Grundig-Erfindungen
#1
Der Bandzugkomperator oder die Omegaumschlingung bei UHER, das ganze Tonbandgerät bei Telefunken...immer wieder hört man von diesen Highlights. Einer der Big-Player im Geschäft war Grundig. Ich stelle die Frage mal ganz wertfrei: was hat Grundig eigentlich (tonbandgerätespezifisches) erfunden?
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#2
@Andreas:

"...ganz wertfrei..." Are you sure ? Big Grin Big Grin Big Grin

Mal vorab: Die Omega-Umschlingung ist keine Uher-Erfindung, das hat sich ja mittlerweile herumgesprochen.

Grundig glänzte nicht durch Erfindungen auf dem Tonbandsektor. Grundigs Verdienst liegt eher auf dem Bereich der Vermarktung. Mit dem TK5 ist es Grundig Mitte der 50er Jahre gelungen, das Tonbandgerät zu Preisen anzubieten, die es zu einem Massenartikel werden ließen. Das wiederum schaffte die Grundlage für weitere Entwicklungen (durch andere), die sich bei zu erwartenden kleinen Stückzahlen nicht gelohnt hätten.

Und dennoch... wie ist es mit der 15-cm-Spule? Bin mir nicht sicher, aber ich meine, Grundig hätte sie als erster auf den Markt gebracht. Ob das positiv zu bewerten ist, sei dahingestellt.

Außerdem die Aussteuerungsautomatik. Auch hier fällt mir kein Hersteller ein, der früher als Grundig damit aufkreuzte. Falls doch, belehrt mich bitte eines besseren.

Gruß, Wolfgang
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#3
Soweit ich weiß, hat Uher ein Patent darauf gehabt und die Vorfahren nannten es ja auch nicht 'Omega'-Umschlingung Wink Ich denke, Uher hat da eine Vielzahl von Problemen lösen müßen, z.B. wurde der Capstan kunststoffbeschichtet. Oder denk' mal an das Einfädeln beim Start - Das hätte zum ersten mal diese Umschlingung salonfähig machen können...
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#4
Uher hat ein bereits erfundenes Prinzip weiterentwickelt, sonst nichts. An der Tatsache ändert auch ein Patent nichts.

Recht haben und Recht bekommen sind zwei verschiedene Dinge...

Frank Farian darf sich ja auch Komponist und damit Urheber von "Rivers Of Babylon" nennen, obwohl er es Note für Note und Wort für Wort geklaut hat. Er hat wohl das Arrangement "weiterentwickelt". Big Grin

Gruß, Wolfgang
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#5
Ob man das nun wirklich Erfindungen nennen kann aber ich denke da mal an diese Kreationen wie das "Stenorette"Diktiersystem mit den eigenartigen Kassetten oder diesen Vorläufer von der Kompaktkassette (sieht zwar fast so aus, ist nur etwas größer)
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#6
Hallo Gerald,

Du meinst sicher die Cassetten nach dem System DC-International. Das waren keine Vorläufer, die kamen etwas später und waren als Konkurrenzprodukt gedacht. Wer die 'erfunden' hat, weiß ich nicht, bei der Markteinführung war Grundig aber nicht allein, u.a. hat auch Telefunken mitgemischt. Trotz guter Voraussetzungen, u.a. etwas höhere Bandgeschwindigkeit, konnte sich das System aber nicht durchsetzen.

Ein paar nagelneue DC-Cassetten in meinem Regal warten noch auf den Grundig C-100 oder ein anderes passendes Gerät...

Gruß, Wolfgang
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#7
So ein C-100 liegt bei mir noch im Keller als "Postleiche" elektrisch scheint er noch in Ordnung aber außen ziemlich geschunden und die Gummiräder sind hart. Dachte, es wäre von Grundig. Ossi kann ja nicht alles wissenSmile Smile
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#8
Patente im Verborgenen gab es sicher viele, da müsste man recherchieren. Die großen, aufffälligen Sachen, im Sinne von "Bahnbrechende Innovationen", kamen nicht von Grundig. Mit an sich guten Erfindungen, wie dem System Video 2000 war man glücklos.

Aber so wie später Bill Gates die Vision vom "PC in jedem Haushalt" hatte, so war wohl auch Grundig ein Visionär, der jeden Haushalt mit seinen Produkten versorgen wollte. Man könnte sagen: Er führte vor, wie man an sich komplexe Geräte massenfertigungstauglich macht und dann entsprechend vermarktet.
Michael(F)
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#9
Kamen nicht auch die ersten Kugelförmigen Lautsprecher von Grundig?

Das mag keine Erfindung sein, aber man muss auch den Mut haben etwas ungewöhnliches zu Vermarkten.
Michael(F)
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#10
Zitat:snzgl postete
Dachte, es wäre von Grundig. Ossi kann ja nicht alles wissenSmile Smile
...Wessi auch nicht! Vielleicht hat Grundig das System ja entwickelt, vielleicht auch Telefunken. Oder mehrere zusammen? Wer weiß es genauer? Und welche weiteren Firmen waren bei der Markteinführung dabei? Mir fällt eben nur Telefunken ein.

Gruß, Wolfgang
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#11
highlander postete
Zitat:Ich stelle die Frage mal ganz wertfrei: was hat Grundig eigentlich (tonbandgerätespezifisches) erfunden?
"Erfindung" ist vielleicht ein bißchen hoch gegriffen, aber hat vor Grundig schon mal eine Firma eine Bandmaschine mit integriertem Radioempfänger hergestellt?
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#12
@timo:

Ja, hat! Die Fa. Max Ihle ab etwa 1953 mit dem PhonoRex. Steht hier bei mir rum und wartet auf Reinigung und Aufarbeitung...

Auf Andreas' Homepage ist detailliert darüber zu lesen.

Gruß, Wolfgang
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#13
Hallo,
ich denke, Grundig kommt zumindest das Verdienst zu, mit der Serie ab TK14 ein echtes "Volksgerät" gebaut zu haben. Absolute Beschränkung auf das Notwendigste, extrem leichte Bedienung, das war doch schon was. Und die Dinger funktionieren immer noch, jedenfalls hab' ich häufig welche in den Fingern gehabt, die ohne jede Pflege/Reparatur überlebt haben.
Und wenn man überlegt, dass es aus der gleichen Serie ein echtes Stereogerät gab, genau so klein und bedienungsfreundlich... Ich bin kein Fan von Grundig; aber wat Recht is, mutt Recht bliebn.
Achso, und Radio/Tonbandkombis gab es (ab den End-50ern) u.a. von der Fa. Stuzzi...
Gruß
F.
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#14
Hat nicht auch die australische Fa. Bryer ein Tonbandgerät mit Radio gebaut? Ich meine, bei Andreas sowas stehen gesehen zu haben.
Michael(F)
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#15
Byer, ja stimmt, steht hier Smile Stuzzi soll übrigens das Zählwerk 'erfunden' und das erste Transistortonbandgerät gebaut haben. Und wer hat die Zählwerk-Uhr erfunden? Wer hat Röhren zur Aussteuerungskontrolle hergenommen? Wer war der erste mit Echo/Hall oder Multiplay? Wer baute das erste Hinterbandkontrolltaugliche Dreikopfgerät? Grundig nannte sich Weltmarktführer, es kann doch beinahe nicht sein, daß eine Firma, die damals im Geld schwamm, keine bahnbrechenden Erfindungen auf dem Tonbandsektor machte...vielleicht ist nur die Erinnerung ausgelöscht und es findet sich noch ein Surfer, der sich auskennt!

Ich helfe mal ein bißerl Wink Grundig war der erste, der den '3-D-Sound' erfand. Dahinter steckt allerdings eher ein Marketinggag: es gab einen dritten Lautsprecher im Koffer mit minimalst Elektronik drumherum.
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#16
In der DDR gab es in den 50er Jahren auch schon Kombinationen zwischen Radio und Tonband die noch durch die Möglichkeit Schallplatten mit 78 UpM wiederzugeben ergänzt wurden. Meist waren es aber große Musiktruhen oder Tischgeräte. Für den Betrieb des Tonbandgerätes war das Radio in jener Zeit ja ohnehin erforderlich.

Stammt von Grundig nicht auch der "Idiotenschalter", dieser große Schaltknauf der TK120, 140 usw. (ZK-Typen von Unitra Polen)
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#17
Zitat:snzgl postete
Stammt von Grundig nicht auch der "Idiotenschalter", dieser große Schaltknauf der TK120, 140 usw. (ZK-Typen von Unitra Polen)
Ähnliche Schalter für die Laufwerksfunktionen gab es bei Grundig auch schon im TK5, aber andere hatten es früher: schon wieder Max Ihle, und zwar zuerst im Ferrophon, Baujahr 1951.

Tja, auch ich als Grundig-Freak muß zugeben: Innovation war nicht deren Stärke...

Gruß, Wolfgang
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#18
Ich stimme snzgl zu, Grundig hat die Einknopf-Bedienung erfunden (zumindest hieß es mal so in einer Werbeanzeige). Ungeklärt blieb bis zum heutigen Tage, ob die übrigen Knöpfe auf den Geräten nur Zierde waren... Big Grin
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#19
Zitat:highlander postete
Ich stimme snzgl zu, Grundig hat die Einknopf-Bedienung erfunden (zumindest hieß es mal so in einer Werbeanzeige).
Die Einknopf-Bedienung wurde konzipiert für Menschen, die mit der logisch durchdachten Tastenbedienung z.B. eines TK46 nicht klarkommen... Big Grin

Zitat:highlander postete
Ungeklärt blieb bis zum heutigen Tage, ob die übrigen Knöpfe auf den Geräten nur Zierde waren... Big Grin
Kennst Du "AIF"? Das heißt "Automatic ignore function" und ist ein zwischen Auge und Gehirn integrierter Filter, der dafür sorgt, daß Bemerkungen unterhalb eines bestimmtem Levels an Sinngehalt gar nicht erst zur Kenntnis genommen werden.

Hat sich bei mir gerade eingeschaltet... Big Grin Big Grin Big Grin

Gruß, Wolfgang
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#20
Hallo Leute,

also,Grundig hat viele Dinge erfunden und weiterentwickelt,die dann von anderen kopiert wurden,weil Grundig allerdings kein Patent darauf hatte:

Als Auswahl,ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

1.Im Großgedruckten großzügige Garantie,im Kleingedruckten haben sich die Grantieleistungen aber nur auf Teile bezogen:Konkret:wenn beim Tonbandgerät ein Pfennigteil kaputt war,dann wurde das "großzügig"ersetzt,die Arbeitszeit hat aber der Kunde bezahlt.Röhren als Verschleißteile waren sowieso von jeglicher Garantie ausgeschlossen.Diese Praxis wurde erst Ende der 60-iger/Anfang der 70-iger auf massiven Druck von Verbraucherschützern und der Zeitschrift "Warentest" geändert.

2.Man hat im Sommer,wo der Verkauf schlecht lief,auf Halde produziert.Dann konnte man Teile der Belegschaft im Spätherbst entlassen und sich damit das Weihnachtsgeld sparen.Im Januar wurde wieder eingestellt.

3.Man hat alle Möglichkeiten,mit billigen Arbeitskräften,d.h."Gastarbeiterinnen" und Heimarbeiterinnen zu produzeren,ausgenützt.Als die dann in den 70-igern auf den Trichter kamen,bzw.die Gewerkschaften sich auch derer annahmen,bekam Grundig prompt Probleme.Die Geschichte von meiner Werksbesichtigung 1969 habe ich an diversen Stellen schon berichtet.

4.Und dann die genialste Erfindung von allen(und die dafür gesorgt hat,daß Max Grundig und all seinen Nachkommen einschließlich Leibarzt,der ja seine Witwe geheiratet hat,auf Generationen hin ausgesorgt haben):
Er hat beim Verkauf seiner Firma an Philips denen Lagerhallen voller unverkäuflicher Fernseher "verkauft"(die waren im Firmenvermögen als Aktiva zu Wunschpreisen gebucht)

Also,ihr alle,die Euch darüber beklagt,daß es in ebay so viele Schlawiener gibt,...
Die können alle noch etwas lernen...

Es wird halt alles schlechter.Nur eins wird besser:die Moral wird schlechter.

Viele Grüße
Frank
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#21
Der Thread 'Warum ich Grundig so sch... finde', kommt noch Big Grin
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#22
Daß ich hier nicht gerade in einem Grundig-Fan-Forum gelandet bin, ist mir ja klar, doch aufgrund des jetzt erreichten Stands der "Diskussion" bin ich zu der Erkenntnis gelangt, daß jede weitere Beteiligung meinerseits an diesem Thread sowie an eventuell zukünftig folgenden ähnlicher Marschrichtung nur sinnlose Vergeudung meiner ohnehin knappen Zeit wäre.

Band ab - Band läuft (auf Grundig TK 47, um 1963 von versklavten, ausgebeuteten Gastarbeiterinnen zusammengebaut, mit Röhren, die auch ohne Garantie seit mindestens 10 Jahren problemlos laufen und seitdem gut 1500 Betriebsstunden auf dem Buckel haben)

Wolfgang
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#23
Na, nun sei mal nicht gleich eingeschnappt, war nur Spaß. Ich hatte versucht, seriös über Grundig-Erfindungen zu reden (wobei ich selbst wohl die meisten beitragen konnte), wohingegen du selbst gleich im zweiten Posting schon die Seriosität in Frage gestellt hast.

Es kann natürlich auch sein, daß ich hier ein Thema anspreche, daß der Grundig-Gemeinde, vertreten durch Wolfgang, so gar nicht behagt - allerdings war das für mich nicht absehbar!

Nach wie vor will ich jedoch nicht glauben, daß von Grundig keine Impulse ausgingen. Ich könnte mir schon vorstellen, daß es Erfindungen - im weitesten Sinne - gab, die für die weitere Tonbandgeräte-Entwicklung wichtig waren, jedoch eher diejenigen, die unter der Motorhaube zu finden sind.
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#24
Mal ab davon: Ist die Zahl der Erfindungen, die ein Hersteller vorzuweisen hat, wirklich so bedeutsam? AEG-Telefunken hat die Bandmaschine erfunden, und sie dürfen angesichts dessen sich meiner Dankbarkeit gewiss sein. Das hat die Firma aber nicht davon abgehalten, spätestens seit Anfang der 70er Jahre dem Stand der Technik hoffnungslos hinterherzuhinken und auch bei der Qualität zu schwächeln. Oder Philips und Sony! Sicher die beiden Firmen, die im Bereich der HiFi-Technik die meisten wichtigen Erfindungen für sich verbuchen können. Was sie letztendlich auf den Markt gebracht haben, war aber (in fast allen Produktbereichen) oft Ramsch billigster Machart - von Service und Ersatzteilversorgung mal ganz zu schweigen.

Innovationen hin oder her... ich lobe mir doch eher stille Hersteller wie Technics, Onkyo oder Yamaha, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, qualitativ hochwertige Geräte zu vernünftigen Preisen anzubieten, auch wenn die grundlegenden Ideen von anderen Firmen kamen.
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#25
Was mir zu Grundig"Erfindungen" noch einfällt, oder ob es überhaupt welche sind? Die schon mal erwähnte Stenorette mit ihrer eigenartigen Konfektionierung der Tonträger. Selbst innerhalb dieser Modellreihe wurden Geräte so modifiziert, das zum Beispiel das Mikrofon eines früheren Modells nicht mehr für ein neues Gerät verwendet werden konnte. Selbst, wenn die Stecker mechanisch noch passen, sind die elektrischen Anschlüsse nicht identisch. Man ist also gezwungen, bei der Anschaffung eines neuen Gerätes auch das Zubehör zu wechseln.
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#26
@timo:
Von 'Anzahl' war nicht die Rede. Es geht rein interessehalber darum, Licht ins Dunkel zu bringen.
'hinterherhinken': Telefunken wird das anders gesehen haben Wink In den 70ern entwickelte man z.B. das sagenhafte HighCom-System, daß sich wohl wegen den hohen Lizenzgebühren nicht durchsetzen konnte. Und man hatte noch einige andere Dinge entwickelt. Richtige Bandmaschinen standen allerdings nicht in den Läden (Die M2000 und M300x waren ja eher Spielzeuge im Vgl. zu Revox, Technics, Akai, Sony...) und von der M28 wußte damals keiner etwas Wink

@snzgl:
Damals war man noch recht normenfrei, vielleicht kam dann die Wende und man paßte die Stenorette irgendwann einer DIN-Norm an?!?
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#27
highlander postete

Zitat:In den 70ern entwickelte man z.B. das sagenhafte HighCom-System, daß sich wohl wegen den hohen Lizenzgebühren nicht durchsetzen konnte.
Ich denke, daß das nicht der einzige Grund war. High-Com-Aufnahmen klingen fürchterlich, wenn man sie ohne HighCom abspielt. Gleiches mit Dolby (egal ob B oder C) ist dagegen überhaupt kein Problem. Bei Bandmaschinen mag das nicht so ein großes Problem gewesen sein (ich behaupte mal, daß die meisten Tonbandaufnahmen ausschließlich auf dem Gerät abgespielt wurden, auf dem sie auch aufgenommen worden sind), aber Cassetten nahm man nun mal auch gerne mit zu Bekannten, hörte sie im Auto oder später auch unterwegs auf Walkmen und Co. Und bei diesen Gelegenheiten stand nun mal fast nie HighCom zur Verfügung.

Was die Effizienz angeht, stimme ich Dir allerdings zu - da war HighCom wirklich klasse. Hatte selber ein Telefunken-Cassettendeck mit HC, später auch eine (leider nur unidirektionale) externe HighCom-Einheit von Rotel (die ein Freund von mir in England heute immer noch an seiner GX-215 nutzt). Da rauschte selbst an einfachen Tonbandmaschinen nichts mehr. :-)

Zitat:Richtige Bandmaschinen standen allerdings nicht in den Läden (Die M2000 und M300x waren ja eher Spielzeuge im Vgl. zu Revox, Technics, Akai, Sony...)
Richtig. Was eigentlich recht dumm von Telefunken war, denn die Marke hatte in den 70ern ein ziemlich hohes Ansehen, und eine hochwertige semiprofessionelle Bandmaschine mit diesem Namen hätte ein Renner werden können (ebenso übrigens bei Saba). Aber gut... daß die deutschen HiFi-Hersteller damals so manche Chance verpennt haben, ist ja keine neue Erkenntnis. :-(
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#28
Hallo Wolfgang,

Du darfst ja ruhig Grundig Fan sein.Ich will mich hier nicht unbedingt outen,aber ich komme halt aus der Ecke,wo der Herr Grundig auch her kam,wo er seine ersten Schritte gemacht hat,sein Stammwerk aufgebaut hat und noch ein paar weitere Werke hatte.

Und wenn es zur Versachlichung der Diskussion beiträgt,dann möchte ich auch dazu beitragen,daß wir wieder Mensch und Werk voneinander trennen.
(Auch,wenn´s mir schwerfällt)

Zum einen:
Über die Geschichte von Grundig kann ja man lesen:über die unterschiedlichen Stromnetze in Nürnberg und Fürth,über die Netzteile,die er deshalb gebaut hat,über den Heinzelmann,über den Kauf der Lumaphon-Werke.
Nachdem Grundig Lumaphon übernommen hatte,wurde er zu einem ernsthaften Hersteller von Audio-Geräten.Lumaphon hatte damals,jedenfalls im Raum Nürnberg/Fürth,einen Namen für qualitaiv hochwertige Radios.Und diese Qualität hat Grundig auch weitergeführt.Erst in den 70-iger Jahren begann der Abstieg.
Bis dahin mag er nicht viele Erfindungen vorzuweisen haben(was ich nicht glaube,ich denke eher,daß die in Bereichen stattfanden,die nicht ganz so spektakulär waren),aber er hatte eine breite Produktpallete von billigen Radios bis in den Bereich,den man heute als "high end" bezeichnen würde.In der an anderer Stelle hochgelobten HiFi Stereophonie des Herrn Breh wurde Mitte der 60-iger Jahre z.B ein Grundig SV 80 -Verstärker als Referenz(das hieß halt damals noch nicht so)eingesetzt.Auch der kleine Bruder SV 40,und der Nachfolger SV 120 waren nicht schlecht(und wenn ich morgen auf einem Flohmarkt einen SV 80 bekäme,sagen wir für 20 Euro:den würde ich sofort mitnehmen).Für seine Tuner war Grundig berühmter als später Revox und das Maß aller Dinge.Die Tonbandgeräte sind bekannt:ich denke,daß jemand 1965 mit einem Grundig besser bedient war als z.B.mit einem Uher.Über allem haben Braun und Revox geschwebt...
In den 70-igern hat sich Grundig aber aus dem höchstpreislichen und höchstqualitiven Marktsegment verabschiedet,und gnadenlos auf Massen- produkte gesetzt.Parellel dazu hat Grundig seine Zukunft auch weniger im Audio als im Video-,sprich Fernsehgeräte-Markt gesucht.Das ist ihm ja auch zum Verhängnis geworden.

Wenn die Geräte aber von ihrer Qualität so schlecht gewesen wären,hätte Grundig sicher nicht die Größe erreicht,die er Mitte der 70-iger hatte.Mit einem schlechten Ruf groß werden,ist,denke ich,nicht leicht.Und das mit der Garantie hat ihm vielleicht deshalb nicht geschadet,weil der Fall selten auftrat.

AlsoConfusedchlecht wird das trotzdem nicht gewesen sein,was sie da gebaut haben,in Fürth und Nürnberg und Bayreuth und wer weiß wo.

Ein Problem in den 70-igern war eher,daß sich,laut Mitarbeitern der Firma Grundig,Max Grundig in das Design seiner Geräte nicht nur eingemischt,sondern weitgehend bestimmt haben soll.Und offenbar hatte er noch die 50-iger im Kopf:noch Mitte der 70-iger sahen seine Receiver aus wie plattgedrückte Dampfradios aus den 50-igern,mir dementsprechenden Marktchancen.Grundig wurde zu einem Synonym für "topfig".Als man das in den 80igern änderte,war es schon zu spät:ist der Ruf erst ruiniert...
Auch,daß die Verbraucher Tonbandgeräte aufrecht hinstellen wollte,und diese so aussehen sollten,wie sich Amateure Profi-Geräte vorstellten,hat man bei Grundig viel zu spät erkannt.Da war der Markt bereits verloren.

Die Verstärker der 80-iger werden übrigens heute noch geschätzt...

Das andere ist die Person des Max Grundig.

Das mit dem Weihnachtgeld,das hat mir mein Vater erzählt.

Außerdem hieß es immer wieder,daß an Grundigs Aufstieg die Bekanntschaft mit Ludwig Erhard(nachdem heute die ehemalige Sternstraße in Fürth benannt ist.Stern war übrigens Jude:wenn man bösartig ist,kann man hier von einer späten Arisierung sprechen.Jedenfalls halte ich das noch heute für einigermaßen unsensibel vom Fürther Stadtrat,es hätte sicher noch andere Straßen oder Plätze gegeben,die man nach Erhard hätte benennen können) eine Rolle gespielt habe.

Ich habe einmal jemand kennengelernt,der Entwickler bei Grundig gewesen war.Für meine Begriffe war das jemand,den man hier im Schwäbischen,wohin es mich verschlagen hat,als "Käpsele" bezeichen würde(der Ausdruck ist sehr griffig,und ich denke,auch außerhalb Schwabens verständlich)
Ich habe ihn kennengelernt während meines Eratzdienstes(inzwischen heißt es Zivildienst) am Nürnberger Krankenhaus.
Das Nürnberger Krankenhaus(oder besser:Klinikum der Stadt Nürnberg) war damals das größte Krankenhaus Europas:2600 Betten,verteilt auf 40 Gebäude.
Um Patienten von den Krankenstationen,die sich in diesen Gebäuden befanden, zu den Funktionsgebäuden zu bringen,war ein Fahrdienst vorhanden.In dem haben Leute gearbeitet,die keine Krankenpflegeausbildung hatten,also auch Zivis,also auch ich.
Außerdem haben dort Leute gearbeitet wie eben jener Herr,um den es hier geht.
Der hatte,wie geschrieben,in den 50-igern in leitender Stellung bei Grundig gearbeitet.Ende der 50-iger ging er dann zum Bayrischen Rundfunk,bis er gegen Ende seiner beruflichen Tätigkeit schwer krank wurde und fast gestorben wäre.

Im Ruhestand wollte er vielleicht ein wenig von dem weitergeben,was ihm zuteil geworden war als er krank war,und hat freiwillig noch einige Zeit soziale Dienste an diesem Krankenhaus gemacht.

Der hat zwar nie auf Grundig geschimpft,aber er hat ab und zu und nahezu wertungsfrei Geschichten erzählt:Man mußte ihm die immer aus der Nase ziehen.Am einfachsten war es,man sprach ihn auf irgendwelche technischen Details an.Dann begann er zu erzählen,und eben auch darüber,wie das damals war bei Grundig,warum die Entwicklung so lief,wie sie eben gelaufen ist.

Und bei diesen Erzählungen hat sich mir der Eindruck aufgedrängt,daß Grundig kein guter Arbeitgeber war.

Über die Werkbesichtigung des Stammwerks in der Kurgartenstraße in Fürth habe ich ja schon oft geschrieben.Das hat auch bleibende Erinnerungen hinterlassen...

Und wegen des Verkaufs:frag ´mal in Eindhoven nach...

Also:können wir uns daruf einigen,daß Herr Grundig wohl kein so angenehmenr Zeitgenosse war,aber in seinen Werken zunächst gute,dann nur noch ordentliche,und zuletzt wieder gute(??) Produkte entstanden???

Stell´Dir ´mal vor,wie Herr Zimmermann das Leben des Herrn Grundig schildern würde,wenn er würde....

Viele Grüße
Frank
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#29
Zitat:firstthird postete
(...) Stell´Dir ´mal vor,wie Herr Zimmermann das Leben des Herrn Grundig schildern würde,wenn er würde....(...)
Frank
Vielleicht in einer "Ballad of a Thick Man" Wink
Michael(F)
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#30

Zitat:firstthird postete
...

Und bei diesen Erzählungen hat sich mir der Eindruck aufgedrängt,daß Grundig kein guter Arbeitgeber war.

...

Stell´Dir ´mal vor,wie Herr Zimmermann das Leben des Herrn Grundig schildern würde,wenn er würde....

Irgendwo muß ja der kleine Unterschied begründet sein, der bei der Legendenbildung (trotz 'de mortui nihil nisi bene') dazu führt, daß vom einen erzählt wird, er sei 'sensationell sozial' mit seinen Mitarbeitern umgegangen (Willi  Studer) und der andere mit Zimmermann - ich nehme an, Du meintest den 'Ganoven-Ede' - in Verbindung gebracht wird...

Vorerst kein weiterer Kommentar. Wink

P.N.

edit1 17.07.2005: erste Fundstelle hier im Forum: 'Am übelsten jedoch wurde ihm von Max Grundig mitgespielt: dieser hatte im Hintergrund Banken und Kooperationspartner von Saba im Griff.'  siehe posting #1

©DK1TCP
Klasse CH-Parts, ultimative 810-MPU, nomen est omen und eine Klarstellung sowie meine Remanenzreferenz & was nWb/m sind... und zur Rezenz... 'günstige' B-67...
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#31
Geht es darum, das beste Gerät zu kaufen, wird man sicher Testberichte lesen, Vergleiche jeder Art durchführen und sich dann entscheiden. Berichten die Medien von 'sozialen Verbrechen' eines möglichen Kaufkandidaten, sollte dies im Regelfall nicht besonders abschreckend wirken.

Geht es um das Sammeln bzw. die gerätespezifische Liebhaberei muss sich der Freund alter Technik irgendwo auch mit dem Unternehmen identifizieren können, dessen Prunkstücke er auf seinen Altar stellt. Hat dann diese Firma auch noch so etwas wie einen Chef, so wird dessen Leben und Werken durchleuchtet. Erst zu diesem Zeitpunkt ist es von Interesse, wie sozial (oder eben nicht) ein Unternehmer war.

Da es jedoch schwer ist, nachträglich an Fakten zu kommen, deren Verbreitung evtl. schon zu Lebzeiten der Firma verpöhnt wenn nicht sogar in gewissem Sinne 'strafbar' war, dürfte der Hang zu einer Marke mit einer Glaubensfrage gleichzusetzen sein.

In diesem Sinne fällt mir da noch ITT ein. Da gab es doch diesen Riesenskandal in Südamerika. Wer weiß dazu mehr?
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