Siemens V282c für besser ausgesteuerte Bänder?
#34
Zitat:mk1967 postete
Je kürzer die Integrationszeit beim Behringer, umso besser, also kann ich die Anzeige des Pultes ohne Bedenken benutzen??
Ja und nein. Wie oben bereits angesprochen, geht das natürlich, deine Behringeranzeige suggeriert dir aber eine ca. 10-15 dB höhere Aussteuerung. Dieser Wert lässt sich nicht zuverlässig festlegen, weil er von der Beschaffenheit der im Signal vorhandenen Pulse abhängt, weshalb bei Orgelmusik u. U. auch gar keine Unterschiede auftreten, bei reiner Schlagzeugmodulation aber vielleicht gar 20 dB zu konstatieren sind. Bei analogen Speichern muss ja grundsätzlich hingehört werden, ob die de fcto immer auftretenden Sättigungen noch tolerabel sind.
Je kürzer die vorhandenen, hochpegeligen Impulse sind, umso (mathematisch) korrekter zeigt dein Behringer diese im Vergleich zum U70 an, weil man die korrekte Erfassung der Pulse ja für die heutige digitale Peripherie benötigt, wo jpraktisch jeder geringfügig länger andauernde Übersteuerungsversuch ins hörbare Krachen führt. Ich nehme deshalb an, dass die Integrationszeit deiner Behringer-Messeinheit 1 ms beträgt. Das ist 'so' eine Integrationszeituntergrenze für digitale Anwendungen. 10 ms haben sich aber über Jahrzehnte für die analoge Aufzeichnung bewährt, weshalb man auch im Sinne des Kompromisses aus Klirrfaktor, Restrauschen und Aussteuerbarkeit dabei bleiben sollte. (Vom VU-Theater mit 250 bis 300 ms zu schweigen, das -gemessen an unseren aktuellen Diskussionen- dem Blindflug gleichkommt. Instrumentenfrei und mit Bruchlandungen natürlich.)

Zitat:mk1967 postete
Was den U70 angeht: parallel zur Bandmaschine anschließen hieße also, buchstäblich parallel an denselben XLR-Stecker eines der beiden Bandmaschinen-Kanäle - oder wäre das doch ein bißchen ZU rustikal?
Das ist nicht rustikal, sondern genau das, was in den Studios gemacht wurde und damit vom Konzept des Messwerks U70/J45 bzw. J47 gemeint war. Darüber hinaus konnte man den Aussteuerungsmesser auch über Steckfelder, mechanische oder elektronische Umschalter und dergleichen mehr in der Anlage (auf die PFL-Schiene, den Ausgang diverser vorhandener Magnetofone in die Einspielwege, auf die diversen Hilfssummen etc. pp.) 'herumschalten', denn so ein U70 ist ja mehr als nur ein reiner Aussteuerungsmesser, wie ich oben schon andeutete.

Schließe vielleicht einmal einen hinreichend pegelstabilen Tongenerator an den Eingang des U70 an, gleiche bei 1 kHz auf 0 dB ab und drehe dann den Tongenerator von 20 Hz bis 20 kHz (bei konstanter Generatoramplitude) durch. Du erhältst dann in der Anzeige über den Daumen den Frequenzgang deines U70, der ohne gröbere Abweichungen von 40 bis 15 kHz reichen sollte. Darüber und darunter wird er wohl abfallen, womit auch die Bereiche markiert sind, die du für Betriebs[ein]messungen mit seiner Hilfe meiden solltest (wovon ich oben auch schon sprach).

Zitat:mk1967 postete
Kann man die Unklarheit/Ungenauigkeit mit dem 20-dB-Schalter eigentlich auch einfach ignorieren - zumal man den ja lt. Anleitung nur braucht, um irgendwelche Störpegel zu messen?
Ja, kann man ohne weiteres. Gleiche bei 1 kHz einmal auf -20 dB ab und drücke dann den 20-dB-Schalter. Kommt dat Dingen dann bei 0 dB heraus? So führt man übrigens Bandgeräteeinmessungen durch: Pegel -20 dB aufs Band, 20-dB-Taste arretieren, womit die Anzeige in der hohen Skalenauflösung um 0 dB herum zu liegen kommt. Dort kann man dann sehr genau nach der Delta-10-kHz-Methode justieren.

Zum Anzeigefehler (der liegt noch in der Spezifikation!, vgl. Braunbuchblatt!) musst du bedenken, dass die Logarithmierung beim Röhren-U70 nur mit einer einzelnen (Silizium-)Diode erfolgt ("S33" ist sie -glaube ich- benannt), deren im Anfangsbereich gekrümmte Kennlinie man für die Logarithmierung heranzieht. Die zweite, offenbar (ich habe das nie angeschaut) thermisch gekoppelte Diode dient allein der Stabilisierung der thermisch ansonsten sehr instabilen, also ungenauen und driftbehafteten Schaltung. Später verwendete man dann den geraden Teil der Kennlinien von fünf bis sieben gleichspannungsvorgespannten Dioden als Matrix, die nach Art von Tangenten eine, dann auch justierbare Logarithmierungskennlinie definierten. Damit war nicht nur die thermische Instabilität der alten Schaltung (ab U10 von 1937 gängig!) umgangen, man war für die Logarithmierung auch nicht mehr auf die herstellungsbedingte Zufälligkeit des Verhaltens einer einzelnen Diode am Anfang ihrer Kennlinie angewiesen.


Den IRT-'Braunbuchmann' kenne ich übrigens; leider kämpft auch er schon mit gesundheitlichen Handicaps. Seine Aktivität auf dem Server ist auf seine ganz persönliche Initiative zurückzuführen; ohne ihn wäre die Blattsammlung im IRT wahrscheinlich sang- und klanglos in Dampf aufgegangen.
Soviel zum fachlich-kulturellen Verständnis unserer heutigen 'Geschäftsleitungen'. Was unsere Kinder und Enkel einmal über uns denken werden?: Vermutlich "Sanierungsfall Deutschland." Ich empfehle die Aufsätze hinter folgenden Links zur fachlichen Kompetenz unserer politikoi der allgemeinen Lektüre, da Robert von Heusinger und Joachim Jahnke nicht gerade unter die wirtschaftswissenschaftlich Minderbemittelten gehören. Wer es nicht glauben mag, recherchiere hinter den Persönlichkeiten her:

http://blog.zeit.de/herdentrieb/?p=64
http://www.jjahnke.net/body_rundbr11.html#sanierung

Hans-Joachim
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