Grundig TK 19 De Luxe keine Lautstärke
#4
Auch wenn sich eine Röhre (in Gestalt der Triode) prinzipiell nicht von einem Transistor unterscheidet, so sollte man doch dessen 'eingedenk' bleiben, dass sie nicht nur mit meist 6,3 Volt geheizt wird, sondern auch einer Anodenspannung bedarf, die mit oftmals mehr als 200 Volt gegenüber der eines Transistors erklecklich ist. Man fängt sich also im Gerät auch dort potenziell 'einen' ein, wo beim Transistor (in der Regel) keine Gefahr droht. Daher bitte Vorsicht, wenn du nicht weißt, wo an der Fassung Anodenspannung ansteht, wo geheizt wird und wo das Gitter der Röhre ebendort zu suchen ist.

Röhrenbandgeräte der Amateurklasse brummen gerne, d. h. fast immer. Solltest du den Gerätelautsprecher durch Aufdrehen des Wiedergabepots nicht zum vernehmlichen Brummen (wenigstens deutlichen Rauschen) anstiften können, dürfte im Bereich der Endstufe etwas sein.

Röhren prüft man gemeinhin auf dem Röhrenprüfgerät. Da fallen wohl 99% der tauben Kantonisten schon auf und daher durchs Raster. Das Problem ist, einen Besitzer eines ordentlich gewarteten Röhrenprüfgerätes (Funke oder Neuberger genießen teilweise fast legendären Ruf) aufzutreiben, der dir ohne das Abdrücken einer ungewissen Zahl von Silberlingen die Röhren prüft oder dich selbst an die Maschine lässt.

Aber auch mit dem Millivoltmeter, einem Oszilloskop oder einem Signalverfolger (so was gab es auch 'mal zur Röhrenzeit) kann man eine Röhrenschaltung durchgehen und sieht dann, wo etwas 'weggeht'. Wenn zwischen Gitter und Anode das Signal auf der Strecke bleibt, wird die Röhre nicht geheizt, Anodenspannung fehlt, oder die Röhre ist fertig.

Röhrenschaltungen kennen die starken und oft trickreichen Gegenkopplungen transistorisierter Schaltungen noch nicht, weil sie dafür schlicht zu 'langsam' waren/sind. Infolgedessen werden die einzelnen Stufen auch praktisch nie in Gleichspannungskopplung betrieben, wie das in extenso beim Operationsverstärker der Fall ist, dessen Linearität keine Röhre gewachsen ist. Röhrenstufe folgt kondensatorgekoppelt auf Röhrenstufe. Röhrenschaltungen sind dadurch recht übersichtlich, wenn man sich einmal eingewöhnt hat und auch Pentoden (nebst Mehrsystemdingern) nicht mehr für Kameras aus Dresden hält.

Die Konstrukteure von Röhrenverstärkern mussten teilweise auf etwas andere Problemlösungsstratgien setzen, um Klirrfaktor und Frequenzgang in ordentliche Größenordnungen zu heben. Befasst man sich mit dem Kram, lernt man aber auch dabei, welche Wege da gangbar erschienen und waren. Die hochwertige Tonwiedergabe begann keineswegs im Zeitalter der Halbleiter, endete da aber auch nicht, wie so mancher heute am liebsten glauben machen möchte.

Infolge der vorkommenden, hohen Anodenspannungen sollte man aber bei Messungen immer darauf achten, dass für den Messenden Berührungsschutz gewahrt bleibt (beim Abrutschen knallt's leicht), und die Eingangstrennkondensatoren der verwendeten Messegeräte Gleichspannungen von 600 Volt (besser mehr) abblocken können. Man ist dann bezüglich der nachgeschalteten Messverstärker auf der sicheren Seite.

Hans-Joachim
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[Kein Betreff] - von LsD - 25.01.2007, 20:39
[Kein Betreff] - von TK 240 - 25.01.2007, 22:37
[Kein Betreff] - von LsD - 29.01.2007, 21:15
[Kein Betreff] - von PhonoMax - 29.01.2007, 22:13
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[Kein Betreff] - von snzgl - 30.01.2007, 15:51

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