Entzerrung und Pegel bei älterem Kassettenrekorder
#1
Liebe Gemeinde,

gleichsam als Nebenprodukt meiner Bandmaschinen-Sammellust befindet sich bei mir auch ein älterer Marantz-Kassettenrekorder, der im Jahr 1977 produziert wurde. Beim Einmessen mittels BASF-Messcassette läßt sich in Bandwahlschalter-Position CR kein vernünftiger Frequenzgang einstellen, obwohl die Messcassette der CR-Kategorie angehört. Schon ab 5kHz stellt sich ein drastischer Absturz des Pegels ein. Wählt man hingegen die Bandsorte "Normal" geht es einigermaßen. Die Einstellung auf FeCR wiederum bringt keine wesentlichen Unterschiede zu CR. Die Messcassette gibt als Entzerrrungs-Zeitkonstanten 70+3180uS an und entspricht der Norm IEC 94 bzw. DIN 45513 Blatt 7.

Frage nun:

Hat sich gegenüber dem Produktionsjahr des Rekorders die Norm geändert? Oder hat es seine Richtigkeit, die CR-Cassette für die Einmessung auf Bandsorte "Normal" laufen zu lassen (wieso?)?

Nächste Frage:

Die mir vorliegenden Serviceunterlagen des Rekorders schweigen sich über den Bezugspegel aus. Meines Wissens waren für Rekorder anfangs 160 nWb/m üblich, später wurde der Pegel aber erhöht. Meine Messcassette hat 250 nWb/m. Von welchem Pegel kann für einen Rekorder mit Dolby B von 1977 üblicherweise ausgegangen werden (vielleicht die Dolby-typischen 200 nWb/m?)?

Besten Dank für "zweckdienliche Hinweise"!

Gruß
Gerd
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#2
Ach so,

nachzutragen wäre vielleicht noch der Aufdruck auf dem BASF-Beiblatt:

Entzerrung 70 + 3180 uS
IEC/DIN HiFi (Cr) 4.76/3.81
Calibration Tape New Standard
(letztere Worte sind in Form eines rot bedruckten Aufklebers über den deutschen Schriftzug "Bezugsband" geklebt, und zwar offenbar herstellerseitig)

Das war's.

Gerd
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#3
Lieber Gerd,

soweit mich meine aktuell erreichbaren Unterlagen (das ändert sich in absehbarer Zeit durchaus dramatisch) nicht trügen, ist die von dir angesprochene Norm für Cr-Band (70 + 3180 µs) zunächst seit Juli 1972 gültig. Im März 1973 bog man das zu 70 + 1590 µs um, kehrte aber schon nach wenigen Monaten (8.1974) zu 70 + 3180 µs zurück. Im Januar 1977 änderte man die Bezugsfrequenz von den bis dahin üblichen 333 Hz auf 315 Hz. Die von dir angesprochene HiFi-Cr-Version (4.74) erschien seitens der BASF zum ersten Male im November 1974 auf dem Markt und wies einen Maximalfluss von 250 pWb/mm auf.
Dolby B erwartete zur Vermeidung der cassettenüblichen Sättigungen eine auf 200 pWb/mm zurückgenommene Aussteuerung, die oft durch eine DOLBY-Marke im Aussteuerungsmesser signalisiert wurde. Das erste DOLBY-Testcassettchen erschien im Mai 1975 auf dem Markt und blieb im Bestand immer gleich (400 Hz, 200 nWb/mm). Der DOLBY-Pegel jedoch kann deine Probleme nicht erklären.

Dass dein Cassettenrecorder zunächst ohne DOLBY tadellos arbeiten muss und Frequenzgangmessungen über Band beim Cassettenrecorder keinesfalls über -26 dB VA vorgenommen werden sollen, weißt du, weil dies aus deinen speziellen Fragen hervorgeht.

So bleibt nur ein Schaden am Bezugsband oder ein Schaden am Tonkopf (notfalls Elektronik) oder schlicht mangelhafte Einmessung (Spalt, VM), wenn der Betrieb schon ohne DOLBY nicht hinzubiegen ist. Tritt das Problem jedoch allein bei DOLBY-Betrieb auf, liegt dies u. U. an einer nicht identischen Ansteuerung des DOLBY-Prozessors bei Aufnahme und Wiedergabe oder auch an einer bei Band und Recorder inkompatiblen Spurpositionierung, was aufgrund der großzügigen Tonkopffertigung bei Cassettenrecordern leider recht häufig ist. Auch dann wird der Dolbyprozessor bei Aufnahme und Wiedergabe nicht (bzw. erst nach Korrektur) mit identischen Pegeln angesteuert.

Einen fast despektierlichen und mir aufgrund der recht niedrigen 5-kHz-Grenze durch den Kopf gehenden Hinweis wirst du mir verzeihen: Dein BASF-Bezugsband ist natürlich nicht dolbysiert.

Hans-Joachim
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#4
Schönen Dank einstweilen für Deine Antwort, Hans-Joachim!

Aus der von Dir mitgeteilten Normen-Geschichte schließe ich zunächst einmal, dass meine Messcassette, die übrigens an zwei zum Vergleich herangezogenen Rekordern neuerer Bauart korrekte Ergebnisse bringt, für den Marantz in Bandwahlposition CR "passen" sollte. Da dessen Azimuth stimmt(Lissajous-Figur wies einen Winkel von 45-60 Grad auf), wird es wohl an der Elektronik oder tatsächlich an der Spurpositionierung liegen.

Ich finde meine Vermutung hinsichtlich des Bezugspegels für Dolby-Rekorder bestätigt.

Der Hinweis auf die mögliche Dolbysierung des Testbandes wird verziehen....

Gruß
Gerd
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