Ein Pfundskerlchen: Neckermann TobiSonic
#1
Wir erinnern uns: unter eigenem Namen eröffnete Josef Neckermann 1950 sein Versandhausgeschäft, anfänglich noch völlig auf Mode konzentriert. Eines jener Nachkriegs-Wirtschaftswunder-Unternehmen, dessen finanzielles Fundament den Überlieferungen zu folge alles andere als ein Wunder war. Umso verwunderlicher allerdings, dass eben dieser Shooting-Star der 50er und 60er Jahre bereits in den 70ern ins Straucheln geriet und zum Ende der 70er Jahre sogar mit dem ärgsten Konkurrenten fusionieren musste. Vielleicht hat sich Josef N. einfach zu viel um seinen geliebten Reitsport gekümmert. Immerhin: dort war er über Jahre eine bekannte und erfolgreiche Grösse. Aber das ist mittlerweile alles (nachzulesende) Geschichte und hat auch mit dem hier vorgestellten Bandgeräte-Zwerg wenig zu tun. Diesen Boliden im blauen Gewand möchte ich Euch nicht vorenthalten - die Chance, so ein Kleinod noch mal wieder zu sehen ist äusserst gering, also nutzt sie... ...oder blättert einfach weiter. Schliesslich hat dieses Forum noch andere Skurilitäten zu bieten.

Zurück zur Sache: die Wurzeln des TobiSonic dürften etwa Mitte der 60er Jahre im Land der aufgehenden Sonne gelegen haben. Von dort tauchten später im Neckermann-Sortiment auch gleichnamige Kassettenrecorder (ebenfalls mono und tragbar) auf.

   

   

Schaut man sich das Gerät in der Totalen an, fallen die übersichtlich angeordneten, selbsterklärenden Bedienelemente auf. Hier wird nicht lang drumrum geredet, versteckte Knöpfe und Potis gibt es nicht. Der schiere Purismus, wie ihn der anspruchsvolle High-Ender liebt und so gerne verbissen bis aufs Blut verteidigt. Täuschen doch Bedienelemente für Funktionen, die niemand braucht, oft genug über die Unzulänglichkeiten eines Produktes hinweg. Nicht so hier. Hier täuscht nichts, alles ist echt, "pur" sozusagen. Minimalismus der fast zum Selbstzweck wird.

   

Auch die Tatsache, dass es nur einen Rücklauf gibt, zeigt klar die auf's Wesentliche beschränkte Grundidee des Konstruktes.

   

Die Nahaufnahme meines Exemplares zeigt die Lautsprecherabdeckung und die geschwungene Gravur kündet von der begnadeten Hand eines wohl jungen Künstlers, der die langweilige Alu-Abdeckung einst sehr wohl zu verschönern wusste. Ich datiere die Entstehung der Ornamente auf die Siebziger Jahre, in irgendeinem Kinderzimmer mit einem spitzen Gegenstand im Lautsprechergrill verewigt.

       

Nach dem Aufklappen des Deckels werden die Spulen, die Kopfbank und die Bandführung freigelegt. Hier setzt sich die geniale Schlichtheit des Entwurfes fort. Weniger ist manchmal wirklich kaum mehr als gar nichts...

   

Und nicht mehr als das dürfen wir am Anschluss-Terminal des TobiSonic erwarten. Da bleibt kein Zweifel - wir haben es hier mit einem technischen Zeitzeugen zu tun, der mit seiner Einfachheit seinen bevorzugten Einsatzzweck nicht zu verbergen versuchte: "nimm' mich so wie ich bin... ...mehr geht ohnehin nicht"

   

Der um seine Handschlaufe beraubte Halter zeugt von einer Zeit, als es noch schick schien, ein Bandgerätchen am Damenhandgelenk baumeln zu lassen.

       

Geradezu genial die inwendigen Details. Man mag es kaum glauben aber dieses simple Laufwerk läuft tatsächlich und ist in der Lage, den batteriegespeisten Antrieb auf einer Drehzahl zu halten - ungefähr jedenfalls. Nüchternes Zahlenwerk zu diesem Thema verbietet sich.

   

Die gesamte Elektronik dieses Zwerges sitzt auf einer einzigen Platine - wenn das keine technische Meisterleistung ist. Wer mag da nach Rauschabstand, Löschdämpfung und Frequenzgang fragen.

   

Sogar der Schaltplan befindet sich im Innern aufgeklebt. Es ist allerdings kaum anzunehmen, dass jemals irgendwer seiner angesichtig wurde, um den Zwerg zu reparieren. "Ex und hopp" dürfte da wohl eher das Fazit gewesen sein, wenn eine Reparatur fällig war. Damit dürfte das TobiSonic im lauffähigen Zustand seltener sein, als so mancher Grossspuler. Bei meinem TobiSonic schien der Lötkolben bisher kalt geblieben zu sein. Die Bauteile scheinen mir original, die liebevollen Lötstellen deuten noch auf die Heimarbeit flinker asiatischer Frauenhände hin und trotzdem nudelt das kleine Gerätchen friedlich vor sich hin, wenn man es mit Spannung versorgt.

   

Glücklicherweise erhielt ich unlängst sogar ein passendes Mikrofon - quasi zur Komplettierung dieses raren Gerätchens. (Meinen Dank an Matthias M. für dieses Mitbringsel). Auf mobilen Stimmenfang werde ich allerdings erst gehen, wenn ich in den Besitz des für damalige Halteschlaufen üblichen grauen Kunststoffmateriales gekommen bin, um eine Handschlaufe nach zu bauen. Auf die Blicke der mit den Worten "sprechen Sie in dieses Mikrofon" Angesprochenen freue ich mich jetzt schon.

   

So darf das TobiSonic bis auf Weiteres im stationären Betrieb stolz die passenden Kelche tragen, die zu bewegen allerdings ein frisches Paar Batterien erfordert. Aber was macht schon eine lächerliche Geschwindigkeitsabweichung von einem Sollwert, den sich abzudrucken ohnehin niemand getraute.

In diesem Sinne - erfreuen wir uns an der Leichtigkeit des Seins und Nichts-Habens in Gestalt des Neckermann TobiSonic.

Gruß,
Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#2
Klasse Text zu einer noch nie gesehenen Mastermaschine [Bild: thumbsup.gif]
MfG Mario
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#3
Eine Stilikone des frühen Transistorzeitalters!
Danke für die amüsante Gerätevorstellung.

Bemerkenswert finde ich, daß die Beschriftung auf der Oberseite ins Deutsche übersetzt wurde, nicht jedoch die Beschriftung an den Anschlüssen. Wurde der Übersetzer nach der Zahl der Worte entlohnt? Hätte die Übersetzung der Anschlußbeschriftung das Budget gesprengt?

Überhaupt: was lese ich da an einem der Anschlüsse? "Remote"? Gab es dafür gar eine Fernbedienung?

Gruß
TSF
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#4
Zunächst meinen Dank an alle bisher Mitlesenden... ...ich wollte Euch zu meinem 5000ten Beitrag mal was ganz Besonderes gönnen. Darum habe ich mir diesen "Pfünder" aufgespart.

Remote Buchse: in der Tat, mit dem Mikrofon, welches einen Doppelstecker besitzt (was man aber auf dem Foto nicht sehen kann), kann man per Schiebeschalter beim Stimmenfang die Aufnahme pausieren lassen. Ein bischen Komfort geht also doch...

Gruß
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#5
PeZett,'index.php?page=Thread&postID=196672#post196672 schrieb:Remote Buchse: in der Tat, mit dem Mikrofon, welches einen Doppelstecker besitzt (was man aber auf dem Foto nicht sehen kann), kann man per Schiebeschalter beim Stimmenfang die Aufnahme pausieren lassen. Ein bischen Komfort geht also doch...

Sowas hatte ITT bei vielen Kassettenrekordern (u.A. die bekannten SL-500/600/700). Da diente es m.W. aber dazu, sie auch als Datenrekorder für Heimcomputer nutzen zu können.

Wer mag das TobiSonic hergestellt haben? Solche Versandhausgeräte gibt es doch normalerweise auch baugleich unter anderen Bezeichnungen. Ist hier etwas bekannt? Und war "TobiSonic" überhaupt eine Marke von Neckermann? Im Netz sind auch Geräte zu finden, wo der Name ohne den Zusatz "Neckermann" verwendet wurde und die komplett in Englisch beschriftet sind.
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#6
Einerseits erinnert mich das an das Remco/Castelli S3000 aus italienischer Produktion, andererseits wirkt dieses Ding hier verblüffenderweise solider als die italienische Konkurrenz! Die Schwungmasse scheint mir erheblich größer, beim Castelli ist sie zumindest äußerlich aus Plastik und hat einen Durchmesser von ca. 7 cm (Augenmaß). Zwar gibt es einen Vor- und Rücklauf und ZWEI Bandgeschwindigkeiten, doch die dafür notwendige Mimik an Reibrädern, teils aus Kork(!) und Hebeln ist alles andere als ohne. Das Laufwerk kommt ohne einen einzigen Riemen aus, besonders fröhlich spult meines trotzdem nicht, auch nicht nach Reinigung und Neuschmierung. Die fernöstliche Platine wirkt auch etwas solider als "einen Haufen irgendwo gefundene Bauteile in den Mund genommen und auf die Platine geniest".

In mein S3000 dürfte irgendwie der Blitz eingeschlagen haben, was da alles tot ist glaubt man kaum. Netzschalter ("praktischerweise" im Lautstärkepoti integriert und zweipolig, der eine Pol schaltet Netzspannung, der andere 12 V bei Auto- oder Batteriebetrieb), Lautsprecher und der Verstärker gibt bislang auch keinen Ton von sich. Ob die Köpfe (Löschkopf und Halbspur-Kombikopf) noch OK sein habe ich noch nicht eruiert. Zu Beginn lief nicht einmal der Motor, das konnte der Tausch eines Transistors auf der Regelplatine und Nachlöten von X Verbindungen beheben.

Diese Fernsteuerung gab es von Anfang an bei Philips (EL-3300), wurde halt mit einem 6-poligen DIN-Stecker gelöst und bei manchen Mikros konnte man die Fernbedienung sogar abnehmen und separat verwenden.

Was man dem TobiSonic auch hoch anrechnen muss: im Gegensatz zu manchem Spielzeug für den amerikanischen Markt verfügt es über Tonwelle und Andruckrolle! Das sorgt immerhin für Geschwindigkeitskonstanz mindestens im einstelligen Prozentbereich Big Grin
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#7
Hallo Peter!

Vielen Dank für Deine kurzweilige und humorvolle Vorstellung eines
Bandmachinen-Mauerblümchens" der simplen Art.

Herrlich!

Aber, mußtest Du uns sooooo lange darauf warten lassen?
Bitte den nächsten tollen Berichte nicht erst mit dem 10000. posting.

Grüße
Wolfgang
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#8
Moin, moin,

dieses Wunderwerk asiatischer Ingenieurskunst dürfte von der Weltfirma Tobishi Electronic Industries Ltd. stammen
In Frankfurt hatte man sicherlich Freudentränen ob der Möglichkeit vergossen, dieses einzigartige Zeugnis der Vollendung mobiler Aufnahmetechnik nicht nur im Katalog zeigen sondern auch in eigener Sprache UND mit eigener Marke beschriften zu dürfen.

Natürlich hatte Neckermann nie den wirklichen Erfindern den Ruhm stehlen und durch vollständige eigene Beschriftung oder gar Entfernung der "Marke" den Eindruck erwecken wollen, man selber sei Urheber gewesen. Erst recht nicht bei den als TobiCorder bezeichneten früheren Produkten des Herstellers, die tatsächlich noch "nur" den Firmennamen und nicht das "Neckermann"-Emblem getragen hatten.

Selbst Audiotools kennt den Hersteller als OEM für Bandgeräte.
Im Jahre 1966 hat der Tokyoter Eigentümer die Marke TobiSonic in den USA (Serial No. 72260286, Registration No. 851355, Filing Date 7.12.1966, Registration Date 25.6.68) schützen lassen; inzwischen scheint sie verfallen ("This registration was not renewed and therefore has expired.", Status Date 3.11.92). Zwischen 1979 und 1982 hatte es eine namens-gleiche Firma übrigens auch in Taiwan gegeben (US73200243).
Letzte bekannte Produkte waren Ghettoblaster gewesen. Ursprünglich hatte es auch Radiogeräte gegeben. Sicher ebenfalls und fraglos highend'ig!

Also: Glückwunsch, Peter, zu diesem besonderen Meilenstein audiphilen Hörgenusses.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#9
Danke, Matthias.

Das sind die Informationen, die ich zu erhalten hoffte. Der von Dir verlinkte Tobicorder wurde laut abgebildeter Garantieurkunde im Nov. 1965 zum Preis von 84,50 DM zuzüglich 1,00 DM Versandspesen ausgeliefert. Bedenkt man, dass Unterhaltungselektronik zu der Zeit noch recht teuer war (im Verhältnis zum durchschn. Einkommen), dann war dieses Gerät wirklich unnachahmlich günstig. (Wer mag angesichts der üppigen Ausstattung gar von "billig" sprechen?) Wobei dieser Tobicorder sogar über 2 Tellermotoren verfügte während mein TobiSonic mit einem einzigen Motor für "alles" auszukommen weis.

Thema Beschriftung: aufgeklebte Blechtäfelchen lassen sich leicht bedrucken, sodass eine Eindeutschung wohl ohne grosse Kosten zu bewerkstelligen war. Bei einem Spritzteil wie der Gehäusebodenwanne, in dem die Buchsenbeschriftungen erhabener Bestandteil waren, ist das schon aufwändiger gewesen. Wer weis, für wen Tobishi noch Geräte fertigte? (Keine Sorge... ...Grundig wird's wohl nicht gewesen sein. Big Grin )

Gruß

P.
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#10
Beim Castelli habe ich anhand einer Ersatzteilpreisliste, die jeden einzelnen Folienkondensator und Transistor enthält, mal versucht den Verkaufspreis in heutiges Geld umzurechnen. Unter der Annahme, dass die einen Folienkondensator von ein paar zig oder hundert nF für ca. 40 Cent verkauft haben (Ersatzteile waren ja sicher teurer als Großhandelsware), bin ich auf ca. 70 Euro gekommen... das dürfte in Anbetracht der Inflation noch deutlich unter dem genannten Preis liegen.
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#11
PeZett,'index.php?page=Thread&postID=196722#post196722 schrieb:... Wer weis, für wen Tobishi noch Geräte fertigte? ...

Hallo Peter,

die Tatsache, das die Marke in den USA registriert gewesen war, sagt eigentlich eine Menge ...

Zumindest ein späterer Abnehmer ist verbürgt:

"Tobishi to Mfr. Philips Players
NEW YORK-
North American Philips (Norelco) has contracted Tobishi Electronic Industries Ltd. of Japan to produce several types of cassette tape players. This will enable Norelco to draw from two suppliers, Philips of Holland and its new Japan manufacturer.
Four new cassette tape recorders, some including radios, will be exhibited at the upcoming CES show in New York at the end of June. "With the addition of our new manufacturer in Japan," said Wybo Semmelink, vice president in charge of home entertainment products for Noreleo, "we are virtually assured of getting the products we desire at a specified time. There was a slight problem in dealing with Philips of Holland in that sometimes they would not supply us with a limited quantity of product which was customized for the American market. We sometimes had to wait to get the alterations on the European products which we felt would be of value in the U.S. market. Now we will be able to produce, through Japan, equipment specifically designed for the American consumer."
The new Japanese product will be priced below $100. The Japanese plant will be overseen by a Philips affiliate in Japan, enabling quality control, and instant decision making. The presence of a Philips affiliate in the Tobishi plant and the wording of the contracts, will also make it difficult too for Tobishi to make "knock-offs" of Norelco products for the other merchandisers which they supply in the U.S. The Japanese division will supply less than 50 percent of Norelco's product for the momet. ...

(Billboard 16. Mai 1970, S.12)

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#12
Hallo Matthias,

erneuten Dank für Deine Recherche. Da stösst diese kleine unscheinbare Kiste ja glatt noch eine Tür auf in weitere nicht uninteressante Geschichten. Das hätte ich vor knapp 2 Jahren, als ich das TobiSonic dank Marco82 in die Hände bekam, nicht gedacht.

Wie ich schon zum Gerät selber schrieb: sind's doch die verborgenen Werte, die ein wahres technisches Meisterstück auszeichnen... Big Grin

Gruß
P.
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#13
Moin, moin,

einige der Tobishi-Produkte zeigt eine bekannte Radio-Seite.

Der Autor Tien Kai Djang vom Institute of Economics, Sinica, schrieb 1977 in "Industry and Labor in Taiwan", "Tobishi Electronic Industries (Taiwan), a Japanese investment, is the largest cassette recorder producer on the island. About 30% of the parts and components used by this firm are imported from Japan. Exports reaches the U.S., Europe, and some Southeast Asian Countries." (S. 72)

Wer mögen die Investoren gewesen sein? Auf der ehemaligen Homepage der Tobishi Electronic Industries ist so etwas wie eine Unternehmens-Geschichte veröffentlicht ... auf Chinesisch.
Nun ist mein Chinesisch zwar heute so gut wie nie zuvor. Leider sagt so ein Vergleich überhaupt nichts über die absolute Qualität meiner tatsächlich nicht vorhandenen Sprachkenntnisse aus ... Wie auch immer: Bei Tobishi soll es sich ursprünglich um eine Gründung von Auslands-Chinesen gehandelt haben.

Nach Ende des zweiten Weltkrieges sollen tausende Auslands-Chinesen aus der Provinz Hejian in Japan in ganz unterschiedlichen Unternehmen aktiv gewesen sein. Auslands-Chinesen, so kann man vermuten, machen Geschäfte vornehmlich miteinander. So soll es gekommen sein, dass die Firma Tobishi, in bis zu 54 Ländern der Welt, die Produkte von Partner-Firmen aus Japan, HongKong Taiwan und China vermarktet hätte.
Partner der ersten Stunde wären zum Beispiel die Mitsubishi Electric Corp. gewesen. Es wird ebenso eine "japanische" Dong Ling genannt: Die Dong Ling Pharmaceutical Co., Ltd., Dong Ling Building Materials Co., Ltd., Dongling Industrial Co. Ltd. usw. Ob das stimmt konnte ich nirgendwo verifizieren.

Eine "Dong Ling Group" ist übrigens ein chinesisches Großunternehmen, das auch heute noch in verschiedenen Branchen und inzwischen international aktiv ist. Die selbe Firma?

Es scheint, Tobishi war zunächst als so etwas wie ein Distributor für befreundete Unternehmen aufgetreten: Ein Gemischtwarenladen.
Die Geschäftsbereiche von "Tobishi" waren also Elektronik, Pharmazeutik, Baustoffe usw. gewesen. In der 1979er Ausgabe von "Exports of the Republic of China" taucht, neben der schon bekannten taiwanesischen Tobishi Elektronic Industries, auch eine Tobishi Motors auf.

Ab 1962, so die Homepage, hätte Tobishi dann die Möglichkeit bekommen, in Taiwan zu investieren und dort eigene Produktions-Kapazitäten aufzubauen. wäre zunächst OEM seiner Partner geworden.
Allerdings taucht die Tobishi Electronic Industries, Taiwan, schon in der 1961 veröffentlichten Ausgabe des "Taiwan shang ye zhi nan: E. T. Tsu" auf.


Im Jahre 1980 stellte sich Tobishi in der "Financial Mail" noch als einer der führenden taiwanesischen Elektronik-Hersteller vor, der seit Jahren Millionen Kunden, kritische Audiophile wie Gebrauchs-Hörer, überall in der Welt, unterhalte. Der Ausstoß der Fabrik betrage 90.000 Einheiten im Monat.
In der 1988er Ausgabe des "Tʻai-wan Chih Nan" wurde das Export-Volumen mit US$ 31,2 Mio. beziffert. Die Produkte waren Cassetten, Cassetten-Recorder und Cassetten-Recorder mit eingebauten Radios. 1990 wurde Tobishi Electronic Industries in der Liste der 7500 größten asiatsichen Unternehmen und noch in der Ausgabe 1991/92 als "Major Companies of The Far East and Australasia" aufgeführt.

Aber mal ehrlich: Wie lange haben sich Cassetten-Geräte verkaufen lassen?
Am 13.5.1985, so kann man im "Japanese Technical Abstracts" lesen, hat Tobishi ein Joint Venture mit Olivetti of Japan vereinbart, an der auch schon Toshiba beteiligt gewesen war. Tobishi wollte seine Interessen in den Computer-Bereich ausdehnen und Olivetti wollte von der "technischen Assistenz" von Tobishi profitieren.

Eine japanische Seite - mein Japanisch ist übrigens um Welten besser als mein Chinesisch (kleine "Welten", gaaaanz kleine Welten) - weiß zu berichten, Tobishi hätte bis zuletzt auch Ventilatoren gebaut. Gemeint ist die Tobishi Kosan Co. Ltd., deren Computer-Lüfter in den Achtzigern beispielsweise in Anzeigen in Popular Science beworben wurden.


Wie auch immer: Zahlreiche Vermittler für OEM-Produkte nennen ihren US-amerikanischen Kunden noch heute "Tobishi" als Lieferanten für Vorprodukte.
Auf der anderen Seite schreiben japanische Besitzer von Tobishi-Ventilatoren, die Tobishi Kosan gäbe es nicht mehr. Zwischenzeitlich sei die Firma möglicherweise in "Koyo Precision Machinery Works" gewandelt worden. Es wird philosophiert, ob das im Kontext einer Insolvenz passiert wäre. Vielleicht hat eine Koyo die Tobishi Kosan auch nur übernommen. Oder die Info ist eine Ente.
Laut der Tobishi-Homepage wäre das Unternehmen zumindest teilweise in die Dong Ling Electrical Products und in die Hymall Ltd. aufgegangen.

Eine Marke "Tobishi" taucht bis heute bei der Higashi Pharmaceutical Industry Co., Ltd. auf. Pharmazie? Da war doch was? Miki Aihara deutete 2007 in der Geschichte "Hot Gimmick S" an, Tobishi sei ein Handelshaus gewesen, das zusammen mit Higashi zusammen residiert hätte.
Sucht man etwas im Netz, dann stellt man heute fest, die Marke Tobishi taucht derzeit vor allem im Bereich der Heilkunde und der Natur-Heilkunde auf. In Elektronik eher nicht. Aber ob da eine gemeinsame Abstammung vorhanden ist, lässt sich für mich heute (noch) nicht sagen.

An Bandgeräten stoße ich immer wieder auf Erwähnungen von TobiCorder'n. Peter's Neckermann habe ich hingegen nicht gefunden.
Allerdings wurde im Telefonbuch von Singapur von 1970 in einer Anzeige ein Vertreter für TobiSonic gesucht. Immerhin.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#14
Hallo Peter,

vielen Dank für den amüsanten Bericht dieses kleinen "Exoten".

A propos klein: Um sich eine bessere Vorstellung von der Größe machen zu können wäre noch die maximale Spulengröße interessant. Aufgrund der Bilder würde ich auf 8 cm-Spulen tippen... :S

Welche Geschwindigkeit das Maschinchen fährt würde ich auch noch gerne wissen - oder habe ich die Angabe übersehen? Huh
Liebe Grüße
Mecki
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#15
Mecki,'index.php?page=Thread&postID=196804#post196804 schrieb:A propos klein: Um sich eine bessere Vorstellung von der Größe machen zu können wäre noch die maximale Spulengröße interessant. Aufgrund der Bilder würde ich auf 8 cm-Spulen tippen...
Das sind Super-8-Filmspulen für 15 m Film (unschwer zu erkennen an den Adaptern für Doppel-8, deren Dreizackaufnahme ist identisch zu Tonbandspulen, Super 8 hat größere) mit einem Außendurchmesser von 7,5 cm.
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#16
Hallo Ragnar_AT,

danke für den Hinweis. Da ich in der Vergangenheit ausschließlich mit 16 mm-Filmmaterial gearbeitet habe, sind mir solche Besonderheiten nicht vertraut... :S

Jedenfalls lag ich ja mit meiner Schätzung was den Spulendurchmesser angeht (fast) richtig.

Bleibt noch die Frage nach der Bandgeschwindigkeit... ?(
Liebe Grüße
Mecki
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#17
Mecki,'index.php?page=Thread&postID=196850#post196850 schrieb:Bleibt noch die Frage nach der Bandgeschwindigkeit... ?(
Naheliegend wäre 9,5 cm/s. Das war für Heimgeräte mit nur einer Geschwindigkeit eigentlich Standard.

Die Spulen habe ich gleich erkannt, weil mir S8 von frühester Kindheit an vertraut ist, meine erste eigene Kamera hatte ich mit 9 und durfte dann den einen oder anderen Kodachrome 40 durchziehen, meistens einen pro Jahr. Der kam dann auf solchen Spulen aus der Schweiz zurück.
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#18
Ich habe auch ein (sehr schlechtes) Bild eines Tobisonic. Darauf liegt eindeutig die seltene 9-cm-Spule. Es fasst also 9er Spulen.

Gruß
Stefan


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#19
Ragnar_AT,'index.php?page=Thread&postID=196852#post196852 schrieb:
Mecki,'index.php?page=Thread&postID=196850#post196850 schrieb:Bleibt noch die Frage nach der Bandgeschwindigkeit... ?(
Naheliegend wäre 9,5 cm/s. Das war für Heimgeräte mit nur einer Geschwindigkeit eigentlich Standard.
...

Bei solch einem "Hoch-Technik"-Gerät einen schnöden Standard vorauszusetzen, ist eigentlich recht kühn... Wink

Im Ernst: das TobiSonic vermag das Band in etwa mit 4,7irgendwas cm/s auf der rechten Spule aufzuwickeln. Die zweite Stelle hinter dem Komma sollte man besser nicht ernsthaft in Erwägung ziehen... ...schon das "Komma Sieben" ist optimistisch. Einigen wir uns auf eine Bandgeschwindigkeit von ca. 5 cm/s. So genau muss man das nicht nehmen... ...wer misst schon aufgewickeltes Band nach?

Was die Spulengrösse angeht: die Spulen meines TobiSonic haben in der Tat 7,5 cm Durchmesser, 9cm würden noch gerade so passen.

Gruß
Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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