Selbstbau eines Tonbandgerätes
Liebe Tonbandfreunde,

es ist zwar nicht die wahre Bastelzeit, aber es haben sich doch einige Änderungen ergeben, die ich Euch gerne zeigen möchte.

Eigentlich war alles schon recht gut.

Dann fiel es mir auf, und zwar bei einer leisen Sprachaufnahme, dass das Ding brummte. Nachdem ich mich auf das Brummen eingehört hatte, hörte ich es überall. Also ging ich auf die Suche.
1)    
Damit ich das ordentlich verfolgen konnte, habe ich eine USB-Soundkarte (Behringer u-phono) hinter dem Wiedergabeverstärker auf "Phono" gestellt. Damit wird eine Band-Wiedergabe zwar hoffnungslos übersteuert und verzerrt, aber man kann. ohne Band, die Nebengeräusche sehr gut verfolgen. Mangels Bezugspegel zwar nur qualitativ, und das reichte ja. Da es keine weiteren Einstellmöglichkeiten gibt, sind damit Ergebnisse gut vergleichbar. Ein paar Aufzeichnungen mit Audacity hier zur Veranschaulichung.


2)    
Ich entschloss mich, es zunächst testweise mit einer "Brummspule" zu kompensieren, und was läge da näher als es mit einem entbehrliche Extra-Tonkopf zu versuchen? Der hatte allerdings keinen Durchgang, so habe ich mal nachgeschaut, wie das historische Teil innen aussieht.

3)    
Also habe ich eine kleine SMD-Induktivität genommen, den relativ dicken Draht ab- und viele Windungen recht dünnen Draht aufgewickelt. Ein kleiner Getriebemotor half beim Wickeln, eine alte LED von der Art, die mit 20 mA weniger leuchtet als eine moderne mit 0,2 mA, durfte ihre Beinchen hergeben.

4)    
Hier ist das Konstrukt im Einsatz. Es sollte, so die Idee, leicht sein, die Stelle zu finden, wo sich der Brumm am besten kompensieren ließ. Das wäre im Prinzip auch gegangen, wenn nicht - ja wenn nicht eine satte Phasenverschiebung der Signale einen Kompensation unmöglich gemacht hätte. Und das, obwohl ich das Brummsignal durch einen identischen Verstärker geschickt habe wie das Tonkopfsignal. Mächtige Klimmzüge wie Allpassfilter oder so etwas hätten vielleicht geholfen, war mir alber alles viel zu aufwendig.


5)    
Eine Brummquelle waren die Umschaltrelais für die beiden Tonköpfe 2/2 und 2/4. Die gelbe, verdrillte Leitung für die Relaisspulen, die Unterbrechung der Abschirmung an den Steckern, alles fing Brumm ein. Trotz diverser Abschirmungsmaßnahmen.

6)    
Hier sieht man diese Verkabelung von den Köpfen bis zum Verstärkereingang in ausgebautem Zustand. Der Gedanke, möglichst die Original-Leitungen von den Köpfen nicht einzukürzen, war also wohl doch nicht die beste Lösung gewesen.


7)    
Erfolgreich war es schließlich, den Netztrafo auszubauen und an die lange Leine zu legen. Obwohl ich eigentlich bis zuletzt geglaubt hatte, dass dieser sich anständig benimmt, und nur die Motoren sowie eventuelle schlechte Leitungsführung die Übeltäter seien, war dem nicht so. Obwohl der Trafo in einem Blechkasten sitzt. Überlastet ist er auch nicht, er bleibt recht kühl. Er ist halt einfach ein übler Brummer.  Austausch schlecht möglich, da speziell von mir gewickelt, vor vielen Jahren ...

Des weiteren ist auf dem Bild zu sehen: die Verstärkerplatine mit dem dritten, identisch aufgebauten W-Verstärker für den "Antibrumm", nunmehr hinfällig.

Auf dem Netztrafo liegend: Ein als Schwingkreis auf ca. 50 Hz abgestimmter Mini-Trafo. Falls ich das mit der aktiven Bummkompensation noch einmal wieder aufnehme, kommt dieser zum Einsatz. Durch Ändern der Kondensatoren und damit der Resonanzfrequenz lässt sich auch die Phasenverschiebung gegenüber dem Netz in ziemlich weiten Bereichen verschieben.

Des weiteren unten rechts die zwischen linearer und Plattenvorverstäkrer umschaltbare Behringer-USB-Soundkarte. Ein feines Teil, für den Preis.


8)    
Noch einmal die W-Verstärker nebst Kopfumschaltern, jetzt schön zusammen platziert. Das Ganze gut hinter einem Abschirmblech in der äußersten Ecke des Gerätes verfrachtet. Es benimmt sich inzwischen brumm-mäßig ganz akzeptabel.


9)    
Blick von oben. Die obere Abdeckung kann man leicht herausziehen. Bei Testläufen hatte ich festgestellt: Der Kühlkörper für die Wickelmotor-Regeltransistoren wird doch recht heiß. Da gleichzeitig sporadisch Laufwerksfehler auftraten (nach ca. 1 Stunde deutlich zu wenig Drehmoment am rechten Wickelteller) befürchtete ich schon einen thermischen Fehler im entsprechenden Endtransistor. Die ganzen vorherigen Tests hatte ich ja ohne die obere Abdeckung gemacht.

Da nun noch ein unhörbar leiser PC-Gehäuselüfter herumlag, bekam der einen neuen Job. Obwohl der Luftstrom kaum spürbar ist, senkt er doch die Temperatur des Kühlkörpers um mindestens 30 Grad, was ich doch erstaunlich fand. Anscheinend sind die engen Lamellen des Kühlkörpers für reine Konvektionskühlung ziemlich ungeeignet.
Der sporadische Transportfehler blieb erst mal. Er ließ sich durch kurzes Festhalten und Wieder-loslassen der Aufwickelspule im Play-Modus reproduzieren. Des Rätsels Lösung: Integer-Überlauf bei der Berechnung der Regelspannung für den Wickelmotor. An sich waren bei den 16-bit-Integers genug Reserven, aber beim plötzlichen Beschleunigen nach Störungen lief die Geschichte halt aus dem Ruder.
Normalerweise wäre ich ja mit den Bytes nicht so geizig gewesen, aber der Speicher ist halt durch den unmäßigen Speicherhunger des Mini-Displays recht knapp. Und ich wollte dort ja auch noch die Anzeige für den aktuell eingeschalteten W-Tonkopf unterbringen. Habe dann etwas kleinere Schrift genommen, dafür für die Berechnungen die 32-Bit-Integers, und alles ist gut.
Obwohl diese Genauigkeit ja für die Regelung absurd ist, am Schluss wird sowieso alles auf 8 Bit runter gekürzt.

10)    
Noch mal das Ganze von vorn, in Aktion. Es läuft jetzt alles gut und störungsfrei, Der Löschkopf ist natürlich für ein reines Wiedergabe-Gerät überflüssig, aber wenn ich ihn herausnehme, sieht's irgendwie blöd aus. Man merkt natürlich beim Gebrauch, was man schöner oder besser machen könnte, aber irgendwann muss Schluss sein.

Freundliche Grüße

Binse
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