"Die werfen alles weg": Philips N4420
#1
Hallo, diesmal besonders die Philipsaner unter Euch.

Ich bin zwar nicht unbedingt einer, aber mir flog ein Philips zu, das es wie ich meine verdient, geknipst und hier kurz vorgestellt zu werden.

Ein Kollege sprach mich an, ob ich ein altes Tonbandgerät haben möchte, sein Nachbar wäre nicht mehr, das Haus wird ausgeräumt und ein Tonband wäre noch da, hätte lange bei ihm im Schrank gestanden. "Die werfen alles weg", hieß es. Nein, haben natürlich! Egal was es für eines ist, wegwerfen kann man immer noch.
Typ und Zustand waren dem Kollegen nicht bekannt, "man kann es senkrecht stellen" die einzige Information. Also ein eher ein neueres Gerät, da bin ich mal gespannt.
Vorhin die Übergabe: Guck an, ein Philips, das kenn' ich doch. Bei mir war längere Zeit (ca. 1990-1999) ein 4418 gelaufen, bis ich das Ding leid war, dauernd Dropouts, Wackelkontakte und die Optik...gefiel mir nicht mehr, ab damit. Lange her inzwischen, ich hatte das Teil als häßlichen Plastikschinken in Erinnerung.

Aber wollen wir erstmal schauen, welcher geschenkte Gaul hier eingetrudelt ist:

[Bild: 4420_mit_Deckel.jpg]

Nur ein paar Kratzer am Deckel, die bekommt man wieder weg. Ansonsten macht das Gerät einen recht guten Eindruck.

Deckel ab, ein 4420 ist es also, einziger Unterschied zu meinem alten scheint der Schieber auf der Tonkopfabdeckung zu sein.
Sieht alles noch gepflegt aus, keine größeren Macken. Nicht schlecht.

[Bild: 4420_oben.jpg]

Ein erster Blick hinein. Hatte mit schon in Erwartung des Gummischleims Arzthandschuhe angezogen, aber was muss ich sehen?
Blitzeblank die ganze Kiste! Nur ein paar Stäubchen. Riemen ok. Der Vorbesitzer hatte es entweder gut gelagert oder gewartet.

[Bild: 4420_oben_offen.jpg]

Die Köpfe. Sehen noch gut aus, zwar Abschliffspuren, aber alles im grünen Bereich. Keine Basteleien, alle Lackplomben noch
unversehrt.

[Bild: 4420_Köpfe.jpg]


Zur weiteren Bestandsaufnahme muss das Chassis raus. Sehr servicefreundluch, wenige Schrauben, Lautsprecherstecker ab
und schwupps, ist es draußen:

[Bild: 4420_Chassis_unten_1.jpg]

Klasse, alles sieht noch wirklich gut aus!

[Bild: 4420_Elektronik.jpg]

Die Elektronik, sauber aufgebaut. Die Mechanik des Laufwerks haben sie damals auf das Notwendigste begrenzt und dafür Elektronik walten lassen.
Ob hochwertig oder nicht, das Ganze erfüllt seinen Zweck und hat immerhin 30 Jahre gehalten.


Da stehts nämlich, 1980 gebaut. Juhu, ich habe ein Tonbandgerät aus den Achtzigern! Mein neuestes.

[Bild: 4420_Gehäuse_innen.jpg]

Ein ziemlicher Plastikklops, das Gehäuse. Aber: Sehr kompakt, gediegen und verwindungssteif gemacht, im Gegensatz zu manch anderem Fabrikat.
Wenn schon Plastik, dann so!

Nun wieder zusammenbauen.

[Bild: 4420_oben_Seite.jpg]

[Bild: 4420_Chassis_oben_1a.jpg]

[Bild: 4420_Chassis_oben_1.jpg]

Probelauf. Wie, nichts kaputt? Nein nichts kaputt, läuft wie neu.
Das muss man der Kiste lassen, sie läuft super leise, kein Gebrumm, Geschnarre oder Vibrieren. Die eingebauten Lautsprecher klingen zwar nicht besonders, aber über Verstärker-nichts am Sound auszusetzten (meine typische subjektive Einschätzung, ich habs nicht so mit Messwerten).

Die Olivmilitarylookoptik ist immer noch nicht mein Fall, aber da das Gerät noch so gut in Schuss ist und vor allen Dingen l e i s e läuft, bekommt es eine Chance bei mir.

Gruß
Peter S.
Werde es noch näher in der Praxis testen.
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#2
Hallo Peter,

ja, oft verkannt, die Philipse. Aber in Deiner (wirklich noch gut erhaltenen)
4420 ist doch noch Metall drin. In einer N7150 ist sogar das Schwungrad
aus Kunststoff (kein Witz!). Bei diesen Geräten wird immer wieder deutlich,
wie groß die Produktionserfahrung der Eindhovener mit Kunststoff ist und
war. Die Großserien von Elektrogeräten aller Art bildeten die Basis für
so etwas. Und gut zerlegen lassen sich die Dinger eigentlich auch.

Viel Freude noch mit dem "Youngtimer".

Gruß

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#3
Philips ist halt bekannt für siene "Plastikbomber".
Schwungscheiben aus Plastik wurden schon 1964 im EL3556 (RK65) verbaut.
Das war eine geschlossene Plastiktrommel in welcher sich eine schwere Metallscheibe befand, die mit der Trommel über eine Filz-Rutschkupplung verbunden war. Dies ermöglichte schnelle Hochlaufzeiten und schnelles Ändern der Bandgeschwindgkeit. Der Antrieb erfolgte über Diamantgummi und Pesenrad.
LG
Hartmut
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#4
Hallo Peter, Klasse kann ich nur sagen. Wie der Zufall es will,habe ich gerade auch eine in der Mache. Gestern war hier Sperrmüll angesagt,und da sehe ich wie gerade ein Herr ne Philips auf die Strasse stellte. Ich sofort hin ,und natürlich gefragt ob ich das Ding haben kann. Die Abdeckung fehlte macht ja nix ich hab ja noch eine solo da. Ich war überrascht,keine Riemenpest (hatte ich auch noch nie) und sehr sauber! Die Riemen habe ich trotzdem sofort gewechselt, man weis ja nie ob sie doch noch flüssig werden. Köpfe kaum gebraucht,natürlich gleich sauber gemacht mit Isopropanol,und ein paar Tropfen Öl hier und da. Die Köpfe haben noch die Original-Lackierung,also kein Fremdeingriff. Aufnahmen bei 19,5 perfekt auch 9,5 kann sich sehen lassen.
Diese Maschinen werden oft verkannt. Die N-4420 kann durchaus mit höherwertigen mithalten,wenn sie korrekt gewartet und eingemessen ist. Im Moment läuft sie im Hintergrund und das mit odentlichen Bumms! [Bild: DSC01068.JPG]
Sie ist sehr sauber nur hier und da etwas Fettrückstände,aber die bekomme ich heute auch noch weg.

[Bild: DSC01077.JPG]

Das schöne ist,wenn mal mit der Endstufe was ist,die Schaltkreise kann man problemlos tauschen,da sie nur gesteckt sind. Ich habe jetzt 2 von diesen Maschinen in einem super Originalzustand. Der Unterschied die eine wurde 1979 gebaut die andere 1981. Die Ältere hat noch als Microfonbuchsen die DIN-Buchsen,die Neuere schon Klinker. Ich überlege mir oft,wie würden heute Bandmaschinen von Philips aussehen wenn sie noch gebaut würden.
Jede Tonbandmaschine ist ein kleines Wunder!

Maschinen:Telefunken M -15 A, und M-20.... 1 X Philips 4420... Uher Report 4000-L ,(Mono)
Uher- Royal -de Luxe . .. Philips N-4422 .. Akai GX 600 DB... und das Abenteuer geht weiter
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#5
Hallo,

schau an, dann sind 2 Geräte vor der Tonne gerettet worden, prima.
Wie lange sind die eigentlich gebaut worden, bis 1982? Ich meine, dass sich damals ein Kumpel von mir noch so eine gegönnt hatte und stolz wie Oskar drauf war.

Ja, die Unterschiede gibt es. Meine erste 4420 (völlig verschlissen), hat auch noch DIN-Buchsen, dünnere Bandführungsbolzen, einen komplett roten Aufnahmeknopf und die Abdeckung ohne Schieber (der ja nur das Filzklötzchen vom Aufnahmekopf abhebt, um ihn bei Wiedergabe zu schonen oder was auch immer). Inwiefern sich die Elektronik unterscheidet weiß ich nicht, weil nicht nachgesehen.
Bei dem oben gezeigten Gerät war dann doch etwas kaputt: Richtig, der Netzschalter. Neuen eingebaut, alten zerlegt. Ein kleiner Pinörkel muss in einer Schaltmimik tanzen, durch eine kleine Blattfeder niedergehalten. Die kann man abnehmen und nachbiegen. Falls der Pinörkel noch nicht allzusehr um sich geschlagen und seine Kunststoffperipherie abgenagt hat, kann man ihn einfetten und die Blattferder wieder draufsetzen. Zack, geht wieder.

Kunststoff hin oder her, bei diesem Gerät sind an keinem Teil besondere Alterserscheinungen festzustellen, die Philipsmannen haben seinerzeit nur bei der Gummimischung für die Riemen ins Klo gegriffen. Da kann man eigentlich nicht meckern.
Damals hatte ich die 4420 im Einsatz, weil ich sie mit einer alten Backofenschaltuhr fernsteuern konnte und sie bei meiner Abwesenheit die gewünschten Radiosendungen aufgenommen hat. Das klappt auch nicht bei allen Maschinen.

Gruß
PeterS.

Edit: Praxistest bestanden, macht gute Aufnahmen.
Gereinigt, fertig:

[Bild: N4420-fertig.jpg]

Ob man das Äußere nach 10 Pils schöner findet?
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#6
Zitat:PSMS postete
Wie lange sind die eigentlich gebaut worden, bis 1982?
Die 4420 und 4422 bis Modelljahr 1981. Die Modelle ohne integrierten Endverstärker, also 4512 und 7125, wurden schon ein Jahr vorher zugunsten der 7150 eingestellt.
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#7
Na Peter, nach 10 Kölsch...grins sieht sie noch besser aus ,natürlich mit Abdeckhaube...lach..

MFG Holger
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#8
Zitat:PSMS postete
Die Köpfe. Sehen noch gut aus, zwar Abschliffspuren, aber alles im grünen Bereich.
Wobei man natürlich der Gerechtigkeit halber sagen muss, dass bei diesen Kisten die Abschliffspuren an den Köpfen IMMER im grünen Bereich zu finden sind. Big Grin
Und zwar im wörtlichen Sinn.
Eigentlich ein schöner Text für eine Beschreibung bei Ibäh: "Philips N soundso, guter Zustand, Tonkopfabnutzung im grünen Bereich..."
Und dann kann einem keiner was unterstellen, wenn die Köpfe schon bis auf die Wicklung abgehobelt sind!

Mann, wat han isch heute für 'ne fiese Charakter... :teufel:

Gruß Holgi
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#9
[Bild: B%E4%E4h.jpg]
Bääh!

Aber stimmt, der "grüne Bereich" ist ja in diesem Falle der pfefferminzfarbige
Longlifebereich der Köpfe. Nennt man das einen freudschen Verschreiber?

Mann, ist das Philips eine bildhübsche Kiste heute, so edel im Finish, so elegant in der Form, dezent und zeitlos das Spiel seiner zarten Farbnuancen!
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#10
Mit geringen Veränderungen sieht der Kerl Herrn Jauch schon ganz ähnlich. Big Grin

Gruß Jens
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#11
Sieht wirklich nach viel Plastik aus,

aber, und irgendwo bei Semih habe ich den gleichen Satz gelesen, ist mir diese Gerätereihe nicht unsympathisch.
Läuft sehr leise und zverlässig und die Tasten spuren auf leichten Fingerdruck.
Alle Knöpfe sind groß und griffig.
Man mag gerne damit arbeiten.

Bei mir zuhause steht eine Aristona, dem östereichischen Pendant zur N4504, direkt neben meiner SABA 664.
An letzterer lassen sich die Tasten nur mir vollem Körpereinsatz drücken und schon im Leerlauf hört sie sich an wie U96 auf Feindfahrt.


PS:
@Peter
Die Zunge gehört aber noch rot..
Bert
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#12
Die Zunge ist rot, aber man sieht es nicht, weil ich mich nämlich jetzt schlafen lege, muss morgen früh raus.
Nächtchen allesamt!

[Bild: Gutenacht.jpg]
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#13
...hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan und bin ziellos umhergeirrt. Hatte Blut geleckt, Philipsblut nämlich, wegen der alten N4420 natürlich, die ich vor 10 Jahren schmählich verstoßen hatte und wollte wissen, wo sie abgeblieben ist.

Da! Im Keller, ganz hinten im Regal, schön feucht hatte sie gestanden.

[Bild: 4420alt-1.jpg]

Och, hat sich anscheinend ganz wacker gehalten.

Und von innen?

[Bild: 4420alt-2.jpg]
[Bild: 4420alt-3.jpg]

Die Riemen sind erschlafft, aber zum Glück noch nicht zu Schlabber geworden.
Sieht noch ganz brauchbar aus das Innenleben, kein Rost, nur leichter Kellerflaum.

Ich hatte das Gerät als in schlechterem Zustand in Erinnerung, vielleicht habe ich mich auch vertan und der verschlissene Schinken war ein anderer Kasten.

Schön sind die Köpfe nicht mehr, aber noch nicht im roten Bereich.

[Bild: 4420alt-4.jpg]

Einen Hinweis auf das Baujahr kann ich nicht erkennen, aber aufgrund der
vierstelligen Seriennummer gehe ich von einem eher frühen Exemplar aus.

[Bild: 4420alt-5.jpg]
[Bild: 4420alt-6.jpg]

Nun noch etwas auf Zimmertemperatur kommen lassen und "On".
Geht. Kracht zwar etwas, Potis und Kontakte wohl, aber geht.
Schnöde Gummiklitze als Riemenersatz haben zwar eine kurze Lebensdauer, aber zum Testen reichts.
Der Capstanmotor, oder besser gesagt dessen Steuerung fiepst, er möchte etwas schneller drehen, aber die steifen Lager lassen ihn nicht. Muss alles geölt werden.
Nach der Reparatur kommt es aber diesmal ins Trockene und wird nicht wieder eingekellert, das Philips.

Gruß
Peter S.
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#14
Hallo Peter was machst Du denn für Sachen...grins. Kannst nicht schlafen wegen der Philips? Na das ist ja jetzt ein Fall von selbst dran schuld...lach....... Sind schon schöne Maschinen auch wenn das Aussehen ...na ja nicht sooo ist...Aber was drinnen ist, und wenn es gut eingestellt ist, und gepflegt...das macht richtig aber richtig Spass...Ich hab die im Moment nur am laufen geht alles Butterweich. Wenn Du Ersatzteile brauchst ich hab für die 4420 viele da alles Original Teile . Grüße Holger
Jede Tonbandmaschine ist ein kleines Wunder!

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