Tonköpfe einstellen
#1
Hallole,

vielleicht liegt es an mir, aber ich habe nichts wirklich Brauchbares gefunden, daher frage ich mal (nein, ich bin kein blutiger Anfänger, ich habe schon vor 35 Jahren getonbandelt, aber mit Kopfeinstellung mußte ich mich noch nie befassen):

Kann mir jemand einmal nachvollziehbar erklären, wie ich ohne Justierlehre (und ohne Meßband) aber unter Verwendung von Skop und Signalgenerator den Aufnahmekopf einer Bandmaschine einstellen kann?
Konkret: Ich habe hier eine TG 1020, deren Aufnahmekopf nicht richtig eingestellt war/ist. Der Wiedergabekopf scheint o.k. zu sein - Fremdaufnahmen klingen so, wie sie sein sollten.
Die Taumelplatte ist mit drei Schrauben nebst Federn befestigt: Eine vordere und eine hintere mittig, also in der Tonkopfachse, und eine hinten links. Ich nehme an, daß dies bei anderen Maschinen ähnlich ist. Eigentlich müßte ich ja an allen drei Schrauben gleichzeitig drehen ... wie soll da eine saubere Einstellung möglich sein?

Mit den mittig angebrachten Schrauben wird die Höhe und die Kopfneigung nach vorne/hinten/Senkrechtstellung eingestellt - soviel konnte ich dem SM entnehmen und das leuchtet auch ein. Laut SM soll dies mit einer Lehre geschehen, die ich aber natürlich nicht habe und so sehr ich auch löten und am Mopped herumschrauben kann - so etwas mit der nötigen Akuratesse herzustellen übersteigt meine Fähigkeiten und Werkzeuge, zumal ich die für die richtige Höheneinstellung erforderlichen Masse nicht habe.

Also ist meine erste Frage: Wie stelle ich die Höhe und Senkrechtstellung des Aufnahmekopfes ohne Lehre allein mit Skop und Signalgenerator (bei unterstellt korrekt eingestelltem Widergabekopf) ein?
Und dazu: Diese im SM vorgesehene optische Einstellung der Höhe und Senkrechtstellung kann doch nie so genau sein, wie eine mittels elektrischen Messungen erfolgte. Oder etwa doch? Oder ist etwa diese Einstellung überhaupt nicht sooooooo kritisch, wie es den Anschein hat, d.h. kommt es hier auf ein paar 1/100 mm mehr oder weniger überhaupt nicht an?

Die zweite Frage ist: Was ist mit der Schraube hinten links?
Laut SM soll damit unter Aufzeichnung eines entsprechenden Signals die optimale Einstellung gefunden werden. Nicht beschrieben ist indes, ob dies Stereo oder Mono erfolgen soll, und überhaupt .... Diese Schraube beeinflußt doch sowohl die Senkrechtstellung als auch etwas die Höhe und vor allem die Parallelität des Kopfes zum Band (bzw. zum Wiedergabekopf) - letzteres wird, wenn ich das richtig verstehe, als Azimut bezeichnet. Denn wenn ich an der Taumelplatte _hinten_ links ziehe oder drücke, dann verändere ich doch nicht nur die Parallelität zum Band (wie wenn diese Schraube links exakt in der Mitte zwischen den beiden mittigen Schrauben liegen würde) (Azimut) sondern auch alles andere. Wie sollte ich also zu Beginn des Ganzen die Höhe und Senkrechtstellung des Kopfes ohne eine definierte Ausgangsstellung dieser dritten Schraube hinten links einstellen können? Je nach Stellung dieser dritten Schraube steht der Kopf doch irgendwie "schräg". D.h. drehe ich die Schraube herein, wird diese Ecke der Taumpelplatte hochgezogen. Dadurch kippt der Spalt oben etwas nach rechts und nach vorne. Beim Herausdrehen dieser dritten Schraube drückt es diese Ecke der Taumelplatte dagegen nach unten und somit wandert der Spalt oben etwas nach hinten und nach links. Das SM schweigt natürlich dazu, aber ich verstehe es schlicht nicht. Ich könnte es noch verstehen, wenn diese Schraube links genau zwischen den beiden mittigen Schrauben liegen würde (denn dann würde ein daran Drehen nur den Azimut verändern, so wie es bei den Cassettenrecordern, die ja meist nur eine verstellbare Schraube haben, der Fall ist) und nach erster optischer "Geradeeinstellung" der Kopf nacheinander in jeder dieser drei Richtungen so lange auf Signalmaximum eingestellt wird, bis es nichts mehr zu verbessern gibt. So aber ...

In der Hoffnung auf Erleuchtung grüßt

Oldman
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#2
Hallo Oldman,

da sich hier keiner von den Spezis meldet, will ich es kurz versuchen und nur grob darauf eingehen.

Bei einem Viertelspurgerät benötigt man zur genauen Kopfhöheneinstellung ein spezielles Justierband mit Zwischenspuraufzeichnung.
Aber es geht auch optisch, indem man ein Klarsichtband abspielt und mittels Lupe die Kopfhöhe so justiert das das Kernpaket für den linken Kanal (oben) gerade mit der Bandkante abschließt, bzw. etwa 1/10mm über dem Band herausschaut.
Hierbei sind wechselseitige Einstellungen an allen drei Schrauben erforderlich, da sie sich gegenseitig beeinflussen.
Die Kopfsenkrechtstellung (vorn/hinten) kann man mittels kleinem rechtem Winkel überprüfen, soweit man dafür Platz und Anlagepunkte (parallel zum Chassis) findet.
Anderenfalls kann man sich auch am vorbeilaufenden Band orientieren und durch seitliches Schauen auf Parallelität (Lichtspaltmethode) zum Band justieren.
Ist die Höhe (Spurlage) der Köpfe justiert, stellt man mittels Bezugs-, Justier-, oder Band mit guter Eigenaufnahme den Azimutwinkel des Wiedergabekopfes mit der seitlichen Justierschraube auf beste Höhenwiedergabe ein (bei Stereoaufnahme auf beste Räumlichkeit).
Anschließend startet man eine Musik- Aufnahme und justiert während dieser den Azimut des Aufnahmekopfes (Zeitverzögerung beachten) an der seitlichen Justierschraube bei gleichzeitiger Wiedergabe (Überbandjustage).
Nach dieser Grobeinstellung sollte die Kopfhöhe nochmals überprüft und ggf. nachjustiert werden.
Die Azimuteinstellung beider Köpfe muß dann natürlich ebenfalls wiederholt werden.
Bei höheren Ansprüchen an die Genauigkeit ist ein Bezugsband oder Justierband mit Frequenz zur Azimutjustage notwendig.
Hierbei kann mittels Millivoltmeter auf Pegelmaximum oder mittels Zweikanal- Oszi eine Grobjustierung bei z.B. 1kHz und eine Feinjustierung bei etwa 10...18kHz nach der Phasenfehlermethode erfolgen.
Der Aufnahmekopf wird wie gehabt bei eingespeistem Sinussignal ebenfalls vor und anschließend feineingestellt.
Das Oszi verbleibt dabei immer am Wiedergabeverstärkerausgang.
Es gibt natürlich noch andere bewährte Einstellmethoden, je nach Anspruch und vorhandenem Equipment.
In den vergangenen Jahren wurde auch dieses Thema bei den Grundlagen hier schon viel und breit diskutiert, so das man über die Suche sicher noch ein paar hilfreiche Beiträge findet.

Gruß

Bernd
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#3
Zitat:capstan postete
Bei einem Viertelspurgerät benötigt man zur genauen Kopfhöheneinstellung ein spezielles Justierband mit Zwischenspuraufzeichnung.
Mir geht es nur um den Aufnahmekopf, der Wiedergabekopf scheint mir o.k. zu sein, den rühre ich nicht an.
Und da der Aufnahmekopf immer zur Einstellung des Wiedergabekopfes passen soll, sollte es doch eine Einstellmöglichkeit unter dessen Verwendung geben ... also "elektrisch" ...

Zitat:Aber es geht auch optisch, indem man ein Klarsichtband abspielt und mittels Lupe die Kopfhöhe so justiert das das Kernpaket für den linken Kanal (oben) gerade mit der Bandkante abschließt, bzw. etwa 1/10mm über dem Band herausschaut.
Jetzt müßte ich wissen, was das Kernpaket ist und woran ich es erkenne. O.k., ich nehme an, damit ist der Kern der Aufnahmespule gemeint, aber wie erkenne ich ihn von außen?

Zitat:Hierbei sind wechselseitige Einstellungen an allen drei Schrauben erforderlich, da sie sich gegenseitig beeinflussen.
Genau das ist das Problem. Vor allem die Azimutschraube, die ja die ganze Taumelplatte "schräg" stellt.

Zitat:Die Kopfsenkrechtstellung (vorn/hinten) kann man mittels kleinem rechtem Winkel überprüfen, soweit man dafür Platz und Anlagepunkte (parallel zum Chassis) findet.
Anderenfalls kann man sich auch am vorbeilaufenden Band orientieren und durch seitliches Schauen auf Parallelität (Lichtspaltmethode) zum Band justieren.
Klingt in der Theorie gut, aber wie soll das bei diesen Geräten möglich sein? Platz für einen Winkel ist nicht und wenn das Band läuft kann ich nicht zwischen Band und Kopf schauen.

Da muß es doch eine "einfachere" Methode unter Nutzung von Signalgenerator und Skop geben!

Zitat:Ist die Höhe (Spurlage) der Köpfe justiert, stellt man mittels Bezugs-, Justier-, oder Band mit guter Eigenaufnahme den Azimutwinkel des Wiedergabekopfes mit der seitlichen Justierschraube auf beste Höhenwiedergabe ein (bei Stereoaufnahme auf beste Räumlichkeit).
O.k., _das_ kenne ich von Cassettenrecordern her, da gibt es ja meist nur diese eine Schraube. Wenn die Höheneinstellung und Senkrechteinstellung stimmt dürfte das kein Problem mehr sein. Aber an dem Punkt hänge ich noch ...

Zitat:Hierbei kann mittels Millivoltmeter auf Pegelmaximum oder mittels Zweikanal- Oszi eine Grobjustierung bei z.B. 1kHz und eine Feinjustierung bei etwa 10...18kHz nach der Phasenfehlermethode erfolgen.
Hier würde ich Dich gerne um detailliertere Erklärungen bitten. Wird das mit einer Stereoaufnahme gemacht (nehme ich an, warum sonst ein 2K-Skop)? Was bedeutet "Phasenfehlermethode"?

Zitat:Es gibt natürlich noch andere bewährte Einstellmethoden, je nach Anspruch und vorhandenem Equipment.
Ich will alles wissen! ;-)

Zitat:In den vergangenen Jahren wurde auch dieses Thema bei den Grundlagen hier schon viel und breit diskutiert, so das man über die Suche sicher noch ein paar hilfreiche Beiträge findet.
Das Problem bei der Suche ist, die richtigen Suchbegriffe zu verwenden. Selbst mit "Azimut" habe ich keine wirklich verwertbare Anleitung gefunden. Das ist keine Beschwerde, nur eine Erklärung, warum ich frage.
Darf ich als Newbie einen Vorschlag machen? Könnten nicht die Profis diese Einstellung in einem dauerhaften und entsprechend betitelten Beitrag/Fred als Referenz umfassend erklären, ähnlich wie die Beschreibung des "Läppens"?

mfg, Oldman
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#4
Oskar am Ausgang der Bandmaschine anschließen.

Linker Kanal ans Y-Plattenpaar, rechter Kanal ans X-Plattenpaar, Oszilloskop umstellen auf "Horizontal extern" einstellen (Nur noch einen kleinen Punkt in der Mitte des Schirms ist sichtbar, kein Strich mehr. Sicherstellen, daß für beide Ablenkungen der gleiche Ablenkungsfaktor eingestellt ist. Sonst funktioniert es nicht!

Mono-Sinussignal mittels Y-Kabel verteilt gleichzeitig an beide Stereokanäle einspeisen in der Maschine. Gutes Band auflegen, Aufnahme starten.

Gaaaaaaanz wichtig! Man kann es nicht oft genug sagen!

Mit einer niedrigen Frequenz anfangen! 500 Hz eignet sich hierfür sehr gut.
Frequenz aufnehmen und per Hinterband gleichzeitig wiedergeben. Hierbei Oskarschirm betrachten. Azimuthschraube so lange verdrehen, bis sich ein gerader Strich von LINKS UNTEN nach RECHTS OBEN gebildet hat. Dann Frequenz gleichmäßig erhöhen, z.B. dann 1 kHz, 3 kHz, 5 kHz, 7 kHz, 9 kHz.

Hierbei immer aufmerksam den Schirm beachten. Der Strich weitet sich bei höherer Frequenz immer etwas weiter aus (bei korrekt eingestelltem Azimuth), darf aber NIE die Form einer erkennbaren Ellipse in Richtung Kreis überschreiten. Sollte bei ansteigender Frequenz die Ellips zum Kreis und dann wieder zur Ellipse und anschließend zum Strich von Links oben nach rechts unten führen, so ist der Azimuth total verstellt. Bei 10 kHz solltest Du unter 45 Grad Phasenfehler bleiben (Ellipse 1:2).

Für weitere technische Hintergründe hier bitte nochmal hier andere Leute oder mich fragen, dann kann ich aus meiner Diplomarbeit was rauskopieren, oder die Suche benutzen.

Viel Spaß!

Liebe Grüße
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#5
Zitat:Zelluloid postete
Oskar am Ausgang der Bandmaschine anschließen.
Linker Kanal ans Y-Plattenpaar, rechter Kanal ans X-Plattenpaar, Oszilloskop umstellen auf "Horizontal extern" einstellen (Nur noch einen kleinen Punkt in der Mitte des Schirms ist sichtbar, kein Strich mehr. Sicherstellen, daß für beide Ablenkungen der gleiche Ablenkungsfaktor eingestellt ist. Sonst funktioniert es nicht!
Mono-Sinussignal mittels Y-Kabel verteilt gleichzeitig an beide Stereokanäle einspeisen in der Maschine. Gutes Band auflegen, Aufnahme starten.
Das ist doch nichts anderes, als Phasengleichheit einzustellen, oder? Das geht am einfachsten mit einem Laptop/PC und Scope (2-Kanal),, in der normalen 2K-Einstellung sind die Kurven probelmlos deckungsgleich zu bekommen, da stört das Herumgeeiere der Pegel und ungleiche Pegel wie in der XY-Ansicht auch nicht weiter.

Zitat:Gaaaaaaanz wichtig! Man kann es nicht oft genug sagen!
Was?

Zitat:Mit einer niedrigen Frequenz anfangen! 500 Hz eignet sich hierfür sehr gut.
Frequenz aufnehmen und per Hinterband gleichzeitig wiedergeben. Hierbei Oskarschirm betrachten. Azimuthschraube so lange verdrehen, bis sich ein gerader Strich von LINKS UNTEN nach RECHTS OBEN gebildet hat. Dann Frequenz gleichmäßig erhöhen, z.B. dann 1 kHz, 3 kHz, 5 kHz, 7 kHz, 9 kHz.
Hierbei immer aufmerksam den Schirm beachten. Der Strich weitet sich bei höherer Frequenz immer etwas weiter aus (bei korrekt eingestelltem Azimuth),
Das wollte ich gerade fragen: Wenn ich bei ca. 1 kHz Phasengleichheit einstelle, dann tritt bei 10 kHz und mehr eine leichte Phasenverschiebung auf. Warum? Übrigens auch, wenn ich bei 9,5 cm/s einstelle und dann bei 19 cm/s überprüfe.

Zitat:Bei 10 kHz solltest Du unter 45 Grad Phasenfehler bleiben (Ellipse 1:2).
Weit darunter, würde ich sagen. Also muß diese Einstellung bei niedrigeren Frequenzen erfolgen, weil bei höheren Frequenzen -warum auch immer - eine Phasenverschiebung eintritt, die nichts mit dem Azimuth zu tun hat und somit eine korrekte Azimuth-Einstellung verhindert?

Aber: Die Azimuteinstellung ist nicht das Problem. Das bekomme ich auch gut gehrömäßig hin - wirklich: Eine höhenreiche CD-Aufnahme und ich konnte den Azimuth nahezu perfekt allein nach dem Gehör einstellen. Klar, immer Hinter-/Vorband vergleichen, Kanal 1 mit 2 und Stereo vergleichen, aber das geht ja bei der TG 1020 gut.
Mein wirkliches Problem ist, wie ich die Höhe und Parallelität des Aufnahmekopfes ohne Lehre u.ä., allein elektrisch-meßtechnisch, hinbekomme. Ich habe es jetzt zwar geschafft, durch Peilen über Wiedergabe- und Aufnahmekopf letzteren parallel zu stellen, aber das war langwierig und unsicher und m.E. Gemurkse. Pi mal Daumen, Augenmaß ... (siehe TG1020-Problem-Fred)

Zitat:Für weitere technische Hintergründe hier bitte nochmal hier andere Leute oder mich fragen, dann kann ich aus meiner Diplomarbeit was rauskopieren, oder die Suche benutzen.
Welches Thema hat Deine Diplomarbeit?

mfg, Oldman
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