12.10.2020, 10:33
... alte Autos sind wie alte Häuser oder altes HiFi - wenn man bereit ist, den Sachen etwas Zuwendung zu gönnen, bekommt man ein unschlagbares Preis-/Leistungsverhältnis, wenn man aber das Rundum-Sorglos-Paket haben will, wird man mit alten Sachen nicht glücklich. Deshalb halte ich es für wichtig, dass jeder für sich selber diese Frage klärt, bevor er sich auf ein Auto einlässt, dass die 20 schon hinter sich oder kurz vor sich hat.
Wenn diese Grundsatzfrage zugunsten des alten Autos ausgefallen ist, sollte man sich von allen Klischees freimachen, und stattdessen das Hirn einschalten. Ja, die 210er rosteten teilweise fürchterlich, Neuwagenkäufer hatten ein hohes Risiko, an so eine Bimmel zu geraten, und trafen dann auf eine total überforderte Werkstattorganisation, die aus einer dummen Sache einen Super-GAU machte. Heute sind die 210er aber zwischen 18 und 25 Jahren alt, und es ist überhaupt nicht mehr wichtig, wie die Karren als Neuwagen teilweise gerostet haben. Es ist vielmehr wichtig, dass die 210er eben nur teilweise vom fertigungsbedingten Rost befallen waren, und dass hier in den rund 20 Jahren eine Auslese stattgefunden hat. Die 210er, die heute noch in brauchbarem Zustand existieren, sind qualitativ durchaus mit dem "ewigen letzten Benz" W124 zu vergleichen, und man kann hier sogar den schlechten Ruf des 210 nutzen, um echte Schnäppchen zu machen. Gleiches gilt für die Technik-Probleme der frühen 211er. Die SBC-Bremse hat allen Unkenrufen zum Trotz in über 90% aller 211er problemlos funktioniert, und bei den restlichen hatte man es nach kurzer Zeit im Griff, außerdem gibt es heute diverse Möglichkeiten, das SBC-Modul zum Bruchteil des Neupreises überholen zu lassen. Im Alter wird nicht alles schwieriger - vor 20 Jahren war ein defekter Mengenteiler in der K-Jetronic des W123 oder ein defektes Zündsteuergerät in diversen W126-Modellen ein wirtschaftlicher Totalschaden - heute kann man Mengenteiler überholen lassen und für das Steuergeräteproblem gibt es Reparaturmethoden.
Man kann es gut mit einem Haus vergleichen - ein altes Haus hat öfter mal kleine Wehwehchen, dafür braucht man keine Angst mehr davor zu haben, dass sich der Boden noch setzt, oder irgendwelche Pfuschmängel auftauchen. Wenn man mit Ahnung und Verstand ein altes Auto kauft, ist das Restrisiko nicht viel größer als bei einem Neuwagen. Man muss eben nur aufpassen, nicht auf eine automobile Bruchbude reinzufallen.
Ach ja, was auch noch ein Klischee ist, das man bei 20 Jahre alten Autos am besten sofort vergisst, ist, dass billige Autos grundsätzlich schlecht sind, und man für mehr Geld bessere Autos bekommt. Jeder hier kennt bei Bandmaschinen die beiden Extreme - auf der einen Seite die, die gute Großspuler in den Müllcontainer entsorgen, und auf der andere Seite die, die glauben, mit dem Ding das große Geschäft machen zu können. Genauso ist es auch bei alten Autos - der Wert liegt in ganz großen Teilen im Auge des Betrachters. Wenn man sich für ein Wunschauto entschieden hat, sollteman so viel Informationen wie möglich zusammentragen - für viele Autos gibt es z.B. von den Clubs Checklisten für den Kauf, und mit etwas Suche findet man auch jemanden, der mitgeht, wenn man selber unsicher ist. Derart vorbereitet würde ich mir auf jeden Fall auch Autos ansehen, die billig angeboten werden - und wenn es nur hilft, die Schwachstellen mal in natura zu sehen. Nach einigen Besichtigungen entwickelt man ein Auge für das Auto, und ist dann oft erschreckt, was einem von Händlern als Ringeltaube untergejubelt werden soll. Der Spruch "das bessere Auto ist der bessere Kauf" gilt für echte Oldtimer - bei 20 Jahre alten Autos, von denen die Schrottplätze noch voll liegen, kann es durchaus günstiger sein, ein billiges angeschossenes Exemplar zu kaufen, und das gesparte Geld in die Instandsetzung zu stecken. Zumindest weiß man dann, was man hat.
Gruß Frank
Wenn diese Grundsatzfrage zugunsten des alten Autos ausgefallen ist, sollte man sich von allen Klischees freimachen, und stattdessen das Hirn einschalten. Ja, die 210er rosteten teilweise fürchterlich, Neuwagenkäufer hatten ein hohes Risiko, an so eine Bimmel zu geraten, und trafen dann auf eine total überforderte Werkstattorganisation, die aus einer dummen Sache einen Super-GAU machte. Heute sind die 210er aber zwischen 18 und 25 Jahren alt, und es ist überhaupt nicht mehr wichtig, wie die Karren als Neuwagen teilweise gerostet haben. Es ist vielmehr wichtig, dass die 210er eben nur teilweise vom fertigungsbedingten Rost befallen waren, und dass hier in den rund 20 Jahren eine Auslese stattgefunden hat. Die 210er, die heute noch in brauchbarem Zustand existieren, sind qualitativ durchaus mit dem "ewigen letzten Benz" W124 zu vergleichen, und man kann hier sogar den schlechten Ruf des 210 nutzen, um echte Schnäppchen zu machen. Gleiches gilt für die Technik-Probleme der frühen 211er. Die SBC-Bremse hat allen Unkenrufen zum Trotz in über 90% aller 211er problemlos funktioniert, und bei den restlichen hatte man es nach kurzer Zeit im Griff, außerdem gibt es heute diverse Möglichkeiten, das SBC-Modul zum Bruchteil des Neupreises überholen zu lassen. Im Alter wird nicht alles schwieriger - vor 20 Jahren war ein defekter Mengenteiler in der K-Jetronic des W123 oder ein defektes Zündsteuergerät in diversen W126-Modellen ein wirtschaftlicher Totalschaden - heute kann man Mengenteiler überholen lassen und für das Steuergeräteproblem gibt es Reparaturmethoden.
Man kann es gut mit einem Haus vergleichen - ein altes Haus hat öfter mal kleine Wehwehchen, dafür braucht man keine Angst mehr davor zu haben, dass sich der Boden noch setzt, oder irgendwelche Pfuschmängel auftauchen. Wenn man mit Ahnung und Verstand ein altes Auto kauft, ist das Restrisiko nicht viel größer als bei einem Neuwagen. Man muss eben nur aufpassen, nicht auf eine automobile Bruchbude reinzufallen.
Ach ja, was auch noch ein Klischee ist, das man bei 20 Jahre alten Autos am besten sofort vergisst, ist, dass billige Autos grundsätzlich schlecht sind, und man für mehr Geld bessere Autos bekommt. Jeder hier kennt bei Bandmaschinen die beiden Extreme - auf der einen Seite die, die gute Großspuler in den Müllcontainer entsorgen, und auf der andere Seite die, die glauben, mit dem Ding das große Geschäft machen zu können. Genauso ist es auch bei alten Autos - der Wert liegt in ganz großen Teilen im Auge des Betrachters. Wenn man sich für ein Wunschauto entschieden hat, sollteman so viel Informationen wie möglich zusammentragen - für viele Autos gibt es z.B. von den Clubs Checklisten für den Kauf, und mit etwas Suche findet man auch jemanden, der mitgeht, wenn man selber unsicher ist. Derart vorbereitet würde ich mir auf jeden Fall auch Autos ansehen, die billig angeboten werden - und wenn es nur hilft, die Schwachstellen mal in natura zu sehen. Nach einigen Besichtigungen entwickelt man ein Auge für das Auto, und ist dann oft erschreckt, was einem von Händlern als Ringeltaube untergejubelt werden soll. Der Spruch "das bessere Auto ist der bessere Kauf" gilt für echte Oldtimer - bei 20 Jahre alten Autos, von denen die Schrottplätze noch voll liegen, kann es durchaus günstiger sein, ein billiges angeschossenes Exemplar zu kaufen, und das gesparte Geld in die Instandsetzung zu stecken. Zumindest weiß man dann, was man hat.
Gruß Frank