Nochmal: Realistic TR3000 - Miss January im BaMa-Kalender
#1
Hallo Freunde kleinspuriger Bandgeräte. Nachdem Ihr jetzt nun einen Monat lang auf diese spröde Schönheit gestarrt habt (so Ihr denn im Besitz des seltenen Bandmaschinenkalenders seid) möchte ich Euch dieses Gerät ein bischen näher bringen. (Auch wenn Mopedmanni diese Maschine hier schon mal erwähnt hat:
Realistic oder Teac ??? )


Die Älteren unter uns werden sich sicher noch an die Retail-Handelskette Radio Shack erinnern, die - zur Tandy Corporation gehörend - im Jahre 1921 mit dem Vertrieb von Elektroartikeln begann und dies auch heute noch tut (Insolvenzantrag laut Wikipedia allerdings in 2015). Ob Kopfhörer, Lautsprecherchassis, CB-Funkgeräte, Lehrbaukästen, Messgeräte oder (meist einfache) Hifi-Geräte, die zum Teil mit Realistic gelabelt wurden.
Radio Shack führte zumindet bis zu Beginn der 1960er Jahre auch andere Marken, unter anderem Geräte von Uher, Sony, Scott, Garrard, McIntosh und weitere.
Es gab immer etwas zu schmökern und zu entdecken, wenn wir als pickelige Teenager unsere Nasen in die Radio Shack Kataloge steckten. Ich weis gar nicht mehr genau, über welche Kanäle die Kataloge nach Deutschland kamen aber meines Wissens waren die Produkte auch hierzulande erhältlich. Im Laufe der Jahrzehnte zog man sich allerdings wieder aus der alten Welt zurück - Radio Shack entzog sich meines Beobachtungskreises. Ein Blick auf das aktuelle Produktportfolio zeigt, dass Radio Shack noch immer Consumer-Elektronik vertreibt - zeitgemässe natürlich. Das Label Realistic gibt es seit 2000 allerdings nicht mehr.

Schauen wir uns also "Miss January" ein wenig näher an:


Im Herbst 1979 startete Radio Shack den Verkauf der Realistic TR3000 die, wie hinlänglich bekannt ist, baugleich mit der Teac X3 war und sich lediglich optisch von ihrer Organspenderin unterschied.
Radio Shack rief damals einen Katalogpreis von 499 US$ auf, die Teac X3 lag etwas über 500 US$.

   

[Quelle: http://www.radiocatalogs.com]

Natürlich bot Radioshack auch Zubehör und Bandmaterial an - so auch die hübschen Metallspulen (zum Stückpreis von 5,95 US$), die mein Maschinchen dank eines lieben Forenmitglieds seit geraumer Zeit zieren dürfen,

   


Hier die wichtigsten techn. Daten der TR3000/X3 :

Eingänge: Mikrofon: 0,25 mV ( > 200 Ohm) - Line: 60 mV (100 K-Ohm)
Ausgänge: Line: 0,45 V (> 100 K-Ohm) - Kopfhörer: 8 Ohm
Gesamtfrequenzgang :
bei 9,5 cm/sec: 30-20 000 Hz (+/- 3 dB)/15 000 Hz (+/- 1,5 dB)
bei 19 cm/sec: 30-28 000 Hz (+/- 3 dB)/20 000 Hz (+/- 1,5 dB)
Klirrfaktor: 0,9 % bei 1 000 Hz (Normalpegel)
Signal/Rauschabstand: 58 dB (3 % Klirrfaktor-Pegel, bewertet)
Übersprechdämpfung bei 1 kHz im Stereobetrieb: 55 dB
Gleichlaufschwankungen:
bei 9,5 cm/sec: +/- 0,07 %
bei 19 cm/sec: +/- 0,05 %
Vormagnetisierung und Löschfrequenz: 100 kHz
Abmessungen (BxHxT in mm): 410x326x231 mm
Gewicht: ca. 14 Kg
Ladenpreis: ca. 1095,-- DM (Teac)

Ein Blick auf die Front (die aus lackiertem Kunsstoff besteht und ein wenig gefälliger erscheint, als das sandfarbene Antlitz der X3...) zeigt, was schon von der X3 bekannt ist und bei Geräten dieser Klasse üblich war: Singlecapstan, zwei Schlaufenfänger aber zumindest eine Bandberuhigungsrolle im Einlauf. Klare, übersichtliche Bedienung, allerdings Verzicht auf eine Löschsperre in Form eines Record-Mode-Umschalters.

   

Auch wenn die Potiknöpfe ein bischen arg weit vorstehen (was aus der Nähe betrachtet etwas unhomogen aussieht...) so erleichtert dies doch ein wenig die Bedienung der Tandempotis.

   

Die Gehäuseschale ist aus lackiertem Stahlblech, wobei das Bodenblech getrennt verschraubt wird, was die Abgleicharbeiten erleichtert weil dadurch die Trimmer, wie bei moderneren Teacs üblich, von unten zugänglich werden. Die Rückwand ist wieder aus Kunststoff.
Soweit, so gut...

Fortsetzung folgt...
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#2
Dann wollen wir der Miss January mal das Kleidchen runterreissen... ...schliesslich gilt es im Innern wenigstens einen müden Capstanriemen zu richten.

Die Kopfabdeckung ist nur gesteckt, der Siegellack noch unversehrt: das lässt hoffen...

   

Die Köpfe selbst sehen nach einer ersten oberflächlichen Reinigung auch noch brauchbar aus...

   

Der Blick ins Innere zeigt bekannten Aufbau - man hat schon verbautere Maschinen gesehen.

   

Jeweils rechts bzw. links oberhalb der Wickelmotoren die damals üblichen Lastwiderstände, mit denen sich die Motoren "feinjustieren" liessen.

   

Hier sieht man den Grund für den "Striptease" - der Pesen ist schon vom Motorpulley gerutscht und lümmelt sich lustlos im Geräteinnern.
Das nenne ich "antriebslos"...

   

Auf der rechten Seite der damals übliche Zugmagnet für die Andruckrolle (darunterliegend der Mikroschalter für die Bandabschaltung).

   

Ein Blick unter die Abdeckung des Capstanwellenlagers bringt einen Gummidichtring zu Tage, der das Eindringen von Schmutz verhindern soll - das freut!

   

Um dem Antriebsriemen beizukommen, muss allerdings die Front runter...

Fortsetzung folgt...
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#3
PeZett,'index.php?page=Thread&postID=186240#post186240 schrieb:Die Älteren unter uns werden sich sicher noch an die Retail-Handelskette Radio Shack erinnern

Ich gehöre zwar beim Alter eher zum unteren Mittelfeld hier im Forum, aber ich kenne sie auch noch, in Deutschland eigentlich nur in Form der ehemaligen Filiale im Einkaufszentrum Essen-Altenessen (heute Allee-Center). Mein Vater hat immer etwas verächtlich von dem "komischen Laden" gesprochen, der ihm wohl zu amerikanisch war. Mich hat er dagegen schon im Kindesalter fasziniert. Später (ich glaube, es ziemlich sicher auf 1983 datieren zu können), als ich mal öfter mit dem Fahrrad meine Verwandten in Essen besucht habe, bin ich dann auf dem Weg auch ein paar mal dort einkaufen gegangen, ausschließlich Leerkassetten der Hausmarke. Das Interesse war aber schnelle erloschen. Daß die Filiale einige Zeit später verschwand, habe ich dann nicht mehr richtig mitbekommen.

Runde zehn Jahre später war ich auf meiner Englisch-LK-Abschlussfahrt in London dort auch noch mal eine gerade im Ausverkauf befindliche Filiale besucht und zum Ramschpreis zwei Tonbänder "Concerttape" gekauft, die sich leider beim Auspacken als identisch zu Shamrock erwiesen. X( (Originalbilder siehe hier).

Die TR-3000 habe ich wieder hier noch da entdeckt. Ich staune auch irgendwie, daß die Kette es sich angesichts des zu der Zeit schon stark schrumpfenden Tonband-Markts noch mal erlaubt hat, so ein Gerät unter der Eigenmarke auf den Markt zu bringen, das kaum billiger war als das Teac-Original. Zumindest in den USA hat das wohl aber einen gewissen Verkaufserfolg nicht verhindern können.

Danke auf jeden Fall für die Vorstellung! Smile
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#4
...dann wollen wir mal...

Um die Front zu demontieren muss man nämlich im Innern diverse Schrauben aufspüren (das dürfte identisch zur X3 sein).

   

   

   

Auf der Rückseite der Front hier nochmal die Lage der Befestigungs"stifte" mit den Sacklöchern. Es versteht sich, dass man soetwas behutsam behandeln muss, damit sich beim Heraus- und Hereindrehen der Schrauben das Material nicht "verabschiedet". Dann wird es nämlich schwer, die Front wieder richtig befestigen zu können.
   

Nach dem Entfernen der vier Schrauben der Kopfträgergrundplatte...

   

...lässt sich der gesamte Träger vorsichtig samt Schwungmasse herausheben (Kabelstrang ist lang genug) um so an den Antriebsriemen zu kommen.

   

Hier noch ein Blick auf die Bremse(n) - klassenübliche Standardware, zum Glück recht langlebig.

   

Und zum Schluß noch der Blick auf das von unten zugängliche Amp.-Board, dem ich mich dann mal widmen werde, wenn der Antriebsriemen da ist.

   

Dazu dann später noch mehr von dieser Baustelle...

(Fortsetzung folgt...)
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#5
Und hier gibt es den Rest...

(under construction...)
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