ReVox C274
#1
Hallo zusammen!

Ist der Tonkopf der C274 4-Kanal-Maschine kompatibel zum normalen Viertelspur-Stereo herkömmlicher Maschinen, wenn man jeweils CH 1 + CH3 einschaltet?

Wie sieht es mit dem Übersprechen der einzelnen Kanäle aus, was bei Viertelspur-Geräten durchaus an der Tagesordnung ist?

Welche Software gibt/gab es für die serielle Schnittstelle?

Viele Grüsse
Ralph
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#2
´
Hallo Ralph,

die Spurlage ist identisch, das Übersprechen sollte im normalen Betrieb (Sp. 1 & 3) vergleichbar mit richtigen Viertelspurgeräten sein.

Bei Vierkanalaufnahmen dürfte es stärker übersprechen, weil die Kopfstockwerke sehr eng aneinander liegen. Das dürfte sich in der Praxis nicht sehr bemerkbar machen, da ja in der Regel zueinander gehörige Inhalte gespeichert werden. Bei vier unterschiedlichen Inhalten in unterschiedlichen Räumen abgehört wird es anders sein.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#3
Hallo Frank,

na dann werde ich mal gebannt warten und natürlich berichten, sobald es etwas zu berichten gibt :-)

Viele Grüsse
Ralph
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#4
Hallo Ralph,

Zitat:Welche Software gibt/gab es für die serielle Schnittstelle?
das weiß ich leider auch nicht genau, aber auf dem [url="ftp://ftp.studer.ch/Public/Products/Revox']Studer-FTP-Server[/url] gibt es eine Dokumentation der Befehle und Rückmeldungen, mit denen die Maschinen zu steuern sind:

[url="ftp://ftp.studer.ch/Public/Products/Revox/Revox_C270/RS232_ASCII_Protocol_Specs_2CH.pdf']ftp://ftp.studer.ch/Public/Products/Revox/Revox_C270/RS232_ASCII_Protocol_Specs_2CH.pdf[/url]

Ich sehe gerade, dass in Titel "2CH" steht, aber drinnen schreiben sie von 27X. In wie weit es Dir weiterhilft, hängt von Deinen Rechnerkenntnissen ab; zumindest kannst Du damit die Maschine ohne zusätzliche Software steuern, wenn du ein Terminalprogramm (z.B. HyperTerminal, bei Windows dabei - zumindest zu meien seligen Windows-Zeiten) benutzt und die Kommandos direkt eingibst.

Ein nettes Fernsteuerungsprogramm zu schreiben wäre mit dieser Art von Anleitung keine große Sache, es würde sich im Prinzip darauf beschränken, Mausklicks des Anwenders in die Befehle aus der Tabelle zu übersetzen. Leider habe ich keine Maschine mit Schnittstelle (ja, so eine C270 wäre noch ein Traum), sonst hätte ich das schon gemacht; als Trockenübung ist es aber etwas komplizierter, weil die Rückmeldung des Gerätes fehlt und die Funktionstests sehr viel Umständlicher sind - man müsste sich quasi zuerst einen Simulator für die Bandmaschine schreiben, den man dann fernsteuert...

Viele Grüße
Andreas
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#5
Zitat:hangszalag postete
Welche Software gibt/gab es für die serielle Schnittstelle?
Vielleicht einfach mal hier

http://www.studio-remotes.com/

unter “Mini Remote for Studer” schauen.

Gruß Ulrich
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#6
Hallo Ulrich,

genau an sowas hätte ich gedacht - jetzt fehlt mir nur noch die passende Maschine...

Viele Grüße
Andreas
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#7
Hallo ihr beiden!

Vielen Dank für eure Hinweise und Links! Inzwischen habe ich mir die Dokumentation vom FTP-Server gezogen und studiert. Fazit: Eine relativ leichte Übung, ein hübsches kleines Mac OS X-Programm zu basteln, welches über die USB-Schnittstelle und USB-Seriell-Wandler die Maschine fernsteuert.

Was Du, Andreas, schriebst, stimmt. Ich werde auch erst auf die Maschine warten müssen, bevor ich damit loslege.

Ulrich: Die Screenshots geben schon mal gute Anhaltspunkte, was für Funktionen sich steuern lassen und wie man diese am geschicktesten aufbereitet. Das grösste Hindernis stellt die Anforderung darf, Windows zu benutzen. Aber da wird sich sicherlich etwas für den Mac bauen lassen.

Nun hoffe ich bloss, dass die Pegeleinbussen durch die schmaleren Spuren im Vergleich zu einer handelsüblichen Viertelspurmaschine nicht allzu stark ausfallen:

jeweils 0,9 mm Tonspur / 0,8 mm Trennspur bei der C274
jeweils 1,0 mm Tonspur / 0,7 mm Trennspur bei 1/4"-4-Spur

Ggf. könnte allerdings die grössere Trennspur einen Vorteil bringen. Nunja, ich werde abwarten und notfalls vom Widerrufsrecht Gebraucht machen (was ich allerdings nicht hoffe...).

Viele Grüsse
Ralph
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#8
Wenn die Spurpositionen der 274 ohne Versatz mittig auf den Spuren der gegebenen Aufnahmen liegen, und die Angaben oben zutreffen, beträgt der Pegelverlust der C274

20 log 0,9/1,0 = 20 log 0,9 = 0,9 dB

und dürfte daher im Bereich der Einmessgenauigkeit bzw. der Restwelligkeit des Gerätefrequenzganges liegen.

Hans-Joachim
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#9
Hallo Hans-Joachim!

Der Auszug aus der Bedienungsanleitung sagt folgendes:

[Bild: hangszalag_c274_spurlage1.jpg]

[Bild: hangszalag_c274_spurlage2.jpg]

Da ich Deinem Fachwissen, welches ich selbst nicht habe, vertraue, gehe ich fest aus, dass Deine Berechnung stimmt. Dies bedeutet für mich faktisch also, dass Bänder, die ich in Viertelspur-Stereo mit der C274 bespiele und auf einer anderen Viertelspur-Stereo-Maschine wiedergebe, einen Pegelverlust von 0,9 dB aufweisen. Da dies im Bereich der Einmessgenauigkeit liegt etc. dürfte der Pegelverlust in der Praxis praktisch vernachlässigbar sein, wenn ich Deinen letzten Satz richtig interpretiere.

Bleibt für mich noch die Frage offen: Wie kommt man auf die obige Formel bzw. wo kann man die Hintergründe dazu im Web allgemeinverständlich nachlesen?

Viele Grüsse
Ralph
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#10
Hallo Ralph,

Zitat:Bleibt für mich noch die Frage offen: Wie kommt man auf die obige Formel bzw. wo kann man die Hintergründe dazu im Web allgemeinverständlich nachlesen?
aus der hohlen Hand: Alles, was Du brauchst, ist die (auch intuitiv plausible) Annahme, dass der nutzbare Pegel linear mit der Spurbreite wächst. Folglich verhält sich das Verhältnis der beiden Pegel wie das Verhältnis der beiden Spurbreiten: 0.9 mm / 1.0 mm

Alles weitere ist nur eine Umrechnung ins üblicherweise verwendete dB-Maß (siehe z.B. bei Wikikedia). Das ist am Anfang etwas unintuitiv, deswegen hier in Kürze:

- logarithmisches Maß zur Basis 10 für Verhältnisse von zwei Größen p1 und p0
- 1 Bel sind natürlich 10 Dezibel

Dann wäre:
Verhältnis in Bel = log10(p1 / p0)
in Dezibel = 10 * log10(p1 / p0)

Ein Faktor zwei muss noch herbeidiskutiert werden: Aus irgend einer Konvention heraus ist damit das Verhältnis zweier "leistungsartiger" Größen gemeint (deswegen auch p1 und p0); "spannungsartige" Größen stehen quadratisch in der Leistung: p1 ~ v1^2. Das Quadrat wandert vor den Logarithmus. Nicht schön, aber eigentlich auch egal, solange man es einheitlich benutzt...

Also:

dB = 10 * log10(p1 / p0) = 10 * log10( (v1/v0)^2 ) = 10 * 2 * log10( v1 / v0) = 20 * log10( v1/v0 )


Was mir allerdings nicht klar ist (ja, passt eigentlich nicht zum Thema): Der Nutzpegel wächst linear mit der Spurbreite - das Rauschen allerdings nur wurzelförmig (deswegen haben ja breitere Spuren einen besseren Rauschabstand). Warum?

Viele Grüße
Andreas
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#11
Lieber Raph,

Studer geht in der Anleitung definitiv auf deinen/unseren Fall ein, womit meine Berechnung zutrifft, also nicht durch äußere Umstände konterkariert wird: Doppelte Spurbreite heißt doppelt nutzbare Magnetisierung, also auch doppelte Nutzspannung, weshalb ja auch eine Normierung/Ableitung der Magnetisierung nach der Spurbreite möglich ist:

"514 nWb/m"

Wenn meine Berechnug oben unzulässig wäre, dürfte bei der Magnetisierungsangabe auch nicht nach der Spurbreite abgeleitet werden.

Wichtiger ist für dich letztlich, dass die schmaleren Revox-Vierkanalspuren mittig auf den Standard-Vierspurspuren nach DIN liegen, weil man andernfalls damit zu rechnen hätte, dass potenziell die eine Spur genau im geometrischen Raster der alten Vpierspuraufzeichnung liegt und die andere weniger oder möglicherweise gar überhaupt nicht. Das ist aus der Welt; man hat sich zum Sachverhalt etwas überlegt, bezüglich dessen ich seit vergangenem Wochenende weiß, wie derlei im Hause an der Regensdorfer Althardstraße entstand. Der Willi war nicht der Urheber, er stand lediglich den einschlägig erforderlichen Aktivitäten nicht unbedingt im Wege.

Zurück zu deinem Gerät: Wenn du mit normierten Pegeln arbeitest (oder arbeiten musst), könntest du die Ein- und Ausgangsverstärker so einstellen, dass bei der durch deine bestehenden Aufnahmen gegebenen Vollaussteuerungen der Normpegel vom Eingang erwartet wird bzw. am Ausgang ansteht. Das ist ja das normalste der Welt, mit dem beispielsweise Schmetterlingsaufzeichnungen auf 2+2+2-mm-Maschinen ebenfalls bei gegebener Magnetisierung den Normpegel am Ausgang erzielen. Umgekehrt ist das dann so simpel nicht mehr möglich, weil der Schmetterlingskopf Leerspur abtastet. Normalerweise gehört aber die obige Forderung ("normierte Pegel") im Liebhaberhaushalt zu den so ziemlich abseitigsten Fragen, weil in selbigem keine normierten Pegel gehandelt werden. Wäre dem so, linearisierten sich namentlich bei den LP-Freaks so manche schrägen Sichten quasi auto-matisch.

Nun zu Andreas' Frage:
Für die Erklärung des Rauschpegelanstiegs mit der Wurzel aus der Nutzspurbreite kann man verschiedene Erklärungen heranziehen, von denen die molekularphysikalischen die unerfreulichsten sind, weshalb ich sie umgehe, zumal ich sie selbst nicht aus der hohlen Hand verstehe. Die einfachste Erklärung besteht darin, zu akzeptieren, dass das Rauschsignal über die Nutzspurbreite nicht korreliert ist, die Teilchen mit Störmagnetiserung (etwas anderes ist nicht zu hören) also kleinsträumig (demnach kleine geometrische Ausdehnung) zufällig über die Nutzspurbreite verteilt sind. Demgegenüber ist das im Vergleich dazu sehr langwellige Nutzsignal über die Spurbreite vollkommen korreliert, liegt -so meine ich das hier- mit sich selbst in Phase. Damit steigt der Pegel des Nutzsignales bei Spurbreitenverdopplung um 6 dB, wogegen beim Rauschen der Pegelverlust aufgrund der mittlleren Dekorrelation dazukommt; und der liegt bei 3 dB. Wir haben damit einen Anstieg des Rauschens bei der Nutzspurverbreiterung nur um 3 dB. Ein Halbspurbandgerät weist deshalb auch nur einen Anstieg des Geräuschspannungsabstands von ca. 3 dB gegenüber einem gleichwertig gebauten 4-Spur-Gerät (halber Spurbreite!) auf. Gäbe es nicht noch diverse andere, bedeutende Vorteile, die Tonträgerindustrie hätte dankend auf jene drei dB verzichtet und wäre mit fliegenden Fahnen zur geringeren Spurbreite übergelaufen.

Auch wenn ein internes Studer-Merkblatt etwas anderes sagt: Die Schmetterlingsköpfe kamen nicht wegen der vergrößerten Nutzspurbreite, sondern wegen des verringerten Leerrasens. Andererseits interessierte der Leerrasen die Reichsrundfunkgesellschaft bei ihren Magnetbandstereos zweifelsfrei überhaupt nicht (die Verischung der Stereo- mit den Monobeständen war strikt verboten), dafür aber die 'maximal' gehaltene Nutzspurbreite umso mehr, denn das Band taugte für schmale Spuren (und damit einen geringeren Nutzfluss) einstweilen nämlich noch nicht so recht.

Hans-Joachim
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#12
Lieber Hans-Joachim,

vielen Dank für die Erklärung, das Korrelationsargument ist zumindest intuitiv einleuchtend. Qualitativ finde ich es nun in Ordnung, dass das zufällige Rauschen irgendwie langsamer mit der Breite ansteigt als das wohldefinierte Nutzsignal.

Trotzdem wurmt es micht noch ein wenig - ich würde es doch auch gerne quantitativ verstehen, und die Wurzel riecht schon irgendwie nach Poissonstatistik. Hättest Du für den "unerfreulichen" Teil eventuell einen Literaturhinweis parat? Im Alten Testament habe ich bisher nur die Tatsache mit der Wurzel nachlesen können...

Viele Grüße
Andreas
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#13
Zitat:andreas42 postete
Trotzdem wurmt es micht noch ein wenig - ich würde es doch auch gerne quantitativ verstehen, und die Wurzel riecht schon irgendwie nach Poissonstatistik.
Bei der Statistik liegst du hier gar nicht mal so falsch.
Rauschen ist ein stochastischer Vorgang bzw. lässt sich als solcher beschreiben.
Die dahinter stehende Mathematik ist nicht ganz ohne, so wie das Thema Rauschen an sich
(Rauschspannung(sdichte), Rauschstrom(dichte), spektrale Verteilung der Effektivwerte).
Ich glaube das Thema würde einen Forumsbeitrag eindeutig sprengen.

Gruß Ulrich
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#14
Lieber Andreas,

was soll einen daran wurmen? Ich verstehe die aus deiner Aussage sprechende Bekümmertheit nicht. Eher erwartete ich den Aufschrei der Schmetterlings- oder Halbspurkopffahrer dahingehend, dass der verdoppelte Bandverbrauch einen nur um 3 dB vergrößerten Geräuschspannungsabstand mit sich bringe... Da wirst du doch generös über deine 0,1 mm hinwegsehen können, od'r?

Gegen die Dauer des Urknalles und das Ohrenzuhalten des Himmivaternds bei dieser Gelegenheit können wir post festum nichts mehr unternehmen. Das gilt für die A80, die A77, die M10, M15 und K4 genauso wie für ein Report aus der Barmseestraße oder die ganze Tandbergflöte aus Schweden und die Kunstwerke der Japaner.

Wenn dein Gerät unter Normalbedingungen (also standardbreite Spuren) 1 V liefert, lieferte die C274 eben 0,9 V, was voraussetzt, dass die Spurpakete wirklich diese Breite haben, was bei 1 mm Spurbreite schon eine gewisse Herausforderung darstellt, da 0,1 mm eben 10 Prozent entsprechen und damit in derselben Größenordnung liegen wie deine dich jetzt offenbar so dramatisch schockierende Pegelminderung durch eine bewusste Verringerung der Spurbreite seitens des Gerätekonstrukteurs. Von dem vergleichbaren, diesbezüglich erheblich ernsteren Tohuwabohu bei den Cassettenrekorderköpfen redet auch kein Mensch. Ebenso wenige sprechen auch darüber, dass die Spurpakete der Revox-Halbspurer der A77-Epoche (und folgende) nicht exakt gleich breit sind...

Leider habe ich kein vernünftiges Literaturkapitel zur Hand, kann aber auf Ray Dolbys oder Klaus Bertrams Aufsätze zum Dolby A (1968 und 1970) verweisen, wo dem Vernehmen, äh, der Erinnerung nach dieser Sachverhalt eine Rolle spielt, weil das Rauschen beim Kopieren prinzipbedingt (wie gesagt, der Himmvatternd hielt sich weiland für eine definierte Zeit die Ohren zu) mit der Wurzel aus der Spuranzahl x 3 dB zunimmt, also:
16 Spuren verschlechtern den per Einzelspur erreichbaren Geräuschspannungsabstand in der Mischung eo ipso um 4 x 3 dB = 12 dB. Das 'lohnt sich' durchaus und besonders dann, wenn man nicht nach irgendwelchen A-Kurven und vor allem nach Spitzenspannung (IEC 468) misst. Dann kommt nämlich auch ein 38er-Magnetofon nur auf 'so etwa' um 55 dB, Tendenz darunter:

55 dB - 12 dB = 43 dB. Aha.

Das heißt, wenn ein solcher 16-Spur-Mix ohne Rauschminderer läuft, drückt sich das Endergebnis im Kassettenrekorderumfeld herum. Mehrspurtechnik ist daher bei größeren Spuranzahlen ohne Rauschminderer nicht recht gut denkbar.

Wenn dich die Dolby-{A}-Dinge interessieren, kann ich damit dienen, wenn nicht, natürlich auch nicht. Etwas anderes, hinreichend plakatives fällt mir derzeit nicht ein, sehe ich von Christian Scholzens Buch ab, wo der Sachverhalt nur knapp und ohne weitere Erklärungen gestreift wird. In den alten Auflagen der Opera von Webers oder Dickreiter müsste ich nachsehen. Mit dem Preisachdiagramm möchte ich nicht anfangen (man kapiert das nicht) und von Paul Zwickys Theorie zwischen Remanenzkurventheorie und Preisach-Diagramm hörte ich ex ore auctoris, aber sehr kursorisch erst am vergangenen Wochenende. Das muss ich aber erst durcharbeiten, vielleicht sehe ich dann mehr Land.

Hans-Joachim
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#15
Lieber Hans-Joachim!

Herzlichen Dank für deine hochinteressanten Ausführungen. Es ist einfach schön, in diesem Forum immer wieder die Gelegenheit zu haben, dermassen kompetente Beiträge aus berufenem Munde zu lesen. Einiges erfordert Mitdenken und Nachdenken, teilweise auch längeres Grübeln im Hinterkopf, was aber dann zu Einsicht und Verständnis führt - sehr positiv!

Lieber Andreas!

Ein Dankeschön auch an Dich für Deine Ausführungen. Nun könnte ich ja sagen, wie gut, dass mein Mathe- und Physik-LK vorbei ist... aber ich fürchte, dass dies keine ausreichende Entschuldigung für mein Unverständnis ist ;-)

Viele Grüsse
Ralph
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#16
Lieber Ralph,

interessant finde ich die Gewichtung der beiden Aspekte zueinander: Das Wesentliche, nämlich dass sich der Pegel wie dei Spurbreite verhält, ist ja auch ohne Mathe klar. Das Komplizierte, also die ganze unintutive dB-Rechnerei, schreckt ab, trägt aber letztlich nicht zum Verständnis bei...

Lieber Ulrich,

die Statistik scheue ich nicht so sehr - für weiterführende (Literatur-)Hinweise wäre ich natürlich dankbar.

Die Wurzel kann schon gemein sein: Wir verdoppeln in der Teilchenphysik mit großer Mühe die verfügbare Statistik in einem unserer Experimete, und alles, was man gewinnt, ist ein Faktor 1.4 in der Aussagekraft...

Lieber Hans-Joachim,

Zitat:Ich verstehe die aus deiner Aussage sprechende Bekümmertheit nicht.
ich glaube, es liegt ein Mißverständnis vor:

Zitat:Da wirst du doch generös über deine 0,1 mm hinwegsehen können, od'r?
Damit habe ich überhaupt kein Problem, weder im Verständnis noch in der Praxis, da es ja nichteinmal um 'meine' 0.1 mm geht. Auch habe ich keine Angst um irgendwelche Rauschabstände, denn mein Magnetbandinteresse ist mehr eine Faszination für die Zusammenhänge als an irgend einer praktischen Anwendung orientiert, immerhin geht es um eine historisch abgeschlossene Epoche.

Hier beginnt aber meine 'Betrübtheit': Nicht zuletzt dank Deiner unermüdlich eingebrachten Erläuterungen meine ich, den ingenieursmäßigen Zugang zur Materie einigermaßen im Griff zu haben. Mir wurde hier beigebracht, wie sich verschiedene Parameter vom Biasstrom abhängen, was ich tun muss, um mit den drei Potis einen vertetbaren Kompromiss aus der vorliegenden Maschine zu holen und in welchem Spannungs- und Kompromissfeld sich Geräte- und Bandhersteller bewegt haben. Darüber bin ich so weit schonmal sehr froh.

Trotzdem: Mein Physikerherz will keine Formeln irgendwo nachschlagen und sich über das Ergebnis freuen, sondern den Weg zur Formelsammlung verstehen. Warum fallen THD- und Biasrauschminimum zusammen? Warum ist das S1-Maximum immer etwas links davon? Worin genau unterscheiden sich auf Magnetitebene die verschiedenen Bandsorten? Wie funktioniert jetzt eigentlich genau die Vormagnetisierung, wenn doch die Remanenzkurve offenbar nicht reicht, ist dann das Preisach-Diagramm letztlich ausreichend zum Verständnis?

Mein Wunsch nach Verständnis der Zusammenhänge wäre gestillt, wenn es eine in sich geschlossene Theorie gäbe: Man beginnt mit einfachen Annahmen über die Größe, Magnetisierbarkeit und Verteilung der Magnetitpartikel auf dem Träger, steckt sie in eine Simulationsmodell, wendet die sehr gut bekannten Elektromagnetischen Zusammenhänge an, und kann dann definitiv nachmessbare Vorhersagen über das von einem Band zu erwartende Datenblatt mitsamt Bias-Abhängigketen (!) machen.

Nun befürchte ich, dass das mit dem tatsächlich verfügbaren Wissensstand ein unmögliches Unterfangen ist. An der praktischen Situation würde es nichts ändern - und offenbar hat eine ganze Branche auch ohne diesen Theorieballast das machbare ausgereizt und die Mediengesellschaft ermöglicht...


Nun, all das hat nichts mehr mit der C274 zu tun - weiteres insistieren wäre daher zutiefst unhöflich. Meine weiteren Fragen (und was Du eigentlich immer gegen das arme Preisach-Diagramm hast) muss ich wohl bei anderer Gelegenheit erfragen...

Vielen Dank für Eure Geduld und viele Grüße
Andreas
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#17
Hallo Andreas!

Zitat:Nun, all das hat nichts mehr mit der C274 zu tun - weiteres insistieren wäre daher zutiefst unhöflich. Meine weiteren Fragen (und was Du eigentlich immer gegen das arme Preisach-Diagramm hast) muss ich wohl bei anderer Gelegenheit erfragen...
Falls Du meintest, es wäre unhöflich, weil ich in "meinen" Thread eigentlich zur C274 fragte, so mache Dir deswegen keine Sorgen: Es ist auch für mich interessant, technische Details zu lesen, auch wenn diese (noch?) teilweise über mein Verständnis hinausgehen.

Von daher: Diskutiert ruhig munter weiter - ich werde eben das eine oder andere Mal wieder eine spezifische C274-Frage dazwischenwerfen, wenn's nicht stört ;-)

Viele Grüsse
Ralph
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#18
Hallo zusammen!

Wie versprochen möchte ich vom ersten Test der C274 berichten, welche ich bei einem Händler erworben habe.
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?View...0172931422

Nach dem Auspacken und Einlegen des ersten Bandes flog mir eine ca. 3,5 cm grosse, breite Kupferklammer aus der Tonkopfabdeckung entgegen, von der ich auch nach genauem Studium der Anleitung nicht weiss, wo sie eigentlich hingehört. Gerne kann ich die Klammer auch mal einscannen, vielleicht weiss jemand, wo diese ursprünglich hingehört.

Der rechte Wickeldorn eiert ziemlich stark, so dass auch gut ausgewuchtete Spulen leicht schlingern, was sich auch bei geeignetem Material (PER528, SM911 u. LPR35) in einem unsauberen Wickel niederschlägt.

Die Rolle an der linken Bandwaage dreht sich nur bei normaler Bandgeschwindigkeit sauber mit, beim Vor- und Rückspulen des Bandes dreht sie teilweise mit, teilweise bleibt sie stehen, was sich in einem kreischenden oder heulenden Geräusch niederschlägt.

Die enthaltenen Entzerrer-Netzwerke (Tochter-Steckplatinen) für Aufnahme und Wiedergabe sind jeweils für 19/38 IEC gedacht, wobei die Geschwindigkeiten zwischen 9,5/19/38 umschaltbar sind. Wäre es nicht sinnvoller, ich würde hier auf NAB-Entzerrung umrüsten (lassen) und dort ggf. auf die beidenen Kombination 9,5/19, da bei Vierspur 38 cm/s ohnehin in Richtung "unbrauchbar" abrutscht?
Die enthaltenen Platinen sind 1.777.734.00 bzw. 1.777.754.00 - für den geplanten Umbau sind m.E. 1.777.726.00 und 1.777.746.00 notwendig.
Lassen sich bei den grösseren Studer-Studiomaschinen Entzerrung und Geschwindigkeit in allen möglichen Kombinationen per "Fronend" wählen oder sind hier auch jedes Mal maschinenseitige Umbauten notwendig?

Fehlende Teile sind die Varispeed-Knopf, welcher durch einen anderfarbigen Ersatzknopf ersetzt wurde, sowie die Gehäusefüsse, um das Gerät in senkrechter Position zu betreiben. Sind die Knöpfe und Gerätefüsse noch irgendwo als Ersatzteil erhältlich?
Liegend kann ich das Gerät leider nicht betreiben, da die Gehäuseunterseite, die man dann frontal sehen würde, heftigst zerkratzt und aufgescheuert ist.

Auch wenn der positive Aspekt ist, dass der Capstanmotor nur dann läuft, wenn es auch wirklich notwendig ist, verursacht die gesamte Bandführung doch dermassen laute Geräusche, so dass es auch bei guter Zimmerlautstärke in 4-5 Metern störend hörbar ist. Ist bekannt, dass bei dieser Maschine regelmässig diverse Lager oder ähnliches getauscht werden müssen?

BASF LP35 und DP26 lassen sich auf der Maschine nicht verwenden, da das Bandmaterial zu dünn für die Lichtschranke ist und somit zur dauernden Bandabschaltung führt. Dies verwundert mich dahingehend ein wenig, da in der Anleitung nur davon gesprochen wird, das lediglich Dreifachspielband nicht zu empfehlen ist. Als Umkehrschluss sollte sich also alles bis herunter zum Doppelspielband problemlos verwenden lassen. Kann ich feststellen, ob die Lichtschranke falsch eingestellt ist?

Montiere ich links und rechts jeweils eine NAB-Metallspule und spule LPR35 um, so reichen mit eingebautem Transparentband ca. 5-6 Meter Vorlaufband zum sauberen Stoppen beim Rückspulen auf die linke Spule, ohne dass das Band aus der Spule rutscht. Beim Vorspulen aus voller Geschwindigkeit reichen auch ca. 20 Meter Vorlaufband nicht, das Band rutscht aus der Spule und die rechte Spule dreht noch einige Umdrehungen weiter. Dies klingt fuer mich nach defekter/abgenutzter Bremse auf der rechten Seite. Allerdings sollte doch schon durch die Servomotoren runtergebremst werden oder sehe ich dies falsch?

Durch Ziehen des Volume-Reglers sollte der interne Monitorlautsprecher zuschaltbar sein. Allerdings tut sich sich nichts; ich kann den Regler zwar ziehen und drehen, höre aber nichts. Der Kopfhörerausgang funktioniert - allerdings leider nur in Mono, was ein klein wenig schade ist, da sich zumindest per Monitor-Funktion zwei Kanäle auswählen lassen sollten, die sich auf L+R schalten lassen. Ist so aber nicht vorgesehen.

Auf der positiven Seite zu vermerken ist die extrem einfache Inbetriebnahme und sehr intuitive Bedienung, sowie das aufgeräumte Bedienfeld. Alle Funktionen sind genau da, wo man sie benötigt und auch ohne Anleitung zuerst suchen würde. Das einhändige Rangieren des Bandes im Edit-Betrieb funktioniert bestens, allerdings nur mit dem rechten Bandteller; auf Bewegungen des linken Bandtellers reagiert der rechte Bandteller nicht. Dies könnte allenfalls für Linkshänder ein Problem sein, denn auch beim Bewegen des rechten Bandtellers zieht der linke in beide Richtungen automatisch mit.

Weiters ist die m.E. sehr gute Tonqualität zu bemerken, die ich zumindest mit SM911 auf der Maschine erzielen kann, ohne jegliche Einmessung. Der Zero-Locator und der A-Locator funktionieren einwandfrei und beeindruckend präzise, ebenso der damit verbunde Loop-Betrieb. Auch die Techniken wie punktgenauer Insert- und Assemble-Schnitt funktionieren bestens und knacksfrei.

Über die RS232-Schnittstelle bekomme ich trotz korrekter Parameter bisher noch keine Steuerung der Maschine zustande, da die Maschine immer wieder Müllzeichen zurückschickt oder auf übergebene Befehle teilweise falsch reagiert. Nach solch einer Falschreaktion reagiert die C274 gar nicht mehr auf weitere Befehle, bis sie einmal aus- und wieder eingeschaltet worden ist. Ist dies ein evtl. bekanntes Problem?

Alles in allem geht es mir auch darum, ob ich die Maschine für einen doch sehr hohen Preis mit Händlergewährleistung behalte, oder ob ich sie zurückgebe.

Viele Grüsse
Ralph

EDIT: Zahlendreher korrigiert
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#19
Lieber Ralph,

dein Gerät kenne ich nun im Gegensatz zu seinen Ahnen überhaupt nicht. Als dein Gerät 1989 aktuell wurde, war ich technologisch (und sachlich nicht ohne Grund) längst 'republikflüchtig' geworden und bereits um allerhand (professionelle) Erfahrungen vom Typ "So nie" reicher. Dennoch kann man das eine oder andere kommentierend beisteuern:

Die Klammer müsste man sehen, um den ihr ursprünglich zugedachten Aufenthaltsort eruieren zu können.

Den eiernden Wickeldorn sollte man nachrichten, sofern das ohne Beschädigung möglich ist. Eiernde Wickeldorne habe ich selbst bei Revox-Geräten außer nach klassischen Beschädigungen nicht erlebt, wohl aber bei Wickeltellern (dort alledings bei Studer-Produkten...). Insofern muss man sich überlegen, was hier zu tun ist. Die bei dir im Feuer befindlichen kleinen Wickelteller sollte man unter Umständen durch Produkte aus der Ecke A77 bis B67 nebst Nachfolgern ersetzen können. Bedenke bitte, dass dein Gerät inzwischen vermutlich auch gegen 20 Jahre auf dem Buckel hat, den sie sicher nicht primär in Wohnzimmerumgebung krumm machen musste. Nach 20 Jahren Arbeit sucht man oft genug schon einmal den Orthopäden auf.

Die sich nicht mitdrehenden Rollen an den Bandwaagen kennt jeder aufmerksame Nutzer der A/B67-Familie, wo derlei selbst bei tadellos gewarteten, also mit regelmäßiger Schmierung der dort sicher auch bei dir vorzufindenden Sinterlager-Rollen vorkommt. Gegebenenfalls bessert sich dies, wenn du mit geeignetem Öl ein wenig nachhilfst. Das Quietschen kann ich mir dort ursächlich nicht recht vorstellen, kenne derlei aber ebenfalls von der B67, wo es bevorzugt die etwas lästig zu demontierende Leitrolle auf der Zählwerksseite betrifft. Nachdem dein Gerät nur eine (sicher ebenfalls sintergelagerte) Leitrolle besitzt, würde ich auch deren Lager 'n Dropp'm Sinterlageröl genehmigen. Bei der B67 sind nämlich auch hier Sinterlager verbaut, die exakt das von dir beschriebene Qietschverhalten zeigen, wenn sie daran sind, mit Ölmangel zu kämpfen.
Sinterlager bedürfen adäquater Wartung, weil eben auch ein stillstehendes Sinterlager Öl 'verbraucht' und daher der Wartung bedarf. Richtet man sich danach (wie schon weland vom Willi aus 'Nashwil' gefordert), läuft auch eine B67MKI nach 28 Jahren noch faktisch lautlos. Jeder meiner Rechner daneben sagt ungleich deutlicher, was er tut.

Für die Frage nach den Entzerrernetzwerken müsste ich mich en detail in die Schaltung einarbeiten, was am Rechner mit schon etwas beschädigtem Sehwerkzeug ein nachgerade klassisches Exerzitium ist. Ich habe das also gelassen. Mir fällt aber auf, dass Studer im Handbuch immer von Bandgeschwindigkeitspaaren spricht, was wohl auf den von dir kritisierten Sachverhalt hinausläuft und insofern vermutlich zu akzeptieren ist. Wie du in dieser Sache vorgehst, richtet sich nach den Plänen, die du mit dem Bandgerät verfolgst. Dass diese Bandmaschine unter "Revox" läuft, bedeutet seinerseits etwas.
Übrigens kam die Dreigeschwindigkeitsanlage bei Studer aus vergleichsweise leicht verständlichen Gründen (Tradition induktiver Drehgeschwindigkeitsabnahme) erst vergleichsweise spät, weshalb man vor den Tagen der A700/A/B67 mit zwei Geschwindigkeiten (A77, A80) zufrieden sein musste, was auch angesichts der bei 9,5 eigentlich nicht mehr studiotauglichen Aufzeichnungsqualität (Schnitt und Kopie) nicht verwundern sollte.

Der Tape-Sensor ist offensichtlich und gemäß Schaltzeichnung in seiner Empfindlichkeit (wie schon bei der B67 und späteren B77) trimmbar. Das Sensorpot befindet sich als "RA2" auf der Keyboard-Platine 470.20 auf der den Zählwerksanzeigen genau entgegengesetzten Seite. Solange das Band 'durchleuchtet' wird, dürfte die Empfindlichkeit etwas hoch sein.

Zur Rechnersteuerung kann ich nichts sagen; in Christoph Roses Forum verkehrt der eine oder andere, der schon 810/812 aufs entsprechnede Fahrrad geholfen hat. Zusätzlich wäre natürlich möglich, ohne Garantie bezüglich eines Erfolges sich einmal in der Umgebung Nashwils/ZH bei wissendem Personal nach denjenigen zu erkundigen, die seinerzeit zur 274er Zeit hier Hand angelegt haben.

Hans-Joachim
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