07.12.2006, 11:28
Lieber Thomas,
zum Abgleich und meiner "Strategie":
Im Übertragungsweg der BX56 befinden sich vor und hinter Band jeweils zwei Pegelpotentiometer, deren eines unmittelbar die Empfindlichkeit der symmetrischen Anpassverstärker (-keineswegs unsinniges- Geschenk an die tontechnische Tradition Deutschlands), deren anderes die dem Aufsprechverstärker zur Verfügung gestellte bzw. vom Wiedergabekopfverstärker kommende Spannung zu justieren erlaubt.
Die Frage nach einer zu revidierenden, nicht dokumentierten Modifikation auf Seiten eines unbekannten Vorbesitzers kollidiert regelmäßig mit der Ungewissheit, was wo modifiziert wurde, um wieder in den 'Werkszustand' zu gelangen. Das gilt auch hier, wo uns zwei Positionen pro Kanal für eine Pegeleinstellung mit ähnlicher Wirkung zur Verfügung stehen. Auch wenn die Unterschiede mit 3 dB hin oder her nicht sonderlich groß sind, so strebt man doch die Rückführung in den Werkszustand an, um Aussteuerbarkeit/interne Pegelverhältnisse/Restgeräuschphänomene wieder möglichst exakt so zu legen, wie das vom Konstrukteur in Fernost einmal geplant war. Mit Schaltung und ein wenig Rechnen sähe man sofort, wohin das driftet und kann sich dazu sogar noch etwas überlegen; uns aber fehlt diese Informationsquelle.
Da kam, auch wenn ich das gestern noch nicht soweit erkannte, Otari mit der in CN11 steckenden Platine zu Hilfe, die anhand deiner Fotos oben ziemlich sicher ein Logikbaustein zur Verteilung eines Steuersignales sein dürfte. Der 4011 (ein Spezial-IC besäße einen längeren Namen) ist ein 4-fach-Nand; zwei Halbleiter und eine Dickfilmschaltung sind neben ansonsten gleichen Widerständen zu erkennen. Hier werden daher wohl Pfade freigegeben oder gesperrt. Die Folgen des Abziehens haben ebenfalls Sinn in dieser Richtung, elektronisch passen sie auf meine Überlegungen, denen entsprechend die 97 mV das interne Nf-Spannungsniveau bilden, das ich wiederherzustellen beabsichtigte.
Eigentlich müsste dieses Niveau bereits jetzt wieder vorhanden sein, weshalb eine Wiedergabe deines Bezugsbandes 19,05 cm/s, NAB mit Bezugston (= "Calibration Tone", auch bei Otari) bei in CN11 gesteckter Hilfsplatine am Ausgang eigentlich 0,754 Volt (Differenz zwischen 250 und 257 nWb/m) ausgeben müsste. Wenn nicht (du hast 5.3.1.1-8 komplett durchgeführt!), so wäre der Fehlbetrag an VR15 und VR25 ("Repro Level") auszugleichen. Spätestens dann hätten wir wiedergabepegelmäßig von neuem den Ablieferungszustand der BX56 erreicht.
Frequenzgangabgleich Wiedergabe:
Wir verwenden wieder 63 Hz und 10 kHz. Millivoltmeter (möglichst gemeinsam mit Oszilloskop) am Bandgeräteausgang. Alle Automatiken werden abgeschaltet.
Deine Prüffrequenzen sind auf dem Bezugsband gegenüber 250 nWb/m um 10 dB reduziert aufgesprochen.
Das den Frequenzgangteil eröffnende 1-kHz-Band sollte daher mit 238 mV ausgegeben werden. Wenn nicht, stimmt bei deiner Einstellung oben etwas nicht oder das Bezugsband hängt nach unserem Theater schon etwas durch. (Herr D., der letzte Bezugsbandpapst bei AGFA-BASF-EMTEC sagte uns, dass ein Bezugsband nach 30 Wiedergaben seinen Ansprüchen nicht mehr genüge... mein ältestes dürfte an die 300 Male gelaufen sein, hüstel).
Also 1 kHz Frequenzgangteil: 238 mV
Danach kommt der 10-kHz-Spaltprüfungston, dessen 60 Sekunden Dauer man schon sinnvoll nützen kann, denn auch er kommt mit -10 dB auf 250 NWb/m; er muss sich auf 317 mV (238 mV + 2,5 dB = 317 mV) belaufen. Wenn nicht, reguliere das bitte an VR19 und VR29 nach. Danach folgen 16 kHz, die sich innerhalb der Spezifikation (± 2 dB) um 238 mV + 2,7 dB = 325 mV tummeln sollten.
Dann 63 Hz:
Hier sollten 310 mV ausgegeben werden. Wenn nicht, justierst du das bitte an VR31 und VR41 nach.
Damit sollte der Wiedergabezweig 19 cm/s ordentlich geostet sein. Der Wiedergabefrequenzgangsabgleich bei 38 (für den Pegel hat Otari nur ein für beide Bandgeschwindigkeiten gemeinsames Pot vorgesehen) fehlt aber noch, weil kein Bezugsband dafür vorhanden ist. Dieser Abgleich muss irgendwann nachgeholt werden.
Nun kannst du bei 19 cm/s den Aufnahmezweig einstellen. Ordentliches Band deiner Wahl auflegen, 1,55 V/1 kHz auf den Eingang legen, Aufnahme starten. Am Ausgang sollten 1,55 Volt anstehen. Wenn nicht, solltest du dies über VR14 und VR24 provisorisch korrigieren.
Danach Pegelreduktion um 20 dB (Eingangs- und Ausgangsspannung 155 mV), Umschalten auf 10 kHz, Suche des Pegelmaximums und Einstellung des bei 19 cm/s für das Band vorgesehehenen Delta-10-kHz-Wertes. Kontrolle, ob bei 1 kHz/155 mV am Eingang noch immer 155 mV am Ausgang anstehen. Wenn nicht, sind VR14 und VR24 (REC LEVEL") entsprechend zu justieren. Die Delta-10-kHz-Einstellung beeinflusst ja auch die Pegelverhältnisse bei 1 kHz, wie jedes Datenblatt ausweist.
Danach neuerlicher Umstieg auf 10 kHz/155 mV und Kontrolle, ob die 10 kHz innerhalb der Spezifikation bleiben (± 2 dB; die Tontechnik rechnet heute ausschließlich mit dem dekadischen Logarithmus; Neper ist romantische Vergangenheit!). Dein Messwert für die intendierten 155 mV muss demnach zwischen 123 und 195 mV liegen. Fehlt es da, so wäre dies mit VR13 und VR23 ("REC EQ-L") nachzuregulieren. Schütte hier nicht die Kinder mit dem Bad aus, weil du sonst irgendwoanders in den Höhen die Spezifikation verlässt. Die olle M5 klingt ja deshalb so 'schön', weil sich der Frequenzgang oberhalb 15 kHz schön gleichmäßig verbröselt. Auch bei 76 cm/s....
Sieh also nach, wie sich deine Maschine mit 19 cm/s bei 16 Khz geriert.
Bei 38 wäre wiederum der Höhenfrequenzgang zu kontrollieren, bzw. die Vormagnetsierung zu ändern, wenn die Maschine primär unter 38 cm/s betrieben werden soll, a sich auf jeden Fall anstreben würde, weil man sie sonst unter Wert betreibt. Doch mögen Andere das anders sehen.
Otari schenkte sich ja leider einen zweiten Satz VM-Potis, was ich schade finde, weil man damit ohne größere Not in einen qualitativen Kompromiss gedrängt wird, der schon mit der 25 Jahre älteren A77 Vergangenheit schien.
Das wäre es dann. Exemplarisch..... Fragen an meine Adresse, wennn sich schaltugsmäßig etwas tut, bin ich begierig zu erfahren, was da geboten wird.
Hans-Joachim
zum Abgleich und meiner "Strategie":
Im Übertragungsweg der BX56 befinden sich vor und hinter Band jeweils zwei Pegelpotentiometer, deren eines unmittelbar die Empfindlichkeit der symmetrischen Anpassverstärker (-keineswegs unsinniges- Geschenk an die tontechnische Tradition Deutschlands), deren anderes die dem Aufsprechverstärker zur Verfügung gestellte bzw. vom Wiedergabekopfverstärker kommende Spannung zu justieren erlaubt.
Die Frage nach einer zu revidierenden, nicht dokumentierten Modifikation auf Seiten eines unbekannten Vorbesitzers kollidiert regelmäßig mit der Ungewissheit, was wo modifiziert wurde, um wieder in den 'Werkszustand' zu gelangen. Das gilt auch hier, wo uns zwei Positionen pro Kanal für eine Pegeleinstellung mit ähnlicher Wirkung zur Verfügung stehen. Auch wenn die Unterschiede mit 3 dB hin oder her nicht sonderlich groß sind, so strebt man doch die Rückführung in den Werkszustand an, um Aussteuerbarkeit/interne Pegelverhältnisse/Restgeräuschphänomene wieder möglichst exakt so zu legen, wie das vom Konstrukteur in Fernost einmal geplant war. Mit Schaltung und ein wenig Rechnen sähe man sofort, wohin das driftet und kann sich dazu sogar noch etwas überlegen; uns aber fehlt diese Informationsquelle.
Da kam, auch wenn ich das gestern noch nicht soweit erkannte, Otari mit der in CN11 steckenden Platine zu Hilfe, die anhand deiner Fotos oben ziemlich sicher ein Logikbaustein zur Verteilung eines Steuersignales sein dürfte. Der 4011 (ein Spezial-IC besäße einen längeren Namen) ist ein 4-fach-Nand; zwei Halbleiter und eine Dickfilmschaltung sind neben ansonsten gleichen Widerständen zu erkennen. Hier werden daher wohl Pfade freigegeben oder gesperrt. Die Folgen des Abziehens haben ebenfalls Sinn in dieser Richtung, elektronisch passen sie auf meine Überlegungen, denen entsprechend die 97 mV das interne Nf-Spannungsniveau bilden, das ich wiederherzustellen beabsichtigte.
Eigentlich müsste dieses Niveau bereits jetzt wieder vorhanden sein, weshalb eine Wiedergabe deines Bezugsbandes 19,05 cm/s, NAB mit Bezugston (= "Calibration Tone", auch bei Otari) bei in CN11 gesteckter Hilfsplatine am Ausgang eigentlich 0,754 Volt (Differenz zwischen 250 und 257 nWb/m) ausgeben müsste. Wenn nicht (du hast 5.3.1.1-8 komplett durchgeführt!), so wäre der Fehlbetrag an VR15 und VR25 ("Repro Level") auszugleichen. Spätestens dann hätten wir wiedergabepegelmäßig von neuem den Ablieferungszustand der BX56 erreicht.
Frequenzgangabgleich Wiedergabe:
Wir verwenden wieder 63 Hz und 10 kHz. Millivoltmeter (möglichst gemeinsam mit Oszilloskop) am Bandgeräteausgang. Alle Automatiken werden abgeschaltet.
Deine Prüffrequenzen sind auf dem Bezugsband gegenüber 250 nWb/m um 10 dB reduziert aufgesprochen.
Das den Frequenzgangteil eröffnende 1-kHz-Band sollte daher mit 238 mV ausgegeben werden. Wenn nicht, stimmt bei deiner Einstellung oben etwas nicht oder das Bezugsband hängt nach unserem Theater schon etwas durch. (Herr D., der letzte Bezugsbandpapst bei AGFA-BASF-EMTEC sagte uns, dass ein Bezugsband nach 30 Wiedergaben seinen Ansprüchen nicht mehr genüge... mein ältestes dürfte an die 300 Male gelaufen sein, hüstel).
Also 1 kHz Frequenzgangteil: 238 mV
Danach kommt der 10-kHz-Spaltprüfungston, dessen 60 Sekunden Dauer man schon sinnvoll nützen kann, denn auch er kommt mit -10 dB auf 250 NWb/m; er muss sich auf 317 mV (238 mV + 2,5 dB = 317 mV) belaufen. Wenn nicht, reguliere das bitte an VR19 und VR29 nach. Danach folgen 16 kHz, die sich innerhalb der Spezifikation (± 2 dB) um 238 mV + 2,7 dB = 325 mV tummeln sollten.
Dann 63 Hz:
Hier sollten 310 mV ausgegeben werden. Wenn nicht, justierst du das bitte an VR31 und VR41 nach.
Damit sollte der Wiedergabezweig 19 cm/s ordentlich geostet sein. Der Wiedergabefrequenzgangsabgleich bei 38 (für den Pegel hat Otari nur ein für beide Bandgeschwindigkeiten gemeinsames Pot vorgesehen) fehlt aber noch, weil kein Bezugsband dafür vorhanden ist. Dieser Abgleich muss irgendwann nachgeholt werden.
Nun kannst du bei 19 cm/s den Aufnahmezweig einstellen. Ordentliches Band deiner Wahl auflegen, 1,55 V/1 kHz auf den Eingang legen, Aufnahme starten. Am Ausgang sollten 1,55 Volt anstehen. Wenn nicht, solltest du dies über VR14 und VR24 provisorisch korrigieren.
Danach Pegelreduktion um 20 dB (Eingangs- und Ausgangsspannung 155 mV), Umschalten auf 10 kHz, Suche des Pegelmaximums und Einstellung des bei 19 cm/s für das Band vorgesehehenen Delta-10-kHz-Wertes. Kontrolle, ob bei 1 kHz/155 mV am Eingang noch immer 155 mV am Ausgang anstehen. Wenn nicht, sind VR14 und VR24 (REC LEVEL") entsprechend zu justieren. Die Delta-10-kHz-Einstellung beeinflusst ja auch die Pegelverhältnisse bei 1 kHz, wie jedes Datenblatt ausweist.
Danach neuerlicher Umstieg auf 10 kHz/155 mV und Kontrolle, ob die 10 kHz innerhalb der Spezifikation bleiben (± 2 dB; die Tontechnik rechnet heute ausschließlich mit dem dekadischen Logarithmus; Neper ist romantische Vergangenheit!). Dein Messwert für die intendierten 155 mV muss demnach zwischen 123 und 195 mV liegen. Fehlt es da, so wäre dies mit VR13 und VR23 ("REC EQ-L") nachzuregulieren. Schütte hier nicht die Kinder mit dem Bad aus, weil du sonst irgendwoanders in den Höhen die Spezifikation verlässt. Die olle M5 klingt ja deshalb so 'schön', weil sich der Frequenzgang oberhalb 15 kHz schön gleichmäßig verbröselt. Auch bei 76 cm/s....
Sieh also nach, wie sich deine Maschine mit 19 cm/s bei 16 Khz geriert.
Bei 38 wäre wiederum der Höhenfrequenzgang zu kontrollieren, bzw. die Vormagnetsierung zu ändern, wenn die Maschine primär unter 38 cm/s betrieben werden soll, a sich auf jeden Fall anstreben würde, weil man sie sonst unter Wert betreibt. Doch mögen Andere das anders sehen.
Otari schenkte sich ja leider einen zweiten Satz VM-Potis, was ich schade finde, weil man damit ohne größere Not in einen qualitativen Kompromiss gedrängt wird, der schon mit der 25 Jahre älteren A77 Vergangenheit schien.
Das wäre es dann. Exemplarisch..... Fragen an meine Adresse, wennn sich schaltugsmäßig etwas tut, bin ich begierig zu erfahren, was da geboten wird.
Hans-Joachim