Sinnhaftigkeit des GEZ-Beitrages (Neu, ohne Überspitzungen)
#15
Ich habe mit Interesse eure Gedanken und Meinungen gelesen, sehe es aber eher so wie Alexander und Mike: es ist gut, dass wir den ÖRR (und zusätzlich den privaten Rundfunk) haben und es ist tatsächlich alles gesagt.

Was mir lange nicht klar war, ist das Senderkonstrukt der ÖRR-Anstalten. Die vier Siegermächte haben in ihren Besatzungszonen jeweils eigene Sender errichtet. Damit sollte einer Konzentration entgegengewirkt werden (im 3. Reich wurde an allen Stellen des öffentlichen Lebens durch Gleichschaltung genau das bewirkt und das sollte jetzt vermieden werden). Als das Fernsehen aufkam, konnten die Landesanstalten aber aus finanziellen und personellen Gründen kein eigenständiges Programm gewährleisten, wodurch es zum Zusammenschluss - aber nur für's Fernsehen - kam: die ARD. Das wurde eine zeitlang so beibehalten, aber um den Rundfunkstaatsvertrag erfüllen zu können, durfte das nicht so bleiben: das war der Grund für das ZDF, um der ARD einen eigenständigen, zweiten Sender entgegensetzen zu können. Die Landesrundfunkanstalten nahmen dann irgendwann einen von der ARD unabhängigen Sendebetrieb auf: Geburt der dritten Programme.

Wenn man sich die historische Entwicklung anschaut, kann man verstehen, weshalb es Redundanzen gibt. Es macht plötzlich Sinn, dass ARD UND ZDF über das gleiche Sportereignis berichten (aber der Bericht ist nicht der gleiche). Oder beide zeitgleich über Landtags- und Bundestagswahlen. Sie machen das unabhängig voneinander und es ist ihr recht, über Gleiches zu berichten - es ist sogar im Prinzip gewollt.

Dadurch ist der Meinungspluralismus gewährleistet. Wenn man sich übrigens mal anschaut, welche unterschiedlichen Meinungen über den Äther geschickt werden, dann kann ich manche Meinungen in diesem Thread nicht nachvollziehen. Auch ist die Werbung im ÖRR stark eingeschränkt, nach 20 Uhr findet keine Werbung mehr statt. Das ist bei den privaten Sendern - und das liegt in der Natur der Sache - ganz anders.

Auch über den Niveauverfall wurde schon immer geklagt. Es gibt so etwas wie einen Zeitgeist und würden die Sender - egal welche, übrigens - diesem nicht mehr oder weniger behutsam folgen, würden sie aus der Zeit fallen.

Übrigens freue ich mich als nicht-linearer Fernsehkonsument sehr über das Mediatheken-Angebot, vor allem von 3sat und Arte, zwei Spartensendern mit reichhaltigem Musikangebot. Nachrichten und Stauberichte finde ich unverzichtbar.

Wer sich die Gebühren nicht leisten kann (auch das Konstrukt der GEZ ist historisch bedingt, ein Freund der Gebaren dieses Vereins bin ich aber auch nicht), kann sich davon ggf. befreien lassen. Wer es sich hingegen leisten kann, unterstützt nicht nur die Schattenseiten des Rundfunks, die es hier wie überall auch sonst gibt. Er unterstützt damit ein breites Angebot, dass es ohne den ÖR nicht so nicht geben würde. Vielleicht muss man sich in dem Fall einfach als Mäzen betrachten?

ps. über Managergehälter kann man sich streiten - Intendanten üben eine vergleichbare Position aus. Es sind keine Wohltäter und man gewinnt sicherlich auch keine profilierten Bewerber mit einem Gehalt von 1000 €. In unserer Republik steht es jedem frei, nach so gut dotierten Jobs zu streben. Wer also meint, solche Posten mindestens gleich gut auszufüllen und sich mit wenig Gehalt zufrieden gibt, ist herzlich willkommen!
Liebe Grüße
Thomas


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RE: Sinnhaftigkeit des GEZ-Beitrages (Neu, ohne Überspitzungen) - von Darwin - 08.05.2023, 22:28

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