23.07.2021, 08:29
(23.07.2021, 07:35)nick_riviera schrieb: ... Der einzige Nachteil des E-Bikes ist, dass es für die Industrie zu wenig Futter bietet.
Gruß Frank
Nein, das ist nicht das Problem. Das Problem ist immer das Nutzerverhalten, die Märkte versuchen zwar dies zu beeinflussen (Werbung etc.), richten sich letztendlich aber immer nach der Nachfrage. Die Nachfrage aufgrund unserer Sozialisation ist noch auf das Kfz ausgerichtet, man kann das in der Bundesrepublik vom Ende des zweiten Weltkriegs bis heute wie im Zeitraffer beobachten. Anfangs nur Zweiräder, dann "überdachte Knutschkugeln", PKW, SUV. Das ganze immer verbunden mit dem Versprechen von Freiheit und Luxus. Das Reiseverhalten zweier Generationen ist mit dem Kfz verbunden. Zum Schluss dann, vor Corona, Fernreisen mit dem Flugzeug, Kreuzfahrten etc. Heute haben wir zwei große Bereiche der Mobilität, der Weg zur Arbeit und die Freizeit. Gibt man den Menschen immer mehr Freizeit und beschäftigt sie in dieser Zeit nicht ausreichend, drohen Probleme, das wussten schon die alten Römer (panem et circenses), ohne die Spiele geht es nicht. Und der Weg zur Arbeit in einer Welt, die Flexibilität von den Arbeitnehmern verlangt ist mit den Öffis nicht zu machen. Klar, der Schüler, der zu seiner Schule um die Ecke muss oder der Student, der von seiner Unterkunft zum Campus fährt hat leicht Reden, warum man das nicht mit dem Fahrrad erledigen kann, zumal es an den Schulen und Unis ohnehin keine Parkplätze gibt. Wer irgendwo sesshaft geworden ist hat heute kaum noch die Garantie, dass sein Arbeitsplatz bis zur Rente in Reichweite bleibt. E-Bikes könnten eine Lösung sein, die auch die Industrie gut beschäftigt, wenn man endlich zur Kenntnis nehmen würde, dass zum Bike auch eine Infrastruktur gehört. Das fängt mit vernünftigen, kreuzungsfreien Radwegen an, Radbrücken und Unterführungen, Ladestationen, Radgaragen, Transportmöglichkeiten in den Öffis und zuletzt überdachte Radmagistralen in den Städten. Damit kann man lokale Unternehmungen schon ganz ordentlich beschäftigen. Das geht natürlich nicht zum Nulltarif und muss gegenfinanziert werden. Letztendlich muss der Einzelne dann auch für die Nutzung solcher Infrastruktur zahlen, dann läuft das schon. Das größere Problem ist m. E. noch das Freizeitverhalten, welches massiv umgestellt werden muss, wenn wir keine privaten Kfz mehr haben. E-Mietautos könnten das Problem nur lösen, wenn es genügend davon gäbe, die meiste Zeit des Jahres würden diese dann rumstehen bis in den Sommermonaten der Run darauf losgeht. Das kann nicht wirklich funktionieren. Durch Corona haben wir uns zwar etwas angewöhnt wieder lokal zu bleiben, aber dieser Trend ist m. E. nicht nachhaltig. Solange also das Kfz für Freiheit steht wird der Transformation von Verbrenner nach E wohl nichts entgegenstehen. Auf den Klimawandel hat das ohnehin keinen relevanten Einfluss. Wir Deutsche tragen höchstens zu 2% des weltweiten CO2 Ausstosses bei, da können wir zwar dran schrauben, das hat aber auf die Klimabilanz keinen signifikanten Einfluss. Da der Deutsche aber schon immer "Vorbild" und "Gut" sein wollte, muss er natürlich ganz vorn dabei mitmischen, und verkaufen lassen sich E- Autos aus deutscher Produktion ja auch ganz gut (-;
Gerhard