14.01.2022, 10:00
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.01.2022, 10:17 von nick_riviera.)
wenn ich die Opel-Seele jetzt auch noch verletzt haben sollte, verzeiht bitte. Das war nicht meine Absicht, denn im Gegensatz zu Volkswagen habe ich Opel eigentlich immer gemocht, und finde es ähnlich wie bei Grundig traurig, dass sich eine Firma mit tollen Produkten durch Ignoranz der Konzernleitung selber zugrunde richtet.
Bei Opel fällt der Qualitätsverfall deshalb stärker auf als bei anderen, weil Opel seit den sechzigern einen von GM verursachten Abstieg hingelegt hat, und etwas ältere Semester wie ich noch die alten Opels kennen.
Nach dem Krieg hatte Opel als einziger deutscher Hersteller etwas in dem Segment anzubieten, das Mercedes später mit der S-Klasse belegt hat. Mercedes hatte bis etwa Mitte der sechziger nur die Mittelklasse und darüber Manufaktur-Autos wie den "Adenauer" und den W100, die sich auf Rolls Royce Niveau bewegt haben. Den Bereich dazwischen hat hauptsächlich Opel mit dem Kapitän abgedeckt, es war bis Mitte der sechziger kein Makel, wenn der Werksdirektor Opel gefahren hat. Die Mittelklasse von Opel war zu dieser Zeit auch noch qualitativ sehr nah an Mercedes, das erste billigere Auto nach dem Krieg war der Kadett, und der überzeugte dadurch, dass er eine echte Kampfansage an die luftgekühlte Vorkriegs-Gehhilfe ohne Kofferraum war.
Der Niedergang von Opel fing eigentlich damit an, dass GM der Meinung war, amerikanische Technik der unteren Mittelklasse 1:1 in die deutsche Oberklasse transferieren zu können. Die erste KAD-Generation ruinierte den Ruf der Opel Oberklasse durch Qualitätsmängel, parallel kam Mercedes mit der ersten S-Klasse W108 als Konkurrenz auf den Markt, und die zweite KAD-Generation hatte dann schon das Image der Ludenschleuder - und statt um seinen Platz in der hoch profitablen Oberklasse zu kämpfen, stellte man die Aktivitäten nach der zweiten KAD-Generation ein, und schoss sich damit ein Standbein weg.
In den siebzigern war Opel dann in das Segment abgestiegen, das vorher Ford für sich alleine hatte - simple preiswerte "Malocher-Familienautos". Das Image war zumindest hier im Ruhrgebiet zum Teufel - und wenn man die Verarbeitungsqualität der Opels bis zu den frühen sechzigern mit dem vergleicht, was dann in den siebzigern und achtzigern verkauft wurde, da war der Abstieg schon ziemlich krass.
So richtig tragisch wurde es dann mit dem Opel Omega. Da hatten es die Opel Ingenieure geschafft, nach den Jahren der Ödnis einen wirklich tollen Mittelklassewagen auf die Beine zu stellen, der die Chance hatte, ein "Mercedes Killer" zu werden. Dann war da Lopez und sparte das Auto kaputt, und im Gegensatz zu Mercedes, wo man beim W210 die Wogen mit einem milliardenschweren Kulanzprogramm geglättet hat, kam von Opel nichts. Ich habe das Drama damals dadurch mitbekommen, dass mein Arbeitgeber, die AEG, von VW und Mercedes komplett auf Opel umgestiegen ist, unser Außendienst bekam den ersten Omega mit der Zweilitermaschine. Das waren alles seriöse Herren, keine wilden Heizer, und trotzdem überlebte rund die Hälfte der Omega die 100tkm nicht - und von Opel kam keinerlei Kulanz, selbst für Flottenkunden nicht. Das waren nicht nur irgendwelche Plastikteile, ich könnte Dir viele Seiten mit haarsträubenden Geschichten vollschreiben. Für die AEG war das Opel Experiment nach einer Generation vorbei, wir Techniker waren davon gar nicht begeistert, denn jetzt gab es den Golf III statt dem Astra, und das war vom Fahren wirklich ein Abstieg um mindestens zwei Klassen.
Für Opel war die profitable gehobene Mittelklasse nach dem Omega ebenfalls Geschichte, was dann noch übrig blieb, waren die "Kampfpreis-Segmente", in denen es auch wegen der stärker werdenden Asiaten immer enger wurde. Die ersten beiden Vectra Generationen trugen noch die Lopez Handschrift und waren qualitativ genauso katastrophal wie der Omega, und als die Qualitätsprobleme beseitigt waren, hatte Opel als Marke kein Image mehr, man konnte die Autos nur noch über den Preis verkaufen. Erschwerend kam noch hinzu, dass GM die Marke Daewoo übernommen hat, und die Opel Händler dazu vergattert wurden, auch Daewoos anzubieten, die später unter dem Namen Chevrolet verkauft wurden. Dann kamen noch Firmen wie Isuzu und Suzuki dazu, und Opel wurde immer mehr zum Gemischtwarenladen.
Eigentlich ist der Zusammenschluss mit Peugeot schon passend, denn Peugeot hat eine Ähnliche Entwicklung hinter sich, vom "französischen Mercedes" zum Produzenten grauer Massenware, der durch stetiges Wachstum immer größer wird, um in dem Massenmarkt noch bestehen zu können. Ich habe neulich mal in einem Grandland X gesessen, auch wenn ich kein Fan von Kompakt SUVs bin, konnte ich das absolut nicht als schlecht bezeichnen. Das Auto macht wirklich Spaß, mehr Spaß als der BMW X1 von den Schwiegereltern und auch mehr Spaß als der öde Tiguan, der mit der Ausstattung des Grandland fast das Doppelte kosten würde.
Gruß Frank
Bei Opel fällt der Qualitätsverfall deshalb stärker auf als bei anderen, weil Opel seit den sechzigern einen von GM verursachten Abstieg hingelegt hat, und etwas ältere Semester wie ich noch die alten Opels kennen.
Nach dem Krieg hatte Opel als einziger deutscher Hersteller etwas in dem Segment anzubieten, das Mercedes später mit der S-Klasse belegt hat. Mercedes hatte bis etwa Mitte der sechziger nur die Mittelklasse und darüber Manufaktur-Autos wie den "Adenauer" und den W100, die sich auf Rolls Royce Niveau bewegt haben. Den Bereich dazwischen hat hauptsächlich Opel mit dem Kapitän abgedeckt, es war bis Mitte der sechziger kein Makel, wenn der Werksdirektor Opel gefahren hat. Die Mittelklasse von Opel war zu dieser Zeit auch noch qualitativ sehr nah an Mercedes, das erste billigere Auto nach dem Krieg war der Kadett, und der überzeugte dadurch, dass er eine echte Kampfansage an die luftgekühlte Vorkriegs-Gehhilfe ohne Kofferraum war.
Der Niedergang von Opel fing eigentlich damit an, dass GM der Meinung war, amerikanische Technik der unteren Mittelklasse 1:1 in die deutsche Oberklasse transferieren zu können. Die erste KAD-Generation ruinierte den Ruf der Opel Oberklasse durch Qualitätsmängel, parallel kam Mercedes mit der ersten S-Klasse W108 als Konkurrenz auf den Markt, und die zweite KAD-Generation hatte dann schon das Image der Ludenschleuder - und statt um seinen Platz in der hoch profitablen Oberklasse zu kämpfen, stellte man die Aktivitäten nach der zweiten KAD-Generation ein, und schoss sich damit ein Standbein weg.
In den siebzigern war Opel dann in das Segment abgestiegen, das vorher Ford für sich alleine hatte - simple preiswerte "Malocher-Familienautos". Das Image war zumindest hier im Ruhrgebiet zum Teufel - und wenn man die Verarbeitungsqualität der Opels bis zu den frühen sechzigern mit dem vergleicht, was dann in den siebzigern und achtzigern verkauft wurde, da war der Abstieg schon ziemlich krass.
So richtig tragisch wurde es dann mit dem Opel Omega. Da hatten es die Opel Ingenieure geschafft, nach den Jahren der Ödnis einen wirklich tollen Mittelklassewagen auf die Beine zu stellen, der die Chance hatte, ein "Mercedes Killer" zu werden. Dann war da Lopez und sparte das Auto kaputt, und im Gegensatz zu Mercedes, wo man beim W210 die Wogen mit einem milliardenschweren Kulanzprogramm geglättet hat, kam von Opel nichts. Ich habe das Drama damals dadurch mitbekommen, dass mein Arbeitgeber, die AEG, von VW und Mercedes komplett auf Opel umgestiegen ist, unser Außendienst bekam den ersten Omega mit der Zweilitermaschine. Das waren alles seriöse Herren, keine wilden Heizer, und trotzdem überlebte rund die Hälfte der Omega die 100tkm nicht - und von Opel kam keinerlei Kulanz, selbst für Flottenkunden nicht. Das waren nicht nur irgendwelche Plastikteile, ich könnte Dir viele Seiten mit haarsträubenden Geschichten vollschreiben. Für die AEG war das Opel Experiment nach einer Generation vorbei, wir Techniker waren davon gar nicht begeistert, denn jetzt gab es den Golf III statt dem Astra, und das war vom Fahren wirklich ein Abstieg um mindestens zwei Klassen.
Für Opel war die profitable gehobene Mittelklasse nach dem Omega ebenfalls Geschichte, was dann noch übrig blieb, waren die "Kampfpreis-Segmente", in denen es auch wegen der stärker werdenden Asiaten immer enger wurde. Die ersten beiden Vectra Generationen trugen noch die Lopez Handschrift und waren qualitativ genauso katastrophal wie der Omega, und als die Qualitätsprobleme beseitigt waren, hatte Opel als Marke kein Image mehr, man konnte die Autos nur noch über den Preis verkaufen. Erschwerend kam noch hinzu, dass GM die Marke Daewoo übernommen hat, und die Opel Händler dazu vergattert wurden, auch Daewoos anzubieten, die später unter dem Namen Chevrolet verkauft wurden. Dann kamen noch Firmen wie Isuzu und Suzuki dazu, und Opel wurde immer mehr zum Gemischtwarenladen.
Eigentlich ist der Zusammenschluss mit Peugeot schon passend, denn Peugeot hat eine Ähnliche Entwicklung hinter sich, vom "französischen Mercedes" zum Produzenten grauer Massenware, der durch stetiges Wachstum immer größer wird, um in dem Massenmarkt noch bestehen zu können. Ich habe neulich mal in einem Grandland X gesessen, auch wenn ich kein Fan von Kompakt SUVs bin, konnte ich das absolut nicht als schlecht bezeichnen. Das Auto macht wirklich Spaß, mehr Spaß als der BMW X1 von den Schwiegereltern und auch mehr Spaß als der öde Tiguan, der mit der Ausstattung des Grandland fast das Doppelte kosten würde.
Gruß Frank