Grundig TS-1000 / Aus 2 mach 1, oder doch nicht?
#1
Da ich ja nach wie vor nicht zufrieden bin mit den Aufnahmen meiner TS-1000 und den Fehler bisher nicht eingrenzen/finden konnte, habe ich mich auf die Suche nach einem Ersatzteilspender/Schrottgerät gemacht und auch tatsächlich eine Grundig in defektem Zustand gefunden mit der Beschreibung „beim Einschalten tut sich gar nichts, ansonsten komplett“.
Ich habe also nicht allzu viel erwartet als ich diese Woche das Paket abgeholt und dann Zuhause geöffnet habe. Aber diesmal wurde „leider“ positiv überrascht:

Die Grundig war sehr gut verpackt, dabei lagen sogar noch zwei Original-Alu-Grundig-Spulen inkl. Band, sogar die Plexiabdeckung ist dabei und als ich die schwere Kiste endlich auf den Werkbank gehievt hatte schwante mir schon, dass ich dieses Gerät wohl nicht schänden und somit ausschlachten konnte. Zwar war alles sehr schmutzig und staubig, aber alle Knöpfe und Regler sind an ihrem Platz, keine Dellen oder Schrammen, vermutlich würde das Gerät nach einer gründlichen Reinigung noch besser dastehen als meine andere Grundig...na Toll Wink
Also mal Rückseite abschrauben und auch hier, alles sehr schmutzig aber vollständig und es fällt auf, das Gewisse Teile/Platinen wohl mal ausgetauscht wurden, da sowohl Klebeetiketten mit „77“ als auch mit „87“ zu finden sind.
Also mal Stecker rein und einschalten, und wirklich ausser dem Capstanmotor welcher unhörbar anläuft tut sich nix. Die Sicherung Si4 ist durch und auch eine neu eingesetzte brennt sofort wieder durch. Hier scheint also vermutlich das bekannte Netzeil-Problem vorzuliegen. Ich habe also die Teile besorgt (Spannungsregler, Kondensatoren, Z-Diode) eingelötet und schon sind alle Funktionen da...ich kann’s nicht glauben. Flugs Kopfhörer angeschlossen, Band eingespannt und es klingt. Der rechte Schieberegler kratzt ganz leicht, das ist aber auch schon alles. Tja, dann wird ja wohl Aufnehmen nicht möglich sein, oder? Also MP3-Player angeschlossen, aussteuern und Aufnehmen! Unglaublich, Vorband-Hinterband-Unterschiede sind nicht wirklich auszumachen, und an dieser Grundig kann auch zünftig „Gas“ gegeben werden mit der Aussteuerung, Perfekt! Manchmal kann man auch Glück haben. Nun kann ich endlich mal die verdächtigen Platinen unter den Maschinen austauschen und so eingrenzen, warum meine andere Grundig nur so leise und verzerrt aufnimmt Smile

Drei Sachen sind mir nun aber aufgefallen:

1. Auch diese Grundig hat denselben Einschaltknacks wie meine andere, und ebenfalls nur auf dem linken Kanal. Gut zu sehen beim Start der Widergabe am linken VU und natürlich akustisch via Lautsprecher/Kopfhörer.

2. Beim start der Wiedergabe klickt irgendwo ein Relais (vermutlich im Netzteil) und an den Umlenkrollen ist sichtbar, dass der Bandzug verstärkt wird, da diese fast ganz nach oben gezogen werden. Doch schon nach ca. einer halben Sekunden klickt es wieder, und der Bandzug normalisiert sich, die Rollen gleiten also beidseitig wieder etwas nach unten in die Normale Position. Meine andere Maschine tut diese nicht, könnte diese eine modifizierte Bandzugssteuerung sein?

3. Die Variable Umspulgeschwindigkeit funktioniert nicht, die Grundig spult also immer Vollgas. Bei Wiedergabe und entsprechend eingestelltem Bandgschwindigkeitschalter klappts aber mit dem verstellen der Geschwindigkeit.

Das wär’s mal fürs erste, toll wäre es, wenn hier etwas Licht ins Dunkel gebracht werden könnte?

Vielen Dank und viele Grüsse
Richard
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#2
Hallo Richard

Zu 1:
Da fällt mir nichts Neues ein.

Zu 2:

Das macht jede TS1000 so, beim Start der Wiedergabe erhält der Wickelmotor kurzeitig eine höhere Betriebspannung. Die Betriebsspannung der Motoren wird über zwei Relais umgeschaltet.

Zu 3:
Ich würde es grundsätzlich mit 2 gleichen 18 cm Kunststoffspulen testen.

Die Wickelgeschwindigkeit wird von einer Lichtschranke im rechten Fühlhebel erfasst und auf der Platine M ausgewertet.
Ich mache es mir mal einfach:

[Bild: TS1000VariUmsp1.jpg]
[Bild: TS1000VariUmsp2.jpg]

Gruß Ulrich
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#3
Hi Ulrich

1. Nicht so tragisch, damit kann ich leben Wink

2. Aha, das wusste ich nicht, vielen Dank für die Info. Demzufolge muss an meiner ersten Grundig da auch was im Argen sein, denn da klackert kein Relais und es ändert sich nix am Bandzug, es sind aber dadurch auch noch keine Nachteile aufgetreten.

3. Wo hast du nur die tollen Beschreibungen der Schaltungen her? Super! Ich habs tatsächlich mit zwei 18er Spulen versucht, da tut sich aber beim drehen des Potis gar nix. Dann wird’s wohl an der Platin M liegen. Ich werde bei Gelegenheit mal die Platine der anderen Maschine verwenden und testen obs dann klappt. Die Lichtschranke im rechten Fühlhebel scheint aber zu funktionieren, sonst würde wohl Wiedergabe aus schnellen Vor- oder Rücklauf böse enden, das kappt aber bestens.

Gruss
Richard
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#4
Ein eventueller Fehler kann hier auch auf Platine K liegen.

Gruß Ulrich
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#5
Ok, K ist die Laufwerkssteurung, dann werde ich mit dieser Karte auch noch testen.

Vielen Dank
Richard
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#6
Hallo Richard,

bitte erst einmal die Rolle des rechten Bandzughebels abnehmen (kleine Sechskant Schraube an der Seite lösen, nur Banausen ziehen die Rolle einfach so ab). Oft ist die Stroboskopscheibe auf der Rückseite einfach nur verschmutzt oder blind geworden. Etwas Putzen tut hier oft Wunder.

Vermutlich geht die Maschine nach dem Schnellspulen direkt in den Wiedergabemodus ohne vorher zu stoppen, wenn du schnellspulen und anschließend Wiedergabe drückst. Die Bewegung des Bandes wird nämlich ebenfalls über diese Lichtschranke abgefragt.

Band ab - Band läuft,

Rainer
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#7
Zitat:rolie384 postete
Vermutlich geht die Maschine nach dem Schnellspulen direkt in den Wiedergabemodus ohne vorher zu stoppen, wenn du schnellspulen und anschließend Wiedergabe drückst. Die Bewegung des Bandes wird nämlich ebenfalls über diese Lichtschranke abgefragt.
Hallo Rainer

Die Lichtschranke scheint wie oben erwähnt zu funktionieren: Nach Schnelllauf links oder rechts bremst die Maschine zuerst ab, bevor sie auf Wiedergabe schaltet. Also muss vermutlich was an der Schaltung klemmen....ich halte euch auf dem Laufenden.

Gruss
Richard
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#8
So, der Fehler der nicht funktionierenden variablen Umspulgeschwindikeit liegt bei Platine K. Mit der Platine meiner anderen Maschine klappts einwandfrei.
Bisher habe ich den Fehler noch nicht gefunden, aber schon mal eine verkehrt rum eingelötete Diode D46 gefunden, und diese durch eine neue ersetzt. Geändert hat sich am Unspulen dadurch aber leider nichts.
Könnten ev. andere Bauteile durch die falsch gepolte D46 in Mitleidenschaft gezogen worden sein? Und wo kann ich sonst noch ansetzen?

Gruss
Richard
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#9
Hallo Richard,
D46 hat mit der Umspulgeschwindigkeit nichts zu tun. Die Diode gehört zur Ansteuerung des Startmagneten, das ist so Aufwendig weil die Schaltung hier Anzug- und Haltespannung unterscheidet.
Schaltungserklärung (D10 Pausenmagnet entspricht D46 Startmagnet):

[Bild: TS1000Magnetsteuerung1.jpg]
[Bild: TS1000Magnetsteuerung2.jpg]
[Bild: TS1000Magnetsteuerung3.jpg]

PS: Die Schaltungsbeschreibungen stammen aus “Grundig Technische Informationen 3/76“.
Der Autor für die Laufwerkselektronik war W. Mederer.
Ich werde sie mal bei Gelegenheit komplett zusammenfassen.

Was die Umspulgeschichte betrifft, schau dir mal diesen Bereich auf Platine K an.

[Bild: TS1000Umspulgeschw.jpg]

Gruß Ulrich
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#10
Hurrrrra Wink

Habe C4 / C6 /C7 ersetzt, da diese ganz komische Werte hatten, und nun klappt die variable Umspulerei....tollll!

Gruss
Richard
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