Braun TG 1020 einmessen
#1
Hallole,
ich habe da mal eine Verständnisfrage. Zwar habe ich es "irgendwie" geschafft, meine 1020 hinsichtlich der Vormagnetisierung brauchbar einzustellen, aber ich würde gerne auch den "richten" Weg dazu kennen.
Im SM heißt es dazu nach erfolgter mechnaischer Einstellung und Einstellung des Wiedergabeverstärkers in der Reihenfolge der Beschreibungen/Anleitungen:

- Bei Rechtsanschlag der Aufnahmeregler und 1kHz/1V (gemeint ist wohl 1 V eff) am Eingang/Vorband-Ausgang den Aufsprechverstärkerauf 1V (wohl 1V eff) am Hinterband-Ausgang einstellen.
- Mit den Aufnahmereglern den Hinterband-Ausgang auf 1kHz/100mV (wohl 100mV eff) einstellen. Vormag.Trimmer auf 100mV bei 12,5 kHz (für 9,5 cm/s)Hinterband-Ausgang einstellen. Pegel bei 1kHz überprüfen und ggfs. Einstellung wiederholen.

Und da hängt es: Die Einstellung des Aufsprechstroms bzw. -spannung und die der Vormagnetisierung beeinflussen sich doch gegenseitig. Demzufolge sollte doch die erste Einstellung des Aufsprechverstärkers mit einer definierten Einstellung der Vormag-Trimmer erfolgen. Oder?
Weiter: Natürlich waren es nach dem ersten Einstellen der Vormag-Trimmer bei 1kHz nicht mehr 100mV. Wie geht es nun weiter? Korrigiere ich dies für 1kHz bei den Trimmpotis für die Einstellung der Aufsprechverstärker? Oder gehe ich in der Anleitung einen Schritt zurück und stelle wieder über die Aufnahmeregler 100mV am Hinterband-Ausgang ein? Mein Gefühl sagt mir, daß die Korrektur über die Trimmer im Aufsprechverstärker erfolgen sollte, also die gesamte Einstellprozedur eine Iteration von 1kHz/100mV im Aufsprechverstärker und 12,5kHz/100mV mit der Vormagnetisierung sein muß, bis es bei beiden im wesentlichen (und soweit man das überhaupt mit ausreichender Sicherheit messen/sagen kann) 100mV am Hinterbandausgang sind (wobei die erste Einstellung bei auf geringste Kapazität eingestellten Vormag-Trimmer erfolgen sollte - woran erkenne ich die?). Ist mein Gefühl richtig?
mfg, Oldman

Nachtrag: Ich habe mir auch mal die Einstellanleitung für das TG 1000 angeschaut. Das ist ja ganz anders, hier soll (wohl nach Einstellen der Trimmer auf geringste Kapazität - so eindeutig steht das da aber auch nicht) die Hinterband-Spannung auf 100mV eingestellt werden - wie das erfolgen soll steht da aber auch nicht (Aufnahmeregler, Trimmpotis im Aufsprechverstärker, Ausgang des Signalgenerators) und auch eine Einstellung des Aufsprechverstärker geht dem offenbar nicht voraus). Dann soll die Ausgangsspannung auf z.B. -4dB nach Erreichen des Maximums beim Verdrehen des Vormag-Trimmers eingestellt werden (leider weiß ich nicht, wieviel Prozent weniger Spannung -4dB sind). Erst danach kommt die Einstellung des Aufsprechverstärkers. Kann das dnn so wirklich funktionieren?
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#2
Hallo Oldman,

Zitat:leider weiß ich nicht, wieviel Prozent weniger Spannung -4dB sind
(Dezi-)Bel ist ein logarithmisches Maß zum Vergleich zweier Leistungsartiger Größen. Ein "Bel" entspricht dabei der zehnfachen Leistung im Vergleich zur Bezugsgröße, da der Logarithmus zur Basis 10 zu Grunde liegt. Ein Dezibel ist nun ein Zehntel davon, also entsprechen 10 dB der zehnfachen Leistung, 20 dB der hundertfachen, und so weiter. Das ganze kommt historisch aus der Telefontechnik - siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Dezibel.

Unsere Tonsignale sind aber nun Spannungen - und deren Leistung ist proportional zum Quadrat der Spannung. Wir vergleichen also nun zwei Spannungsquadrate und nehmen dann den Logarithmus zur Basis 10. Dank gängiger Rechenregeln kann man Exponenten als Faktoren vor den Logarithmus ziehen, und deswegen entsprechen 20 dB einer zehnfachen Spannung im Vergleich zur Bezugsspannung. Folgendes Kochrezept gilt also für den Pegel L in Dezibel, der einer Spannung U1 entspricht, wenn U0 die Referenzspannung ist:

[Bild: definition_dezibel_spannung.png]

Durch Umstellen kommt man dann zum passenden Spannungsverhältnis, das -4dB entspricht:

[Bild: minus_4dB.png]

Soviel erstmal, zum Rest schreibe ich hoffentlich nachher mehr, wenn ich mich mal wieder von meiner eigentlichen Arbeit ablenken muss...

Viele Grüße
Andreas
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#3
Hallo Oldman,

Zitat:Die Einstellung des Aufsprechstroms bzw. -spannung und die der Vormagnetisierung beeinflussen sich doch gegenseitig.
ja, schon. Die Empfindlichkeit des Bandes hängt vom Vormagnetisierungsstrom ab, also auch der Aufsprechstrom, den man einstellen muss, um hinter Band den gewünschten Pegel zu sehen. Die Empfindlichkeit des Bandes in Abhängigkeit vom Bias-Strom sieht für LPR35 bei 19 cm/s und NAB-Entzerrung zum Beispiel so aus:

[Bild: lpr35-empfindlichkeit.png]

Die Abhängigkeit der Empfindlichkeit vom Bias-Strom ist für niedrige Frequenzen (S1 = 1 kHz) deutlich geringer als für hohe (S10 = 10 kHz). Die Kurven sind für jedes Band verschieden und normalerweise im passenden Datenblatt zu finden, zum Beispiel in diesem hier: http://www.rmgi.eu/pdf/RMGI_LPR_35.pdf. Die Empfindlichkeit wird mit normgerechter Wiedergabeentzerrung, aber nicht entzerrtem Aufnahmeverstärker gemessen. Der Unterschied zwischen den Kurven zeigt dann an, wie viel Aufnahmeentzerrung man aufbringen muss, um insgesamt einen glatten Frequenzgang zu erreichen.

Zitat:ich würde gerne auch den "richten" Weg dazu kennen
Nun, eine "reine Lehre" gibt es da vielleicht garnicht, sondern nur prinzipielle und technische Kompromisse. Ich versuche mal, zur Erhellung beizutragen, so dass Du Deinen Weg wählen kannst.

Vom Vormagnetisierungsstrom hängen nicht nur die (Höhen-)Empfindlichkeit, sondern unter vielem anderen auch der Klirrfaktor und die Aussteuerbarkeit ab. Man versucht nun, folgende Ziele gegeneinander zu optimieren, die teilweise konkurrieren:

- große Höhenaussteuerbarkeit
- geringe Aufnahmeentzerrung
- geringer Klirrfaktor

All das ist Bias-Abhängig im Datenblatt eines Bandes dokumentiert, zusammen mit einem Vorschlag des Herstellers, in welchem Arbeitspunkt man das Band gut betreiben kann. Es steht einem aber frei, nach eigener Gewichtung der angegebenen Faktoren einen anderen Arbeitspunkt zu wählen. Zum Beispiel könnte man (das tat wohl der Rundfunk, sagt Hans-Joachim) grundsätzlich das Minimum des Klirrfaktors benutzen.

Für die Aufnahme insgesamt ist auch ein glatter Frequenzgang wichtig, der durch die Aufnahmeentzerrung erreicht wird.

Was heißt das nun für die Einmessung eines bestimmten Gerätes?

Es gibt gewisse Methoden, obigen Kompromiss auf einem vorliegenden Gerät zu finden, auch wenn man nicht alle genannten Größen messen kann und will. Im Datenblatt wird gleichsam ein Kochrezept mitgeliefert, wie man den empfohlenen Arbeitspunkt einstellen kann: Die Delta-S10-Methode.

Pegel kann man beim Einmessen auch bei einfacher Messausstattung gut erfassen, und die S10-Kurve ist stark vom Bias abhängig und hat zudem noch ein relativ scharfes Maximum. Der Bandhersteller gibt jetzt zum Beispiel an, dass man von diesem Maximum 4dB Pegelabfall in Richtung höheren Bias-Strom weiterdrehen soll, dass man beim gewünschten Wert ankommt. Praktisch und Tausendfach bewährt. Das steckt hinter dem Hinweis

Zitat:die Ausgangsspannung auf z.B. -4dB nach Erreichen des Maximums beim Verdrehen des Vormag-Trimmers eingestellt werden
Die angegebenen 4dB sind dabei so als Universalkompromiss für die meisten vorkommenden Bänder zu sehen...

Kleinere Nachteile gibt es trotzdem: Die zugrunde liegenden Kurven sind mit einem bestimmten Aufnahmekopf entstanden und nur näherungsweise auf andere Geräte übertragbar. Das sollte aber im Amateurbereich nicht stören. Schwerer wiegt aber eventuell, dass bei fest vorgegebener Aufnahmeentzerrung (ist so bei der ASC AS5000 und AS6000, also wahrscheinlich auch bei der TG1020) der gewünschte glatte Frequenzgang nicht erreicht wird.

Deswegen gibt es die vereinfachte Amateurmethode, der auch Deine obige Beschreibung entspricht: Man stellt den Bias einfach so lange ein, bis ein 10kHz-Ton hinter Band gleich laut ist wie ein 1kHz-Ton. Damit hat man den Frequenzgang einigermaßen glatt, und sollte auch nicht allzu weit von den gewünschten anderen Eigenschaften weg sein.

Obige Braun-Beschreibung lässt sich also folgendermaßen umsetzen:

- 1 kHz bei Bezugspegel (0dB) einspeisen und Aufnahmepegel (also mit dem Trimmwiderstand am/im Aufnahmeverstärker) so einstellen, dass der gleiche Pegel hinter Band wieder rauskommt
- bei -20dB (also 0,1V) Eingangssignal den Bias-Strom so lange erhöhen, bis 1kHz und 10kHz gleich laut hinter Band rauskommen, dazu mehrmals zwischen den Frequenzen hin und her schalten
- den ersten Schritt am Ende einmal wiederholen, weil die Bias-Einstellung ihn eventuell leicht verändert hat

Da Du ja moderne Messmittel (ich las irgendwo was von AudioTester und so...) zur Verfügung hast kannst Du auch so lange am Bias drehen, bis der Frequenzgang insgesamt glatt ist. Oder Du versuchst mal, das Klirrfaktorminimum zu finden. Oder nach Delta-S10-Methode. Erfahrung sammeln!

All das macht aber eigentlich nur Sinn, wenn die Bandzug- und Kopfprobleme ausgeräumt sind. Vielleicht tauchen aber beim Einmessversuch Hinweise auf, die insgesamt weiterhelfen...

Viele Grüße
Andreas
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#4
Danke für die Erklärung, offenbar habe ich das zu naiv-einfach gesehen.

Zitat:andreas42 postete
Die Abhängigkeit der Empfindlichkeit vom Bias-Strom ist für niedrige Frequenzen (S1 = 1 kHz) deutlich geringer als für hohe (S10 = 10 kHz). Die Kurven sind für jedes Band verschieden und normalerweise im passenden Datenblatt zu finden, zum Beispiel in diesem hier: http://www.rmgi.eu/pdf/RMGI_LPR_35.pdf. Die Empfindlichkeit wird mit normgerechter Wiedergabeentzerrung, aber nicht entzerrtem Aufnahmeverstärker gemessen. Der Unterschied zwischen den Kurven zeigt dann an, wie viel Aufnahmeentzerrung man aufbringen muss, um insgesamt einen glatten Frequenzgang zu erreichen.
Es gibt ja nur eine Einstellmöglichkeit -wie soll es damit möglich sein, einen insgesamt geraden Frequengang zu erzielen?

Zitat:Es gibt gewisse Methoden, obigen Kompromiss auf einem vorliegenden Gerät zu finden, auch wenn man nicht alle genannten Größen messen kann und will. Im Datenblatt wird gleichsam ein Kochrezept mitgeliefert, wie man den empfohlenen Arbeitspunkt einstellen kann: Die Delta-S10-Methode.
Das bezieht sich jetzt auf jede Methode, die "nur" auf die 10kHz-Empfindlichkeit abstellt, oder nur auf die auch für die TG1000 beschriebene Verfahrens der z.B. 4dB nach dem Maximum?

Zitat:Pegel kann man beim Einmessen auch bei einfacher Messausstattung gut erfassen, und die S10-Kurve ist stark vom Bias abhängig und hat zudem noch ein relativ scharfes Maximum. Der Bandhersteller gibt jetzt zum Beispiel an, dass man von diesem Maximum 4dB Pegelabfall in Richtung höheren Bias-Strom weiterdrehen soll, dass man beim gewünschten Wert ankommt. Praktisch und Tausendfach bewährt. Das steckt hinter dem Hinweis
Zitat:die Ausgangsspannung auf z.B. -4dB nach Erreichen des Maximums beim Verdrehen des Vormag-Trimmers eingestellt werden
Die angegebenen 4dB sind dabei so als Universalkompromiss für die meisten vorkommenden Bänder zu sehen...
Wie läßt sich vom Ergebnis her der Unterschied dieser Methode gegenüber der Methode, auf Pegelgleichheit bei z.B. 12,5kHz beschreiben? Oder hängt dies zu sehr vom jeweiligen Band und Tonkopf ab, so daß keine allgemeine Bewertung möglich ist?

Zitat:Schwerer wiegt aber eventuell, dass bei fest vorgegebener Aufnahmeentzerrung (ist so bei der ASC AS5000 und AS6000, also wahrscheinlich auch bei der TG1020) der gewünschte glatte Frequenzgang nicht erreicht wird.
Klingt vielleicht etwas naiv - aber ist das jedenfalls im Heimbereich nicht üblich?

Zitat:Deswegen gibt es die vereinfachte Amateurmethode, der auch Deine obige Beschreibung entspricht: Man stellt den Bias einfach so lange ein, bis ein 10kHz-Ton hinter Band gleich laut ist wie ein 1kHz-Ton. Damit hat man den Frequenzgang einigermaßen glatt, und sollte auch nicht allzu weit von den gewünschten anderen Eigenschaften weg sein.
Das klingt jetzt eher nach "2. Wahl" bzw, "quick&dirty". Es gibt aber doch nur eine Einstellmöglichkeit und die Einstellung des Trimmers vairriert doch in jedem Fall von Band zu Band - und wenn man nicht nur eine einzige Bandsorte verwendet, dann hat man doch ohnehin ein vermutlich viel größeres Problem ...

Zitat:Obige Braun-Beschreibung lässt sich also folgendermaßen umsetzen:
...
- bei -20dB (also 0,1V) Eingangssignal den Bias-Strom so lange erhöhen, bis 1kHz und 10kHz gleich laut hinter Band rauskommen, dazu mehrmals zwischen den Frequenzen hin und her schalten
Aha! Also kein Wechselspiel zwischen der Einstellung des Aufsprechverstärkers und der Vormag. sondern nur eine Einstellung der Vormag., ohne daß es auf den anfänglichen 1kHz-Pegel ankommt? Daran hätte ich nicht gedacht ...

Zitat:- den ersten Schritt am Ende einmal wiederholen, weil die Bias-Einstellung ihn eventuell leicht verändert hat
Davon ist doch sicher auszugehen! Aber gut, wenn das Ziel ist, 100mV bei beiden Frequenzen zu haben, dann wird dies auf dasselbe Ergebnis hinauslaufen.

Zitat:Da Du ja moderne Messmittel (ich las irgendwo was von AudioTester und so...) zur Verfügung hast
Naja ... Früher war ein Skope schon etwas besonderes, aber einen PC/Laptop mit Soundhardware hat doch heute jeder und das wirklich sehr gut brauchbare Scope gibt es sogar kostenlos ... jeder kann also visualisieren, was vom Band kommt ...

Zitat:kannst Du auch so lange am Bias drehen, bis der Frequenzgang insgesamt glatt ist.
Wie soll das mit der einen Einstellmöglichkeit gehen? Und inwiefern ist er auf diese Weise nicht glatt?

Zitat:Oder Du versuchst mal, das Klirrfaktorminimum zu finden. Oder nach Delta-S10-Methode. Erfahrung sammeln!
Ach nee! Das ist ja kein Selbstzweck, ich habe nicht die Absicht, das als Hobby zu betreiben. Einmal eingestellt und dann ist (hoffentlich) Schluß.

mfg, Oldman
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#5
Hallo Oldman,

Zitat:Es gibt ja nur eine Einstellmöglichkeit -wie soll es damit möglich sein, einen insgesamt geraden Frequengang zu erzielen?
nun, ganz genau wird das nicht gehen, aber in ausreichend guter Näherung schon. In grober Vereinfachung kann man sich den Effekt des Bias-Stromes wie den Höhenregler am Verstärker vorstellen - je mehr Vormagnetisierungsstrom, desto weniger Höhen. Damit kann man den Frequenzgang einigermaßen ausgleichen.

[Bild: lpr35-empfindlichkeit.png]

Im Bild von oben ist das daran zu sehen, dass mit steigendem Bias-Strom die höheren Frequenzen stärker abfallen: 2 dB unterhalb des empfohlenen Vormagnetisierungsstromes ist der Empfindlichkeitsunterschied zwischen 10 kHz und 16 kHz gerade mal 1.5 dB, während er bei zwei dB über der Empfehlung schon bei etwa 4 dB liegt.

Zitat:Das bezieht sich jetzt auf jede Methode, die "nur" auf die 10kHz-Empfindlichkeit abstellt, oder nur auf die auch für die TG1000 beschriebene Verfahrens der z.B. 4dB nach dem Maximum?
Ehrlich gesagt verstehe ich die Frage nicht ganz. Das für die TG1000 beschriebene Verfahren (4 dB nach Maximum) ist die Delta-S10-Methode.

Zitat:Wie läßt sich vom Ergebnis her der Unterschied dieser Methode gegenüber der Methode, auf Pegelgleichheit bei z.B. 12,5kHz beschreiben?
Letzlich geht es darum, dass die Bias-Einstellung eigentlich nicht dazu benutzt werden sollte, den Frequenzgang gerade zu biegen, da sie auch andere Parameter beeinflusst, die man nicht so einfach korrigieren kann wie den Frequenzgang: (Höhen-)Aussteuerbarkeit, Klirrfaktor bei Bezugspegel, Modulationsrauschen. Deinen persönlichen Lieblingskompromiss kannst Du Dir entweder tagelang herausmessen, oder den Liebligskompromiss des Herstellers nach der Delta-S10-Methode einstellen.

Wenn Dir aber der Gerätehersteller die Freiheit einer regelbaren Aufsprechentzerrung nicht lässt, wirst Du wahrscheinlich den Bias-Trimmer als Höhenregler benutzen und damit einen glatten Frequenzgang herstellen wollen. Das beschreibt Dein Service-Manual: Pegelgleichheit bei 1 kHz und 12.5 kHz herbeiführen, und zwar 20 dB unter Bezugspegel.

Bewertung: Mir ist ein glatter Frequenzgang wichtiger als die übrigen Qualitätsparameter, also stelle ich ihn mit dem Bias ein, wenn ich keine andere Möglichkeit habe.

Zitat:Klingt vielleicht etwas naiv - aber ist das jedenfalls im Heimbereich nicht üblich?
Ja. Im Heimbereich ist ein ziemlich großes Toleranzfeld für den Frequenzgang definiert, das aber auch nicht immer erreicht wird. Mir geht es auch weniger darum, was genug ist, sondern wie es im Prinzip optimal wäre, so dass Du vor diesem Hintergrund Deine Entscheidung treffen kannst.

Zitat:Das klingt jetzt eher nach "2. Wahl" bzw, "quick&dirty".
Ja, ist es auch. Wenn man die Wahl hat, stellt man den Bias nach Bandhersteller ein und korrigiert den Frequenzgang im Aufnahmeverstärker, siehe oben. Trotzdem ist diese "quick & dirty"-Methode von einigen Herstellern im Service-Manual vorgeschrieben, und man kommt - für den Heimbereich - auch zu völlig ausreichenden Ergebnissen. Das allerdings war jetzt meine unbedeutende Meinung...

Zitat:Es gibt aber doch nur eine Einstellmöglichkeit und die Einstellung des Trimmers vairriert doch in jedem Fall von Band zu Band - und wenn man nicht nur eine einzige Bandsorte verwendet, dann hat man doch ohnehin ein vermutlich viel größeres Problem ...
Und ebenfalls ja: Wenn man eine andere Bandsorte auflegt, muss man den Bias neu einstellen. Natürlich kann es sein, dass sich zwei Sorten ähnlich genug sind, dass man sie mit der gleichen Einstellung betreiben kann, auch das ist wieder eine Frage der persönlichen Ansprüche. Im Studio wurde mindestens auf jede neue Produktionscharge der gleichen Bandsorte neu eingemessen.

Zitat:... sondern nur eine Einstellung der Vormag., ohne daß es auf den anfänglichen 1kHz-Pegel ankommt?
Naja, es kommt insofern auf den auf den anfänglichen 1kHz-Pegel an als er etwa 20 dB unter Bezugspegel liegen sollte. In Deinem Braun-Beispiel ist der Bezugspegel (elektrisch) 1 V, da sind dann 0.1 V genau 20 dB weniger. Bei Vollaussteuerung wirst Du niemals einen glatten Frequenzgang erreichen.

Zitat:Wie soll das mit der einen Einstellmöglichkeit gehen? Und inwiefern ist er auf diese Weise nicht glatt?
Am anschaulichsten ist es, wenn Du das selbst ausprobierst: Nimm mal bei drei verschiedenen Bias-Stellungen (Linksanschlag, Mitte, Rechtsanschlag) einen Frequenzgang auf und vergleiche die Ergebnisse. Du wirst dann sehr deutlich sehen, welchen Einfluss Du nehmen kannst und mit welcher Art von Abweichung Du leben musst.

Zitat:Ach nee! Das ist ja kein Selbstzweck, ich habe nicht die Absicht, das als Hobby zu betreiben. Einmal eingestellt und dann ist (hoffentlich) Schluß.
Sorry, das verliere ich manchmal aus dem Blick - bei mir ist es nämlich umgekehrt: Die Herumspielen mit verschiedenen Bändern und Einmessungen ist meine Hauptbeschäftigung mit den Geräten, wirklich aufnehmen und 'benutzen' tue ich sie eher selten...

Viele Grüße und frohe Weihnachten gehabt zu haben
Andreas
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#6
Zitat:andreas42 postete
Zitat:Das bezieht sich jetzt auf jede Methode, die "nur" auf die 10kHz-Empfindlichkeit abstellt, oder nur auf die auch für die TG1000 beschriebene Verfahrens der z.B. 4dB nach dem Maximum?
Ehrlich gesagt verstehe ich die Frage nicht ganz. Das für die TG1000 beschriebene Verfahren (4 dB nach Maximum) ist die Delta-S10-Methode.
Zitat:Wie läßt sich vom Ergebnis her der Unterschied dieser Methode gegenüber der Methode, auf Pegelgleichheit bei z.B. 12,5kHz beschreiben?
Letzlich geht es darum, dass die Bias-Einstellung eigentlich nicht dazu benutzt werden sollte, den Frequenzgang gerade zu biegen, da sie auch andere Parameter beeinflusst, die man nicht so einfach korrigieren kann wie den Frequenzgang: (Höhen-)Aussteuerbarkeit, Klirrfaktor bei Bezugspegel, Modulationsrauschen. Deinen persönlichen Lieblingskompromiss kannst Du Dir entweder tagelang herausmessen, oder den Liebligskompromiss des Herstellers nach der Delta-S10-Methode einstellen.
Wenn Dir aber der Gerätehersteller die Freiheit einer regelbaren Aufsprechentzerrung nicht lässt, wirst Du wahrscheinlich den Bias-Trimmer als Höhenregler benutzen und damit einen glatten Frequenzgang herstellen wollen. Das beschreibt Dein Service-Manual: Pegelgleichheit bei 1 kHz und 12.5 kHz herbeiführen, und zwar 20 dB unter Bezugspegel.
Bewertung: Mir ist ein glatter Frequenzgang wichtiger als die übrigen Qualitätsparameter, also stelle ich ihn mit dem Bias ein, wenn ich keine andere Möglichkeit habe.
Also führt die im 1000-SM beschrieben Methode zu einem anderen Ergebnis als die aus 1020-SM. Sehe ich das recht, daß die "1020"-Methode (Pegelgleicheit bei 1kHz und z.B. 12,5kHz bei -20dB) zu einer höhenreicheren Aufnahme führt als die "1000"-Methode, die Du als Delta-S10-Methode bezeichnest? Und der Nachteil ist wohl u.a. ein höherer Klirrfaktor?
Diese Delta-S10-Methode würde ich auch gerne mal ausprobieren, verstehe aber nicht, wie ich diesen Stellung des Trimmer ermitteln soll: Je nachdem, ob ich den Trimmer vom Pegelmaximum nach links oder rechts drehe, sinkt der Pegel - aber es ist ja nicht gleich, ob ich nach links oder rechts drehe, in einer Richtung nimmt die Kapazität zu, in der anderen ab. Im Gegensatz zu Trimmpotis gibt es bei Trimm-C´s ja auch keinen Links- oder Rechtsanschlag, an dem man sich orientieren könnte (also z.B. vom Linksanschlag aus das Maximum finden und darüber hinaus bis z.B. 10dB).

Zitat:
Zitat:Es gibt aber doch nur eine Einstellmöglichkeit und die Einstellung des Trimmers vairriert doch in jedem Fall von Band zu Band - und wenn man nicht nur eine einzige Bandsorte verwendet, dann hat man doch ohnehin ein vermutlich viel größeres Problem ...
Und ebenfalls ja: Wenn man eine andere Bandsorte auflegt, muss man den Bias neu einstellen. Natürlich kann es sein, dass sich zwei Sorten ähnlich genug sind, dass man sie mit der gleichen Einstellung betreiben kann, auch das ist wieder eine Frage der persönlichen Ansprüche. Im Studio wurde mindestens auf jede neue Produktionscharge der gleichen Bandsorte neu eingemessen.
Wie wohl die meisten habe ich früher viele unterschiedliche Bandsorten verwendet und mir über BIAS und so (auch mangels weitergehender Kenntnisse) keine Gedanken gemacht. Eigentlich muß ich jetzt sagen: Das hatte ja mit HiFi und so nichts mehr zu tun, entweder verwendet man nur noch eine Bandsorte oder benutzt TB-Geräte nur zum Spielen und archiviert Musik nur doch digital.

Zitat:Am anschaulichsten ist es, wenn Du das selbst ausprobierst: Nimm mal bei drei verschiedenen Bias-Stellungen (Linksanschlag, Mitte, Rechtsanschlag) einen Frequenzgang auf und vergleiche die Ergebnisse. Du wirst dann sehr deutlich sehen, welchen Einfluss Du nehmen kannst und mit welcher Art von Abweichung Du leben musst.
Leider gibt es bei Trimm-C´s keinen Anschlag ...
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#7
Zitat:Oldman postete
..... Leider gibt es bei Trimm-C´s keinen Anschlag ...
Jedoch haben sie wie im Kundendienstmanual genannt ein Kapazitätsminimum, dies ist dann erreicht wenn die Platten herausgedreht sind.

Das läßt sich durch Betrachten auf die transparenten Isolierscheiben der Platten beim Drehen gut erkennen.

Den Basispegel würde ich jedoch nicht versuchen in dieser Stellung einzustellen, sondern in Mittelstellung, also Platten halb eingefahren.

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

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#8
Zitat:Gyrator postete
Zitat:Oldman postete
..... Leider gibt es bei Trimm-C´s keinen Anschlag ...
Jedoch haben sie wie im Kundendienstmanual genannt ein Kapazitätsminimum, dies ist dann erreicht wenn die Platten herausgedreht sind.
Das läßt sich durch Betrachten auf die transparenten Isolierscheiben der Platten beim Drehen gut erkennen.Thomas
Ich muß gestehen, daß ich damit "schon immer" meine Probs hatte. Zur Klarstellung: Rausgedreht (also geringste Kapazität) haben sie, wenn sozusagen in der oberen und unteren Hälfte etwas zu sehen ist, und reingedreht mit der größten Kapazität sind sie, wenn eine Hälfte transparent ist?

Zitat:Den Basispegel würde ich jedoch nicht versuchen in dieser Stellung einzustellen, sondern in Mittelstellung, also Platten halb eingefahren.
Thomas
:-)) Lustig. Im SM wird eine andere Einstellung genannt (jedenfalls nicht halb). Naja, ist letztlich ja auch egal, den Aufsprechpegel muß man ohnehin noch einmal korrigieren.

mfg, Oldman
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#9
Zitat:Oldman postete
.... Ich muß gestehen, daß ich damit "schon immer" meine Probs hatte. Zur Klarstellung: Rausgedreht (also geringste Kapazität) haben sie, wenn sozusagen in der oberen und unteren Hälfte etwas zu sehen ist, und reingedreht mit der größten Kapazität sind sie, wenn eine Hälfte transparent ist?
So ist es!


Zitat:Oldman postete
Zitat:Den Basispegel würde ich jedoch nicht versuchen in dieser Stellung einzustellen, sondern in Mittelstellung, also Platten halb eingefahren.
Thomas
Lustig. Im SM wird eine andere Einstellung genannt (jedenfalls nicht halb). Naja, ist letztlich ja auch egal, den Aufsprechpegel muß man ohnehin noch einmal korrigieren.

mfg, Oldman
Das kann ja jeder halten wie er möchte, ist ja nun ehr egal, da nach Deiner Angabe die Braun nun wieder okay ist.

Also ist sie korrekt justiert auf Klirrminimum und hat einen Übertragungsbereich der die Vorgaben nach Kundendienstmanual einhält.

Den Raimund hast Du ja schon über das private Braun-Forum kennengelernt, einen besseren Vertreter für diese Geräte wirst Du nicht finden.
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

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#10
Hallo Oldman,

Zitat:Sehe ich das recht, daß die "1020"-Methode (Pegelgleicheit bei 1kHz und z.B. 12,5kHz bei -20dB) zu einer höhenreicheren Aufnahme führt als die "1000"-Methode, die Du als Delta-S10-Methode bezeichnest? Und der Nachteil ist wohl u.a. ein höherer Klirrfaktor?
das kann so sein, muss aber nicht. Bei welchem Arbeitspunkt Du mit der "1020"-Methode landest hängt davon ab, wie die Aufnahmeentzerrung Deines speziellen Gerätes "zufällig" aussieht. Möglicherweise kommst Du eben auch beim gleichen Bias-Strom raus, der sich nach der Delta-S10-Methode ergeben hätte. Das ist allerdings schwierig vorauszusagen. Umgekehrt kann die "1000"-Methode kann zufällig auch Pegelgleichheit bei 1 kHz und 12,5 kHz ergeben. Ob das tatsächliche Ergebnis aber in Richtung "höhenbetont" oder "hohenarm" davon abweicht, weiß man vorher nicht - wegen der Aufnahmeentzerrung, siehe oben.

Der Unterschied ist eher, welche Größe man mit der Einstellung optimiert: Pegelgleichheit 1/12,5 (also glatter Frequenzgang) oder andere Bandparameter (z.B. Klirrfaktor). Der jeweils andere Aspekt wird dann wahrscheinlich nicht optimal eingestellt sein, aber auch nicht meilenweit entfernt. Schließlich hielt es der Hersteller ja für vertretbar, die Aufnahmeentzerrung ohne Justiermöglichkeit zu bauen, weil die gewählte feste Einstellung gut genug für viele (oder auch alle) Anwendungen ist.

Deswegen ist meine persönliche Vorliebe, den Frequenzgang mit dem Bias-Regler glatt zu machen, wenn man keinen Einfluss auf die Aufnahmeentzerrung hat, und den empfohlenen laut Bandhersteller mit Delta-S10 zu benutzen, wenn man an der Entzerrung drehen kann.

In der Praxis wird der Unterschied wohl relativ gering sein, so dass beide Varianten zu akzeptablen Werten führen. Beide sind immerhin quasiamtlich in Serviceanleitungen festgelegt (in zwei verschiedenen Versionen der AS5000-Anleitung habe ich auch beide Methoden beschrieben gesehen), obwohl sich die Gerätekonzepte nicht nennenswert unterscheiden.

Es bleibt Dir letztlich selbst überlassen, welchen Weg Du gehst. Die Zusammenhänge kennst Du nun, und meine persönliche Vorliebe ebenfalls Smile

Zitat:Trimm-C´s
Oh, da war ich auf dem falschen Dampfer, weil zu sehr auf die kleine ASC fixiert und ohne Erfahrung an der Braun-Maschine. Die Trimmkondensatoren stehen mir an den beiden großen ASCs noch bevor...

Zitat:Also ist sie korrekt justiert auf Klirrminimum und hat einen Übertragungsbereich der die Vorgaben nach Kundendienstmanual einhält.
Ich habe noch nicht alle Beträge der letzten Tage nachgelesen - falls also mein Geschreibe inzwischen überflüssig geworden ist, bitte ich um Verzeihung für die Verunsicherung...

Ein frohes neues Jahr und viel Spaß an der Maschine!
Andreas
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