"Deutsches Rundfunkorchester 1940"
#1
...steht auf einem Band, daß ich mitsamt zwei Bandmaschinen und anderem, deutlich jüngerem Bandmaterial, von einem gesetzten Herren erhalten habe, der es wiederum von seinem Vater hat.

Das 18er Band steckt in einer alten Scotchhülle, was aber noch nicht viel sagen muß.
Aber beim Herausnehmen flatterte mir direkt das (grüne) Vorspannband lose entgegen; der Kleber hatte seine Funktion völlig eingebüßt.
Das Gleiche passierte mir mit dem Abspannband (weiß).

Auf dem Band selbst befand sich Schlager-und Tanzmusik der zwanziger und dreißiger Jahre, sofern ich das einschätzen kann.
So ála: "Kein Schwein ruft mich an...!" und anderen Sachen, die ich Rockgeschädigter erst einmal für Swing gehalten hätte.
Aber das war 1940 Negermusik und deshalb eher unwahrscheinlich.
Erst fand ich die Musik nur lustig, aber dann gefiel mir und vor allem meiner Frau die Sache wirklich sehr gut.
Man merkt, daß solche "U"-Sachen damals doch mit viel Aufwand und Einsatz produziert wurden.


Der Ton allerdings war sehr dumpf.
Erst als ich das Band mit der Rückseite über den Tonkopf hab laufen lassen, kams dann klanglich ordentlich rüber.

Wie alt kann so was sein?
Tatsächlich eine zeitgenössische Aufnahme?

Ab wann wurde eigentlich auf diesen, später und bis zum Schluß ja sehr verbreiteten Standardbändern aufgezeichnet?
Bert
Zitieren
#2
Lieber Hubert,

woher, dein Band stammt, weiß ich natürlich nicht zu sagen. Was ich aber angesichts der Programmbeschreibungen ziemlich sicher annehme, ist die nicht ganz korrekte Wiedergabe des Namens des Instrumentalensembles. Hinter ihm vermute ich nämlich das "Deutsche Tanz- und Unterhaltungsorchester", das auf eine Initiative des ansonsten nicht gerade kulturpolitisch bedeutungsvoll hervorgetretenen Jagdfliegers Werner Mölders zurückging. Er beklagte sich bei dem U-Musik-Komponisten und -Arrangeur Franz Grothe darüber, dass ein vernünftiges Jazz-Ensemble deutscher Zunge nicht existiere, er also Fremdsender anhören müsse.

Grothe verstand es über die Reichsmusikkammer, einen jener berühmten Befehle der Chefetage (nicht der Musikkammer) zu erwirken, über den 1940/1941 die besten, in Deutschland überhaupt greifbaren, einschlägig befähigten Musiker zusammengeholt und von besten U-Musik-Kapellmeistern für Aufnahmen des Rundfunks gedrillt wurden. Über die Jahre kamen infolge der 'deutschen Rückgriffe auf fremde Länder' auch Musiker anderer Nationen (Holländer, Belgier, Franzosen) hinzu, die praktisch ausnahmslos nach dem Kriege für die Wiederbelebung der europäischen U-Musikszene sorgten. In Deutschland waren dies z. B. Gerhard Haentzschel, Ralph Benatzky, Charlotte Baerenz, Willy Berking, Willi Stech und Barnabas von Geczy, die ausahmslos mit dem DTU verbunden waren.

Bis etwa 1943 'tagte' das immer um 38 Mann starke DTU in Berlin, wurde dann aber wegen zunehmend bleihaltiger Luft ebendort nach Prag ausgelagert, wo man unter anderem auch stereofon (!) aufnahm, wovon aber dem Vernehmen nach nichts erhalten blieb. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein 2001 oder 2002 auf der Interradio in Hannover nach den USA (Canton, Michigan, nahe Detroit) verkauftes Bandkonvolut eindeutig originaler RRG-Herkunft (Magnetbandlabor der RRG, ab Spätherbst 1944 im Prämonstratenserkloster Speinshart, Oberpfalz) wenigstens ein RRG-Stereoband des DTU enthielt (77 cm/s, 6,5 mm breit), doch ist aufgrund des Todes des Besitzers vor einigen Jahren (bevor ich seiner habhaft werden konnte) auch dieses Relikt inzwischen den Weg allen Fleisches gegangen. Die Erinnerungen beteiligter Musiker an jene Stereoaufnahmen (mit K7!) werden daher sicher die einzigen Belege dafür bleiben, dass man sich rrg-seitig auch mit U-Musik-Versuchsproduktionen in hochwertiger stereofoner Technik befasste.

Im Jahre 2005 wurde Axel Jockwer in Konstanz mit einer musikwissenschaftlichen Dissertation zu Geschichte und kulturpolitischem Umfeld des DTU zum Dr. phil. promoviert. Diese Arbeit, die eine Fülle von Material zu diesem Ensemble zusammenträgt und das politische Begleittheater vielfältig und anhand einer ganzen Reihe von Dokumenten beschreibt, steht noch heute im Internet:

http://kops.ub.uni-konstanz.de/volltexte...ockwer.pdf

Die heute gängige Sicht auf die bemerkenswert merkwürdige und inkonsistente Kulturpolitik der NSDAP-Gliederungen (man kann dazu auch allerhand bei Walter Kempowski, wenn auch romanhaft verbrämt, nachlesen) ist mehr als nur schief und eigentlich nur von Unkenntnis und Vorurteilen belastet, die auch von den Nachgeborenen offenbar nur deshalb aufrecht erhalten werden, weil dann die Beschäftigung mit dem ganzen Kram unterbleiben kann.

Dazu hingegen den des Naziosmus völlig unverdächtigen Sebastian Haffner zu lesen, bewährt sich nicht wenig, denn als "preußischer Jude", als den er sich selbst bezeichnete, mahnt er regelmäßig dazu, dieses "Theater" (so mein Wort) eben genau nicht als solches zu sehen, sondern als faktische Realität, die um einiges komplizierter war als das kulturlose Geschrei ihrer Protagonisten, das durch das Magnetband auch uns noch angsteinflößend ins Ohr dringt.

Dein Band gibt in Kopie die in Legion erhaltenen und in einer längeren Reihe von CDs publizierten Aufnahmen wieder.


Hans-Joachim
Zitieren
#3
Danke für Deine ausführliche Antwort, Hans-Joachim.

Es scheint wohl so zu sein, wie Du schrubst.
Die Musik ist jedenfalls, geschmackliche Präferenzen mal außen vor, gut arrangiert und abgemischt.
Darüber hinaus auch für einen Stones- und Marleyfan über eine ganze Bandlänge angenehm zu hören.
Irgendwie schade, daß diese Art eigentlich nur noch auf ideologisch senilen Sendern wie "WDR4" bei uns zu hören ist. Da natürlich immer nur in Verbindung mit anderem "Hopsassa" und "Trallala" zwischendurch, was diese Musik wirklich nicht verdient hat.

Interessieren würde mich jetzt aber noch das tatsächliche Alter meines Bandes.
Die Beschichtung auf der Rückseite läßt ja schon auf ein etwas älteres Exemplar schließen.
Bert
Zitieren
#4
@Bert:

Kannst du etwas über Spurlage und Bandgeschwindigkeit der erstellten Aufnahmen mitteilen ? Du schreibst, es wäre Standardband. Nun, auf einer 18er-Spule ist ja die Spielzeit recht kurz, zumal, wenn es sich um eine Aufnahme mit 19cm/s handeln sollte.

Das "umgedrehte" Band lässt zumindest darauf schliessen, dass die Aufnahmen mit einer Studiomaschine gemacht wurden.

Zu den Aufnahmen selbst kann ich keine Erkenntnisse beisteuern, da hat Hans-Joachim wohl schon das Wesentliche beigetragen.

Gruß
Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
Zitieren
#5
Hallo Thomas,

es ist die Crux mit zwei Wohnsitzen, daß sich das Benötigte immer in der anderen Wohnung befindet; egal, wo man sich gerade aufhält.

Jetzt erst mal aus dem Gedächtnis:
9,5 cm/s Geschwindigkeit (sicher), Breite sollte 1/4" Zoll sein.
Lief ja auf meiner N4520.

Die Titulierung könnte bei längerem Nachdenken auch "Reichsrundfunkorchester" geheißen haben. Da muß ich am WE nochmal nachsehen.


Ab wann konnte der finanziell entsprechend ausgestattete deutsche Bürger denn solche Aufnahmen in dieser Konstellation machen?
Bert
Zitieren
#6
Zitat:PhonoMax postete
Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein 2001 oder 2002 auf der Interradio in Hannover nach den USA (Canton, Michigan, nahe Detroit) verkauftes Bandkonvolut eindeutig originaler RRG-Herkunft (Magnetbandlabor der RRG, ab Spätherbst 1944 im Prämonstratenserkloster Speinshart, Oberpfalz) wenigstens ein RRG-Stereoband des DTU enthielt (77 cm/s, 6,5 mm breit), doch ist aufgrund des Todes des Besitzers vor einigen Jahren (bevor ich seiner habhaft werden konnte) auch dieses Relikt inzwischen den Weg allen Fleisches gegangen.
Lieber Hans-Joachim,

:oah: das klingt ja in der Tat nach einer wenn nicht sensationellen, dann doch spannenden Aufnahme (auch wenn das DTU schon nach zeitgenössischen Maßstäben musikalisch nicht gerade der Oberkracher ist) - Du bist sicher, daß das Konvolut vernichtet ist? Schade...

Michael
Zitieren
#7
Hallo Bert,

so ein Band ist mir auch aus einer Kiste aus der E-Bucht zugeflattert.
"Reichsrundfunkorchester" oder so ähnlich wurde vom Radiomoderator kommentiert. Das war aber bei meinem Band mit Sicherheit eine Radioaufnahme aus den 70er Jahren. Da haben die alte Platten gespielt. Mein Band läuft ca. 45 Minuten mit den Aufnahmen.
Dieses Orchester hat wohl auch zu Propagandazwecken und politischen Provokationen gespielt. Bekannte amerikanische Titel wurden mit deutschen Propaganda Texten versehen.
So habe ich die Aufnahmen verstanden.

Immerhin eine rare Aufnahme unter all den "Konsumaufnahmen".

Grüße,
Wolfram
Zitieren
#8
Zitat:Tonband Paule postete
Dieses Orchester hat wohl auch zu Propagandazwecken und politischen Provokationen gespielt. Bekannte amerikanische Titel wurden mit deutschen Propaganda Texten versehen.
Das klingt nach der berüchtigten Formation "Charlie and his Orchestra", von der hier im Forum (glaub ich) irgendwo schon ausführlicher die Rede war...
(War ein anderer Verein als das DTU.)

Michael
Zitieren
#9
Ja, das Konvolut ist defintiv weg. Da waren noch andere Dinge dabei, die über die Nebentätigkeiten des Magnetbandlabors Auskunft geben und heute in den USA bei Klu-Klux-Klan und ähnlichem Gelichter kursieren, während das kulturell bedeutende Material keine Liebhaber fand und in der bereits abstürzenden Wirtschaftssituation der Umgebung Detroits nur noch in den Müll gehen konnte.
Der ursprüngliche, waschecht bayerische Besitzer aus den Speinsharter Landen hatte sehr enge Verbindungen zum AFN, Grafenwöhr (da ist wohl heute noch was...) und verfügte zudem über eine Aufnahme von Elvis Presley, die dieser in seiner Zeit als Wehrpflichtiger innerhalb bunzrepublikanischer Grenzen mit dem AFN erstellt hatte, die aber weder dort noch sonst irgendwo (mehr) existierte. Sie ging, auf einer frühen Revox der 36er-Serie mitgenommen, ans Presley-Archiv in Memphis, Tenn. Nicht gerade kostenfrei.


Um offen und ehrlich zu sein: In den berüchtigten 1000 Jahren erschien die "Reichsrundfunkgesellschaft", die sich etwa 1925 konstituiert hatte, nicht mehr als offizieller Name jener Propagandainstitution. Sie bezeichnete sich stattdessen als "Großdeutscher Rundfunk". Der oben gehandelte Name wird dadurch nicht eben wahrscheinlicher. Ein "Rundfunkorchester" war damals selbstverständlich ein Ensemble, das sich zu 'höherem' berufen fühlte, also Beethoven, Wagner oder vor allem Franz Liszt vor der Veröffentlichung der Frontlage oder zur Vorführung des Hf-Magnetofons musizieren durfte.

Der 1939 meines Wissens (ich bin an sich Kirchenmusiker...) kriegsbedingt aufgelöste (die Musiker wurden schlicht eingezogen) Vorgänger des DTU war die "Goldene Sieben", so zumindest nannte sich dieses Studioensemble. Ansonsten entstammen die kulturellen Bereinigungen ("Negermusik") bereits der Zeit vor 1933, denn schon 1930 -so las ich- waren 'sarrazinische' (Sarazenus = der Morgenländer) Aktivitäten im Gange, die auch bei uns ja wieder regelmäßiger Unterstützer finden, selbst wenn der Terminus "Leitkultur" von Prof. Bassam Tibi, Göttingen stammen soll.


Ehe ich aus der Haut fahre, zum Band oben:
Ein "zeitgenössischer" Ursprung (also frühe 1940er Jahre) ist wegen der Involvierung von Scotch und der Bandgeschwindigkeit 9,5 cm/s vollkommen ausgeschlossen.
Bis 1950 waren praktisch keine Amateurgeräte auf dem Markt, der professionelle Betrieb nahm zunächst (K4, K7, K8/T8 ohne die Umbauten Amandus Kellers) nur mit 77 cm/s (!) und auf den tragbaren Tonschreibern mit sowas 19 cm/s auf. Auf die an sich notwendigerweise zu erwähnenden Details gehe ich nicht ein, da die hier nicht interessierende Abklärung vom thematischen Problem wegführte. Die amerikanisch bereinigten Bandgeschwindigkeiten kamen grosso modo ab der T9 verbindlich, gleichzeitig mit den 10-cm-Wickelkernen, den 38,1 cm/s und den hierzulande bis dahin noch nicht verbindlich gewesenen 6,25 mm breiten Bändern und der Bandbreitenerweiterung auf 15 kHz. Man plante damals in den noch überschaubaren professionellen Zirkeln, die notwendigen Umstellungen schleichend und nicht per Stichtag durchzuführen.


Scotch nahm die Bandfertigung zwar 1947 auf, soll dem Vernehmen nach aber zunächst nur Bänder auf Papierbasis (Typen 100 und 101) geliefert haben. "Soll" deshalb, weil ich ein derartiges Band nie gesehen habe. Papierbänder kenne ich (abgesehen von Erwähnungen des Assistenten von Eduard Schüller, Hans Westpfahl, zu den Pfleumerschen Typen nur aus den frühen 1930ern) aus eigener Anschauung nur aus Österreich, wo die Kollegen Inschenöre Niedenhuber & Welzl aus Wien, Schwarzenbergplatz sich noch in den 1950ern über längere Zeit mit diesem Verfahren befassten ("NIWE, das österreichische Qualitätserzeugnis"). Ein erster Bandtyp von 3M auf Kunststoffbasis (Polyester) erschien dann etwa 1951 (102). Offenbar hat 3M mit Polyester aber so seine Probleme gehabt, denn die folgende Generation (A 111), die Willi Studer für seine A27 (einer 38-er-Bandmaschine) vorgesehen hatte und dem Schweizer Radio empfahl, war dann nämlich wieder auf Acetatfolie aufgebaut.

9,5 cm/s sind in Deutschland bei Grundig und Ihle ab etwa 1952, sicher ab 1953 erhältlich. Wann hierzulande Scotch-Bandmaterial erstmalig wirklich zur Vefügung stand, weiß ich nicht, vermute aber aufgrund des damals üblichen Systems fester Wechselkurse (der Dollar war im Gefolge von Bretton Woods 1944 ab 1946 und in den 1950ern und auch noch 1960ern deutlich zu hoch bewertet -da und nicht bei Ludwig Erhard lag der Ursprung des "Wirtschaftswunders"!), dass dieses Band in Deutschland überaus teuer und damit für meinen Vater oder sonst einen Interessenten an der frühen, amateurüblichen Magnetbandaufnahme kaum interessant war. In meinem väterlich ab 1952 begründeten Bandarchiv finden sich daher Scotch-Materialien erst sehr vereinzelt ab meiner Zeit (also ab etwa 1971/72: flexible Wechselkurse und G36HS...).

In der ersten Auflage der PhonoRex-Bedienungsanleitung spricht Fritz Lösche von der Firma Ihle, Marktschorgast nur von BASF-, Agfa- und Genoton-Bändern. Bruno Woelke, nahe wohnender Freund und Ideengeber Max Ihles hatte nachweislich in der frühesten amerikanischen Magnetbandzeit (1947) direkten Kontakt mit amerikanischen Bandgeräteproduzenten (R. H. Ranger von Rangertone), was auch bei Ihles nicht unbeachtet geblieben sein wird. Auch die beiden weiteren Bedienungsanweisungsauflagen aus der Grundmühle im Tal der Schorgast (1953 und 1955) erwähnen Bänder amerikanischer Herkunft noch immer nicht.

Auch von dieser Seite her spricht damit allerhand für einen vergleichsweise 'neuen' Ursprung der Aufnahmen. Die Situation sähe lediglich dann anders aus, wenn man seitens der Vorbesitzer direktere Beziehungen beisspielsweise zum AFN belegen könnte. Dann aber verwunderte wieder das gespeicherte Programm, denn derjenige Interessent der 1950er, der sich solcher unmittelbaren Beziehungen zum Ursprung 'wahrhaften Swings' rühmen konnte, gäbe sich dann eher nicht mit germanisch angehauchten Surrogaten ab.

Ich würde versuchen, die auf dem Band gespeicherten Titel zu ermitteln, um deren Publikationsgeschichte herauszufinden. Ansonsten kann man durch Abklärung der Bandeigenschaften, Geruchsproben und was sonst so alles geeignet erscheinen mag, den Bandtyp bestimmen (sollte er denn wirklich Scotch sein), um dann einen terminus post quem zur Hand zu haben, da ein Band vor seiner Markteinführung schwerlich verwendet worden sein dürfte ...

Hans-Joachim
Zitieren
#10
Zitat:PhonoMax postete
[...]
während das kulturell bedeutende Material keine Liebhaber fand und in der bereits abstürzenden Wirtschaftssituation der Umgebung Detroits nur noch in den Müll gehen konnte.
Ts ts ts :undnun: gut, daß man da drüben (nix für ungut) keinen Sinn dafür hatte, finde ich jetzt nicht restlos überraschend. Allerdings frage ich mich a) wer hier in Europa jahrzehntelang geschlafen hat, statt die Sachen in Sicherheit (Museum, Staatsbibliothek o.ä.) zu bringen - und b) ob evtl. noch anderswo in privater Obhut Schätzchen dieser Art schlummern - die spätestens dann nicht mehr abspielbar sein werden, wenn sich die Bänder zersetzen. (Zum Glück stellte sich ja bei der Aktion mit den RRG-Stereo-Bändern im SFB heraus, daß das alte Material die Jahrzehnte verhältnismäßig gut überstanden hatte. Wenn man es allerdings nicht findet...)

Michael
Zitieren
#11
Zitat:PhonoMax postete
Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein 2001 oder 2002 auf der Interradio in Hannover nach den USA (Canton, Michigan, nahe Detroit) verkauftes Bandkonvolut eindeutig originaler RRG-Herkunft (...)
Da wird sowas gehandelt?
Das ist doch eher ein lokaler Funkflohmarkt. Ich weis garnicht ob es diese Veranstalltung noch gibt. Wird ja nur in Amateurfunk Kreisen bekanntgemacht und ich habe keine entsprechenden Empfänger mehr. Ist da wirklich jemand hingekommen und hat eine Kiste mit original RRG Bändern auf den Flohmarkttisch gestellt? Das kann ich mir kaum vorstellen.
Zitieren
#12
Zitat:mk1967 postete
und b) ob evtl. noch anderswo in privater Obhut Schätzchen dieser Art schlummern
Sie schlummern mit Sicherheit noch hier oder da. Und sie werden weiter schlummern.
Und zwar weil
1. Der Besitzer es ja besitzen will.
2. Selbst wenn ein Besitzer es veräussern wollen würde, wo hin sollte er seine Sachen geben?
Er weis ja nicht ob sie in gute Hände kommen und das wäre mir am wichtigsten wenn ich sowas hätte.
3. Ein öffentlicher Verkauf ist sehr problematisch, weil du z.B. Tonbänder nur gelöscht verkaufen darfst. Du kannst also soetwas nur unter der Hand weitergeben oder anbieten. Das wird schwierig...
Zitieren
#13
Die geringe Wertschätzung solcher Sachen hat in Deutschland viel mit dem derzeit preferierten und öffentlich verordneten Glauben zu tun, daß alles zwischen 1933 und 1945 grundsätzlich schlecht zu sein habe.
Hat mich, da ich in jedweder Hinsicht kein gläubiger Mensch bin, aber noch nie interessiert.

Mal eine andere Sache zu dem Thema:
Den "guten Ton" habe ich erst durch Wenden des Bandmaterials erhalten.
Es ist wohl die Rückseite beschichtet.
Diskussionen gibt es ja hier zuhauf.
Aber wie muß ich mir das praktisch vorstellen? Waren früher die Köpfe an den Bandmaschinen anders (rückseitig) angeordnet oder war das Aufnahmeverfahren darauf ausgelegt, durch das Trägermaterial zu magnetisieren?

Und wenn Letzteres, schadet es dem Band (oder den Köpfen heutiger Maschinen), wenn ich es gewendet abspiele?

Ab wann gabs denn die bis heute übliche Konstellation im Consumer-Bereich?
Bert
Zitieren
#14
Huubat:

einer der "beliebtesten" Magnetband-Reklamationsgründe bei BASF war "verdrehtes Band": so was passierte Unerfahrenen gern beim Einlegen des Bandes bei ungenügender Sichtkontrolle. Ich würde mich nicht wundern, wenn Du irgendwo mitten im Band den "Wendepunkt" entdecken würdest - allerdings kann auch das ganze Band verkehrt herum auf- bzw. umgespult sein.

Hans-Joachim:

"Großdeutscher Rundfunk" nannte sich das Ding m.E. nur in den Ansagen; mein spätestes RRG-Dokument vom 20.02.1944 (i.A. gez. Dr. Weber) hat noch eindeutig den Briefkopf "Reichs-Rundfunk G.M.B.H.", wie ja auch die erst mit der Oktober-Ausgabe 1944 eingestellte hauseigene Zeitschrift "Reichsrundfunk" hieß. Dies nur zur Präzisierung.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
Zitieren
#15
Bert, such mal nach "internationaler" und "deutscher Schichtlage".

In meinen Kindertagen hatte ich auch ein "Scotch-Wendeband" mit einem "Wendepunkt" wie von Friedrich beschrieben. Da ging einmal beim Umspulen was drunter und drüber, wurde so gewickelt und weggestellt. Da von diesem Band eigentlich immer nur die Hälfte gehört wurde, dauerte es ein paar Jahre, bis wieder zum Wendepunkt vorgedrungen wurde.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
Zitieren
#16
Mit deinem Einwand, lieber Friedrich, habe ich gerechnet, denn er ist nur zu berechtigt. Auch ich kenne natürlich die Schaltzeichnugnen in den Braunbuchblättern, die ja mit "Reichs-Rundfunk GmbH - Zentralleitung Technik" unterschrieben sind. Weil ich den Einwand befürchtete, habe ich mit mir gerungen, ob ich das oben nicht auch noch hineinschreiben sollte, unterließ das dann aber.
Du wirst mir den Mut zu dieser Lücke nachsehen, weil unsere Schussrichtung zugunsten einer unzweifelhaft später als "zeitgenössisch" entstandenen Kopie auf jeden Fall aus dieser Zeit hinausweist.

Die Entstehungsgeschichte der in der Diskussion stehenden Aufnahme wird dem entsprechen, was Tonband-Paule beitrug.


Zu Michaels Anmerkung:
Das Problem ist weniger Europa (die Holländer haben kürzlich ein schönes Museum in Eindhoven aufgezogen), sondern primär die begrenzte Kulturversessenheit in unserem glorreichen Merkelanien, bei dem sich alles 'lohnen' muss (für wen, fragt man, denn alles hat vorgeblich und mit Sinn -Hans-W.- seinen preis, aber nichts einen Wert).
Wir haben etwas in Adlershof herumstehen, und auch Dr. Joseph Hoppe in Berlin hätte viel. Aber eben keine Bereitschaft unserer Gemeinwesenverwaltung, dafür auch wirtschaftlich einzustehen. Frage mal den Kollegen Leitmeyr vom Deutschen Museum in München, wie es ihm bei den Etatverhandlungen ergeht.
Wie das mit der Pflege der Historie bei den öffentlich-rechtlichen Ans-talten ist, weißt du wahrscheinlich aus eigener Anschauung besser als wir. Ich fürchte mal, dass unser blau-gelbes (-geldes??), zu kulturpoltischen Berufungen nicht primär neigendes Außenpolitiksurgestein nicht einmal weiß, wer sein medienhistorisch bedeutsamer, Königswinterer Landsmann (und Schicksalsgenosse) Eduard Rhein überhaupt war. Trotz einer Gedenktafel an dessen Geburtshaus, denn er (der vater von Mecki, jeder Menge Trivialromanen, "technsicher Tausendsassa", hervorragender Geiger und eben auch interessanter Konstrukteur) starb 1992 in Cannes.

Man erzähle mir bitte nicht, dass diese Volkswirtschaft, die Gott und der Welt international über einen Leistungsbilanzüberschuss gewaltigsten, nämlich weltwirtschaftgefährdenden (!!) Ausmaßes (mit China und Japan) kreditiert, für die Auseinandersetzung mit der Medienhistorie keinen Zaster zur Hand hätte. Wenn man natürlich den Binnenkonsum ( = Grundumsatz dieser Volkswirtschaft) ddr-like und aggressiv herunterfährt (das hat unsere Havemann-Kntrolleuse ud DDR-Politikerin perfekt gelernt), ist die Binnenwirtschaft dramatisch unterfinanziert, was nicht folgenlos bleiben kann.

Matthias' Frage lässt sich dahingehend simpel beantworten, dass die Verhökerung auf der Interradio wohl eher zufälliger Natur war, außerdem von jeder Menge anderer Hartwaren (studeranischen und dolbyesken Ursprungs) begleitet war. Es waren dies Teile einer Art bayerischer Speicherräumung, die eben auch nicht ganz unkritisches Bandmaterial enthielt; ich deutete das oben an. Das dürfte wohl ein kleiner Container geworden sein, der danach den Atlantik Richtung Midwest querte. Der verkäufer neigte ansonsten eher kriminellen Praktiken als einer gehobenen Sachkenntnis zu. Wie er, der heute einsitzt, an die Adresse des amerikanischen Interessenten (deutscher Herkunft) kam, ist nicht bekannt.

Huberts Ergänzung möchte ich insofern meinerseits kommentieren, dass mein nicht zuletzt universell kulturpolitisches Interesse schlichterdings nichts für so etwas wie "Reichsjägermeister", "Gröfaze" oder dergleichen Getier übrig hat, das Leben in der damaligen Zeit, das nebenbei auch mein Vater als prominenter Eisenbahner und meine gesamte deutschsprachige Verwandtschaft in unterschiedlicher Nähe zur 'nomenklatura' absolvierte (da war zwischen Bekennender Kirche/20. Juli und Systemstütze alles dabei), aber ziemlich universelles Ziel meiner historischen Neugier ist. Denn die Bürgerschaft lebte in diesem gleichgeschalteten Mainstream ja viefältig und unter "bemerkenswert merkwürdigen" Umständen regelrecht alltäglich 'weiter' (Haffners Hinweis), was sich mit Hilfe der erhaltenen Medien (auch) in meinen Fachgebieten als Organist, Kirchenmusiker/Musikologe (Beschleunigung der Orgelbewegung, Pepping, Distler, Hindemith, Borris, Straube, Ramin, Högner, Ander-Donath in Dresden, Ev. Kirchengesangbuch etc.) sehr lebendig nachzeichnen lässt und lange vor meinen Tagen hienieden auch in meine Familie hineinragte.
Im Gefolge der Diskussionen mit meinem Vater Ende der 1960er Jahre kann ich im heutigen politischen und pressepraktischen Mainstream nurmehr graduelle Unterschiede zu damals ausmachen, vom Prinzip ist die Gleichschaltung im Mainstream heute identisch. Mein Vater versuchte mir seine Verwirkung in den gedanklichen Mainstream damals, dem er sich nicht entziehen konnte, verständlich zu machen, ohne diesen terminus technicus zu verwenden, was mir als 16-/17-Jährigem allerdings nicht einging. Ich begriff das erst Jahrzehnte später. Beim mir dauert eben alles lang. Andernorts dauert die Erkenntnisgewinnung aber offenbar noch länger.

ZU Huberts Frage nach der Schichtlage:
Die professionelle, sprich: rundfunkbestimmte Tontechnik in Deutschland bedient sich seit Beginn der Nutzung magnetischer Speicherung der außen liegenden Nutzschicht, was nach Friedrichs Erkenntnissen einem Zufall zu verdanken ist: Eine sehr frühe Tonbandgeneration noch der Gleichstromvormagnetisierungszeit wickelte 'Schicht außen' signifikant besser, weshalb man von Stund' an dabei blieb. Auch wenn die ersten Bandgeräte in den USA ebenfalls Schicht außen gebaut waren, stieg man danach systematisch auf 'Schicht innen' um, was im Amateurgerätebau international praktisch von Anfang an üblich war.

Wie die Schmetterlingsköpfe waren auch die Bandgeräte mit Kopfanordnung für 'Schicht außen' ein deutscher Sonderweg, der im Wesentlichen auf Deutschland und die angrenzenden Länder beschrännkt, die sich denselben Vorstellungen und Traditionen verpflichtet fühl[t]en.


Hans-Joachim
Zitieren
#17
So, kleine Korrektur,
die Beschriftung des Bandes lautet:

Reichsrundfunk
Tanzorchester
1940
(Berking)

Das Band ist nicht in sich gedreht, sondern war durchgängig mit der Magnetschicht nach außen gewickelt.
Bert
Zitieren
#18
Lieber Hubert,

soeben vom Besuch beim Vater der A77 zurückgekehrt lese nun ich deine Präzisierung.

Willy Berking (1920-1979) gehörte zu den prominenten Arrangeuren für das DTUO und dürfte den Verein gelegentlich auch geleitet haben. Noch Hans-Joachim Kulenkampff konnte für die früheren EWG-Sendungen ja bekanntlich noch auf Berkings Erfahrungen bin der Leitung von Bigbands zurückgreifen, da dieser seit 1946 beim Hessischen Rundfunk als Leiter der "Tanzkapelle" verpflichtet worden war.

1940 jedoch bestand das DTUO definitiv noch nicht, weil der Anschub erst 1941 erfolgte (siehe oben), und der definitiv erste Auftritt des DTUO noch bis April 1942 auf sich warten ließ. Genaueres kann man in Jockwers Text auf S. 494 ff nachlesen.


Die "Goldene Sieben" als Rundfunktanzkapelle war seit 1939 aufgelöst. Dafür jedoch gab es, in der Regel aber wohl unerreichbar für deutsche Hörer innerhalb der fremdsprachigen Programme der RRG, die zur NS-Zeit erheblich ausgeweitet wporden waren, eine Sendung "Germany Calling", die musikalisch von "Charlie and his Orchestra" untermalt wurde. Dieses Orchester, das eine interessante Besetzungsliste aufweist, nahm -soweit ich weiß- seine Arbeit spätestens mit Kriegsbeginn auf, war aber kein Deutsches Rundfunkorchester, weil seine Darbietungen nur auf der Auslandspropagandaschiene zu hören waren. Willy Berking gehörte als Posaunist "Charlie's orchestra" an. Zur Geschichte dieses Orchesters siehe Jockwer, S. 528 ff und Wikipedia ("Charlie and his Orchestera").

In deinem Falle müsste also die Korrektheit der Angabe "1940" überprüft und der gespielte Titel ermittelt werden. Dann ließe sich sagen, aus welchem Repertoire er stammt, und wo derlei erklungen sein kann. Weiterhin kann man dann die Quelle deiner Aufnahme ermitteln, denn ihren Ursprung in der Kopie einer Platte, einer CD oder einer Rundfunksendung glaube ich oben ausreichend überzeugend (da von mehreren Seiten konsistent erfolgend) dargelegt zu haben.

Ein Originalband kann dein Band ja nicht sein, weshalb ich auch die abweichende Schichtlage eher als Zufall, denn als Folge einer Wiedergabe durch eine deutsche Rundfunkanstalt ansehe, zumal in diesem Falle Vor- und Nachspann deutlich anders aussähen.

Hans-Joachim
Zitieren
#19
Immerhin habe ich was erfahren.
Danke für Deine Ausführungen, Hans-Joachim.

Was die Musik angeht muß ich passen.
Ich hab das Band rauf und runtergehört, aber ich kenne davon nicht einen Titel.
Da die Melodien aber doch sehr eingängig und gut arrangiert sind, gehe ich doch davon aus, daß sie zu ihrer Zeit bekannt gewesen sein müssen.
Nach "B-Single" hört sich das alles nicht an.

Wirklich schade, daß da so ein großer Bereich in der deutschen Musik aus dem Bewußtsein der Bevölkerung völlig verschwunden ist.
Ich werde aber nachhaken.
Da muß es ja auch noch mehr geben.
Bert
Zitieren
#20
Nun habe ich am Wochenende mal mein Band komplett durchgehört.
Es ist eine Vorstellung/Rückblick auf "Charlie and his Orchestra", mit sehr gutem Kommentar. Laufzeit doch knapp 60 Minuten, leider kein Radiosender benannt. Die Sendung/Aufnahme stammt aus nach 1988! Darauf kann aus der Moderation geschlossen werden.
Die Liedtexte sind aus heutiger Sicht sehr weit entfernt von "political correctness", logischerweise übelste NS Propaganda. Die Musik ist gut, naja geklaut von den Engländern und den USA.

Bei Berts Band glaube ich sehr an einen ähnlichen Radiomitschnitt, dafür sprechen zuviele Fakten, die Spurlage außen kann ja tatsächlich von einem Tonbandanwender mit solchem Gerät stammen. Wobei ich selbst auch schon einige aus den Kartons gezogen habe die einfach falsch gespult waren (manchmal mit dem Umkehrfalz irgendwo im Wickel).

Grüße,
Wolfram
Zitieren
#21
Lieber Hubert,

ein solches Dilemma ist der Regelfall, weshalb man den Versuch machen müsste/sollte/könnte, an Fachleute heranzutreten, was über Internetforen/Usenetgruppen oder Einzelpersonen erfolgen kann. Mich hätte es eher gewundert, wenn du auch nur einen Titel aus dem Stegreif hättest identifizieren können.

Ich hatte einen solchen Fall innerhalb der Sammlung von Dokumenten zur Geschichte der analogen Speicherung auf Magnetband eines unserer Forenmitglieder, wo ein Stück, aufgenommen auf den Nachkommen eines -heute leider verlorenen- Papierbandes Pfleumerscher Beschaffenheit, seitens der Bandgeräteentwickler des Kabelwerk Oberspree von einer Schallplatte mit Hilfe eines Gleichstrommagnetofons der frühen Zeit (1932/33) kopiert worden war. Dieser Titel ließ sich in einigen Anläufen identifizieren, wofür auch ARD-Redakteure beschäftigt wurden. Die korrekte Zuweisung, die auch gleichzeitig eine recht genaue Datierung ermöglichte, wurde dann allerdings nicht durch diese Fachleute, sondern einen Experten der Liebhaberszene soweit möglich, dass ich die heute sehr seltene Originalplatte suchen und chließlich erwerben konnte. Ein genauer Vergleich belegte die Identität.

In einem zweiten Fall (Aufnahme der IG Farben, Ludwigshafen vom 27. April 1935 im Nationaltheater Mannheim) war ich bislang nicht so erfolgreich, obgleich das entsprechende Stück dem klassischen, mir also sehr viel vertrauteren Genre zugehört und ich zusätzlich den musizierten Satz stilistisch recht gut zuordnen kann. Trotzdem weiß ich bis heute nicht, woher diese (etwas schräge) Bearbeitung stammt.

Wenn du wirklich wissen willst, worum es sich bei deinen Stücken handelt, solltest du "Charlie's Orchestra" nachgehen, gegebenenfalls Axel Jockwer ein Mail mit wunschentsprechendem MP3-Anhang zukommen lassen, auf jeden Fall aber in die deutschsprachige Schellackszene einsteigen.

In deinem speziellen Problemfall wäre weiterhin zu versuchen, den Hinweis auf Willy Berking genauer zu verifizieren: Wurden gegebenenfalls mehrere Stücke aufgenommen, die auffällige Posaunensoli enthalten, oder fehlen Posaunensoli vollkommen? Sollten mehrere Soli nachzuweisen sein, so würde dies bedeuten, dass sich der Protokollhinweis auf Berking als Instrumentalisten bezieht. Das Ensemble wäre dann Karl Schwedlers Laden ("Charlie") Tauchen sie hingegen selten oder gar nicht auf, dürfte er wenigstens teilweise als Leiter des Ensembles fungieren, was gewisse Zweifel an der Datierung rechtfertigen könnte, wenn es sich beim Orchester um das DTUO handelte.

Schließlich wären Analysen der Besetzung bzw. Besetzungen und der klanglichen Beschaffenheit des Aufnahmeortes durchaus hilfreich, um die Herkunft näher eingrenzen zu können.

Auf dieser Seite

http://blog.wfmu.org/freeform/2005/03/ch...d_his.html

entdeckte ich nicht weniger als 22 weitere Titel, die du in deine Vergleichsrecherche einbeziehen könntest, einmal abgesehen davon, dass man über Wikipedia auch noch allerhand erfahren kann, was einem Wege zur weiterführenden recherche weist.

Ich besitze einige wenige Aufnahmekopien von "Charlie and his Orchstra", dem Ensemble Lutz Templin (= "Charlie and his Orchestra") und schließlich "Bruno and his Swinging Tigers", hinter denen sich aber wiederum niemand anderes verbergen soll als der besagte "Charlie".


Hans-Joachim
Zitieren
#22
Hans-Joachim,

seit etwa 20 Jahren versuche (auch) ich, den Komponisten des am 27.4.1935 in Mannheim aufgenommenen "Sonatensatzes für Violoncello und Klavier" - so mein Arbeitstitel - ausfindig zu machen. Nachdem weder vom Mannheimer Orchester noch aus einem einschlägigen Berliner Museum ein "Heureka!" erschollen ist, nehme ich "hilfweise" an, dass es sich um eine kompositorische Eigenleistung der Interpreten handelt - nach meinen Stilgefühl ist das Stück stilistisch zwischen Frühbarock und Beethoven angesiedelt (dass so etwas geht: siehe das gar nicht einmal so üble Bratschenkonzert, angeblich von einem Bachsohn, tatsächlich aber von einem Bruder des bekannten Pianisten Robert Casadesus, wenn ich mich recht erinnere ... sogar ein Konzertmeister der Berliner Philharmoniker hat es öffentlich gespielt ... das war aber nicht Leon Spierer!)

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
Zitieren
#23
Hallo an alle "Bandforscher",

soeben beim Stöbern gefunden und deswegen hier angehängt:
[Bild: Heft_8_Seite_781.jpg]
Quelle: Funkschau Heft Nr. 8/1974
Viele Grüße Klaus
Zitieren
#24
Hallo Fans!
Zum Thema "Charlie and his Orchestra":
Diese Zusammenstellung spielte musikalisch auf sehr hohem Niveau. Sie ist jazz-/swinghistorisch durchaus interessant.
Von diesen Aufnahmen wurden einige wenige auf Schellackplatte geprägt. In geringster Auflage. Daher sind diese Platten extrem rar und werden entsprechend hoch gehandelt.
Einen Teil der Aufnahmen konnte man mal auf CD erwerben. Allerdings ist mir zZ keine Quelle mehr bekannt.

Gruß Martin
Zitieren
#25
Hallo,

die allseits bekannte Bucht hält gerade ein paar Angebote bereit...

Gruß
Ralf
Zitieren
#26
... und in dem Kölner Vinyl-Laden Black Diamond Records hab ich heute noch (beim Stöbern nach Gil Evans und Elvin Jones) drei Vinyl-Editionen gesehen

Michael
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste