Schallplatten selbst machen
#1
Durch einen Hinweis in meiner Hörzeitschrift für Blinde, kam ich auf diese Seite:

http://www.vinylrecorder.com

Kostet zwar etwas Geld aber interessant ist es schon.

Unabhängig von der Möglichkeit der Schallplattenaufnahme könnten die, dazu notwendigen Rohlinge für Reparaturen an Plattenspielern nützlich sein.
Da sie im Rohzustand keine Rille haben, lassen sie sich vielleicht zum Einstellen der Antiskatingeinrichtung verwenden.
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#2
Hallo snzgl,

manchmal findet man auf Flohmärkten für kleines Geld Demo- oder Promo-Maxisingles, die nur auf der A-Seite bespielt sind.

Die B-Seite ist dann ohne Rillen. Meist befindet sich dann auf dem Label der Hinweis: Bitte wenden, diese Seite ist nicht abspielbar!

Falls die Maxi-Single ohne Höhenschlag ist, kann man damit ebenfalls die
Antiskatingeinrichtung einstellen.

Gruß Bernd

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#3
wie geht antiskating einstellen mit einer Platte ohne jegliche Rille ?

Fragende Grüße

Peter
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#4
Mit Rille kann man die Antiskatingkraft nicht einstellen, da die Nadel den Tonarm in der Rille führt und somit radial festhält.

Wenn der Tonarm jedoch auf jedem beliebigen Durchmesser einer Platte ohne Rille in der "Spur" bleibt, dann ist Skatingkraft gleich Antiskatingkraft.

Gruß

Bernd
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#5
ich hab die gängigen Varianten der antiskating Einstellung eigentlich alle gelesen und auch ausprobiert - dachte ich zumindest bis jetzt.

Von dieser Methode habe ich aber noch nie was gehört. Noch eine ganz dumme Frage dazu: Die Platte dreht sich dabei ?

Grüße

Peter
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#6
Natürlich muss sich die Platte drehen.

Ich gehöre jetzt nich zu den Vinylfreunden und Kennern, aber die Skatingkraft ensteht durch Reibung der Nadel an den Rillenflanken. Der Arm wird mit einer Kraft x in bestimmte Richtungen gezogen.
Da die Reibungskräfte ohne Rille andere sind, ist die Methode mit der „Rillenlosen“ Platte auch nichts Hundertprozentiges.

Gruß Ulrich
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#7
Moin, moin.

Nicht ganz richtig. Die "Skating"-Kraft hat nichts mit Rillen zu tun.
In der Physik kennen wir sie als Coreoliskraft. Wenn etwas festes an einer drehenden Scheibe "schleift", hat das feste das Bestreben nach innen zu wandern, bzw in die Richtung in die sich die Steigung der Tangente bei Umlauf verändert.
Diesen Effekt hat ein Herr Coreolis entdeckt. Die Kraft ist immer zur Achse der drehenden Scheibe gerichtet. Weil das so ist, braucht ein Plattenspieler also eine Kraft, die dagegen gerichtet ist.
Diese Gegenkraft lässt sich logischerweise mit einer glatten Scheibe am besten einstellen, da man hier genau sieht, wann sich beide Kräfte gegeneinander aufheben. Jede Rille, o.ä. würde eine eine dritte Kraft ins Spiel bringen.

Sorry für meine "bäuerliche" Formulierung. Es kann auch sein, daß der Name Coreolis etwas anders geschrieben wird.

Professionelle Testplatten haben dafür auch einen glatten Teil.

Das Beispiel im Unterricht war dann auch typischerweise der Plattenspieler, "den wir ja alle kennen". Ob´s heute auch noch so ist?

Viele Grüße, Arnulf.
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#8
Nein, tut mir leid.
Die Corioliskraft hat nichts damit zu tun. Sie ist eine Schein bzw. Trägheitskraft.
Du meinst bestimmt die Kugel auf dem drehenden Plattenteller die scheinbar in einer Kreisbahn nach außen driftet.
Scheinbar weil es vom Beobachter, mitdrehend im rotierendem System oder Außerhalb, abhängt ob diese Kreisbahn gesehen wird oder nicht.

Das hat absolut nichts mit der Skatingkraft zu tun.

Die Nadel wird durch Reibungskräfte mit der Platte nach “vorne" gezogen.
Da Tonarme aber gekröpft bzw. gebogen sind wird diese Kraft am Drehpunkt des Armes “umgelenkt" und der Tonarm nach innen bewegt.

Die Einstelung der Antiskatingkraft ist von der Auflagekraft und auch von der Nadelform (Nadelschliff) abhängig.

Gruß Ulrich
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#9
Ich hab da mal im Kuchling nachgeguckt.

Die zäumen das etwas von der anderen Seite auf.

Coriolis-Kraft:

Bewegt sich in einem rotierenden Bezugssystem ein Körper radial nach innen oder außen, so ändert sich seine Bahngeschwindigkeit. Er erfährt somit eine Tangentialbeschleunigung, deren Ursache die Coriolis-Kraft ist.

Andersrum gesagt. Der Tonarm steht fest. Die Reibung hängt natürlich von der Masse (Auflagekraft) ab. Weil die "Kugel" aber am Tonarm fest ist (und der Weg mit der drehenden Scheibe nicht zurückgelegt wird), hat der Körper das Bestreben nach innen zu wandern, da die Winkelgeschwindigkeit der Platte außen größer, als innen ist. Er kann in diesem Fall ja nicht den Kreisbogen vollführen.

Wiederum Entschuldigung für die Formulierung meinerseits, aber nach meinen Schulunterlagen werde ich nicht suchen, obwohl mein Lehrer eine verständlichere Art hatte, solche Lehrbuch-Definitionen zu beschreiben.

Also im Prinzip, genau, was du in der unteren Hälfte schreibst, nur daß es die Begründung für und nicht gegen die Corioliskraft ist.

Viele Grüße, Arnulf.
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#10
Es bleibt dabei, es hat nichts mit der Corioliskraft zu tun, nur mit der Reibung.

Zitat aus:
Elektrotechnik - Fachbildung Kommunikationselektronik 2, Westermann Verlag

[Bild: ASWestermann.png]

Es sollte dann auch einsichtig sein, das neben der Nadelform auch die Geometrie der Rille oder das Fehlen einer Rille, einen Einfluss auf die Skatingkraft und der nötigen Antiskatingkraft hat.

Nachtrag: Die Skatingkraft würde auch ohne Rotation des Plattentellers, bei geraden Vortrieb der Rille (Nachtrag: Bei tangentialem Spurfehlwinkel von 0) auftreten, wenn die geometrischen Kräfteverhältnisse (Winkelverhältnisse der Kräfte) beibehalten werden.

Gruß Ulrich
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#11
Ich hatte das mit der rillenlosen Einstellplatte in einem RFT-Servicebuch "Fono- und Tonbandgeräte" gelesen. Da steht auch geschrieben, daß der Tonarm bei richtiger Einstellung auf dem Durchmesser der Platte liegen bleiben soll, auf den er gesetzt wurde.
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#12
Dann ist das Fachbuch ungenau, so was soll es ja geben.
Das stimmt nur für das Verhältnis Platte ohne Rille/verwendete Nadel, Platten ohne Rille machen nur für den täglichen Bedarf keinen Sinn.

Wenn die Nadelform

[Bild: Nadelauflagepunkte2.png]

und damit die Reibungsfläche eine Rolle spielen, das ist unter anderem sichtbar an den Antiskatingskalen

[Bild: Antiskatingdispl1.jpg]

vieler Plattenspieler, dann sollte es klar sein das eine Veränderung der Reibungsfläche durch weglassen der Rillen (oder der Oberflächenbeschaffenheit der Platte) ebenso eine Rolle spielt.

Gruß Ulrich
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#13
Ohne jetzt recht haben zu wollen, aber 2 Sachen verstehe ich dann nicht.

Zum einen: Warum wandert dann die Nadel bei einer Rillenlosen Testplatte nach innen?
Ohne die Rille fehlt ja die Kraft, die die Rille ausübt.

Zum zweiten sind es anteilig einige wenige Spieler, die zwei Antiskatingskalen haben. Könnte das nicht andere konstruktive Ursachen haben?

Ein Beispiel sind auch die Technics Disco Dreher. In ihrem vorgesehenen Einsatzzweck werden da dauernd Systeme gewechselt. Typischerweise Otofonsysteme, die sich vor allem durch sphärischen und elliptischen Schliff unterscheiden. Es wäre dem Hersteller in den Jahrzehnten seines Dauer-Erfolges ein leichtes gewesen, dieser Sache Sorge zu tragen und eine zweite Skala anzubringen. Auch die DJ´s hätten sich da längst gemeldet. Viele Geräte in dem Bereich werden in ihrer Form so hergestellt, wie die Nutzer mit ihnen arbeiten wollen. Eine 2te Skala würde da nicht mal was kosten.

Aber zum Eingangs-Thema zurück.
Zur glatten Platte kann ich aus Erfahrung sagen, daß es funktioniert. Dafür aber eine Schneidemaschine der Rohlinge wegen zu kaufen, ist nicht nötig.
Ich besitze sowohl diverse Testplatten, als auch ein paar Maxis mit blanker Rückseite. Es bringt aber mehr Spaß, die Testplatte zu benutzen, da sie ja vorhanden ist. Teuer ersteigern muß man sie deswegen vielleicht nicht, denn letztenendes überprüft man ja nur einmal die Richtigkeit der angebrachten Skalen, um danach dann mit ihnen zu arbeiten. Die Materialveränderung schreitet ja nicht so schnell voran, als daß man andauernd nachprüfen müßte, ob´s noch stimmt.

Viel Spaß, Arnulf.
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#14
Zitat:Araso postete
Warum wandert dann die Nadel bei einer Rillenlosen Testplatte nach innen?
Ohne die Rille fehlt ja die Kraft, die die Rille ausübt.
Faszinierend, so schwer Verständlich hatte ich mir das jetzt nicht vorgestellt.

Einen Versuch mache ich noch.

[Bild: Drehpunkt2.png]

Auf dieser schnell hingeschmierten Zeichnung sieht man einen gekröpften Tonarm und ein Blatt Papier. Die Nadel des Arms liegt auf dem Papier auf.
Wenn das Blatt in Pfeilrichtung gezogen wird (also nicht den Teller drehen), wird am Drehpunkt des Armes ein Drehmoment ausgeübt der die Armspitze nach rechts (bzw. zur Plattenmitte) bewegt.

Das Funktioniert ganz ohne Rotation, nur mit der Reibung zwischen Nadel und Papier.
Wer eine alte Nadel hat kann das gerne am realen Objekt ausprobieren.
Wenn Blätter mit unterschiedliche rauer Oberfläche genommen werden sieht man auch den Unterschied.

Gruß Ulrich
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#15
Dann muß ich mich doch nochmal melden.

Du schreibst in post 005 ausdrücklich " aber die Skatingkraft entsteht durch Reibung der Nadel an den Rillienflanken".
Eine Platte ohne Rillen kann also keine Skatingkraft erzeugen. Soweit mein logisches Verständnis.

Auf deiner Zeichnung spielt es keine Rolle, ob das Papier gerade gezogen wird.
Man sieht genau die Kräfte-Darstellung, die bei einer Platte der Tangente entspricht.

Für deine These müßte man das Papier entlang der Linie zwischen Drehpunkt und Nadel ziehen. Entlang der Kröpfung ist in Tangetialer Richtung (die runde Platte im Hintergrund).
So, wie du ziehst, haben wir wieder eine Winkelgeschwindigkeit. Auch wenn du das Blatt geradeaus ziehst.

Aber ich glaube, die Beschäftigung mit dem Thema ist müssig, schließlich war das ja nicht die Frage. Aber interessant.

Gute Nacht, Arnulf.
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#16
Zitat:Araso postete
Du schreibst in post 005 ausdrücklich " aber die Skatingkraft entsteht durch Reibung der Nadel an den Rillienflanken".
Eine Platte ohne Rillen kann also keine Skatingkraft erzeugen. Soweit mein logisches Verständnis.
Das bezog sich auf das reale Verhältnis einer Platte mit Rillen und der dazugehörigen Skatingkraft.
Eine Platte ohne Rillen hat andere Auflagepunkte der Nadel - eine andere Reibung - eine andere Skatingkraft.

Noch ein Nachtrag: Du hast in deinem Beitrag den folgenden Satz vergessen,

Zitat:uk64 postete

Da die Reibungskräfte ohne Rille andere sind, ist die Methode mit der „Rillenlosen“ Platte auch nichts Hundertprozentiges.
und in diesem Sinne falsch Zitiert.

Genauso besteht zwischen dem Blatt Papier und der Nadel eine (wiederum andere) Reibung und damit eine Skatingkraft.
Die Zugrichtung des Blattes in meiner Zeichnung sollte einem tangentialen Spurfehlwinkel von 0 entsprechen. In der Realität (rotierende Platte) ändert sich dieser Winkel natürlich und hat wiederum einen Einfluss auf die Skatingkraft. Genauso wie sich die Winkelverhältnisse (damit die Kraftverhältnisse) zum Drehpunkt des Armes vom Plattenäußeren bis zum Platteninnern verändern.

Gruß Ulrich
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#17
Hallo zusammen,

warum sollte die Reibkraft bei unterschiedlichen Nadelformen sprich Auflagefläche unterschiedlich sein.
Bei der Berechnung der Reibkraft Fr = Gewichtskraft G x Reibwert µ spielt die
Auflagefläche keine Rolle.
Vielmehr wird die Abtastnadel durch die Rille dauernd in anderen Tangentialwinkeln ausgelenkt, was eine sich dauernd ändernde Geometie bewirkt. Also auch eine sich dauernde Änderung der Skatingkraft (Zentripetalkraft).

Hier wird m. E. die Ursache liegen.

Eine optimale Kompensation der Skatingkraft ist sowieso nicht möglich, also
verwende ich zum Einstellen gerne diese auf vielen Meßplatten in der Plattenmitte vorhandene glatte Piste, da man hier sehr schön sehen kann, wohin der Tonarm driftet. Ein anschliessendes leichtes Überkompensieren bleibt
jedem selbst überlassen.

Zudem befinden sich in meiner Plattensammlung keine kreischenden Sopranistinnen, mit denen sich die Antiskatingeinrichtung justieren lässt.

Gruß Bernd

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#18
Zitat:besoe postete
warum sollte die Reibkraft bei unterschiedlichen Nadelformen sprich Auflagefläche unterschiedlich sein.
Bei der Berechnung der Reibkraft Fr = Gewichtskraft G x Reibwert µ spielt die
Auflagefläche keine Rolle.
Das gilt nur wenn die Kraft senkrecht wirkt und die Oberflächenbeschaffenheit der Körper sich nicht ändert (Reibwert).
Selbst hier kommen noch Druck und Temperaturabhängigkeiten der Materialien hinzu.

Bei einer Nadel in der Rille wirken die Kräfte nicht senkrecht (der Winkel kann sich mit dem Nadelschliff ändern) auf die Auflagepunkte, die Nadelspitze sitzt mit seitlichen Kontaktflächen wie ein Keil in der Rille (incl. Klemmeffekte).
Bei der Schall(Vinyl-)platte kommen aber noch weitere Faktoren hinzu.

PS: Ich schrieb ja oben auch das die Einstellung mit einer Platte ohne Rillen nichts Hundertprozentiges ist, nicht das es gar nicht funktioniert.

Gruß Ulrich
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#19
na immerhin dreht sich die Platte dabei ja wenigstens ... :-)

Es gibt bekanntlich viele Wege die nach Rom führen - aber eure rillenslose Platte gehört IMHO nicht dazu. Vielleicht zu einem Vorort von Rom aber sicher nicht bis zum Petersplatz
Die Gründe hat Ulrich in seinen Ausführungen mehr als deutlich klar gemacht (... immer dieser Ulrich ...).

Meinen Thorens stelle ich übrigens so ein:

Meßschallplatte mit Sinuston,
Amplitudensignal von links und rechts auf Gleichheit (oder Differenzsignal auf Minimum).

Das Signal nehme ich direkt ab Tonabnehmer - es könnte ja Kanalunterschiede im Verstärker geben.

Grüße

Peter
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#20
Hallo,

diese Theorie mit dem Einstellen der Anti-Skating Regulierung auf Rillenlosen Platten entstammt der HiFidelen Steinzeit! Da wusste man es nicht anderst.

Bei einer Diamantnadel die längere Zeit mit falsch eingestellten Anti-Skating benutzt wurde, nützen sich die Flanken der Nadel unterschiedlich ab (dito die Platte), die Nadelspitze selber hat bei einer neuen oder einer Nadel mit ein paar Hundert Laufstunden normalerweise keinen Kontakt zum Plattenboden. Dies tritt erst auf wenn die Flanken total abgeschliffen sind, die Nadelspitze dadurch tiefer in die Rille eintaucht, und das ganze sich zu einer Plattenfräse entwickelt.

Die Spitze der Diamantnadel ist besonders empfindlich, falls diese bei Steinzeitlichen Versuchen auch nur ein wenig abgenützt oder beschädigt wird, wir befinden uns hier im µ-Bereich.
Denn, wenn die abgerundete Spitze ab- oder angeschliffen wird, die Rundung weg ist und wir vielleicht eine scharfe Kante haben, werden dadurch die Rillenflanken beschädigt bzw. abgefräst.

Gruß

Michael-Otto
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#21
Nun ja, bei all meiner Kritik an der rillenlosen Methode, die Gefahr einer Beschädigung der Nadel ist doch äußerst gering.
Die Einstellung dauert ja nicht lange und wird nicht täglich wiederholt.
Die Nadelspitze ist zudem bei keiner Nadel wirklich (zumindest nicht unendlich) spitz.
Bei jedem Auflegen in die Einlaufrille läuft die Nadel zunächst auf der (nicht ganz so spitzen) Spitze.

Edit: Zwei Bilder einer Nadel nach über 1000 Betriebsstunden.

Von “vorne”

[Bild: Nadelbsp1.jpg]

Seitlich, hier erkennt man mit Mühe einen verschleißbedingten Auflagepunkt.

[Bild: Nadelbsp2.jpg]


Gruß Ulrich
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#22
Hallo zusammen,

ich hab' mit einer rillenlosen Maxisingle versucht die Antiskatingkraft einzustellen.
Hierbei bewegte sich komischerweise der Tonarm bei 33/45 1/min an keiner Stellung nur einen Millimeter in Richtung Plattenmitte oder Plattenrand.
Außer man setzt die Nadel bei 45 1/min ganz innen auf und dreht die Antiskatingkraft nach 3, dann läuft der Tonarm nach aussen.

Bei der Messplatte - die dhfi Schallplatte 2 Hörtest- und Meßplatte - , hier liegt der rillenlose Bereich zwischen Platten-Radius 95 mm - 105 mm, driftet der Tonarm bei jeder kleinsten Änderung der Antiskatingkraft entweder nach Innen oder nach Aussen. Wobei sich das Abgleichen bei 33 1/min. feinfühliger
bewerkstelligen lässt, als bei 45 1/min.

Der Einstellregler (LENCO Quarz L-3807) befindet sich anschliesend auf dem Skalenwert ca. 1,75 (Wertebereich 0 - 3) bei bei einer Auflagegewicht der Nadel von ca. 1,5 g.

Bei einem Versuch, die Antiskatingkraft mit einem auf der Platte befindenden Sinuston oder ähnlichem einzustellen, kam ich zu dem Ergebnis, daß sich dies mit der vorhandenen Platte nur mühsam bewerkstelligen läßt. Die Länge der Sinustöne ist entweder zu kurz, nur links oder rechts, gleitend, o. ä..

Beim der Verwendung des Abtasttests - auch hier ist die Dauer der Sinustöne zu kurz - sehe ich auf meiner Pegelanzeige (WaveLab eingestellt auf -6 ...0 dB,
1 db entpricht dann auf meinem Monitor 55 mm) mit viel gutem Willen beim Verstellen eine Änderung zwischen linkem und rechten Kanal und komme beim Versuch der Einstellung der Antiskatigkraft auf einen Wert von ca. 1,5 ... 2,0.

Fazit für mich, nimm die Messplatte mit dem vorhandenen Antiskatingtest, auch wenn es "steinzeitlich" ist und gut ist.

Gruß Bernd

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#23
Hallo Ulrich,

leider sagen Deine Bilder nichts über den Nadelzustand aus.
Nadeln überprüft man immer in der draufsicht, von links und rechts gut ausgeleuchtet und bei ca. 150-200 facher Vergrößerung.

Gruß

Michael-Otto
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#24
Das die Bilder zur Beurteilung nicht taugen ist klar, es war nur eine nachträglich eingefügte Spielerei.
Das Problem bei der Herstellung dieser Bilder mit dem Lichtmikroskop ist der Fokus, das Bild muss bei mir auf einer Ebene liegen um scharf zu sein, ich muss die Nadel immer so drehen das dieser Fall eintritt.
Bei der Draufsicht ist das dann leider nicht mehr der Fall, wenn die Spitze scharf ist kann man etwas “tiefer” nichts mehr erkennen. Ein dreidimensionales Objekt kann ich mit meiner Apperatur nicht Abbilden.

Gruß Ulrich
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#25
Zitat:uk64 postete
Dann ist das Fachbuch ungenau, so was soll es ja geben.
Das stimmt nur für das Verhältnis Platte ohne Rille/verwendete Nadel, Platten ohne Rille machen nur für den täglichen Bedarf keinen Sinn.

Wenn die Nadelform

[Bild: Nadelauflagepunkte2.png]

und damit die Reibungsfläche eine Rolle spielen, das ist unter anderem sichtbar an den Antiskatingskalen

[Bild: Antiskatingdispl1.jpg]

vieler Plattenspieler, dann sollte es klar sein das eine Veränderung der Reibungsfläche durch weglassen der Rillen (oder der Oberflächenbeschaffenheit der Platte) ebenso eine Rolle spielt.

Gruß Ulrich
Hallo Ulli,

letzteres Bild ist mehr irreführend denn zielgerichtet....
denn bedenke, die Sugestion aus diesem Bild wäre, je schärfer der Schliff, desto höher die Reibungskräfte in der Rille (und deshalb auch die Skatingkraft)..... Dem ist aber nicht so, sondern das Gegenteil ist der Fall...
Bei Schliffen wie z.B. Gyger, vdH, Fineline oder MR muss die Antiskating zurückbenommen werden..... sie besitzen zwar den wesentlich schärferen Schliff, haben aber dadurch auch die größere Kontaktfläche in der Rille, wodurch die Punktuelle Auflagekraft geringer ist und dadurch auch die Reibung in der Rille (Skatingkraft).

Zitat:Jürgen Heiliger, im New-Hifi-classic
Antiskatingkrafteinstellung

Dazu sollte man auch nun etwas weiter ausholen.
Was ist eigentlich die Skatingkraft und wodurch wird sie beeinflusst. Durch die Bewegung des Plattentellers und der Rillenmodulation der Platte und der Kreisbahn auf der sich ein Drehtonarm sich befindet entsteht eine Kraft die den Tonarm in Richtung Plattentellermitte zieht, die man Skatingkraft nennt. Mit der Antiskatingkraft wirkt man dieser entgegen.

Man liest vielfach, man nehme die Antiskatingkraft gleich der Auflagekraft, und stelle sie entsprechend, ob man nass oder trocken seine Platten abspielt, ein. Und überprüfe diesen Wert bei einer Messschallplatte, die ein entsprechendes Messfeld besitzt.

Dies kann so nicht stehen bleiben.

Denn diese Prüffelder haben keinerlei Rillenmodulation, d.h. sie haben eine völlig glatte Oberfläche und befinden sich je nach Hersteller der Platte an unterschiedlichen Stellen auf der Platte.
Weiterhin ist die Skatingkraft eine Kraft die sich kontunuierlich verändert, dem Entsprechend kann die Antiskating nur angenähert werden. Auch zu berücksichtigen ist das für die Skatingkraft noch zwei weitere entscheidende Faktoren eine große Rolle spielen. 1. Die Rillenmodulation, 2. die Stellung des Tonarms auf der Platte und 3. (gering) der Nadelschliff des Tonabnehmers.

Als gute Möglichkeit habe ich für mich heraus gefunden die Antiskatingkraft mit dem Prüffeld der Tiefenabtastfähigkeit ein zu stellen. Als Frequenz wird hier meist 300 Hz genommen und das Signal wird mit immer größerer Auslenkung (Pegel) in die Rille geschnitten. Bei "falsch" eingestellter Antiskating werden die Verzerrungen nie gleichzeitig hörbar, immer zuerst nur auf einem Kanal. Der andere Kanal verzerrt erst bei der nächsten oder übernächsten Pegelstufe. Über den Kopfhörer abgehört erkennnt (hört) man sehr schnell auf welchem Kanal die Verzerrungen eher anfangen. Nun also die Antiskating solange verändert bis die Verzerrungen auf beiden Kanälen gleich schnell anfangen.
Mit dieser Methode hat man zumindestens alle Faktoren berücksichtigt die sich während des Abspielens nicht mehr verändern. Wenn sich nun dieses Prüffeld noch im Bereich des Nulldurchgangs des Tonarms befindet hat man zumindestens auch die Sicherheit, das die Antiskatingkraft entsprechend des Spurwinkelfehlers sich verhält.
Anmerkung: Bei besonders schafen Schliffen, vdHul und dessen Derivate, stellte es sich als besser heraus den oben so gefundenen Wert um 25% zu verringern, da der üblicherweise auf Platten befindliche Pegel geringer ist wie bei den Testplatten.

Erst ein mit der richtigen Auflagekraft und Antiskatingkraft eingestellter Tonabnehmer wird mit einem sauberen Stereo Bild und geringsten Verzerrung belohnen.
Übrigens kommen laut Ari vdHul 2/3 aller Tonabnehmer, die ihn zur Überprüfung erreichen, unter dem Mikroskop angesehen, mit zu hoch eingesteller Antiskating daher.....

Gruß
Jürgen
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#26

Nun bin ich kein Vinylanhänger (das meiste ist schon weiterverschenkt), aber nach der Lektüre dieses Fadens bin ich doch sehr froh, daß die paar Abtastungen im Jahr, die es nun mal gibt, der kurze, skatingfreie Tonarm des Tangential-ReVox vollbringen darf.

Da hat zwar das Servosystem ab und an kleine Macken/Mucken, aber im  großen und ganzen funktioniert es seit Jahrzehnten ärgerfrei und zuverlässig.

Die darin angewandte 'Magnetführung' kenne ich übrigens erst seit Anfang des Jahres, als der Explosionsdarstellungs-Zeichner RogerT. und der Magnetkonstrukteur Zwicky uns die Angelegenheit erläutert haben.

In diesem Zusammenhang fiel, glaube ich, der Satz: "die geringste Reibung ist unerträglich". Was für ein Satz!

PvS

©DK1TCP
Klasse CH-Parts, ultimative 810-MPU, nomen est omen und eine Klarstellung sowie meine Remanenzreferenz & was nWb/m sind... und zur Rezenz... 'günstige' B-67...
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#27
Zitat:n diesem Zusammenhang fiel, glaube ich, der Satz: "die geringste Reibung ist unerträglich". Was für ein Satz!
Wie schon mein Physiklehrer sagte:

"Wo sich zwei Gegenstände aneinander vorbeibewegen, ist Reibung.
Reibung ist überall.
Ist aber nicht schlimm.....ohne Reibung kein Vergnügen!"





Aber um noch einen draufzusetzen, behaupte ich mal, daß die Kröpfung des Tonarms in keinster Weise sich auf die Kräfteverteilung im drehenden System auswirkt.

Es sind lediglich die drei Punkte
der Drehachse des Plattentellers,
des Tonarms
und des Auflagepunktes der Nadel relevant.
Definiert durch ihre Winkel und Abstände zueinander.

In welchem Weg sich der Tonarm von der Achse zur Nadel schlängelt, gekröpft, gebogen oder S-Schlag, spielt für die auftretenden Kräfte keine Rolle.

Lediglich die Ausrichtung der Nadel (die ja in sich auch wieder einen Hebel darstellt) in Bezug auf die Laufrichtung hat natürlich einen Einfluß auf die Bewegung, die sie dann letztendlich beim Abspielen macht.
Aber das kann man genausogut an einem schnurgeraden Tonarm mit leicht verdreht an der Spitze montiertem System erreichen.

Die Formgebung der Arme folgt fast ausschließlich ästhetischen Prämissen.
So wie der bekannte Tonarm-S-Schlag am Ende der Blütezeit der Dreher.


Aber wieso eigentlich so viel Aufwand um eine Platte ohne Rillen?
Das Ganze sollte doch auch mit jedem glatten Material ausreichender Härte und einem Loch in der Mitte zu erreichen sein?
Normales Hart-PVC z.B.

Oder für die Voodoos:
Die Plexiglasausführung mit Aufdruck ihrer Lieblingsmarke und makro-ionisierend behandelt (Für nur 600,-EUR bei mir im Shop)
Bert
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#28
@ Jürgen,
was du schreibst ist richtig, es ging mir nur darum, das der Nadelschliff einen Einfluss hat.
Das Bildchen war nur ein Beispiel, ich hatte auf die Schnelle nichts Besseres gefunden.
Der JVC, von dem das Bild stammt, ist der einzige Plattenspieler in meinem Besitz.
Ich gehöre nun mal nicht zu den Vinylbegeisterten.
Wenn nur eine Skala vorhanden ist steht häufig in der BA für welchen Nadelschliff die Skala gilt, das ist in der Regel für sphärische Nadeln.
Bsp. Thorens TD318:

[Bild: TD318SkatingBA.png]

Zitat:Huubat postete
Aber um noch einen draufzusetzen, behaupte ich mal, daß die Kröpfung des Tonarms in keinster Weise sich auf die Kräfteverteilung im drehenden System auswirkt.
Der Winkel der Kröpfung hat was mit der Skatingkraft zu tun, das drehende System ist hier (für die Skatingkraft) nur der Tonarm und nicht der Plattenteller.
Die Nadel wird durch Reibung nach vorne (aus Sicht der Nadel/des Abtaster) gezogen, die Richtung dieser Kraft führt nicht durch den Drehpunkt des Armes, es entsteht ein Drehmoment.

Zitat:Huubat postete
In welchem Weg sich der Tonarm von der Achse zur Nadel schlängelt, gekröpft, gebogen oder S-Schlag, spielt für die auftretenden Kräfte keine Rolle.
Ja, so ist es.
Allerdings hat die Masse des Tonarms was mit dem dynamischen Verhalten (Trägheit) zu tun.
Ein S- Förmiger Arm hat in der Regel eine höhere Masse.

Zitat:Huubat postete
Aber das kann man genausogut an einem schnurgeraden Tonarm mit leicht verdreht an der Spitze montiertem System erreichen.
Das ist dann nichts anderes als eine Kröpfung.

Gruß Ulrich
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#29
Hallo Plattenmacher,

bin kein Plattenspieler- Experte, aber ich kenne die Erklärung etwa so:

Durch Reibungskräfte beim Abtasten wirkt eine Kraft „F“, welche tangentiale Richtung zur Plattenrille hat.
Der vordere Teil des Tonarms, der gekröpft ist, hat, bis auf die Spurwinkelabweichung, fast die gleiche Richtung wie die Tangente der Plattenrille, die gerade durchlaufen wird.
Somit wirkt die Kraft „F“ praktisch in Richtung des gekröpften Tonarmteils und kann nicht vollständig vom Tonarmlager aufgefangen werden, weil dieses nicht in geradliniger Verlängerung zum gekröpften Tonarmteil liegt.
Die Kraft „F“ kann über ein Kräfteparallelogramm zerlegt werden in die Komponenten „FT“ (Kraft in Richtung Tonarmlager --> Nadelauflagepunkt) und „FS“ (Skatingkraft in Richtung Nadelauflagepunkt --> Plattendrehpunkt).
„FT“ kann vollständig vom Tonarmlager aufgenommen werden, die Skatingkraft „FS“ jedoch drängt den Tonarm in Richtung Plattenzentrum.
Die Skatingkraft ist von Verrundungsradius der Nadel, der Nadelform, Auflagekraft, Abspielgeschwindigkeit und Modulationsschnelle der Rille abhängig.
Beim Nassabspielen veringert sich die Skatingkraft um ca. 10%.
Die Wirkung der Skating- bzw. Antiskatinkraft kann gemessen werden.
Hierfür bietet z.B. die Fa.Shure einen Messaufsatz an, der die Kraft direkt anzeigen kann.

[Bild: Skatingkraft.3.png]

Übrigens hatten wir das Thema schon früher z.B.:

http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...eadid=1420
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