EMTEC Magnetics (BASF) unter dem Hammer...
#1
http://www.angermann-lueders.de/deutsch/...kt=5064805

Sad
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#2
Dann laßt uns zusammenwerfen!!! Ich nehme die

1 Aufschnittmaschine Fabr. Bizerba

Falls ihr also mit der Bandproduktion beginnt und es fehlt die Aufschnittmaschine, fragt mich lieber, bevor ihr unbelegte Brote eßt!!!

Aber eigentlich sollte man an einem Grab keine Witze machen, schon gar nicht, wenn es gerade geplündert wird...
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#3
Immerhin gehört Hans-Joachim 'PhonoMax' zu den Ersteigerern... wir können also vermutlich davon ausgehen, daß wenigstens einige wichtige Dokumente in gute Hände kommen.

Gruß, Wolfgang
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#4
Also wenn ich mir das Los164 so ansehe,könnte ich auch schwach werden...Sad
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#5
Die Versteigerung war ja schon vorgestern und gestern. Da ist wohl noch etwas übrig geblieben. Jetzt gibt es noch eine Resteliste:
http://www.angermann-lueders.de/deutsch/...kt=5027906
Irgendwie ist mir zum Heulen... Sad
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#6
.
Eine Beschichtungsmaschine samt Kalandern und ein Schneidegerät für bis zu 51 Rowhickel wären zu haben.
Überhaupt scheint der Erfolg der Versteigerung eher mäßig gewesen zu sein, von dem was naoch in der Liste steht, könnte man fast eine komplette Fabrik aufmachen.

Und Andreas wird Kantinenwirt und muß immer kleine Brötchen backen..........


Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#7
Vielleicht müssen wir nur lange genug warten, dann bekommen wir den Rest für 1 Euro. Wie wollen wir den Laden dann nennen?
Phönix-Magnetics? Upps, die gibt's ja schon
Analog-Magnetics?
FSAB-Magnetics?
darklab-Magnetics kling auch nicht schlecht.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#8
Zitat:mfranz postete
Die Versteigerung war ja schon vorgestern und gestern. Da ist wohl noch etwas übrig geblieben. Jetzt gibt es noch eine Resteliste:
http://www.angermann-lueders.de/deutsch/...kt=5027906
Irgendwie ist mir zum Heulen... Sad
Tja Namensvetter, so ist der Lauf der Dinge den wir leider nicht mehr rückgängig machen können.
Vielleicht kannst Du Dir vorstellen, wie mir zumute war als hier bei uns alles plattgemacht wurde. Angefangen bei Kondensatoren- und Röhrenwerken über die komplette Magnetband- und Filmproduktionslinie von ORWO.
Und sage niemand daß diese Industrien keine Marktchancen gehabt hätten - sie durften keine Chancen bekommen, aus politischen Gründen und nicht aus wirtschaftlichen!

Daß man mit "alten" Röhren sehr wohl erfolgreich am Markt bestehen kann beweisen die TESLA-Werke und noch etliche andere Hersteller wo nicht solche Politverbrecher wie Breuel und Co. das Sagen hatten. Und das gleiche trifft auf die Magnetbandfertigung zu - was Emtec lieferte hätte Wolfen problemlos produzieren können.
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#9
Zitat:Frank postete
Und Andreas wird Kantinenwirt und muß immer kleine Brötchen backen..........
Paß auf, sonst schließe ich abends den Schrank ab Big Grin Big Grin Big Grin Big Grin Big Grin Big Grin

Neuer Name? Wie wäre es mit MagLab oder FraFra [(M.)Franz & Frank] ?
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#10
Zitat:MGW51 postete
(...) Und das gleiche trifft auf die Magnetbandfertigung zu - was Emtec lieferte hätte Wolfen problemlos produzieren können.
Bin gerade mit jemandem in Kontakt, der mir "Dessauer" Bänder liefern will. Da steckten doch auch ORWO-Leute dahinter - weisst Du wie das abgelaufen ist?

Typisch für die DDR war, daß sie die Grundlagen-Wissenschaften pflegte und auch excellente Grundlagenforschung betrieb. Etwas überspitzt forumliert: Ohne DDR keine BRD-Ingenieure. Diese absolvierten ihr Studium - zumindest in den ersten Semestern - oft genug mit Fachliteratur aus dem VEB Leipzig. Das Papier war schlecht, der Inhalt hervorragend, sehr oft besser und sorgfältiger aufbereitet wie bei den West-Pendants. Kommilitonen, die eine Ostblock-Ausbildung durchlaufen hatten, waren uns in den Grundlagenfächern oft überlegen und lachten über das hier herrschende Niveau.

Wenn nun diese Leute auch noch das Geld gehabt hätten, sich mit High-Tech zu beschäftigen, ich weiss nicht ob das Ost-West-Gefälle heute nicht umgekehrt verlaufen würde.
Michael(F)
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#11
Zitat:mfranz postete
(...) darklab-Magnetics kling auch nicht schlecht.
Slogan: Dark magnetics für brighter Sound
Michael(F)
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#12
Zitat:[b] Paß auf, sonst schließe ich abends den Schrank ab Big Grin Big Grin Big Grin Big Grin Big Grin Big Grin

Neuer Name? Wie wäre es mit MagLab oder FraFra [(M.)Franz & Frank] ?
Bitte bitte nicht, ich hör ja mit dem stänkern auf....

Zitat:Neuer Name? Wie wäre es mit MagLab oder FraFra [(M.)Franz & Frank]
Oder F&F? Es soll zwar eine kleine Firma in Asien geben, die gleichnamige Tonköpfe propgiert hat, aber die ignorieren wir.....Wink

Aber im Ernst, mit dem Maschinepark käme man nicht weit, eine derartig komplexe Fertigungsanlage braucht hochqualifizierte Fachleute, vom Techniker oder Ingenieur bis zum Chemiearbeiter. Keine Chance für Garagenfirmen.

=>mfranz: darklab magnetics gibt es schon, steht so ähnlich auch auf meinen Karten.....

=>mgw51 Klar hätte Wolfen noch eine Chance gehabt, aber auch nicht lange. Sogar Marktführer (West) Agfa hat seine chemische Film & Fotosparte heruntergefahren und mittlerweile verkauft. Und die Magnetbandabteilung? Siehe Emtec.

Interessant ist aber, das die IG Farben / BASF seinerzeit in Wolfen um Hilfe bitten mußte, weil man keine Erfahrungen darin hatte, wie die Emulsion auf den Träger zu bringen sei. Die Agfa Wolfen hatte aber diese Erfahrung über Jahre bei ihren fotografischen Filmen sammeln können.

Wenn man sich die Industriegeschichte Ostdeutschlands ansieht fällt auf, dass viele große Erfindungen dort gemacht wurden. Nach dem Kriege ist aber nicht mehr viel gekommen, sicher nicht weil auf einmal nicht mehr nachgedacht wurde. Eher, weil die politische Führung neue Entwicklungen nicht förden wollte / konnte / durfte. Und nach der Wende ist dann viel euthansaniert worden. Ob man da einfach Angst hatte, sich Konkurenz zu schaffen?


Frank ( darklab )

22.10 Fehelr verbessert. F.
ungewollt in´s politische philosophieren geratend....
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#13
Direkt nach dem Krieg war der Entwicklungsstand 'drüben' teilweise sogar höher als hier. Die Funktionäre wußten das jedoch kaputtzuplanen...
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#14
Zitat:Michael Franz postete
Zitat:MGW51 postete
(...) Und das gleiche trifft auf die Magnetbandfertigung zu - was Emtec lieferte hätte Wolfen problemlos produzieren können.
Bin gerade mit jemandem in Kontakt, der mir "Dessauer" Bänder liefern will. Da steckten doch auch ORWO-Leute dahinter - weisst Du wie das abgelaufen ist?
Da habe ich etwas unkorrektes verzapft Smile
Die Magnetbandproduktion wurde nach meiner Erinnerung in den 70-er Jahren im neuen Dessauer Werk aufgenommen. In Wolfen blieb die Filmproduktion.
Aber meine grauen Zellen lassen auch schon etwas nachBig Grin - Gerald kann dazu sicher genaueres sagen.
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#15
Zitat:Frank postete

=>mgw51 Klar hätte Wolfen noch eine Chance gehabt, aber auch nicht lange. Sogar Marktführer (West) Agfa hat seine chemische Film & Fotosparte heruntergefahren und mittlerweile verkauft. Und die Magnetbandabteilung? Siehe Emtec.....
....Ob man da einfach Angst hatte, sich Konkurenz zu schaffen?
Da hast Du schon recht - letztlich ist Produktion, von was auch immer, eine Frage der Kosten.

Aber ich bin überzeugt, ohne diese krümelkakkerige Meine-Deine-Gehirnbremse (ich kann das auch Ost-West-Standorte nennen) und mit dem Willen und Wollen der Politikerkaste wäre es möglich gewesen vieles zu erhalten worüber wir jetzt vereint jammern.

Es wird Geld in Unmengen sinnlos verplempert, und nicht erst seit 15 Jahren sondern mindestens doppelt solange! Das ist kein Vorwurf - wenn ich genug davon hätte würde ich das auch nicht anders machenBig GrinBig Grin

Ganz sicher ist, daß nicht alle Werke hätten überleben können aber um wenigstens ein Unternehmen in dieser Branche zu erhalten hätte es sich ganz gewiß gelohnt daß sich die Beteiligten offen und ehrlich zueinander finden und einen ernsthaften Versuch der Konsolidierung unternommen hätten.

Ja lieber Frank, das können wir drehen und wenden - immer wieder kommen wir an einen Punkt: diese unschöne Politik mit ihren häßlichen FigurenBig GrinBig GrinBig Grin

Aber schlußendlich wird es über Kurz oder Lang halt doch keinen Markt für Filme und Senkel mehr geben! Den für Schallplatten gibt es ja auch (fast) nicht mehr. Und so wie die Gerätehersteller zu billigen Plasteverarbeitern mutierten wandelt sich letztlich die ganze Landschaft.

Ich überlege mir schon, ob ich nicht einen talentierten Glasbläser einstellen soll. Dann könnte ich einige technisch veraltete NF-Endröhren in Handarbeit fertigen. Es sollte kein Problem sein einen freien Markennamen für wenig Geld zu kaufen. Dann kann man die Teile so 50 Jahre liegenlassen und anschließend zu Irrsinnspreisen verkaufen. Bloß, da hab ich ja nichts mehr davonWink
Wenn 2 simple 72406 für 770,- Euronen den Besitzer wechseln ist das schon pervers, aber beileibe kein Einzelfall. Nur schade, daß es nicht meine Röhren warenSmile
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#16
Zitat:wz1950 postete
Immerhin gehört Hans-Joachim 'PhonoMax' zu den Ersteigerern... wir können also vermutlich davon ausgehen, daß wenigstens einige wichtige Dokumente in gute Hände kommen.
Nicht nur Hans-Joachim ... Smile

Du kannst/Ihr könnt davon ausgehen, dass wir genügend Material gesichert haben um 98 % aller auftauchenden Fragen zur Magnetbandgeschichte beantworten und 96 % mit Dokumenten belegen zu können.

Wir haben gestern abend nach der Erst-Erfassung (für unser neu aufzubauendes Archiv) von 150 Bezugs-, Test- und Pegelbändern, darunter auch einige Urbänder, die von der P(hysikalisch) T(echnischen) B(undesanstalt) Braunschweig gemessen wurden und Grundlage für die weitere Fertigung der BASF Bezugsbänder waren, die Arbeit wegen drohender Erschöpfungszustände einstellen müssen. Wir gehen aber davon aus, bereits ein Viertel des Gesamtbestandes archiviert zu haben.

Viele Grüße
Michael

... auf dem Weg ins Archiv ...
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#17
Ist es nicht gruselig, wenn man den Versteigerungskatalog liest? Nicht nur die Arbeitsplätze in dem Emtec-Werk sind weg, auch alle der Zuzuliefernden werden nicht mehr gebraucht. Man ordert kein Büromaterial, keine Stühle, Schränke...Die Maschinenwartung fällt weg, neue werden nicht mehr gekauft. Was durch diese wirtschaftliche Verzahnung am Ende in den Abgrund gezogen wird, spiegelt die aktuelle Wirtschaftsstatistik wieder Sad
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#18
=> Michael(B)
Das ist doch, inmitten dieser traurigen Angelegenheit, doch ein Lichtblick. Glückwunsch und vor allem Danke für diese Arbeit, die für alle interessierten wichtig ist.

=> Andreas
Was bei EMTEC abgeht, interessiert uns zwar besonders, ist aber nichts besonderes, sondern überall Realität. Egal ob Magnetbänder oder Hosenträger - die Firma war Existenzgrundlage für ganze Dörfer, Städte, Regionen. Je nach Größe. Über Abwicklungen in geballter Form können die Mitglieder aus den neuen Bundesländern berichten.
Michael(F)
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#19
Lieber Andreas,
nebst Mitinteressenten,

ja, es ist durchaus gruselig, nicht jedoch den Katalog durchzusehen, sondern die Situation vor Ort zu erleben, denn der Auktionator hat sich zu Ordnungsdiensten im Gebäude ehemaliger Mitarbeiter der Perutz-AGFA-BASF-EMTEC versichert, mit denen man natürlich ins Gespräch kommt. Nach mehreren Jahren der Desillusionierung durch den letzten, nun insolventen Inhaber sind diese Leute noch heute (!!) so motiviert, dass man nichts tun müsste, um sie wieder in den Produktionprozess einzugliedern; sowas wie Hartz-Kopfschuss oder so ähnlich ist obsolet. Die krempeln noch immer die Ärmel auf, dürfen aber nicht.

Zwei langjährige ehemalige Werksangehörige trafen wir, die bis zur psychischen Auflösung an ihrem Arbeitsort hingen... Ich empfehle daher jedem Klugschei-er aus den neoliberalistischen Kampfgruppen der 'Wirtschaft', in solchen Situationen aufmerksam mit den Firmenmitarbeitern zu sprechen und sich dann die der Allgemeinheit als erfolgversprechende wirtschaftspolitische Lösungsansätze verkauften Reparaturstrategien und -maßnahmen auf ihre Notwendigkeit und ihre Leistungsfähigkeit hin anzusehen. (Wie war das doch gleich mit den 2 Mio Arbeitslosen, die Hartz bis 2005 von der Straße holen wollte? Doch darum geht es ja in der "Reformdiskussion" überhaupt nicht, was wohl langsam jeder gemerkt haben sollte.)

Wenn dann nach der Auktion die Fledderei beginnt, die Gebäude in eigentümlicher Hektik ausgeweidet werden, ein sinnvoller, gewachsener Organismus schlicht zerrissen wird, überkommt den Wissenden, der sich um das Verstehen dessen bemüht, was dort einmal war, durchaus auch Trauer.

In der Auktion blieb übrigens alles liegen, was auch nur entfernt nach Magentbandfertigungsanlage aussah, denn die diversen, riesigen Bandfertigungsblöcke (drei Etagen, 80 m länge) wären als Eigenentwicklung der AGFA andernorts schwerlich wieder ordnungsgemäß und ohne das hiesige, eingearbeitete Personal in der gewohnten Qualität in Betrieb zu setzen; und jene Qualität ist/wäre heute nötiger denn je. Abgesehen davon fehlt ja der ganze wissenschaftlich-qualitätssichernde Apparat dahinter, aus dem wir historisches Material zur Entwicklung der hiesigen Magnetbandnormung bzw. -Szene herausgelöst haben.

Diese Qualitätssicherung war in einer Weise spezialisiert, dass ein Neuling -wie letztlich wir- sicher Jahre benötigte, um wieder den Status zu erreichen, den einmal BASF Magnetics der EMTEC überließ.

Nichtsdestoweniger gab es offensichtlich Interessenten, die den gesamten EMTEC-Komplex mit der Absicht weiterzuarbeiten hätten übernehmen wollen, was aber einmal mehr am 'Njet' der Banken scheiterte, die sich schlicht geweigert haben sollen, eine Anlauffinanzierung zu übernehmen, womit naturgegeben jeder Interessent an einem solchen 'Fabrikorganismus' die Segel zu streichen hat.

Man erkennt daran, welchen Stellenwert die traditionelle, auf handwerklicher Qualifikation und nicht immer abartigeren 'Rechnerzuspielungen' gründende Medientechnik in den 'Kohlebunkern' unseres Wirtschaftswesens genießt, wie sehr der sachfrende Einfluss der Kapitalverwalter gegenüber fachlicher Qualifikation die Oberhand gewonnen hat. Unsere Wirtschaftspolitik nimmt nahezu ausschließlich das angesichts des extrem hohen Technisierungsgrades unserer Volkswirtschaften unzweifelhaft erforderliche- Kapital ins Visier, d.h. die Produktivität unserer Tage wird in der Finanzspekulation gesehen, ja mit ihr begründet!
Der für den Betrieb nicht minder unzweifelhaft erforderliche 'Qualifikationsträger Mensch' gilt in seiner gegenüber der Maschine immensen intellektuellen Flexibilität nichts mehr, obgleich letzlich er -und nicht die Maschine- Güter und Werte erwirtschaftet. ---

Aufgrund des von uns erworbenen Bestandes dürfte wohl unsere Qualifikation im Bereich der Entwicklung professioneller Bänder etwas anwachsen, wobei dies mit erheblichen Lücken etwa 1951 beginnt. Die Firmengeschichte der Perutz-AGFA-BASF-EMTEC durchlief ja in den letzten 40 Jahren schon einige Konvulsionen, durch die dokumentarisches Material umgeschichtet wurde.

Erste Materialsichtungen ("von der Palette herunter") ergaben dabei, dass wir beispielsweise die weitere Entwicklung der Köpfe Bruno Woelkes recht genau verfolgen können, weil uns ein instruktiver Katalog Woelkes in die Hände fiel, aus dem auch hervorgeht, dass Woelke den Spitzkeilkopftyp (Woelke-Ihle-Lösche) offensichtlich bis zur Aufgabe der Kopffertigung baute, weshalb aber auch alle belieferten Bandgeräteproduzenten des Amateurmarktes hinsichtlich der eingesetzten Tonköpfe Enkel des Patentes DE 899564, als Abkömmlinge Ihles und als Geschwister der Geräte-Palette Ihles anzusprechen sind.

Nachdem in diesem Katalog auch die bei Studer, Uher etc. eingesetzten Löschköpfe ohne weitere Relativierung des Sachverhaltes auftauchen, würde dies bedeuten, dass auch Studer ...
Zum schreien; und ich dachte, dass der PhonoRex meiner Kindheit aus irgend so einer Hinterhof-Klitsche stamme... Na ja, irgendwann kommt die Einsicht, sogar bei mir.

Weiter im 'EMTECkst':
'Praktische Beispiele' in Messband- und Schriftstückform liegen auch beispielsweise zum Einstieg in die Stereofonie seitens des deutschen Rundfunks (1962/63) vor. Man muss das aber auch erst durchsehen.

Nur: Diesen Krempel kauft nur jemand, der ideell an der Geschichte dieses Mediums 'Tonband' interessiert ist, und da dürften wir innerhalb der Bietergemeinschaft (in diesem speziellen Bereich allemal) die einzigen gewesen sein....
Andernfalls wäre das 'wissenschaftliche Zeug' wohl in der Makulatur gelandet. Wir haben diesen Bestand nun zumindest von der Seite der praktischen Herstellung der Mess- und Bezugsbänder im Wesentlichen wohl vollständig, so dass man -ohne die Firmenarchive BASF und AGFA befragen müsste- in groben Schritten nachzeichnen kann, was auf der Profiseite (!) gelaufen ist. Amateurbänder des Audiobereiches (abgesehen von Cassetten, dazu haben wir aber auch die entsprechenden Unterlagen) wurden in München nicht gefertigt, so dass bezüglich der Amateurszene Lücken bestehen bleiben. Man wird nach einer Materialsichtung aber genaueres wissen.

'Dinglich' operatives Material ging auch her, was aber eigentlich primär nostalgische Erinnerungen mobilisiert, sieht man von gewissen ('Hardware'-) Bezügen zur Bezugsbandfrage ab (nein, nicht schon wieder; doch ja, immer noch!), worüber aber vielleicht 'kompetenter betroffene' Persönlichkeiten berichten werden.

Hans-Joachim
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#20
.
=> Phonomax Hans- Joachim
Besteht die Möglickeit, dass die Quintessenz aus dem Material in näherer Zukunft auf für die interessierte (Forums)Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird?

War Perutz auch einmal Hersteller von Bandmaterial? Mir ist die Firma nur für Fotomaterial bekannt. Hatten die nicht einen vorwiegend grünen Papagei als Markenzeichen?

Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#21
Hier ein ausgesprochen interessanter Bericht. Er stammt von einem Forummitglied, das anonym bleiben möchte.

Zitat:Ich war bei der Insolvenzversteigerung am 20.10.2004 bei Emtec in München zugegen. Da wurden LKW-10-Tonner-weise Studer Maschinen aller Typen und Varianten abtransportiert, die für sehr wenig Geld den Besitzer wechselten. Emtec muß wirklich ein Studer Groß- bis Größtkunde gewesen sein - das müssen mehrere hundert Maschinen gewesen sein. Interessanterweise stand auch auf vielen großen Fertigungsmaschinen der Name Studer drauf. Meßtechnik vom feinsten (HP, Rohde & Schwarz, Tektronix, Wandel & Goltermann, etc., etc.) wurde da versteigert....und "Büroschränke", die man immer im 2er bis 5er Pack als ganze Position nehmen mußte...samt Inhalt...der im Katalog häufig nicht komplett oder sogar falsch genannt wurde...da waren Bänder drin, Bänder, Bänder, Bänder....Meß- und Prüfgeräte....und wieder viele Abspielgeräte....für einige hundert Euro pro Gebot gingen viele dieser Positionen weg....

Emtec hat einen irren Aufwand in die Entwicklung und Fertigung dieser Bänder gesteckt...Dazu gehörte bei Cassetten und Videocassetten z.B., daß man die eigenen Produkte auf den am Markt erhältlichen Consumergeräten auch wirklich getestet hat....Videorecorder und hochwertige Cassettenspieler von z.B. Nakamichi, Sony, Pioneer, Revox, JVC, und, und, und wurden da 10er-pack-weise unters Volk gebracht....immer als Bestandteil von Meß- und Prüfplätzen, die man komplett erwerben mußte (wenn die Einzelgeräte versteigert worden wären, würde die Auktion wahrscheinlich immer noch laufen, soviel Zeug war das). Nach der Versteigerung, also am Freitag, 22.10.2004, durften dann die ehemaligen Mitarbeiter wieder das Gelände betreten, und viele von ihnen waren an ihrem ehemaligen Arbeitsplatz anzutreffen (viele davon in durchaus melancholischer Stimmung - manche haben da wahrscheinlich ihr halbes bis ganzes Berufsleben verbracht und sich nun von ihrem Arbeitsplatz verabschiedet). Da waren interessante Geschichten zu hören, deren Quintessenz war, daß man recht volle Auftragsbücher hatte und mitten in der laufenden Produktion der "Hauptschalter herumgerissen" wurde (da durfte dann z.B. nicht mal mehr Schreiberpapier für die Klimameßgeräte gekauft werden). Die Server der Haus-EDV, die ebenfalls komplett versteigert wurde, waren z.B. Stunden vor Auktionsbeginn noch komplett in Betrieb....das habe ich selbst gesehen....des weiteren war aus den Gesprächen mit den ehemaligen Mitarbeitern herauszuhören, daß durch die an dem Finanzdeal beteiligten Parteien dem Werk wahrscheinlich der finale Todesstoß verpaßt wurde - da wurden Roß, Reiter und Abläufe genau genannt, die ich allerdings, um mir selbst Ärger zu ersparen, hier nicht wiedergeben werde.

Jedem Detail der Bandentwicklung und -fertigung wurde hier großes Augenmerk geschenkt: Da gab es z.B. Prüf- und Meßplätze für die Wickeleigenschaften, für den Bandabrieb, für die Belastung des beteiligten Aufnahme und Wiedergabegeräts durch das Band, für die Oberflächengüte des Bands, für die Banddehnung, für den Verlust an der oberen Frequenzgrenze und dem Amplitudengang durch Kopfreibung (auch für das Standbild bei Videorecordern z.B.) usw., usw., usw.....ob die Wettbewerber wohl auch so einen Aufwand treiben?

Fazit: Wieder ging ein (in diesem Fall ein allem Anschein nach sogar gut ausgelasteter) Betrieb in Deutschland, dessen Mitarbeiter den Qualitätsanspruch "made in Germany" allem Augenschein nach sehr, sehr ernst genommen haben, den Bach runter....
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#22
.
Tja, so ist das in der Wirtschaft. Wenn ich von meiner Arbeit leben kann, bin ich zufrieden und darf es auch sein. Habe ich Teilhaber oder gar Aktionäre, wollen die Rendite sehen. Denen ist egal, ob die Arbeit gut ist, ob die Arbeitenden zufrieden mit ihrem Werk sind. Hatten wir letztes Jahr 5% Rendite, brauchen wir dieses Jahr 7%, nächstes 10%. Wenn es nicht geschafft wird, zieht man das Kapital ab, steckt es woanders rein und versucht da die Rendite zu machen. Egal ob dabei Menschen und Existenzen den Bach runter gehen. Hauptsache die Kasse stimmt. Produkte sind Nebensache, Reibach allein zählt.

Als vor vielen Jahren der Borgward- Konzern in Konkurs ging, wurde die Beute von den Banken verteilt. BMW bekam viele der Karoseriepressen. Daimler- Benz baut am alten Borgwardstandort immer noch Autos. Die Familie Quandt hielt sowohl Aktien von BMW als auch der Deutschen Bank. Die Deutsche Bank wiederum war und ist mit Daimler verbandelt. Für die so handelnden war es sicher das beste Geschäft.

Die Autos von Borgward waren beliebt, es gab vom kleinen Lloyd bis zur großen Limousine für jeden das passende Auto, ob sportlich oder kommod, groß oder klein. Sogar die heute so beliebten Vans hatte Borgward schon damals bei Lloyd im Programm. Und die Lkw von Borgward waren ebnso gut angesehen. Das könnte natürlich für die Großkonzerne ein Grund gewesen sein, angelgentlich einer tatsächlich existierenden Krise bei Borgward sich elegant die Konkurenz vom Halse zu schaffen. Würde man aber nie tun, schlißlich hat man Verantwortung u. s. w. Nachdem der Konkurs abgewickelt war, waren nicht nur alle Ansprüche der Gläubiger voll befriedigt, sondern es blieb noch ein fettes Sümmchen für die Familie Borgward über.

Und die Arbeiter? Können ja was anderes machen, wer Arbeit will, findet auch welche.


Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#23
Zitat:Frank postete
.
Tja, so ist das in der Wirtschaft. Wenn ich von meiner Arbeit leben kann, bin ich zufrieden und darf es auch sein. Habe ich Teilhaber oder gar Aktionäre, wollen die Rendite sehen. Denen ist egal, ob die Arbeit gut ist, ob die Arbeitenden zufrieden mit ihrem Werk sind. Hatten wir letztes Jahr 5% Rendite, brauchen wir dieses Jahr 7%, nächstes 10%. Wenn es nicht geschafft wird, zieht man das Kapital ab, steckt es woanders rein und versucht da die Rendite zu machen. Egal ob dabei Menschen und Existenzen den Bach runter gehen. Hauptsache die Kasse stimmt. Produkte sind Nebensache, Reibach allein zählt.

Als vor vielen Jahren der Borgward- Konzern in Konkurs ging, wurde die Beute von den Banken verteilt. BMW bekam viele der Karoseriepressen. Daimler- Benz baut am alten Borgwardstandort immer noch Autos. Die Familie Quandt hielt sowohl Aktien von BMW als auch der Deutschen Bank. Die Deutsche Bank wiederum war und ist mit Daimler verbandelt. Für die so handelnden war es sicher das beste Geschäft.

Die Autos von Borgward waren beliebt, es gab vom kleinen Lloyd bis zur großen Limousine für jeden das passende Auto, ob sportlich oder kommod, groß oder klein. Sogar die heute so beliebten Vans hatte Borgward schon damals bei Lloyd im Programm. Und die Lkw von Borgward waren ebnso gut angesehen. Das könnte natürlich für die Großkonzerne ein Grund gewesen sein, angelgentlich einer tatsächlich existierenden Krise bei Borgward sich elegant die Konkurenz vom Halse zu schaffen. Würde man aber nie tun, schlißlich hat man Verantwortung u. s. w. Nachdem der Konkurs abgewickelt war, waren nicht nur alle Ansprüche der Gläubiger voll befriedigt, sondern es blieb noch ein fettes Sümmchen für die Familie Borgward über.

Und die Arbeiter? Können ja was anderes machen, wer Arbeit will, findet auch welche.


Frank ( darklab )
Siehste und vor 20 Jahren hätten Sie Dich dafür einen Kommunisten genannt.
"Geh' doch rüber..."

Ich kann dazu nur sagen, daß ich als Selbständiger wohl kaum verdächtig bin, übertrieben links zu sein. Ich habe aber langsam das Gefühl, daß der Kapitalismus sich selbst auffrißt. Irgendwann gehen die Leute nämlich auf die Barrikaden. Die Anfänge davon konnte man gut in der vergangenen Woche bei Opel in Bochum besichtigen. Irgendwann wird dieser Clique von Analysten, Bankern, verkommenen Politikern und ihren Erfüllungsgehilfen bei den Gewerkschaften hoffentlich das Handwerk gelegt werden.
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#24
Lieber Frank -und Gemeinde,

wenn bei unseren Durchsichten etwas zum Vorschein kommt, halten wir damit natürlich nicht hinter dem Berg, dafür bürgt schon mein Mitteilungsbedürfnis. Was hätte es sonst für einen Sinn, Geld für etwas zu verbrennen, was heute nur mehr wissenschaftlichen Zwecken dienen kann.

Die von Andreas zitierten Ausführungen treffen uneingeschränkt zu, wobei ich weiß, woher der besagte 10-Tonner kam und wohin er fuhr. Wenn ich mir einer Sache sicher bin, dann der, dass dies für das Material sicher einer der besten, wenn nicht der beste Weg war: Das Material kam dorthin, wohin es gehört. Auch bei uns blieb ein wenig vom Studer-Material hängen, jedoch solches ganz besonderer Individualität. Die betreffenden Leute erzählen sicher einmal davon. ---

Perutz hat meines Wissens nie Bänder gefertigt, AGFA übernahm 1964 nur Perutz (zudem Leonar, Mimosa etc.) und richtete damals im ehemaligen "Perutz-Werk" im Industriegelände zwischen Aidenbachstraße und Kistlerhofstraße (Anselm fühlt sich da sicher sehr zuhause...) die großen Magnetbandfertigungsanlagen ein, die dann zum Jahreswechsel 1990/1991 überraschend selbst für die im mittleren Management tätigen Mitarbeiter an die BASF gingen. So erreichte die Meldung von der Fusion der Magnetbandsparten AGFA und BASF den seinerzeitigen Vertriebsleiter der AGFA K.W.R. auf einer sommerlichen Kundenreise in den USA: Er wurde aus dem Kundenkreis heraus ans Telefon gebeten und kam einigermaßen blass zurück. Warum ist uns klar.
BASF zog sich dann ja ab 1996 aus dem Magnetbandgeschäft zurück, was schrittweise zur Etablierung der EMTEC als dem deutschen Magnetbandhersteller schlechthin führen sollte (Produktionsstätten Willstädt bei Kehl, München, Obenheim/Bas Rhin, selbst Pyral gehörte einmal zum Konzern), was zunächst ja wohl auch seinen Weg nahm.
Der Rest aber ist bekannt und Geschichte, wobei das sicher nicht an den Mitarbeitern, sondern den Schachzügen des Managements lag, denn sowohl Absatz als auch die Auftragslage sahen nicht eben katastrophal aus.

Unabhängig davon, welche Zukunft der analogen Magnetbandtechnik noch beschieden gewesen wäre, der Verlust an fachlichem Wissen, das einmal den legendären Ruf jenes im Mail an Andreas schon beschworenen "Made in Germany" begründete, diffundiert bei Unternehmensauflösungen dieser Art so vollständig ins Nichts, dass es sich nicht wiederbeleben lässt. Eigentlich ein schlichter Wahnsinn. Aber offenbar können wir uns das ja leisten.

Hans-Joachim
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#25
Zitat:PhonoMax postete
Lieber Frank -und Gemeinde,

wenn bei unseren Durchsichten etwas zum Vorschein kommt, halten wir damit natürlich nicht hinter dem Berg, dafür bürgt schon mein Mitteilungsbedürfnis. Was hätte es sonst für einen Sinn, Geld für etwas zu verbrennen, was heute nur mehr wissenschaftlichen Zwecken dienen kann.

Die von Andreas zitierten Ausführungen treffen uneingeschränkt zu, wobei ich weiß, woher der besagte 10-Tonner kam und wohin er fuhr. Wenn ich mir einer Sache sicher bin, dann der, dass dies für das Material sicher einer der besten, wenn nicht der beste Weg war: Das Material kam dorthin, wohin es gehört. Auch bei uns blieb ein wenig vom Studer-Material hängen, jedoch solches ganz besonderer Individualität. Die betreffenden Leute erzählen sicher einmal davon. ---

Perutz hat meines Wissens nie Bänder gefertigt, AGFA übernahm 1964 nur Perutz (zudem Leonar, Mimosa etc.) und richtete damals im ehemaligen "Perutz-Werk" im Industriegelände zwischen Aidenbachstraße und Kistlerhofstraße (Anselm fühlt sich da sicher sehr zuhause...) die großen Magnetbandfertigungsanlagen ein, die dann zum Jahreswechsel 1990/1991 überraschend selbst für die im mittleren Management tätigen Mitarbeiter an die BASF gingen. So erreichte die Meldung von der Fusion der Magnetbandsparten AGFA und BASF den seinerzeitigen Vertriebsleiter der AGFA K.W.R. auf einer sommerlichen Kundenreise in den USA: Er wurde aus dem Kundenkreis heraus ans Telefon gebeten und kam einigermaßen blass zurück. Warum ist uns klar.
BASF zog sich dann ja ab 1996 aus dem Magnetbandgeschäft zurück, was schrittweise zur Etablierung der EMTEC als dem deutschen Magnetbandhersteller schlechthin führen sollte (Produktionsstätten Willstädt bei Kehl, München, Obenheim/Bas Rhin, selbst Pyral gehörte einmal zum Konzern), was zunächst ja wohl auch seinen Weg nahm.
Der Rest aber ist bekannt und Geschichte, wobei das sicher nicht an den Mitarbeitern, sondern den Schachzügen des Managements lag, denn sowohl Absatz als auch die Auftragslage sahen nicht eben katastrophal aus.

Unabhängig davon, welche Zukunft der analogen Magnetbandtechnik noch beschieden gewesen wäre, der Verlust an fachlichem Wissen, das einmal den legendären Ruf jenes im Mail an Andreas schon beschworenen "Made in Germany" begründete, diffundiert bei Unternehmensauflösungen dieser Art so vollständig ins Nichts, dass es sich nicht wiederbeleben lässt. Eigentlich ein schlichter Wahnsinn. Aber offenbar können wir uns das ja leisten.

Hans-Joachim
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#26
Es überkommt mich eine Trauer, Wut und auch Angst, wenn ich das alles lese. Ich bin bestimmt kein Wirtschaftsexperte, aber die Lage unserer Wirtschaft in Deutschland ist doch offensichtlich ein Desaster. Und es ist keine Besserung in Aussicht. Es kann doch einfach nicht sein, daß bedeutende strukturell gesunde Firmen zu Tode saniert werden oder daß durch neue "innovative" Ideen wie 'Outsourcing' und dann gegensätzlich wieder 'Fusion' die noch letzten gesunden Großkonzerne zerrissen werden, bzw. durch schon heruntergewirtschaftete kranke Firmen infiziert werden.

Kann man denn als einfacher Arbeitnehmer gar nichts tun als nur zusehen?

Es darf doch nicht sein, daß hochqualifizierte Ingenieure und Techniker, deren langjährige Erfahrung und deren Wissen unbezahlbar ist, wie dumme Kinder behandelt werden! Wem durfte AGFA, BASF, Gundig, Saba, Telefunken, Henschel, Hanomag, usw. ihre großen Erfolge denn überhaupt verdanken? Etwa dem Marketing und Management? Nein! Die Qualität der Produkte war einzigartig. Diesen hohen Wert und Stand der Produkte war nur dem Entwicklungsgeist der Ingenieure und dem Fleiß der Techniker zu Verdanken. Qualität verkauft sich von selber, auch wenn das den heutigen Ansichten der Wirtschaftsexperten sicherlich wiedersprechen mag. Aber die Vergangenheit zeigt uns das Gegenteil, man denke nur an Willi Studer.
Und ich bin mir sicher, auch aus eigener Erfahrung, daß die Ingenieure der heutigen Zeit mindestens genau so engagiert sind und ebenso voller Ideen und Tatendrang sind wie vor 40 Jahren. Das schlimme ist nur, daß sie heute nicht mehr die Freiräume besitzen. Es wird im Vorfeld schon präzise genau durch wahnwitzige Management-Vorgaben von Kosten, Zeit, Aufwand und natürlich nochmals Kosten die Grundidee und die Kreativität der Ingenieure im Keim erstickt.
In einem langen Bewerbungsgespräch mit einer Marketingleiterin einer nicht unbekannten deutschen Firma habe ich damals als Antwort auf meine Ansicht zur Qualität folgendes gehört: "Wenn Sie mit solch einer Einstellung bei uns Geräte entwickeln möchten, dann werden Sie sehen, daß Sie schon nächstes Jahr arbeitlos sein werden, weil keiner mehr unsere Produkte kaufen wird." Sie war tatsächlich fest davon überzeugt, daß Geräte der Unterhaltungselektronik nur eine maximale Lebesdauer von 2-3 Jahren haben dürfen und natürlich auch nur so konzipiert sein dürfen. Ich arbeite heute natürlich nicht bei dieser Firma.
Es gab Zeiten, da wurden Enscheidungen von Führungskräften zum Wohl der Firma getroffen - Heute werden auf Kosten der Firma Entscheidungen zum Wohl der Führungskräfte getroffen....

(Dazu noch ein in unserer Kantine aufgeschnapptes Zitat: "...was kümmert mich das, wie es der Firma in 5 Jahren geht. Da habe ich längst meine Abfindung. Die reicht mir dicke...")
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#27
Wie gesund war die EMTEC nun eigentlich?
Meine Frage mag dumm klingen aber, wenn die Auftragsbücher voll waren, wo war dann das Problem? Ich dachte die verkauften nix mehr und deshalb wurde dicht gemacht.

MfG Matthias
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#28
Die Auftragslage bei der Produktion von Videobändern war so, dass die Begußmaschinen, insgesamt 4 Stück, kurz vor dem Ende im 24 Stunden Betrieb liefen. Mit einer Geschwindigkeit von 1000 m/min und bei mehr als 600 mm Breite der Bahn waren das etliche Kilometer pro Tag. Die alle verkafut wurden ... es gibt keine Restbestände.

Gruß
Michael
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#29
Ob aber mit Gewinnen gearbeitet wurde, das steht da nicht. Meines Wissens waren alle Betriebe der Emtec eigenständig und die Lichter gingen nach und nach bei allen 'Filialen' aus. Es hieß, der Mutterkonzern hätte die Töchter mit in den Abgrund gerissen.

Tatsächlich hatte Emtec Schulden bei den Zulieferern, weswegen des öfteren die Materiallieferungen ausblieben.

Vor 50 Jahren hast du dich auf die Straße gestellt und Hosenknöpfe angeboten für wenige Pfennige. Daraus konnte z.B. ein Herr Schickedanz die Quelle aufbauen. Heute ist es besser, sich arbeitslos zu melden, denn die Lebenshaltungskosten sind immens, selbst wenn man täglich 500 Knöpfe verkauft und dabei 500 Cents Gewinn macht. Genauso muß es wohl auch in größeren Betrieben zugehen: es geht nicht mehr um kleine Gewinne. Auch nicht um kleine Verluste. In Amerika kann ein Unternehmen gerne mal voll in die roten Zahlen fahren, auch jahrelang, das macht gar nichts. In Deutschland dreht dir die Bank sofort den Hahn zu. Besonders dann, wenn sie der Meinung ist, daß das Unternehmen vielleicht schwarze Zahlen schreiben könnte, es jedoch am Abgrund herumtänzelt.

Warum gab es keine Belegschaftsinitiative?
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#30
Volle Auftragsbücher, qualifiziertes Personal, welches hochmotiviert arbeitet und Produkte am obersten Qualtiätslevel, dies alles mag für die Belegschaft ein Indiz für die eigene, erfolgreiche Arbeit sein, heisst aber noch lange nicht, daß Gewinn erwirtschaftet wird.

Um Gewinn zu erwirtschaften, müssen die erzielten Preise die Kosten decken. Mindestens.

Können sie das in einer Gesellschaft wie der unseren tun?

Um am Beispiel Magnetband zu bleiben:
Wenn die Rundfunkgebühren um 80 Cent im Monat erhöht werden sollen, beklagt jeder die Abzocke. Gewisse Rundfunkanstalten haben schon vor Jahren Versuche mit Bändern der Firma "Zonal" gemacht. Nicht unbedingt wegen deren technischer Qualität, sondern wohl wegen der günstigeren Preise. Man hat ja Verantwortung gegenüber dem Gebührenzahler. Im Falle Zonal hat das nicht funktioniert, aber wieso konnte sich in anderen Bereichen ein AMPEX 456 durchsetzen? Wegen der technischen Überlegenheit? Dann ist es ja gut, daß sich der bessere durchgesetzt hat. Oder weil das Band billiger war und mancher Studiobesitzer aufs Geld gucken musste? War vielleicht das schlechtere Band gut genug und für den vorhandenen Zweck die bessere Wahl, da wirtschaftlicher? Fakt ist: Emtec hätte höhere Preise und damit den notwendigen Gewinn nicht am Markt durchsetzen können.

Die Alternative: Kosten senken!
Nun kann man darüber streiten, ob die hohen Kosten aus der Fertigung kommen, also personalbedingt sind, oder ob dieser Bereich Gewinn abwerfen würde, wenn das Management diesen nicht verschwenden würde.

a) Wenn man das Gehalt von Schrempp, Piech & Complicen deckeln und zur Preisredzuzierung der Autos nutzen würde, so könnte sich der Käufer vom gesparten Geld nicht einmal ein Hefe-Weizen genehmigen. Die Manager-Gehälter mögen unmoralisch hoch sein, aber das Durchsetzen der Moral hätte auf den geschäftlichen Erfolg keinen Einfluss. Daß man damit keines der aktuellen Probleme löst, muss man - leider - erkennen.

b) Es wird durch spekulative Unternehmungen immer wieder Geld verschwendet, ohne Zweifel. Wenn man bedenkt wieviel Kapital vernichtet wurde, als ein Edzard Reuter aus einer Autofirma einen Gemischtwarenladen machte und sein Nachfolger das alles wieder kippte, um das Sortiment zu verändern, so kommt man zum Schluß: Diese Firma würde auch dann Verluste machen, wenn die Arbeiter Geld mitbringen würden.

aber:
Es gibt noch den Mittelstand, bodenständig geführt, mit "normalen" Managementgehältern, die Besitzer meistens noch mit an Bord, persönlich haftend, frei von kostspieligen unternehmerischen Eskapaden. Nicht frei von Fehlentscheidungen, gewiss, aber die kriegt der Besitzer schmerzlichst als erster zu spüren.

Klagen diese Leute über zu hohe Kosten der Arbeit, hat das ein ganz anderes Gewicht. Diese Klagen sind doch zum Teil berechtigt:

Wenn z.B. in Deutschland hochwertige Schuhe produziert werden, so kosten diese z. B. 100.-- Euro. Kaufe ich ein solches Paar, was ich in der Regel tue, so werde ich als Spinner deklariert. Wenn ich nun erzähle, daß ich so einen Schuh mehrere Jahre trage, ihn, weil ich ihn so lange tragen will, auch pflege, ihn immer wieder zum Schumacher bringe und besohlen lasse, so werde ich vollends ausgelacht: Die Reparatur kostet mehr, als ein neuer Treter bei einem Discounter.

Anderes Beispiel: Jeder hätte gerne frische, duftende Brötchen. Sofern diese von einem Bäcker kommen und nicht aus der Fabrik haben sie ihren Preis. Deswegen sind auch diese ganzen Selbstbedienungs-Discount-Backwaren-Filialen so ein Erfolg, wo man zwar keine Brötchen bekommt sondern angewärmte und wieder abgekühlte Teiglinge, aber es ist ja so billig, und deswegen darf es auch schlecht schmecken. Kleine Läden sterben nicht wegen Überlastung durch anstürmende Kunden, sondern weil man sie nur noch frequentiert, wenn man am Sonntag merkt, daß man keinen Zucker mehr hat. Bei Aldi kann man nicht klingeln, Tante Emma muss aufmachen, wenn man das tut.

Lebensstandard ist das, was man sich vom Verdienst leisten kann. Je billiger man einkauft, desto mehr kann man sich leisten. Jeder will sich mehr leisten.

Also: Bei Salamander für ein gutes Gehalt und ordentliche Arbeitsbedingungen auf die Straße gehen, die Schuhe aber bei Schuh-Billig kaufen. Diese werden in osteuropäischen Ländern unter Bedingungen hergestellt, die man hierzulande als menschenunwürdig bezeichnen würde. Gleiches Thema bei den etwas preiswerteren Komponenten der Unterhaltungselekronik. Ein elektronisches Kinderspielzeug, die Kinderzimmer sind voll davon, wird in der chinesischen Sonderwirtschaftszone von Kindern zusammengebastelt. Und wenn die Hütte abbrennt, weil es keine Brandschutzmaßnahmen gibt und die Hallen verschlossen bleiben, so ist es ja wegen der paar hundert Leute nicht schlimm, es gibt ja genug davon. Hauptsache billig, der europäische Markt frisst das alles. Der Markt sind wir!

Was bei uns schief läuft: Ein Handwerker, der einen normalen Beruf mit normalen Bezügen ausübt, will und kann es sich oft nicht leisten, einen anderen Handwerker zu beschäftigen. Er macht es selber oder er lässt schwarz arbeiten. Tut er das nicht, drückt er wenigstens den Preis. Angesichts der anstehenden Preise und leider auch der gelieferten Qualität eine in vielen Fällen nachvollziehbare Entscheidung.

So ist es doch unser aller Wunsch, durch billigen Einkauf unseren Lebensstandard zu erhöhen. Wäre "Made in Germany" nicht nur angehimmelt sondern auch gekauft worden, wäre die Lage anders. Das die deutsche Industrie durch Überheblichkeit gegenüber der fernöstlichen Konkurrenz zum Desaster beigetragen hat, machte die Sache noch schlimmer.

Ach noch was:
Wenn man in Nicht-Krisen-Zeiten versucht, als Kleinunternehmer qualifiziertes Personal einzustellen, zu Bedingungen wie sie tariflich üblich sind, aber eben nicht so übertariflich wie bei den Großfirmen, so erlebt man folgendes:

- amüsierter Gesichtsausdruck, weil man nur 8 Leute klein ist
- gerümpfte Nase, weil es nur einen Vespercontainer gibt, keine Kantine
- panischer Gesichtsausdruck beim Erwähnen evtl. Überstunden
- ehrliches Staunen, wenn man zeigt was man so macht und was dazu für Anforderungen erfüllt werden müssen
- mitleidiges Lächeln, wenn man auf das Gehalt zu sprechen kommt. Ist ja klar, später wird sein Arbeitslosengeld höher sein als ein Gehalt bei mir.

Und so geht dann der hochqualifizierte Werkzeugmechaniker, Fachrichtung Stanztechnik zum Daimler ans Band. Dort braucht er von seinem Fachwissen nix hervorkramen, stöpselt Kabel in irgendwelche Buchsen und kann sich während der Arbeitszeit von seinem Kollegen, dem gelernten Friseur, in der Umkleide die Haare schneiden lassen. Der Meister billigt das, er kriegt dafür umsonst geschnitten. Daß er jeden Tag 2 Stunden Auto fahren muss und aus der 35-Stunden-Woche faktisch eine 45-Stunden-Woche wird, lässt man dabei großzügig unter den Tisch fallen.

Daß es mir, in manchen Fällen, sehr schwer fällt, das gerüttelte Maß an Verständnis für die Probleme dieser Leute aufzubringen, das man von mir erwartet, möge man mir nachsehen. Ich wollte hier keinesfalls alles über einen Kamm scheren, lediglich die andere Seite der Medaille etwas beleuchten.
Michael(F)
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#31
Zitat:Michael Franz postete
Ach noch was:
Wenn man in Nicht-Krisen-Zeiten versucht, als Kleinunternehmer qualifiziertes Personal einzustellen, zu Bedingungen wie sie tariflich üblich sind, aber eben nicht so übertariflich wie bei den Großfirmen, so erlebt man folgendes:
Nicht-Krisen-Zeiten? Das muss schon einige Jahre her sein.
Mich wollte schon immer keiner. Smile

Zitat:- amüsierter Gesichtsausdruck, weil man nur 8 Leute klein ist
- gerümpfte Nase, weil es nur einen Vespercontainer gibt, keine Kantine.
Eine Kantine kann man bei der Betriebsgrösse ja nicht erwarten.
Zitat:- panischer Gesichtsausdruck beim Erwähnen evtl. Überstunden
Vieleicht kommt das daher, das der angehende Arbeitnehmer sich denkt das die Fertigungsplanung schon so gemacht wurde das die Arbeit nur sehr knapp in der Zeit zu schaffen ist die im Arbeitsvertrag steht. Die Überstunden kann er auch nur theoretisch abbummeln, da die Zeiten extrem knapp bemessen sind.
Wenn länger nix zu tun ist wird er ja eh rausgeschmissen.
Zitat:- ehrliches Staunen, wenn man zeigt was man so macht und was dazu für Anforderungen erfüllt werden müssen
Meinst du damit jetzt das der Bewerber keine Ahnung hat oder zu faul ist?
Sicher gibt es beides. Das ist aber bestimmt nicht bei allen so.

Zitat:- mitleidiges Lächeln, wenn man auf das Gehalt zu sprechen kommt. Ist ja klar, später wird sein Arbeitslosengeld höher sein als ein Gehalt bei mir.
Wie bitte? Das Arbeitslosengeld beträgt doch etwa 60% des Bruttolohns, berechnet nach den letzten 6 (oder 3?) Monatslöhnen. Wie wenig bezalst du denn, wenn der Kerl vorher auch nach Facharbeitertarif bezalhlt wurde und dann mehr Arbeitslosengeld als Lohn bekommt?
Ausserdem bekommst du ALG maximal ein Jahr. Dann musst du beim AA alles angeben was du hast und wenn du nicht gerade unter der Brücke pennst bekommst du erstmal ein paar Monate garnix, bis dein erspartes aufgebraucht ist. Und das war vor Harz 4.

Zitat:Und so geht dann der hochqualifizierte Werkzeugmechaniker, Fachrichtung Stanztechnik zum Daimler ans Band. Dort braucht er von seinem Fachwissen nix hervorkramen, stöpselt Kabel in irgendwelche Buchsen und kann sich während der Arbeitszeit von seinem Kollegen, dem gelernten Friseur, in der Umkleide die Haare schneiden lassen. Der Meister billigt das, er kriegt dafür umsonst geschnitten. Daß er jeden Tag 2 Stunden Auto fahren muss und aus der 35-Stunden-Woche faktisch eine 45-Stunden-Woche wird, lässt man dabei großzügig unter den Tisch fallen.
Das die guten Leute zu diesen Firmen gehen (Hier ist das VW) bemengeln in der Tat mehrere.
Aber andererseits: Wozu noch einen technischen Beruf erlernen? Heute sind die wichtigsten Fähigkeiten in den Allerwertesten kriechen, sich den selben für nichts, nichtmal Respekt, aufreissen und nach oben bücken, nach unten treten. Darauf wird Wert gelegt. Leute die + und - nicht unterscheiden können, können sich mehr erlauben als diejenigen die einen Facharbeiterbrief haben, weil sie die genannten Fähigkeiten haben, sonst keine! Ich erlebe das regelmässig.

Und, hätte der Bewerber denn bei dir, im grossen und ganzen, die normale 40h Woche gehabt? Oder wird nicht eher eine 45-50h Woche ohne Ausgleich erwartet?

Im Radio reden sie von Fachkräftemangel. Wo um Himmelswillen werden denn die Fachkräfte bitte gesucht? Das einzige was gesucht wird sind Praktikanten und Ungelernte weil die so billig und ersetzbar sind. Und die sind es ja auch die einiges an Arbeit machen.
Ich musste mir bei Bewerbungsgesprächen schon Sprüche anhören die ich hier nicht zitieren möchte, da sie wohl schon strafbar sind.

Als ich das erste mal die anarchistischen Lieder von Ton Steine Scherben hörte, dachte ich, die sind doch krank. Mittlerweile arbeite ich seit etwa 4 Jahren bei Firmen mit dem guten "amerikanischen Führungsstil" oder "High Tech" Firmen und habe mich zuvor bei etlichen beworben. Und je länger ich dort arbeite, desto mehr denke ich: Ton Steine Scherben hatten Recht.

Zitat:Daß es mir, in manchen Fällen, sehr schwer fällt, das gerüttelte Maß an Verständnis für die Probleme dieser Leute aufzubringen, das man von mir erwartet, möge man mir nachsehen.
Hier dito. MfG Matthias
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#32
=> Matze

wir können die Diskussion gerne fortsetzen, per Mail oder in einem andern thread im "Gott & die Welt"-Board.

Heute abend habe ich keine Zeit mehr und die Antwort ist recht aufwendig. Deswegen nur kurz:

Ich habe Leute, die machen 3 Überstunden im Monat und solche, die machen 10 in der Woche. Ich richte mich nach den Möglichkeiten und auch Bedürfnissen der Mitarbeiter. Es geht um die Bewältigung von unvorhergesehenen Engpässen. Das kommt bei uns vor, weil wir alles zum erstenmal machen und alles nur einmal - Sonderfertigung eben. Ich habe auch jemanden, den würde ich gerne länger beschäftigen, aber die Dame will bloss 30 Stunden die Woche - also bekommt sie es so.

"Ohne Ausgleich" geht bei mir gar nichts. Wir haben eine Stempeluhr. Da wird morgens angestempelt und abends abgestempelt. Gezahlt wird das, was gearbeitet wurde. Arbeitsbeginn teilw. flexibel. Bei Fehlstempelungen oder vergessenen Stempelungen gilt die Aussage des Mitarbeiters. Und wenn der sich NACH dem Anstempeln zuerst im Büro einen Kaffee holt, und der Plausch mit meiner Buchhalterin nicht gerade 30 Minuten dauert, so sage ich hier auch nichts.

Es ist Usus, daß ein Mitarbeiter, der um 16.30 Feierabend hätte und der um 18.30 einen Zahnarzttermin hat, einfach Überstunden macht, um die Zeit zu nutzen. Das darf er auch dann, wenn eigentlich keine Ü-Stunden notwendig wären. Arbeit findet sich immer. Ich habe auch schon Leute Überstunden kloppen lassen, weil sie Geld gebraucht haben. Er kann sie sich auszahlen lassen oder abfeiern, wobei mir ersteres lieber ist. Ich akzeptiere bei meinem Überstundenwünschen durchaus auch ein "Nein", besonders dann, wenn ich erst 3 oder 4 Tage vorher dahergekleckert komme. Und wenn ich am Freitag jemanden für den Samtstag bestelle und der kommt, dann darf der auch mal am Montag sagen daß er am Dienstag Urlaub will.

Was ich nicht mache: Ich zahle nicht die üblichen gestaffelten Überstunden-Zuschläge sondern nur pauschal 25% auf den normalen Lohn, es sei denn, es wird Samstag Nachmittag oder Sonntag. Das gibt dann extra. Letzteres war in 15 Jahren vielleicht 2 - 3 x der Fall, und auch nur, weil der Mitarbeiter es angeboten hat.

Mein Lohnniveau bewegt sich im üblichen Bereich für Kleinbetriebe, durchaus im Tarif. Bei Großfirmen bekommst Du mit Zulagen mehr - wenn sie nicht gerade Personal abbauen. Meine Aussage wegen des Arbeitslosengeldes war sicher überspitzt - sorry. Damit wollte ich niemandem auf die Zehen treten. Das ALG ist bzw. war damals aber auf keinen Fall gravierend weniger, wenn dieser jemand einen gut dotierten Job in einer Großfirma hatte.

Soll genügen, war eh zu lang, bis dann
Michael(F)
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#33
@Michael Franz
Hallo Komplettnamensvetter, dass was Du da schreibst kann ich im Großen und Ganzen unterschreiben. Gestern habe ich mal in einen s.g. ! Euro-Laden gesehen. Da fiel mir eine digitale Armbanduhr für 2,50 Euro auf. Da fragte ich mich, was so eine Uhr für einen Sinn macht. Wenn in einem Jahr die Batterie alle ist, kauft doch keiner mehr eine Neue, für 6 Euro. Also landet die Uhr auf dem Müll. Auch, wenn die Herstellung dieser Uhr so wenig kostet, dass sie sich hier noch mit Gewinn verkaufen lässt, so frage ich mich, ob das die Zukunft ist, ex und hopp? Besitzen wir kein länger existierendes Eigentum mehr? Das passt zu dem Ziel, das wir die zu hörende Musik nicht mehr besitzen, sondern wir müssen sowas mieten. Jede Benutzung kostet Geld. Das Medium ist mit einer Abspielmöglichkeit gekoppelt. Ist die Benutzungsdauer abgelaufen, wird das Gerät entsorgt. Das könnte man auch auf andere Gebrauchsgegenstände übertragen. Ist das nicht mal der Plan im Kommunismus gewesen, dass es kein Privateigentum geben sollte? Alles soll gemietet werden? Parallelen sehe ich da schon, nur dass die Nutzungsdauer konstruktionsbedingt begrenzt ist. Wenn man nun sagt, dass diese Wegwerfwaren nur durch die Niedriglohn-Herstellung entstehen, kontere ich, man kann ja einfach durch Vollautomatisierung weiter billig produzieren. Für die Hersteller ist das natürlich besser, weil der Wiederkauf garantierter ist. Durch s.g. technischen Fortschritt, kann man auch die 'Lebensdauer' einschränken. Wenn ich mir überlege, wieviele DVD-Player-Generationen hat ALDI schon verkauft? Immer wieder mit homäopathisch dosierten Verbesserungen. Ich habe den Eindruck, dass ALDI mit jedem neueren DVD-Player aus Fernost die Nutzungsdauer auch mitbestimmt. Ich kenne Leute, da stapeln sich die DVD-Player im Wohnzimmer. Der kann das, dafür das nicht. Das kann der aber wieder, dafür kann er das nicht. Aber eigentlich will man nur Filme sehen.
Mittlerweile habe ich eine Verweigerungshaltung eingenommen. Ich bleibe bei meinen vorhanden Geräten. Benötige ich zusätzlich etwas, wie letztens für mein neues Büro, dann kaufe ich bei eBay Klassiker, wie z.B. ein Braun Regie 510. Für das Geld hätte ich auch bei Tchibo eine Komplettanlage mit CD-Player bekommen. Mit Grausklang und wohl zweijähriger Lebensdauer.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#34
-> Michael Franz

Nullserie ist wohl eine schlecht planbare Sache, kann ich nicht beurteilen, aber wenn du es selbst dabei geschaft hast das in 15 Jahren nur 3 mal am WE gearbeitet wurde musst du Ahnung von der Problematik haben.
Bei dem ALG schrieb ich ja das ich davon ausging das der Bewerber einen Facharbeiter Posten hatte. Wenn er vorher ein hohes Tier bei einem grossen Unternehmen war kann diene Schätzung aber schon hinkommen.

Im allgemeinen möchte ich sagen, das ich dir nicht zu nahe treten wollte, falls ich mich zu deftig ausgedrückt habe. Letztendlich geht es mich ja nichts an wie du deinen Betrieb führst.
Nur kann ich bei solchen Themen, auf grund meiner eigenen Erfahrungen und daraus bedingten Sichtweise, nicht Still sein.

MfG Matthias
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#35
Die Problematik interessiert mich selber, ich sehe sie logischerweise mehr von der Arbeitgeberwarte aus, umsomehr liegt mir viel am Austausch mit der "Gegeseite" die ich nicht als "Gegenseite" sehe, denn schließlich bin ich darauf angewiesen, daß meine qualifizierten Leute mitziehen.

Der Fachkräftemangel existiert nicht nur im Radio sondern real. Ich habe schon einmal in einem Jahr DM 10.000 .-- für Anzeigen und Suche ausgegeben - auf manche Anzeige kam nicht mal eine Bewerbung! Daß es an den Anzeigen selber gelegen hat, kann ich ziemlich sicher ausschließen.

Das mit den "3 x der Fall" bezieht sich auf die Sonntage. Am Samstag wird bei uns schon ab und zu gearbeitet, aber da ist in der Regel bis zum Mittag Schluß, und daß kommt z. Zt. auch höchstens 5-6 x im Jahr vor, mal von meinem Meister abgesehen, der kommt fast immer. Mit Ausgleich, natürlich!
Michael(F)
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#36
Ich dachte schon ich hätte dich mit meinen Äusserungen vergrault.
Vieleicht sollten wir mit diesem Thema, wie du sagtest, umziehen. Mir würde die PL zusagen, damit nicht die mitlesen die es nix angeht.

Bzgl. der Überstunden existiert natürlich auch bei der 4ma wo ich maloche eine Ausgleichs- Regelung. Aber das Problem ist eher der Unterschied zwischen Theorie und Praxis.

MfG Matthias
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#37
Zitat:Michael Franz postete
Die Problematik interessiert mich selber, ich sehe sie logischerweise mehr von der Arbeitgeberwarte aus, umsomehr liegt mir viel am Austausch mit der "Gegeseite" die ich nicht als "Gegenseite" sehe, denn schließlich bin ich darauf angewiesen, daß meine qualifizierten Leute mitziehen.
Da bist du in einer Position, die meist bei kleinen Betrieben gelebt wird. Ein Arbeistsverhältnis ist auch eine Art Geschaäft, und ich bin der festen Überzeugung, dass ein Geschäft, egal welcher Art, erst dann gut ist, wenn beide Seiten zufriden sind und lächelnd nach Hause gehen. Das bedfngt bei der Abwicklung allerdings eine Ehrlichkeit, die heute in den Zeiten der Profitorientierung seltener wird.

Vielleicht werden gute Geschäfte zur beiderseitigen Zufriedenheit deshalb immer seltener.

Frank ( darklab )
der sich auch sehr vom eigentlichen Zweck des Forums entfernt.....
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#38
Hier sind nun ein paar Fotos aus dem EMTEC Werk in München von letzter Woche. Wie man unschwer sieht, und was uns auch bestätigt wurde, wurde über Nacht der Stecker gezogen und die Leute nach Hause geschickt. Elend ...

Eingang
[Bild: RIMG0008.JPG]

Werksgelände I
[Bild: RIMG0010.JPG]

Werksgelände II
[Bild: RIMG0011.JPG]

Versuchs-Kalander I
[Bild: RIMG0005.JPG]

Versuchs-Kalander II
[Bild: RIMG0006.JPG]

Produktions-Kalander I
[Bild: RIMG0024.JPG]

Produktions-Kalander II
[Bild: RIMG0026.JPG]

Schneidemaschinen für 3,81 mm Band (MC)
[Bild: RIMG0015.JPG]

[Bild: RIMG0016.JPG]

[Bild: RIMG0017.JPG]

[Bild: RIMG0018.JPG]

[Bild: RIMG0019.JPG]

[Bild: RIMG0020.JPG]

[Bild: RIMG0021.JPG]

[Bild: RIMG0022.JPG]

[Bild: RIMG0023.JPG]

Folie
[Bild: RIMG0004.JPG]

Das Ende
[Bild: RIMG0012.JPG]
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