25.11.2016, 21:06
Wir erinnern uns: unter eigenem Namen eröffnete Josef Neckermann 1950 sein Versandhausgeschäft, anfänglich noch völlig auf Mode konzentriert. Eines jener Nachkriegs-Wirtschaftswunder-Unternehmen, dessen finanzielles Fundament den Überlieferungen zu folge alles andere als ein Wunder war. Umso verwunderlicher allerdings, dass eben dieser Shooting-Star der 50er und 60er Jahre bereits in den 70ern ins Straucheln geriet und zum Ende der 70er Jahre sogar mit dem ärgsten Konkurrenten fusionieren musste. Vielleicht hat sich Josef N. einfach zu viel um seinen geliebten Reitsport gekümmert. Immerhin: dort war er über Jahre eine bekannte und erfolgreiche Grösse. Aber das ist mittlerweile alles (nachzulesende) Geschichte und hat auch mit dem hier vorgestellten Bandgeräte-Zwerg wenig zu tun. Diesen Boliden im blauen Gewand möchte ich Euch nicht vorenthalten - die Chance, so ein Kleinod noch mal wieder zu sehen ist äusserst gering, also nutzt sie... ...oder blättert einfach weiter. Schliesslich hat dieses Forum noch andere Skurilitäten zu bieten.
Zurück zur Sache: die Wurzeln des TobiSonic dürften etwa Mitte der 60er Jahre im Land der aufgehenden Sonne gelegen haben. Von dort tauchten später im Neckermann-Sortiment auch gleichnamige Kassettenrecorder (ebenfalls mono und tragbar) auf.
[attachment=13104]
[attachment=13105]
Schaut man sich das Gerät in der Totalen an, fallen die übersichtlich angeordneten, selbsterklärenden Bedienelemente auf. Hier wird nicht lang drumrum geredet, versteckte Knöpfe und Potis gibt es nicht. Der schiere Purismus, wie ihn der anspruchsvolle High-Ender liebt und so gerne verbissen bis aufs Blut verteidigt. Täuschen doch Bedienelemente für Funktionen, die niemand braucht, oft genug über die Unzulänglichkeiten eines Produktes hinweg. Nicht so hier. Hier täuscht nichts, alles ist echt, "pur" sozusagen. Minimalismus der fast zum Selbstzweck wird.
[attachment=13106]
Auch die Tatsache, dass es nur einen Rücklauf gibt, zeigt klar die auf's Wesentliche beschränkte Grundidee des Konstruktes.
[attachment=13107]
Die Nahaufnahme meines Exemplares zeigt die Lautsprecherabdeckung und die geschwungene Gravur kündet von der begnadeten Hand eines wohl jungen Künstlers, der die langweilige Alu-Abdeckung einst sehr wohl zu verschönern wusste. Ich datiere die Entstehung der Ornamente auf die Siebziger Jahre, in irgendeinem Kinderzimmer mit einem spitzen Gegenstand im Lautsprechergrill verewigt.
[attachment=13108] [attachment=13115]
Nach dem Aufklappen des Deckels werden die Spulen, die Kopfbank und die Bandführung freigelegt. Hier setzt sich die geniale Schlichtheit des Entwurfes fort. Weniger ist manchmal wirklich kaum mehr als gar nichts...
[attachment=13109]
Und nicht mehr als das dürfen wir am Anschluss-Terminal des TobiSonic erwarten. Da bleibt kein Zweifel - wir haben es hier mit einem technischen Zeitzeugen zu tun, der mit seiner Einfachheit seinen bevorzugten Einsatzzweck nicht zu verbergen versuchte: "nimm' mich so wie ich bin... ...mehr geht ohnehin nicht"
[attachment=13110]
Der um seine Handschlaufe beraubte Halter zeugt von einer Zeit, als es noch schick schien, ein Bandgerätchen am Damenhandgelenk baumeln zu lassen.
[attachment=13111] [attachment=13112]
Geradezu genial die inwendigen Details. Man mag es kaum glauben aber dieses simple Laufwerk läuft tatsächlich und ist in der Lage, den batteriegespeisten Antrieb auf einer Drehzahl zu halten - ungefähr jedenfalls. Nüchternes Zahlenwerk zu diesem Thema verbietet sich.
[attachment=13113]
Die gesamte Elektronik dieses Zwerges sitzt auf einer einzigen Platine - wenn das keine technische Meisterleistung ist. Wer mag da nach Rauschabstand, Löschdämpfung und Frequenzgang fragen.
[attachment=13114]
Sogar der Schaltplan befindet sich im Innern aufgeklebt. Es ist allerdings kaum anzunehmen, dass jemals irgendwer seiner angesichtig wurde, um den Zwerg zu reparieren. "Ex und hopp" dürfte da wohl eher das Fazit gewesen sein, wenn eine Reparatur fällig war. Damit dürfte das TobiSonic im lauffähigen Zustand seltener sein, als so mancher Grossspuler. Bei meinem TobiSonic schien der Lötkolben bisher kalt geblieben zu sein. Die Bauteile scheinen mir original, die liebevollen Lötstellen deuten noch auf die Heimarbeit flinker asiatischer Frauenhände hin und trotzdem nudelt das kleine Gerätchen friedlich vor sich hin, wenn man es mit Spannung versorgt.
[attachment=13116]
Glücklicherweise erhielt ich unlängst sogar ein passendes Mikrofon - quasi zur Komplettierung dieses raren Gerätchens. (Meinen Dank an Matthias M. für dieses Mitbringsel). Auf mobilen Stimmenfang werde ich allerdings erst gehen, wenn ich in den Besitz des für damalige Halteschlaufen üblichen grauen Kunststoffmateriales gekommen bin, um eine Handschlaufe nach zu bauen. Auf die Blicke der mit den Worten "sprechen Sie in dieses Mikrofon" Angesprochenen freue ich mich jetzt schon.
[attachment=13117]
So darf das TobiSonic bis auf Weiteres im stationären Betrieb stolz die passenden Kelche tragen, die zu bewegen allerdings ein frisches Paar Batterien erfordert. Aber was macht schon eine lächerliche Geschwindigkeitsabweichung von einem Sollwert, den sich abzudrucken ohnehin niemand getraute.
In diesem Sinne - erfreuen wir uns an der Leichtigkeit des Seins und Nichts-Habens in Gestalt des Neckermann TobiSonic.
Gruß,
Peter
Zurück zur Sache: die Wurzeln des TobiSonic dürften etwa Mitte der 60er Jahre im Land der aufgehenden Sonne gelegen haben. Von dort tauchten später im Neckermann-Sortiment auch gleichnamige Kassettenrecorder (ebenfalls mono und tragbar) auf.
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Schaut man sich das Gerät in der Totalen an, fallen die übersichtlich angeordneten, selbsterklärenden Bedienelemente auf. Hier wird nicht lang drumrum geredet, versteckte Knöpfe und Potis gibt es nicht. Der schiere Purismus, wie ihn der anspruchsvolle High-Ender liebt und so gerne verbissen bis aufs Blut verteidigt. Täuschen doch Bedienelemente für Funktionen, die niemand braucht, oft genug über die Unzulänglichkeiten eines Produktes hinweg. Nicht so hier. Hier täuscht nichts, alles ist echt, "pur" sozusagen. Minimalismus der fast zum Selbstzweck wird.
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Auch die Tatsache, dass es nur einen Rücklauf gibt, zeigt klar die auf's Wesentliche beschränkte Grundidee des Konstruktes.
[attachment=13107]
Die Nahaufnahme meines Exemplares zeigt die Lautsprecherabdeckung und die geschwungene Gravur kündet von der begnadeten Hand eines wohl jungen Künstlers, der die langweilige Alu-Abdeckung einst sehr wohl zu verschönern wusste. Ich datiere die Entstehung der Ornamente auf die Siebziger Jahre, in irgendeinem Kinderzimmer mit einem spitzen Gegenstand im Lautsprechergrill verewigt.
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Nach dem Aufklappen des Deckels werden die Spulen, die Kopfbank und die Bandführung freigelegt. Hier setzt sich die geniale Schlichtheit des Entwurfes fort. Weniger ist manchmal wirklich kaum mehr als gar nichts...
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Und nicht mehr als das dürfen wir am Anschluss-Terminal des TobiSonic erwarten. Da bleibt kein Zweifel - wir haben es hier mit einem technischen Zeitzeugen zu tun, der mit seiner Einfachheit seinen bevorzugten Einsatzzweck nicht zu verbergen versuchte: "nimm' mich so wie ich bin... ...mehr geht ohnehin nicht"
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Der um seine Handschlaufe beraubte Halter zeugt von einer Zeit, als es noch schick schien, ein Bandgerätchen am Damenhandgelenk baumeln zu lassen.
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Geradezu genial die inwendigen Details. Man mag es kaum glauben aber dieses simple Laufwerk läuft tatsächlich und ist in der Lage, den batteriegespeisten Antrieb auf einer Drehzahl zu halten - ungefähr jedenfalls. Nüchternes Zahlenwerk zu diesem Thema verbietet sich.
[attachment=13113]
Die gesamte Elektronik dieses Zwerges sitzt auf einer einzigen Platine - wenn das keine technische Meisterleistung ist. Wer mag da nach Rauschabstand, Löschdämpfung und Frequenzgang fragen.
[attachment=13114]
Sogar der Schaltplan befindet sich im Innern aufgeklebt. Es ist allerdings kaum anzunehmen, dass jemals irgendwer seiner angesichtig wurde, um den Zwerg zu reparieren. "Ex und hopp" dürfte da wohl eher das Fazit gewesen sein, wenn eine Reparatur fällig war. Damit dürfte das TobiSonic im lauffähigen Zustand seltener sein, als so mancher Grossspuler. Bei meinem TobiSonic schien der Lötkolben bisher kalt geblieben zu sein. Die Bauteile scheinen mir original, die liebevollen Lötstellen deuten noch auf die Heimarbeit flinker asiatischer Frauenhände hin und trotzdem nudelt das kleine Gerätchen friedlich vor sich hin, wenn man es mit Spannung versorgt.
[attachment=13116]
Glücklicherweise erhielt ich unlängst sogar ein passendes Mikrofon - quasi zur Komplettierung dieses raren Gerätchens. (Meinen Dank an Matthias M. für dieses Mitbringsel). Auf mobilen Stimmenfang werde ich allerdings erst gehen, wenn ich in den Besitz des für damalige Halteschlaufen üblichen grauen Kunststoffmateriales gekommen bin, um eine Handschlaufe nach zu bauen. Auf die Blicke der mit den Worten "sprechen Sie in dieses Mikrofon" Angesprochenen freue ich mich jetzt schon.
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So darf das TobiSonic bis auf Weiteres im stationären Betrieb stolz die passenden Kelche tragen, die zu bewegen allerdings ein frisches Paar Batterien erfordert. Aber was macht schon eine lächerliche Geschwindigkeitsabweichung von einem Sollwert, den sich abzudrucken ohnehin niemand getraute.
In diesem Sinne - erfreuen wir uns an der Leichtigkeit des Seins und Nichts-Habens in Gestalt des Neckermann TobiSonic.
Gruß,
Peter