Langzeit-Erfahrungen mit Kassettenband im Vergleich
#32
Hänge mich hier einfach noch mal an, ausgelöst durch diesen thread "Eine Kiste retro Tapes. Was nun?" möchte ich meine Langzeiterfahrungen mit Audiokassetten beschreiben - vor allen Dingen auch den oft zitierten Pegelverlust. 

Ich sammele keine Kasetten. Ich nutze sie für mein privates Musikarchiv. Musik zur Zeit. Von mir ausgewählt, zusammengestellt und aufgenommen. Jede Kassette ist somit etwas höchst Privates, tatsächlich Vorhandenes, was eine Playlist, was das Digitale niemals sein kann. Die meisten Tapes bekam ich von Freunden. Teilweise schon früh verstorben. So erzählt die Kassette noch eine andere Geschichte. Von einem anderen Leben. Die alten Beschriftungen bleiben erhalten. Erzählen von den Dingen, die bedeudsam waren für mich wichtiger Menschen. Überspielt werden sie trotzdem. Musik macht einen Großteil meines Lebens aus. Sie rettet mich. Täglich aufs Neue. Denn Irrsinn meines Lebens bewältige ich mit Musik!

Die technische Qualität ist wichtig, allzu große Abweichungen im Analogen mag ich nicht. Alle Cassetten wurden ab 1991 auf Revox-Recordern aufgenommen. Davor war das klassische Tonband. Offene Spulen. Kassetten aus dieser Zeit wurden mit anderen Rekordern aufgenommen. Das eigentliche Aufnehmen auf Cassetten beginnt für mich allerdings erst 2005. Dafür wurden dann vorwiegend gebrauchte Audiokassetten benutzt. Die Lagerbedingunen waren bekannt. Wohnzimmer. In seltenen Fällen überflutete Keller. Oder NOS-Ware. Vor Wiederbespielung werden sie einen ausführlichen Test auf Brauchbarkeit unterzogen (Dem Bandmaschinenforum sei dank. Hier erfuhr ich neben meinem Wissen, was noch zu beachten ist): Überprüfung von mechanischen Beschädigungen des Bandes. Verhalten bei der Einmessung. Die Höchstaussteuerung wird ermittelt und dokumentiert. Auf fast allen von mir bespielten CCs habe ich Testtöne aufgenommen. Meist 400 Hz. Die gibt der Revox-Tuner her. Alle Neuaufnahmen werden bei der Aufnahme ständig Vor-/Hinterband geschaltet. Treten Schwächen auf, werden die Kassetten aussortiert. Also sind in meinem Archiv nur die guten. Und Hin und Wieder höre ich. Vergleichend. Alleine und mit jüngeren Freunden. Sind die Aufnahmen noch okay? Was wird vermißt? Treten hörbare Verzerrungen auf?

Das Vergleichen ist seit etwa 10 Jahren einfach geworden. Der Inhalt jeder Kassette wurde zuvor in einer Playlist zusammen gestellt und dann ausgespielt. So ist ein Vergleich Orginal - Kopie problemlos möglich. Alle älteren Aufnahmen stammen aus dem Radio. Teilweise von moderierenden DJs in wichtigen Parametern verändert (z.B. Geschwindigkeit). Das wird beim Überprüfen notiert. Oftmals kamen Plattenspieler zum Einsatz. Wie waren dessen Einstellungen? Wie war die Wartung. Oftmals wurden schon bei der Sendung technische Mängel hörbar. Auch das wird notiert. Es gibt natürlich auch viele Radioaufnahmen, wo digital zugespielt wurde (CD, Dateien). Die lassen sich gut verglechen. Wenn ich Glück habe, kommen meine Aufnahmen in meinen Vergleichen gut weg.

So gibt es zu jeder Kassette ein ausführliches Protokoll. Jedes Abspielen ist notiert und die dabei auftretenden Auffälligkeiten jeder Art ebenfalls. So lassen sich Veränderungen gut nachvollziehen.

Meine hier präsentierten Daten stammen aus normalen Abspielvorgängen meiner Kassetten. Dafür wurde kein weiterer Aufwand betrieben. Es wurde gehört, Eindrücke notiert und nicht gemesssen. Also Vorsicht mit meinen Angaben. Das Subjektive läßt grüßen. Geräte altern. Tonköpfe verschmutzen. Bei Zweifeln an der Qualität wird der andere gleiche Rekorder genutzt.

.pdf   Pegelverluste meiner Kassetten.pdf (Größe: 82.09 KB / Downloads: 17)

Alle beschriebenen Kassetten sind mehrfach vorhanden. Das Beschriebene ist auf allen Kassetten dieses Typs gleich. Mein Fazit der ständigen Überprüfungen:
  1. Über Pegelverluste kann ich überhaupt nicht klagen. Die sind bei den Testtönen fast unbedeutend und liegen, wenn vorhanden, um die -1 db. Die höchste Aussteuerung ist ebenfalls noch erhalten. Ausnahmen sind einige BASF-Tapes.
  2. Die Aufnahmequalität ist immer noch überraschend gut. Kaum wahrnehmbare Unterschiede.
  3. In meinem Fundus ist keine einzige Kassette zu finden, die schmiert oder Abrieb produziert. Es quietscht auch keine. Alle wurden ja zuvor getestet.

Grundsätzlich hat sich die Kassette gut bei mir gehalten. Es gibt wenige Ausfälle und die beschränken sich bei mir auf die hier im Forum genannten, vor allem älteren roten BASF aus den Jahren 1979 und 1980. Somit habe ich bei den Audiocassetten weniger Ausfälle als bei meinen Tonbändern.
Olaf, der eher passiv seit Jahren hier mitliest und sich an den fachlichen Beiträgen über Tonbandgeräte erfreut
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RE: Langzeit-Erfahrungen mit Kassettenband im Vergleich - von Olllafff - 29.11.2023, 11:25

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