Diktiergeräte auf CC Basis
#1
Hallo Ihr.
Bei Wikipedia steht das die CC ursprünglich nur für Diktiergeräte gedacht war.
Die extrem niedrige Bandgeschwindigkeit und Spurbreite würden ja auch dafür sprechen.
Allerdeings drängelt sich für mich die Frage auf, warum gerade von Philips praktisch keine CC Diktiergeräte auf dem Gebrauchtmarkt angeboten werden.
Von aderen Firmen gab es richtige CC Diktiergeräte. Auch richtige Schreibtischgeschosse. Aber von Philips? Da habe ich noch nichts gefunden. Kann jemand Licht ins Dunkel bringen?
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#2
Zitat:Matze postete
Bei Wikipedia steht das die CC ursprünglich nur für Diktiergeräte gedacht war.
Auf Wikipedia steht auch, daß es Compact-Cassetten mit 240 Minuten Spielzeit gab. Ich weiß nicht, ob ich den Artikel unbedingt auf die Goldwaage legen würde.

Andererseits habe ich auch mal gehört, daß Philips anfangs nicht plante, das Spulentonband mit der CC auch im stationären Bereich zu ersetzen, sondern lediglich eine Alternative für den mobilen Einsatz schaffen wollte. Auch wenn einige Berichte, die hier im Forum zu lesen waren, dem widersprechen, würde das anfängliche Kassettenrekorder-Angebot zu diesem Plan passen.
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#3
Also, diese Story ist ein ebensooft wiedergekäuter wie falscher Stoff. Ich zitiere mal aus einem nicht ganz unbekannten Buch (in dem Derartiges zu Hauf zu finden ist ...):

Es war später wiederholt zu lesen, Ottens (Projektleiter in Hasselt) habe eigentlich ein Diktiergerät produzieren sollen. Daran ist so viel richtig, dass der „pocket recorder“ natürlich auch als akustisches Notizbuch oder zum Diktieren genutzt werden konnte. Er hat jedoch von Anfang an konsequent in Richtung uneingeschränkter Konsumentenanwendung entwickelt. Dafür sprechen Merkmale, die schon vor der Markteinführung geplant oder eingeführt waren, wie die ausbrechbaren Löschlaschen und die ungemein erfolgreiche Kombination eines Compact-Cassetten-Laufwerks mit einem Kofferempfänger, dem Radiorecorder. Den schlagenden Beweis liefert jedoch die fortschrittliche, stereo/mono-kompatible Spurenkonfiguration.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#4
Moin, moin.

Dazu möchte ich anmerken, daß die ersten Compact Cassetten noch keine Löschschutzlaschen, bzw. die Möglichkeit dieser Codierung hatten.
Das dürfte aber wohl gleich der nächste Schritt in der Weiterentwicklung gewesen sein.

Ob von Anfang an schon an Stereobetrieb gedacht wurde, weiß ich nicht. Dazu müßte man gucken, wann die Festlegeung der (Stereo-) Spuren erfolgt ist.

Zur Wiki angemerkt. Ich gucke da kaum rein. Ich habe da schon zuviel Mist gelesen. Man braucht viel Vorwissen, um zu merken, was Mist ist. Wenn ich aber schon so ein Vorwissen habe, brauch´ ich da nicht nachzulesen.

Viel Spaß, Arnulf.
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#5
Zu diesem Artikel insbesonders sei angemerkt, dass der/die Autoren auch kein richtig gutes Deutsch am schreiben tun sind. U.a. befinden sich die Tonköpfe in der mittleren Öffnung der Kassette, was mindestens mißverständlich, wenn nicht gar irreführend ist.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#6
Moin, moin,

ein interessantes Thema, zu dem ich gerne mehr eindeutige Quellen sehen würde!

Als belegt sehe ich an, Philips hat die Kassette nicht nur für Diktiergeräte entwickelt.

Wenn ich mir die Werbung "Recorder für drinnen und draußen" im Katalog von 1964 anschaue, dann finde ich jedoch auch keinen Hinweis auf Musik:
http://www.mfbfreaks.nl/folders/1964/1/i...age22.html

Hätte Philips es für möglich gehalten, solch eine Kombination aus Gerät und Medium für das Aufnehmen und/oder Abspielen vom Musik einsetzen zu können, dann hätte man das beworben!

Vielmehr scheint mir die dortige Präsentation darauf hinzudeuten, daß die Kassette einfach nur als sehr einfach zu handhabendes und sehr mobiles Medium für "alle Aufnahmebedürfnisse" präsentiert worden ist, ohne daß bestimmte Nutzungen ausgeschlossen werden sollten.

Ich verstehe die Kombination aus Recorder und Kassette eher als akustisches Notizbuch. Eine Assoziationshilfe. Eine Spielerei. Als ein instrument, noch mehr Käufer für die "Tonjagd" zu interessieren und später ggf. an das mobile Bandgerät heranzuführen.

Ob man die Möglichkeiten der Kassette schon zum Dekadenwechsel 1960 vorausgesehen und eingeplant, oder ob man die Entwicklung unter Beibehaltung der Kompatibilität einfach nur vorangetrieben hat, als sich die Gelegenheit dazu bot, wäre zu belegen.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#7
"Vielmehr scheint mir die dortige Präsentation darauf hinzudeuten, daß die Kassette einfach nur als sehr einfach zu handhabendes und sehr mobiles Medium für "alle Aufnahmebedürfnisse" präsentiert worden ist, ohne daß bestimmte Nutzungen ausgeschlossen werden sollten."

Das sehe ich auch so, mobil, einfach zu bedienen, halb so teuer wie ein Tonband das war die Hauptcharakeristik. Aus heutiger Sicht nur als Diktiergerät zu gebrauchen aber damals war eh das meiste noch in Mono. Gabs '63 schon die HiFi Norm? Der Wiki Artikel ist bescheiden, die englische Fassung ist ausführlicher aber auch dort steht Diktiergerät.

Hier noch ein Interview mit einem Philips Mitarbeiter, er nennt einen Mr. Haarler als Erfinder:

http://www.ieeeghn.org/wiki/index.php/Or...olf_Drabek
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#8
Zitat:kaiman_215 postete
...mobil, einfach zu bedienen, halb so teuer wie ein Tonband das war die Hauptcharakeristik. Aus heutiger Sicht nur als Diktiergerät zu gebrauchen aber damals war eh das meiste noch in Mono. Gabs '63 schon die HiFi Norm? Der Wiki Artikel ist bescheiden, die englische Fassung ist ausführlicher aber auch dort steht Diktiergerät.
...
Ja - das wird es wohl in erster Linie gewesen sein. Und mobile Geräte
waren zu der Zeit allemal nur in Mono zu haben. Fraglich ist überdies,
ob zu der Zeit so kleine, qualitativ hochwertige Köpfe mit 4 Spuren
hätten hergestellt werden können bzw. ob es Hersteller gab, die vom
Stand weg Anfang der 60er Jahre solche Köpfe herstellen konnten.

Die Erfüllung irgendwelcher "HiFi"-Kriterien ist wiederum ein anderes
Kapitel. Der Begriff "HiFi" ist ja zunächst nichts weiter als ein Werbeslogan
gewesen. Aus dem Angloamerikanischen Sprachraum adaptiert taucht
er in Verkaufprospekten z.B. bei Telefunken bereits in den 50er
Jahren auf und war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht an die Stereo-
Wiedergabe gebunden. Das was wir lange Zeit als die sogenannte
"Hifi-Norm" kannten, ist die alte DIN 45500* die später kam. Ob sie
1963 bereits festgeschrieben war, konnte ich bisher noch nicht
herausbekommen - eine entsprechende Anfrage beim Deutschen Institut
für Normung wartet noch auf Antwort.
Vieles deutet jedoch darauf hin, dass ihre Erstveröffentlichung in etwa
zeitgleich verlief. Hinweise auf Geräte, deren Hersteller mit der Einhaltung
der "DIN" warben, finden sich in den Verkaufsbröschüren etwa ab 1965.
Dass sich darunter noch keine CC-Geräte befanden, versteht sich wohl...

Mein derzeitiges Fazit:
...die CC als "nur" Diktiergerätemedium sicher nicht. Da hat man wohl
schon weiter gedacht - und zwar klar in Richtung "Mobilität"
(=> "Henkelmann", Auto, Sprachaufzeichnung beim "Reporting" usw.)
aber vielleicht noch nicht im ersten Atemzug "Hifi-Stereo"
im Sinn gehabt. Das wäre vielleicht anfangs noch zu vermessen gewesen.

Gruß

Peter




*Fussnote: Die DIN45500 wurde dann Ende der 80er durch eine internationale IEC-Norm (entsprach DIN EN 60268) abgelöst. (siehe dazu auch: http://www.tonmeister.de/foren/surround/...002_v2.PDF)
Seite 3.
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#9
Wie ich das im Radiomuseum andeutungsweise sehe hatte der EL3300 schon Radio- und Plattenspielereingang.

http://www.radiomuseum.org/r/philips_tas...00_el.html

Ein weiterer Beweis für die Allroundfähigkeit und alleinige Ausrichtung auf Mobilität. 1967 dann in Stereo, wofür braucht ein Diktiergerät Stereo?

Hat hier vl jemand gute Fotos von den Buchsen oder von der Belegung im Schaltplan als Link für die Wiki?
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