13.10.2020, 20:16
sensor,'index.php?page=Thread&postID=270966#post270966 schrieb:naja das würde ich nicht so sehen, das Getriebe steht sich nicht kaputt, der Motor auch nicht, der Antriebsstrang auch nicht, die Innenausstattung auch nicht, usw, ein Auto mit echten wenig Kilometern auf der Uhr ist zu bevorzugen
Fahrwerke stehen sich durchaus kaputt. Karosserien, die immer frisch gewaschen in schlecht durchlüftete Garagen gefahren werden, stehen sich kaputt. Auspuff- und Kat-Anlagen stehen sich kaputt, Kondenswasser heißt das Zauberwort. Einspritzsysteme von Benzinern stehen sich kaputt, besonders wenn das gute E10 getankt wird - und dann kommt noch das Hauptproblem hinzu, dass die typischen Rentnerautos ja nicht nur stehen, sondern immer wieder für Kurzstrecken gestartet werden, ohne richtig warm zu werden. Der Cocktail aus Verbrennungsrückständen, unverbranntem Sprit und Kondenswasser richtet auf Dauer alles zugrunde. Und der Antriebsstrang verschleißt eigentlich nur bei Lastwechseln, besonders in kaltem Zustand. 50 Kurzstreckenkilometer können mehr Schaden anrichten als 500 moderate Autobahnkilometer.
Und dann kommt noch ein Aspekt dazu - wenn Verkäufer mitbekommen, dass selbst die besten Autos keinen Käufer finden, wenn sie über 200tkm weg haben, und gleichzeitig merken, dass die Ringeltaubenjäger sofort Schlange stehen, sobald man den Tachstand etwas nach unten korrigiert, idealerweise unter die magische 100tkm Grenze, dann führt das éinige Verkäufer in Versuchung, zumal man in Elektronik Zeiten nicht mal mehr das Tacho ausbauen und an eine Bohrmaschine anklemmen muss - ein Handgriff mit dem Diagnosecomputer genügt. Zum Kilometerstand passende Scheckhefte kann man dann in Polen erwerben, mit dem Computer frisch gedruckt.
Ein Auto, das pro Jahr nicht wenigstens 10000km gefahren ist, also 200tkm in 20 Jahren, ist keine Ringeltaube, sondern ein Auto, bei dem man ganz genau hingucken sollte. Das Beste, was man kaufen kann, sind Autos, die immer gut behandelt wurden, und wo die Historie belegt ist, z.B. mit Werkstattrechnungen, Scheckheften, TÜV-Berichten und so weiter. Wer ein 20 Jahre altes Auto mit unter 200tkm Laufleistung anbietet, der muss das auch plausibel belegen können, ansonsten Finger weg, oder zumindest keinen hohen Preis dafür zahlen. Und selbst wenn alles Hand und Fuß hat, bleibt immer noch das oben beschriebene Rentnerauto-Problem. Wenn ein Auto dagegen trotz hoher Laufleistung noch gut dasteht, dann wird der Vorbesitzer auch einiges investiert haben. Und wenn er das dann auch noch halbwegs belegen kann, dann spricht nix gegen ein Auto mit vielen Kilometern.
Aber auch die Weisheit, dass die Historie eines alten Autos der wichtigste Faktor ist, wollen die meisten Leute nicht hören - stattdessen regen sie sich lieber nach dem Kauf über die kriminellen Händler auf, wenn sie mal wieder auf die Nase gefallen sind. Mal ganz ehrlich - wie willst Du rausfinden, ob die wenigen km echt sind, in einer Zeit, wo jeder halbwegs geschickte Aufbereiter 200tkm optisch verschwinden lassen kann ?
Gruß Frank