Die TK5 - Grundigs erster rotierender Bestseller
#3
...
Mal abgesehen von den abgerundeten Ecken und Kanten zeigt sich der Grundig-Koffer von außen als regelmäßiger Quader, ohne formale Besonderheiten. Der Koffer war immer zweifarbig, mit goldfarbenen Beschlägen und wenigen Verzierungen versehen. Die erste Version ist braun in braun ausgeführt. Die anderen mir bekannten TK5 zeigen einen genarbten Kunststoff-Bezug von Unterseite und Deckel in einem hellen grün oder blau; der Bezug des restlichen Gehäuses ist dann in einer grauen Loch-Optik gehalten.

   

An einer Schmalseite ist ein Vinyl-Band als Griff angebracht; in der ersten Version war der Griff noch ein Leder-Band gewesen. Auf der gegenüberliegenden Schmalseite sind vier goldfarbene Metall-Füße mit dem Koffer verschraubt. Von innen waren die Muttern zuerst sogar verlackt gewesen, so dass die Füße nicht versehentlich verloren gehen können sollen. An der Unterseite des Koffers befinden sich vier Kunststoff-Füße.

   

Zierelemente der TK5 sind der Grundig TK5-Schriftzug auf dem Gehäusedeckel, der Grundig-Schriftzug auf dem Kopfträger-Deckel und, darunter gelegen, das Grundig-Emblem auf der Abdeckung der Bandführung. Weitere Zierelemente sind die in goldener Farbe gehaltenen Scharniere und der Verschluss des Deckels, zwei horizontal, übereinander angeordnete umlaufende goldfarbenen Metall-Bänder, die vier goldfarbenen Füße, sowie ebenfalls goldfarbene Schraubenköpfe, die die beiden Drehschalter krönen.

   

Der Deckel-Verschluss ist deutlich solider, massiger ausgeführt als jener der zeitgenössischen Uher
. Insbesondere die Mechanik der ersten Generation, bei dem, neben dem Schloss, bewegte Elemente verbaut sind, könnte die Gefahr bergen, dass der Verschluss hakelig wird. Das ist mir tatsächlich noch nicht passiert. In einer späteren Generation ist der Verschluss etwas einfacher ausgeführt, drehbar gelagert. Auch hier kenne ich keinen Fall, bei dem er seine Funktion eingestellt hätte.
In den mir vorliegenden Bedienungsanleitungen von 1957, aber auch in Prospekten der verschiedenen Jahrgänge, ist übrigens immer die selbe andere Form von Koffer-Verschluss an einer TK 5 mit einfarbiger Frontplatte und mit Vinyl-Griff abgebildet, die ich live noch nicht gefunden habe, bei der die gesamte Mechanik verdeckt eingebaut ist. Solche Verschlüsse kenne ich von Schreibmaschinen- oder Dia-Projektoren-Koffern. Ob das jemals Eingang in die Serie gefunden hat, ist mir nicht bekannt. In der 3D-Revue [34] von 1955 ist er jedenfalls auch abgebildet, ebenso im Prospekt der „Hi-Fi-Wunschklang-Serie“ [35] von 1956.

Die beiden rückwärtigen Scharniere sind gesteckt, so dass sich der offene Deckel abnehmen lässt. Hingegen ist es kaum möglich, den geöffneten Deckel am Scharnier hängend zu belassen: Ziemlich sicher rutscht der dann aus seiner Halterung.

Der Deckel ist aus Holz geformt, ebenso das einteilige Koffer-Gehäuse: der Boden lässt sich also nicht abnehmen. Auch hier ist die Grundig-Lösung etwas einfacher gestrickt, als die von Uher.

Der eigentliche Koffer besteht aus unbehandelten Fertigteilen, die mit Hilfe von Klebstoff, Krampen und von Nägeln zusammengefügt wurden. Der frühen Version mit dem Blech-Bezug sieht man hier und da die Handarbeit in der Holz-Verarbeitung an. Im „Normalbetrieb“ ist das Konstrukt, hier wie da, solide und ausreichend; wird der Koffer - zum Beispiel heute im Versand - fallen gelassen, birgt die Konstruktion, ganz im Gegensatz zum Metallgehäuse der Uher 95
, die Gefahr, das der Koffer sich in seine Einzelteile auflöst. Aber das halt nur unter Bedingungen, für die er nicht konzipiert worden war.

   

Nach vorn hat das Gehäuse eine Öffnung, hinter der sich der Montagerahmen für den Lautsprecher verbirgt. An der daneben liegenden Seitenwand befinden sich zudem, zwischen den Gehäuse-Füssen zwei Aussparungen, die einerseits als Schallöffnungen dienen, andererseits die Belüftung des Koffers ermöglichen; die frühen Versionen hatten solche Öffnungen zusätzlich auf der Griff-Seite gehabt.

   

Nach hinten ist die Holzkonstruktion ebenfalls offen; hier ist ein selbsttragender Kunststoff-Rahmen eingelassen, in dem die beiden Metall-Türen verankert sind, hinter denen das Netzkabel eingelegt und zwei Sicherungen, sowie der Spannungswähler verborgen sind. Zwischen den Türen sind in diesem Rahmen Durchbrüche für das Anschlussterminal mit vier Buchsen gelassen.
Die dritte Geräte-Sicherung ist übrigens nur bei ausgebautem Chassis erreichbar.

   

Das Kabelfach wird von innen lediglich durch eine feste Pappe gebildet, die an ihrer oberen Seite mit einer Schraube samt Unterlegscheibe mit dem Gehäuse verbunden ist, so dass sie sich, soweit sie dort nicht sowieso schon ausgerissen ist, einfach lösen lässt, damit das komplette Netzkabel, samt Stecker, nach innen geschoben werden kann, wenn das Chassis entnommen werden soll. Letztlich steht diese Pappe so wenig unter Last, dass dieses Material tatsächlich ausreicht, um das Kabelfach auch noch nach sechzig Jahren mechanisch sicher von dem Chassis abzutrennen. Selbst dann, wenn das Schraubenloch bereits ausgerissen sein sollte. Selbst dann, wenn, wie es häufig scheint, der originale Stecker irgendwann gegen einen größeren Schuko-Stecker getauscht worden ist.

   

Am Kofferboden zeigt sich der Versions-Unterschied zwischen frühen Modellen und der Serie von außen am deutlichsten: Die ersten Grundig TK5 haben hier drei parallel liegende Reihen mit jeweils fünf runden Löchern, in die einzelne Kunststoff-Gitter eingesetzt sind. Bei allen anderen mir bekannten Koffern hat der Boden einen rechteckigen Ausschnitt, in den ein großes Kunststoff-Gitter eingelassen ist. Von diesem Gitter hat es mindestens zwei geringfügig unterschiedlich gestaltete Versionen gegeben, die jedoch zeitlich nicht zuzuordnen sind, scheinbar gemischt verwendet worden waren. Auch dies Gitter dient der Belüftung und natürlich als Schall-Öffnung. Das Kunststoff-Element ist von innen, mit Hilfe von metallenen Klemmfedern auf vier Kunststoff-Bolzen, die Teil des Werkstückes sind, befestigt. Das Gitter lässt sich also nur von innen lösen. Der Produktions-Aufwand für nur eine, rechteckige Öffnung und nur ein herzustellendes und einzufügendes Gitter war natürlich viel niedriger gewesen.


Kurz unter der Ebene der Oberseite der Seitenwände des Koffers ist innen an beiden Schmalseiten je ein Schemel befestigt, in die je zwei Stehbolzen eingelassen sind. Diese Bolzen enden an ihrer im Gehäuse befindlichen Seite in einem seitlich abgewinkelten Bügel, der von unten auf der Querlatte aufliegt, und der verhindert, dass seine Verschraubung den Bolzen nach oben aus dem Loch ziehen kann. Von oben war der Bolzen bei den ersten beiden Generationen mit einem Sprengring gesichert, so dass er bei abgenommenem Chassis nicht nach unten durch das Loch rutschen kann. Diese Sicherungsklammer scheint später verschwunden, was die Herstellung preiswerter gemacht haben wird.

   

Auf die Schemel wird das Chassis gelegt. An seiner Unterseite befinden sich an dessen „Ecken“ vier Aussparungen, in die jeweils recht massive Gummiblöcke eingelegt sind, auf die die gesamte Platine mit sämtlicher Mechanik und Elektronik aufliegt und sie also abdämmen. Die Schwingungsübertragung wird reduziert, damit das Betriebsgeräusch der Grundig leiser.
Durch die Blöcke sind jeweils kurze Metallhülsen gesteckt, durch die die erwähnten Stehbolzen geführt werden. Über das Stück der Hülsen, das über die Ebene des Chassis hinaus ragt, ist jeweils ein Gummiring gelegt und auf den wiederum eine Metallscheibe, auf die die Mutter zu liegen kommt, mit der das Chassis über die Stehbolzen verschraubt wird. Auch diese Gummiringe dienen der Entkopplung.

   

Wer bei der Grundig den Deckel erfolgreich geöffnet hat, der sieht eine lackierte Metall-Platte mit einigen Kunststoff-Elementen vor sich.
Die erste TK 5 hatte sich von oben einheitlich braun, im Design der älteren Reporter- oder Recorder-Bandgeräte gezeigt. Diese Farbe, die heute eher mit einer gesunden Darmtätigkeit in Verbindung gebracht wird, weist eine leicht rauhe Oberfläche auf und bedeckt die gesamte Frontplatte. Die späteren TK5 waren bunter und in glattem Finish lackiert gewesen.

   

Die braune Version der TK5 zeigt vier fest mit der Frontplatte verbundene, ebenfalls braune Kunststoff-Elemente, die sich nicht unzerstört lösen lassen; sie sind nicht geklebt oder nur gesteckt, sondern eingesteckt und rückseitig angeschmolzen, also verschweißt: zentral gelegen die Abdeckung des Kopfträgers; links daneben der Rahmen für das Aussteuerungs-Instrument, über den Durchbrüchen für die beiden Dreh-Schalter jeweils ein Zierkeil, der auf die aktive Funktion beziehungsweise den eingestellten Pegel weisen soll.

   

Außerdem befindet sich linksseitig ein Loch, das mit einer roten Folie hinterklebt ist und ist ein Kunststoff-Sichtfenster für das Bandlängen-Zählwerk von hinten gegen das Metall geklebt.

   

Ein funktionaler Unterschied zwischen der frühen und den späteren Modellen habe ich in dem Schnellstop-Schieber gefunden. In der braunen TK5 ist dieser einteilig, in den blauen und grünen Modellen zweiteilig und damit arretierbar ausgeführt.

In allen Serien weist die Frontplatte vier kleine Löcher, zwei auf jeder Seite des Ausschnitts für die Bandführung auf. Hinter den unteren beiden Löchern, die mit einer Metallhülse gesichert sind, ist je ein Federdraht gespannt. Hier lässt sich die Kunststoff-Abdeckung der Bandführung einstecken. In das obere Lochpaar greifen zwei Führungsnasen aus Kunststoff ein, in das untere zwei Metallspitzen mit einer Nut, in die die Federdrähte einrasten und das Bauteil fixieren.

   

Der in allen Versionen immer gold eingefärbte Grundig-Schriftzug ist ein Metall-Teil, dessen Befestigungsstifte durch die Kopfträgerabdeckung hindurch gesteckt und rückseitig umgebogen sind; Klebstoff wurde hier nicht verwendet. Das Grundig-Emblem wurde auf die Abdeckung der Bandführung geklebt und fehlt daher heutzutage häufig.

Zeittypisch ist die Frontplatte so geformt, dass der Bereich unter den Spulen etwas eingezogen ist, die Bandteller über diese Ebene hinaus stehen und somit die bewegten Spulen keinen Kontakt zum Metall bekommen sollen. Zwischen den Spulen, oberhalb der Achse der Bandteller, liegt das Bandlängenzählwerk mit einer dreistelligen Anzeige von übereinander liegenden Zahlentrommeln. Über der Anzeige bricht ein gezahntes Rad durch die Frontplatte, mit dessen Hilfe sich das Zählwerk verstellen lässt.

   

Links und rechts neben der Abdeckung der Bandführung liegen ovale Bohrungen für das Aussteuerungsinstrument und den Schnellstop-Schieber.
Auf der gleichen Ebene liegt links daneben ein Pegelregler mit Knauf, gekrönt von einem geriffelten Drehknopf. Im selben Design, aber einteilig, befindet sich ganz rechts ein Knebelschalter für die Betriebswahl.

   

Wem die Beschreibung bekannt vorkommt: Das ältere, größere TK9-Chassis sieht nicht nur nahezu genau so aus, wie die TK5, es waren teils auch die gleichen Anbauteile verendet worden, was die Produktion erheblich vereinfacht haben dürfte. ...
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Koffer, aber nicht nur. - von Matthias M - 26.01.2016, 21:44
Quadratisch, praktisch ... gut? - von Matthias M - 26.01.2016, 21:52
Mechanik. - von Matthias M - 26.01.2016, 21:59
Bedienung. - von Matthias M - 26.01.2016, 22:02
Zerlegifix komplettibus. - von Matthias M - 26.01.2016, 22:06
Service. - von Matthias M - 26.01.2016, 22:09
Einordung und Quellen. - von Matthias M - 26.01.2016, 22:12
[Kein Betreff] - von UHER-Report-Fan - 27.01.2016, 00:01
[Kein Betreff] - von maddin2 - 27.01.2016, 15:50
[Kein Betreff] - von timo - 27.01.2016, 15:58
[Kein Betreff] - von besoe - 27.01.2016, 16:20
[Kein Betreff] - von TSF - 27.01.2016, 17:10
[Kein Betreff] - von burlimann - 27.01.2016, 18:30
[Kein Betreff] - von maddin2 - 27.01.2016, 18:36
[Kein Betreff] - von Matthias M - 27.01.2016, 22:22
[Kein Betreff] - von kesselsweier - 27.01.2016, 23:31
[Kein Betreff] - von PSMS - 28.01.2016, 13:05
[Kein Betreff] - von nick_riviera - 28.01.2016, 13:33
[Kein Betreff] - von Ragnar_AT - 28.01.2016, 14:42
[Kein Betreff] - von Matthias M - 28.01.2016, 15:12
[Kein Betreff] - von maddin2 - 28.01.2016, 19:03
[Kein Betreff] - von Matthias M - 29.01.2016, 14:01
[Kein Betreff] - von maddin2 - 29.01.2016, 19:18
Noch mehr zum TK5 - von Vollspurlöschkopf - 01.02.2016, 21:11
[Kein Betreff] - von Matthias M - 02.02.2016, 13:41
[Kein Betreff] - von nick_riviera - 04.02.2016, 11:12
[Kein Betreff] - von Matthias M - 04.02.2016, 18:25
[Kein Betreff] - von maddin2 - 04.02.2016, 21:58
[Kein Betreff] - von cisumgolana - 05.02.2016, 10:09
[Kein Betreff] - von nick_riviera - 06.02.2016, 16:24
[Kein Betreff] - von maddin2 - 07.02.2016, 10:42
[Kein Betreff] - von Ragnar_AT - 07.02.2016, 13:07
[Kein Betreff] - von nick_riviera - 07.02.2016, 18:43
[Kein Betreff] - von besoe - 07.02.2016, 18:59
[Kein Betreff] - von Matthias M - 07.02.2016, 21:17
[Kein Betreff] - von nick_riviera - 08.02.2016, 18:44
[Kein Betreff] - von leserpost - 06.09.2016, 07:31
[Kein Betreff] - von uhrjeckholgi - 06.09.2016, 08:40
[Kein Betreff] - von nick_riviera - 06.09.2016, 11:29
[Kein Betreff] - von uhrjeckholgi - 06.09.2016, 20:38
[Kein Betreff] - von Vollspurlöschkopf - 07.09.2016, 11:49
[Kein Betreff] - von Bandomatic1 - 08.09.2016, 12:36
[Kein Betreff] - von uhrjeckholgi - 08.09.2016, 20:18
[Kein Betreff] - von TK 240 - 09.09.2016, 21:22
[Kein Betreff] - von Vollspurlöschkopf - 09.09.2016, 21:47
[Kein Betreff] - von Matthias M - 09.09.2016, 23:28
[Kein Betreff] - von TK 240 - 10.09.2016, 05:14
[Kein Betreff] - von TK 240 - 10.09.2016, 05:16
[Kein Betreff] - von nick_riviera - 10.09.2016, 13:46
[Kein Betreff] - von Friedrich Engel - 10.09.2016, 14:58
[Kein Betreff] - von tk141 - 29.07.2019, 17:40
[Kein Betreff] - von peter_l - 10.04.2020, 00:15
[Kein Betreff] - von Vollspurlöschkopf - 10.04.2020, 07:19
[Kein Betreff] - von kaimex - 10.04.2020, 08:08
[Kein Betreff] - von peter_l - 10.04.2020, 11:39
[Kein Betreff] - von PSMS - 10.04.2020, 20:11
[Kein Betreff] - von PSMS - 11.04.2020, 22:56
[Kein Betreff] - von PSMS - 22.04.2020, 04:35
[Kein Betreff] - von Vollspurlöschkopf - 27.04.2020, 19:11
[Kein Betreff] - von peter_l - 29.04.2020, 00:42
[Kein Betreff] - von PSMS - 30.04.2020, 09:54
[Kein Betreff] - von PSMS - 30.04.2020, 11:37
[Kein Betreff] - von KaBe100 - 30.04.2020, 13:30
[Kein Betreff] - von peter_l - 01.05.2020, 00:49

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste