Telefunken M24
#1
Hab gerade obige Maschine "in Arbeit". Leider dreht sich der Capstan-Motor nicht. Auch manuell lässt er sich nur relativ herb drehen. Auch im Leerlauf. Also nichts mit andrehen und läuft noch ein wenig. Kennt jemand die Maschine? Lässt sich der Motor normalerweise leicht drehen?
Gruß Uni
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#2
Hallo Uni,

dem M24-Motor kenne ich nicht. Aber ich kenne so manchen AEG/TFK-Motor. Und da war bisher keiner dabei, der sich nicht hätte leicht drehen lassen. Wobei leicht ein relativer Begriff ist: der Anker der Waschmaschinen-Umspulmotore der M15A läßt sich natürlich schwerer drehen als die Achse des Tonmotors der gleichen Maschine.

Ich denke, daß Dein Motor wenigstens ein mechanisches (Lager-)Problem hat, wenn er sich nur schwer manuell drehen läßt....Zerlegen, nachschauen, man kann ja nichts kaputt machen...

Viele Grüße
Frank
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#3
Lieber Uni,

Franks Aussagen kann ich nur zustimmen. Genauer zur M24 lässt sich sagen, dass bei dieser Maschine vieles nach M5 riecht, der Tonmotor damit entweder als reiner Asynchronläufer oder aber Hysterese-Synchronmotor mit Zwischenradgetriebe ausgelegt wurde. Wenn du den 'Capstan-Motor' unter der Tonwelle vermutest und an der Tonwelle drehend diese nicht bewegen konntest, so sei angemerkt, dass der Motor erst beim Einschalten des Gerätes mechanisch mit der Einheit Schwungmasse-Tonwelle über ein Zwischenrad verbunden wird. Vorher muss die Tonwelle völlig frei drehen.
Wenn ich nun mit meiner Mutmaßung richtig liege, dass du an der Tonwelle drehend geprüft hast, so ist das Lager der Tonwelle schwergängig und bedarf einer angemessen vorsichtigen Reinigung und Nachschmierung mit Sinterlageröl. Nachdem du wahrscheinlich keine Verbindungen zu schmiertechnisch kundigen Personen hast, wird dir das Einpressen des Lageröls in die Sinterlager wohl nicht möglich sein. Die (Neu-)Schmierung muss dann eben so gut erfolgen, wie sie erfolgt.

Solltest du aber bereits am Motor mit entsprechenden Ergebnissen gedreht haben, so muss dieser natürlich auch seinerseits leichtest möglich laufen, zumal er abweichend von den früheren Gepflogenheiten bei AEG-Telefunken nicht gebremst ist, sondern beim Einschalten der Maschine sofort zu laufen beginnt bzw. beginnen muss.

Beim Ausbau des Motors aus der Laufwerksumgebung ist darauf zu achten, dass dem Zwischenrad keine Beschädigung widerfährt, wie denn auch bei einer Motor-Zerlegung und dem Wiederzusammenbau Lagern und Welle nach einer Reinigung mit etwas Sinterlageröl wieder zur temporären Leichtgängigkeit zu verhelfen ist. Auch hier gilt wohl: Für ein solides Einpressen heißen Sinterlageröls werden dir sicher die Werkzeuge bzw. fachlichen Verbindungen fehlen. Es muss demnach ebenfalls 'auch so' gehen.
Welches Öl bei der M24 Verwendung fand, weiß ich leider nicht. Lager und Motorwelle müssen beim Zusammenbau hundertprozentig fluchten, andernfalls kommst du mit dem Gleichlauf auf keinen grünen Zweig. Vergleichbares gilt für das Zwischenrad, dessen Achse zugunsten brauchbaren Gleichlaufs absolut parallel zu der von Tonwelle und Motor ausgerichtet sein muss.

Für Notfälle verfüge ich über das PDF einer, allerdings recht knappen Werkstattanleitung zur Wartung der M24 vom August 1960.

Hans-Joachim
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#4
Ja, ich hatte schon das Chassis ausgebaut und am Motor gedreht. Der Motor versucht nicht einmal irgendwie mit einem Geräusch oder einem Zucken in Bewegung zu kommen wenn ich den Hauptschalter betätige. Könnte es denn sein, dass durch die schwergängigen Lager der Motor durchgebrannt ist?
Ich bin leider kein Elektrotechniker und kenne mich den verschiedenen Motoren nicht aus - dieser hat auf jeden Fall 3 Anschlussleitungen, von denen 2 an einem Kondensator und die 3. direkt am Netz hängen.

Ist Deine PDF die 26 seitige Anleitung, die auch im Downloadbereich liegt? Meine Maschine ist übrigens von 1960, da würde Deine Anleitung schon passen :-)

Gruß Uni
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#5
Lieber Uni,

der Motor dürfte eigentlich nicht durchgebrannt sein, weil diese Asynchronläufer weit unterhalb des Synchronpunktes (Stillstand liegt maximal unter Betriebsdrehzahl...) nur recht moderat Strom ziehen, beim Blockieren also nicht so heiß werden können wie ein klassischer Kollektormotor. Der Hysterese-Synchronläufer unterscheidet sich da in nahezu nichts von der Asynchronmaschine, weil er grundsätzlich ähnlichen Prinzipien folgt. Er läuft lediglich als Asynchronmotor an und geht beim Erreichen der Netzsynchronität in den Synchronlauf über und entnimmt dem Netz im Synchronpunkt seine Leistung. Der Asynchronmotor nimmt nur knapp unterhalb des Synchronpunktes Leistung auf, gibt also auch nur knapp unterhalb des Synchronpunktes Leistung ab. Bremst man beide aus der Synchrondrehzahl heraus und auf Drehzahl Null herunter, geschieht dasselbe: Kaum Leistungsaufnahme und praktisch keine Leistungsabgabe.

In deinem Fall ist also zunächst einmal die Schwergängigkeit des Motors gewaltfrei abzustellen. Grundlegendes ist oben gesagt. Sollte dann das Ding immer noch nicht drehen wollen, aber Netzspannung anliegen muss man sich mit dem Hilfsphasenkondensator befassen, der gegebenfalls fertig sein kann. Danach sind die Wicklungen einer Prüfung zu unterziehen.
Dass hier überall in der Motorenumgebung selbst dann lebensgefährliche Spannungen anliegen können, wenn sich nichts bewegt, weißt du ja. Also größte Vorsicht, solange die Maschine am Netz ist.

Im Bereich des Tonmotors ist ja sonst nichts von Relevanz, weshalb ich glaube, dass der Motor zum Leben zu bekommen sein müsste. Wicklungsbrüche kann man mit dem Ohmmeter feststellen, ja Motoren dieser Art bei einem Motorenwickler neu bewickeln lassen, wenn man dazu gezwungen und die notwendigen Gelder aufzuwenden bereit ist.

Meine M24-Anleitung dürfte diejenige sein, die auch in den Downloadbereich gefunden hat. Ich habe lediglich seit jenen Tagen die beiden Hälften der Schaltzeichnung zusammengepappt, um nicht ewig -und das mit den entsprechend notorischen Verirrungen- gezwungen zu sein, die Hälften immer separat anzuschauen.

Hans-Joachim
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#6
Danke nochmals für die Infos. Ich habe den Motor jetzt ausgebaut und bringe ihn heute noch in eine Motoren-Reparaturfirma und hoffe, dass die mir die Sinterlager professionell warten können.
Die Maschine ist nämlich, zumindest optisch noch, in einem wunderbaren Zustand - die 50 Jahre hat sie scheinbar gut überstanden. Jahrelanger Stillstand tut halt den wenigsten Geräten gut...
Verstärker funktionert noch - die auch hier verbauten Teerkondensatoren werden allerings auch Ihren Platz räumen müssen!

Gruß Uni
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#7
So, heute den Motor wieder bekommen. Läuft wieder schön leicht!
Natürlich sofort zu Hause den Motor wieder eingebaut: Läuft wie eine Eins! Totale Begeisterung vom Laufwerk. Unglaublich, dass dieses in diesem Jahr den 50.er feiert!
Wiedergabe funktioniert, nur Aufnehmen will die M24 noch nicht - mal sehen warum...
Achso, weiss jemand was ein "telechron-kopf" ist? Der ist bei mir eingebaut und ich hab keinen Schimmer für was der ist.
Gruss Uni
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#8
Manchmal hilft selbst die Suche bei Google (unpaid), die dann zu einer demnächst endenden Auktion bei Epay führt:

280460543832

So wie ich die Schaltung nebulös erkenne, sehe ich einen Vorverstärker mit möglichst hohem Verstärkungsfaktor, eine Gleichrichter- und eine Relaisansteuerstufe. Das riecht vergleichsweise stark nach einer Steuereinrichtung für den Diaprojektor. Uher nannte das Diapilot, und 1960/1961 gab's den "Leitz pradovit n", dem man auf diese Weise tonelektrisch Leben einhauchen konnte.

Hans-Joachim

P.s.: Gerade habe ich -mein Wort sei mir Befehl-nach Leitz pradovit n (der Papa bekam ihn temporibus illis -Friede seiner Wäsche- zum Sechzigsten) gegoogelt:

http://www.l-camera-forum.com/leica-wiki..._Prosp.pdf

Und siehe da, auf der letzten Seite der eben verlinkten Bedienungsanleitung steht doch genau unsere Telechroneinrichtung vermerkt: "Spezialkabel 1,50 m ... ... 37907 M". Ganze 9,00 Marken...
Bei uns lötete man das selbst.
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#9
So, hat länger gedauert aber jetzt läuft sie wieder. Nachdem ich alle Teerkondensatoren und viele Elektrolyt ausgetauscht hatte, habe ich auch einen Teil der Erolyt Kondensatoren ausgewechselt. Diese Ausgetauschten waren aber alle messtechnisch noch in Ordnung, deshalb habe ich den Rest vorläufig mal drin gelassen.
Die Aufnahmefunktion geht mittlerweile auch wieder: Kabelbruch am Aufnahmeschalter - optisch nicht sichtbar, weil das Kabel trotzdem augenscheinlich noch am Schalter hing.
Ein tolles Gerät!
Gruß Uni
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