Report-Sammler geht fremd!
#1
Hallo!

Und das kam so:

Vor einigen Wochen habe ich ein tragbares Tonbandgerät, ausnahmsweise kein UHER, gesichtet.
Neugier und Abneigung fochten einen kurzen Kampf aus. Das Bandgerät ist sehr gut erhalten und
fast (wie sich bei genauerer Betrachtung herausstellte - aber dazu später...) vollständig. Sieger war
meine Neugierde herauszufinden, was dieses portable Bandgerät von einem UHER Report unter-
scheidet.

Das Bandgerät hat einen fest angebauten Griff, der gut in der Hand liegt, und in etwa das Kampf-
gewicht eines UHER Report.

[Bild: oben_geschlossen_red.jpg]

Die Beschriftung "privileg Automatik" deutet auf einen Vertrieb über das QUELLE-Versandhaus hin.
Was sich bei einem Bick auf die Unterseite sofort bestätigt. Hier heißt es genauer "privileg RD-505 Q"
und "Großversandhaus Quelle, Fürth/Bay., Bestell-Nr. 04958"
Das fest eingebaute Netzteil (bei UHER herausnehmbar) ist auf 220V/50Hz eingestellt und ist mit
100mA abgesichert. Wahlweise ist der Betrieb über 6 Monozellen (UHER Report 4, bzw. 5 Mono-
zellen) möglich. Das RD-505 Q arbeitet mit 9V Gleichspannung (UHER Report 6V Gleichspannung).

Die englische Beschriftung der Oberseite (solid state tape recorder) steht in krassem Gegensatz
zum billigen Plastikgehäuse. Dem rauen Alltagbetrieb ist das Vollmetallgehäuse des Report besser
gewappnet.
Die Bedienelemente sind spartanisch, aber funktional. Abgesehen von der Verneinung eines Aus-
steuerungsinstrumentes. Aber der Käufer vertraute vermutlich der Aussteuerungsautomatik und eine
qualitative Anzeige des Batterienzustandes reichte ihm.
Warum es nur einen rastbaren Rücklauf gibt, erschließt sich mir nicht. Schneller Vorlauf ist nur in
Verbindung mit Wiedergabe möglich. Der läßt sich dann mittels des stufenlosen Hebels (über dem
Wahlschalter) einschalten. Aber aufgepaßt! Es ist ratsam, die linke Spule per Hand abzubremsen
bevor der Vorlauf-Hebel nach dem Loslassen in Ruhelage zurückfedert. Sonst rauschen einige Meter
Band ungebremst zwischen die beiden Spulen und Bandsalat ist vorprogrammiert. Ob hier ein Fehler
der linken Bremse vorliegt oder es konstruktionsbedingt ist, konnte ich nicht klären. Bei schnellem
Rücklauf und bei Wiedergabe auf Stop funktioniert die Bremse.
Die Netzbetriebsleuchte ist als Glimmlampe ausgeführt und nur bei Dunkelheit einigermaßen gut
zu sehen. Bei Tageslicht glaubt man an einen Defekt.

[Bild: oben_offen_red.jpg]

Die beiden 13cm-Spulenaufnahmen werden durch eine aufgesteckte steife Plastikabdeckung ge-
schützt. Sie ist nicht klappbar und ist etwas fummelig in der Handhabung. Mit einer Hand geht da
nichts! Die Spulen werden durch starke Federn (die auch gleich gegen Spulenschlupf wirken) fest-
geklemmt. So stark, daß ich Mühe hatte aufgeklipste Spulen (vor allem die leere Spule) wieder zu
entnehmen. Das wurde m. E. zu stark auf die Einsparbremse getreten. Anderseits ist diese Kon-
truktion extrem robust und hält sicher länger als das Rest des Bandgerätes.

Auf der Vorderseite ist hinter einer gerippten Fläche mit Chromzierleiste der Lautsprecher (größer
als beim UHER Report) verborgen.

[Bild: Front_red.jpg]

Auf der rechten Seite ist nur der Anschluß für das Netz-Spezialkabel (wehe wenn nicht dabei ist!
Ersatz ist bestimmt schwierig zu bekommen).

[Bild: Netz-Seite_red.jpg]

Auf der linken Seite reihen sich vier 3,5mm-Klinkenbuchsen (Ohrhörer/Radio/Fernbedienung!/Mi-
krofon) aneinander. Etwas abgesetzt, dem deutschen Markt geschuldet, gibt es noch eine 5-polige
DIN-Buchse.

[Bild: Anschlu%DFseite_red.jpg]

Auf der Unterseite gibt es eine große entfernbare Abdeckung, unter der Mikrofon, Netzkabel, etc.
sicher untergebracht sind. Unter der kleineren Abdeckung ist das Batteriefach für die 6 Monozellen.

[Bild: unten_01_red.jpg]
[Bild: unten_03_red.jpg]

Die Spurlage des RD-505 Q ist Mono Halbspur, was für die Zielgruppe völlig ausreichend war. Schließ-
lich kostete es deutlich weniger als ein UHER Report (648DM ohne NT u. Mikro). Wieviel genau,
konnte ich nicht herausfinden. Vermutlich werden es um die 300DM gewesen sein, die QUELLE dafür
(ca. 1968) aufgerufen hat.
Mein RD-505 Q rannte mit 9,5cm/s los. Lt. rel. unergiebiger www-Suchaktion soll es auch 4,75cm/s
Geschwindigkeit bieten. Etwas ratlos suchte ich rundherum nach einem Umschalter. Fehlanzeige!
Nachdem ich die Kopfabdeckung entfernt hatte, blickte ich auf einen Hohlstift mit Innengewinde,
der mir zunächst Rätsel aufgab. Bei der Reinigung entfernte ich auch die Capstanrolle, welche als
Hülse auf die eigentliche Capstanwelle aufgesteckt und festgeschraubt ist. Damit war mir klar, daß
es für 4,75cm/s eine weitere Capstanrolle mit kleinrem Durchmesser geben muß. Der links ange-
ordnete Hohlstiff ist die Parkposition für die gerade nicht verwendete Capstanrolle. Leider ist die
4,75-Rolle abhandengekommen, schade. Für Bernd (besoe) sicher kein Hexenwerk, so eine Rolle
nachzufertigen. Ich muß da passen.

[Bild: Tonk%F6pfe_red.jpg]

Wie klingt denn nun diese Plastikwunderbüchse? Das beiliegende Band bereitete mir doch arge
Ohrenschmerzen. Ein (mit einem 4000-S Report aufgenommenes) Archivband überraschte meine
stark reduzierten Erwartungen denn doch. Es klang "untenherum" deutlich besser als über ein
UHER Report! In der Höhenwiedergabe fällt es konstruktionsbedingt (Schaltung und billige TK)
natürlich ab. Aber das Gesamt-Musikbild hört sich m. E. stimmiger an. Der LS ist mit dem einge-
bauten Verstärker überfordert. Da fängt das Plastik ordentlich an zu scheppern. Über einen ex-
ternen LS (habe dafür die KH-Buchse mißbraucht) können größere Lautstärken besser abgehört
werden. An der Stereoanlage (leider sind Radio- und DIN-Buchse vom LS-Regler abhängig) hört
sich der Plastikzwerg recht ordentlich an, ist aber dem Report (wen wundert´s) klanglich unter-
legen.
Über das beiliegende Orginal-Mikrofon und über die Stereoanlage lassen sich Aufnahmen machen.
Sie klingen weniger gut als die Fremdbänder vom Report. Den Vergleich hatten die Käufer damals
wohl kaum. Besser so...

Was ist denn nun in der Plastikschachtel an Technik verborgen? Nach Lösen von 5 Schrauben
(davon 2 unter den Abdeckungen verborgen) und etwas Fummelei gibt der Boden (mit dem inte-
grierten Batteriefach) Technik der simpleren Art frei. Und den Blick auf den eingeklebten Schalt-
plan. Der wiederum verrät, daß es sich um ein SHARP-Tonbandgerät handelt. Womit die Her-
kunft auch geklärt ist.

[Bild: Innenleben_01_red.jpg]
[Bild: Bodendeckel_red.jpg]

Ein Motörchen der "CR-Klasse" muß alles in Bewegung setzen. Zwei Riemen (rechts Antrieb und
links Zählwerk) lassen, hier nicht nötig, gut wechseln.
Rechts unter der Pappe ist die 220V-Technik verborgen. Die Platine (es gibt wohl nur diese eine)
ist darüber, schlecht einsehbar und servitierbar, angeordnet. Der gesamte mechanische Antrieb
ist unter auf der Oberseite des Dünnblechchassis verborgen. Der Ausbau war mir bislang zu auf-
wändig und fummelig, darum gibt´s keine Beschreibung /Bilder davon. Sorry - aber meine Faulheit
hat gesiegt...
Sonst hätte ich u. U. die Ursache für die doch deutlichen Laufgeräusche herausgefunden und, wenn
möglich, behoben. So muß sich der Nächste darum kümmern. Das RD-505 Q paßt nicht in mein
Beuteschema. Und nachdem meine Neugierde befriedigt ist, gebe ich es gern an einen anderen
Sammler ab. Der bekommt ein sehr gut erhaltenes Gerät, bei dem nur die 2. Geschwindigkeit und
eine BDA fehlt.

Grüße
Wolfgang
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[Kein Betreff] - von cisumgolana - 08.10.2011, 14:44
[Kein Betreff] - von timo - 08.10.2011, 15:36
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