22.08.2010, 10:11
Zitat:Matze posteteJa, zu der Zeit war Strom noch etwas Neues, und vor Allem noch recht teuer.
Wo brauchte man denn diese Art von Motor?
Im Prinzip müssen diese Maschinen ja aus einer Zeit stammen, als Elektrizität noch nicht überall verfügbar war.
Rudolf Diesel dachte auch weniger an die Verwendung in Fahrzeugen, und schon gar nicht in Autos oder Lkw, sondern sah seinen Motor als Ersatz für die klobigen und umständlich zu bedienenden Dampfmaschinen.
Zuvor hatte schon Nikolaus Otto (richtig, darum heißt es auch Ottomotor) Stationärmotoren hergestellt, die mit Gas liefen. Aber auch das war nicht überall verfügbar. Die heutige Deutz AG, bekannt für Dieselmotoren jeder Art und Traktoren, hieß anfänglich Gasmotorenfabrik Deutz.
Benzin, wie wir es heute kennen, gab es noch nicht. Die ersten Automobilisten mußten sich den Sprit in der Apotheke besorgen. Das war dann ab 1888, als Bertha Benz ihrem Mann den "Patentmotorwagen" stibitze und die erste Autofernfahrt der Menschheitsgeschichte machte.
Nach gut vier Jahren des Experimentierens gelang Diesel mit Hilfe der MAN- Ingenieure und Finanzspritzen von Krupp 1897 den ersten funktionstüchtigen Motor vorzustellen. Die Vorteile lagen auf der Hand: Unabhängig von äußerer Energiezufuhr (der Kraftstoff konnte leicht herbeigeschafft werden), sparsam im Verbrauch, robust, im Gegensatz zur Dampfmaschine kein Heizer und kein Kohlevorrat erforderlich, keine Asche, die entsorgt werden mußte und ohne lange Vorbereitungen einsatzbereit. Durch diese Vorteile machte der Dieselmotor schnell neben den stationären Dampfmaschinen zunächst den Dampfmaschinen in Schiffen, dann auch in Lokomotiven Konkurrenz. 1924 stellte MAN den ersten Lkw mit Direkteinspritzer- Dieselmotor vor. Mit diesem Fahrzeug konnten Spediteure wesentlich günstiger transportieren als mit den damaligen, von Ottomotoren angetriebenen Fahrzeugen. 1936 präsentierte Mercedes- Benz mit dem 260D den ersten Pkw mit Dieselmotor, was über viele Jahrzehnte Taxifahrer und Vertreter zu treuen Kunden der Marke mit dem Stern machte.
Neben Dieselkraftstoff können Dieselmotoren auch für andere -billigere- Kraftstoffe umgerüstet werden oder sie gleich ohne Umbauten verarbeiten; da wären Pflanzenöl, Kerosin oder Petroleum.
Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Dieselmotors hat der Glühkopfmotor, der zwar auch innere Gemischbildung aufweist, aber die Zündung erfolgt hier nicht durch die Kompressionshitze, sondern durch den Glühkopf. Das ist im Prinzip ein ungekühlter Zylinderkopf, der vor dem Start von außen vorgeglüht werden muß. Bekanntestes Beispiel dürften die legendären Lanz "Bulldog" Traktoren sein. Gegenüber dem Diesel nutzt der Glühkopf wegen der geringeren Kompression den Kraftstoff weniger gut aus, was zu höherem Verbrauch führt. Das konnten Glühkopfmotoren zwar durch die Verwendung billigerer Treibstoffe und ihre enorme Robustheit ausgleichen, mußten sich aber letztendlich den immer weiter entwickelten Dieselmotoren geschlagen geben.
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In Wuppertal- Kohlfurt habe ich einmal, anläßlich eines Festes mit Rundfahrten in historischen Straßenbahnen, eine Maschinenmesserfabrik besichtigt. Diese Fabrik treibt ihre Schleifsteine normalerweise mit Wasserkraft aus dem hauseignen Stauteich an. Für den Fall, dass der Teich trocken fällt, hat man einen fast hundert Jahre alten Einzylinder- Stationärdiesel, ein übermannshohes Teil. Wie der Besitzer bei der Führung stolz erzählte, hat er den Diesel noch überholen lassen. Sprach´s, machte ein paar Handgriffe und warf den alten Motor mit einer Kurbel an. Und der tuckerte auch gleich munter und gleichmäßig los - vielleicht war von der vorigen Führung noch warm.
Diese Firma ist kein Museumsunternehmen, sondern ein ganz normaler Produktionsbetrieb. Da dort noch traditionell gearbeitet wird, kommt man auch mit nicht ganz so moderner Technik gut aus. Vermutlich wird, solange da nichts kaputt geht, bei Trockenheit auch noch weiterhin mit Dieselkraft geschliffen.
Frank
Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.