Die Kabelfrage
#20
Bitte, liebe Freunde,

lasst euch bitte nichts erzählen. Daher ein paar recht harte und grob verkürzte Schlaglichter zu Kabelsituation, Schirmung, Symmetrie und Erdfreiheit, es wird ohnehin schon lang:

In der analgen Audiotechnik hört ihr bei den üblichen Kabellängen beim besten Willen kein Kabel. Wenn ihr etas hört, hat der Test Mängel, oder ihr wisst nicht, wie subjektiv euer Gehör auf den Augenblick reagiert. Ein Audiotest ist eine komplizierte Sache, um verbindliche Aussagen zu erhalten. Ich weiß 'leidvoll bis amüsiert' und zu genau, was da alles vorkommt.

Die Symmetrie in der professionellen Technik hat auch nichts -gerade nichts- mit einer 'Verbesserung des Klanges' zu tun, sie ist im Gegenteil als Folge des einzusetzenden Trafos ein Problem, auf das man in professionellen Kreisen letztlich ganz gerne verzichtete, wäre das denn immer möglich.
Ist aber nicht, also beißt man in den sauren Apfel und wickelt recht koplizierte Übertrager (so war das zumindest früher), die aufgrund ihres buchstäblich 'verwickelten' Aufbaues und des hohen Ausschusses oftmals sehr teuer sind bzw. waren. Dann kompensiert (optimiert) man den Übertrager durch parallele RC-Glieder, so dass er sich im vorgesehenen Arbeitsbereich (Pegel, Frequenz) halbwegs manierlich (Frequenzgang, Klirrfaktor) aufführt. Das ist nicht selbstverständlich; man kann keineswegs irgendwelche Übertrager in beliebige Perpherien schrauben! Was dabei herauskommt, ist ein Produkt des puren Zufalles.

Von 'Klang' aber ist nur insofern die Rede, als man die Einflüsse des Übertragers auf diesen so gering halten möchte, wie irgend möglich.

Im Linebereich großer Anlagen besitzt die Symmetrie den Vorteil, dass die Masse-/Schirmungssituation überschaubar bleibt, weil keine Funktionsverkopplung Schirmung/Signalrückleitung erfolgt. Weiterhin sind durch Übertrager gekoppelte Verbindungen grundsätzlich gleichspannungsfrei, was bei Anschaltungen im laufenden Betrieb unbedingt nötig ist, will man eine laufende Übertragung nicht durch Knackser veredeln. Außerdem stellt ein Übertrager immer einen Tiefpass dar, der einem behilflich ist, auf der Leitung daherkommende Hf-Störungen da zu lassen, wo sie hingehören: Draußen (bzw. 'drinnen': Z. B. bei analogen Bandgeräten, in denen die Hf des Vorgmagnetisierungsoszillators ja zumindest im Aufnahmebetrieb auch überall herumvagabundiert. Ähnliches gilt für digitale Mischpulte, wo der Systemtakt oft auch da ist, wo man ihn nicht gerade braucht.)

Die elektrischen und klanglichen Grenzen einer Kabelverbindung lassen sich simpelst berechnen, ohne dass man irgendwelche Glaubensbekenntnisse bemühen müsste. Liegt die Länge einer Verbindung unter Lambda/4 (Lambda = Wellenlänge der höchsten übertragenen Frequenz bzw. bei digitalen Informationen Bandbreite des übertragenen Signales) ist das Kabelmaterial schlicht gleichgültig. Unter diesen Bedingungen kann dann auch ein digitales Signal bedenkenlos (!) durch ein Mikrokabel übertragen werden.

Man muss sich bei Kabeln immer überlegen, welche Störungen auftreten können, ob diese etwas mit dem Kabel selbst oder der Peripherie zu tun haben oder nicht und wenn doch, auf welche Weise man ihnen erfolgreich entgegenzutreten hat. Mikrofonleitungen dürfen daher nur über kurze Distanzen unsymmetrisch geführt werden, benützt man Phantomspeisung nach DIN 45596 bzw. IEC 268-15, gibt es zum symmetrischen Betrieb ohnehin (fast) keine Alternative. Hier geht es angesichts der Signale relativ niedriger Pegel um eine möglichst hohe Störfestigkeit. Bei großen Kabellängen ist auch bei niedrigen Innenwiderständen der Quelle bereits die Kabelkapazität im Auge zu behalten. Legt man z.B. eine Kabellänge von 100 m und eine Kabelkapazität von sehr hohen 100 pF/m zugrunde, so ergibt sich bei einem Innenwiderstand der Quelle von 200 Ohm (übliche Mikroimpedanz) eine Grenzfrequenz von 15 kHz. Die angegebenen Werte sollte man also unterschreiten. Jedoch: Halbe Kapaziät erlaubt schon doppelte Kabellänge, gedrittelte Mikro-Impedanz (neuzeitlich übertragerfreie Mikros haben 35 Ohm Ausgangswiderstand) eine -notfalls zusätzliche- Verdreifachung der Kabellänge.
Ansonsten gilt eben, dass vor allem die Schirmung den zu stellenden Anforderungen gerecht wird. Nicht mehr, nicht weniger.

Den Brumm beim Anlegen eines Tuners bzw. Computers an eine 'irgendwoher' schutzgeerdete Verstärkeranlage kennt wohl auch fast jeder; damit nun aber hat er bereits ganz praktisch erlebt, warum in 'professionellen' Anlagen, deren Gerätebestand beachtlich sein kann, eine einwandfreie und unter allen Umständen planbare Massesituation angestrebt wird: Man will Brummschleifen vermeiden. Unsymmetrisch geht das nicht, also Symmetrie. Ob trafosymmetriert oder elektrisch symmetriert muss wieder nach den betrieblichen Anforderungen entschieden werden, beides hat eindeutig beschreibbare Vorteile und Nachteile.

Hans-Joachim
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