Tokyoter Skurrilität – Der Nakamichi 581
#1
Moin, moin,

vor einer Woche erreichte mich eher zufällig ein Nakamichi 581, den ich mir eigentlich nur einmal ansehen wollte.
Nun hat ein Forenmitglied am Freitag eine sehr pauschale Aussage über die Qualität von Nakamichi Tapedecks im Allgemeinen getätigt, die ich nicht auf meinem Vorurteil über den japanischen Recorder-Spezialisten sitzen lassen wollte.

Daher schreibe ich nun ein paar Zeilen über dieses skurrile Deck, mit denen ich zumindest legitimiere, daß ich es gekauft habe, bevor es dann wieder weg darf.

[Bild: Nakamichi581_03k.jpg]

Zunächst einmal etwas Hirnstoff: Wer war noch gleich Nakamichi?
Es scheint, im Jahre1948 hatte der Ingenieur und frühere Sonar-Techniker der japanischen Marine, Etsuro Nakamichi, die Kabushiki-Kaisha Nakamichi Kenkyujo als Entwicklungs- und Forschungslabor für Elektromagnetismus, magnetische Aufnahmetechnik, Akustik und Kommunikation, in Tokyo gegründet. Seine Auftraggeber waren zunächst die Industrie und die Regierung.
Bald stieß sein Bruder, Niro, zu der Geschäftsführung, und die Brüder Nakamichi begannen die eigene Herstellung von Transistor-Radios, Lautsprechern, Tonabnehmern und Hand-Funkgeräten, erweiterten das Programm bereits 1951 um Tonbandgeräte (z.B. für die Marke Magic Tone), fertigten ab 1957 eigene Tonköpfe und die 3-Kopf-Bandmaschine 807 der eigenen Marke Fidelia, sowie ab 1967 Kassetten-Geräte. Der wichtigste Abnehmer-Markt waren, von Beginn der eigenen Produktion an, die USA.

Insbesondere in der Kassettentechnik aus den Niederlanden sah Nakamichi, die schon zuvor vor allem OEM-Ware für andere Marken produziert hatte, eine Zukunft. Bald waren einfache Nakamichi Laufwerke, oder deren Abkömmlinge, in Kassettengeräten von Harman-Kardon, Wollensak, KLH, Advent, The Fisher, Ampex, Concord, Motorola, Sylvania, Sansui, aber auch bei ELAC, Wharfedale, Sonab und wahrscheinlich in Neal, Leak, Blaupunkt (Anm.: edit) und anderen Recordern, verbaut. Nakamichi war der erste Dolby-Lizenznehmer für Kassettengeräte.

Parallel zur Fertigung von Mittelklasse-Geräten, die auch das Programm der HiFi-Marke „Nakamichi“ immer wieder prägten, leistete sich der Hersteller das Spiel mit der Lösung besonderer Aufgaben jenseits wirtschaftlicher Vernunft oder gar Ambition: Schon 1972 führte Nakamichi die eigene Marke mit dem ersten 3-Kopf-Kassettendeck der Welt, dem Tri-Tracer 1000, mit dem man einfach nur das „ideale“ und erste HiFi-Kassettenlaufwerk bauen wollte, ein. Ein Plattenspieler TX-1000 sollte später die Toleranzen der, bei ihrer Herstellung, nach Nakamichis Meinung, nicht immer zentrisch gefertigten, Schallplatten ausgleichen können. Auch hier ging es nur darum, das „beste Laufwerk der Welt“ zu bauen

Im Jahre 1972 trat Takeshi „Ted“ Nakamichi, der einzige Sohn des 1982 verstorbenen Etsuro Nakamichi, in die Geschäftsleitung des Unternehmens ein und wurde für die eigene Marke verantwortlich, ist bis heute, selbst nach der Übernahme durch die Grande Holdings Ende der Neunziger Jahre, Geschäftsführer von Nakamichi geblieben, die, seit einer zwischenzeitlichen Insolvenz am 19.02.2002, vor allem Multimedia- und Heimkino-Ausrüstung des Namens „Sound Space“ baut.
Niro Nakamichi, Konstrukteur vieler klassischer Tapedecks, hat im Jahre 2001 eine eigene Firma für die Herstellung von Highend-Verstärkern der Baureihe „Engine“ gegründet, die inzwischen unter dem Namen „Niro“ Geräte für das Heim-Kino anbietet.

Der N581
Die Serie 500 führt Nakamichi im Jahre 1978 ein. Neben dem Receiver 530 kam auch der Nakamichi 580 (und 580M) mit asymmetrischem Dual-Capstan Antrieb, Testton-Generator für die Dolby-Kalibrierung und Kombikopf-System auf den Markt.

[Bild: Nakamichi581_02k.jpg]

Ein Jahr später wurde die Serie durch den Nakamichi 581 ergänzt, der zusätzlich den 15kHz Test-Oszillator für die BIAS-Einstellung und ein 3-Kopf-Design erhielt, und nun generell Reineisen-tauglich (ZX) war. Ihm folgte 1981 die Version 581Z mit Dolby C nach. Parallel zum 581 brachte Nakamichi den 582 auf den Markt – auch hier gab es später die Z-Variante -, der sich von seinem Bruder vor allem durch ein Detail unterscheidet, das heutige HiFi-Freunde zum Haare-Raufen animiert: Die Monitor-Taste. Der 582 hat eine, der 3-Kopf-Recorder 581 hat sie nicht!

   

Discrete 3-Head Technology“ ohne Hinterbandkontrolle?! Es wird ein Geheimnis der Nakamichi-Entwickler bleiben, warum diese Abstufung innerhalb des Geräte-Programms gewählt wurde. Die Erklärung, die das „Record Head Azimuth Alignment“ von Nakamichi für den Einbau getrennter Aufnahme- und Wiedergabeköpfe, unabhängig von der Funktion der Hinterbandkontrolle, als sinnvoll liefert, lautet: „Nakamichi's research has shown that the physical azimuth and the magnetic azimuth are not the same. So-called „combination“ or „sandwich“ heads, which integrate the record and play heads into a single unit, can thus be magnetically out of alignment despite close physical tolerances. Decks using combination heads, as a result, cannot achieve superior high-frequency performance
Die Trennung von Kopfsystemen in unterschiedliche, einzeln in ihrer Ausrichtung einstellbare Gehäuse, soll also letztlich verhindern, daß allgemein akzeptierte, gleichwohl magnetisch relevante Toleranzen bei der Herstellung von Tonkopf-Systemen, die erreichbare Tonqualität limitieren.

Gerade bei Cassettenrecordern (…) stellt man (…) häufig fest, daß plötzlich der Musik die Brillanz und die Höhen fehlen, was zu einer dumpfen und leblosen Klangreproduktion führt. Die Ursache dieses Phänomens ist der sogenannte Azimuthfehler. (…) Ein Azimuthfehler tritt dann auf, wenn beim Abspielen der Musik der relative Winkel des Wiedergabekopfes ungleich dem Winkel des Aufnahmekopfes ist, mit dem die Musik vorher aufgezeichnet wurde.“ (Nakamichi Informiert Nr.1: Azimuth-Probleme)
Vor allem bei Autoreverse- und bei Geräten mit in unterschiedlichen Gehäusen getrennten Aufnahme- und Wiedergabekopf-Systemen, das trifft natürlich auch auf den Einsatz unterschiedlicher Recorder beim Bespielen und Abhören einer Kassette zu, fällt das Azimuth-Problem ins Gewicht.

Nakamichi hatte schon frühzeitig 3-Kopf Recorder auf dem Markt. Dies zu einer Zeit, als es die in einem Kopfgehäuse vereinigten, elektrisch getrennten Aufnahme- und Wiedergabesysteme noch gar nicht gab, hatte also schon frühzeitig einen Bedarf für die Lösung des Azimuth-Problems, mehr als Hersteller, die generell auf Kombikopf-Systeme setzten.
Wie beispielsweise auch bei Tandberg, bei denen schon frühzeitig die 3-Kopf-Recorder Vorrichtungen zur Einstellung des Azimuth der Kopfsysteme spendiert bekamen, sorgte Nakamichi in der Serie 58x dafür, daß die Schrauben für die Einstellung des Lage des Gehäuses des Aufnahmekopfes von außen zugänglich sind. Hinter der Verschalung des Kopfträgers befindet sich ein entsprechend aufwendiges Getriebe, das die Drehung des Schraubendrehers in eine fein aufgelöste Änderung der Lage des Aufnahmekopfes umsetzt.
Die Anpassung der Lage des Kopfspalts des Aufnahmekopfes an den des Wiedergabekopfes sollte, so Nakamichi, regelmäßig und vor der Einstellung des BIAS durchgeführt werden.
Als Hilfsmittel für die korrekte Einstellung der Kopfhöhe dient im 581, und auch im 582, der 15 kHz-Tongenerator. Dessen Signal soll, durch Drehen der mit „RH-Azimuth“ bezeichneten Schraube, im Anzeigeninstrument ganz langsam auf Vollaussteuerung eingestellt werden. Sinkt die Anzeigenadel beim Drehen, sollte die Drehrichtung verändert werden, sinkt die Anzeigenadel nach den Herausziehen des Schraubendrehers, so könnte der Druck auf die Schraube beim Drehen zu groß gewesen sein.

[Bild: Nakamichi581_05k.jpg]

Die Bedienungsanleitung warnt ausdrücklich davor, auch den Wiedergabekopf, der ja nicht relativ, sondern nach absolutem Standard einzustellen ist, selber zu justieren. Gleichwohl bieten die 581 und 582, im Gegensatz zum 580, die entsprechenden Einstellmöglichkeiten auch für dieses Kopfgehäuse an.
Die Bedienungsanleitung warnt übrigens ebenfalls ausdrücklich davor, bei eingeführtem Schraubendreher auf „Stop“ oder in eine andere Betriebsart zu wechseln! Es ist immer zunächst der Testton zu aktivieren, die Aufnahme zu starten und dann der Schraubendreher einzuführen, entsprechend zunächst den Schraubendreher zu entnehmen, erst dann den Bandlauf zu stoppen und schließlich den Test-Oszillator abzuschalten.

Neben der Möglichkeit der Manipulation der Kopflage, erweist sich eine weitere Technische Lösung des Nakamichi, als im Ergebnis auch der Optimierung der Spurlage dienlich: Der asynchrone PLL-kontrollierte Dual-Capstan Antrieb besteht aus Tonwellen unterschiedlicher Dicke.
Dual-Capstan Antriebe haben, so Nakamichi, schon generell ein Problem, das über die reine Leistung der Synchronisierung der beiden Tonwellen hinaus geht: „Alle sich drehenden Teile erzeugen Resonanzen, die bei der Aufnahme zusätzliche Modulationsgeräusche verursachen. (…) Bei Verwendung eines Doppel-Capstan-Systems kommt es durch den doppelten Antrieb zu Interferenzen, da die Schwingungen, die bei der Drehung gleichgroßer Massen auftreten, sich addieren.“ Als Lösung für diese Problematik sind die Capstan-Wellen und Andruckrollen mit unterschiedlichem Durchmesser ausgeführt, ist auch die Masse der beiden Schwungmassen unterschiedlich bemessen. „Auf diese Weise wird erreicht, daß kein sich drehendes Teil die gleiche Resonanz-Frequenz wie ein anderes hat.
Nebeneffekt ist die etwas langsamere Antriebsleistung der der abwickelnden Spule zugewandten Tonwelle, in Folge ihres geringeren Durchmessers, was dafür sorgt, daß das Band straff gehalten wird und nicht innerhalb der Bandführung in der Höhe pendeln kann. Auch bei eher einfach gefertigten Kassettengehäusen wird daher eine optimale Spurlage erreicht.

Da sich das 3-Kopf-System des Nakamichi ein „diskretes“ nennt, sind also die Aufnahme- und Wiedergabe-Kopfsysteme in unterschiedlichen Gehäusen ausgeführt. Im Gegensatz zu früheren Konstruktionen, bei denen zwei etwa gleichgroße Kopfgehäuse zum Einsatz kamen und in unterschiedliche Aussparungen des Kassetten-Gehäuses eingriffen, ist bei diesem Nakamichi an das Gehäuse des Wiedergabekopfes ein deutlich kleineres Aufnahme-System angeflanscht, das somit in die von Philips dafür vorgesehene und mit einer Filz-belegten Gegendruck-Feder ausgestattete Aussparung eingreift. So kann der Löschkopf in die Einsparung des Gehäuses wandern, in der noch bei den 700 Mk.II und 1000 Mk.II der Aufnahmekopf sitzt.
Im Gegensatz zu der dem Standard-folgenden Konkurrenz, schienen die Konstrukteure von Nakamichi Philipsens andrückende Hilfeleistung nicht eben zu schätzen, installierten sie doch einen „Abweisbügel für das Filz im Cassettengehäuse“. Dieser Bügel hat vor allem den Sinn, die Berührung zwischen stehendem Filz und bewegtem Band, damit das Entstehen vom Schwingungen durch die mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten aneinander reibenden Materialien Band und Filz, zu vermeiden.

Die Besonderheit der Kopfsysteme bei den hochwertigen Nakamichi besteht unter anderem auch darin, daß es sich hierbei um Eigen-Konstruktionen handelt. Wo beispielsweise Hersteller wie ASC oder Grundig auf OEM-Ware zugreifen mußten, bei denen konzeptionelle Sonderwege zu Neu-Entwicklungen und besonderer Fertigung für den OEM-Kunden geführt hätten, war Nakamichi in der Lage, eigene Ideen umzusetzen. Dies sicherlich zu Lasten der Kosten für die Kopfsysteme, die eben nicht in dem Maße Massenprodukte waren, wie bei Geräten anderer Marken.

[Bild: Nakamichi581_10k.jpg]

Der Wiedergabekopf (der gleiche, wie im 580 und im 600 Mk.II) aus Crystal Permalloy verfügt über einen Kopfspalt von 0,9 Micron. Der Aufnahmekopf besteht aus dem gleichen Material, besitzt jedoch einen breiteren Kopfspalt von drei Micron.
Übrigens verzichtete Nakamichi beim 581 genauso auf getrennte Aufnahme- und Wiedergabeverstärker, wie auf den zweiten Dolby-Kreis. Nur für die Einmessung funktioniert die Hinterbandkontrolle am Aussteuerungsinstrument, bei der Aktivierung des Test-Oszillators, trotzdem.

[Bild: Nakamichi581_07k.jpg]

Somit ist es möglich, Dolby-Pegel und BIAS mit Hilfe des Anzeige-Instrumentes in einem Durchgang zu Justieren, anstatt zwischen Aufnahme- und Wiedergabebetrieb wechseln und zwischendurch hin- und herspulen zu müssen.
Der Dolby-Pegel, quasi der Abgleich des Anzeigeinstruments auf die Empfindlichkeit der verwendeten Kassette, wird mit Hilfe eines 400 Hz-Pegeltones, für beide Kanäle getrennt, für jede Bandsorte einzeln, vorgenommen. Dabei empfiehlt die Anleitung, den Pegel durch Drehen der Regler im Uhrzeigersinn zunächst bis zum Anschlag des Anzeigeninstruments aufzudrehen, ihn dann langsam bis zur 0dB-Marke zurückzunehmen.
Entsprechend wird hinterher mit dem BIAS-Pegel unter Verwendung des 15 kHz-Testtones vorgegangen, wobei die Empfindlichkeit der Anzeige bei der Einstellung des 15kHz-Tones automatisch um 20dB heraufgesetzt wird, so daß mit beiden Testtönen auf die 0dB-Marke ausgesteuert werden muß, obwohl der korrekte Aufnahmepegel für den BIAS eigentlich bei -20 dB liegen sollte.

[Bild: Nakamichi581_08k.jpg]

Ein wenig „normaler Recorder“ bietet der Nakamichi auch: elektronische Tipptasten mit Funktionssignalisierung per LED steuern die Laufwerksfunktionen, einschließlich Cueing. Die Laufwerksfunktionen können gewechselt werden, ohne daß zwischendurch „Stop“ gedrückt werden müsste. Das dreistellige Bandlängenzählwerk ist mechanisch ausgeführt, eine zugehörige Memo-Funktion wird mit Hilfe eines Knebelschalters aktiviert und veranlaßt das Laufwerk bei Zählerposition „999“ zum Anhalten. Der selbe Knebelschalter startet wahlweise auch die Timer-Unterstützung für den Aufnahme- oder Wiedergabebetrieb bei Stromzufuhr.
Die 581 und 582 verarbeiten Normal-, Chromdioxid- und Reineisen-Bänder. Bei dem Typ 580 kommt erst die Version 580M mit dem Typ IV-Band zurecht. Die Wiedergabeentzerrung läßt sich zwischen 70µs und 120µs umschalten.
Rauschunterdrückungssysteme bietet der 580 mit dem Dolby B mit schaltbarem MPX-Filter, die Versionen 581Z und 582Z bieten zudem das Dolby C.
Die Aussteuerung erfolgt, in allen Versionen identisch, mit Hilfe getrennter Record „Level“ und „Balance“ Regler nach zwei beleuchteten Drehspuhlinstrumenten mit recht kurzem Anzeigeweg und Spitzenspannungs- (Peak-) Charakteristik, bei den 580 und 581 Vorband, bei den 582 wahlweise Vor- oder Hinterband.

   

Ein Ausgangspegelregler identischer Dimension ist ebenfalls vorhanden und wirkt auch für den Kopfhörer-Ausgang.

Alle drei Drehregler recht kurzer Bauhöhe sind nicht eben ergonomisch ausgeformt. Man hakt gewissermaßen den Finger in die Riffelung ihrer Vorderseite, anstatt sie zu umfassen. Die Tipptasten sind recht klein und liegen zu nahe beieinander, ebenso die Knebelschalter. Letztlich ist die Bedienung Gewohnheitssache.
Die im Vergleich zum Rest des Gehäuses leicht angewinkelt eingebauten Bedienelemente sind zwar eine nette Idee, die jedoch mit ihrem geringen Anstellwinkel nicht konsequent genug umgesetzt worden ist und letztlich eher Design-Spielerei als ergonomischen Vorteil bleibt.

Sehr interessant ist das mechanisch ausgelöst, weit öffnende Kassettenfach. Es öffnet in zwei Ebenen, fährt, wie bei Saba, erst ein Stück aus der Ebene der Front heraus, um dann nach vorne abzukippen. Bei aktivem Bandlauf ist der Auswurf gesperrt.
Die Verglasung des Deckels ist als herausnehmbarer Acrylglas-Einsatz ausgeformt, so daß sich der Nakamichi mit oder ohne Fenster-Einsatz betreiben läßt. Ohne Fenster-Einsatz könnte man die Wickeldorne bei Bedarf ein Stück per Hand rangieren, um Bandstellen exakt anzusteuern, und lassen sich vor allem Köpfe und Bandführung sehr einfach reinigen. Allerdings ist beim Reinigen unbedingt Vorsicht geboten, da die Mechanik der Kopf-Einstellung ungeschützt offen liegt und sehr leicht verstellt werden kann.

[Bild: Nakamichi581_04k.jpg]

Ausgangsseitig verfügt der Nakamichi über Anschlüsse nach DIN/Radio- und Cinch/RCA-Norm, außerdem über eine 6,3mm-Klinkenbuchse für 8Ohm-Kopfhörer und einen Fernbedienungsanschluß.
Zudem lassen sich an dem 581 Komponenten der Nakamichi-Black-Boxes-Serie betreiben, die über die 10 Volt-Gleichstrom-Ausgangsbuchse mit Netzspannung versorgt werden können, deren Gesamtverbrauch jedoch 128 mA nicht übersteigen sollte. Gedacht ist der Anschluß zum Beispiel für ein (Mikrofon-) Mischpult MX-100), Subsonic-Filter-Baustein (SF-100) oder den Linear-Verstärker (LA-100).

Technische Daten:
Head stream composition - Combination V-cut head, Erasure: Double gap ferrite head
Motor . 38 pulse FG servo motor, 2 velocity reversible rotation type DC servo motor
Tape speed - 4.8cm/second
Wow and flutter - <= 0.04% Wrms, <= 0.08% Wpeak
Frequency characteristic - 20Hz - 20000Hz ±3dB
A comprehensive S/N ratio - >= 60dB (400Hz, 0dB, WTD rms), >= 66dB (400Hz, 3%THD, WTD rms) (Dolby NR in, 70 microseconds, ZX tapes)
A comprehensive distortion - <= 0.8% (400Hz, 0dB, ZX tapes), <= 1.0% (400Hz, 0dB, SX, EX IBM PCN II tapes)
Cancellation ratio - >= 60dB (1kHz, 0dB, ZX tapes)
Channel separation - >= 37dB (1kHz, 0dB)
Crosstalk - >= 60dB (1kHz, 0dB)
Bias frequency - 105kHz
Input - 50mV, 50kohm
Output (400Hz, 0dB, output level maxima) - Line: 1V 2.2kohm, Headphone: 45mW, 8ohms
DC output only for a black-box series - ±10V 125mA maxima
Dimensions - width 500x height 130x depth of 352mm
Weight - About 8.3kg
Remarks - Option: Remote Control unit RM-200 (6,000yen), Option: RM-580 wireless remote control (28,000yen)

Neupreis: 1.800 Mark lt. DM HiFi-Jahrbuch 1979

[Bild: Nakamichi581_I02k.jpg]

Schrauberei
Der Recorder basiert auf einem Blechrahmen mit einer stabilisierenden Längsstrebe.
Öffnen läßt sich der Nakamichi von oben oder unten. Der obere Deckel ist mit je zwei kurzen, seitlich eingesetzten Schrauben befestigt und läßt sich nach deren Entnahme nach hinten abziehen. Die Bodenplatte ist mit dreizehn Schrauben an Rahmen und Längsstrebe montiert und gibt den Blick auf die Bestückungsseite der Platinen frei. Für Einstellarbeiten muß man den Nakamichi also von unten öffnen.

[Bild: Nakamichi581_I03k.jpg]

oben: Logic-Platine, unten: Hauptplatine

[Bild: Nakamichi581_I04k.jpg]

Die Frontplatte kann man nach dem Abziehen, oder von innen Herausdrücken, der Knöpfe entfernen, nachdem von oben und unten vier Schrauben entnommen wurden, die sie an dem Rahmen halten, und nachdem zwei Steckverbindungen abgezogen wurden.
Den Antriebs-Baustein mit seinen drei Nakamichi-Motoren erreicht man von oben und unten. Er ist mit vier Schrauben mit dem Rahmen verschraubt, die nach dem Abnehmen der Frontplatte zu Tage treten. Außerdem ist er mit drei Kabelsteckern mit den Platinen verbunden.
Die einzelnen Platinen sind an der Frontplatte beziehungsweise am Rahmen verschraubt, miteinander mit Kabeln verbunden, die zum Teil gesteckt, zum Teil verlötet sind.

[Bild: Nakamichi581_I01k.jpg]

Der Antriebsmotor PFF2L02 90419-A ist über einem Riemen mit den beiden Schwungscheiben verbunden. Der Wickelmotor MMN-6A2MKXA leitet seine Kraft mit Hilfe eines Reibrades an den einen oder anderen Wickeldorn weiter. Der Kopfträger wird mit Hilfe eines Servo-Motors RF-260T 08450 bewegt.
Der Antriebsbaustein ist in drei Ebenen auf Stahlplatten aufgebaut, die über Abstandshalter miteinander verschraubt sind. Um zum Beispiel die Riemen zu wechseln, müssen die jeweiligen Ebenen abgetragen werden. Wer den Capstan-Riemen wechseln will, der entnimmt die hintere, kleine Metallplatte.

[Bild: Nakamichi581_I05k.jpg]


Alles in allem hinterläßt der Nakamichi ein indifferentes Bild. Das beginnt schon bei seinen außergewöhnlich breiten Abmessungen, bei doch gleichzeitig recht moderner Formgebung, was weder zu einem anderen Gerät „internationalem“ Designs, noch zu europäischen Komponenten passen mag.

[Bild: Nakamichi581_01k.jpg]

Auch im Vergleich zu anderen Nakamichis fallen die 500er aus dem Rahmen.
Die Ergonomie ist eher mittelprächtig. Hier unterscheidet sich der Recorder allerdings kaum von anderen japanischen Geräten seiner Zeit, bei denen aus heutiger Sicht die Bedienung weniger an Konzepten, als an Erfordernissen der Unterbringung von Bauteilen im Innern ausgerichtet scheint.
So hebt sich auch der Aufbau des Gerätes wenig von besseren japanischen Oberklasse-Recordern ab. Kein Vergleich mit ASC oder Revox. Auch der deutlich günstigere Grundig CF-5500 gefällt mir hier wesentlich besser.
Die Ausstattung und Verarbeitung der 58x genügt hohen Ansprüchen. Zweifellos gehören die 581 und 582 zu den frühen Highend-Geräten innerhalb des Gerätetypus „Cassette Deck“. Absolut unverständlich ist für mich dabei die Existenz eines Modell 581 mit getrennten Köpfen, jedoch ohne getrennte Verstärker- und Dolby-Elektronik, also ohne Hinterbandkontrolle, zwischen den 580 und 582. Solch eine Aufgliederung innerhalb der Modell-Palette, die ja auch einen Mehr-Aufwand in der Produktion bedeutet, ist für mich nur durch niedrige Löhne im Herstellungsland erklärbar, die Mehraufwand an Bauteilen und Fertigung ausgleichen. Ein paar Jahre später wäre ein solches Programm aus japanischer Produktion wohl nicht mehr vorstellbar gewesen.

   

Quellen:
Nakamichi Informiert Nr.1 Azimuth-Probleme: http://www.hifi-archiv.info/Nakamichi/NA...index.html
Nakamichi Prospekt 530/580: http://www.hifi-archiv.info/Nakamichi/53...index.html

Nakamichi 581&582 Owner's Manual Supplement http://www.hifi-archiv.info/Nakamichi/582/index.html
Nakamichi 581&582 Bedienungsanleitung http://www.hifi-archiv.info/Nakamichi/581/index.html
Nakamichi 581 Schaltung: http://www.eserviceinfo.com/downloadsm/4...i_581.html oder http://www.hifi-archiv.info/Nakamichi/581s/index.html
Nakamichi 582 Service Manual http://www.eserviceinfo.com/downloadsm/4...i_582.html
Info Nakamichi 580: http://www.vintagecassette.com/Nakamichi/580, DM HiFi-Jahrbuch 79
Info Nakamichi 581: http://www.vintagecassette.com/Nakamichi/581, DM HiFi-Jahrbuch 79, Audio 10/79, http://audio-database.com/NAKAMICHI/player/581-e.html
Info Nakamichi 582: http://www.vintagecassette.com/Nakamichi/582, DM HiFi-Jahrbuch 79, Audio Engineering 8/79, Stereo Review 8/79

Nakamichi:
http://www.nakamichi.com/flash.html
http://en.wikipedia.org/wiki/Nakamichi
http://www.niro1.com/

Falls Ihr mehr über den Naka wisst: Her mit der Info.

Ich bin jetzt fertig, der Nakamichi darf wieder weg.

Tschüß, Matthias


P.S.: Dieser Text samt Bilder ist ausschließlich für die interne Verwendung durch Besucher des "Bandmaschinenforum" gedacht. Die durch Klammern heraugehobenen oder kursiv gesetzten Zitate unterliegen gegebenenfalls Urheberrechten Dritter. Eine, auch auszugsweise, private oder gewerbliche Nachverwertung ohne schriftliche Genehmigung ist ausdrücklich untersagt.
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#2
Moin,

zuerst wiedermal ein Dankeschön an Matthias, dass er sich die Mühe
gemacht hat, ein Gerät zu beschreiben und zu öffnen - vor allem vor
dem Hintergrund, dass die Naks normalerweise gar nicht sein Steckenpferd
zu sein scheinen (oder irre ich da?).

Mir erscheint die 580er Serie als Nakamichis Schritt in die "Moderne"
und zwar in zweierlei Hinsicht. Vom Design ging man mit dieser Reihe
in Richtung "konventioneller" Frontlader (wenn man von der leicht
geneigten Bedienebene absieht). En Blick auf die Vorgänger-Serien bis zum
Ende der 70er Jahre spricht da eine deutliche Sprache.
Aber auch im Innern zeigt sich hier ein Wandel auf. Waren die 700er
und 1000er TriTracer noch echte Metallgräber in denen man Kunststoffteile
noch regelrecht suchen muss, ist der Innenaufbau und die Laufwerkskonsruktion
in der 580er Serie doch schon deutlich neuzeitlicher (in Richtung Leichtbau).
Ähnlich bzw. nahezu gleich ging es ja auch in den Nachfolgern (zB BX300
und LX5) zu.
Die 580er schienen also anno '78 eine neue Gerätegeneration einzuläuten.
Jedenfalls ist das mein Eindruck...

edit: ...das mit den leicht zugänglichen Verstellmöglichkeiten habe ich bei
Nakamichi noch nie so richtig verstanden. Einerseits die offene Zugriffsmöglichkeit,
andererseits die ausdrücklichen Warnungen, dies vielleicht doch nicht zu
tun. "Wasch mich aber mach mich bloss nicht nass"! Wenn man die
Kunden zur Einstellung/Einmessung lieber in die Werkstätten "gescheucht"
hätte, wären verdeckte Einstellschrauben konsequenter gewesen.
Egal - auch andere Hersteller haben sich dieser Hilfsmittel bedient, einem
Gerät einen "höchst professionellen" Touch zu verleihen.
***

Abschliessend erlaube ich mir noch folgenden Link zu posten:
www.naks.com (Hier dann auf "Naks" klicken)

Hier gibt es noch einmal eine Gallerie mit den Gerätegenerationen und
den wichtigsten Daten.

Viele Grüße

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#3
Hallo Matthias,

nachgerade lohnt es sich, Deine CC-Recorder-Monographien zugriffssicher zu archivieren - Kompliment.

BASF hat (leider?) nie Nakamichi-OEM-Laufwerke in die Recorder des Geräteprogramms einbauen lassen. Wie esich sich gehört, waren die aktuellen "Flaggschiffe" des Nakamichi-Recorder-Angebots immer, meist mehrfach, in den BASF-Labors zu finden - und waren bei der Ausmusterung immer begehrt.

Die Sache mit der im Prinzip unterschiedlichen Azimut-Einstellung (mal wieder: Azimut kommt aus dem Arabischen, daher kein tii-äitsch) bei Aufnahme- und Wiedergabekopf hat folgenden Grund: beim Aufnahmekopf sind Lage und Präzision der "ablaufenden" Kante (also normalerweise die rechte, von hinten gesehen) maßgeblich, also auch bei der Azimut-Justage. Beim Wiedergabekopf ist es die Spalt-Mittellinie. Es ist also durchaus "good engineering practice", beiden Köpfe separate Justiermöglichkeiten zu geben, es sei denn, man kann für hinlängliche Parallelität der maßgeblichen Linien garantieren, d.h., die Toleranzen der jeweiligen "Anspruchsklasse" werden eingehalten.

Was daraus für die Azimut-Justage von Kombiköpfen bei a) Aufnahme, b) Wiedergabe zu folgern ist, mögen bitte die Praktiker unter den Forums-Mitgliedern diskutieren.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#4
Moin.

Ja, in der Tat. Matthias´ Vorstellungen sind Lexikon reif.

Zu den leicht zugänglichen Verstellmöglichkeiten fällt mir etwas ein.
Bei Neukauf (zumindest Anfang der 80er Jahre) war im Preis mit inbegriffen, daß man das Gerät 2 mal in einer Frist von 2 Jahren (?) zum "Einstellen" in die Werkstatt bringen kann.

Um den Service zu halten, durfte man es sich nicht mit den Technikern verscherzen. Bei einem Arbeitsaufwand von 10 Minuten ist das zu realisieren. Wenn aber mit krummen Fingern mühsam um die Ecke gefummelt werden muß, würden sicher viele hinterher schlechter geklungen haben.

Ist halt ´ne Idee, Arnulf.
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#5
Zitat:Friedrich Engel postete
...BASF hat (leider?) nie Nakamichi-OEM-Laufwerke in die Recorder des Geräteprogramms einbauen lassen...
Hallo Friedrich,

Du hast recht. Freudscher Fehler. Ich meinte Blaupunkt (und dachte an Geräte wie den HC-30). Fängt ja auch mit "B" an. Werde ich oben ändern.

Übrigens habe ich durchaus bewußt "...Nakamichi Laufwerke, oder deren Abkömmlinge..." geschrieben, weil es wohl Wollensak-OEM-Laufwerke in Geräten anderer Marken gegeben hat, die, wie ich hörte, von Nakamichi inspiriert wären. Wollensak hatte angeblich zunächst Nakamichi-Laufwerke eingesetzt, sie dann für nicht gut genug befunden, und daraufhin eine "Weiterentwicklung" (?) verwendet, die wiederum auch in anderen Geräten zu finden sein soll.
Das sage ich (noch) unter Vorbehalt, weil ich das auch nur aus einer Tertiär-Quelle habe. Geredet wird ja viel. Kennt Ihr ja von mir.

Bei der Azimut-Justage des Wiedergabekopfes besteht wohl vor allem das Problem, daß dieser nicht relativ, sondern absolut justiert werden muß, um die Kompatibilität zu fremdbespielten Kassetten zu erhalten.
Um das zu realisieren, bedarf es zumindest eines Test-Bandes, besser, zusätzlich eines Meßgerätes anstatt der Peak-Meter der Nakamichi.
Insofern kann ich das "Finger weg" verstehen, zumal Nakamichi ja vor allem für die USA baute, die für ihre Schadenersatz-Prozesse berühmt sind. Wenn ein Anbieter also nicht in der Lage ist, die versprochene Funktion in einer Weise zur Verfügung zu stellen, daß der "dümmste denkbare Benutzer" in der Lage ist, sie unfallfrei zu benutzen und das Ziel zu erreichen, dann schreibt man lieber gleich dazu: "Lass die Finger davon" und erspart sich die Diskussion um die Frage, ob die schlechte Klangqualität am Gerät oder an der Einstellung gelegen haben mag, und ob der Hersteller die Korrektur der Einmessung beim fAchbetrieb bezahlen muß, oder nicht, ob er wohlmöglich für die Gewinn-Einbußen der mißlungenen Party aufkommen muß.
Da der Aufnahmekopf relativ zum Wiedergabekopf eingestellt werden muß, ist für ihn die Referenz eingebaut und reicht das mitgelieferte Equipment zumindest für die Vermeidung einer Verschlechterung.

Hinsichtlich der Schreibweise für den arabischen Begriff folge ich gerne in jede denkbare Richtung, solange Du nicht verlangst, ich solle ihn in arabischen Schriftzeichen schreiben. In der deutschen wie englisch-sprachigen Nakamichi-Anleitung wird es "Azimuth" geschrieben. Aus anderen Quellen, einschließlich deutschem Lexikon, kenne ich den "Azimut". Und das sah selbst der "Duden" von 1929 schon so. Smile

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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