Qualitätsmerkmale von Musikstücken: Was ist euch wichtig?
#1
In diesem thread hier
http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...eadid=3270
wurde über Merkmale gesprochen, die ein Musikstück zu einem als "gut" empfundenen Musikstück machen. Interessantes Thema. Vielleicht bekommen wir eine schöne Diskussion über die Qualitätsmerkmale von Songs und sonstigen Musikstücken zusammen. Daß der Aufänger in der U-Musik-Wand steckt muss nicht bedeuten, daß die E-Musik aussen vor bleiben muss Wink

Zitat:Crazy postete
(...) haben zumindest eines gemeinsam: In fast allen Stücken dieser Bands / Interpreten ist eine Melodie enthalten. Das ist heute schon eine Seltenheit.
Zitat:Heribert W postete
Noch viel seltener sind Songs, bei dem der Autor sich die Mühe macht,
seinen Titel in Strophen, Refrain und, wenn das Gehirn besonders gut sprudelt,
mit Zwischenspiel zu schreiben.
Wenn dann noch ab und an gelungene Akkordwechsel dabei sind, ist der
Song hörenswert. Paul McCartney als Beispiel hatte da immer ein Händchen
für...
Michael(F)
Zitieren
#2
Hallo Michael,

Das entscheidende Qualitätsmerkmal von Musik oder Kunst allgemein ist für mich jenseits der Kategorie handwerklichen Könnens die Inspiration.

Gruß,
Markus
Zitieren
#3
Hi Markus,

Wenn aus einer Inspiration z. Bsp. nur 3 oder 4 verschiedene Töne entstehen, und daraus ein 5 min. - Song "gemacht" wird, und womöglich auch kein
Rythmuswechsel stattfindet, kann m. M. nach kein "Qualitätssong"
daraus entstehen.
Meiner Ansicht nach müssen Inspiration und Handwerk sich bedingen,
damit das Ohr auch Abwechslung serviert bekommt, und damit das
Gehirn sich wünscht, mal genauer hinzuhören.
Gerade daran krankt es bei der Techno - "Musik" Nach zwei Takte weiß man, wie es weitergeht ....gääähhhnnnn.....

Heribert
Zitieren
#4
Hallo Heribert,

Das ist dann halt ein Zeichen dafür, dass nicht genug Inspiration da war.
M.E. kann man durchaus mit 3 Tönen ein spannendes Musikstück machen. Es muss nur eine "zündende Idee" da sein. Es ist doch für einen einigermaßen begabten Komponisten gar kein Problem, sich komplizierte Akkordwechsel und Zwischenspiele aus den Fingern zu saugen. Das reicht aber meiner Meinung nach nicht.

Gruß,
Markus
Zitieren
#5
Techno ist nicht 'zum Hören' da, sondern zum Fühlen und zum 'in Ekstase tanzen' Wink Auch das kann man mögen. Genauso wie die sog. Entspannungsmusik zum Autogenen Training.

Ich glaube, jede Musikrichtung löst eine bestimmte Stimmung aus. Mal Candlelight, mal Lederkluft. Ich könnte nicht näher bestimmen, was für mich ein Musikstück 'wichtig' macht, einfacher wäre es, diejenigen Genre zu benennen, mit denen man mich jagen kann Wink
Zitieren
#6
Hi Markus,

< Es ist doch für einen einigermaßen begabten Komponisten gar kein >
< Problem, sich komplizierte Akkordwechsel und Zwischenspiele aus >
< den Fingern zu saugen. >

Dafür muß ein Komponist aber wirklich begabt sein, ich halte das
schon für eine Kunst.
Das Gros der Autoren, die heute Techno und Hip-Hop usw. schreiben,
wissen ja gar nicht, was das ist. Sie haben ja auch gar nicht die Absicht,
solche Kunst zu machen. Damit läßt sich doch kein Geld verdienen.
Solche Leute sind darauf angwiesen, daß der Elektronikkasten was von
sich gibt und dann so schnell wie möglich auf der Silberscheibe erscheint.

Heribert
Zitieren
#7
Zitat:highlander postete
Genauso wie die sog. Entspannungsmusik zum Autogenen Training.
...bestreite ich mal ganz energisch! Smile

Ich höre mir mit Vorliebe Georg Deuter, Enya oder Oliver Shanti an - und höre der Musik zu und genieße sie. Ganz und gar ohne autogenen Kram Wink

Gruß Norbert
Zitieren
#8
Hallo Norbert,

Das ist ja auch keine zweckgebundene Entspannungsmusik, was Du da aufführst.

Gruß,
Markus
Zitieren
#9
Ach, meintest Du sowas wie den Hübner?

Hier der Link:
http://www.medizinischeresonanztherapiem...uebner.htm

Dann hast Du recht Wink

Die Typen haben für mich aber auch ne Klatsche. Vermarkten ihre Synthi-Musik als wäre sie ein Medikament und die Preise sind dementprechend. Ich weiß, wovon ich rede, Entspannung B habe ich selber.

Gruß Norbert
Zitieren
#10
Zitat:Crazy postete
Ich weiß, wovon ich rede, Entspannung B habe ich selber.
Ich auch:
http://www.sagebrush.com/winchime.htm
http://www.sharewarejunkies.com/8w3/wind.htm
http://www.tucows.com/preview/304602

Irgendwo hab ich auch noch einen "Acoustic Air Refresher 2.0" rumfliegen, der windspielähnlich Samples von Grillen und Nachtgeräuschen abspielt. Füttert man diesen mit einigen Sprachsamples als ADPCM ist das sogar ein Riesenspass.
Zitieren
#11
Man mag von dem Hokus-Pokus, der um die medizinische Meditationsmusik gemacht wird, halten was man will - letztendlich ist es mehr handwerklich denn inspirativ hergestellte Funktions- und Gebrauchsmusik, wie es sie schon immer zu allen Zeiten gegeben hat. Ich erwähne zum Beispiel die Militärmusik oder auch an CD-Editionen mit dem schönen Titel "Jazz for Dinner". Wird die Musik dadurch schlecht, daß sie auf so einen Sampler gerät? Was kann die Melodie dafür, daß man zu ihr marschieren musste?

"Funktionen und Aufgaben der Musik" wäre ein extra thread, den zu eröffnen ich mir jetzt verkneife, wir verzetteln uns noch. Kommt aber vielleicht noch.

Kommen wir zu den Merkmalen, nach denen wir Musik beurteilen:


Zitat:Markus Berzborn postete
Das entscheidende Qualitätsmerkmal von Musik oder Kunst allgemein ist für mich jenseits der Kategorie handwerklichen Könnens die Inspiration.
Zitat:Markus Berzborn postete
(...) Das ist dann halt ein Zeichen dafür, dass nicht genug Inspiration da war.
M.E. kann man durchaus mit 3 Tönen ein spannendes Musikstück machen. Es muss nur eine "zündende Idee" da sein. Es ist doch für einen einigermaßen begabten Komponisten gar kein Problem, sich komplizierte Akkordwechsel und Zwischenspiele aus den Fingern zu saugen. Das reicht aber meiner Meinung nach nicht.
Zitat Nr. 1 ist schön gesagt und eigentlich unterschriftsreif - nur: Woran erkennt man vorhanden gewesene Inspiration? Ein und dasselbe Musikstück das von ein und demselben Komponisten unter ein und denselben Umständen geschaffen wurde, ruft bei verschiedenen Menschen unterschiedlichste Reaktionen von Ablehnung über Gleichgültigkeit bis hin zur euphorischen Begeisterung hervor, wirkt sogar bei verschiedenen Gelegenheiten auf ein und dieselbe Person völlig verschieden. Dies
unabhängig davon, ob Inspiration oder Transpiration treibende Kraft gewesen sind.

"Reim Dich, oder ich habe nix zum Essen" - ich weiss nicht mehr, welchem Dichter man diese Worte zuschreibt, es war auf jeden Fall ein renommierter, anerkannter und ich denke, daß ein großer Teil der großen Kunst aus genau diesen Motiven heraus auch entstanden ist.

Zitat Nr. 2 ewähnt die zündende Idee und kommt der Sache schon näher. Die Frage ist, wie funktioniert diese Idee, wie wirkt sie?

Beispiel: CCR - eine im Grunde sehr simple und primitive Musik. Der Rhythmus ist durchgängig, die Melodien sind straigt und vorhersehbar. Nach dem 1000. Male des Hörens wenn man sie auswendig kennt, werden diese Songs für mich trotzdem nie langweilig. Gecovert werden sie aus gutem Grunde selten, denn das funktioniert aus irgendwelchen Gründen äusserst selten. Die Songs sind, bei aller Primitivität, einfach stimmig. Es muss genau so sein und nicht anders - basta. Spätere Songs von John C. Fogerty, im Grunde keinen Deut schlechter als die alten, weisen dieses Merkmal nicht auf - sie funktionieren nicht! Ähnlich halte ich es mit dem ersten Album der Dire Straits. Zumindest das zweite war, objektiv gesehen, um nicht soviel schlechter wie ich es als schlechter empfinde. Das spielt wohl das Wissen eine Rolle, daß das ein "Nachzieher" ist.

Weiterer Aspekt, wie Musik aufgenommen wird, könnte die visuelle Unterstützung sein. Ich war mal in einem chaotischen Film mit einem unaussprechlichen Titel, den man sich auch nicht merken kann. Es ging anscheinend um Indianer und Landschaftszerstörung, sehr effektvoll in Szene gesetzt. Als Soundtrack fungierte eine von Philp Glass geschaffene Minimal Music. Diese bestand aus endlosen Wiederholungen monotoner Synthieschleifen, eine Musik, die ich mir ohne Bilder wohl nie angetan hätte (Bitte: pers. Geschmack, keine Wertung über eine Musik, von der ich keine Ahnung habe), ebensowenig wie ich mir den Film ohne diese Musik vorstellen kann. Beides zusammen erzeugt eine meditative Stimmung, in die man sich hineinfallen lässt, am Ende kam mir das weder als Geld- noch als Zeitverschwendung vor, obwohl in optischer wie in akustischer Hinsicht strange.

Die Frage ist also: Was ist die zündende Idee gewesen (die der Künstler nichteinmal bewußt gehabt haben muss), wie funktioniert sie?

Ich gehöre ansonsten zu den Leuten, die abseits von Inspiration und Idee großen Wert auf das Handwerk legen. Ich oute mich als Melodie- und Harmonie-Freak. Eine Melodie wie die "Caprifischer", "Dr. Schiwago", "Spanish Eyes" oder "Strangers in the night" muss man, inspiriert oder per Vertrag dazu gezwungen, ersteinmal erfinden! Ich mag es, wenn Melodien überraschende Wendungen nehmen, finde aber die Wendungen im Detail, die ein Leonard Cohen seinen vordergründig monotonen Melodien mitgibt, durchaus spannend. Bei Dylan sieht es etwas anders aus. Dylan hat sehr schöne Melodien geschrieben - darüber erfolgte mein Einstieg in seine Musik - aber das merkt man nur dann, wenn Peter, Paul und Mary bzw. Joan Baez eine Softlan-Version der Lieder singen. Mir gefällt es mehr, wenn Dylan selber diese Melodien verhackstückelt und bis zur Unkenntlichkeit umformt. Bei seinen Kompositionen schätze ich also mehr die Flexibilität in der Anwendung, was den musikalischen Teil betrifft. Die Texte sind eine extra Baustelle.

Ich stehe auch mehr auf "Songs", auch wenn das ein ausgelutschtes Genre ist, und weniger auf bombastische Werke. Also: Lieber Springsteens "Nebraska" als Pink Floyd's "The Wall" oder Genesis' "The Lamb Lies Down on Broadway". Im zweiten und dritten Fall schreckt mich die Opulenz dieser Werke ab, die ich dann nur noch objektiv beurteilen kann, im ersten Fall werde ich von Sänger, Song und der dadurch erzeugten Atmosphäre eingefangen und frage nicht mehr danach, welche Merkmale das verursacht. Ich bade dann im subjektiven Wohlbefinden.
Michael(F)
Zitieren
#12
Hallo,

das ist ja ein Thema: Objektive Kriterien für Wahrnehmung? Für Kunst? Wofür eigentlich?

Eine Professorin hat in solchen Diskussionen zum Thema Kunst immer auf dem Standpunkt beharrt; Kunst sei, was als Kunst gekauft würde. Objektive Kriterien gäbe es nicht. Handwerkliche Perfektion könne genauso als Kunst, wie als Kitsch oder einfach als "Uninteressant" bewertet werden. Je nach Standpunkt des Bewertenden sogar wechselseitig und veränderlich.
So ist mancher "Kitsch" der Gründerzeit heute "Kunst"

Wenn ich mir schon die Viefalt von Musikarten (wenn wir uns mal nicht auf "abendländische 'Klassik" und "westlichen Pop" beschränken) anschaue/anhöre, kommt mir der Versuch objektive Kriterien für "Gute Musik" zu suchen fast unmöglich vor.
Und das liegt nicht zuletzt daran, daß der "Betrachter" von dem, was ihm da zu Hören gebracht wird, auch etwas verstehen muß, um die Qualität zu erkennen, die dahintersteckt. Man muß "eine Sprache" reden.
Das bedeutet aber auch, daß die Kriterien von Qualität absolut subjektiv sind. Wenn ich eines nicht kenne oder als soches annehme, kann ich das Produkt auch nicht als qualitätsvoll bewerten.
Vielleicht macht das ja die "Inspiration" aus, die Fähigkeit ein neues, beschreibbares Kriterium, zu erfinden...

Auf der anderen Seite können aber auch - fast - beliebig neue Kriterien auf der Seite des Konsumenten definiert werden, so z.B. situationsbedingte oder emotionale, die dann Einfluß auf die Wahrnehmung von Qualität haben.
Wenn mich etwas in einem Song in einer bestimmte Situation anspricht, ein durchschnittliches Stück wichtiger, als ein hoch-komplexes Musikgebilde. Wenn es mich hingegen ein einer schlechten Stimmung erwischt oder vond er falschen person empfohlen wird...

Auf Kritiker darf man jedenfalls nicht vertrauen:
Vor ein paar Wochen habe ich mal eine Kritik über die aktuellen Kompositionen von Mike Batt (kennt Ihr alle: "Bright eyes" oder die "Wetten dass"-Titelmusik) gelesen: Zerrissen. Obwohl er nun wirklich für Rhytmuswechsel, Zwischenspiele etc. (hört Euch mal "Ride to Agadir" an) bekannt ist, hatte mal wieder Einer eine Kolumne mit Nichts als nicht begründeter Bewertung gefüllt. Der selbe Song von Katie Melua wird von anderen Kritikern natürlich hoch gelobt...

Wie gesagt, Kriterien für Qualität muß man vor allem erkennen bzw. annehmen WOLLEN. Hier (?) hat mal einer Xavier Naidoo mit "gejaule" abgetan. Der wollte ein paar kriterien nicht sehen...

Tschüß, Matthias M
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
Zitieren
#13
Ich hab mal vereinfachend "spürbare Spielfreude eines Künstlers" bei einer ähnlichen Gesprächrunde ins Feld geworfen. Für Pop Musik habe ich "Musik, bei dem die Füße wippen" in die Runde geworfen.

Alle anderen Merkmale wurden hier schon genannt, dachte aber, daß obige Merkmale auch mittelmäßige Produktionen und Aufnahmen kennzeichnen können und nicht ungenannt bleiben sollten. Immerhin kennzeichnen sie so manchen Bootleg oder eine Eigenaufnahme und erklären, warum man trotz aller Defizite eine bestimmte Produktion ins Herz schließt.

Sogar "HighEnder" müssen vielfach auf zweitklassige Aufnahmen zurückgreifen, entsprechend ist es immer gut, wenn man trotz hörbarer Defizite einem Gesprächspartner erklären kann, warum trotz der 100.000 Euro Anlage sowas hört. Bekanntlich hören "HighEnder" ja tagaustagein nur die wenigen Referenz-CDs die von Zeitschriften empfohlen werden.
Zitieren
#14
Ich will keineswegs verbindliche Kriterien aufstellen, nach denen Kunst bewertet wird - daß ist so sinnlos wie unmöglich. Diese Kriterien können auch nicht objektiv sein sondern sind, wenn es darum geht ob es gefällt oder nicht, immer subjektiv. Es geht mir einfach darum zu erfahren, nach welchen Gesichtspunkten andere für sich selbst beurteilen, wenn ihnen eine Musik gefällt oder nicht.

Die von Lego erwähnte "spürbare Spielfreude" ist auch für mich ein Kriterium, naturgemäß dann, wenn ich den Künstler auf der Bühne sehe. Da bügelt die Spielfreude oft genug manches Manko weg.

Mike Batt's "Ride to Agadir" finde ich gut, ebenso seine LP "Tarot Suite". Auf einen Kritiker kann man nur dann vertrauen, wenn man sich auf ihn eingestimmt hat und durch Erfahrung weiss, was hinter seinen Beschreibungen steckt. Dazu muss er seriös sein und die Kontinuität wahren. Viele Schreiberlinge lassen gegen Zeilenhonorar Dampf ab - damit ist nix anzufangen.
Michael(F)
Zitieren
#15
...o.k.

mir wird immer wichtiger, daß der man zumindest ahnen kann, daß jemand versucht, etwas zu sagen.

Vor einem Jahr, habe ich mir eine CD des oben erwähnten Paule gekauft, nach der ich in den Siebzigern mitgegröhlt hatte: Band on the run (Wings).
Ich habe jetzt den Fehler gemacht, mir den Text bewußt anzuhören. Seitdem liegt die CD ziemlich weit unten. Jubiläums-Edition hin oder her.

Dafür entdecke ich zunehmend deutschsprachige Indys: Z.B. Johnny Liebling, Element of Crime, Einstürzende Neubauten oder Fink. Interessante Texte können durchaus ein Merkmal sein. Auch "witzige" Texte (Knorkator, Wise Guys).

Tschüß, Matthias m
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
Zitieren
#16
Hmm, ein heikles Thema - nirgendwo sind die Geschmäcker so verschieden wie im Bereich der Kunst. Sogenannte "Objektive Kriterien" sind zwar immer ein schöner Leitfaden, an dem man sich entlanghangeln kann, wenn man selbst vielleicht unsicher ist, ob einem etwas gefällt.

Nur wenn mir etwas aufgrund "objektiver Qualitäts-Kriterien" eigentlich gefallen müsste, es das aber rein tatsächlich nicht tut - dann lasse ich mir das auch nicht aufzwingen. Das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern scheint mir manchmal gerade im Kunstbetrieb sehr aktuell zu sein und es gibt leider zu wenige, die sich trauen zu rufen "der hat ja gar nichts an!".

So sollte jeder letztlich für sich selbst entscheiden, ob ihn ein künstlerisches Werk anspricht. Und wenn er ein solches Erlebnis hat, darf er das Werk auch uneingeschränkt als positiv einschätzen - egal wie die Meinung anderer "Experten" dazu ausfallen mag. Also soll doch Heino oder die Klostertaler hören, wer das mag, Shakira, Nena oder die Toten Hosen, wer Spass daran hat!

Dagegen überlebt Vieles, was heute produziert wird, nicht mal den Zeitraum von 4 Wochen. Dann drängen schon andere Kommerz-Produkte nach. Der Markt sondert also laufend aus ..... Daher hat es derjenige einfach, der wie ich die sogenannte "Klassische Musik" liebt - was uns aus der Zeit von vor rund 300 Jahren bis heute erhalten geblieben ist, kann zu Recht als qualitativ hochwertig gelten, der Rest ist in der langen Zeit dazwischen (meist zu recht) in Vergessenheit geraten. Es wäre interessant zu wissen, was von den Musikproduktionen der Jetztzeit im Jahre 2300 noch zu hören sein wird .........
Frdl. Gruß Michael(G)
Zitieren
#17
Hallo Michael,

Der Film heißt Koyaanisqatsi und ist einer meiner absoluten Favoriten. Ich halte ihn für ein grandioses Meisterwerk. Die dazugehörige LP höre ich auch sehr gerne ohne den Film.
Das Problem bei der Diskussion hier ist, dass man eine Kategorie wie Inspiration rational überhaupt nicht fassen kann. Ich sage das jetzt weniger aus der Sicht des Konsumenten als aus derjenigen des Musikers. Wie gesagt kann ich Dir jederzeit irgendeinen komplexen Übergang mit den exotischsten Akkordwechseln usw. schreiben. Das heißt aber noch lange nicht, dass mich das auch befriedigt. Inspiration liegt m.E. dann vor, wenn man von sich selber abstrahieren kann, insofern dass man die eigene Produktion sozusagen als ein eigenständiges, fremdes Wesen auffasst, von dem ein Faszinosum ausgeht. Das ist alles sehr schwer in Worte zu fassen.

Gruß,
Markus
Zitieren
#18
Was ist uns wichtig?

Für mein Empfinden spielt es eine große Rolle, ob ein Stück instrumental ist oder ob es gesangsbehaftet daherkommt. Ich habe mit Instrumentalstücken größere Probleme, denn mit Gesangsbeilagen. Woran mag das liegen?

Die Stimme ist eine Art 'Synthesizer', d.h. man kann damit eine Unmenge anstellen: man kann Stimmen anderer nachahmen, zwitschern wie ein Vogel order grollen wie ein Löwe, selbst Musikinstrumente kann der geübte Immitator nachmachen. Das Spektrum des Musikinstrumentes 'Stimme' scheint unerschöpflich.

Eine eingängige Melodie ist vielleicht ganz passabel, ein nettes Arrangement beim jährlichen Schulfest ebenfalls, aber die Stimme eines Sängers/einer Sängerin oder eines ganzen Chores wirkt beinahe so intensiv, wie die Hinzunahme eines kompletten Orchesters. Der Gesang ist eben auch etwas, was jeder, ob Kind oder Rentner, irgendwie nachmachen kann, d.h. der Zugang für dieses 'Instrument' ist einfacher. Man summt mit - leise oder nur 'im Kopf'.

Das muss nicht immer gelten, denn offenbar gibt es noch eine weitere Komponente. Es ist der 'Raum'. Wie Michael schon feststellte, gibt es Musik, die nicht wirkt. Oder Musik, die wirkt, weil der 'Raum' stimmt, ich denke da an ein besonders eindrucksvolles Beispiel: dem Motown-Sound. Ähnliches gab es bei CCR. John Foggerty hat das Singen nicht verlernt, aber er steht in modernen Studios und nimmt seine Songs modern auf, er hat den 'Raum' gewechselt.

Eine interessante Stimme, gepaart mit einer schönen Melodei und ich bin's beinahe zufrieden Smile Derzeit gibt es einen Hit in den Charts von James Blunt 'You're beautiful'. Eigentlich reicht die Melodie 'für unsereins' nicht aus, es ist etwas besser als der heutige Mainstream, aber nicht so einfühlsam und abwechslungsreich wie in den 60th. Aber der Mann hat eine interessante Stimme und weiß damit umzugehen: 100 Punkte Wink
Zitieren
#19
Aha-aha-aha!

Was ist los mit dir, mein Schatz - aha
geht es immer nur bergab - aha
gilt nur das was du verstehst - aha

this is what you got to know
loved you though it didn’t show

Ich lieb dich nicht du liebst mich nicht
Ich lieb dich nicht du liebst mich nicht
Ich lieb dich nicht du liebst mich nicht

Da-da-da....

Auch das ist Kunst - und ich finds heute noch genial, wie der Remmler da mit seinerm Casio-Spielzeug auftrat Smile

Gruß Norbert
Zitieren
#20
Hi TBRheiner,

Zitat:TBRheiner postete

Daher hat es derjenige einfach, der wie ich die sogenannte "Klassische Musik" liebt - was uns aus der Zeit von vor rund 300 Jahren bis heute erhalten geblieben ist, kann zu Recht als qualitativ hochwertig gelten, der Rest ist in der langen Zeit dazwischen (meist zu recht) in Vergessenheit geraten. Es wäre interessant zu wissen, was von den Musikproduktionen der Jetztzeit im Jahre 2300 noch zu hören sein wird .........
Da schließe ich mich an. Viele Kompositionen, Komponisten, die im 20. Jahrh. wirkten, waren zunächst vergessen, tauchen aber nun wieder auf.
Beispiel : Rudolf Mauersberger, der seit den Dreißigern bis 1971 den
Dresdner Kreuzchor leitete.
Er hat tolle Musik für seinen Chor komponiert. " Wie liegt die Stadt so wüst "
hat er im April 1945 geschrieben, unmittelbar nach der Zerstörung Dresdens.
Unglaubliche Musik, die wohl niemals mehr in Vergessenheit geraten wird...

Mauersberger hatte angeordnet, daß seine Noten vernichtet werden sollten.
Gottlob hat das keiner gemacht...
Zitieren
#21
Zitat:Crazy postete
Da-da-da....
Ganz genau dieser Song ist mir beim starten dieses threads eingefallen. Kunst? Egal, gut allemal.

Warum?

Dieser Song ist so primitiv und simpel, wie ein Song nur sein kann - und wie der Rock 'n Roll eben ist. DaDaDa ist quasi die Karikatur eines Songs. Da zu dieser Zeit deutsche Texte in Mode waren, passte er gut zum Zeitgeist und kam an - das war natürlich entscheidend für den Erfolg.

Sind nicht gerade um diese Zeit herum die Rolling Stones zu einer Tournee monströsen Ausmaßes aufgebrochen? Genau die Stones, die mit simpler, einfacher Musik in einfachen und primitiven Verhältnissen angefangen haben? Und dann kommen Trio aus Großenkneten und zeigen mit 3 Mann, einem tollen Sound und einem Rock 'n Roll-typischen dämlichen Text augenzwinkernd back to the roots und sagen: Rock 'n Roll könnte auch ohne die 30 Trucks funktionieren, mit denen man 2 Bühnenaufbauten durch die Lande kutschiert.
Michael(F)
Zitieren
#22
Zitat:TBRheiner postete
(...) Daher hat es derjenige einfach, der wie ich die sogenannte "Klassische Musik" liebt - was uns aus der Zeit von vor rund 300 Jahren bis heute erhalten geblieben ist, kann zu Recht als qualitativ hochwertig gelten, der Rest ist in der langen Zeit dazwischen (meist zu recht) in Vergessenheit geraten. Es wäre interessant zu wissen, was von den Musikproduktionen der Jetztzeit im Jahre 2300 noch zu hören sein wird .........
Ganz so einfach ist es nicht. Auch in der E-Musik gibt es viel fragwürdiges, gab es Vielschreiber, die den Markt bedienten und gibt es Musik, die zumindest polarisiert, Stichwort: Wagner.

Ganz ausdrücklich in Zweifel ziehe ich, natürlich nur für mich persönlich, Beethovens Neunte, die von viele wiederum als Musterbeispiel klassischer Musik gesehen wird.

Andererseits werden immer wieder interessante Werke ausgegraben, die in Vergessenheit geraten sind - nicht unbedingt zurecht.

Wer beobachtet, wie das klassische Bildungsbürgertum die Programme in Theatern, Opernhäusern und Konzertsälen zusammenstellen würde, der bekommt Zweifel daran, daß sich die Qualität durchsetzt und daß das "Überleben über eine lange Zeit hinweg" ein Maßstab für Qualität sein kann. Das spiegelt eher den Zeitgeist wieder, an den man sich immer wieder gerne anlehnt.
Michael(F)
Zitieren
#23
Zum Da-Da-Da fällt mir noch 'Sex-Machine' von James Brown ein. Das hatte in Ende 60/Anfang 70 für viel Aufregung gesorgt. Nicht wegen dem 'Sex' im Titel, sondern weil es sich beinahe um die einzige Aussage in dem Stück handeltete: Brown wiederholte den Titel immer und immer wieder, man hatte beinahe den Eindruck, ihm wäre nix eingefallen...und genau das warf man ihm vor.
Zitieren
#24
Zitat:Michael Franz postete
Ganz genau dieser Song ist mir beim starten dieses threads eingefallen.
Zufälle gibt's... der Remmler hat heute Geburtstag Wink
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste