06.05.2010, 20:25
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.11.2020, 01:18 von Matthias M.)
Moin, moin,
am vergangenen Wochenende rief mich ein Zuträger an, ob wir uns nicht einmal treffen könnten. Er käme gerade aus Wuppertal und hätte spaßige Dinge im Auto.
Als er dann am Sonntag Morgen die Seitentür seines Transporters öffnete, starrte mich unter anderem dieses obskure Teil an:
Kann man doch nicht liegen lassen, oder?
Die HiFi-STEREOPHONIE meinte in ihrem Testbericht zum „großen Monster“ von JVC, dem JR-S600, der Receiver präsentiere sich in einem „recht gelungenen Design“.
Zumindest kann man sagen, die insgesamt fünf Geräte der auf der HiFi '76 präsentierten Serie sehen sich ähnlich, die beiden Topmodelle, S400 und S600, kommen sogar in gleichem Design und Abmessungen, unterscheiden sich nur in Leistung der Endstufe und, geringfügig, in der Ausstattung.
Ob man das Design jedoch als „gelungen“ bezeichnen mag, bleibt jedem selber überlassen.
JVC gehörte zweifellos zu den innovativen Unternehmen der Unterhaltungselektronik. Von der Konzernmutter Matsushita (National, Panasonic, Technics) relativ selbstständig geführt, versuchte die Firma in den Siebziger Jahren Anschluß an die prominenten Marken der Sparte zu finden, seine Geräte über denen von Konkurrenten wie Teac oder Hitachi einzuordnen. Mit den VR- und 4VR-Typen schien das zum Beginn der Dekade zu gelingen.
Das Image fördern sollte auch die Entscheidung, die neuen Spitzenmodelle, zumindest in Deutschland, nur über den Fachhandel zu verkaufen. Eine Beschränkung, die dazu beigetragen haben dürfte, daß die Serie JR-S hierzulande selten geblieben ist. Doch repräsentieren sie den nächsten Schritt JVC's, sich an Pioneer, Kenwood oder Sansui anzuschleichen.
Das Design wurde offensiver, im Gegensatz zum Beispiel zu Yamaha, die in der zweiten Hälfte der Siebziger (https://tonbandforum.de/showthread.php?tid=9167) dezentere und elegantere Geräte bauten, als noch zuvor (https://tonbandforum.de/showthread.php?tid=9173).
Doch dezent zu sein, daß kann man dem JVC wirklich nicht vorwerfen!
Die schwarze, zum Teil verglaste Front des großen Receiver wird von einer silbern strahlenden Blende in zwei, unterschiedlich große Teile zerschnitten, was nicht eben einen ausgewogenen Eindruck hinterläßt.
Die analoge Skala, darüber vier große, blau beleuchtete Drehspulinstrumente, und die insgesamt sieben Flachbahnregler, rechts, neben dem waagerecht drehenden Tuning-Rad, versuchen alle gleichsam die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen,
Der JVC will in den Vordergrund und er will entdeckt werden!
Und zu entdecken gibt es so einiges.
Die analoge, blau beleuchtete Skala des UKW- und Mittelwellen-Tuners reicht im UKW-Bereich von 87,5 bis 108MHz, ist also auch aus heutiger Sicht ausreichend. Die Sendersuche mit dem analogen Alps-Drehkondensator erfolgt durch ein Tuning-Rad, das, in Art von Marantz, Loewe oder Carad, waagerecht steht und mit Hilfe einer großen Schwungmasse, leichtgängig angetrieben ist – JVC nennt das „Doppeschwungrad“.
PLL-Schaltung und „Keramikfilter in Kombination mit einem vierpoligen phasenlinearen IC-Filter“ von Toko belegen, daß es sich hier um einen modernen Tuner handelt.
Zwei große, ebenfalls blau beleuchtete Drehspulinstrumente zeigen die Feldstärke der einfallenden Sender und die Ratiomitte an. Das Muting läßt sich per Knopfdruck zu oder abschalten.
Angebaut hat der JVC eine Ferrit-Antenne für AM, alternativ einen Klemmanschluß für eine externe Antenne. Für besten UKW-Empang verfügt der JR-S 400 über ein Paar Kabelklemmen für 300 Ohm- und über eine Klemme für geschirmtes Antennenkabel für eine 75Ohm-Antenne. Zwischen interner Antenne und Antennenanschluß läßt es sich mit Hilfe eines Schalters an der Rückseite umschalten.
Zudem ermöglicht die Cinch-Buchse „FM DET OUT“ den Anschluß eines externen Oszilloskops.
Die Endstufe des JVC ist pro Kanal mit je zwei Endtransistoren vom Typ 2SC898V und 2SA753V mehr als ausreichend bestückt. Zwei „Elna Black-Neg“ Ladekondensatoren von jeweils 10.000 µF sorgen für ausreichend Dynamik. Ein Paar Drehspulinstrumente mit bedämpften Zeigern und logarithmischen Skalen zeigen die abgegebene Leistung an.
Der JR-S400 sprengt an vier Ohm Impedanz die „magische“ 100-Watt-Grenze, die in den Augen vieler HiFi-Fans einen normalen Receiver von einem „Monster-Receiver“ trennt.
Der Anschluß der Lautsprecher-Boxen erfolgt mit Hilfe eines Terminals von ausreichend dimensionierten Klemmen, die über Drucktasten geöffnet und verriegelt werden können.
Insgesamt lassen sich zwei Boxenpaare von 4-16 Ohm Impedanz anschließen und getrennt schalten. Werden zwei Lautsprecherpaare gleichzeitig betrieben, dürfen die Boxen 8 Ohm Nennscheinwiederstand nicht unterschreiten. Ein Kopfhörer von mindestens 8 Ohm läßt sich per Klinkenstecker an der Front anschließen und bei abgeschalteten Boxen auch solo hören. Die Lautstärkeregelung von Kopfhörer und beiden Boxenpaaren erfolgt gemeinsam.
Im JVC sind drei parallele Schutzschaltungen eingebaut. Eine patentierte Rückstellautomatik setzt die Endstufe selbstständig wieder in Betrieb, sobald das Problem, das zur Abschaltung geführt hatte, behoben ist.
Die Klangregelung ist ein Highlight des JVC. Neben Lautstärke und Balance finden sich an der rechten Geräteseite fünf weitere, senkrecht stehende Flachbahnregler des eingebauten „SEA-Graphic Equalizer“.
„SEA“, das steht für Sound Effekt Amplifier und bezeichnet ursprünglich eine seit Ende der Sechziger von JVC propagierte Verstärker-Serie, die sich durch einen eingebauten Graphic Equalizer auszeichnete, mit dem das Gerät, besser als seine Konkurrenten, an die Raumakustik angepaßt werden können soll. Natürlich hat die 5fach-Klangregelung der Receiver wenig mit den großen Equalizern zu tun, doch kann der JVC mit Hilfe der fünf Regler (40, 250, 1.000, 5.000 und 15.000 Hz) mit einem Regelbereich von jeweils +/- 12 dB die angeschlossenen Boxen schon deutlich besser an die Eigenarten des Raumes anpassen, in dem sie stehen, als andere Geräte mit den üblichen zwei Reglern für Höhen und Tiefen.
Natürlich läßt sich die SAE-Schaltung auch überbrücken, ohne daß dafür die Reglerstellung geändert werden müsste. Höhen- und Tiefenfilter sind außerdem vorhanden.
Mit dem Taster „Loudness“ läßt sich die physiologische Lautstärke-Anpassung zuschalten.
Der Vorverstärker bietet darüber hinaus Anschlüsse für eine Hochpegelquelle, zum Beispiel einen CD-Player, zwei Aufnahmegeräte, jeweils mit Monitor-Schleife, und zwei Plattenspieler mit Magnet-System (MM), jedoch für bis zu 200mV Ausgangsspannung ausgelegt. Zwei Erdungsschrauben sind auch vorhanden.
Die Dubbing-Funktion, die das Überspielen von „Tape 1“ auf „Tape 2“ erlaubt, kann auch für den Einsatz eines extern angeschlossenen Rauschunterdrückungsdsystems an „Tape 1“ für den an der Buchse „2“ angeschlossenen Recorder verwendet werden.
Alle Geräte werden mit Cinch-Kabeln angeschlossen. Für den Anschluß „TB 2“ liegt zudem eine für Aufnahme und Wiedergabe kombinierte DIN-Buchse vor.
Eine Besonderheit des JVC ist die Möglichkeit, Vorverstärker und Endstufe aufzutrennen. Auf diesem Wege läßt sich zum Beispiel ein großer Equalizer einschleifen, aber auch ein weiterer Quellen-Umschalter, oder an die Endstufe eine alternative Vorstufe, oder an den Vorverstärker ein anderer Endverstärker anschließen.
An der Rückseite des JVC befinden sich zusätzlich zwei Netzbuchsen nach amerikanischer Norm. An einer liegt immer Spannung an, an der anderen nur bei eingeschaltetem Receiver.
Im Vergleich zu seinem größeren Bruder fehlt dem S400 die Dolby FM-Schaltung, und sind Mono- und Abschaltung der Stummabstimmung zusammengefaßt; darüberhinaus bietet der S600 eine deutlich höhere Leistung, was schon durch seine beiden Ladekondensatoren von jeweils 22.000µF deutlich wird.
Das eingebaute Tuner-Modul dürfte in beiden Geräten identisch sein, ebenso große Teile des Vorverstärkers und die Klangregelung.
Im Test der HiFi-STEREOPHONIE kam der UKW-Empfänger zu insgesamt guten Ergebnissen. So bescheinigte Karl Breh dem JVC eine „maximal Skalenabweichung“ von „+90 kHz“. Das Feldstärke-Instrument zeige „seinen maximalen Ausschlag bei 1,5mV Antennen-Spannung“ an und sei daher auch „vortrefflich für die optimale Ausrichtung von UKW-Richtantennen geeignet.. Das Mitteninstrument weise „gegenüber dem Rauschminimum eine Abweichung der Anzeige um 30kHz auf“. Die Empfindlichkeit und der Begrenzereinsatz seien „gut“, Klirrgradverhalten und Übersprechungsdämpfung im gesamten Übertragungsbereich „sehr gut, sowie Pilottondämpfung, Signal-Rauschspannungsabstände und „die Sauberkeit des NF-Signals … ausgezeichnet.“ Die HF-ZF-Bandbreite stelle mit 175 kHz einen „sehr brauchbaren Kompromiß dar“, was sich günstig auf Sperrung und Kreuzmodulation auswirke. Auch alle anderen Daten würden das Empfangsteil des JVC als Tuner der „Receiver-Spitzenklasse“ ausweisen. Im Vergleich zu dem Referenz-Empfänger wurde der JVC, was die Trennschärfe angeht, in die „obere Mittelklasse eingestuft, hinsichtlich der „Klangeigenschaften bei stark einfallenden Sendern … klar zur Spitzenklasse“ zugehörig bewertet.
Die Phono-Empfindlichkeit entspräche den Erfordernissen, die Phono-Entzerrung und die gehörrichtige Lautstärkekorrektur seien „tadellos“, die Klangregelung biete „sehr feine Beeinflussungsmöglichkeiten“ Der DIN-Anschluß zeigte sich, sehr selten bei Import-Geräten, „korrekt ausgelegt. Die Übersteuerungsfestigkeit der Phono- und Monitor-Eingänge sei „weit überdurchschnittlich. Sehr gut sind auch die Fremdspannungsabstände, die äquivalente Fremdspannung und die Übersprechdämpfung Hinterband auf Aufnahme, während die Werte Vorband auf Wiedergabe nur durchschnittlich sind.“
„Völlig unzureichend, weil nicht steilflankig genug“ hat das Magazin die Rausch- und Rumpelfilter bewertet, „praktisch unbrauchbar, weil sie zu träge arbeiten“ und daher nur den Sinuston korrekt anzeigen, hatten sich die Leistungsmeter des S600 im Test gezeigt: Kurze Pegelsprünge wurden im Vergleich zu einem Spitzenspannungsinstrument bis zu 21 dB unterbewertet angezeigt.
Hübsch ist er nicht, beeindruckend finde ich den JVC schon. Und das sollte er wohl auch sein.
Im Vergleich zu dem von mir fast zeitgleich angeschleppten Hitachi SR-803 ist der JVC nicht relevant größer, wirkt aber deutlich mächtiger, deutlich auffälliger, sieht einfach mehr nach „Monster“ aus.
An einem Telefunken TRX 2000 ihrer Zeit kommen die großen JVC wohl, in Sachen Erfüllung der Aufgabe eines Receiver, nicht vorbei, ebenso wenig an den Topmodellen von Grundig und Saba. Aber das werden die Monster-Receiver-Fans natürlich nicht hören wollen. Denn um als Monstren gelten zu dürfen, sind uns Europäer zu normal.
Aber es geht ja eigentlich auch nicht darum, „der Beste“ zu sein, sondern um die Frage, ob ein Gerät „ein Gutes“ ist, und das muß man dem JVC unbedingt zusprechen!
Für Tonband-Fans wichtig, sind die beiden Recorder-Anschlüsse mit Hinterbandkontroll-Möglichkeit. Sehr schön, die für ein Import-Gerät angeblich gut ausgelegte zusätzliche DIN-Buchse, die es erlaubt, auch zeitgenössische europäische Bandgeräte problemlos am JVC zu betreiben.
Die Ergonomie ist gut, teilweise sehr gut. Für ein deutlich über dreißig Jahre altes Gerät laufen alle Knöpfe und Schalter auch heute noch überzeugend satt, was darauf hinweist, JVC hat hier wirklich Qualität verbaut und sich der bei manchen Konkurrenten verbauten Wackelregler nachhaltig enthalten. Auch die Schieberegler liegen deutlich über dem Durchscnitt.
Ob die Anzeige des Power-Meter stimmt, oder nicht, ist mir so ziemlich egal. Hauptsache, es bewegt sich. Denn schwarz auf blau läßt sich sowieso kaum ablesen, wenn man ein paar Meter entfernt steht. Deshalb auch nur „teilweise sehr gut“ für die Ergonomie.
Ein schaltbares AFC habe ich nicht gefunden. Ansonsten empfinde ich die Ausstattung als mehr als ausreichend. Was die Buchsen-Batterie am Heck angeht, sogar für wirklich Klasse: Welcher Receiver seiner Zeit hatte denn überhaupt so viele Anschlußmöglichkeiten, kann heute neben zwei Recordern auch noch einen CD-Player verbandeln?
Die Tatsache, daß der JVC keine justierbaren Eingänge, keine umschaltbaren Abschlußwiderstände für den Phono-Eingang und überhaupt keine Anschlußmöglichkeit für MC-Abnehmer bietet, ist für mich von untergeordneter Bedeutung. Wer bereit ist, richtig viel Geld für einen Tonabnehmer auszugeben, der betreibt ihn heute nicht mehr an einem JVC JR-S 400 oder kauft sich sowieso einen extra Phono-Vorverstärker. Und für den gibt es ja die „Aux“-Buchse.
Löst man seitlich je vier Schrauben, zudem hinten drei, lassen sich Deckel und Seitenwände in einem Stück abnehmen und geben ein, nach meinem Vorurteil, für japanische Verhältnisse aufgeräumtes Innere frei.
Als ausgesprochen Service-freundlich möchte ich den JVC nicht bezeichnen, aber als besser, als das Gros seiner Konkurrenten. Nicht nur der japanischen Konkurrenten!
Immerhin bietet der JVC drei Türchen durch den Boden zu der Lötseite der großen Hauptplatine, so daß sich der eine oder andere Stromfluß verfolgen läßt, ohne das Gerät weiter zu zerlegen. Wird das Zerlegen allerdings notwendig, dann hört der Spaß auf, dann viele Elemente sind in den dickwandigen Stahlboden geschraubt und läßt sich vor allem das Mainboard kaum unfallfrei für eine weitere Überprüfung abnehmen.
Mich hat an dem JVC die so deutlich unterschiedliche Charakteristik, im Vergleich zu den von mir im vergangenen Jahr vorgestellten Yamaha, gereizt. Im Ergebnis der Benutzbarkeit stellt sich jedoch heraus, so unterschiedlich sind die Yamaha und JVC eigentlich nicht, sehen halt nur unterschiedlich aus.
Und klanglich gehören beide sowieso in die Receiver-Oberklasse ihrer Zeit.
Übrigens: Ein Blick auf das Heck meines JVC brachte mir die Erkenntnis, JVC muß irgendwann umgezogen sein: In Wirklichkeit ist der S400 ein "kleines Monster aus Tokyo"!
Technische Daten (HiFi-Jahrbuch Nr. 8, DM-Handbuch HiFi 1977, Fonoforum HiFi-Report 1977/78, Prospekt):
Verstärker
Sinusleistung (1% Klirr): 2x 100 Watt an 4 Ohm, 2x 80 Watt an 8 Ohm
Musikleistung: 2x 200 Watt an 4 Ohm, 2x 120 Watt an 8 Ohm
Klirrfaktor (1kHz, Nennleistung): 0.2%
Intermodulation (Nennleistung): 0,3%
Übertragungsbereich: 10-50.000 Hz (+0 / -3dB)
Fremdspannungsabstand (Nennleistung): 85 dB (Hochpegel), 65 dB (Phono), bei 50mW pro Kanal: 53 dB
Eingänge: 2x TB (220mV/60kOhm), 2x Phono (max. 200mV, 2,5 mV/50kOhm), Aux (220mV/60kOhm)
Ausgänge: 2x Lautsprecher (4-16Ohm), Kopfhörer (mind. 8 Ohm), 2x Aufnahme (180mV/60kOhm)
Phono-Entzerrung: RIAA +/- 0,5 dB
Filter: Rausch, Rumpel
Mono-Schalter
5fach-Equalizer: Mittenfrequenzen bei: 40, 250, 1.000, 5.000 und 15.000 Hz +/- 12 dB
Balance Reglebereich: 0 bis Kanalgleichheit
physiologische Lautstärkeregelung (schaltbar)
Vor-/Endverstärker auftrennbar
zwei Leistungsanzeigen
Tuner
Wellenbereiche: UKW (87,5 bis 108MHz), MW (525-1605 kHz
Tunerart: PLL (Phase Locked Loop)-Schaltung
Eingangsempfindlichkeit (UKW, Mono, bei +/- 40kHz, 26 dB, 60 Ohm): 1,5µV, bei 30 dB: 1,7µV
Eingangsempfindlichkeit (UKW, Stereo, +/- 40kHz, 46 dB, 60 Ohm): 38 µV
Eingangsempfindlichkeit (MW): 30µV
Begrenzereinsatz (für -3 dB): 1,3µV
Stereoeinsatz: 10µV (bei 50 dB Signal-Rauschspannungsabstand)
AM-Unterdrückung: 55 dB
Zwischenfrequenzbandbreite (total): 250 kHz
Bandbreite FM-Demodulator: 1.400 kHz
Trennschärfe: 80 dB
Signal-Rauschabstand: 66dB Mono, 60 dB Stereo (DIN, HiFi-JB, Prospekt), 100 dB (Fonoforum)
Geräuschspannungsabstand: 65 dB
Selektivität (bei 400kHz): 80 dB
Gleichwellenselektrion: 1,0 dB
Zwischenfrequenzunterdrückung: 100 dB
Pilottonunterdrückung (19 / 38 kHz): 65 / 60 dB
Übertragungsbereich: 30-15.000 Hz (-3 dB)
Übersprechdämpfung (1kHz): 50 dB
Klirrfaktor (Stereo): 0,25%, 0,1% (Mono, nach DIN)
Spiegelfrequenzdämpfung: 100 dB (HiFi-JB), 66 dB (Fonoforum)
Muting: ja
Abstimmhilfen: Feldstärke- und Ratiomitten-Instrument
Gewicht: 17 kg
Maße: 560 x 169 x 431 mm
Neupreis: um 2.000 Mark
Prospekt: http://www.hifi-archiv.info/JVC/JVC%201976/index.html
Sonstige Quellen:
http://www.radiomuseum.org/r/jvc_jr_s400.html
http://hifigoteborg.se/Jvc%20jr-s%20400%20spec.htm
Und wer war noch gleich JVC?
Die Nihon bikutā kabushiki-gaisha (Nihon Victor K.K., Victor Company of Japan, Limited) wurde am 13.09.1927 in Yokohama als Tochter der amerikanischen Victor Talking Machine Company (ab 1929: RCA-Victor) für den Vertrieb und die Herstellung von Schallplatten gegründet.
Mit dem "Victorola" baute JVC 1930 den ersten Phonographen Japans, begann 1932 mit der Fertigung von Radiogeräten und baute im Jahre 1939 den ersten Fernsehempfänger Japans.
Mit Kriegsbeginn zwischen Japan und den USA löste sich JVC von der RCA-Victor und das Unternehmer verlor das Recht, international die Marke „Victor“ und das „His Master's Voice“-Logo zu verwenden. Stattdessen führte JVC die Marke „Nivico“ (Nippon Victor Company) ein, blieb in Japan jedoch weiterhin als „Victor“ (bikutā) bekannt.
In Jahre 1953 erwarb Matsushita einen Großteil der JVC-Aktien. Bereits 1954 fertigte JVC die erste EP-Schallplatte Japans, entwickelte 1956 das 45/45 Stereo-Schallplatten-Format und führte 1958 die Stereo-Schallplatte in Japan ein, die auf dem JVC STL-1S, Japans ersten Stereo-Schallplattenspieler, abgespielt werden konnte.
Weitere Meilensteine in der JVC-Geschichte sind Japans erster Farbfernseher (1960) von Nippons TV-Pionier Kenjiro Takayanagi, das CD-4 Quadro-Verfahren (1971) oder das VHS-Video-System (1976).
Die Japanische Wirtschaftskrise ging auch an JVC nicht spurlos vorbei. Anfang des Jahrtausend schreibt JVC gleich mehrfach hintereinander Rote Zahlen und Matsushita nahm Gespräche mit potentiellen Investoren auf. Die Belegschaft von JVC sank zwischen 2003 und 2008 von 36.000 auf 24.850 Beschäftigte.
Nicht zuletzt war JVC ein starker Konkurrent für das TV- und Video-Geschäft von Matsushita's Hauptmarke „Panasonic“, was die Idee, das Unternehmen zu verkaufen, befördert haben dürfte.
Als der Wert der Marke immer weiter zu sinken droht, nimmt Matsushita 2006 Gespäche mit der Cerberus Capital Management und mit Kenwood auf. Zunächst scheint es nicht, als daß die kleinere Kenwood, selber erst durch eine Krise gegangen, das Paket JVC stemmen könnte. Doch bereits 2007 schmiedet Matsushita eine strategische Allianz mit Kenwood und reduziert den eigenen Anteil an JVC von 133,23 Millionen Anteilen (52,7%) auf 37%. Im Herbst 2008 erscheint dann eine kurze Pressemittelung: „On October 1, 2008 Victor Company of Japan, Limited (JVC) and Kenwood Corporation (KENWOOD) announced that they integrated management by establishing JVC KENWOOD Holdings, Inc. (JVC KENWOOD HD) as of the same day through a share transfer.“ Die JVC Kenwood Holdings erhält 100% der Anteile an JVC.
http://jdl.jvc-europe.com/template.php?page=100065
http://en.wikipedia.org/wiki/JVC
http://de.wikipedia.org/wiki/Jvc
http://www.channelpartner.de/consumerele...index.html
http://www.finanznachrichten.de/nachrich...nc-007.htm
Bei dem Thema JVC bin ich ziemlich sicher, da bekomme ich Feedback! Ich freu' mich schon auf die eine oder andere qualifizierte Ergänzung und Korrektur, sowie einen weniger distanzierten Erfahrungsbericht aus Graz.
Mein S400 sucht übrigens noch drei silberne Verkleidungen für die Druckknopf-Reihe – bei den Bildern habe ich nämlich geschummelt – und einen passenden Ferrit-Stab. Falls ich sie bekomme, wird er vielleicht auch wieder in Gang gesetzt, der JVC.
Dann darf er wieder weg.
Tschüß, Matthias
P.S.: Dieser Text samt Bilder ist ausschließlich für die interne Verwendung durch Besucher des "Bandmaschinenforum" gedacht. Die durch Klammern herausgehobenen oder kursiv gesetzten Zitate unterliegen gegebenenfalls Urheberrechten Dritter. Eine, auch auszugsweise, private oder gewerbliche Nachverwertung ohne schriftliche Genehmigung ist ausdrücklich untersagt.
am vergangenen Wochenende rief mich ein Zuträger an, ob wir uns nicht einmal treffen könnten. Er käme gerade aus Wuppertal und hätte spaßige Dinge im Auto.
Als er dann am Sonntag Morgen die Seitentür seines Transporters öffnete, starrte mich unter anderem dieses obskure Teil an:
Kann man doch nicht liegen lassen, oder?
Die HiFi-STEREOPHONIE meinte in ihrem Testbericht zum „großen Monster“ von JVC, dem JR-S600, der Receiver präsentiere sich in einem „recht gelungenen Design“.
Zumindest kann man sagen, die insgesamt fünf Geräte der auf der HiFi '76 präsentierten Serie sehen sich ähnlich, die beiden Topmodelle, S400 und S600, kommen sogar in gleichem Design und Abmessungen, unterscheiden sich nur in Leistung der Endstufe und, geringfügig, in der Ausstattung.
Ob man das Design jedoch als „gelungen“ bezeichnen mag, bleibt jedem selber überlassen.
JVC gehörte zweifellos zu den innovativen Unternehmen der Unterhaltungselektronik. Von der Konzernmutter Matsushita (National, Panasonic, Technics) relativ selbstständig geführt, versuchte die Firma in den Siebziger Jahren Anschluß an die prominenten Marken der Sparte zu finden, seine Geräte über denen von Konkurrenten wie Teac oder Hitachi einzuordnen. Mit den VR- und 4VR-Typen schien das zum Beginn der Dekade zu gelingen.
Das Image fördern sollte auch die Entscheidung, die neuen Spitzenmodelle, zumindest in Deutschland, nur über den Fachhandel zu verkaufen. Eine Beschränkung, die dazu beigetragen haben dürfte, daß die Serie JR-S hierzulande selten geblieben ist. Doch repräsentieren sie den nächsten Schritt JVC's, sich an Pioneer, Kenwood oder Sansui anzuschleichen.
Das Design wurde offensiver, im Gegensatz zum Beispiel zu Yamaha, die in der zweiten Hälfte der Siebziger (https://tonbandforum.de/showthread.php?tid=9167) dezentere und elegantere Geräte bauten, als noch zuvor (https://tonbandforum.de/showthread.php?tid=9173).
Doch dezent zu sein, daß kann man dem JVC wirklich nicht vorwerfen!
Die schwarze, zum Teil verglaste Front des großen Receiver wird von einer silbern strahlenden Blende in zwei, unterschiedlich große Teile zerschnitten, was nicht eben einen ausgewogenen Eindruck hinterläßt.
Die analoge Skala, darüber vier große, blau beleuchtete Drehspulinstrumente, und die insgesamt sieben Flachbahnregler, rechts, neben dem waagerecht drehenden Tuning-Rad, versuchen alle gleichsam die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen,
Der JVC will in den Vordergrund und er will entdeckt werden!
Und zu entdecken gibt es so einiges.
Die analoge, blau beleuchtete Skala des UKW- und Mittelwellen-Tuners reicht im UKW-Bereich von 87,5 bis 108MHz, ist also auch aus heutiger Sicht ausreichend. Die Sendersuche mit dem analogen Alps-Drehkondensator erfolgt durch ein Tuning-Rad, das, in Art von Marantz, Loewe oder Carad, waagerecht steht und mit Hilfe einer großen Schwungmasse, leichtgängig angetrieben ist – JVC nennt das „Doppeschwungrad“.
PLL-Schaltung und „Keramikfilter in Kombination mit einem vierpoligen phasenlinearen IC-Filter“ von Toko belegen, daß es sich hier um einen modernen Tuner handelt.
Zwei große, ebenfalls blau beleuchtete Drehspulinstrumente zeigen die Feldstärke der einfallenden Sender und die Ratiomitte an. Das Muting läßt sich per Knopfdruck zu oder abschalten.
Angebaut hat der JVC eine Ferrit-Antenne für AM, alternativ einen Klemmanschluß für eine externe Antenne. Für besten UKW-Empang verfügt der JR-S 400 über ein Paar Kabelklemmen für 300 Ohm- und über eine Klemme für geschirmtes Antennenkabel für eine 75Ohm-Antenne. Zwischen interner Antenne und Antennenanschluß läßt es sich mit Hilfe eines Schalters an der Rückseite umschalten.
Zudem ermöglicht die Cinch-Buchse „FM DET OUT“ den Anschluß eines externen Oszilloskops.
Die Endstufe des JVC ist pro Kanal mit je zwei Endtransistoren vom Typ 2SC898V und 2SA753V mehr als ausreichend bestückt. Zwei „Elna Black-Neg“ Ladekondensatoren von jeweils 10.000 µF sorgen für ausreichend Dynamik. Ein Paar Drehspulinstrumente mit bedämpften Zeigern und logarithmischen Skalen zeigen die abgegebene Leistung an.
Der JR-S400 sprengt an vier Ohm Impedanz die „magische“ 100-Watt-Grenze, die in den Augen vieler HiFi-Fans einen normalen Receiver von einem „Monster-Receiver“ trennt.
Der Anschluß der Lautsprecher-Boxen erfolgt mit Hilfe eines Terminals von ausreichend dimensionierten Klemmen, die über Drucktasten geöffnet und verriegelt werden können.
Insgesamt lassen sich zwei Boxenpaare von 4-16 Ohm Impedanz anschließen und getrennt schalten. Werden zwei Lautsprecherpaare gleichzeitig betrieben, dürfen die Boxen 8 Ohm Nennscheinwiederstand nicht unterschreiten. Ein Kopfhörer von mindestens 8 Ohm läßt sich per Klinkenstecker an der Front anschließen und bei abgeschalteten Boxen auch solo hören. Die Lautstärkeregelung von Kopfhörer und beiden Boxenpaaren erfolgt gemeinsam.
Im JVC sind drei parallele Schutzschaltungen eingebaut. Eine patentierte Rückstellautomatik setzt die Endstufe selbstständig wieder in Betrieb, sobald das Problem, das zur Abschaltung geführt hatte, behoben ist.
Die Klangregelung ist ein Highlight des JVC. Neben Lautstärke und Balance finden sich an der rechten Geräteseite fünf weitere, senkrecht stehende Flachbahnregler des eingebauten „SEA-Graphic Equalizer“.
„SEA“, das steht für Sound Effekt Amplifier und bezeichnet ursprünglich eine seit Ende der Sechziger von JVC propagierte Verstärker-Serie, die sich durch einen eingebauten Graphic Equalizer auszeichnete, mit dem das Gerät, besser als seine Konkurrenten, an die Raumakustik angepaßt werden können soll. Natürlich hat die 5fach-Klangregelung der Receiver wenig mit den großen Equalizern zu tun, doch kann der JVC mit Hilfe der fünf Regler (40, 250, 1.000, 5.000 und 15.000 Hz) mit einem Regelbereich von jeweils +/- 12 dB die angeschlossenen Boxen schon deutlich besser an die Eigenarten des Raumes anpassen, in dem sie stehen, als andere Geräte mit den üblichen zwei Reglern für Höhen und Tiefen.
Natürlich läßt sich die SAE-Schaltung auch überbrücken, ohne daß dafür die Reglerstellung geändert werden müsste. Höhen- und Tiefenfilter sind außerdem vorhanden.
Mit dem Taster „Loudness“ läßt sich die physiologische Lautstärke-Anpassung zuschalten.
Der Vorverstärker bietet darüber hinaus Anschlüsse für eine Hochpegelquelle, zum Beispiel einen CD-Player, zwei Aufnahmegeräte, jeweils mit Monitor-Schleife, und zwei Plattenspieler mit Magnet-System (MM), jedoch für bis zu 200mV Ausgangsspannung ausgelegt. Zwei Erdungsschrauben sind auch vorhanden.
Die Dubbing-Funktion, die das Überspielen von „Tape 1“ auf „Tape 2“ erlaubt, kann auch für den Einsatz eines extern angeschlossenen Rauschunterdrückungsdsystems an „Tape 1“ für den an der Buchse „2“ angeschlossenen Recorder verwendet werden.
Alle Geräte werden mit Cinch-Kabeln angeschlossen. Für den Anschluß „TB 2“ liegt zudem eine für Aufnahme und Wiedergabe kombinierte DIN-Buchse vor.
Eine Besonderheit des JVC ist die Möglichkeit, Vorverstärker und Endstufe aufzutrennen. Auf diesem Wege läßt sich zum Beispiel ein großer Equalizer einschleifen, aber auch ein weiterer Quellen-Umschalter, oder an die Endstufe eine alternative Vorstufe, oder an den Vorverstärker ein anderer Endverstärker anschließen.
An der Rückseite des JVC befinden sich zusätzlich zwei Netzbuchsen nach amerikanischer Norm. An einer liegt immer Spannung an, an der anderen nur bei eingeschaltetem Receiver.
Im Vergleich zu seinem größeren Bruder fehlt dem S400 die Dolby FM-Schaltung, und sind Mono- und Abschaltung der Stummabstimmung zusammengefaßt; darüberhinaus bietet der S600 eine deutlich höhere Leistung, was schon durch seine beiden Ladekondensatoren von jeweils 22.000µF deutlich wird.
Das eingebaute Tuner-Modul dürfte in beiden Geräten identisch sein, ebenso große Teile des Vorverstärkers und die Klangregelung.
Im Test der HiFi-STEREOPHONIE kam der UKW-Empfänger zu insgesamt guten Ergebnissen. So bescheinigte Karl Breh dem JVC eine „maximal Skalenabweichung“ von „+90 kHz“. Das Feldstärke-Instrument zeige „seinen maximalen Ausschlag bei 1,5mV Antennen-Spannung“ an und sei daher auch „vortrefflich für die optimale Ausrichtung von UKW-Richtantennen geeignet.. Das Mitteninstrument weise „gegenüber dem Rauschminimum eine Abweichung der Anzeige um 30kHz auf“. Die Empfindlichkeit und der Begrenzereinsatz seien „gut“, Klirrgradverhalten und Übersprechungsdämpfung im gesamten Übertragungsbereich „sehr gut, sowie Pilottondämpfung, Signal-Rauschspannungsabstände und „die Sauberkeit des NF-Signals … ausgezeichnet.“ Die HF-ZF-Bandbreite stelle mit 175 kHz einen „sehr brauchbaren Kompromiß dar“, was sich günstig auf Sperrung und Kreuzmodulation auswirke. Auch alle anderen Daten würden das Empfangsteil des JVC als Tuner der „Receiver-Spitzenklasse“ ausweisen. Im Vergleich zu dem Referenz-Empfänger wurde der JVC, was die Trennschärfe angeht, in die „obere Mittelklasse eingestuft, hinsichtlich der „Klangeigenschaften bei stark einfallenden Sendern … klar zur Spitzenklasse“ zugehörig bewertet.
Die Phono-Empfindlichkeit entspräche den Erfordernissen, die Phono-Entzerrung und die gehörrichtige Lautstärkekorrektur seien „tadellos“, die Klangregelung biete „sehr feine Beeinflussungsmöglichkeiten“ Der DIN-Anschluß zeigte sich, sehr selten bei Import-Geräten, „korrekt ausgelegt. Die Übersteuerungsfestigkeit der Phono- und Monitor-Eingänge sei „weit überdurchschnittlich. Sehr gut sind auch die Fremdspannungsabstände, die äquivalente Fremdspannung und die Übersprechdämpfung Hinterband auf Aufnahme, während die Werte Vorband auf Wiedergabe nur durchschnittlich sind.“
„Völlig unzureichend, weil nicht steilflankig genug“ hat das Magazin die Rausch- und Rumpelfilter bewertet, „praktisch unbrauchbar, weil sie zu träge arbeiten“ und daher nur den Sinuston korrekt anzeigen, hatten sich die Leistungsmeter des S600 im Test gezeigt: Kurze Pegelsprünge wurden im Vergleich zu einem Spitzenspannungsinstrument bis zu 21 dB unterbewertet angezeigt.
Hübsch ist er nicht, beeindruckend finde ich den JVC schon. Und das sollte er wohl auch sein.
Im Vergleich zu dem von mir fast zeitgleich angeschleppten Hitachi SR-803 ist der JVC nicht relevant größer, wirkt aber deutlich mächtiger, deutlich auffälliger, sieht einfach mehr nach „Monster“ aus.
An einem Telefunken TRX 2000 ihrer Zeit kommen die großen JVC wohl, in Sachen Erfüllung der Aufgabe eines Receiver, nicht vorbei, ebenso wenig an den Topmodellen von Grundig und Saba. Aber das werden die Monster-Receiver-Fans natürlich nicht hören wollen. Denn um als Monstren gelten zu dürfen, sind uns Europäer zu normal.
Aber es geht ja eigentlich auch nicht darum, „der Beste“ zu sein, sondern um die Frage, ob ein Gerät „ein Gutes“ ist, und das muß man dem JVC unbedingt zusprechen!
Für Tonband-Fans wichtig, sind die beiden Recorder-Anschlüsse mit Hinterbandkontroll-Möglichkeit. Sehr schön, die für ein Import-Gerät angeblich gut ausgelegte zusätzliche DIN-Buchse, die es erlaubt, auch zeitgenössische europäische Bandgeräte problemlos am JVC zu betreiben.
Die Ergonomie ist gut, teilweise sehr gut. Für ein deutlich über dreißig Jahre altes Gerät laufen alle Knöpfe und Schalter auch heute noch überzeugend satt, was darauf hinweist, JVC hat hier wirklich Qualität verbaut und sich der bei manchen Konkurrenten verbauten Wackelregler nachhaltig enthalten. Auch die Schieberegler liegen deutlich über dem Durchscnitt.
Ob die Anzeige des Power-Meter stimmt, oder nicht, ist mir so ziemlich egal. Hauptsache, es bewegt sich. Denn schwarz auf blau läßt sich sowieso kaum ablesen, wenn man ein paar Meter entfernt steht. Deshalb auch nur „teilweise sehr gut“ für die Ergonomie.
Ein schaltbares AFC habe ich nicht gefunden. Ansonsten empfinde ich die Ausstattung als mehr als ausreichend. Was die Buchsen-Batterie am Heck angeht, sogar für wirklich Klasse: Welcher Receiver seiner Zeit hatte denn überhaupt so viele Anschlußmöglichkeiten, kann heute neben zwei Recordern auch noch einen CD-Player verbandeln?
Die Tatsache, daß der JVC keine justierbaren Eingänge, keine umschaltbaren Abschlußwiderstände für den Phono-Eingang und überhaupt keine Anschlußmöglichkeit für MC-Abnehmer bietet, ist für mich von untergeordneter Bedeutung. Wer bereit ist, richtig viel Geld für einen Tonabnehmer auszugeben, der betreibt ihn heute nicht mehr an einem JVC JR-S 400 oder kauft sich sowieso einen extra Phono-Vorverstärker. Und für den gibt es ja die „Aux“-Buchse.
Löst man seitlich je vier Schrauben, zudem hinten drei, lassen sich Deckel und Seitenwände in einem Stück abnehmen und geben ein, nach meinem Vorurteil, für japanische Verhältnisse aufgeräumtes Innere frei.
Als ausgesprochen Service-freundlich möchte ich den JVC nicht bezeichnen, aber als besser, als das Gros seiner Konkurrenten. Nicht nur der japanischen Konkurrenten!
Immerhin bietet der JVC drei Türchen durch den Boden zu der Lötseite der großen Hauptplatine, so daß sich der eine oder andere Stromfluß verfolgen läßt, ohne das Gerät weiter zu zerlegen. Wird das Zerlegen allerdings notwendig, dann hört der Spaß auf, dann viele Elemente sind in den dickwandigen Stahlboden geschraubt und läßt sich vor allem das Mainboard kaum unfallfrei für eine weitere Überprüfung abnehmen.
Mich hat an dem JVC die so deutlich unterschiedliche Charakteristik, im Vergleich zu den von mir im vergangenen Jahr vorgestellten Yamaha, gereizt. Im Ergebnis der Benutzbarkeit stellt sich jedoch heraus, so unterschiedlich sind die Yamaha und JVC eigentlich nicht, sehen halt nur unterschiedlich aus.
Und klanglich gehören beide sowieso in die Receiver-Oberklasse ihrer Zeit.
Übrigens: Ein Blick auf das Heck meines JVC brachte mir die Erkenntnis, JVC muß irgendwann umgezogen sein: In Wirklichkeit ist der S400 ein "kleines Monster aus Tokyo"!
Technische Daten (HiFi-Jahrbuch Nr. 8, DM-Handbuch HiFi 1977, Fonoforum HiFi-Report 1977/78, Prospekt):
Verstärker
Sinusleistung (1% Klirr): 2x 100 Watt an 4 Ohm, 2x 80 Watt an 8 Ohm
Musikleistung: 2x 200 Watt an 4 Ohm, 2x 120 Watt an 8 Ohm
Klirrfaktor (1kHz, Nennleistung): 0.2%
Intermodulation (Nennleistung): 0,3%
Übertragungsbereich: 10-50.000 Hz (+0 / -3dB)
Fremdspannungsabstand (Nennleistung): 85 dB (Hochpegel), 65 dB (Phono), bei 50mW pro Kanal: 53 dB
Eingänge: 2x TB (220mV/60kOhm), 2x Phono (max. 200mV, 2,5 mV/50kOhm), Aux (220mV/60kOhm)
Ausgänge: 2x Lautsprecher (4-16Ohm), Kopfhörer (mind. 8 Ohm), 2x Aufnahme (180mV/60kOhm)
Phono-Entzerrung: RIAA +/- 0,5 dB
Filter: Rausch, Rumpel
Mono-Schalter
5fach-Equalizer: Mittenfrequenzen bei: 40, 250, 1.000, 5.000 und 15.000 Hz +/- 12 dB
Balance Reglebereich: 0 bis Kanalgleichheit
physiologische Lautstärkeregelung (schaltbar)
Vor-/Endverstärker auftrennbar
zwei Leistungsanzeigen
Tuner
Wellenbereiche: UKW (87,5 bis 108MHz), MW (525-1605 kHz
Tunerart: PLL (Phase Locked Loop)-Schaltung
Eingangsempfindlichkeit (UKW, Mono, bei +/- 40kHz, 26 dB, 60 Ohm): 1,5µV, bei 30 dB: 1,7µV
Eingangsempfindlichkeit (UKW, Stereo, +/- 40kHz, 46 dB, 60 Ohm): 38 µV
Eingangsempfindlichkeit (MW): 30µV
Begrenzereinsatz (für -3 dB): 1,3µV
Stereoeinsatz: 10µV (bei 50 dB Signal-Rauschspannungsabstand)
AM-Unterdrückung: 55 dB
Zwischenfrequenzbandbreite (total): 250 kHz
Bandbreite FM-Demodulator: 1.400 kHz
Trennschärfe: 80 dB
Signal-Rauschabstand: 66dB Mono, 60 dB Stereo (DIN, HiFi-JB, Prospekt), 100 dB (Fonoforum)
Geräuschspannungsabstand: 65 dB
Selektivität (bei 400kHz): 80 dB
Gleichwellenselektrion: 1,0 dB
Zwischenfrequenzunterdrückung: 100 dB
Pilottonunterdrückung (19 / 38 kHz): 65 / 60 dB
Übertragungsbereich: 30-15.000 Hz (-3 dB)
Übersprechdämpfung (1kHz): 50 dB
Klirrfaktor (Stereo): 0,25%, 0,1% (Mono, nach DIN)
Spiegelfrequenzdämpfung: 100 dB (HiFi-JB), 66 dB (Fonoforum)
Muting: ja
Abstimmhilfen: Feldstärke- und Ratiomitten-Instrument
Gewicht: 17 kg
Maße: 560 x 169 x 431 mm
Neupreis: um 2.000 Mark
Prospekt: http://www.hifi-archiv.info/JVC/JVC%201976/index.html
Sonstige Quellen:
http://www.radiomuseum.org/r/jvc_jr_s400.html
http://hifigoteborg.se/Jvc%20jr-s%20400%20spec.htm
Und wer war noch gleich JVC?
Die Nihon bikutā kabushiki-gaisha (Nihon Victor K.K., Victor Company of Japan, Limited) wurde am 13.09.1927 in Yokohama als Tochter der amerikanischen Victor Talking Machine Company (ab 1929: RCA-Victor) für den Vertrieb und die Herstellung von Schallplatten gegründet.
Mit dem "Victorola" baute JVC 1930 den ersten Phonographen Japans, begann 1932 mit der Fertigung von Radiogeräten und baute im Jahre 1939 den ersten Fernsehempfänger Japans.
Mit Kriegsbeginn zwischen Japan und den USA löste sich JVC von der RCA-Victor und das Unternehmer verlor das Recht, international die Marke „Victor“ und das „His Master's Voice“-Logo zu verwenden. Stattdessen führte JVC die Marke „Nivico“ (Nippon Victor Company) ein, blieb in Japan jedoch weiterhin als „Victor“ (bikutā) bekannt.
In Jahre 1953 erwarb Matsushita einen Großteil der JVC-Aktien. Bereits 1954 fertigte JVC die erste EP-Schallplatte Japans, entwickelte 1956 das 45/45 Stereo-Schallplatten-Format und führte 1958 die Stereo-Schallplatte in Japan ein, die auf dem JVC STL-1S, Japans ersten Stereo-Schallplattenspieler, abgespielt werden konnte.
Weitere Meilensteine in der JVC-Geschichte sind Japans erster Farbfernseher (1960) von Nippons TV-Pionier Kenjiro Takayanagi, das CD-4 Quadro-Verfahren (1971) oder das VHS-Video-System (1976).
Die Japanische Wirtschaftskrise ging auch an JVC nicht spurlos vorbei. Anfang des Jahrtausend schreibt JVC gleich mehrfach hintereinander Rote Zahlen und Matsushita nahm Gespräche mit potentiellen Investoren auf. Die Belegschaft von JVC sank zwischen 2003 und 2008 von 36.000 auf 24.850 Beschäftigte.
Nicht zuletzt war JVC ein starker Konkurrent für das TV- und Video-Geschäft von Matsushita's Hauptmarke „Panasonic“, was die Idee, das Unternehmen zu verkaufen, befördert haben dürfte.
Als der Wert der Marke immer weiter zu sinken droht, nimmt Matsushita 2006 Gespäche mit der Cerberus Capital Management und mit Kenwood auf. Zunächst scheint es nicht, als daß die kleinere Kenwood, selber erst durch eine Krise gegangen, das Paket JVC stemmen könnte. Doch bereits 2007 schmiedet Matsushita eine strategische Allianz mit Kenwood und reduziert den eigenen Anteil an JVC von 133,23 Millionen Anteilen (52,7%) auf 37%. Im Herbst 2008 erscheint dann eine kurze Pressemittelung: „On October 1, 2008 Victor Company of Japan, Limited (JVC) and Kenwood Corporation (KENWOOD) announced that they integrated management by establishing JVC KENWOOD Holdings, Inc. (JVC KENWOOD HD) as of the same day through a share transfer.“ Die JVC Kenwood Holdings erhält 100% der Anteile an JVC.
http://jdl.jvc-europe.com/template.php?page=100065
http://en.wikipedia.org/wiki/JVC
http://de.wikipedia.org/wiki/Jvc
http://www.channelpartner.de/consumerele...index.html
http://www.finanznachrichten.de/nachrich...nc-007.htm
Bei dem Thema JVC bin ich ziemlich sicher, da bekomme ich Feedback! Ich freu' mich schon auf die eine oder andere qualifizierte Ergänzung und Korrektur, sowie einen weniger distanzierten Erfahrungsbericht aus Graz.
Mein S400 sucht übrigens noch drei silberne Verkleidungen für die Druckknopf-Reihe – bei den Bildern habe ich nämlich geschummelt – und einen passenden Ferrit-Stab. Falls ich sie bekomme, wird er vielleicht auch wieder in Gang gesetzt, der JVC.
Dann darf er wieder weg.
Tschüß, Matthias
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