angeregt durch den Tread von Pyromixer zum Selbstbau eines Kassettendecks kam ich zu dem Entschluss, endlich mal meine Decks in Schwung bringen zu wollen. Ich habe zwei Decks von Aiwa aus der Zeit, als Decks dieses Herstellers noch gut waren. Das sind 1x AD- F880 und 1x AD- F910. Da ich beide Decks höchstselbst 1991 bzw. 1992 gekauft habe, kenne ich Ihre Geschichte also ganz genau. Sie wurden immer gut gepflegt und sind relativ wenig gelaufen.
Die Antriebsriemen waren aber bei beiden Geräten schlapp, das wusste ich auch. Also hatte ich mir schon voriges Jahr neue Riemen besorgt und dachte mir, jetzt werde ich diese endlich mal wechseln. geht ja schnell.. :whistling: So dachte ich aber auch nur. Der Haupt- Antriebsriemen vom AD-F880 war ziemlich klebrig, ließ sich aber immerhin noch herausnehmen. Dabei zerriss er und zog einen Faden.
Der 2. Riemen, welcher den linken Capstan antreibt, war dagegen nur noch vom Aussehen her ein Riemen. Als ich ihn anfassen wollte, verwandelte er sich gewissermaßen vor meinen Augen in eine matschige Teerpampe... Somit hatte dann auch ich "endlich" das Erlebnis der berüchtigten "Riemenpest", von welcher ich immer glaubte, sie befällt nur Philips Bandmaschinen der 70er Jahre...
Dass das aber bei Kassettendecks der frühen 90er Jahre ebenfalls passiert, war mir bisher neu.
Naja, erst einmal den Matsch entfernen und dann mit Spiritus ordentlich nachputzen... Eine gute halbe Stunde später hatte das Deck dann neue Riemen und funktioniert wieder hervorragend.
Alarmiert dadurch, habe ich auch gleich das AD- F910 aufgeschraubt. Ergebnis: Beide Riemen klebrig, aber noch nicht matschig. Da werde ich keine weitere Zeit mehr verstreichen lassen, am Wochenende sind auch diese Riemen fällig. Mann, das sind gerade mal 2 Jahre Unterschied im Herstellungszeitraum. Scheint aber doch etwas auszumachen.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen mit Cassettendecks aus dieser Zeit gemacht ? Mein Cousin besitzt 2 Sony Decks des etwa gleichen Alters. Bei Ihm laufen noch die alten Riemen ohne Probleme...
GDR 22,'index.php?page=Thread&postID=231366#post231366 schrieb:... und sind relativ wenig gelaufen.
Hallo Rainer,
das ist das Problem. Die Riemen halten bei regelmäßiger Benutzung länger und machen sich rechtzeitig durch Gejaule und "Jitter" also kurzfrequente Gleichlaufschwankungen bemerkbar, wenn sie fällig werden. Aber jahrelang im Schrank oder Keller aufbewahren, da altern die Riemen unbemerkt und wenn man dann ohne vorherige Prüfung einschaltet, ist es zu spät. Soll ein Deck langfristig eingelagert werden, empfehle ich, zuvor alle Riemen zu entfernen. Dann spart man sich zumindest diese Sauerei.
Da ich ja ganz frisch in dem Metier bin (frühere Zeiten mal ausgeblendet) wusste ich von der Riemenpest gar nichts als ich unbedarft meine ersten gebrauchten Decks kaufte. Es war dann aber das Erste was ich kennenlernen durfte als ich meine 30 Jahre alten NAD Decks öffnete. Der Riemen sah exakt so aus wie auf Deinen Bildern und wie von Dir beschrieben. Ein kleiner Klumpen teerähnliches Zeug.
In einem Deck war der Riemen noch als solcher wenigstens zu erkennen, in einem anderen waren nur noch Spuren von Klumpen zu sehen. Das Fatale scheint dann zu sein, dass sich das aufgelöste Zeug im Laufwerk verteilt und dort überall eine klebrige Spur hinterlässt. Ich habe das Laufwerk ausgebaut und vor dem zerlegen mit Bremsenreiniger gespült um überhaupt vernünftig dran arbeiten zu können.
Damit spült man natürlich aber auch jedes Gramm Fett mit raus. Eine Zerlegung, Reinigung und neu fetten der beweglichen Laufwerksteile ist dann Pflicht.
Meine NAD Decks hatten aber noch einen zweiten Riemen, eher ein schwarzes Gummiband welches das Zählwerk antreibt. Die waren nicht betroffen. Aber im ausgebauten Zustand blieben sie einfach in der Form in der sie wohl die letzten 20 Jahre stehen geblieben sind. Relativ starr und genauso geformt als würden sie noch auf den Rädern sitzen.
Diese könnte ich sicher auch durch ein schlichtes Gummiband ersetzen, wollte aber einen Trick ausprobieren den ich bei einem Ami mal gesehen hatte:
Das Gummi in eine Schüssel mit ca. 300ml Wasser und dann 15 Minuten ab damit in die Mikrowelle. Dabei drauf achten, dass das Wasser nicht vollkommen verdampft. Am Ende muss das Gummi noch im Wasserbad liegen. Nach dieser Kur waren die Gummis wieder rund geformt und auch etwas strammer. Funktionieren 1A und passten sauber auf die Antriebsräder mit einer gesunden Spannung.
Cassetten hören ist ein geheimer Akt. Streams und Computer verbinden dich mit allen. Mit der Cassette bist du allein.
Captn Difool,'index.php?page=Thread&postID=231367#post231367 schrieb:Die Riemen halten bei regelmäßiger Benutzung länger und machen sich rechtzeitig durch Gejaule und "Jitter" also kurzfrequente Gleichlaufschwankungen bemerkbar, wenn sie fällig werden.
Hallo Andre,
danke das ist interessant. Weist zumindest darauf hin, weshalb mein Cousin kein Problem mit den Riemen bei seinen Decks hat, obwohl Aiwa zum Zeitpunkt der Herstellung unserer Decks ja eine Sony- Tochter war. Da sollte man (eigentlich) vermuten, daß die Antriebsrieben aus einer Quelle stammen...
Nur mal aus Interesse: Ist eigentlich bekannt, was das für ein Material ist ? Kautschuk ganz sicher nicht. Ich habe eine Fabrikneues Laufwerk eines SKR701 (DDR- Kassettenrekorder), welches seit 1988 in meinem Ersatzteilschrank liegt. Der Antriebsriemen dort ist weder schlapp noch irgendwie klebrig, hat sich eigentlich nicht verändert. Dabei ist dieses Laufwerk absolut unbenutzt, war noch nie eingebaut. Die Gummis dort scheinen also noch sowas wie Kautschuk zu beeinhalten. Oder eben den guten Buna- Synthesekautschuk...
Hallo Rainer,
ich wußte gar nicht,daß Aiwa damals eine Sony Tochter war,hoffentlich halten bei meinem Sony Deck die Riemen länger.Ich verwende ja seit Mitte 60er Spulen und bin erst spät zur Cassette gekommen,habe mir dann aber als erstes Deck 1984 ein Sony TC-K 555 ES II gekauft,welches ich bis heute zu meiner vollsten Zufriedenheit nutze.Es ist eher selten in Betrieb,aber immer angeschlossen und nie wirklich länger stillstehend.Bisher gibt es keine Probleme mit den Riemen,weder beim Umspulen noch bei der Wiedergabe.Vieleicht ist der stetige,aber geringe,Betrieb ja das Optimum.
Grüße,Ralf
Hallo Ralf,
nicht gleich in leichte Panik verfallen...
Tochter ist relativ.
Aiwa wurde 1951 als eigenständiges Unternehmen gegründet, als AIKO Denki Sangyo Co., Ltd.
Etwa 1982 hatte Sony über 54% der Aktien von Aiwa gehalten, Ende 2002 übernahm Sony 100% der Aktien.
2008 hat Sony die Produktion von Aiwa-Geräten eingestellt. Die Marke gibt es noch.
Das Aiwa Probleme mit den verwendeten Gummis gehabt hat, habe schon mehrfach gehört, gelesen und gesehen.
Ich wollte mir mal den AD-6900 oder AD-6700 kaufen BJ 79/80, habe dann aber davon Abstand genommen weil sich die im Laufwerk verwendeten Gummi-Teile (nicht nur Riemen) aulösen sollen.
Zitat:Nur mal aus Interesse: Ist eigentlich bekannt, was das für ein Material ist ?
Das Frage ich mich auch schon lange. Einen möglichen Aufschluß gibt vielleicht dieser Bericht http://www.chemie.de/lexikon/Gummi.html
es könnte also ein Poblem in der Mischung der Zusatzstoffe sein oder eine Reaktion auf mit im Gerät verbaute Teile.
Mir war die Riemen- bzw. Gummipest früher nur bei den Philips- und Ferrograph-Geräten bekannt, irgendwann kam dann die grüne Andruckrollen der Revox A und B77 hinzu und Japaner folgten teilweise.
Bei alten Bandgeräten anderer Hersteller bis in die 70er Jahre hinein, aus Europa, hatte ich noch nie so ein Erscheinungsbild.
Es kann gut sein das die alle mehr oder weniger stark nach dem alten Buna-Verfahren hergestellt haben.
Ich habe dann heute Ernst gemacht und auch beim AD- F910 die Riemen ausgetauscht. Die zerfielen zum Glück gerade noch nicht, daher war das eine schnelle Geschichte. Gerade eben sitze ich mit dem Kopfhörer und höre übelsten 90er Eurodance (Masterboy), welchen ich erst vor 3 Stunden auf einem neu erworbenen Revox B215 aufgezeichnet habe. Das Revox ist noch nicht revidiert, aber die Aufnahme ist trotzdem absolute Spitze.
Warum ich es unrevidiert zur Aufnahme benutzt habe ? Weil es einfach top läuft und bekanntermaßen einen super- Einmesscomputer besitzt, der mit allem klar kommt, was man ihm anbietet. Mein Aiwa Deck misst zwar hervorragend auf allen Japanischen Cassetten ein, BASF Kassetten will es aber partout nicht haben. Ich habe BASF Chrome Maxima verwendet, sogar eine 1988er NOS geöffnet. Keine Chance. Überhaupt keine Probleme gab es dagegen mit Sony UX- S, Maxell XLII-S, TDK SA-X. Da ich seit Erwerb der Decks nur TDK SA-X verwendet habe (ich saß damals gewissermaßen an der Quelle), ist mir das nie aufgefallen, daß die Decks richtiges CrO2 nicht mögen. Gleicher Test auf Akai GX-95 MK II --> gleiches Ergebnis. Ist halt auch ein Japaner… :whistling: Ich kann mir aber eigentlich nicht vorstellen, daß das immer so gewesen ist. Ich schiebe es mal darauf, daß die NOS Kassetten ja inzwischen auch 30 Jahre alt sind...
Für das B215 mache ich mal einen eigenen Faden auf,, habe da mal ´ne Frage...
Zitat:Gerade eben sitze ich mit dem Kopfhörer und höre übelsten 90er Eurodance (Masterboy), welchen ich erst vor 3 Stunden auf einem neu erworbenen Revox B215 aufgezeichnet habe.
TOC TOC TOC TOC... TOC TOC TOC TOC... TOC TOC TOCTOCTOCTOC... ZIIIISCH..... WOOOOP.... feel the heat of the night....
Alles hatte seine Zeit. Und damals passte das schon. Gab noch schlimmeres Zeug.
Dass ich jemals in einem Forum über zerissene und klebrige Gummis diskutiere hätte ich mir damals jedenfalls nicht träumen lassen
Cassetten hören ist ein geheimer Akt. Streams und Computer verbinden dich mit allen. Mit der Cassette bist du allein.
Akai und Aiwa können eigentlich schon die IEC-BASF einmessen. Mein KX-670 konnte das Anfangs auch nicht, bis ich entdeckte, das die Spurlage nicht stimmte, trotz formal korrekter Boardeinmessung, samt "richtigen" Azimut. Nachdem ich das alles gerichtet hatte, hatte nämlich keine Spiegelcassette sondern nur alte Dolbycassetten, war die Auto-Einmessung kein Problem mit BASF. Zugleich wurden die alten Dolbycassetten aus den 80ern wiedergegeben, als wären die Aufnahmen erst von gestern.