Sony TC 440
#1
Ich bin ´mal wieder rückfällig geworden: ich habe einem Sony TC-440, für das jemand in ebay 19.- Euro wollte, und für die niemand sonst geboten hat nicht widerstehen können und habe es für´s Mindestgebot gekauft.

[Bild: DSC02949.JPG]


Das Sony TC-440 ist Anfang der 70-iger Jahre gebaut worden: in der Sony Preisliste von 1971 ist sie gelistet, in der vom April nicht mehr: die TC 440 hat noch die Metallköpfe, der Nachfolger welche aus Ferrit.
Sie sollte 1971 1498 DM kosten, in der Schweiz 1450 Fränkli. Das war ein stolzer Preis, der in der Größenordung lag, zu dem manche Discounter ein bis zwei Jahre später die Revox A77 verramschten, und deutlich über dem, was vom Anspruch her vergleichbare Geräte deutscher Provenienz, wie z.B. das Uher RdL kostete.

In der Sony Hierarchie war sie über der TC-366 angeordnet, darüber standen die 3-Motorengeräte TC-640, TC-580, TC-651 und an der Spitze für stolze 3700.- DM die TC-850.
Also war der Preis für recht hoch für ein recht schlichtes Gerät.

Was bekam man dafür:
Nun, es ist ein Einmotorengerät. Auf den ersten Blick nichts Besonderes, auf den zweiten dann: "AUTO REVERSE / BI-DIRECTIONAL RECORDING SIX HEAD FUNCTION CLOSED LOOP DUAL CAPSTAN".

Das war 1971 doch einigermaßen verwirrend: Daß man ein Band zur Aufnahme und Wiedergabe nicht nur von links nach rechts, sondern auch von rechts nach links laufen lassen konnte, schien in Europa Anfang der 70-iger vergessen worden zu sein (Obwohl es ja in den 50-igern Geräte gab, bei denen das so war). Hinter diesem "bi-directional" und "dual capstan" verbarg sich zudem eine neue Form des Bandtransports:
Es gab 2 Tonwellen, die über einen servogesteuerten Wechselstrommotor mittels eines Riemens angetrieben wurden:

[Bild: DSC02941.JPG]

Bei Aufnahme/Wiedergabe in beiden Richtungen werden jeweils beide Gummiandruckrollen an die Tonwelle gedrückt, also "closed loop".

Die beiden Capstan treiben mittels Gummiriemen die Rutschkupplungen der Bandteller an.:

[Bild: DSC02937.JPG]

Die Bandzugregelung wir durch Fühlheben realisert, die auf die Trommeln der Bandteller wirken.

Da der Motor sowohl links- als auch rechtsherum drehen kann, genügt zum schnellen Umspulen jeweils ein Zwischenrad zwischen Motorwelle und Bandteller. Das Ganze ist so gebaut, daß auch heute das Umspulen für eine Einmotorengerät außerordentlich schnell vor sich geht.


Nachdem die TFK M5 meine Meinung, daß man für einen ordentlichen Bandtransport 3 Motore benötige, erheblich ins Wanken gebracht hat, neige ich nach der Inspektion und dem Probelauf der TC-440 zu der Ansicht, daß für Geräte bis 18 cm Spulendurchmesser ein Motor genügt (wenn das Gerät anständig aufgebaut ist, wie z.B. das TC-440).



Das Gerät, das jetzt bei mir steht, hat allerdings offenbar ein paar Mißhandlungen über sich ergehen lassen müssen: Das Holzgehäuse (noch mit Furnier, später wurde Kunststoff aufgeklebt) weist Sturzspuren auf, und beim Öffnen des Gerätes kamen mir ein paar Schrauben und abgebrochene Teile entgegen. Das Blechchassis war links unten verbogen, das habe ich wieder gerichtet. Ausch die Fühlhebel mußten wieder gerde gebogen werden (obwohl die sehr viel stabiler sind als die der TC-755 aus späteren Jahren). Das Gehäuse habe ich geleimt, daß es wenigsten wieder hält. Höheren ästhestischen Ansprüchen dürfte es nicht mehr genügen. Eien Riß in der Frontabdeckung aheb ich an der Rückseite mit einem Stück Alu wieder stabilisiert.
Die Wiedergabe bei meinem Gerät funktioniert prinzipiell: Leider stimmt aber die Geschwindigkeit nicht: die ist zu schnell. Ich befürchte, daß das ein Problem der Servosteuerung ist, deren Reparatur meine Möglichkeiten übersteigt.

Wer sich die Reparatur zutraut und wem die Sony gefällt, darf sie sich bei mir abholen..

Frank
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#2
Ist wohl diese:

http://cgi.ebay.de/Sony-TC-440-Solid-Sta...34001r5554

Könnte es nicht auch an ein paar verdrehte oder oxidierte Potis sein, die die Geschwindigkeit abweichen lassen?

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#3
Zitat:Frank Stegmeier postete
Sie sollte 1971 1498 DM kosten, in der Schweiz 1450 Fränkli. Das war ein stolzer Preis
Sony scheinen bei ihren kleinen einmotorigen Geräten die Preise sehr selbstbewusst kalkuliert zu haben. Ich habe zwei Testberichte aus den frühen 1980er Jahren, denen zu entnehmen ist, daß die spärlich ausgestattete und m.E. generell nicht gerade hochwertige TC-399 seinerzeit um die 900 DM gekostet hat. Eine dreimotorige Akai GX-215 D mit Reverse, die meiner Ansicht nach eine ganze Klasse höher anzusiedeln ist, war genau so teuer.

War das Taktik, damit die Händler nachher mit großzügigen Rabatten locken konnten, oder gingen die Dinger tatsächlich für den Preis über den Tisch?
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#4
Eine Frage:
sind Euch die Bilder zu groß? Ich wollte etwas größere haben, aber jetzt sind sie fast etwas groß....

Zitat:niels postete
Ist wohl diese:

http://cgi.ebay.de/Sony-TC-440-Solid-Sta...34001r5554

Könnte es nicht auch an ein paar verdrehte oder oxidierte Potis sein, die die Geschwindigkeit abweichen lassen?

niels
Kann natürlich sein. Aber mir ging es beim Kauf nur um vergleichende Anatomie, insbesondere des Laufwerks.
Im Vergleich mit der TC 366 (die einigermaßen häufig angeboten werden und die offenbar recht oft verkauft worden sind) ist das Laufwerk um Klassen besser:
Der Doppelcapstan verspricht einen guten Kontakt zwischen Band und Köpfen, der ganze Transportmechanismus und die Köpfe sitzen auf einem soliden (Alu?-)Gußträger, die Bandzugregelung (sowas hat die TC-366 gar nicht) macht auch von der Haptik her einen sehr guten Eindruck: ich kann mich nur wiederholen: bei diesem Gerät reicht ein Motor.

Ab TC-640 hat Sony dann seinen Geräten 3-Motoren-Laufwerk spendiert, bei TC-640 und TC-651 nach von Ampex abgekupferter amerikanischer/japanischer Bauart mit einer
Bandberuhigungsrolle mit Schlaufenfänger links von den Köpfen, dann die 3 Köpfe, Capstan, Umlenkbolzen ( Akai und Teac haben danach jeweils noch einen Schlaufenfänger, der teilweise auch das Band nach Bandende abgeschaltet hat, eingebaut: die werden das gebraucht haben. Meine TC 640 hat in den 37 Jahren, in denen ich sie besitze, nie Bandschlaufen produziert, jedenfalls nicht, solange die Bremsen funktioniert haben. Und deren Fehlfunktion hat sich in der Vergangenheit mit etwas Sandpapier zum Aufrauen der Bremsbeläge jeweils wieder beheben lassen).

TC 580 hat als Besonderheit den Capstan in der Mitte, wie in auch Akai bei Reverse-Geräten gebaut hat, mit spiegelbildlich angeordneten Köpfen für die beiden Laufrichtungen

Wie die TC-440 hat die TC-580 eine servogesteuerten Motor. Das war 1971 außerhalb der Schweiz noch nicht so verbreitet, und die japanischen Mitbewerber haben das m.W. erst Mitte der 70-iger eingeführt.

Während TC-440 und TC-580 in beiden Laufrichtungen aufnehmen und wiedergeben konnte, hatte die TC-651 Reverse-Funktion nur bei Wiedergabe. Ihr genügten deswegen auch 4 Köpfe. Von der Elektronik her war sie der TC-850 näher als den kleineren Geräten.

TC-850 hatte dann ein Doppelcapstan-Laufwerk, 3 Motoren, servogesteuert. Reverse-Betrieb gab´s nicht: es gab sie nur als 2-Kanal 2-Spur-Version.
Die TC-850 spielte im Consumer-Bereich in einer eigenen Liga und ist höchstens mit der großen Akai zu vergleichen.
Und es gab die 4-Kanal TC-854-4S....

Für mich ist interessant, daß Sony praktisch 5 verschiedene Laufwerkskonzepte nebeneinander realisiert hat. Das unterscheidet sich deutlich von den Gepflogenheiten deutscher Hersteller, die ein Basis-Laufwerk (das höchstens mit etwas besseren Bausteilen an die höhere Klasse angepaßt wurde) mit unterschiedlichen Elektroniken versehen haben...

Zurück zur TC-440: der Vergleich mit den einfachen Akais der 200-Serie hinkt insofern, weil bei Akai simple 2-Kopfanordnungen gebaut wurden. Für die Reverse-Funktion wurde der Kombikopf senkrecht zur Laufrichtung den Bands verschoben.
Durch die Drehung von Aufnahme- und Wiedergabekopf wie bei TC-755 in späteren
Jahren hat man bei der Sony zum einen einen echten Reverse-Betrib, zum anderen aber auch Hinterbandkontrolle bei der Aufnahme in beiden Richtungen. M.E. ist das TC-440 dn Billig-Akais überlegen.

Behalten will ich das TC-440 trotzdem nicht: mein Angebot steht..

Frank
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#5
Zitat:Frank Stegmeier postete
M.E. ist das TC-440 dn Billig-Akais überlegen.
In Sachen Reverse-Technik schon, aber auch die kleinen Akais der 200er-Reihe hatten Dreimotorenlaufwerke, was ich persönlich wichtiger finde.
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#6
Oha! Abwickelseitig regeln 366 und Konsorten sehr wohl den Bandzug!

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#7
Zitat:niels postete
Oha! Abwickelseitig regeln 366 und Konsorten sehr wohl den Bandzug!

niels
Zugegebenermaßen gibt´s bei TC 366 abwickelseitig ein Hebelchen..Aber vergleiche ´mal die Hebel und die Mechaniken mit der der TC-440 und entscheide selber, was da zuverlässiger aussieht. TC-366 habe ich auch schon seziert, und ich bin Sony-Freund.
Unverändert steht mein Angebot: hol´sie Dir ab und schau nach.. Die gibt´s hier für lau, nur versenden tue ich sie nicht. Also muß ich sie entweder im Garten verbrennen oder in die Komposttonne werfen.
Was ich im Wertstoffhof abgebe landet nämlich mit maximal einer Woche Verzug in ebay..
Allerdings nicht von mir...


Frank

P.S: mein Edit in Deinem Beitrag war ein Versehen..
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#8
Anhand deines Fotos würd' sagen, die Bauteile der Bremse haben größtenteils eine andere Form, prinzipiell unterscheidet sich die Bremse jedoch nicht, sogar die Bremsbacke ist dieselbe.

Eigener Platz und die Entfernung zwischen unseren Wohnsitzen verhindern leider eine Übernahme des Gerätes in meinen Bestand.

niels

P.S. Ich komme auch manchmal auf Editieren statt auf zitieren.
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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