Siemens V282c für besser ausgesteuerte Bänder?
#32
Lieber Michael,

immer wenn so viel Zeit vergeht, läuft man trotz des mir -von anderen- nachgerühmten minutiösen Gedächtnisses Gefahr, nicht mehr recht zu wissen, was "in illo tempore" en detail Sache war. Das gilt auch hier. Ich müsste jetzt den gesamten Schriftverkehr von neuem durchlesen, also (Audio-)Rechnerbackups, Mails und sonstiges Schriftmaterial herholen und durcharbeiten. Das lasse ich jetzt einmal, denn wir sind schon mit deinen Angaben -gleichgültig, ob sie sich von denen deinen Mitkonkurrenten unterscheiden oder nicht- mittenin der ursprünglichen Diskussion um die Integrationszeitfrage bei Aussteuerungsmessern, an der du aufgelaufen bist.

Die Abweichung des Eichsignales bei 10 ms (0 dB vs. -2 dB) dürfte eigentlich nicht sein und spricht für einen Umpolfehler deines individuellen Anzeigeverstärkers, wenn du keinen anderen Fehler (Präsenzsteller nicht auf Mitte bzw. Null?) begangen hast, bzw. dir nicht doch irgendein Problem deines 'Setup' -"wie lieblich klingt es in den Ohren, dies Wort, mein..."- entgangen ist. So etwas kann immer vorfallen.

Der Umpolfehler könnte auf der Pegel- oder der Zeitachse entstehen, wenn z.B. positive und negative Halbwellen nicht gleich groß oder -bei kurzen Pulsen- die Anzahl positiver und negativer Halbwellen nicht gleich groß sind bzw. sein können. Wenn nämlich die Pulszeit kürzer ist als eine Vollwelle dauert, kann man diese Vollwelle nicht mehr messen.
Arbeitet die Anzeigeschaltung des Pultes nur mit Halbwellengleichrichtung und Spannungsverdopplung, kommen solche Dinge natürlich prinzipimmanent vor. Einen Fehler auf meiner Seite schließe ich aus, weil es genau dazu Gedanken gab und zusätzlich der Gleichstromoffset der Aufzeichnung überprüft wurde.

Insofern stoßen wir hier wohl an eine Behringer-Grenze, die sich aber von solchen der Studers und TCs, Schoepsens und Neuleute, MBs und EMTs, Dolbys, Telefunkens und So-nies (prof.) NICHT unterscheidet: Man nimmt Bauteile und Konzepte so, wie sie kommen; was in der definiert angelegten Endkontrolle dann nicht hängen bleibt, geht eben an den Kunden. Das ist bei Behringer schon gemäß der Erhebungen von C. F. Gauß zahlenmäßig 'etwas' mehr, kommt also 'öfter' vor. Derlei Erinnerungen erfuhren wir 'mal alltäglich auf dem 10-DM-Schein. Doch das war zu anderen Zeiten, als kritischer Intellektualismus in diesem Laden noch zum Heruntergejammern durch Lobbyistenveeinigungen anstand. Heute ist das nach 16 Jahren Dickem und 7 Jahren Neubildungsbürger erfolgreich hinter uns, so dass mit sauerländischer Zwergschulbildungsunterstützung "durchregiert" und "Du bist Fahne" exerziert werden kann.
Man muss nur hinschauen, weshalb ich nicht nur politische Geschichten erzähle. Ich habe immer "hingeschaut" und weiß -siehe oben-, dass das Wasser leider zu häufig anbrennt. Auch bei mir.

Wir sehen an deinen Feststellungen, dass die Behringermessschaltung auf die Verwendung mit digitalem Equipment hin, also mit kurzen Integrationszeiten konzipiert wurde (klar, was denn sonst).
Mit analogen Speichern, für die im professionell-analogen Deutschland eine Integrationszeit von 10 ms genormt ist/war und damit auch allen üblichen professionellen Angaben zugrundeliegt, neigst du damit bei deinen Aufnahmen -je nach Anlage des Originalsignales- der signifikanten Untersteuerung zu. Das kann bei Schlagzeug, Schlüsselklirren, Knallen erhebliche Größenordnungen der Anzeige erreichen, die aber -leider- immer von der Signalbeschaffenheit abhängig sind. Man kann daher ohne Kenntnis des Signales nicht sagen, "schlage einfach 10 dB zu oder so etwas zu", sondern muss das Signal im Ohr behalten.

Rundfunkanstalten haben das zwar (umgekehrt: analoge Peripherie an digitalen Speichern) mit DAT, DTRS etc. so gehandhabt ("Referenzpegel" bzw. "Reference Level") glücklich ist unsereins damit vor allem bei digitaler Messung an analogen Speichern aber nicht. Insofern ist bei dir der Einsatz des vorhandenen U70 der wirklich schönste und ordentlichste Ausweg, der ohne Änderungen an den Gerätschaften beschritten werden kann.
Den U70 schließt man parallel mit der M10 an den symmetrischen Ausgang an, hält ihn im guten Zustand (Ersatzröhren beschaffen), sieht zu, ob man einen zweiten mit Lichtzeiger bekommt und misst nun (nach tadelloser Einmessung der M10) amtlich.
Wohl -und mit Hilfe von Uli Behringer- wissend, dass "amtlich" keineswegs "unbedingt richtig" bedeutet. Treten also exzessiv hohe Pegel bei kurzen Signalanstiegszeiten auf, muss man mit dem Pegel auf dem U70 zurückgehen, um hörbare Übersteuerungen zu vermeiden. Das war immer so.

Wenn dein U70 beim Drücken der 20-dB-Taste einen Fehler von einem dB aufweist, so entspricht das seiner implementierten Genauigkeit, der man aber gegebenenfalls mit einer Nachjustage aufhelfen könnte, nachdem man die Ursache (Schalterdämpfung oder Logarithmierung) geklärt hat. Da die Logarithmierung nur mit einer Einzeldiode erfolgt, müsste man in diesem Falle wohl (es gibt einen Ausweg, aber da muss man an die 'Integrität' des U70 dran) die Segel streichen. Ist der 20-dB-Spannungsteiler R11/R12 (90k/10k) nicht in Ordnung, so kann man dort nachgleichen. Die Braunbuchblätter zum Gerät solltest du ja haben (wenn nicht: sehr schönes Repro auf den Seiten des IRT!).

Im Hinblick auf die modernen Forderungen nach Frequnezlinearität bis den 20 kHz-Bereich hinein, könnte man sich fragen, wie sich der Hochpass zwischen System 1 und 2 der Röhre 1 (ECC 81) deines/deiner individuellen U70 verhält. Der U70 (Betriebseinführung 1956) gehört nämlich voll der 15-kHz-Zeit an, in der man, na ja, ganz RRG-like, alles, was oberhalb 15 kHz anfiel, nur 'nachrichtlich' dahingehend erfasste, ob ein anständiger Abfall, keinesfalls aber ein Anstieg vorlag. Man löschte ja noch immer mit 40 kHz! Prüfen wir dann heute Bandgeräteeinmessungen bis gegen 20 kHz mit einem solchen Messgerät, das -normgemäß- bei 18 kHz auf -3 dB abfällt, suggeriert uns das einen zu korrigierenden Mangel, der jedoch nicht vorliegt, sondern Ursache im gewollten Konzept des Anzeigers hat. Geht man dann ans Basteln (in der Bandmaschine) baut man sich anhand der extensiven Einstellungsmöglichkeiten der zeitgenössischen M5 und M10 eine liebliche Resonanzbeule in den Frequenzgang, was nun nicht sein muss.

Der benannte Tiefpass kann überbrückt (nicht folgenlos, klar, aber jenseits Behringer sollte keine Bandgeräte-Hf mehr nachzuweisen sein) oder (durch Vergrößerung der Cs) umdimensioniert werden, was aber (so überhaupt) mit Umsicht geschehen sollte, zumal ich selbst U70 in den Fingern hatte, die bei 20 kHz -3 dB noch nicht erreicht hatten. Meine beiden eigenen Röhren-U70 habe ich noch nicht Betrieb gehabt. Grundsätzlich muss deshalb jeder Manipulation eine genaue betriebspraktische Erfassung der Tiefpasseigenschaften vorausgehen (Gitter Röhre 2).

Bei solchen Unternehmungen wie den in der Diskussion stehenden lernt man als NUTZER eminent viel zum technischen Apparat, über den man vermeintlich so souverän herrscht. Die Frage ist nämlich in erster Linie nicht die nach der hohen Qualität, sondern die, wie man diese über welche Untiefen hinweg erreicht. Dabei helfen einem nicht High-End, dicker Gledbeutel und Glaubenbekenntnis (nichts gegen das "Credo" aus Bachs H-moll-Messe...), sondern am besten high-knowledge, dem allein -neben einem ordentlichen Quantum Glück- hochwertige Aufnahmen aus der Frühzeit des U70 zu danken sind.

Ich habe wieder gefaselt, dass sich die Balken bogen; sollte ich das aus den Augen verloren haben, was noch viel wichtiger wäre: nachfragen hilft. Ich muss jetzt erst einmal meinen Tee runterschütten.

Hans-Joachim
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