Telefunken M10: Fehler in der Umspulgeschwindigkeitsregelung
#1
Der Umstand, daß ich (wie sich's in der Gerätebeschreibung anderswo im Forum in Gestalt von Fotos niederschlug) an einer meiner M10 die Frontplatte herunterbasteln mußte, hat was mit einem technischen Problem zu tun, bei dem ich nun doch nicht mehr weiterkomme:

Die Maschine muckt beim Umspulen
Das Symptom zeigt sich (häufig, wenn auch nicht in jedem Falle), wenn man von Halt oder Wiedergabe auf Umspulen schaltet und der Rangierschalter ganz rechts steht, also auf schnellem Vorlauf.

Ich schildere es mal ohne eingelegtes Band:
  • Der rechte Wickelmotor bekommt seinen Saft, wie er soll, und dreht hoch.
  • Der linke Motor allerdings - der eigentlich ein bißchen "gegen-ziehen" soll - kriegt allenfalls ein Säftchen und dreht nur gaaaanz langsam. Wenn man mit der Hand den Teller festhält, bleibt er dauerhaft stehen (statt danach direkt wieder ein bißchen gegen-zu-ziehen).
Das bleibt auch so, wenn man den Rangierschalter Stufe für Stufe nach links zieht (womit also der linke Motor eigentlich anfangen müßte, immer höher zu drehen - der rechte wird mit jedem Weiterschalten gaaanz langsam langsamer).
  • Erst wenn man mit dem Rangierschalter die Mittelstellung erreicht - in der bei eingelegtem Band alles zum Stillstand kommt und beide Motoren gleich stark ziehen - , wacht der linke Motor sozusagen auf und arbeitet, wie er soll 8| . Rücklauf funktioniert problemlos; da scheint der linke Motor also den gewünschten Saft zu bekommen.
Bewegt man den Rangierschalter wieder nach rechts (Vorlauf), taucht das Problem in der Hälfte der Fälle wieder auf, in der anderen Hälfte der Fälle funktioniert alles.
Mitunter allerdings habe ich mit eingelegtem Band auch geradezu "asthmatisches" Verhalten beobachtet - der linke Motor scheint also mal versorgt zu werden, mal nicht.

Um nun bei der Fehlersuche weiterzukommen, müßte ich durchsteigen, wie die mehrstufige Umspul-Geschwindigkeitsregelung funktionert - und das kapiere ich trotz größerer Grübeleien nicht.

So sieht die Sektion der Maschine aus (leider habe ich den Schaltplan nur in einer relativ hellen Kopie, bei der der letzte rechte Rand fehlt):

   
  • Links liegt der Trafo, der offenbar je nach gewünschter Umspulgeschwindigkeit unterschiedlich angezapft wird - über den großen Rangierschalter in der Bildmitte.
  • "MWL" bezeichnet den linken, "MWR" den rechten Wickelmotor.
  • Die Kontakte X1 und X2 sind über einen externen Stecker miteinander verbunden. Die Kontakte "a", "b" und "c" werden nur für die Fernsteuerung benötigt; sie spielen hier also keine Rolle.
  • Die gezeichnete Relais-Konfiguration entspricht der Stellung fürs Umspulen (alle beteiligten Relais stromlos) - mit einer Ausnahme: U4 (rechts der Bildmitte, er gehört zum Umspulrelais) ist beim Umspulen geschlossen.
  • Noch wichtig: am rechten Rand fehlt etwas vom SS11 - das sieht beim Umspulen aber so aus, daß der Kontakt "einfach" offen ist. (Er gehört zum Verzögerungsrelais, und das wird nur am Beginn des Umspulvorganges kurz gebraucht, damit beide Motoren das Band straffen.)
Die Relaiskontakte habe ich mit Kontakt60-getränkten Papierstreifen saubergemacht, außerdem die großen Kondensatoren C18 und C19 (an den Motoren) erneuert, ohne daß es was gebracht hätte.

Was ich mich nun frage: Wie "erfahren" die Wickelmotoren, wer sich nun gerade wie schnell drehen soll? ?(

Zum Vergleich - vielleicht hilft das auch noch - die Konstellation bei der M10A: dort sind ein paar Details verändert:

   

Für mich sieht das irgendwie so aus, als ob der Rangierschalter sich für denjenigen Motor, der schnell drehen soll, den starken Saft unter den Nagel reißt, sodaß für den anderen Motor nur noch ein bißchen was übrigbleibt?

Könnte der Fehler was mit den (50 Jahre alten) Kondensatoren rund um den Rangierschalter zu tun haben?

Hätte jemand von Euch eine Idee?
Merci für jeden guten Tip Smile.

Michael
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#2
Prüfe mal bei geöffneter Bremse, ob der Motor frei laufen kann und nicht die Bremse (Korkplättchen) klebt.

Miss die Kapazität vom Motoren-ELKO und schau nach, ob jemand hinten am Bandzug-Widerstand gespielt hat oder dieser gebrochen ist.

Irgendwo dort findest Du den Fehler.
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#3
Magnetophonliebhaber,'index.php?page=Thread&postID=170053#post170053 schrieb:Prüfe mal bei geöffneter Bremse, ob der Motor frei laufen kann und nicht die Bremse (Korkplättchen) klebt.
Das verhält sich (leider) so, wie es soll. Der Motor kann frei laufen

Magnetophonliebhaber,'index.php?page=Thread&postID=170053#post170053 schrieb:Miss die Kapazität vom Motoren-ELKO und schau nach, ob jemand hinten am Bandzug-Widerstand gespielt hat oder dieser gebrochen ist.
Optisch sehen beide Widerstände in Ordnung aus - ich habe mich in Ermangelung einer Bandzugwaage natürlich stets gehütet, dran rumzuspielen Wink . Die Maschine steht seit zehn Jahren bei mir, bis zum Auftreten des Fehlers gab es keine Probleme. Auch bei Wiedergabe (bei der die beiden Bandzugwiderstände ja im Spiel sein müßten) funktioniert alles. Die Kapazität des Elkos kann ich leider mit meinem Meßgerät nicht rauskriegen - aber ich würde jetzt mal denken, daß die neu gekauften Elkos ok sein sollten - zumal es den Fehler auch schon mit den alten Elkos gab...

Michael
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#4
Ganz nebenbei; in iiBäh gekaufte ELKOs können so alt sein, wie Deine Maschine und älter....! ;(

Es kann auch ein versiffter Umspulregler sein (Preh), oder der Polwendeschalter seitlich am Laufwerk, mit dem die Drehrichtung der Wickelmotoren getauscht wird.

Ambulant kann ich nicht mehr dazu sagen, ohne die Maschine in der Werkstatt zu haben.

Rudolf
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#5
*OT* Meine Antwort kommt so spät, weil es die Benachrichtigungsfunktion des Forums offenbar immer noch nicht so recht tut und ich jetzt erst sehe, daß sich hier im Thema was getan hatte Smile */OT*

Magnetophonliebhaber,'index.php?page=Thread&postID=170112#post170112 schrieb:Ganz nebenbei; in iiBäh gekaufte ELKOs können so alt sein, wie Deine Maschine und älter....! ;(
Kann ich mir denken Wink deshalb war ich auch leibhaftig im Elektronikladen mit dem großen C. Immerhin haben die neuen Elkos (was ich erst zuhause gesehen habe) auch schon zehn Jahre auf dem Buckel - aber ich bin dann mal davon ausgegangen, daß sie ok sind.

Magnetophonliebhaber,'index.php?page=Thread&postID=170112#post170112 schrieb:Es kann auch ein versiffter Umspulregler sein (Preh), oder der Polwendeschalter seitlich am Laufwerk, mit dem die Drehrichtung der Wickelmotoren getauscht wird.
Genau, an die Geschichte mit dem verschmodderten Umspulregler (der Rangierschalter SR, wo ein Schleifer zwischen sieben Polen hin- und herbewegt werden kann) hab ich auch schon gedacht - zumal ich ihn in zehn Jahren noch nie, wie in der Werkstattanleitung gefordert, mit "Siemens-Wählerfett" bedacht habe :whistling: . Deine Idee mit dem Polwendeschalter wäre immerhin ein Anlaß, bei nächster Gelegenheit mal den Schalter zu betätigen, um ihn evtl. wieder munter zu machen.

Allerdings ist die eigentliche Drehrichtung des Motors schon korrekt - Problem ist nach meinem Eindruck, wie schnell der Motor sich dreht und welche Kraft hinter ihm sitzt. Auch jetzt dreht er sich nach dem Schalten auf "Umspulen" zunächst. Dann halte ich ihn mit der Hand an. Korrekterweise müßte er danach wieder anfangen, sich mit verringerter Geschwindigkeit zu drehen. Das tut er in der (ich nenn sie mal so) fehlerhaften Konstellation allerdings nicht, sondern bleibt stehen. Komisch auch bei allem, daß sich das Problem sofort klärt, sobald man den Rangierschalter in die Mitte bewegt (also offenbar an den Kontakt, an dem C14 hängt) und dann weiter in den Rückspulbereich geht... Das sieht für mich irgendwie danach aus, als ob der Fehler irgendwo im (Vorspul-)Bereich des Rangierschalters steckt.

Michael
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#6
Hallo Michael!

Grundsätzlich brauchen diese Motoren für die Hilfs-Phase einen Kondensator mit ausreichend Kapazität, sonst haben die keine Kraft.

Den Polwendeschalter habe ich in Verdacht, da dieser sicher jahrelang ungenutzt innerlich vergammelt sein kann, auch der Umspulregler kann unsauber sein, oder der Federdruck hat nachgelassen beim unfachmännischen montieren des Hebels oben drauf kann man den Schleifer durchaus mit seiner Achse zu tief runterdrücken!

Ich hatte mal einige T9, M5 und M10 und kenne die Problemchen. Aber der Schwachpunkt der M10 liegt in der Filterwelle des zweiten Capstan und nicht bei den Wickelmotoren (außer den Bremsen), denn die Motoren gibt es noch immer in der M15A mit geändertem Läufer und wesentlich besseren Bremsen.

Es gab auch eine M10-Serien mit und ohne Trafo, über den die Wickelstufen abgerufen wurden.

Der rechte Wickelmotor beispielsweise wird über eine Brücke im Netzstecker aktiviert, beim Öffnen hat man den Papierkorb-Betrieb.
Auch da hätte ich gesucht, wenn es nur der rechte gewesen wäre...

Gemäß Deiner Zeichnung einer M10A (Papstmotor) muß der Trafo verbaut sein und der Wendeschalter sitzt zeichnungstechnisch direkt am WM.

Wenn ich das Laufwerk hier hätte, wäre der Fehler rasch ambulant behoben! thumbup

Woher kommst Du?

Gruß,

Rudolf
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#7
Habe mir gerade das Handbuch gezogen und nachgesehen;

reinige bitte die Kontakte des Schalters für die Bandzug-Umschaltung für Langspielbänder / Studiobänder neben dem Netzschalter.

Der dürfte vergriesknaddelt sein.... ^^

Kann Dir auch eine CD-ROM mit dem Handbuch zukommen lassen. Kontakt dann bitte als Privatmail.

Rudolf
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#8
Hallo Rudolf,

merci - das bringt mich schon mal weiter, denn...

Magnetophonliebhaber,'index.php?page=Thread&postID=170192#post170192 schrieb:auch der Umspulregler kann unsauber sein, oder der Federdruck hat nachgelassen beim unfachmännischen montieren des Hebels oben drauf kann man den Schleifer durchaus mit seiner Achse zu tief runterdrücken!
... diese Fehlerquelle kannte ich noch gar nicht.

Magnetophonliebhaber,'index.php?page=Thread&postID=170192#post170192 schrieb:Grundsätzlich brauchen diese Motoren für die Hilfs-Phase einen Kondensator mit ausreichend Kapazität, sonst haben die keine Kraft.
Genau das Problem hatte ich gerade noch beim Tonmotor, da ließen sich die Kondensatoren zum Glück sehr schnell erneuern, seither läuft er wieder, wie er soll.

Magnetophonliebhaber,'index.php?page=Thread&postID=170192#post170192 schrieb:Es gab auch eine M10-Serien mit und ohne Trafo, über den die Wickelstufen abgerufen wurden.
Ups - ich wußte gar nicht, daß es welche ohne einen solchen Trafo gab... ich gehe jetzt einfach mal davon aus, daß meine einen hat - werde da aber morgen noch mal ins Innere gucken. Es ist übrigens eine relativ etwas "spätere" Maschine, Laufwerksnummer 5573. Von der frühen Maschine, deren Einzelteile und Innereien ich vor Jahren von einem "Schlachter" übernehmen konnte, unterscheidet sie sich in einigen Details.

Magnetophonliebhaber,'index.php?page=Thread&postID=170192#post170192 schrieb:Woher kommst Du?
Leider nicht gerade um die Ecke von Nordhessen aus gesehen - aus Krefeld.

Magnetophonliebhaber,'index.php?page=Thread&postID=170194#post170194 schrieb:reinige bitte die Kontakte des Schalters für die Bandzug-Umschaltung für Langspielbänder / Studiobänder neben dem Netzschalter. Der dürfte vergriesknaddelt sein.... ^^
Ah 8o - an den hatte ich noch gar nicht gedacht (ihn zwar mal probehalber auf Langspielband-Stellung umgeschaltet, damit änderte sich aber nichts). Das ließe sich prima verbinden mit der Aktion, mir mal die Kontakte des Rangierschalters anzugucken - dazu muß ich die "Schalttafel" (wie Telefunken sie so schön nennt) mit dem Bandzugumschalter ausbauen und komme an dessen Kontakte...

Danke schön für Dein Angebot mit der Handbuch-CD-ROM - da bin ich an sich soweit mit M10-Service-Handbuch, -Ersatzteilliste und noch einigen zusätzlichen maschinegeschriebenen Seiten versorgt. Das Material müßte eigentlich soweit komplett sein.

Michael
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#9
Ich ziehe das Thema mal hoch, weil das Rätsel - unter maßgeblicher Mithilfe unseres Forumskollegen Peter Ruhrberg - gelöst ist: es waren - wie sich nach emsigem Schwingen des Meßgerätes herausstellte - verdreckte Relaiskontakte im Bereich des Umspul- und des Verzögerungsrelais: und zwar V3 und der Kontakt des Umspulrelais am Schutzschalter SS11 zwischen den Punkten 5 und 6, der auf meiner Schaltplan-Kopie leider nicht mehr zu sehen ist.

Peter hatte gestern den guten Tip, die Kontaktflächen nicht nur mit kontaktspray-getränktem Papier abzureiben, wie ich das mehrfach getan hatte, sondern mit einer schonenden Nagel-Polier-Feile aus dem Drogeriemarkt. :!:

Dabei kam auch ganz schön viel grauer Schmier runter. 8|

Aber danach: Aaaaaaahhhh. 8o Wie schön, das Laufwerk wieder so klacken zu hören, wie es soll.

Na gut, das schöne Gefühl, wenn man einen scheinbar hoffnungslosen Patienten wieder flottbekommt, werdet Ihr ja gut kennen. Wink
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#10
Tja, diese Nagel-Polierfeilen haben schon viel Gutes getan! Davon habe ich immer ein paar im Werkzeugkasten. Kontakte reinigen, Metalloberflächen reinigen, Tonköpfe läppen oder nachpolieren... einfach genial! thumbsup

Happy Easter!
Holgi
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#11
hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=187982#post187982 schrieb:Kontakte reinigen, Metalloberflächen reinigen, Tonköpfe läppen oder nachpolieren... einfach genial!
Hier möchte ich gerne hinzuzufügen, dass es selbstverständlich Holgi war, der mich auf diese Idee brachte. thumbsup

Davor hatte ich meistens Schleifpapier mit Körnung ab 600 aufwärts verwendet, das ich "Rücken an Rücken" um ein schmales Holzstäbchen gelegt hatte (eins von denen, die der HNO-Arzt einem auf die Zunge legt, wenn man "Ah" sagen soll).

Nützliche Tipps erhalten, ausprobieren, evtl. verfeinern und seine Erfahrungen weiterreichen - sowas hält ein Forum wie dieses zusammen thumbup

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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