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15.09.2024, 22:37
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15.09.2024, 22:48 von tk141.)
(15.09.2024, 19:35)timo schrieb: (15.09.2024, 16:09)tk141 schrieb: Und wenn Generation Z vernünftige (wie gesagt, nur brauchbar, kein High End) Geräte zur Verfügung hätte, würden auch viele merken, dass Kassetten gar nicht so übel sind.
Kassetten sind aus Sicht der Leute, die mit Streaming aufgewachsen sind, wahrscheinlich schon ziemlich übel. Der Klang ist nicht das Problem, aber die Bedienung. Ich kann mir nicht vorstellen, daß heutige 20jährige noch hin- und herspulen wollen, um ein bestimmtes Lied zu finden. Oder Überspielen in Echtzeit. Sowas tun nur noch wir Nostalgiker uns an.
Es kommt darauf an, was man kennt und auch auf die Situation. Natürlich ist meine Tochter mit Spotify aufgewachsen und nutzt das täglich, wie auch ihre Freundinnen und eigentlich jeder Mensch in dem Alter. Dennoch ist zumindest bei den richtig Musikbegeisterten dieser Generation der Besitz physischer Medien erstaunlich verbreitet, denn auch die wollen etwas besitzen, was sie in der Hand halten können. Nun gibt es zwar das Phänomen, dass viele Platten nur als Fan-Merchandise und Schmuck gekauft werden - aber zumindest die Freundinnen meiner Tochter haben tatsächlich Abspielgeräte für Platten und CDs. Spotify ist für den Alltag, das physische Objekt kommt dann ins Spiel, wenn man etwas so gut findet, dass man es "haben" will. (Kassetten werden vermutlich dann doch noch mehr nur gesammelt als gehört, einfach, weil das auch ein physisches Objekt ist, aber nur halb so viel kostet wie das Vinyl? Ich weiß es nicht.)
Kassetten als Alltagsgegenstand kennt ein Großteil dieser Generation tatsächlich nicht mehr, auch nicht mehr im elterlichen Auto, die hatten Ende der 2000er schon alle CD oder es wurde ohnehin nur Radio gehört. Da ich aber schon immer alte Autos gefahren bin und darin immer Kassetten gelaufen sind (bis ich irgendwann den ersten FM-Transmitter gekauft habe sogar ausschließlich) und meiner Tochter auch schon früh "ihre" für gemeinsame Fahrten aufgenommen habe, waren die bei uns immer gegenwärtig.
Spulen muss man nicht unbedingt, wenn das Tape inhaltlich gut genug ist. Und mit Autoreverse kann man ja auch einfach auf die andere Seite switchen.
Nun hat meine Tochter noch nie ein Tape selbst aufgenommen, das habe immer ich gemacht. Aber seit sie alleine Auto fahren darf (davor war begleitetes Fahren), hat sie verstanden, warum ich immer Kassetten spiele: Man macht das Auto an, die Kassette spielt, man macht das Auto aus, die Kassette stoppt, man macht es wieder an, sie läuft an der Stelle weiter. Wenn eine Seite zuende ist, spielt es dann dank Autoreverse automatisch die andere Seite, so lange immer wieder, bis man eine andere Kassette reinsteckt, was auch simpel und schnell geht. Man muss nichts machen. Und durch Bedienung vom Fahren abgelenkt wird man auch nicht.
Das Smartphone muss sich erst koppeln und selbst wenn man eine gute Playlist hat, muss man die auswählen und erst extra auf Play drücken, dafür das Ding womöglich auch erst entsperren, vielleicht koppelt es sich nicht auf Anhieb - es ist tatsächlich komplizierter. Macht sie nur für längere Fahrten.
Das weiß man aber auch nur, wenn man es kennt. Dass man seine Wunschmusik einfach hören kann, ohne erst in ein Menü zu gehen, dass sie einfach zu spielen anfängt, wenn man das Auto anlässt und losfährt. Ich kenne nichts Bequemeres. In diesem speziellen Kontext sind Kassetten und ihre Bedienung tatsächlich bequem.
Zuhause hört sie keine Kassetten, da laufen Streaming, Platten und CDs. Kassetten sind fürs Auto. Aber auch da ist sie die Ausnahme, denn wer in dem Alter hat heute sonst noch ein Auto mit Kassettenradio? Vermutlich auch eher wenige.
Von daher frage ich mich schon, was sonst mit all den Kassetten gemacht wird, welche die in dieser Generation populären Musiker verkaufen. Laufen die dann in einer China-Boombox oder stehen sie nur im Regal? Fakt ist jedenfalls, dass irgendwer sie kaufen muss, denn ansonsten würden die Majorlabels keine herstellen.
Viele Grüße
Nils
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(15.09.2024, 20:49)Manfred_K. schrieb: Aber wir werden es wahrscheinlich nie mehr erleben, dass eine Firma neues Typ II jemals produzieren wird.
Genau das tut die National Audio Company seit 2-3 Jahren wieder: Neues Typ-II-Band produzieren. Es wird u.a. von ATR und Tascam verkauft, als auch von NAC selbst (in einem alten Ampex-Design).
Das Problem daran ist nur: Die Qualität dieses Bandes ist so mäßig, daß man mit den meisten aktuell angebotenen Typ I besser bedient ist, zum halben Preis.
Das Gute daran: Es beweist, daß es auch heute möglich ist, Typ II auf FeCo-Basis herzustellen. Die immer wieder durchs Netz geisternde Geschichte, Kobalt dürfe wegen Umweltauflagen nicht mehr verwendet werden, ist eine Räuberpistole.
Viele Grüße,
Martin
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Danke, Martin, das wusste ich nicht, dass diese Bänder neu produziert werden.
Du meinst diese Kassette?
https://www.thomann.de/de/atr_magnetics_...gJJuvD_BwE
Ich hatte diverse negative Berichte über die ATR Bänder im Allgemeinen gelesen und mich dann nicht weiter damit beschäftigt.
Viele Grüße
Manfred
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Ich habe eine davon ausprobiert, die mir ein Freund geschenkt hat. Sie war komplett unbrauchbar. Nur Dropouts, kein Einmessen möglich, Aussteuerung auf dem Niveau einer schlecht gealterten Echtchrom Cassette. Ich habe mal gehört, dass es Glückssache ist, das man bekommt, weil die Bänder nicht aus Neufertigung stammen sondern einfach irgendwelche Altbestände von Typ II Band verwendet werden. Ob es stimmt weiß ich nicht, aber mit der RTM One ist man da sicher 10 mal besser beraten.
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Genau diese verlinkten meine ich, zusätzlich gab es auch noch eine Spulencassetten-Version. Das Bandmaterial wird wirklich bei NAC neu produziert. Problem daran ist, daß sie dafür uralte Maschinen verwenden, die eigentlich zur Herstellung von Magnetstreifen auf Parkschein-Karten und dergleichen dienten. Immerhin, sie haben es geschafft, das Equipment so umzufrickeln, daß Tonband dabei herauskommt. Typ I stellen sie darauf auch her, und auch das in einer Qualität, wie sie sich in den 80er Jahren höchstens noch Hong-Kong-Marken erlaubt hätten. Die Bänder kranken vor allem an einer unebenen Oberfläche, daher die vielen Drop-Outs.
ATR produziert auch neues Typ-I-Cassettenband, das durchaus besser ist als das von NAC, aber noch weit entfernt von RTM oder quasi allen Standardbändern der großen Hersteller in den 80ern und 90ern. Typ II beschichtet ATR nicht selbst. Deren erste Serie Pro Chrome (graue Einleger) waren mit Altbeständen verschiedener BASF/Emtec-Bänder gefüllt, manche davon Echtchrom, manche FeCo. Als diese Pancakes aufgebraucht waren, kam die neue Serie mit den blauen Einlegern und dem NAC-Band.
Viele Grüße,
Martin
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Bei dieser überschaubaren Anzahl an aktuellen Bandherstellern würde mich nun umso mehr interessieren, was in heutigen Kaufkassetten drinsteckt. Universal nutzt doch wahrscheinlich eher kein BASF-Rohmaterial aus den 90ern...?
Viele Grüße
Nils
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Bei vorbespielten aus den USA ist oft NAC-Band drin, das in Schnellkopieranlagen sogar funktioniert, weil dort der Aufsprechstrom höher ist als bei Echtzeit-Bespielung und damit der miserable Band-Kopf-Kontakt weniger ins Gewicht fällt.
Bei uns ist es meistens das gleiche China-Band, das auch in den EQ Professional steckt, das erkennt man schon am Geruch, und am Abrieb bei den ersten 1-2 Durchläufen.
Der Rest verteilt sich auf RTM, Greencorp und bei kleineren Labels immernoch Restbestände von Emtec, Aurex, Panggung, Saehan, SKM, ECP...
Viele Grüße,
Martin
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Danke Martin, interessant!
Aber mich wundert, dass ein Band, welches bei der Aufnahme nur unter bestimmten Bedingungen funktioniert (hohe Geschwindigkeit, hoher Aufsprechstrom) sich dann auf normalem Equipment vernünftig abspielen lässt.
Viele Grüße
Nils
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Wiedergabe ist diesbezüglich viel unkritischer als Aufnahme. Läßt sich auch daran beobachten, daß z.B. oft gespielte, mit Railroads verzierte TDK-Bänder nach wie vor gut klingen, solange die Aufnahme vor den Railroads gemacht wurde, wohingegen diese Bänder dann beim Neubespielen das ganze Repertoire vo Dropouts und einseitigem Pegelabfall ziehen.
Woran das technisch genau liegt, können andere sicher besser erklären, da müßte ich selbst nochmal Grundlagen der magnetischen Aufzeichnung und Wiedergabe pauken.
Viele Grüße,
Martin
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Die Beobachtung habe ich bei Gebrauchtbändern allerdings auch schon gemacht, die sich noch ordentlich abspielen ließen, bei denen eine Neubespielung jedoch scheiterte.
Das gibt es also quasi auch in nagelneu, gut zu wissen.
Viele Grüße
Nils
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Ja. Das Problem hab ich leider auch. Ich hab wahrscheinlich 2000 Cassetten und es passiert mir sehr oft, dass eigentlich noch gut erhaltene Cassetten nur Dropouts erzeugen, ich fang dann 3 oder 4 mal neu an, bis ich ein Band gefunden habe, das noch ok ist. Das ist leider sehr frustrierend und betrifft alle Hersteller, weil man ja nie weiß in welchem Gerät sie benutzt wurden. Ich könnte wahrscheinlich mindestens 50% meines Bestands entsorgen. Dazu kommt die Alterung. Bei mir läuft keine einzige rote BASF Ferro Cassette bis 1991 mehr und es ist fraglich wie lang die älteren Bänder noch in neue Gehäuse gefüllt wurden. Ich habe einige 3 Fragezeichen Cassetten aus den Späten 90ern und frühen 00ern, die sich genau so verhalten wie die röten Ferro Extra I und Ferro Super LH vor 1991. es heißt zwar die Formel sei da umgestellt worden und deshalb sind neuere Bänder nicht mehr betroffen, aber vielleicht ist es auch nur eine Frage der Zeit, bis es dort auch los geht.
Das ist echt schade, weil das ja eigentlich gute Bänder sind, teilweise auch in schönen Gehäusen. Mehrere SKC Cassetten, die ich neu geöffnet habe laufen auch nicht mehr zuverlässig. Zum Ende hin bekommen sie massive Dropouts und auf der B Seite ist irgendwie ein Kanal ständig am Faden, auch das ist schade, denn an den Stellen wo sie noch laufen, hört man, dass es eigentlich sehr gute Bänder waren.
LG Tobi
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17.09.2024, 08:44
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.09.2024, 08:47 von Kirunavaara.)
Es wird wohl so sein, daß viele Bandsorten nicht ewig halten. Bei mir laufen zwar fast alle BASF Typ I seit den frühen 80ern noch problemlos, nur ein paar aus Indonesien quietschen bereits - aber ich denke, das kommt von unterschiedlichen Lagerungsbedingungen, und früher oder später können meine auch Probleme machen.
Irgendwann wird es einfacher, die Bandsorten aufzuzählen, von denen noch keinerlei Alterungsprobleme bekannt sind und die auch als Gebrauchtware quasi immer funktionieren. Paßt ja sogar auch in diesen Thread: Welche Cassetten sind im Jahr 2024 noch eine "sichere Bank"? Bei mir sind das:
- Agfa 649/949 (der hellbraune Standard-Typ in LNX, F-DX I, HR usw.)
- BASF/Emtec AT Fe Plus (also der Standard-Typ aus den 90ern, gemeinsamer Nachfolger der LH-D und Agfa-Typen)
- BASF/Emtec FeCo 1996-2000 (in CS II, CM II, TP II, Ref II Master)
- ECP (ist ja quasi der alte Agfa-Typ x49)
- Maxell XL II, 1986 bis ca 2000 also vor der letzten, orange/rot verpackten
- MPO (Oosterhout) Typ I, also die ganzen SK-Dinger
- Sony UX und UX-S, nur nicht die mit Aurex-Band
- TDK D
Das sind jetzt nur die gewöhnlichsten, es gibt natürlich noch viel mehr funktionierende Sorten. Aber von den großen Herstellern können die meisten nicht genannten irgendwelche Probleme beim Neubespielen machen, oder es liegen einfach zu wenige Erfahrungswerte vor. Wenn sie gut gelagert und behandelt wurden, laufen sie meistens trotzdem.
Viele Grüße,
Martin
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Genau deswegen gönne ich mir immer mal wieder die RTM ONE. Es macht einfach Freude, diese neuen Bänder zu bespielen. Ich unterstütze den Hersteller damit und hoffe, das sich die Firma noch lange halten kann. RTM ist für die Bandmaschinen-Freunde ebenfalls ein sehr wichtiger Lieferant.
Man liest leider immer mal wieder negative Kommentare über die RTM ONE. Diese Leute sollten sich mal mit den Grundlagen der Einmessung von Magnetbändern und der Wartung und Überholung von Tapedeck´s beschäftigen, dann klappt´s auch mit audiophilen Aufnahmen.
Typ I ist nämlich so schlecht nicht...
Viele Grüße
Manfred
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Hallo Martin,
(17.09.2024, 08:44)Kirunavaara schrieb: - Maxell XL II, 1986 bis ca 2000 also vor der letzten, orange/rot verpackten
wie ist denn deine Erfahrung mit diesen orange-rot verpackten XLII?
Viele Grüße
Moritz
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Richtige Ausfälle hatte ich bei denen noch nicht, nur die Bandoberfläche macht einen weniger glatten Eindruck und ich habe gebrauchte Exemplare mit Railroads. Sicher jetzt nicht _die_ Problembänder, aber im Vergleich zu früheren XL II schon ein deutlicher Abstieg, auch beim Gehäuse. Bin nicht sicher, ob Maxell überhaupt das Band dafür noch selbst hergestellt hat.
Viele Grüße,
Martin
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Ich hatte in den letzten paar Jahre diverse Neu Cassetten gekauft. Wirklich überzeugt hatte mich nichts davon.
ich kaufe da lieber ganze Konvolute an Gebrauchtcassetten und behalte die paar die gut sind, der Rest geht in die gelbe Tonne.
So habe ich hier in den Supermärkten ´mal auf diesen Zetteln " Suche / Biete " am schwarzen Brett nach Cassetten gesucht.
Für insges. knapp 100€ bekam ich etliche hundert Cassetten (gebraucht), vielleicht ´mal so als Tipp- Dabei waren viele
Werksbespielte Cassetten versch. Künstler, viel Müll, aber auch viele gute Maxell XL II-S, BASF, TDK....
.
.
" Der erste Schluck aus dem Glas der Wissenschaft macht Sie zu einem Atheisten,
aber Gott erwartet Sie am Boden des Glases. "
(Werner Heisenberg)
Meine Recorder wurden gefertigt in: Regensdorf, Löffingen, Hösbach und Frankfurt
Gruß
Ralf
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Ist die schon bekannt?
GPO C90 Cassette
Das Einleger-Design gefällt mir, von dem hässlichen EAN-Code mal abgesehen.
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(17.09.2024, 12:46)R@lly schrieb: So habe ich hier in den Supermärkten ´mal auf diesen Zetteln " Suche / Biete " am schwarzen Brett nach Cassetten gesucht.
Das habe ich hier in der Bäckerei / Post auch gemacht, es hat sich aber noch niemand gemeldet. Vielleicht funktioniert es auch nicht überall gleich gut. Ich denke die üblichen Internetseiten kann man seit dem Hype vergessen. Es sind nur noch Geschäftemacher unterwegs.
MfG Matthias
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22.10.2024, 22:12
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.10.2024, 22:13 von timo.)
Ich bekomme neuerdings immer Webeeinblendungen für den:
Silva Schneider Ghettoblaster Radio
Wahrscheinlich ist er qualitativ deutlich unter dem Medion / Muse angesiedelt, aber hübsch sieht er aus.
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(22.10.2024, 22:12)timo schrieb: Ich bekomme neuerdings immer Webeeinblendungen für den:
Silva Schneider Ghettoblaster Radio
Wahrscheinlich ist er qualitativ deutlich unter dem Medion / Muse angesiedelt, aber hübsch sieht er aus.
Der wurde mal auf dem Kanal von Cassette Comeback vorgestellt.
https://youtu.be/bBN6CtFtOmg?si=1VOCXUbY0hpGoGGc
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Ich verstehe nicht, wenn alles so kantig und klar gegliedert ist, warum man in das authentische 80er Design so eine rundliche 90er Jahre Klappe zimmern muss. Das sieht zum Kotzen aus.
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Wäre mir jetzt gar nicht aufgefallen, aber Du hast recht.
Der Test hört sich übrigens überraschend positiv an, von den vertauschten Kanälen beim Kassettenteil mal abgesehen.
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Das Problem ist halt bei all diesen Geräten der viel zu hohe W&F und auch die Variation. Man hört zwar dass es besser geworden ist, als noch vor ein paar Jahren aber wenn „In Specs“ bedeutet „besser als 0,2% WRMS“ ist das schon echt mies.
Bei tapeheads hat jetzt einer son Tascam Deck gekauft wo ja Basically das selbe Laufwerk drin ist und der hat im einen Deck überraschend gute 0,08% und im anderen schon über 0,1% gemessen. Wenn man Pech hat sind es halt auch mal annähernd 0,3% weil die Riemenqualität aber vor Allem die Motorqualität variiert.
Wenn so ein Tanashin Klon also nachweislich 0,08% erreicht und man das noch in den Griff bekommt, dass die Streuung nicht so groß ist, könnte man echt wieder richtig gute Cassettenrecorder bauen. Der A/W Verstärker in den Tascam Decks geht ja voll klar. Die Aufnahmen werden sauber, halt nur ohne Dolby, aber immerhin mit Chromentzerrung.
Im Prinzip könnte man mit so einem Full Logic Laufwerk ein modernes 3 Kopf Deck mit 0,08% W&F und Einmesscomputer bauen. Halt nur ohne Doppelcapstan.
Bei den billigeren Geräten mit mechanischem Laufwerk ist halt der A/W Verstärker auch Mist. Die haben alle bereits unter 100 Hz Falldown, da hat man dann keinen vernünftigen Bass, Permanent Magnet als Löschkopf, was einem die Aufnahmen alle nach und nach dumpf macht und auch nicht dazu in der Lage ist mit dem Gerät vernünftige Aufnahmen anzufertigen.
Und VWestlifes Tascam hat halt auch 0,2% W&F oder so. Nimm damit auf und spiel es anschließend ab. Das ist das blanke Grauen. Da kann die Qualität an sich noch so gut sein, aber wenn Alles nur noch jault, bringt mir das gar nix und wenn ich dann noch 500 Euro für sowas bezahle und vielleicht Glück hab, dass es am unteren Ende der möglichen Gleichlaufwerte spielt ist das ne ganz schöne Verarsche.
Also auf dem Niveau, dass ich sagen würde „ich Kauf mir jetzt mal n neues Cassettengerät, weil es ist zumindest ausreichend gut und es ist neu, weshalb ich es out of the Box nutzen kann…“ sind wir noch lange nicht. Ich habe am Sonntag einen Sharp GF 9191 bei einem Kumpel abgeholt. Was für ein Trümmer von Cassettenlaufwerk! Da kriegt man gegen diesen modernen Retro Schrott echte Aversionen. Wobei das schon weird ist; dass man im Sharp die Geschwindigkeit nicht einstellen kann.
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(23.10.2024, 14:51)DOSORDIE schrieb: Das Problem ist halt bei all diesen Geräten der viel zu hohe W&F...
Als ich mit der Bastelei angefangen habe, hatte ich mir einige defekte Geräte aus dem 'letzten Aufgebot' kurz vor dem Niedergang der Kassette geholt um mich langsam rauf zu Leveln. Darunter z.B. auch ein TEAC V-285CHX. Das ist im Prinzip eine recycelte Konservendose mit Laufwerk. Wenn man das aufschraubt und hineinruft, hallt es zurück… so leer ist das Teil.
Aber…
Selbst dieses Deck hat im Vergleich mit dem was heute produziert wird noch einiges zu bieten – 0,095% W&F / Fe, Cr und Metall Entzerrung / Dolby B, C / Bias-Fein Regelung. Sowas bekommt man zwischen 10 - 25€ und manchmal auch auch für lau gegen Abholung. Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, wer 500€ für ein neues Deck bezahlt, das qualitativ sogar noch hinter diesem 'Schrott' steht.
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(23.10.2024, 17:43)Magic29 schrieb: Selbst dieses Deck hat im Vergleich mit dem was heute produziert wird noch einiges zu bieten – 0,095% W&F / Fe, Cr und Metall Entzerrung / Dolby B, C / Bias-Fein Regelung. Sowas bekommt man zwischen 10 - 25€ und manchmal auch auch für lau gegen Abholung. Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, wer 500€ für ein neues Deck bezahlt, das qualitativ sogar noch hinter diesem 'Schrott' steht.
Ja, mittlerweile lohnt es sich selbst alte "Billigdecks" zur Seite zu stellen, weil die so viel besser sind, als alles Neue. Ich habe mittlerweile auch einige Einsteigerdecks hier, die ich früher nicht mal mit dem A**** angeschaut hätte.
Die Leute, die 500 EUR für das Tascam zahlen, sind nicht in der Materie. Das ist ähnlich wie bei den Holzbrett-Plattenspielern. Die werden auch gekauft, obwohl die meisten Einsteigergeräte aus den 70ern und 80ern überlegen sind.
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24.10.2024, 08:02
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.10.2024, 08:38 von DOSORDIE.)
Ja, wenn ich an den Technics SL BD 20 denke, der hat zuletzt 250 Mark gekostet, der ist so massiv verbaut, den würde ich Jedem Pro-Ject Transrotor blah blah vorziehen.
Naja was heißt nicht in der Materie?
Viele trauen sich vielleicht auch nicht zu, ein altes Gerät zu revidieren. Klar kannst du ein Cassettendeck gebraucht für 15 Euro kaufen, manchmal sogar auch ein echt Gutes, aber die Geräte sind ja Alle 30 Jahre und älter. Das ist ein totaler Glücksfall dann was zu erwischen, das noch Jahre ohne Ausfälle läuft und Viele merken das ja dann auch gar nicht, dass das so nicht richtig ist weil sie denken Cassetten klingen halt nicht besonders gut und dann haben ihre Bänder durch fehlerhafte Geräte schon längst die ersten Knicke im Band.
In den letzten 10 Jahren ist mir kein einziges Gerät in die Hände gekommen, das so „out of the box“ noch 100%ig lief und wenn dann ging es für eine Cassette und dann machte es krack und ein Zahnrad war gebrochen oder ich hab beim Umdrehen gemerkt, dass das Ding mein Band am Anfang knickt.
Bei meinem Eltern habe ich vor einigen Jahren ein Toshiba hin gestellt, das scheint ne Ausnahme zu sein, es scheint noch einwandfrei zu funktionieren, aber das läuft 1 mal im Jahr, wenn ich genug Cassetten die anfällig dafür sind probiere, finde ich sicher auch da eine, die geknickt wird oder wo die Spur zumindest nicht mehr stimmt. Ne Andruckrolle von 1986 kann einfach nicht gut sein.
Ich traue solchen Geräten nicht, wenn die nicht ein Mal von mir gewartet worden und mit neuen Gummiteilen ausgestattet wurden. Ich finde dieses Konzept „das funktioniert noch“ und dann gewerblich mit Garantie bei eBay verkaufen aber wenn’s doch nicht geht nehmen sie es zurück sind aber nicht in der Lage es zu reparieren auch echt beschissen. Vor Allem kann man ja Nichts kaufen. Da steht dann groß was von „Wurde vom Fachmann kontrolliert“ oder „überholt“ und am Ende heißt das dann nur, da hat mal einer drüber geguckt und es kam irgendwie Musik raus.
Wo soll ein Laie oder ein Technik interessierter User, der seine Geräte nicht selbst in Stand halten kann also zuverlässig ein revidiertes Gerät her holen, das ihm auch repariert wird, wenn es kaputt geht? Der kann doch nur neu kaufen, wenn er vielleicht eine behütete Sammlung mit seltenen Cassetten hat, die er nicht von so einem „funktionierenden“ Gerät von 1990 mit speckiger Andruckrolle versauen lassen will…
LG Tobi
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24.10.2024, 09:10
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.10.2024, 09:11 von Gyrator.)
Volle Zustimmung, das ist die Lebensrealität!
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24.10.2024, 09:41
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.10.2024, 09:44 von nick_riviera.)
(24.10.2024, 08:02)DOSORDIE schrieb: Ja, wenn ich an den Technics SL BD 20 denke, der hat zuletzt 250 Mark gekostet, der ist so massiv verbaut, den würde ich Jedem Pro-Ject Transrotor blah blah vorziehen.
Naja was heißt nicht in der Materie?
Viele trauen sich vielleicht auch nicht zu, ein altes Gerät zu revidieren. Klar kannst du ein Cassettendeck gebraucht für 15 Euro kaufen, manchmal sogar auch ein echt Gutes, aber die Geräte sind ja Alle 30 Jahre und älter. Das ist ein totaler Glücksfall dann was zu erwischen, das noch Jahre ohne Ausfälle läuft und Viele merken das ja dann auch gar nicht, dass das so nicht richtig ist weil sie denken Cassetten klingen halt nicht besonders gut und dann haben ihre Bänder durch fehlerhafte Geräte schon längst die ersten Knicke im Band.
In den letzten 10 Jahren ist mir kein einziges Gerät in die Hände gekommen, das so „out of the box“ noch 100%ig lief und wenn dann ging es für eine Cassette und dann machte es krack und ein Zahnrad war gebrochen oder ich hab beim Umdrehen gemerkt, dass das Ding mein Band am Anfang knickt.
Bei meinem Eltern habe ich vor einigen Jahren ein Toshiba hin gestellt, das scheint ne Ausnahme zu sein, es scheint noch einwandfrei zu funktionieren, aber das läuft 1 mal im Jahr, wenn ich genug Cassetten die anfällig dafür sind probiere, finde ich sicher auch da eine, die geknickt wird oder wo die Spur zumindest nicht mehr stimmt. Ne Andruckrolle von 1986 kann einfach nicht gut sein.
Ich traue solchen Geräten nicht, wenn die nicht ein Mal von mir gewartet worden und mit neuen Gummiteilen ausgestattet wurden. Ich finde dieses Konzept „das funktioniert noch“ und dann gewerblich mit Garantie bei eBay verkaufen aber wenn’s doch nicht geht nehmen sie es zurück sind aber nicht in der Lage es zu reparieren auch echt beschissen. Vor Allem kann man ja Nichts kaufen. Da steht dann groß was von „Wurde vom Fachmann kontrolliert“ oder „überholt“ und am Ende heißt das dann nur, da hat mal einer drüber geguckt und es kam irgendwie Musik raus.
Wo soll ein Laie oder ein Technik interessierter User, der seine Geräte nicht selbst in Stand halten kann also zuverlässig ein revidiertes Gerät her holen, das ihm auch repariert wird, wenn es kaputt geht? Der kann doch nur neu kaufen, wenn er vielleicht eine behütete Sammlung mit seltenen Cassetten hat, die er nicht von so einem „funktionierenden“ Gerät von 1990 mit speckiger Andruckrolle versauen lassen will…
LG Tobi
natürlich hast Du recht, mit alten Tapedecks ist es wirklich etwas tricky, weil vor allem die Japaner enorme Mengen an nicht mehr verfügbaren Plastikteilen verbaut haben, und Teile wie Motoren auch oft Wegwerfteile sind. Was auch noch ein großes Problem ist, ist die unglaubliche Vielfalt an unterschiedlichen Konstruktionen, die es unmöglich macht, sich auf eine bestimmte Modellreihe einzuschießen, was für Nachfertigungen von Teilen wichtig wäre.
Was aber auch die Realität ist, ist, dass es a) nicht sicher ist, ob die 2024iger Neugeräte wirklich besser mit den Cassetten umgehen, und b) wenn man wie ich die Cassette noch von früher kennt, fällt es schwer, die aktuellen Gurken als vollwertig zu akzeptieren. Für bestimmte Dinge wie z.B. das Abspielen von Dolby C Cassetten gibt es bei Neugeräten überhaupt keine Lösung.
Riemen und Andruckrollen gibt es heute für fast alle Tapedecks in guter Qualität zu kaufen. Und selbst ein Deck, das wegen defekter Plastikteile ausgefallen ist, hat noch mechanische Komponenten, Tonköpfe, Dolby Chips und so weiter, die es in der Qualität nie wieder geben wird. Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber mich packt bei sowas immer der sportliche Ehrgeiz, und am Ende steht dann oft ein Gerät, was jedes Mal Gänsehaut macht, wenn man die Play Taste drückt, und was man für Geld nirgendwo mehr kaufen kann. Das Wissen, was man dabei erwirbt, nimmt einem niemand mehr weg, und jeder, der Lösungen wie Teile für 3D-Druck konstruiert, trägt dazu bei, dass wieder eine Modellreihe weiterleben kann. Es ist doch Hobby, zum Musikhören im Alltag ist das alles überflüssig, was wir hier tun.
Gruß Frank
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Ich habe jetzt ein Telefunken RC-200 bekommen, was gottlob komplett funktioniert. Ja, ich weiß, dass da ein ALPS Laufwerk drin ist und dass das keinen guten Ruf hat, aber das Ding funktioniert (noch) prima und hoffentlich noch eine ganze Weile.
Da muss man einfach guten Mutes sein und sollte es tatsächlich mal ausfallen, so kann ich immer noch auf mein Sharp RT-115 ausweichen, das zeigt auch (noch) keine Ausfallerscheinungen. Cassette macht halt Spaß.
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ALPS Laufwerke kenne ich von Yamaha, so schlecht sind die doch gar nicht. Grade n Bezug auf Haltbarkeit und Reparierbarkeit gibt es deutlich schlimmeres, z.B. die Denon Einmotoren Reverse Laufwerke, mit denen ich mich kürzlich rumgeärgert habe.
Gruß Frank
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Na ja, scheinbar sind die Idler und der Motorgummi wohl das Problem, darüber habe ich viel gelesen, Ersatzteile gibt es natürlich keine mehr und offensichtlich hat keiner einen probaten Weg gefunden, sie auf Dauer zu reparieren.
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(24.10.2024, 08:02)DOSORDIE schrieb: Wo soll ein Laie oder ein Technik interessierter User, der seine Geräte nicht selbst in Stand halten kann also zuverlässig ein revidiertes Gerät her holen, das ihm auch repariert wird, wenn es kaputt geht? Der kann doch nur neu kaufen, wenn er vielleicht eine behütete Sammlung mit seltenen Cassetten hat, die er nicht von so einem „funktionierenden“ Gerät von 1990 mit speckiger Andruckrolle versauen lassen will…
Ja, wobei sich die Anzahl dieser Leute sehr in Grenzen halten wird. Für die Meisten ist da das Tascam bereits viel zu teuer, die greifen eher zu diesen ganzen Walkman, die ebenfalls eine Katastrophe sind.
Die Tascams werden, würde ich eher sagen, für professionelle oder halbprofessionelle Nutzer gemacht, die entweder das Digitalisieren von CCs als Dienstleistung anbieten oder bespielte Kassetten in kleinen Stückzahlen unter die Leute bringen wollen.
Möglicherweise auch für Archive, die noch großen Kassettenbestand haben, der digitalisiert werden muss.
Dass das Gerät dafür natürlich nur sehr beschränkt tauglich ist, wurde schon ausreichend erläutert.
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Es kommt aber oft auch auf die Cassetten an.
Bei tapeheads tummeln sich die Spezialisten. Ich hatte ewig Probleme mit meinen Walkman DDs. Da isses nämlich nicht getan mit Andruckrolle, Capstan Gummi und Center Gear tauschen. Auf dem Center Gear sitzt ein zweites Zahnrad das magnetisch ist und durch einen dünnen O Ring als Rutschkupplung fungiert. Dieses Zahnrad treibt im Wiedergabebetrieb den Aufwickeldorn an. Entweder der Magnet ist über die Jahre stärker geworden, oder der O Ring dünner. Ich habe jedenfalls keinen einzigen Walkman DD (derzeit habe ich 5, die nach Revision laufen), wo das nicht zum Problem wurde, denn der Drehmoment des Wickeldorns ist zu hoch und das macht sich - wie üblich - nicht bei allen Bändern bemerkbar. Benutzt man z.B. nur TDK SA und Maxell XL II Cassetten denkt man, das Gerät ist 100%ig ok, weil Alle Bänder einwandfrei gespielt werden.
Sobald man eine BASF CE II/CS II oder auch eine Vorbespielte mit Sonderlänge einlegt wird direkt am Anfang beim Übergang das Band geknickt.
Vor 15 Jahren hab ich den Fehler damit beheben können indem ich einfach die Feder der Andruckrolle fester gespannt hab. Irgendwann reichte das nicht mehr. Deshalb hab ich dann auch angefangen andere Walkmans zu kaufen, die man billig bekommt, die mich aber nie zufrieden gestellt haben. Die laufen fast Alle. Je einfacher der Mechanismus ist, umso leichter sind die in Gang zu setzen.
Dann habe ich eine Lösung gefunden. Dass es am Drehmoment liegen könnte hatte ich gar nicht auf dem Schirm, man kann den da ja auch gar nicht einstellen. Marian von fixyouraudio hat mich dann auf die Idee gebracht und mir das mit dem O Ring erklärt. Er hatte sogar dickere Ringe anfertigen lassen, die das Problem behoben haben, hat aber derzeit keinen Hersteller dafür. Also habe ich aus ein paar Teileträgern, die ich von früher noch auf dem Dachboden hatte die O Ringe entfernt und einfach einen zusätzlich zwischen die beiden Zahnräder gelegt. Ich musste zwar trotzdem die Feder der Andruckrolle kürzen (möglicherweise haben die neuen Ersatzrollen eine andere Oberflächenstruktur), jedenfalls hab ich das jetzt bei 5 Geräten so gemacht und bei Allen laufen meine BASF Cassetten, die vorher geknickt wurden einwandfrei. Das ist für mich ein echtes Geschenk, denn ich bin mit den Geräten echt wahnsinnig geworden und gedacht ich kann die nie wieder benutzen, weil ich einfach keine antworten hatte.
Dann hatte ich plötzlich bei mehreren der Geräte das Problem, dass die Geschwindigkeit nicht mehr vernünftig gehalten wurde. Vor allem die Quartz Antriebe haben versucht nachzuregeln und dann wobbelte es oder die Sollgeschwindigkeit war einfach 70 Hz drunter, bei 2 der älteren DDs war das Anti Rolling verhältnismäßig beschissen, Jemandem der nicht weiß, wie gut die Dinger sind, denken vielleicht das ist normal so. Ich hatte nie eine Erklärung dafür, auch da hat mir Marian geholfen. Er meinte, ich solle den Capstan mit Eisenchlorid aufrauen. Hab dann bei Amazon so ne Flasche bestellt. Seit dem mache ich das mit jedem DD. Der DD 33, den ich zuletzt bekommen habe sieht fast aus wie frisch ausgepackt und läuft nun auch wie neu. Mit dem Kondensator Mod von Marian geht der Bass bis in den Keller und nachdem ich den Tonkopf justiert habe klingt der traumhaft. Alle meine DDs laufen nun wunderbar.
Dann erzählst du das in nem Forum weil du Leuten irgendwie helfen willst, die vielleicht ähnliche Probleme haben, aber stattdessen wirst du dann total zerpflückt, weil du kannst doch nicht einfach den Capstan aufrauen oder die Feder kürzen, weil das ist ja Alles nicht so gedacht und kann nicht stimmen und richtig sein und überhaupt laufen deren Geräte ja Alle perfekt mit der original belassenen Feder und Capstan.
Ok, dann hab ich mir das bei mittlerweile 7 Geräten mit exakt gleicher Mechanik aus unterschiedlichsten Baujahren zwischen 82 und 93 nur eingebildet. War Alles blöder Zufall. Und dann wird man für dumm verkauft, man betreibe Pfusch und überhaupt hätte man keine Ahnung.
Ich hab 10 Jahre gebraucht um die Dinger so in Gang zu kriegen, dass sie mich zufrieden stellen und glücklich machen und ich weiß irgendwie, dass die wahrscheinlich nirgendwo auf der Welt so laufen, wie bei mir. Und das ist so wertvoll, dass man das konservieren kann und dass mir noch etwas Zeit bleibt das weiter benutzen zu können, anstatt irgendein Fiio oder We Are Rewind Ding mit billigem Scheiss Mechanismus kaufen zu müssen, weil Alles Andere nicht mehr läuft und nie mehr laufen wird. Das kann wirklich kein Geld der Welt bezahlen.
Durch die Stadt mit einem schönen Mixtape und so einem Teil in der Tasche laufen ist manchmal wie Schweben. Du hörst Nix Leiern, es klingt wie aus nem Top Cassettendeck und das setzt einfach Emotionen frei, dass man das selber so hinbekommen hat, wenn auch mit viel geistiger Hilfe und Menschen, die Jahre da rein gesteckt haben Ersatzteile zu entwickeln.
Und wenn man dann irgendwelche hochnäsigen Menschen im Internet findet, die diese Geräte mit der nötigsten Wartung für 600 Euro verkloppen und sich als exklusiv darstellen und ihren Aufkleber von irgend ner „Walkman Klinik“ als absolutes Güte und Qualitätssiegel da drauf kleben und dann wird man noch belächelt und blöd angemacht wenn man da irgendwas nach fragt will ich einfach nur um mich schlagen und fühle mich komplett verarscht.
Ich finde dieses Konzept, dass etwas exklusiv ist beschissen. Ich will einfach nur Spaß an meinem Hobby haben und das mit Anderen teilen. Ich kaufe Geräte nicht weil die was wert sind und vor Allem mache ich keinen Profit daraus, wenn ich was geschenkt oder günstig bekomme. Meistens gebe ich das was ich nicht brauche zum Selbstkostenpreis weiter oder verschenke es, auch wenn ich weiß, dass bei eBay evtl ein paar 100 Euro drin sind.
LG Tobi
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(24.10.2024, 10:08)RalfR schrieb: Ich habe jetzt ein Telefunken RC-200 bekommen, was gottlob komplett funktioniert. Ja, ich weiß, dass da ein ALPS Laufwerk drin ist und dass das keinen guten Ruf hat, aber das Ding funktioniert (noch) prima und hoffentlich noch eine ganze Weile.
Ich habe dieses massive ALPS, neben dem RC-200, in weiteren Decks in Betrieb. Z.B. Blaupunkt XC-240 und Universum CT 2393.
Dieses Laufwerk ist im Prinzip unzerstörbar. Alles Vollmetall und ein fetter Zugmagnet, anstatt anfälliger Cam-Motoren.
Das einzige Problem sind die Gummis. Wie schon erwähnt, der Gummi am Spulmotor. Da gibt es meines Wissens noch keinen direkt kaufbaren Ersatz.
Aber hey, es handelt sich nur um einen "popeligen" Gummi, da sollte künftig doch was zu machen sein. Ansonsten ist das alte ALPS wirklich "für die Ewigkeit" gebaut.
Viele Grüße
Manfred
"The warm sound of analog recordings is made of harmonic distortion and Tape hiss - I like it".
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(24.10.2024, 12:19)Manfred_K. schrieb: Das einzige Problem sind die Gummis. Wie schon erwähnt, der Gummi am Spulmotor. Da gibt es meines Wissens noch keinen direkt kaufbaren Ersatz.
Aber hey, es handelt sich nur um einen "popeligen" Gummi, da sollte künftig doch was zu machen sein. Ansonsten ist das alte ALPS wirklich "für die Ewigkeit" gebaut.
Deshalb frage ich mich, warum es dazu nirgends einen vernünftigen Ansatz gibt. Ich jedenfalls habe keinen gefunden. Die Idler scheinen aber u.U. das größere Problem zu sein. Und irgendwo habe ich auch von "sich zersetzenden Bandtellern" gelesen.
Vielleicht blüht mir das auch noch? Wer weiß?
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Nur mal so am Rande - auch die, die heute reparieren können, waren mal Laien, und auch bei denen ist nicht nachts ein guter Geist angeflogen und hat sie im Schlaf zu Fachleuten therapiert.
Und was die nachgefertigten Ersatzteile angeht - das, was es heute gibt, ist auch nicht einfach vom Himmel gefallen, sondern geht auf die Initiative von anderen Hobbyisten zurück, die alle nicht reich dabei werden.
Was also spricht dagegen, wenn jeder Interessierte ein wenig den Hintern hochkriegen würde, statt sich immer auf den "armen hilflose Laien" zurückzuziehen. ?
Gruß Frank
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24.10.2024, 14:44
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.10.2024, 14:54 von DOSORDIE.)
Aber tun wir das nicht Alle irgendwie indem wir die Geräte so gut wir können am Laufen halten?
Gibt es nicht aus dem sanitären Bereich irgendwelche Dichtungen, die in das ALPS Laufwerk passen?
Ich habe ein Dual C839 RC, wo sich ebenfalls Teile des Laufwerks auflösen, wäre das nicht, wäre wahrscheinlich auch dieses Laufwerk unzerstörbar, die Konstruktion ist genial. Die zersetzenden Plastikteile erlebe ich aber speziell bei deutschen Geräten doch schon häufiger, als bei den japanischen. Speziell bei Grundig und Philips ist das so ne Krankheit.
Und naja es ist halt nicht Jeder so Technik interessiert. Ich kann dafür andere Dinge nicht, oder hab keinen Bock drauf. Ist doch Scheiße, wenn man gezwungen ist, die Geräte selbst reparieren zu müssen oder ggf. Noch teure Messbänder kaufen zu müssen. Ich kann das total gut verstehen, wenn Jemand seine Hörspielsammlung möglichst sicher abspielen möchte, ohne das was kaputt geht und dann halt was Neues kauft, aber is natürlich blöd, dass man da einem Irrglauben unterliegt, weils dann doch irgendwie Schrott ist (Permanentmagnet, zu viel Bandzug, schlechte Bandführung…), was die Aufnahmen und Bänder natürlich eher zerstört, als ein gut gewartetes Mittelklasse Tapedeck aus den 90ern. Allerdings hilft das ja Alles nix wenn man für das Cassettendeck zwar 20 Euro hin legt, für Ersatzteile dann aber noch mal 20 bis 50 und dann noch Messcassetten für Geschwindigkeit und Azimut kaufen muss. Da ist man dann mal schnell bei 150 bis 200 Euro für Zeug, was man danach wahrscheinlich nie wieder benutzt. Das würde ich als „Laie“ auch nicht einsehen vor Allem muss man sich erst mal n Haufen Wissen anlesen bis man überhaupt versteht, wie man das Alles anwenden muss. Wenn man schon Grundwissen in Elektronik hat, mag das gehen, wenn man aber gar nix davon versteht, wird das echt schwierig.
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(24.10.2024, 14:44)DOSORDIE schrieb: Gibt es nicht aus dem sanitären Bereich irgendwelche Dichtungen, die in das ALPS Laufwerk passen?
Scheinbar ja, für die Idler, aber, so wie ich gelesen habe, lässt auch hier der Grip nach, da solche Teile wohl eher für Anpressdruck gedacht sind. Allerdings sollen lustigerweise die Ringe für Eckventile besser geeignet sein. Dazu kann ich allerdings nichts sagen, ist nur Hörenlesen.
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(24.10.2024, 14:44), dem DOSORDIE schrieb: Aber tun wir das nicht Alle irgendwie indem wir die Geräte so gut wir können am Laufen halten?
Gibt es nicht aus dem sanitären Bereich irgendwelche Dichtungen, die in das ALPS Laufwerk passen?
Ich habe ein Dual C839 RC, wo sich ebenfalls Teile des Laufwerks auflösen, wäre das nicht, wäre wahrscheinlich auch dieses Laufwerk unzerstörbar, die Konstruktion ist genial. Die zersetzenden Plastikteile erlebe ich aber speziell bei deutschen Geräten doch schon häufiger, als bei den japanischen. Speziell bei Grundig und Philips ist das so ne Krankheit.
Und naja es ist halt nicht Jeder so Technik interessiert. Ich kann dafür andere Dinge nicht, oder hab keinen Bock drauf. Ist doch Scheiße, wenn man gezwungen ist, die Geräte selbst reparieren zu müssen oder ggf. Noch teure Messbänder kaufen zu müssen. Ich kann das total gut verstehen, wenn Jemand seine Hörspielsammlung möglichst sicher abspielen möchte, ohne das was kaputt geht und dann halt was Neues kauft, aber is natürlich blöd, dass man da einem Irrglauben unterliegt, weils dann doch irgendwie Schrott ist (Permanentmagnet, zu viel Bandzug, schlechte Bandführung…), was die Aufnahmen und Bänder natürlich eher zerstört, als ein gut gewartetes Mittelklasse Tapedeck aus den 90ern. Allerdings hilft das ja Alles nix wenn man für das Cassettendeck zwar 20 Euro hin legt, für Ersatzteile dann aber noch mal 20 bis 50 und dann noch Messcassetten für Geschwindigkeit und Azimut kaufen muss. Da ist man dann mal schnell bei 150 bis 200 Euro für Zeug, was man danach wahrscheinlich nie wieder benutzt. Das würde ich als „Laie“ auch nicht einsehen vor Allem muss man sich erst mal n Haufen Wissen anlesen bis man überhaupt versteht, wie man das Alles anwenden muss. Wenn man schon Grundwissen in Elektronik hat, mag das gehen, wenn man aber gar nix davon versteht, wird das echt schwierig.
Ich gehöre ja noch zur Generation derer, die sich als Jugendliche mit dem Wissen aus den Heinz Richter Büchern, Röhrenradioschrott vom Sperrmüll und Papas Werkzeugkastenihre ersten "Anlagen" zusammengedengelt haben. Was mich dabei vorwärtsgetrieben hat, und es bis heute tut, ist eine Mischung aus kindlicher Neugierde und Sportsgeist, und die Erfolge, die am Ende dabei rauskommen, entschädigen für die Misserfolge und Rückschläge.
Damals war der Motivationsfaktor, dass es für einen armen Schüler quasi unmöglich war, auf andere Weise an leidlich gut klingende Musikgeräte zu kommen als durch Selbstbau aus Schrott. Heute ist der Motivationsfaktor zumindest für mich, dass man damit Dinge erhalten kann, die es für Geld nicht mehr zu kaufen gibt, und der Wissensgewinn, den man mit jedem Projekt hat, selbst wenn es am Ende doch nicht klappt.
Was mir immer wieder schwerfällt, ist, zu verstehen, wieso so viele interessierte Leute sofort die Klappe fallen lassen, sobald irgendwo ein Draht dran ist. In den siebzigern gab es Experimentierkästen von Philips. Das Buch, was dem Grundkasten beilag, enthält 50 Experimente, die man heute noch auf einem Breadboard mit einer Hand voll Bauteilen und einer 9V Blockbatterie nachbauen kann. Die hat man gemütlich in zwei Abenden hinter sich gebracht, und danach hat man ein Grundverständnis, mit dem man wetermachen kann. Diesen Tipp habe ich in den letzten Jahren bestimmt schon 100 mal gegeben, ich kann mich nicht erinnern, dass wirklich mal jemand zwei Abende dafür investiert hat, um danach nicht mehr ganz so dumm vor einem Schaltplan zu sitzen. Und wenn ich dann in einem Nachbarforum immer und immer wieder die Diskussionen lese, wie man Wackelkontakte in einer simplen Plattenspieler-Signalverkabelung mit dem Ohmmeter findet, und welche Hilflosigkeit mir das entgegenkommt ( es scheitert schon daran, dass die Leute mal oben den Link zum HiFi Archiv aufmachen, um sich die Bedienungsanleitungen runterzuladen ), dann ist das schon irgendwie frustrierend. Es sind in unserem Hobby-Umfeld so viele Leute unterwegs, die einerseits genug Interesse daran haben, dass sie nach einer YouTube Anleitung Tabula Rasa "Revisionen" machen, andererseits aber sofort die Klappe runterfallen lassen, wenn sie lernen sollen, den Sinn von dem zu verstehen, was sie da tun. Vielleicht bin ich ja ein simples Gemüt, aber bei mir ist es so, dass ich mich entweder für etwas interessiere oder nicht. Wenn nicht, dann lass ichs, wenn doch, dann mach ichs, und zwar richtig.
Gruß Frank
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(24.10.2024, 15:37)nick_riviera schrieb: ...Was mir immer wieder schwerfällt, ist, zu verstehen, wieso so viele interessierte Leute sofort die Klappe fallen lassen, sobald irgendwo ein Draht dran ist. In den siebzigern gab es Experimentierkästen von Philips. Das Buch, was dem Grundkasten beilag, enthält 50 Experimente, die man heute noch auf einem Breadboard mit einer Hand voll Bauteilen und einer 9V Blockbatterie nachbauen kann. Die hat man gemütlich in zwei Abenden hinter sich gebracht, und danach hat man ein Grundverständnis, mit dem man wetermachen kann. Diesen Tipp habe ich in den letzten Jahren bestimmt schon 100 mal gegeben, ich kann mich nicht erinnern, dass wirklich mal jemand zwei Abende dafür investiert hat, um danach nicht mehr ganz so dumm vor einem Schaltplan zu sitzen...
Oh, lieber Namensvetter,
das kann ich Dir ganz genau erklären, so einer bin ich nämlich im weitesten Sinne...
Schon in der Schule habe ich Physik und Chemie nicht ansatzweise "verstanden", rekapitulieren konnte ich immerhin das eine oder andere. Geholfen hat es nicht wirklich. Und, ich habe mir sogar tagelang intensive Nachhilfe bei meinem ältesten Freund angetan, der Physiker geworden ist...allein, es hat nichts geholfen, ich verstehe diese Dinge schlicht nicht.
Und ich habe weder einen IQ um 50 noch sonstwelche Verweigerungshaltung. Schrauben habe ich mir in Teilen ja auch aneignen können, insofern geht ja ein wenig was, aber Elektrik...nö, nicht den Hauch einer Chance. Was da in meinem Hirn krumm ist, weiß ich nicht, aber ich habe es so oft versucht, dass ich es heute nicht mehr angehe. Das ist schlicht Zeitverschwendung...auch für meinen Gegenüber...
Also laß´ uns User einfach User sein, ärgere Dich nicht über uns, sondern akzeptiere einfach, dass es sowas gibt.
Übrigens kann ich Dich vom Grundsatz ja sogar verstehen...mir geht das z.B. beim Winterräder-wechseln so. Mache ich selbst und ernte da immer wieder erstaunte Kommentare der Nachbarn, Freunde und und und. Die gehen alle fein in die Werkstatt ihres Vertrauens...müssen einen Termin abstimmen und frei nehmen, Zeit kostet es auch und natürlich ist es nicht umsonst. Ich bin da meist in 45 Minuten mit durch, dafür fährt der Nachbar nicht mal hin und her...aber OK, anschließend habe ich meist ein wenig Rücken...  aber wie gesagt, verstehen kann ich das auch nicht. Sinds die dreckigen Hände???
Grüßle
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Ja, das ist so - es gibt Leute, die sind einfach Anwender. Und es ist gut, wenn sie ihre Grenzen erkennen anstatt alles kaputtzubasteln, was ihnen in den Weg kommt. Bei mir kommt irgendwann ein Stop-Signal im Kopf, dann baue ich alles wieder zusammen und lasse es, weil ich weiß, wenn ich jetzt weitermache, wird es irreparabel.
Dazu kommt, habe ich überhaupt Zeit, Energie, Talent? Klar, viele versuchen es erst gar nicht, das ist schade, aber nicht zu ändern, das Interesse an Technik muss ja grundsätzlich vorhanden sein.
Aber Geschicklichkeit ist auch nicht jedem gegeben, ich kann z.B. nicht löten, weil ich einen leichten Tremor in der rechten Hand habe - und ich werde es daher auch nicht mehr versuchen, genausowenig, wie ich jemals versuchen würde, ein Uhrwerk zu montieren, obwohl mich das fasziniert und ich es gerne können würde. Es ist schlicht nicht möglich.
Mir ist inzwischen auch sonst vieles zu mühsam geworden und ich will mich nicht auch noch in der Freizeit stressen müssen.
Jeder Kassettennutzer nutzt letztlich allen, die sich für das Medium oder die Geräte interessieren, denn je mehr Leute sich für diese eigentlich obsolete Technik interessieren, um so eher bleibt ein Markt erhalten und umso eher bleibt das Medium im allgemeinen Bewusstsein. Man kann heute wieder Musikalben auf Kassette kaufen (die sogar ordentlich klingen) - aber keine anständigen Abspielgeräte mehr.
Von daher schaue ich z.B. auch nicht auf Oldtimerbesitzer herab, die nicht selbst schrauben - dann lassen die halt erhalten, sichern damit aber den Markt, bewahren das Fahrzeug und geben anderen Arbeit. Hätte ich das Geld, würde ich es auch so machen, ich fahre nämlich auch viel lieber als dass ich schraube. Das ist für mich nur ein notwendiges Übel, ich mache das nur, weil ich das Auto fahren will. Andere hingegen restaurieren, fahren gar nicht, verkaufen und restaurieren das nächste, weil das für sie das Hobby ist. Wiederum andere beschäftigen sich rein theoretisch oder historisch mit einem Themengebiet.
So sind die Leute halt verschieden.
Viele Grüße
Nils
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Ja die Zeit und der Aufwand sind es bei mir auch oft, die mir dann einfach die Motivation nehmen. Der Verstärker in meinem Wohnzimmer zickt schon wieder rum. Wenn der jetzt wochenlang auseinandergebaut im Keller rum fliegt hab ich da auch keine Lust drauf. Das ist nicht so eine „Deckel auf“ Nummer und kurz den Kondensator tauschen. Es ist vermutlich einer der Knebelschalter, der zerlegt werden muss und allein da dran zu kommen… echt kein Bedarf. Vor Allem ist das mein „Hauptgerät“. Das is nix, was ich entbehren kann oder was ruhig mal im Schrank oder auf dem Dachboden verschwinden kann, wenn man keine Lust mehr drauf hat.
Das lasse ich lieber von Jemandem machen, der das Gerät kennt und beruflich damit zu tun hat. Dann weiß ich, das ist in ein paar Tagen fertig und es funktioniert wieder Alles.
Der Verstärker ist für mich so wichtig, weil er 3 Tape Outs mit getrenntem Recording Selector hat. Ich kann gleichzeitig fern sehen und dabei ein Tonband digitalisieren oder ein Mixtape aufnehmen, ohne umstecken, ohne hässliche Vivanco Schaltpulte, etc. und ich kann von jeder Quelle auf jeden Tape Ausgang schalten und von jedem Tape auf jedes Tape kopieren, sodass gleichzeitig Cassette, Tonband und Computersoundkarte in beide Richtungen funktionieren. Wenn das nicht wäre, hätte ich mir schon längst einen AVR gekauft, denn der Akai hat keine Fernbedienung. Trotzdem ist mir die Gefahr zu groß etwas „kaputt zu reparieren“ an solchen Geräten, die ja auch wertvoll sind und im täglichen Einsatz einfach tu groß.
Ich hab schon viel kaputt gemacht, aber auch viel wieder perfekt in Gang gesetzt. Man lernt natürlich auch daraus, aber mit meiner Akai GX747 würde ich so ein Risiko beispielsweise nicht eingehen, da sind dann mal eben 3000 Euro Wertanlage im Arsch.
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Geht mir ähnlich. Vor 30 Jahren habe ich viel mit Elektronik gemacht, dann aber gar nicht mehr. Steller und Schalter reinigen ist noch ok, Schaltpläne lesen geht auch, ebenso wie Löten, aber für tiefergehende Dinge bin ich dann doch auf die Hilfe von jemandem angewiesen, der sich damit besser auskennt.
Das Hauptproblem: Von den ehemalig drei Fachbetrieben existiert hier keiner mehr. Wo willst Du da etwas reparieren lassen?
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Ja das ist ein echtes Problem.
Das ist halt genau das Gleiche, wie mit den eBay Händlern. Genaue Fehlerbeschreibung für eine A77 abgegeben, schon vor 15 Jahren oder so. Die haben ein bisschen die Lager geölt und dann hab ich 80 Euro bezahlt. Das Problem mit den Kanalungleichheiten, die garantiert durch den verschlissenen Kopf kamen blieb bestehen. Dafür stand das Gerät da Wochen lang rum.
Ein anderer Laden war noch dreister. Für 450 Euro eine Teac X1000 gekauft. Bänder rutschten durch, Azimut funktionierte nicht, die Andruckrollen hingen beim Ansetzen regelmäßig. Hab ich das Ding zurück gegeben, Fehler beschrieben, 3 Wochen nix passiert, n bisschen Öl am Mechanismus, bezahlt hab ich nix, wegen Gebrauchtwaren Garantie. Ich hab dann gesagt ich bin unzufrieden und dass ich es mal selbst probieren mag.
Hab die Maschine dann mit meinen Hausmitteln topp eingestellt bekommen, war aber trotzdem unzufrieden weil ich nicht wusste, ob Alles 100%ig ist. Das hat mich irgendwie gestört. Die Bänder liefen aber und der Azimut stimmte - zumindest in sich und mit meinen vorhandenen Bändern, dadurch dann auch bei Neuaufnahmen mit dem Gerät.
Habe die Maschine dann zurück gegeben und mir das Geld wieder geben lassen.
Sie wurde dann erneut in deren Flohmarkt Rubrik im Internet angeboten - diesmal für 150 Euro mehr mit der Bemerkung „Vom Fachmann generalüberholt.“. Das sind dann gleichzeitig auch die selben hochnäsigen Typen die dich belächeln, wenn du Denen was erzählst und sie dir ein Produkt verkaufen wollen.
Da geh ich nie wieder hin.
Solche Erfahrungen habe ich nun leider schon in sehr vielen renommierten Betrieben gemacht. Die „alten Hasen“ sind alle im Ruhestand, die Jüngeren haben keine Ahnung oder keinen Bock mehr und dann stehen die Sachen n Monat da rum, nix wird gemacht und am Ende zahlt man trotzdem 80 Euro.
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25.10.2024, 08:27
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.10.2024, 08:45 von RalfR.)
Ich weiß gar nicht, ob es den Beruf "Radio- und Fernsehtechniker" überhaupt noch gibt, wahrscheinlich eher nicht. Woher sollten die Jüngeren das auch lernen, es gibt ja nichts vernünftig Neues mehr auf diesem Sektor.
Etwas OT zum Thema "hochnäsige Typen": Ich hatte 1972 meinen ersten Plattenspieler bekommen, Philips Kofferplattenspieler in schickem Rot, natürlich Mono Verstärker. Der Philips hatte dieses lange, typische Philips System, welches natürlich Stereo war. Also sollten beide Kanäle summiert in Mono laufen. Mit fiel aber bei einigen Platten sofort auf, dass da "etwas fehlt", wir hatten nämlich schon einen Dual 1218 an unserer Musiktruhe.
Also ab zum Händler und die haben mich natürlich gleich für blöde hingestellt, "Ist doch Mono, da kann nichts fehlen". Außerdem, wie sollte sich ein "Fachmann" etwas von einem 12-jährigen erzählen lassen? Das geht ja gar nicht.
Später habe ich vorsichtig die obere Kunststoffhaube des Philips-Systems abgemacht und sofort gesehen, dass einer der beiden Keramikstifte gebrochen war. Dadurch fehlte eben der linke Kanal im Monosound. Ich habe dann den zweiten an der gleichen Stelle gebrochen und den Nadelhalter wieder draufgeschoben. Dann war es zwar etwas leiser, weil die Keramikstifte ja jetzt kürzer waren, aber der Monosound stimmte wenigstens wieder.
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(25.10.2024, 07:21)RalfR schrieb: Das Hauptproblem: Von den ehemalig drei Fachbetrieben existiert hier keiner mehr. Wo willst Du da etwas reparieren lassen?
Einen richtigen Radio-/Fernsehtechniker gibt es bei uns in der Gegend noch, ein Idealist, denn viel verdienen wird er damit nicht.
Auch war ich vor ein paar Jahren positiv überrascht, dass es hier noch einen Fachbetrieb für Kühlerbau gibt.
Aber schon wenn Du jemanden suchst, der Dir fachgerecht eine Zylinderkopfdichtung wechselt, wird es sehr schwierig. Viele der kleinen unabhängigen Werkstätten gibt es nicht mehr, einfach weil ihre Betreiber sich altersbedingt zur Ruhe gesetzt haben.
Viele Grüße
Nils
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Das Problem sind heute weniger die fehlenden Leute, sondern viel mehr die Rahmenbedingungen.
Es geht damit los, dass ein selbständig arbeitender Reparateur im Einmannbetrieb ungefähr 50 bis 60 Euro Stundensatz kalkulieren muss, wenn er mit 100 Monatsstunden auf das Nettogehalt eines Industriearbeiters im Mittelstand kommen will. 100 Monatsstunden produktive Arbeit bedeuten nicht, dass der Mann den Rest der Zeit die Füße hochlegt, es kommen mindestens noch einmal so viele Stunden für Bürokratie und unproduktive Arbeiten zusammen.
Dann kann ein Reparateur noch so routiniert und gut ausgestattet sein, wenn es nötig ist einen Verstärker komplett zu zerlegen, um an einen Schalter zu kommen, hat er den selben Zeitaufwand wie ein Bastler, und wenn er dann feststellt, dass der Schalter nicht mehr zu retten ist, und er auch keinen Ersatz besorgen kann, hat er das selbe Problem, das auch der Bastler hat mit der Ausnahme, dass er bis dahin zwei bis drei Arbeitsstunden à 50 Euro in den Sand gesetzt hat.
Dann kommt das Problem der Gewährleistung - niemand ist bei Geräten jenseits der 40 in der Lage, sie so zu sanieren, dass man hinterher die volle Gewährleistung übernehmen kann, selbst im Produktsicherheitsgesetz tauch in dem Zusammenhang die Ausnahme "technische Antiquität" auf. Die Kunden haben aber heute eine Vollkasko-Mentalität, und erwarten selbstverständlich, dass der 50 Jahre alte Verstärker nach der Reparatur die Eigenschaften eines Neugerätes hat.
Richtig schwierig ist ein Thema, das bei Tapedecks relevant ist, das Nachfertigen von Ersatzteilen individuell oder in Kleinserie. Wenn man das für sich selber oder im Hobby-Umfeld macht, kann man sich z.B. bei einem defekten Plastikteil hinsetzen und einen Abguss anfertigen bzw. eine 3D-Druck Datei zu erstellen, und dann funktioniert es oder es funktioniert nicht. Wenn ich das als Gewerbetreibender machen will, muss ich theoretisch jedes erstellte Teil auf CE-Konformität prüfen ( lassen ), und selbst wenn ich hier mal alle Augen zudrücken würde, hätte ich noch das Problem, dass ich die Teile kaum wirtschaftlich auf Haltbarkeit prüfen kann. Wenn ich dann so ein Teil in Kleinserie herstelle und einbaue, schaffe ich mir eine Zeitbombe, die mir jederzeit um die Ohren fliegen kann, ohne dass das Risiko entsprechend honriert wird.
Und last but not least kommt hinzu, dass die Benutzer immer weniger Ahnung von Technik haben, und dadurch auch keine Wertschätzung mehr für die Reparaturarbeit aufbringen können. " Ich kann das nicht, also geb ich das jemandem, der Ahnung hat, und der macht das mal eben " ist die Devise.
Das alles führt dazu, dass sich die Reparatur-Landschaft immer mehr auf zwei Varianten reduziert - die Pfuscher, die nicht wissen, worauf sie sich einlassen und die, die sich nur noch mit Edelgeräten beschäftigen, wo die Reparierbarkeit gegeben ist, und die Kunden bereit sind, seriöse Arbeit entsprechend zu bezahlen. Ich habe auch immer wieder mal darüber nachgedacht, mir meine zukünftige Rente mit einem nebenberuflichen kleinen Reparaturbetrieb aufzubessern, aber ganz ehrlich, mir ist das Risiko zu groß. Und so haben halt auch diejenigen Pech, die bereit sind, dem Reparateur bei altem Geraffel mit etwas mehr Gelassenheit zu begegnen. Umso wichtiger wäre es, dass die Szene der Hobbyschrauber größer werden würde, und ich denke mittlerweile mehr darüber nach, wie man das erreichen kann.
Gruß Frank
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25.10.2024, 15:38
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.10.2024, 15:41 von tk141.)
Ja, da gebe ich Dir vollumfänglich recht, Frank. Man kann mit guter Arbeit nichts mehr verdienen bzw. die allermeisten Kunden könnten sie nicht mehr bezahlen - und oft wird Sorgfalt auch nicht einmal mehr bemerkt oder wertgeschätzt.
Dazu kommt das Alter des vorhandenen Materials: Egal ob es ordentliche Kassettendecks oder reparierbare Autos sind - die Sachen sind inzwischen mindestens 25 Jahre alt. Und auch das, was seinerzeit als "bulletproof" gegolten hat, ist heute halt einfach alt. Das, was immer Ärger machen kann, sind oft Kleinigkeiten, die aufgrund von Materialalterung ausfallen oder wegbröseln. Da steckt oft am meisten an Aufwand und Herausforderung drin.
Aber das, was man neu kaufen kann, ist eben nicht mehr das, was man vor 30 Jahren kaufen konnte. Die meisten Leute kaufen aber auch nach wie vor lieber neu anstatt etwas Altes zu erhalten und da Anstrengung hineinzustecken. Denen ist das egal, der Zeitgeist ist (noch?) so.
Viele Grüße
Nils
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(25.10.2024, 12:26)nick_riviera schrieb: Umso wichtiger wäre es, dass die Szene der Hobbyschrauber größer werden würde, und ich denke mittlerweile mehr darüber nach, wie man das erreichen kann.
Ganz einfach – z.B. durch Hilfestellung an Interessierte, in Foren wie diesem.
Ich glaube, es gibt gar nicht so wenige engagierte und auch talentierete Quereinsteiger.
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