20.07.2007, 22:42
Lieber Martin,
meine Aussage vorhin verstand ich eher prinzipiell.
Schoenmakers hat 'zuviel falsch' gemacht, wenn man die Hochwertigkeit der Audioaufzeichnung in den Fokus nimmt. Solch eine Feststellung ist aber andererseits als herzhaft unhistorisch nicht haltbar, weil Schoenmakers -übrigens keineswegs allein und zunächst- ein Diktiergerät plante, sondern ein aus der zeitgenössischen Warte heraus universelles Aufzeichnungsgerät, für das die Dictaphonanwendung bestenfalls eine der vorgesehenen Aufgaben sein wollte.
Lediglich die Hochwertigkeit strebte Schoenmakers nie an. Der Praktiker, der er war, hätte die Bandlaufsituation bei grundsätzlicher Einbeziehung einer später möglichen, hochwertigen Aufzeichnung anders gelöst. Ähnlich wie Walter Weber hatte auch Schoenmakers den Weg in seinen Beruf durch das Handwerk gefunden; Schoenmakers war Werkzeugmacher(!), ehe er zum Ingeneur wurde. Solche praktisch-theoretischen Verschwisterungen im Konstrukteur bleiben bei einem Wurf wie der Compact Cassette zweifellos nicht ohne Folgen.
Geradezu verwegen ist ja, dass 15 Jahre später von Philips (teilweise auch denselben Leuten) eine zweite Weltrevolution medialer Art angeschoben wird.
Doch zurück zum Thema:
Gleichgültig wie komplex und maßhaltig man ein MC-Großseriengehäuse angelegt hätte, aufgrund seiner Struktur drängen sich seine Einflüsse immer wieder in den -ja hörbaren!- Vordergrund des Bandlaufes. Mir fielen im EMTEC-Beifang dazu interessante Texte in die Hände: Unter anderem von Dr. Ulrich Harten (BASF/EMTEC), aus dem Staat der Dichter und Bauern ("Beiträge zur Cassettenmesstechnik",RFT Staßfurt/Dresden 1980) sowie z. B. zur Quietschproblematik (wieder EMTEC), die allesamt deutlich machen, welcher Bandlaufklops des Urhebers Jan Schoenmakers da später hifi-tauglich gemacht werden sollte. An der Beschaffenheit der Cassette (z.B. zur Spaltsenkrechtstellungsfrage, die vom Cassettengehäuse und von der -aberwitzig- beweglichen Tonkopfbrücke gleichermaßen beeinflusst wird) ändert kein noch so genaues Gehäuse Prinzipielles, weil die Beweglichkeit/Labilität der Gesamtkonstruktion das letztlich unbesiegbare Problem schafft. (Schoenmakers Cassetten-Patentschrift DE 1191978 ist über Depatis.net auf den heimischen PC zu holen!).
Man sehe sich das beim 710 einmal technisch an, übertrage die 'verzweifelte' Lösung auf einen "Gussbatzen" der M15-Klasse (oder meinetwegen einer A80) und man sähe sich mit einem mittleren, aber unbenutzbaren Panzer konfrontiert: Nur, um Entscheidungen auszupolieren, die den Weg in die nie geplante HiFi-Zukunft verstellten. Ich bleibe deshalb dabei; hätte Schoenmakers bezüglich seines Verfahrens von Anfang an auch nur den Funken einer Vorstellung von hochqualitativer Cassetten-Aufzeichnung gehabt, er hätte sich etwas Sinnvolles zum Bandlauf einfallen lassen. Doch lag solch eine Forderung 1960 (!!; uns' Willi liefert gerade noch die Mono-C36 aus und schickt sich an, auf die erstmals stereofone D36 umzusteigen!) wirklich außerhalb nicht nur seines (Schoenmakers) Horizontes. Er konnte sich gewiss nicht vorstellen, dass so etwas einmal möglich sein würde.
Ansonsten: All diese Dinge sind klangbeeinflussende Phänomene; einmal abgesehen davon, dass ich es war, der das Diskussionsschiff ins Flachwasser entführte, gibt es für dein "mea culpa!" kaum einen Grund. Monokausal isolierte Betrachtungen führen in der Qualitätsdiskussion nur recht selten zum Ziel, worauf ja auch Michael oben schon hinwies. Insofern denke ich, ist unserem guten Buster Teac(-Ton) sicher auch mit unseren Absonderungen gedient, selbst wenn er vielleicht zunächst anderes erwartete.
Hans-Joachim
meine Aussage vorhin verstand ich eher prinzipiell.
Schoenmakers hat 'zuviel falsch' gemacht, wenn man die Hochwertigkeit der Audioaufzeichnung in den Fokus nimmt. Solch eine Feststellung ist aber andererseits als herzhaft unhistorisch nicht haltbar, weil Schoenmakers -übrigens keineswegs allein und zunächst- ein Diktiergerät plante, sondern ein aus der zeitgenössischen Warte heraus universelles Aufzeichnungsgerät, für das die Dictaphonanwendung bestenfalls eine der vorgesehenen Aufgaben sein wollte.
Lediglich die Hochwertigkeit strebte Schoenmakers nie an. Der Praktiker, der er war, hätte die Bandlaufsituation bei grundsätzlicher Einbeziehung einer später möglichen, hochwertigen Aufzeichnung anders gelöst. Ähnlich wie Walter Weber hatte auch Schoenmakers den Weg in seinen Beruf durch das Handwerk gefunden; Schoenmakers war Werkzeugmacher(!), ehe er zum Ingeneur wurde. Solche praktisch-theoretischen Verschwisterungen im Konstrukteur bleiben bei einem Wurf wie der Compact Cassette zweifellos nicht ohne Folgen.
Geradezu verwegen ist ja, dass 15 Jahre später von Philips (teilweise auch denselben Leuten) eine zweite Weltrevolution medialer Art angeschoben wird.
Doch zurück zum Thema:
Gleichgültig wie komplex und maßhaltig man ein MC-Großseriengehäuse angelegt hätte, aufgrund seiner Struktur drängen sich seine Einflüsse immer wieder in den -ja hörbaren!- Vordergrund des Bandlaufes. Mir fielen im EMTEC-Beifang dazu interessante Texte in die Hände: Unter anderem von Dr. Ulrich Harten (BASF/EMTEC), aus dem Staat der Dichter und Bauern ("Beiträge zur Cassettenmesstechnik",RFT Staßfurt/Dresden 1980) sowie z. B. zur Quietschproblematik (wieder EMTEC), die allesamt deutlich machen, welcher Bandlaufklops des Urhebers Jan Schoenmakers da später hifi-tauglich gemacht werden sollte. An der Beschaffenheit der Cassette (z.B. zur Spaltsenkrechtstellungsfrage, die vom Cassettengehäuse und von der -aberwitzig- beweglichen Tonkopfbrücke gleichermaßen beeinflusst wird) ändert kein noch so genaues Gehäuse Prinzipielles, weil die Beweglichkeit/Labilität der Gesamtkonstruktion das letztlich unbesiegbare Problem schafft. (Schoenmakers Cassetten-Patentschrift DE 1191978 ist über Depatis.net auf den heimischen PC zu holen!).
Man sehe sich das beim 710 einmal technisch an, übertrage die 'verzweifelte' Lösung auf einen "Gussbatzen" der M15-Klasse (oder meinetwegen einer A80) und man sähe sich mit einem mittleren, aber unbenutzbaren Panzer konfrontiert: Nur, um Entscheidungen auszupolieren, die den Weg in die nie geplante HiFi-Zukunft verstellten. Ich bleibe deshalb dabei; hätte Schoenmakers bezüglich seines Verfahrens von Anfang an auch nur den Funken einer Vorstellung von hochqualitativer Cassetten-Aufzeichnung gehabt, er hätte sich etwas Sinnvolles zum Bandlauf einfallen lassen. Doch lag solch eine Forderung 1960 (!!; uns' Willi liefert gerade noch die Mono-C36 aus und schickt sich an, auf die erstmals stereofone D36 umzusteigen!) wirklich außerhalb nicht nur seines (Schoenmakers) Horizontes. Er konnte sich gewiss nicht vorstellen, dass so etwas einmal möglich sein würde.
Ansonsten: All diese Dinge sind klangbeeinflussende Phänomene; einmal abgesehen davon, dass ich es war, der das Diskussionsschiff ins Flachwasser entführte, gibt es für dein "mea culpa!" kaum einen Grund. Monokausal isolierte Betrachtungen führen in der Qualitätsdiskussion nur recht selten zum Ziel, worauf ja auch Michael oben schon hinwies. Insofern denke ich, ist unserem guten Buster Teac(-Ton) sicher auch mit unseren Absonderungen gedient, selbst wenn er vielleicht zunächst anderes erwartete.
Hans-Joachim