Umlenkrollen aus POM herstellen
#2
Hallo Binse,

die Art der Bandführungen an den Kopfträgern habe ich an den Studiogeräten von AEG/Telefunken von 1947 bis zu den Modellvarianten der M15A intensiv verfolgt.

Der bisher absolute Höhepunkt nach meiner Meinung ist der von Peter Ruhrberg für seine M15A hergerichtete Bezugsbandkopfträger. Die dort erreichte Präzision im Bandlauf ist nach meiner Kenntnis auf keinem Serienlaufwerk des Weltmarktes erreicht worden. Auch die Maschinen für die Bezugsbandherstellung von Agfa, BASF und EMTEC waren zu ihrer Zeit nicht auf diesem Stand.

Nun zu Deinen Fragen:
Präzisionskugellager in den Umlenkrollen sind hinreichend leise und haben weniger Schlupf beim schnellen Umspulen.

Die Distanzstücke in den Bandfühlhebeln der M15A sind 6,35 mm hoch. Da sie aus Sinterrubin sind, wurden sie auf Maß geschliffen und dann hat man das gleich auf 1/1000 mm genau gemacht. Warum, ist mir nicht bekannt, und es ist auch gar nicht erforderlich. Ich habe es aber trotzdem mit Endmaßen der Klasse 0 von Carl Zeiss Jena nachgemessen und gestaunt.

Die M15A Umlenkrollen sind bei mir erheblich größer in den Stichmaßen (zwischen 6,80 und 6,48 mm,von links nach rechts).Das ist für Dich aber nicht relevant, weil der Kopfträger bei mir die untere Bandkantendistanz an den Führungen auf 1 µm genau einhält und nach oben kein Maß bis 6,6 mm definiert, sondern mit geringer Kraft die obere Bandkante stabilisiert. Wegen der einseitigen Führungen halbieren sich dadurch die Abtastfehler durch die Toleranzen der Bandschneidemaschinen.

Unter 6,35 mm würde ich mit den Rollen keinesfalls gehen. Rollen können keine genauen Führungen übernehmen. Höhenfehler beim Einlauf werden in irgendeiner Form am Auslauf wieder wirksam und zwischendurch wurde das Band nur unnötig gewörgelt.  
Die Bandfühlhebelrollen der M21 haben ein Stichmaß von 6,40 mm und diese Rollen haben Kugellager und stellen den letzten Entwicklungsstand an den Fühlhebeln bei Telefunken dar.-  Der Schdudrr Willi war an dieser Stelle um Jahrzehnte voraus. Fühlhebel ohne Rollen hat er an seinen Studiogeräten nie verwendet. Hätte er es getan, hätten sich die lila Kühe auf den Bergwiesen seit der Nagra III totgelacht. Und nun kommt´s: auch Stefan Kudelski verpaßte seinen Fühlhebelumlenkrollen in der Nagra III das Stichmaß 6,40 mm und einen solchen Hauch von Balligkeit....!!!. Der Bandlauf der kleinen Nagra III hat zu Beginn der 60er Jahre die Techniker der Studiogeräte in den Rundfunkanstalten in Verzückung geraten lassen. Bei mir passiert das heute noch.

Die M21 Rolle ist im Schnitt genau so aufgebaut, wie Deine Zeichnung, und jetzt kommt das Schmankerl: Die Lauffläche ist gegenüber einem Endmaß auch ganz leicht ballig, wie sich das gehört und schon bei der T9 (+T8f) perfekt angewendet wurde. Wenn man das konsequent durchhält, läuft ein gerades Band immer in der Mitte und braucht an den Rollen keine Führung. Jetzt muß der folgende Satz von mir kommen: "Da würden nur die Bandkanten verwörgelt, und die eigentlich offenen Bandkanten haben im normalen Bandleben schon nichts zu lachen". Haaach, ich konnte es wieder schreiben.

Meine dringende Empfehlung für das Rollenstichmaß: 6,40 mm

Zu der von Dir gewünschten Rundlaufgenauigkeit mag ich mich nicht äußern. Ich habe als Lehrling zuletzt an einer Drehbank gestanden, und deren Genauigkeit wäre für die Toleranzangaben bei den Studiogerätedrehteilen von Telefunken/Konstanz nicht ausreichend gewesen. Ich weiß aber, daß gute Dreher mit einer ausgeklapperten Maschine noch Präzisionsteile abliefern können, wenn sie das wollen.

Aber auf dem Gebiet hast Du sicher selbst genügend Erfahrung, und die ist ja durch nichts zu ersetzen.

Viel Erfolg und
viele Grüße
Manfred
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
RE: Umlenkrollen aus POM herstellen - von Magnettonmanni - 03.10.2022, 13:39

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste