16.10.2020, 15:24
... dass die Akzeptanz des Autos in der Realität deutlich höher ist als es uns die Medien glauben machen wollen. Und in ländlichen Gegenden hat der PKW sogar ökologische Vorteile gegenüber dem ÖPNV, weil der ÖPNV unheimlich viele Leerfahrten hätte, wenn er in ländlichen Regionen ausreichende Service anbieten wollte. In der Stadt hingegen ist es genau umgekehrt - hier ist das Auto langsam, läuft fast immer in Lastbereichen, wo Verbrauch und Schadstoffausstoß hoch sind, der ÖPNV kann in der Stadt sehr effizient betrieben werden, und wegen der meist kurzen Strecken sind Vehikel wie Fahrräder ernsthafte und meist schnellere Alternativen.
Ich weiß ehrlich nicht, wieso zwei Dinge nicht in Angriff genommen werden - einmal in den Städten einheitliche "Schnittstellen" schaffen, wo das pendelnde Landvolk vom Auto auf den ÖPNV umsteigen kann. Und dann sich mal ernsthaft damit auseinandersetzen, wieso man seit Jahrzehnten die Wirtschaft in immer weniger Zentren konzentriert, und das Land ausbluten lässt. Die Strategie "wohnen im Grünen, arbeiten in der City" ist in den fünfziger Jahren aus der Not heraus geboren worden, als die Städte zerbombt waren und man große Mengen Wohnraum schaffen musste. Obwohl mittlerweile selbst der letzte Dorfschöffe begriffen haben sollte, dass diese Strategie suboptimal ist, wird ungehindert daran festgehalten. Und so gibt es eine tägliche Völkerwanderung aus dem Umland in die "Hot Spots", die nicht nur ökologisch bedenklich ist, sondern Millionen von Menschen die Lebensqualität versaut. In Corona Zeiten wird jetzt erstmals ernsthaft das Thema Telearbeit umgesetzt, was im Gegensatz zum Elektroauto sofort positive Auswirkungen auf die Schadstoffwerte und die CO2-Bilanz hat.
In Utrecht, Zürich und Kopenhagen habe ich es selber erfahren, wie schön das Leben sein kann - da wird man als "Zugereister" auf bequem zu fahrenden Zubringern in Parkhäuser geleitet, man weiß vorher, dass es keine Parkplätze an der Straße gibt, nur Ladezonen, und in der Stadt selber ist das Auto dann weitestgehend verschwunden, und man staunt, wie zügig man zu Fuß oder mit der Tram vorwärtskommt. Die deutsche Lösung hingegen heißt Fahrradstraße - Straßen, wo alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt aufeinander losgejagt werden. Für Fußgänger und Radfahrer ist das lebensgefährlich, für Auto- und vor allem für Busfahrer eine Zumutung, und am Ende hat niemand was davon. Die Autofahrer verpesten noch mehr die Luft, können aber mangels Alternative nicht aufs Auto verzichten, und die Radfahrer haben eher eine Steigerung der Gefahr als eine Verringerung. Ich werde jetzt seit über vier Jahren als "Helikopter-Vater" geschimpft, weil ich meine Tochter weder mit dem Bus noch mit dem Fahrrad zur Schule fahren lasse. Niemand kommt auf die Idee, dass halbwegs sichere Radwege, Bushaltestellen und Fußwege zur Schule mehr bewirken würden, als auf den Eltern rumzudreschen. Mir kommt es immer öfter so vor, als ob die Deutschen einfach nicht ohne Zankerei und Konflikte leben können, und die Verkehrsplanung sieht genau so aus.
Dass die Autoindustrie ihren Zenit überschritten hat, das sehe ich auch so - aber weniger wegen wegbrechender Akzeptanz, sondern viel mehr wegen jahrzehntelanger Innovationsfreiheit. Man muss sich nur mal folgendes überlegen; zwischen diesen beiden Autos liegen 18 Jahre:
Ich denke, wenn man 1975 Pontons zwischen die W123 gestellt hätte, hätte den auch Oma Meier ohne Ahnung von Autos nicht für einen Neuwagen gehalten, sondern für einen Oldtimer. Zwischen den jetzt folgenden Autos liegen rund 17 Jahre, also quasi die selbe Zeitspanne:
Würden die beiden nebeneinander in der Neuwagenhalle stehen, müsste man schon Ahnung von Mercedes Modellen haben, kein automobiler Laie würde etwas dabei finden, den W211 als Neuwagen präsentiert zu bekommen. Und ähnlich verhält es sich beim Fahrgefühl, bei der Umweltfreundlichkeit und bei der Sicherheit. Die von den Herstellern avisierten Zukunftsbaustellen E-Mobilität und Autonomie kommen nicht in die Gänge, und beim konventionellen Auto bleibt den Hersteller nur noch, durch immer sinnbefreiteres Ausstattungszeug, durch aktives Behindern der freien Werkstätten und Selberschrauber, sowie durch Umweltgesetze dafür zu sorgen, dass die Autos am Ende des geplanten Lebenszyklus von der Straße verschwinden.
Hätte ich bei einem Autohersteller was zu sagen, würde ich den seit Jahren anhaltenden Retro-Hype nicht ignorieren, und auf der anderen Seite über etwas nachdenken, womit der damalige Daimler Benz Vorstandsvorsitzende Edzard Reuter zu früh dran war - der wollte Daimler Benz zu einem integrierten Technologiekonzern umbauen, und hat alternative Mobilitätskonzepte anschieben wollen, die bis heute niemand verstanden hat. Der Smart sollte z.B. nicht irgendein Kleinstwagen werden, sondern ein Fahrzeug für die "letzte Meile" innerhalb eines Verkehrskonzeptes. Gescheitert ist das Ganze maßgeblich an der Deutschen Bahn.
Ich persönlich glaube nicht, dass das Auto verschwinden wird wie die Kohleindustrie ( die ja im Grunde auch nur in Deutschland verschwunden ist ). Es wird nur da zunehmend verschwinden, wo man auch vor Greta Thunberg schon wusste, dass es da der absolute Schwachsinn ist. Und was in den nächsten Jahren grundlegend passieren wird, das wird entscheidend davon abhängen, wie stark sich der Klimawandel tatsächlich auswirken wird.
Gruß Frank
Ich weiß ehrlich nicht, wieso zwei Dinge nicht in Angriff genommen werden - einmal in den Städten einheitliche "Schnittstellen" schaffen, wo das pendelnde Landvolk vom Auto auf den ÖPNV umsteigen kann. Und dann sich mal ernsthaft damit auseinandersetzen, wieso man seit Jahrzehnten die Wirtschaft in immer weniger Zentren konzentriert, und das Land ausbluten lässt. Die Strategie "wohnen im Grünen, arbeiten in der City" ist in den fünfziger Jahren aus der Not heraus geboren worden, als die Städte zerbombt waren und man große Mengen Wohnraum schaffen musste. Obwohl mittlerweile selbst der letzte Dorfschöffe begriffen haben sollte, dass diese Strategie suboptimal ist, wird ungehindert daran festgehalten. Und so gibt es eine tägliche Völkerwanderung aus dem Umland in die "Hot Spots", die nicht nur ökologisch bedenklich ist, sondern Millionen von Menschen die Lebensqualität versaut. In Corona Zeiten wird jetzt erstmals ernsthaft das Thema Telearbeit umgesetzt, was im Gegensatz zum Elektroauto sofort positive Auswirkungen auf die Schadstoffwerte und die CO2-Bilanz hat.
In Utrecht, Zürich und Kopenhagen habe ich es selber erfahren, wie schön das Leben sein kann - da wird man als "Zugereister" auf bequem zu fahrenden Zubringern in Parkhäuser geleitet, man weiß vorher, dass es keine Parkplätze an der Straße gibt, nur Ladezonen, und in der Stadt selber ist das Auto dann weitestgehend verschwunden, und man staunt, wie zügig man zu Fuß oder mit der Tram vorwärtskommt. Die deutsche Lösung hingegen heißt Fahrradstraße - Straßen, wo alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt aufeinander losgejagt werden. Für Fußgänger und Radfahrer ist das lebensgefährlich, für Auto- und vor allem für Busfahrer eine Zumutung, und am Ende hat niemand was davon. Die Autofahrer verpesten noch mehr die Luft, können aber mangels Alternative nicht aufs Auto verzichten, und die Radfahrer haben eher eine Steigerung der Gefahr als eine Verringerung. Ich werde jetzt seit über vier Jahren als "Helikopter-Vater" geschimpft, weil ich meine Tochter weder mit dem Bus noch mit dem Fahrrad zur Schule fahren lasse. Niemand kommt auf die Idee, dass halbwegs sichere Radwege, Bushaltestellen und Fußwege zur Schule mehr bewirken würden, als auf den Eltern rumzudreschen. Mir kommt es immer öfter so vor, als ob die Deutschen einfach nicht ohne Zankerei und Konflikte leben können, und die Verkehrsplanung sieht genau so aus.
Dass die Autoindustrie ihren Zenit überschritten hat, das sehe ich auch so - aber weniger wegen wegbrechender Akzeptanz, sondern viel mehr wegen jahrzehntelanger Innovationsfreiheit. Man muss sich nur mal folgendes überlegen; zwischen diesen beiden Autos liegen 18 Jahre:
Ich denke, wenn man 1975 Pontons zwischen die W123 gestellt hätte, hätte den auch Oma Meier ohne Ahnung von Autos nicht für einen Neuwagen gehalten, sondern für einen Oldtimer. Zwischen den jetzt folgenden Autos liegen rund 17 Jahre, also quasi die selbe Zeitspanne:
Würden die beiden nebeneinander in der Neuwagenhalle stehen, müsste man schon Ahnung von Mercedes Modellen haben, kein automobiler Laie würde etwas dabei finden, den W211 als Neuwagen präsentiert zu bekommen. Und ähnlich verhält es sich beim Fahrgefühl, bei der Umweltfreundlichkeit und bei der Sicherheit. Die von den Herstellern avisierten Zukunftsbaustellen E-Mobilität und Autonomie kommen nicht in die Gänge, und beim konventionellen Auto bleibt den Hersteller nur noch, durch immer sinnbefreiteres Ausstattungszeug, durch aktives Behindern der freien Werkstätten und Selberschrauber, sowie durch Umweltgesetze dafür zu sorgen, dass die Autos am Ende des geplanten Lebenszyklus von der Straße verschwinden.
Hätte ich bei einem Autohersteller was zu sagen, würde ich den seit Jahren anhaltenden Retro-Hype nicht ignorieren, und auf der anderen Seite über etwas nachdenken, womit der damalige Daimler Benz Vorstandsvorsitzende Edzard Reuter zu früh dran war - der wollte Daimler Benz zu einem integrierten Technologiekonzern umbauen, und hat alternative Mobilitätskonzepte anschieben wollen, die bis heute niemand verstanden hat. Der Smart sollte z.B. nicht irgendein Kleinstwagen werden, sondern ein Fahrzeug für die "letzte Meile" innerhalb eines Verkehrskonzeptes. Gescheitert ist das Ganze maßgeblich an der Deutschen Bahn.
Ich persönlich glaube nicht, dass das Auto verschwinden wird wie die Kohleindustrie ( die ja im Grunde auch nur in Deutschland verschwunden ist ). Es wird nur da zunehmend verschwinden, wo man auch vor Greta Thunberg schon wusste, dass es da der absolute Schwachsinn ist. Und was in den nächsten Jahren grundlegend passieren wird, das wird entscheidend davon abhängen, wie stark sich der Klimawandel tatsächlich auswirken wird.
Gruß Frank