Revox G36
#1
Hallo Leute,

ich habe ´mal wieder ein Problem: ich bin rückfällig geworden:
trotz tausend Schwüren, mit dem Sammeln aufzuhören, trotz Selbsthilfegruppe und Psychotherapie, trotz Platzproblemen und Zeitmangel:
ich konnte eine G36, die im großen Sondermüllumschlagplatz und Abfallverwertungstelle vor meiner Nase angeboten wurde, niemand anderen überlassen.
Also habe ich sie letzten Mittwoch geholt.

Äußerlich sah sie gut aus. Die Legende, daß die Maschine dem Vater gehöre, der sie aber seit vielen Jahren im Keller deponiert gehabt hätte, klang glaubhaft.
Sie sah gut aus, auf einen Probelauf habe ich verzichtet, weil ich befürchtete, die G36 könnte einen Sinterlager-Capstan besitzen (was sich mittlerweile als richtig herausgestellt hat), und das Lager würde beim Trockenlaufen zerstört. Einzig die leicht korrodierten Gehäuseschrauben störten mich etwas. Beim Wegtragen schien das Chassis dann auch etwas im Koffer zu wackeln: ich vermutete lockere Befestigungsschrauben...

Zuhause habe ich dann zunächst den staubtrockenen Depotfilz des Capstan mit Sinterlageröl getränkt, danach eineschaltet. Nach ein paar Sekunden lief der Capstan fast geräuschlos, so wie er soll. Dann habe ich die obere Abdeckung abgeschraubt....

Nun, neben etwas Korossion, was auch andere Geräte haben, deren Bilder ich im Netz gefunden habe, fiel der Grund für das Wackeln des Chassis im Koffer auf: die Guß-Teile, die in den Koffer geschraubt sind und die das eigentliche Chassis tragen, sind zerbrochen.

Eine erste Funktionsprüfung ergab: Aufnahme und Wiedergabe funktionieren, wenn auch die VU-Meter bei Wiedergabe so um die -7dB
zeigen. Bei Aufnahme scheinen sie richtig zu funktionieren.

Deshalb kommt eine Rückgabe nicht in Betracht.

Ich suche jetzt also die Teile, die Chassis und Gehäuse verbinden. Außerdem nicht korrodierte Schrauben und Kleinteile aller Art...

Also, wenn jemand so etwas herumliegen hat, möge er sich per p.n. bei mir melden....

Frank
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#2
Hallo Frank,

kannst Du mal ein Foto von den "zerbrochenen" Teilen einstellen?

Viele Grüsse
H A N N S -D.
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#3
Mich würde dieser Anblick auch interessieren, denn die zerdepperten, aus Zinkdruckguss bestehenden Trägerfachwerke im Koffer deuten auf einen Absturz der Maschine hin, der angesichts der erklecklichen Masse der Dame (22 kg) weitere Spuren hinterlassen haben sollte. Es müssten also entweder die Bodenplatte Bruchspuren oder der Koffer selbst irgendwelche Dellen aufweisen. An sich wäre so etwas -ohne nachhaltigere Deformationen letztlich ein Klebefall, dem mit angemessenen Klebemitteln beizukommen wäre, belastete die G36 nicht ihre profilierte Trägerdeckplatte und die beiden Trägerfachwerke im Koffer thermisch sehr heftig. 12 Röhren fordern ihren Tribut. Normale Zweikomponentenklebstoffe dürften dem auf Dauer nicht gewachsen sein.

Nachdem die VU-Meter der G36 (und die Aussteuerungsmessröhrensysteme der E36) direkt auf den Vorstufenverstärker V3 bzw. V4 (nach dem Spurwahlschalter) folgen und bei Wiedergabe 'eigentlich' gar nicht aktiv sind, können sie dabei nur mit Hilfe der Spurüberspielfunktion "I->II" und "II->I" in Betrieb gesetzt werden. Dabei aber ist der angezeigte Pegelwert eine direkte Funktion der Einstellung der Aussteuerungspotentiometer, also nicht eben aussagekräftig. Dennoch tun sie ja wohl, was sie sollen.

Übrigens entspricht die Skala der G36-VU-Meter nahezu exakt den amerikanischen Normvorgaben, es war die G36 ja das erste Amateurbandgerät Studers mit VU-Meter und folgte direkt dem Einführungsaufsatz von Karl Otto Bäder, der der unmittelbaren Studerumgebung angehört. Lediglich die von den Amerikanern geforderte lanzettförmige Zeigerspitze überging Studer bei seinem VU-Meter, was wohl der Verbesserung des ballistisch-dynamischen Anzeigeverhaltens geopfert wurde.
Ach ja: Der Lead des G36-Messinstrumentes beträgt 7 dB.

Hans-Joachim
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#4
Hallo,

die G36 muß ja nicht unbedingt mit dem Gehäuse abgestürzt sein, sie kann ja auch z.B. bei Wartungsarbeiten vom Tisch gerutscht sein.

Leider sieht es aber bei der G36 mit Ersatzteilen recht schlecht aus, im Gegensatz zur A oder B77 bekommt man für die fast nichts mehr.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#5
Hallo,

auf die Schnelle in der Mittagspause die Fotos:

[Bild: DSC02422.JPG]

Man sieht, daß der linke Träger deformiert ist, ein Stück ist herausgebrochen, der Bruchspalt befindet sich im Breich der Befestigungslocher. Der rechte Träger ist an diesen Stellen ebenfalls gebrochen, das herausgebrochene Stück befindet sich aber noch in situ.

So sieht das Chassis aus: einige unschöne Stellen am verzinkten Blech, aber ohne Spuren eines Sturzes:

[Bild: DSC02424.JPG]


Was die Stellung der VU-Meter bei Wiedergabe betrifft hat Hans-Joachim recht: nach Zurückdrehen der Aussteuerungsregler sind die Zeiger jetzt da, wo sie hinsollen....

Zur Not werde ich halt ein Stück Multiplex nach Bohren einiger Lüftungslöcher einbauen....

Viele Grüße
Frank
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#6
´
Es gibt Fachbetriebe, die alle möglichen Metalle schweißen oder löten können. Versuch doch mal, so einen Kunstschweißer zu finden.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#7
Lieber Frank,

die Oxidspuren am profilierten Laufwerkstragblech lassen sich nach eigenen Erfahrungen mit etwas Ballistol und/oder vergleichbaren Reingungsmitteln aus der Rastatter Ecke problemlos beseitigen.

Für den Ersatz des zerstörten und so wohl nicht mehr klebbaren Tragrahmens links böte sich grundsätzlich ja auch der Ausweg des Nachbaues an, indem man das 'Fachwerk' (es ist kein solches, ich hatte das etwas anders in Erinnerung, mit Versteifungen nämlich) aus geeigneten Messing-, Eisen- oder notfalls Dur-AL-Profilen in denselben Maßen kopiert. Die Zusammenfügung der einzelnen Teile wäre dann entweder mit genieteten oder geschraubten Knotenblechen, Hartlötung oder Lötung möglich (auch Dur-AL ist mit geeignetem Lot lötbar). Das sähe dann selbst bei näherem Zusehen so Vertrauen erweckend aus, dass man sich nicht die Augen zuhalten müsste. Aber vielleicht ist ja nach Ausbau doch noch ein sehr vorsichtiges Richten und dann finales Kleben des Trägers diesseits der Sekundenklebereuphorie möglich. Vielleicht lötet das auch irgendein einschlägig kundiger Handwerker für dich noch.

Treibt man die Inaugenscheinnahme am Gerät aktuell weiter, so sieht man, dass deine G36 offenbar einer früheren Serie angehört, denn ihr scheint der fotoelektrische Bandendschalter abzugehen, der die G36 seit Serie 3 (und oberhalb Seriennummer 58000) ziert. Du hast hier noch den mechanischen Endschalter, den auch die E36 besaß.

Dafür wurde bei deiner G36 der Kopfsatz (ohne Löschkopf, der ab Serie 3 von Bruno Woelke kam, deiner ist noch von Studer selbst) gewechselt, wodurch dir der Kampf mit den alten, etwas eigentümlichen Köpfen erspart bleibt.

Bei der G36 wird ansonsten das Band s-förmig um die dicken Umlenkrohre und die dünnen Umlenkbolzen herumgelegt.. Mit fotoelektrischem Bandendschalter verböte sich deine Bandführung fast automatisch, weil die Maschine nach Startbefehl sofort wieder auf "Stop" zurückfiele.

Hans-Joachim
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#8
=> Frank Stegmeier

Mein Keller beherbergt m.W. noch eine G36 unbekannten aber nicht guten Zustandes. Da müssten zumindest die "tragenden Teile der Karosse" noch i.O. sein. Wenn Du mal einen kleinen Ausflug über die Autobahn machst, kannst Du sie in Augenschein nehmen. Ansonsten ... meine Wäsche- Bügel- und Kochfrau residiert in Deinem Wohnort, so daß ich öfter in Deine Nähe bin. (Schön , wenn man seinen Haushalt durch Autofahren erledigen kann ;-) )Da kann ich Dir das Teil mitbringen.

Heute abend gucke ich mal nach, was konkret da ist.
Michael(F)
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