwickelte Gerät dieser Serie war. Die Eumig Leute werden wohl genau festgelegt haben wie es aussehen soll, was es können soll und sind dann an ein Unternehmen herangetreten daß auf die Vermittlung solcher OEM Aufträge spezialisiert war. So kommt auch die Wahrnehmung von ex Eumig Leuten zustande das Gerät stamme aus einer kleinen Firma mit 6 Leuten in Shizuoka/Japan. Daß dies logistisch und technisch nicht möglich ist und diese Firma nur eine Agentur für OEMs oder ein Vermittler war scheint mit logisch und der damaligen Praxis anderer europäischer Hersteller entsprechend.

Herr Röthy kann soviel ich damals erfahren habe nicht mehr gefragt werden, er ist nicht mehr auf dieser Welt.
Ich hatte noch Mailkontakt mit ihm, bin auch jener Hifi Liebhaber auf dessen Text seinerzeit Herr Rollenitz geantwortet hat und der hier zitiert wird.

Ich bin zu der Überzeugung gelangt daß über eine spezialisierte japanische Firma für OEM Aufträge die Geräte schließlich von Alpine produziert wurden und dies in der Folge für andere europäische HIFI Firmen abgewandelt wurde. Möglcherweise gab es vertragliche Beschränkungen der Vermarktung weshalb das Gerät nicht unter dem Markennamen Alpine vertrieben werden konnte.
Aber ACHTUNG: Das GERÄT WAR ALS ALPAGE AL 300 im offiziellen Katalog von Alpine drin. Den habe ich heute noch irgendwo.. Auf der letzten Seite taucht es außerhalb der normalen Gerätehirarchie auf ! Das Gerät unterscheidet sich hauptsächlich durch die abnehmbare Fernbedienung vom Eumig. Späte AL 300 hatten angeblich Steckverbindungen zum Laufwerk.

Soweit ich noch erfahren konnte wollte man seinerzeit eine HIFI Linie unterhalb der Serie 1000 die größere Stückzahlen ermöglichte und hat ebenso wie bei den FL1000 gemerkt daß der Markt ein komplette Anlage und nicht nur ein Casettendeck braucht. Im Endstadium der Firma wurden eben größere Bemühungen um Marketing sichtbar.

So das wars aus Wien

herzliche Grüße von
Michael
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#18
Moin, moin,

eine kleine Neuigkeit in Sachen Abstammungslehre und des "wieso eigentlich Loewe".

Das HiFi Sound Project scheint ja, ziemlich deutlich, eine Philips-Marke. Und warum trägt ausgerechnet ein Loewe-Opta diese Marke?

Weil Philips bereits seit den Sechziger Jahren einen "B-Konzern" aufgebaut zu haben scheint, mit dem man sich, über verdeckte Beteiligungen, an diversen Unternehmen beteilgt hatte. Unter anderem an AKG, Nordmende oder eben, zusätzlich zu dem "offiziellen" maximal 15% Anteil, an Loewe.

DER SPIEGEL schreibt in der Ausgabe 4/85, möglicherweise sei Philips zwischenzeitlich sogar Alleininhaber bei Loewe gewesen.
"Zweifel an den Besitzverhältnissen der Kronacher Firma hatte das Kartellamt seit langem. In der Gesellschafterliste der Loewe Opta GmbH tauchen neben der deutschen Philips-Dachgesellschaft Alldephi (15 Prozent) reichlich exotische Unternehmen auf. Nach dem neuesten Stand besitzen Electromondial und Interelectronic je 24 Prozent des Loewe-Stammkapitals. 15 Prozent entfallen auf die Sylem Investment Inc. in Panama-City, und 22 Prozent hält die Gesellschaft De Gezellen van Sint Maarten in Philipsburg auf den Niederländischen Antillen."

Über die Electromondial und Interelectronic stößt man auf Philips, die zusammen mit der Alldephi auf 63 Prozent des Loewe-Kapitals kam. Der Verdacht, auch die anderen Beteiligten gehören Philips, scheint nicht abwegig, denn zumindest die panamaische Sylem soll in den Akten der Luxemburger Philips International Finance SA auftauchen.

Also gehörte Loewe wohl zumindest zeitweise Philips. Und dadurch erklärt sich dann auch, warum Loewe eine Philips-Marke führte.

Auch ja, heute ist einer der dominanten Eigentümer die ehemalige Matsushita, heutige Panasonic. Und die ist ja schon lange Philips-Partner. Von wem mag Matsushita wohl ihre Anteile gekauft haben?
Philips zumindest behauptete, die Aussage gegenüber dem Kartellamt im Kontext des Grundig-Kaufs, man sei nur mit 15% an Loewe beteiligt, sei korrekt gewesen, man habe sich rechtzeitig von anderen Beteiligungen getrennt. Schnell!

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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