Telefunken M5 - erste kleine Funktionsstörung nach 68 Jahren
#1
Ich möchte hier mal eine Lanze brechen für die Qualität "Made in Germany".
Vor nunmehr 68 Jahren erblickte meine AEG (Telefunken) M5 in Hamburg 1956 das Licht der Bandmaschinenwelt.
Als Gußbatzen liebevoll verhätschelt, hatte sie gestern nach fast 7 Lebensjahrzehnten eine klitzekleine Betriebsstörung (eigentlich unerhört nach so wenigen Jahren...):
Mitten im schnellen Rücklauf blieben beide Wickelteller stehen.
Saft- und kraftlos ließ sich über den mechanischen Vor/Rücklaufgeschwindigkeitsschalter kein Umspulen mehr erzwingen.
Erstmal großes Lob an die Konstrukteure von damals; der Wickel blieb fest und die mechanischen Doppelbremsen verhinderten ein Umherfliegen von etlichen Metern Band.
Das haben die "Altvorderen" sehr gut gelöst.

Die Befürchtung, daß der Wickelmotor defekt wäre,bewahrheitete sich nicht, das hätte dann einen wirtschaftlicher Totalschaden bedeutet.
Es hatte sich lediglich bei 2 der letzten noch in der Maschine belassenen, 1956 produzierten Entstörglieder, die über der schaltergesteuerten Wickelmotorumschaltung hängen, die Vergußmasse mechanisch verändert.
So konnte Luftfeuchtigkeit in die Kondensatoren eindringen und sich dadurch Nebenschlüsse zum Wickelmotor bilden.
       
So lange muß sich ein heute produziertes Bauelement erst einmal im rauhen Leben bewähren.

Da ich keine solchen Entstörkombinationen in meiner Bastelkiste hatte wurde aus konventionelle Bauelementen (220nF in Reihe mit 47 Ohm) Abhilfe geschaffen.
   
Sieht leider nicht so edel aus wie das Original, aber die Funktion ist wichtig.

Gruß Jan
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#2
Hallo Jan,

eigentlich wundert mich nicht, dass diese Maschine so lange problemlos lief. Früher wusste man genau, wie man Konstruktionen für die Ewigkeit baut. Ich hatte auch schon einige Röhrengeräte aus dieser Zeit in der Hand, die noch mit allen originalen Bauelementen liefen.

Grund dafür ist, dass die Röhrentechnik sehr tolerant ist. Abweichende Bauteilwerte machen sich erst sehr spät bemerkt. Gerade auch bei den Papierwickelkondensatoren. Diese sind messtechnisch heute eigentlich alle hinüber. Teils schlechte Isolation, eigentlich immer veränderter Wert. Im normalen Betrieb fällt das nur in krassen Fällen auf.

Wenn einen die Röhren jedoch lieb sind, sollte man insbesondere die Koppelkondensatoren erneuern. Entstörkondensatoren können Chassisteile unter Spannung setzen. Bei Geräten ohne Erdung oft ein Problem.

Hier eine Übersicht, was eigentlich raus sollte: https://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?t=2700
Elkos sind in der Regel unproblematisch. Verlieren nur gerne mal Ihre übliche Kapazität.

Messen und prüfen schadet nicht. Soll jetzt kein erhobener Zeigefinger sein.
Nur die M5 werden immer seltener und teurer. Genau wie die EF804S und die ECC85.

Gruß Micha
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#3
(16.01.2024, 23:15)Micha94 schrieb: Messen und prüfen schadet nicht. Soll jetzt kein erhobener Zeigefinger sein.
Nur die M5 werden immer seltener und teurer. Genau wie die EF804S und die ECC85.

Habe ich auch nicht so verstanden...
Die Kondensatoren im Aufnahme- und Wiedergabeentzerrer habe ich alle vor 4 Jahren gemessen.
Es wurden in meiner M5 hier nur höherwertige Eroid-Typen, für die Verzerrungseinstellung sogar nur Folienkondensatoren, verbaut, alle ohne Befund.
Auch alle Elkos hatte ich einseitig ausgelötet gemessen, Ergebnis hier: alle Elkos innerhalb der Toleranz.
Lediglich die diversen Kohleschicht-Einstellregler gibt es leider nicht mehr, es blieb mir nichts anderes übrig als diese vorsichtig zu reinigen.

Die EF804S ist wirklich selten geworden, ECC85 waren in fast jedem UKW-Tuner verbaut.

PS: Danke für den Link, der war mir abhanden gekommen...

Gruß Jan
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#4
Eroid ist so ein Grenzfall. Papierwickel in Kunststoff eingegossen. Da hatte ich noch keinen Defekten. Nur als Ersatz würde ich die nicht mehr verbauen. Die ECC85 sind NOS auch recht teuer geworden, nur gebrauchte sind relative Schüttware. Nur die meisten wo ich gebraucht gekauft haben, waren messtechnisch nicht mehr so toll.
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#5
Hallo Jan,

das gleiche Problem hatte ich mal an einer TFK M10A, siehe hier https://tonbandforum.de/showthread.php?tid=22953

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#6
(17.01.2024, 16:11)bitbrain2101 schrieb: Hallo Jan,

das gleiche Problem hatte ich mal an einer TFK M10A, siehe hier https://tonbandforum.de/showthread.php?tid=22953

MfG, Tobias

Genau, ich erinnere mich an die schöne Maschine mit den falsche Köpfen...

Gruß Jan
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