04.09.2020, 08:13
timo,'index.php?page=Thread&postID=268185#post268185 schrieb:nick_riviera,'index.php?page=Thread&postID=268184#post268184 schrieb:Wo ich keinen Sinn mehr drin sehe, sind die ganzen Kompakt Digitalkameras, deren Innenleben sich oft auch kaum von einer Handykamera unterscheidet. Das war meine Frage.
Genau das habe ich in Beitrag 249 aber schon beantwortet. (Wen interessiert das Innenleben?)
Wobei ich Dir in einem Punkt ansatzweise recht gebe: Bei einigen einfachen Kompakt-Kameras wie meiner kleinen "Mitnehm-Knipse" Nikon Coolpix A10 (Fehlkauf!) sind die Vorteile gegenüber einem Telefon überschaubar. Außer dem 5x-Zoom mit Weitwinkelbereich fällt mir da nicht viel ein. Sie hat allerdings für mich insofern ihre Berechtigung, als daß ich normalerweise mein berufliches Telefon in der Freizeit nicht mit mir herumtrage(n will).
ich denke, die Meinungen zu Smartphone-Kameras sind von zwei Faktoren geprägt - einmal, dass man die Dinger sowieso innerlich ablehnt und zum anderen, dass die meisten die wirklich guten und aktuellen Smartphone Kameras überhaupt noch nie in der Hand hatten. Es ist nämlich durchaus nicht so, dass das "innenleben" der Kamera so unwichtig ist, wie Du glaubst. Dieser Glaube stammt noch aus der Analogzeit, wo im Wesentlichen die Optik die Qualität bestimmt hat, weil das Aufnahmemedium austauschbar war, und die Kamera keine weitere Intelligenz eingebaut hatte. Heute spielt neben der Optik die Qualität des Aufnahmechips eine wesentliche Rolle, und sorry, dieser ist in einem aktuellen Smartphone der oberen Preisklasse um Welten besser als in diesen Aldi-Kompaktkameras. Das schärfste und tollste Objektiv nutzt Dir bei Digitalkameras nichts, wenn der Chip keinen vernünftigen Tonwertumfang abbilden kann, und die Details im Farbrauschen verschwinden. Was die Rauschfreiheit und die Detailzeichnung besonders bei schlechtem Licht angeht, da sind Smartphones mittlerweile ganz vorne. Ich kann Dir gerne mal Beispielbilder per PN zukommen lassen, wenn es Dich interessiert.
Der zweite Faktor ist, dass Smartphones eine viel leistungsfähigere "Computer-Hardware" haben als Kompaktkameras. Jeder Vertreter der "reinen Lehre", der automatische Korrekturfunktionen ablehnt, sollte sich überlegen, dass seine eigenen Augen extrem schlechte Objektive sind, und dass es der "Nachbearbeitung" im Gehirn zu verdanken ist, dass wir überhaupt Bilder in der Qualität wahrnehmen können, wie wir es können. Was mich an Smartphones schon lange fasziniert, und was ich so noch bei keiner Kompaktkamera gefunden habe, ist, dass man einfach draufhält, knipst, und das Bild sieht anschließend so aus, wie ich es selber gesehen habe. Dieses Verhalten ist vor allem an Stellen ein Segen, wo man sonst aus Gründen des Aufwandes immer keine oder zu wenige Bilder knipst - wenn man ein Tonbandgerät restauriert zum Beispiel, und es toll wäre, die Arbeitsschritte mit Fotos zu dokumentieren. Mit der Kamera war mir das immer schnell zu viel Stress, mit dem Smartphone mache ich das.
Wie unwichtig das Objektiv im Verhältnis zum "innenleben" mittlerweile geworden ist, das kannst Du sogar praktisch erleben, wenn Du kein Smartphone anfassen magst - Nimm mal z.B. das 18-55mm Kit-Objektiv der jetzt rund 15 Jahre alten Nikon D40X, die damals eine gute Einsteiger DSLR war, und schraube es auf eine aktuelle D7500, die 2019 auf den Markt gekommen ist. So gute Objektive kannst Du auf die kleine D40X gar nicht draufsetzen, dass die an Schärfe und Tonwertumfang nur annähernd das schafft, was die D7500 aus dem "Plastik-Objektiv" rausholt.
Um es nochmal zu betonen - mir ging es nicht darum, mich zu fragen, wieso sich jemand in Smartphone Zeiten überhaupt noch eine Kamera kauft. Ich denke lediglich, wer wirklich Spaß an Fotografie hat, der sollte sich keine Kamera ans Bein binden, die eigentlich nur die Nachteile aller Kameraformen in sich vereint, nur, weil er Angst hat, mal was grundlegend neues auszuprobieren. Aber so ist es halt - die Leute fahren ja auch Sharans und SUVs statt Kleinbussen und echten Geländewagen.
Gruß Frank