Sinterlager-Öl oder hochwertiges Feinmechanik-Öl - Unterschiede ??
#1
In unseren mechanischen Klapperkisten arbeiten ja jede Menge Sinter-Lager.

Nun lese ich hier oft, daß man diese mit speziellem Sinter-Öl schmiert.

Meine Frage wäre, ob dieses denn spezielle Eigenschaften hat ?

Ich beschäftige mich mit der Reparatur von alten mechanischen Kameraobjektiven.
Hierzu habe ich verschiedene Schmierstoffe zur Verfügung - unter Anderem auch säurefreies Weiß-Öl.
Dieses Öl ist besonders für industriellen Einsatz geeignet und wird auch z.B. im Modellbau verwendet.
Es ist hochviskos (sehr dünnflüssig) und greift Kunststoffe und Metalle nicht an (säurefrei).
Ebenso fällt es nicht aus (löst sich in seine Bestandteile auf die sich dann irgendwo am Boden ansammeln).

Wäre das eine geeignete Schmierung für Sinterlager ?

Ich weiß, daß das Thema Öl und Schmierung eine eigene Wissenschaft ist - aber sind heutige Spezial-Öle nicht ebnso gut geeignet ?


Was macht Sinterlager-Öl so besonders ?


Danny
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#2
Hallo Danny,
zu Sinterlagern und deren Schmierung gibt es einige erhellende Beiträge hier im Forum.

Sinterlager schmieren
Schmieren von Bandgeräten
Welches Sinterlager Öl ist jetzt richtig für die ReVox A77?

und einige andere.

Hier findet man eine verständliche Erklärung für die Eigenschaften von Sinterlagern und deren Schmierungseigenschaften...

Gruß Jan
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#3
Natives Olivenöl ??
Kann prima zum braten nehmen
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#4
Ich habe den Eindruck, dass es da keine eindeutige Antwort gibt. Da man weder die Sinterlager ölfrei bekommt, noch das ursprüngliche Öl kennt, verwendet man das, was man selbst für geeignet hält und lebt mit den Folgen.
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#5
Ich habe einmal etwas recherchiert und einige zur Sinterlagerschmierung oder Ersttränkung
verwendete Öle oder Fluids aufgeführt.
Da gibt es sicherlich noch tausend Weitere.
   
Es befinden sich fast alle Stoffe innerhalb der gleichen Viskositätsklasse ISO-VG 68.
Wie bereits bemerkt, ist die Nachschmierung von Sinterlagern immer ein Kompromiss.



(02.09.2024, 23:01)Senkel schrieb: ... Es ist hochviskos (sehr dünnflüssig) ...
Hochviskos bedeutet zähflüssig.
Du meinst sicherlich das Gegenteil.

Gruß Jan
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#6
Hallo Jan,

vielen Dank für die Tabelle, das ist ja sehr aufschlussreich.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#7
Allerdings ! 20 Liter SHELL Tellus gibt's für 80 Euro.
Die nicht benötigten 19,9 Liter gebe ich dann meinem Schrauber für seine Hebebühne oder so.

Groetjes, Frank
Hau wech, den Schiet - aber sech mir, wohin


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#8
(04.09.2024, 19:40)moxx schrieb: Allerdings ! 20 Liter SHELL Tellus gibt's für 80 Euro.
Die nicht benötigten 19,9 Liter gebe ich dann meinem Schrauber für seine Hebebühne oder so.

Groetjes, Frank

Das ist ein hochwertiges Hydrauliköl welches auch zur Schmierung von Gleitlagern geeignet ist.
Es wird auch von Sinterlagerherstellern, zum Bsp. SELFOIL, zur Erstbefüllung der Lager benutzt.
   

Gruß Jan
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#9
Im A77-Manual war zur Nachschmierung des Tonmotors dereinst von Studer die Sorte "Mobil DTE extra heavy" erwähnt. Nach meiner Kenntnis gehörte diese Sorte ebenfalls zur Gruppe der Hydrauliköle. Diese sind sehr temperatur- und langzeitstabil und durch ihre Additive wohl auch sehr verträglich mit Buntmetallen. Insofern sollte man vielleicht wirklich am ehesten bei der Nachschmierung von Sinterlagern zu einem Hydrauliköl greifen. Habe ich literweise da für die Hydraulik meines Traktors (Ölsorte HLP 46)... .

An stark verschlissenen Lagern und geringen Drehzahlen habe ich bei meinen Versuchen gelegentlich alternativ ein Hypoid-Getriebeöl erfolgreich verwendet (SAE-90). Nachteil: das Zeug ist sehr zähflüssig und stinkt!

Die neuzeitlichen Esteröle aus der Kältetechnik scheiden aus, da sie hygroskopisch sind. Man kann sie aber gut beim Zerspanen und Gewindebohren verwenden- das ist beim aktuellen Thema hier natürlich nicht weiter von Interesse.

Martin
"Früher war da mehr Lametta!"
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#10
(04.09.2024, 22:17)mincom schrieb: An stark verschlissenen Lagern und geringen Drehzahlen habe ich bei meinen Versuchen gelegentlich alternativ ein Hypoid-Getriebeöl erfolgreich verwendet (SAE-90). Nachteil: das Zeug ist sehr zähflüssig und stinkt!

Ich vermute, dieses Öl kann auf Grund seiner hohen Viskosität bei 40C, nicht optimal an den Kapilaren des Sintermetalls ein- und austreten.

Gruß Jan
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#11
(04.09.2024, 22:17)mincom schrieb: Im A77-Manual war zur Nachschmierung des Tonmotors dereinst von Studer die Sorte "Mobil DTE extra heavy" erwähnt. Nach meiner Kenntnis gehörte diese Sorte ebenfalls zur Gruppe der Hydrauliköle. Diese sind sehr temperatur- und langzeitstabil und durch ihre Additive wohl auch sehr verträglich mit Buntmetallen. Insofern sollte man vielleicht wirklich am ehesten bei der Nachschmierung von Sinterlagern zu einem Hydrauliköl greifen.

Das Mobil DTE Heavy ist ein Umlaufschmiermittel für Turbinen und Hydraulik. Von der Viskosität passt das DTE Heavy Medium in die VG-Klasse ISO 68 wie die anderen zur Sinterlagerschmierung verwendeten Öle.
Es wird auch vom Hersteller GGT für seine Sinterlager eingesetzt:
   
Das DTE Heavy ist etwas viskoser.

Gruß Jan
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#12
Hallo,

nachdem es, soweit ich es hier verstanden habe, nur um das Einhalten der ISO 68 Klasse geht, gibt es solches Öl z.B.: bei amazon in 1-Liter Gebinden von verschiedenen Händlern für ca 8 EUR (prime ohne Porto).

Da ist man doch in gänzlich anderen Preisgefügen, als die, zu denen hier und da "Sinter Öl" zu Parfümpreisen und -mengen angeboten wird.

Also: vielen Dank für die Hinweise

Arno
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#13
Neben der Viskosität gibt es natürlich noch andere Eigenschaften die wichtig sind.
Der Schmierfilm darf nicht abreißen,  das Öl muss also ausreichendes Benetzungsvermögen haben und die Additive sollen eine geringe Gleitreibung ermöglichen.
Weiterhin darf sich das Öl nicht separieren und nicht hygroskopisch verhalten.
Wichtig ist auch eine Verträglichkeit mit umgebenen Kunststoffen.
Das Öl sollte dazu für Gleitlagerschmierung vom Hersteller benannt sein.
Zu jedem Qualitätsöl gibt es auch ein vernünftiges Datenblatt, hier kann man durchaus die Schmiermittel vergleichen.

Richtig ist aber, daß es preiswerte Alternativen gibt.

Hier noch mal ein Bild das die mögliche Standardimprägnierung der bei uns gebräuchlichen Sinterlager mit Ölen der ISO-VG 68 untermauert.
   

Am besten wäre es natürlich , die trockenen Sinterlager auszudrücken und durch neue, vom Hersteller getränkte Lager zu ersetzen.
Da das den wenigsten von uns möglich ist, wäre als zweitbeste Variante die Nachschmierung mit dem originalen oder vom Hersteller empfohlenen alternativen  Schmiermittel, leider wissen wir in den seltensten Fällen was der Hersteller der Lager benutzt hat oder die Fluids gibt es nicht mehr.
Und genau hier muss man dann mit dem Kompromiss der Alternative leben.

Gruß Jan
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#14
Ich habe seinerzeit bei Liqui Molly nachgefragt, was man am besten als Sinterlageröl in 
Plattenspielern verwenden könne. Als Referenz hatte ich Shell  Tellus 127 
und Abrol 69 aus einem Set von Telefunken.
Man empfahl mir damals das Liqui Molly HLP 22 und da kostet 1 l im Baumarkt um die 10.--€
Das wird im Dual-Board für Plattenspieler auch empfohlen.
Grüße aus dem schönen Schwabenland
Berthold

Alle sagten, das geht nicht!
Da kam einer, der wußte das nicht und hat´s einfach gemacht! Tongue
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#15
(03.09.2024, 14:52)AKRETA schrieb:  Da man weder die Sinterlager ölfrei bekommt...

Woher kommt denn diese Erkenntnis? 
Ich war bisher in der Annahme, mit Aceton und einer Vakuumglocke lässt sich ein Sinterlager sehr wohl ölfrei bekommen. Das wird doch auch so angewendet um Lager zu reinigen und mit neuem Öl zu "tränken"...oder sitze ich einem Irrglauben auf?

Gruß Sebi
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#16
Sa habe ich das mit den Sinterlagern bei den Duals auch gemacht,
Kleines (Marmeladen)Glas, Waschbenzin rein (soll da am besten funktionieren) loch in Deckel und mit einem Unrterdruckprüfer für Vergaser iwas um 1-2 bar Unterdruck erzeugt. Das ließ man solange in Ruhe bis keine Bläschen mehr aus dem Lager aufstiegen.
Das Lager danach mehrere Tage in der prallen Sonne getrocknet. In einem weiteren M-Glas war nun das HLP22. Dieses habe ich allerdings erstmal
mit dem Lager drin erhitzt um das Öl etwas dünnflüssiger zu machen. Nun wieder mit der Pumpe Unterdruck erzeugt und diesen so lange gehalten
bis wieder keine Blasen aufstiegen. Die Lager waren danach wieder wie neu. Funktioniert natürlich nur solange die Lager noch nicht total
ausgelutscht sind

   

   
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