Studie: Hersteller setzen auf schnellen Verschleiß bei Elektrogeräten (stern.de)
#15
Moin, moin,

zwei Berichte in den Dritten Programmen (N3 und W3) haben in den letzten Monaten das Thema der begrenzten Lebensdauer von Konsumartikeln behandelt und unter anderem die Frage aufgeworfen, ob es "Sollbruchstellen" gäbe, die Nutzungsdauer von Geräten künstlich zu beschränken.
Eine entsprechende Planung mochte man den Herstellern letztlich nicht unterstellen, kam aber nicht umhin festzustellen, schon die Konstruktion, die eine Reperatur ausschlösse, würde die Lebensdauer praktisch begrenzen.
Ein Auto-Manager ließ sich ein, die kurzen Produktzyklen würden zudem einen ausgiebigen Test, wie er früher üblich gewesen wäre, heute verhindern, was natürlich die Fehlerhäufigkeit erhöhen würde.

Aber wundert uns das? Darf es uns wundern?

Die deutsche Finanzverwaltung legt die Nutzungsdauer technischer Gerätschaften (Computer, Handy, Fax, Kopierer etc.) auf durchschnittlich fünf Jahre fest.
Gewährleistungszeiten lagen früher bei einem halben Jahr, liegen heute verbreitet bei zwei Jahren. Das bedeutet nichts anders, als daß der Hersteller / Händler für den genannten Zeitraum die Funktion bzw. die Wiederherstellung der Funktion zusagt, danach nicht mehr. Das wissen wir, wenn wir kaufen.
Wollen wir etwas länger nutzen, könnten wir ja einen Anbieter suchen, der beispielsweise drei Jahre garantiert.

Wer es noch nicht mitbekommen hat, wir leben in einer Marktwirtschaft. Bei diesem Wirtschaftssystem geht es nicht darum, daß der Kunde das Recht hätte, das der Gesetzgeber ihm den Arsch abwischt, sondern die Pflicht hat, verantwortlich zu kaufen. Wenn ich mich recht erinnere, waren einige Laute nach 1989 ganz stolz darauf, dieses Konzept hätte "gewonnen".
Wer immer nur dem billigsten Preis nach jagd und voraussetzt, für die Qualität der Ware, beziehungsweise für die Erfüllung der eigenen Leistungs-Erwartung, habe irgend jemand anders zu sorgen, der zeigt seine Dummheit, genauer gesagt, der zeigt seine Unfähigkeit seine Aufgabe innerhalb der Marktwirtschaft - auch innerhalb einer Demokratie? - zu erfüllen. Mehr nicht.
Natürlich ist diese Art der Unfähigkeit des Verbrauchers / Wählers gewünscht. Das heißt aber nicht, das wir den diesbezüglichen Hoffnungen von Politik und Industrie auf einen pflegeleichten Bürger folgen müssten.

Ich stellte vor einigen Monaten einem Forenmitglied die Frage, ob es nicht möglich wäre, langlebige Geräte zu bauen. Der bejate und verwies auf die Satelliten-Technik. Es würde kaum lohnen, alle paar Wochen in den Weltraum zu fliegen, um einen Elko zu tauschen. Die dort verbauten Bauelemente seien für deutlich längere Lebensdauer konzipiert, als das, was wir in einem Radiowecker finden. Nur sind diese Bauelemente halt auch deutlich teurer. Würden wir das bezahlten wollen?
In der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre hatte Grundig die Fertigungskontrolle in der HiFi-Sparte deutlich zurück gefahren, was Testern anhand fehlerhaft verdrahteter Geräte auffiel. Das hat man nicht getan, weil es der Firma Spaß gemacht hätte, sondern in erster Linie in Folge des Preisdrucks. Und den übt nicht der Konkurrent oder der Handel aus, den übt der Käufer aus, wenn der Qualität nur fordert, aber nicht bezahlen will.

Für die meisten Produkte, die wir benützen, ist eine Lebensdauer, wie von Euch angesprochen, einfach nur überflüssig. Weil der dumme Kunde das i-Dings 47, als Nachfolger des i-Dings 46, gerne auch schon dann kauft, wenn sein 46 noch funktioniert, aber das 47 halt schon auf den Markt gekommen ist und anders heißt.
Hat er das Recht dazu, so zu entscheiden? Ökonomisch wie ökologisch eine katastrophale Fehlentscheidung. Also hätte er das Recht eigentlich nicht. Aber es ist halt nicht üblich, einen Verbraucher mit "Verantwortung" zu belasten. Die soll jemand anders tragen.

Eine lange Lebensdauer von Artikeln hätte den Vorteil, Dinge müssten nicht neu produziert werden, wenn sie länger funktionieren würden. Die Müllhalden würden kleiner.
Wenn wir denn auch tatsächlich entsprechend kaufen würden, also nicht einer Mode folgend, trotzdem in den Laden gingen, wäre auch die Energiebilanz deutlich günstiger, selbst wenn neuen Artikel-Generationen beispielsweise weniger "Verbrauch" oder "Ausstoß" hätten. Denn auch die Herstellung kostet Energie und erzeugt Müll.
Das Problem dabei wäre, die Massenfertigung würde geringer, die Preise höher, die Innovationszyklen geringer. Wäre das schlimm? Technologisch eher nicht, denn niemand braucht beispielsweise Surround-Ton oder HDTV.

Der schnelle Geldumlauf, den wir mit Produktion und Verbrauch im 20ten Jahrhundert hatten, sorgte allerdings auch für eine verbesserte Chance der Umverteilung von Vermögen. Heutzutage weg aus dem sogenannten Westen, hin in die Schwellenländer im Fernen Osten und nach Südamerika. Eine ganze Zeit hindurch aber auch hin in den Mittelstand und sogar in die unteren Schichten des westlichen Gesellschaften. Werden jene, die heute schon nicht bereit sind, ihre Aufgaben innerhalb der klassischen Marktwirtschaft zu erfüllen, dies denn als tätige und verantwortliche Investoren im Kapitalmarkt tun, der dann noch mehr Bedeutung bekäme, würde die reale Wirtschaft zurück gefahren?

Übrigens haben wir bald den 1. Mai.
Wie wäre es wenn die, die so etwas wie zehn Jahre gesetzlich vorgeschriebene Garantiezeit fordern, uns in einer Woche berichten würden, ob sie demonstriet oder ob sie bei hoffentlich gutem Wetter irgendwo herumgelegen haben ?

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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