Instandsetzung NAD 6340
#1
Hallo,

Da ich von der Firma schon diverse Verstärker besitze und auch früher den Underdog gern gemocht habe, hat nun ein dazu passendes 6340 Deck (2- Kopf) hier Einzug gehalten. 
Ich werde mal über meine Erfahrungen damit berichten. 

Die Optik ist schon mal gut erhalten, innen kein Dreck, insgesamt der Eindruck „wenig und und lang nicht mehr gelaufen“. 
Nach einem kurzen Check der üblichen Punkte kam ich zum Schluss das Teil anzugehen, da außen ok und der Kopf ohne nennenswerten Verschleiß. 

Der Antriebsriemen war eine schwarze Paste und wurde ersetzt. Das war nach dem sehr leichten Ausbau des Laufwerks kein Problem. 
Dabei habe ich die restlichen Stellen im Laufwerk gereinigt und neu geschmiert. Das alte Fett war komplett verharzt, es ließen sich kaum die Wickeldorne drehen. 
Nun konnte ich das Deck langsam per Stelltrafo reanimieren. 

Die Steuerung des Laufwerks funktionierte wie dieses auf Anhieb fehlerfrei. 
Abspielen und Aufnahmen gingen auch, aber der Klang war auf rechts äußerst verzerrt. 
Mit dem Oskar konnte man sehen, dass der Ausgang des Dolby IC auf etwa 200kHz Schwang und alle Signale in der negativen Halbwelle gekappt waren. 

Die Fehlersuche führte zu einem defekten Elko am Dolby IC, der nur noch ein 30 Ohm Widerstand war. 
Danach war das Schwingen weg, aber die Negative Halbwelle weiterhin stark verzerrt. 
Ich fand schnell weitere Elkos mit niedrigen Widerständen, teils auch als Zenerdiode mit 4V. 
Bis jetzt etwa 25% defekt von den getesteten, daher bald kompletter Austausch, wenn die Teile ankommen. 
Eine so hohe Ausfallrate von Elkos hatte ich bei einem so sauberen Gerät noch nie. 

Mal sehen wie es weiter geht. 

viele Grüße

Matthias
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#2
Hallo,

Ein abschließender Bericht:

Die Ausfallrate der Elkos hat sich bestätigt. Etwa ein Drittel der verbauten waren entweder niederohmig oder Zenerdioden mit 3-4V.
Halbleiter waren alle ok.
Keine kratzenden Potis.
Schalter waren alle funktionsfähig mit vernünftigen Übergangswiderständen.

Die Geschwindigkeit des Capstanmotors war etwas zu niedrig.
Der Tonkopf war selbst unter höherer Vergrößerung fast jungfräulich, die Justageschrauben versiegelt.
Trotzdem war der Azimuth ordentlich verstellt.
Nach komplettem Abgleich (Das NAD hat 24 Trimmer dafür, es ist fast alles einzeln justierbar- vorbildlich, vor allem für diese Preisklasse) waren außergewöhnlich glatte und homogene Frequenzgänge zu messen, das habe ich so selten gesehen.
Klingen tut das Teil m. E. ebenfalls hervorragend, es steht wesentlich teureren Decks nichts nach, eher im Gegenteil. Könnte mein neues Standard- Deck werden.

viele Grüße 

Matthias
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#3
Vielen Dank für den hilfreichen Bericht.
Viele Grüsse, Sebastian
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#4
(18.06.2022, 09:28)trant0001 schrieb: Klingen tut das Teil m. E. ebenfalls hervorragend, es steht wesentlich teureren Decks nichts nach, eher im Gegenteil.

Liegt das an dieser vielgerühmten DYNEQ-Schaltung, die NAD verbaut hat?

Ich hatte eben mal in's HiFi-Wiki geguckt und dachte zugegebenermaßen: 750 DM (stimmt der Preis?) für ein 2-Kopf-1-Motor Deck, ganz schön happig. Bei den großen Konkurrenten gab's zu der Zeit für etwa den gleichen Preis schon 3-Kopf-Decks mit 2-Motoren-Laufwerk und Killefit (wenn man so will) wie elektronischem Echtzeitzählwerk. Aber wenn das NAD so ein Klangwunder ist, sei's drum.
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#5
Ob das in Lizenz verbaute DynEq daran zu tun hat, kann ich nicht sagen. Auch Fremde Aufnahmen (von gleich justierten Decks) klingen sehr gut.
Was ich auf jeden Fall finde ist, das die elektronische Schaltung im Audio- Teil insgesamt recht aufwändig für ein so simpel ausgestattetes Deck ist.
Und es ist für alle Bandsorten alles getrennt justierbar, auch rechts und links.
Dazu ist der Wiedergabe EQ auch mehrfach justierbar.
Dafür fehlen halt dann alle Gimmicks sowie das teurere 3- Kopf Laufwerk (das hatte dann ein 6300).

Ich höre sehr gern mit guten 2- Köpfern, minimal dejustierte oder verschlissene (Kopf) 3- Kopf Geräte sind schlechter meiner Meinung nach. Dafür gibt’s dafür mehr im Verkauf (Prestige & Hype)… nützt nur mir nichts, ich verkaufe zum Leidwesen meiner Angehörigen extrem selten mal was (doppelte Geräte oder Teile).

viele Grüße

Matthias

PS: Was auch noch richtig gut an dem Gerät ist, ist die VU. Im interessanten Bereich hohe Auflösung.
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#6
(01.05.2022, 11:06)trant0001 schrieb: Hallo,
...
Ich fand schnell weitere Elkos mit niedrigen Widerständen, teils auch als Zenerdiode mit 4V. 
...
viele Grüße
Matthias

Hallo Matthias,
kannst Du das ("...Zenerdiode...") näher erläutern?
Oder sagt das lediglich das Messgerät, was Du benutzt hast?
VG Jürgen
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#7
(19.06.2022, 20:33)JUM schrieb:
(01.05.2022, 11:06)trant0001 schrieb: ... teils auch als Zenerdiode mit 4V.
kannst Du das ("...Zenerdiode...") näher erläutern?
Ich antworte mal, ganz ungefragt, weil ich neulich auch so was hatte. Bis zu einer bestimmten Spannung tut es der Elko, und dann wird er leitend. Ist kein sehr sauberer Übergang, und nach einer gewissen Formierungs-Zeit steigt diese Spannung auch wieder an, aber weiter benutzen möchte man so ein Teil nicht.

MfG
Binse
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#8
Genau so ist es. Die Isolationsschichten sind so „angefressen“, das die ursprüngliche Spannungsfestigkeit (hier meist 10- 25V) nicht mehr erreicht wird und der Elko zum Niederohmigen Bauteil wird. Der Unterschied zum anderen Fall ist lediglich, das noch etwas Betriebsspannung möglich ist. 
Neu formieren tue ich dieses preiswerte kleine Gemüse nicht, das mache ich nur bei teuren HV- Elkos, insbesondere wenn diese historisch korrekt bleiben sollen (z. B. Röhrenradio).

viele Grüße

Matthias

PS: Als „Messgerät“ eignet sich bei diesen kleinen Elkos gut ein regelbares Labornetzteil mit einstellbarer Strombegrenzung in Ergänzung zum Kapazitätsmeßgerät.
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#9
Ah, verstehe. Danke für die Erläuterung(en).
VG Jürgen
P.S. Ergänzungsfrage...
Habe ein Kistchen mit NOS Tantals aus den 70ern.
Wäre es sinnvoll, diese mit Hilfe eines o.a. Labornetzteils zu prüfen?
VG Jürgen
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#10
Kann man machen. Strombegrenzung schon niedrig stellen und vielleicht noch 100 Ohm in Reihe.
Ich würde das aber nur bei Bedarf tun.
Denn wenn du jetzt alle durchprüfst und einlagerst, weißt du leider nicht ob sie dann in einem Jahr oder so noch gehen.
Tantale sind ja allgemein eher verrufen, besonders im HiFi- Bereich.
Ich hatte mit den Dingern bis jetzt nur selten Probleme, mit Elkos, gerade in modernen Applikationen, Kohlewiderständen oder Papierkondensatoren dagegen oft.

viele Grüße

Matthias
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